1941 - Antifa-Info

Werbung
Erster Teil - die Zeit davor
Bisher war Hitler mit seiner Vabanque-Politik erfolgreich. Er riskierte seit der Besetzung des Rheinlandes im Jahre 1936 hoch und siegte, weil die anderen Staaten ständig vor kriegerischen Konsequenzen zurück schreckten.
Das Jahr 1941 brachte den Umschwung. Obwohl es auch den Nazis klar war, dass ein Zweifrontenkrieg
nicht führbar sei, bereitete man sich doch auf einen Angriff gegen die Sowjetunion vor, ohne vorher England ausgeschaltet zu haben. Die dilettantische Kriegsführung der SU gegen Finnland im Winter 1940 (überlegene sowjetische Einheiten konnten sich lange nicht gegen die die Geländevorteile nützenden Finnen durchsetzen)
mag Hitler in der Überzeugung bestärkt haben, auch Moskau sei mittels eines "Blitzkrieges" in kurzer Zeit niederzuwerfen, zudem wurden die Möglichkeiten der Sowjetunion massiv untergeschätzt.
Der Kampfwert der Roten Armee war 1941 weit vom Optimum entfernt, während des Krieges wird die Mannschaftsstärke - trotz schwerster Verluste in der Anfangsphase - deutlich gehoben, die Leistung der Rüstung wesentlich gesteigert werden.
So begann das Jahr 1941 mit der Konstellation: England unbezwungen, die Vorbereitung des Angriffes auf die
durch Freundschaftsvertrag mit Deutschland verbundene UdSSR im Laufen.
In einem Tagesbefehl zum 1. Jänner kündigt Hitler an: "Das Jahr 1941 wird die Vollendung des größten
Sieges unserer Geschichte bringen!"
Zum Luftkrieg kann man auch noch renommieren: Laut eines Berichtes des OKW habe man seit August 1940
43.000 Tonnen Sprengbomben und 1.600 Tonnen Brandbomben auf über 2.000 Ziele in Großbritannien abgeworfen (diese Zahlenangaben dürften etwas übertrieben sein).
Die Siegeszuversicht zeigt sich auch in den neuen Staatsanleihen: Statt bisher 4,5 werden die neuen nur noch mit
3,5% jährlich verzinst.
Flieger am Himmel werden zum Kriegsalltag werden
Noch sind die deutschen Flugzeuge öfters über England als umgekehrt, im Laufe des Jahres wird sich das ändern.
Die "Luftschlacht um England" endete mit einem Sieg der Royal Air Force, Göring hatte (wie meistens) den
Mund zu voll genommen - in der zweiten Jahreshälfte wird die Luftwaffe zu großen Teilen an die neue Kriegsfront im Osten verlegt werden - der deutschen Öffentlichkeit wird die Einsicht in das geänderte Kräfteverhältnis
im Luftkrieg schwer gemacht, es wird sehr lange dauern bis man die westalliierte Luftüberlegenheit realisiert haben wird.
1
Bahnbenutzer werden auf Aushängen gewarnt
Am 6.1. erklärt der amerikanische Präsident Roosevelt, man werde die demokratischen Staaten durch Waffenlieferungen unterstützen.
Am 8.1. erklärt Hitler gegenüber den Militärbefehlshabern Raeder, Keitel und Jodl, die Lage könne sich für
Deutschland nicht mehr ungünstig entwickeln und ein erfolgreicher Kriegszug gegen die Sowjetunion sei notwendig und möglich. Zur Unterstützung Italiens wird am 9.1. die Entsendung eines Panzersperrverbandes nach Libyen
angeordnet. Am 10.1. wird ein wesentlich erweitertes Wirtschaftsabkommen mit der Sowjetunion abgeschlossen.
Die Umsiedlung von jeweilig der anderen Seite zuzurechnenden Volksangehörigen aus dem Bereich in und um
die baltischen Staaten wird vereinbart. Der rumänische Staatschef Antonescu sagt am 14.1. Hitler seine Unterstützung bei einem deutschen Angriff auf die Sowjetunion zu.
Im Jänner 1941 sind bereits mehr als 1,3 Millionen ausländische Arbeitskräfte in Deutschland beschäftigt.
Mussolini beichtet Hitler am 19.1. seine militärischen und politischen Schwierigkeiten. Italien wird keine Alleingänge mehr unternehmen (wie zuletzt den gescheiterten Angriff auf Griechenland), in Hinkunft werden Deutschland und Italien im Mittelmeerraum gemeinsam den Krieg weiterführen, aber unter deutscher Führung.
Zum Jahrestag der "Machtergreifung" am 30. Jänner sagt Hitler: "Der Nationalsozialismus wird die kommenden Jahrtausende der deutschen Geschichte bestimmen. Er ist nicht mehr wegzudenken." Einen Tag später liegt der erste fertige Entwurf für den "Fall Barbarossa", dem Krieg gegen die UdSSR vor, damit ist die
Verkürzung der auf Jahrtausende geplanten NS-Geschichte vorgegeben.
Welcher Schwachsinn zum Staatspolitikum werden konnte, belegt die Verfügung von Goebbels, dass von Tanzkapellen keine Musik mit verzerrten Rhythmen, mit atonaler Melodieführung und mit gestopften Hörnern gespielt
werden dürfe.
2
Nachdem die Italiener in Nordafrika von den Engländern eine Reihe von Niederlagen einstecken mussten, übernimmt Generalleutnant Rommel am 15.2. das Kommando über das "Deutsche Afrika-Korps".
Szenen aus den Wüstenkriegen
im Wüstenkrieg werden als Transportmittel auch Kamele eingesetzt
Bulgarien tritt am 1.3. dem Dreimächtepakt (Deutschland-Italien-Japan) bei. Die Sowjetunion hatte Bulgarien
bisher als seinem Einflussgebiet zugehörig angesehen. Die 12. Deutsche Armee beginnt vereinbarungsgemäß am
2.3. mit dem Einmarsch in Bulgarien.
Am 1.3. besichtigt SS-Führer Heinrich Himmler das KZ Auschwitz und ordnet die Errichtung des Lagers
Auschwitz-Birkenau an.
der Eingang zum KZ Auschwitz I
3
manches liest sich heute skurril, wie hier die Erfassung der Hunde für den Kriegseinsatz - rechnete man damit,
dass die Wehrmacht "auf den Hund" kommen werde?
Am 4.3. ordnet Himmler die Erstellung einer "deutschen Volksliste" in den Ostgebieten an. "Eindeutschungsfähige" sollen in vier Klassen eingestuft werden. Die Groteske dazu: In den Neunzigerjahren des 20. Jahrhundert
konnten Polen, die (oder deren Vorfahren) von der SS in diese Volksliste eingetragen worden waren, als Volksdeutsche um Einwanderung in die BRD nachsuchen. Das SS-Rasse- und Siedlungshauptamt regelte also auch 50
Jahre nach dem SS-Verbot noch die Einwanderung nach Deutschland.
mit soviel Treue war 1945 nicht zu rechnen gewesen!
Am 4.3. erklärt der jugoslawische Prinzregent Paul seine Bereitschaft für einen Beitritt zum Dreimächtepakt.
Am 6.3. wird die "Weisung 1" für den "Fall Barbarossa" an die Frontbefehlshaber ausgegeben.
Am 11.3. tritt in den USA das Leih- und Pacht-Gesetz (Lend-and-lease-act) in Kraft, das den Präsidenten ermächtigt, alle Staaten, die ihre Verteidigung im Interesse der USA führen, mit Kriegs- und Versorgungsgütern zu beliefern.
Die deutschen Schlachtschiffe »Scharnhorst« und »Gneisenau« laufen am 22.3. nach Abschluss ihrer Atlantikunternehmung in Brest ein, sie haben seit ihrem Auslaufen am 4. Februar 22 Schiffe mit zusammen rund 116 000
Bruttoregistertonnen versenkt. Auch andere Schiffe konnten Seesiege melden, der Völkische Beobachter berichtet
über die Schlacht im Atlantik.
4
Jugoslawien tritt dem Dreimächtepakt am 25.3. bei. Die Achsenmächte verzichten im Vertrag ausdrücklich auf
ein Durchmarschrecht durch jugoslawisches Staatsgebiet.
diese Meldung war voreilig ...
Am 27.3. kommt es allerdings in Belgrad zu einem Staatsstreich mit deutschfeindlichen Kundgebungen. Hitler
ordnet sofort an, dass zeitgleich mit dem geplanten Angriff auf Griechenland auch Jugoslawien als Staatsgebilde
zu zerschlagen ist.
Am 30.3. findet in der Reichskanzlei eine Versammlung aller für den "Russlandfeldzug" vorgesehenen höheren
Befehlshaber statt. Der Kommunismus sei eine ungeheure Gefahr für die Zukunft, man müsse daher vom Standpunkt des soldatischen Kameradentums abrücken, es handle sich um einen Vernichtungskampf. Die unendliche
Weite des Raumes mache die Konzentration von Panzer und Luftwaffe auf entscheidende Punkte nötig. Die bolschewistischen Kommissare und die kommunistische Intelligenz müssten vernichtet werden. (Kommissarbefehl:
"Politische Hoheitsträger und Leiter (Kommissare) sind zu beseitigen.")
Ende März beläuft sich die Reichsschuld auf fast 86 Milliarden Reichsmark.
2.4.: Im Irak putscht sich der deutschfreundliche Ali el Ghailani an die Macht. Am 4.4. besetzen deutsche Truppen
in Nordafrika Benghasi, anlässlich des Besuches des japanischen Außenministers Matsuoka in Berlin drängt ihn
Hitler zu einem Angriff auf Singapur und deutet ihm die Absicht eines Angriffes auf die Sowjetunion an. Die Briten nehmen am 5.4. den Italienern die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba ab.
Am 6. April beginnt ohne vorherige Kriegserklärung der deutsche Angriff auf Jugoslawien und Griechenland.
Belgrad wird schwer bombardiert. In einem Aufruf "An das deutsche Volk" erklärt Hitler, der Staatsstreich in Belgrad vom 27.3. sei von "den gleichen Kreaturen inszeniert, die schon im Jahre 1914 durch das Attentat von Sarajevo die Welt in namenloses Unglück gestürzt hatten." Die Sowjetunion schließt einen Freundschaftsvertrag mit
Jugoslawien. Bereits am 9.4. werden im Balkankrieg entscheidende Erfolge erzielt, Saloniki wird besetzt, die
griechische Armee in Ostmazedonien kapituliert, verschiedene jugoslawische Städte werden besetzt. General
Kwaternik deklariert am 10.4. einen "unabhängigen und selbständigen Staat Kroatien". In Südserbien löst sich
die jugoslawische Armee auf. Die deutschen und italienischen Truppen rücken weiter erfolgreich vor. Am 11.4.
erklärt Reichsverweser Horthy den Eintritt Ungarns auf der Seite der Achsenmächte in den Krieg. Hitler verlegt
sein "Führerhauptquartier" in einen Sonderzug, der in Mönchskirchen (in der Nähe von Wr.Neustadt) stationiert
wird.
drei Verbündete Hitlers: Miklos Horthy, Ante Pavelic und Ion Antonescu
Der ungarische Reichsverweser Miklos Horthy (1868-1957) hatte nach dem 1. Weltkrieg die ungarische Räterepublik beseitigt und sich dann selber als "Reichsverweser" für den ungarischen König eingesetzt - der österreichisch-ungarische Kaiser und König Karl durfte allerdings nicht an die Macht zurückkehren. Wie in Spanien ergriffen auch in Kroatien die Klerikalfaschisten die Macht - Ante Pavelic (1898-1959), katholischer Diktator,
Poglavnik (Führer) der "Ustascha"-Bewegung. Beide konnten sich nach 1945 ihrer Verantwortung für ihre
Verbrechen mit Hilfe der katholischen Kirche gänzlich entziehen. Der Dritte im Hitler-Bunde ist der rumänische
"Conducator" (=Führer) Ion Antonescu (1882-1946), er wurde anfangs von der faschistischen "Eisernen Garde"
unterstützt, als diese aber 1941 zu putschen versuchte, regierte Antonescu bis zu seinem Sturz 1944 auf das Militär gestützt, nach 1945 wurde er zum Tode verurteilt und erschossen.
5
In Nordafrika schließen die Deutschen Tobruk ein (12.4.). Im Jugoslawienkrieg wird Belgrad besetzt (13.4.).
Zwischen der Sowjetunion und Japan wird ein Neutralitätspakt abgeschlossen. Damit sinken Hitlers Hoffnungen, durch einen Angriff Japans in Sibirien könnte die UdSSR in einen Zweifrontenkrieg gezwungen werden.
Am 15.4. wird Kroatien von Deutschland, Italien und der Slowakei als selbständiger Staat anerkannt.
Die jugoslawische Armee kapituliert am 17.4. bedingungslos, 344.000 jugoslawische Soldaten sind in Gefangenschaft. Der jugoslawische König Peter II. und Ministerpräsident Simowitsch fliehen nach Athen. Am selben
Tag beginnt die Verlegung von Teilen der Luftwaffe nach Osten in Vorbereitung des Angriffs gegen die UdSSR.
Bulgarische Truppen marschieren in Mazedonien ein (19.4.). Dem Land sollen dafür nach dem Sieg Teile Mazedoniens und Thrakiens zufallen.
Zu Hitlers 52. Geburtstag wird Göring lyrisch: "So weit die deutsche Zunge klingt, schlagen in Europa in Nord
und Süd, in Ost und West und über die Meere hinaus die Herzen aller Deutschen dem Verteidiger der deutschen
Ehre und Freiheit und dem Garanten der Zukunft in unwandelbarer Liebe und unauslöschlicher Dankbarkeit entgegen." Mag die Behauptung, es habe sich um die Herzen aller Deutschen gehandelt, auch propagandistische Übertreibung sein: Eine beträchtliche Mehrheit der Bevölkerung hat "der Führer" sicherlich hinter sich.
Gegen London wird am 20.4. ein besonders schwerer Luftangriff geflogen (712 Flugzeuge werfen fast 1200 Tonnen Bomben ab).
Am 21.4. kapituliert die griechische Epirus-Armee. Am 25.4. ordnet Hitler die Besetzung Kretas an.
Ende April gibt es in Deutschland 1,350.000 Kriegsgefangene und 1,510.000 ausländische Arbeitskräfte.
Am 26.4. wird das "Führerhauptquartier" in "Niederdonau" wieder aufgelöst. Am nächsten Tag wird auf der Akropolis die Hakenkreuzfahne gehisst.
Auf einem Vortrag in Saarbrücken nennt Staatsminister1 Schmitthenner als Sinn des gegenwärtigen Krieges:
1. Vollendung des Großdeutschen Reiches und Volkes, 2. Befriedung und Ordnung Europas, 3. Sicherung
des nordischen Blutes.
Der deutsche Botschafter in Moskau, Schulenburg, versucht am 28.4. Hitler vergebens vom Friedenswillen der
Sowjetunion zu überzeugen. Am 30.4. legt Hitler als Angriffsdatum den 22. Juni fest.
In Athen wird von der deutsch-italienischen Besatzungsmacht eine neue griechische Regierung eingesetzt.
Die Operationen in Griechenland werden am 2.5. beendet. Auch im Balkankrieg hatte das Konzept des "Blitzkrieges" funktioniert - keine Stellungskämpfe, sondern rasche Durchbrüche, massiver Luftwaffeneinsatz zur Unterstützung der motorisierten Bodentruppen.
Am 3.5. wird Slowenien zur italienischen Provinz Laibach erklärt. Vor dem Reichstag hält Hitler einen "Rechenschaftsbericht" zum Balkankrieg, die deutsche Wehrmacht habe sich selbst übertroffen, dem deutschen Soldaten
sei nichts unmöglich. "Das Deutsche Reich und seine Verbündeten stellen militärisch, wirtschaftlich und vor allem moralisch eine Macht dar, die jeder denkbaren Koalition der Welt überlegen ist."
Am 5.5. zieht, nach der weit gehenden Vertreibung der Italiener, Kaiser Haile Selassie wieder in die äthiopische
Hauptstadt Addis Abeba ein.
Auf Kreta wird eine neue griechische Regierung gebildet, die den Kampf gegen die Achsenmächte fortsetzen will.
Die bisher stärksten Attacken der englischen Luftwaffe auf Deutschland erfolgen am 9.5. Von 359 Flugzeugen
werden Hamburg und Bremen angegriffen.
An diesem 9. Mai gelingt der britischen Marine aus einem sinkenden deutschen U-Boot die Bergung der Chiffriermaschine "Enigma" samt allem Zubehör. Nun ist der Funkverkehr der Deutschen dechiffrierbar: "Feind hört
mit!" Das ermöglicht den alliierten Streitkräften ein wesentlich zielgerichteteres Vorgehen gehen U-Boote und
Flugzeuge, den Alliierten gelingt es zudem, das Knacken des Funkcodesystems völlig geheim zu halten, deutschseitig kann man sich die steigenden Erfolge der Feinde nicht erklären und vermutet sie hauptsächlich im ebenfalls
hilfreichen RADAR-System.
Einen bisher nicht restlos geklärter Vorgang gibt es am 10. Mai: Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß fliegt mit einer
für Langstreckenflüge umgebauten Messerschmitt 110 Richtung Großbritannien und landet gegen 23Uhr im
schottischen Dungavel. Vermutlich wollte der Vizehitler auf eigene Faust einen Separatfrieden mit England aushandeln. Die Kritik Hitlers in "Mein Kampf" an der Politik des Kaiserreiches, "wollte man in Europa Grund und
Boden, dann konnte dies im großen und ganzen nur auf Kosten Russlands geschehen, dann musste sich das neue
Reich wieder auf der Straße der einstigen Ordensritter in Marsch setzen, um mit dem deutschen Schwert dem
deutschen Pflug die Scholle, der Nation aber das tägliche Brot zu geben. Für eine solche Politik allerdings gab es
in Europa nur einen einzigen Bundesgenossen: England. Nur mit England allein vermochte man, den Rücken gedeckt, den neuen Germanenzug zu beginnen", dürfte Heß sehr verinnerlicht gehabt haben.
1
Staatsminister: leitendes Mitglied einer deutschen Landesverwaltung
6
Heß bei seinem letzten öffentlichen Auftritt, mit einem umgebauten Jäger Me 110 flog er nach Schottland
Hess war - wie Himmler - stark abergläubisch, angeblich soll ihn das obige Horoskop, das für den 10.5.1941 eine
Zusammenballung von Planeten zeigte, zu seinem Flug animiert haben ...
Die Vermutung, dass er im Auftrag Hitlers handelte, ist zwar nicht gänzlich von der Hand zu weisen, dagegen
spricht aber, dass bereits vor der britischen Bekanntgabe der Landung von Heß in Deutschland parteiamtlich davon gesprochen wird, dieser sei "Opfer von Wahnvorstellungen" und zeige Spuren "geistiger Zerrüttung". Seine
Dienststelle wird aufgelöst und durch eine von Martin Bormann geleitete "Parteikanzlei" ersetzt. Als am 13.5. die
Engländer die Gefangennahme von Heß bekannt geben, wird nochmals von der NSDAP-Parteikorrespondenz
gemeldet, dieser habe unter Wahnvorstellungen gelitten. Zur Stimmungslage im Falle Heß.
Die "Sicherung des griechischen Raumes" wird künftig den Italienern zufallen (17.5.). Am nächsten Tag kapitulieren in Äthiopien die italienischen Hauptstreitkräfte. In einem italienisch-kroatischen Grenzvertrag erhält Italien
fast das ganze dalmatinische Küstengebiet und die meisten Adria-Inseln.
Nach dem 19.5. flauten die schweren deutschen Luftangriffe gegen England erheblich ab, weil jetzt beträchtliche
Luftwaffenteile nach Osten verlegt wurden. Der letzte Großangriff auf London war am 11.5.
Am 20.5. beginnt die deutsche Luftlandung auf der Insel Kreta, deutsche Fallschirmjäger landen unter großen
Verlusten auf der Insel
Die arabische Unabhängigkeitsbewegungen gegen England sollen laut einer Weisung Hitlers vom 23.5. verstärkt
unterstützt werden, speziell dem Irak komme dabei besondere Bedeutung zu.
Am 27.5. versenken nach tagelangen Kämpfen britische Luft- und Seestreitkräfte 400 Seemeilen
westlich von Brest das größte und modernste deutsche Schlachtschiff, die »Bismarck«. Damit muss
deutschseitig der Versuch, durch Großkampfschiffe
eine Entscheidung in der Schlacht im Atlantik zu
erreichen, als gescheitert gesehen werden. Man verlegt sich noch mehr auf den U-Boot-Krieg.
Befehl an die Royal Navy: "Sink the Bismarck"
Die neue deutschfreundliche und antibritische Regierung im Irak wird am 30.5. wieder gestürzt.
7
Carl Friedrich Goerdeler (1884 - 1945, als Teilnehmer am Juli-Putsch von 1944 hingerichtet), Politiker der
Deutschnationalen Volkspartei, von 1930 bis 1937 Oberbürgermeister von
Leipzig, dann auf Distanz zum Nationalsozialismus, knüpfte Kontakte zu hitlerkritischen Militärs und legt Ende Mai den Briten einen Friedensplan der bürgerlich-konservativen Opposition vor: Deutschland in den Grenzen von 1914, plus
Österreich und das Sudetenland, Rückgabe der deutschen Kolonien, keine
Kriegsentschädigungen. Bei den Briten rufen solche Maximalpläne allerdings
kein Interesse an einer Zusammenarbeit mit der deutschen Opposition hervor.
Goerdeler hatte wohl die Realität nicht richtig erfasst: Auf Hitlers momentaner
Stärke aufbauende Zukunftspläne der Hitleropposition diskreditierten diese statt eine Alternative aufzuzeigen, über die man sprechen könnte.
Die Eroberung Kretas wird am 2.6. abgeschlossen.
Der Einsatz der Fallschirmjäger war erfolgreich, hat
aber hohe Verluste gefordert, über 40% der Soldaten
der eingesetzten Luftlandedivision waren gefallen oder verwundet, Kreta sollte der
einzige Großeinsatz deutscher Fallschirmjäger bleiben. Diese Luftlandeoperation gehört zu den militärischen Heldengeschichten des 2. Weltkrieges, vom Fallschirmjäger,
der auf Kreta auf der Wacht steht, sang man im österreichischen Bundesheer noch
lange, vielleicht singt man sogar heute noch davon.
Am 3.6. bricht die UdSSR die diplomatischen Beziehungen zur griechischen Exilregierung in Kairo ab.
Auf Befehl Hitlers wird die Aufführung und schulische Behandlung von Schillers
Drama Wilhelm Tell verboten.
Der ehemalige deutsche Kaiser Wilhelm II. stirbt am 4.6. in seinem holländischen Exil. Hitler kondoliert.
Am 12.6. wird dem rumänischen Staatschef Antonescu die Rückgewinnung Bessarabiens in Aussicht gestellt:
Der Preis ist die Teilnahme am Angriff gegen die UdSSR. Der Rumäne sagt definitiv die Mitwirkung zu. Kroatien
tritt am 15.6. dem "Drei-Mächte-Pakt" bei. Am 17.Juni gibt Hitler den endgültigen Befehl für den Angriff auf die
Sowjetunion, das "Unternehmen Barbarossa" wird am 22.6. um drei Uhr früh gestartet. Noch am 14.6. dementierte die sowjetische Nachrichtenagentur TASS Berichte über bedrohliche deutsche Truppenkonzentrationen an der
sowjetischen Grenze.
In Ankara wird am 18.6. ein deutsch-türkischer Freundschaftsvertrag unterzeichnet.
Mussolini wird von Hitler erst am 21.6. über den bevorstehenden Angriff gegen die UdSSR informiert.
Zweiter Teil - der Kriegsbeginn
Sonntag, 22.Juni: Ohne Kriegserklärung beginnt um 3h15 morgens der Angriff auf die Sowjetunion. 152 Divisionen und 4.800 Flugzeuge mit zusammen mehr als drei Millionen Soldaten eröffnen die Kampfhandlungen. Um
6h wird eine dem sowjetischen Botschafter in Deutschland überreichte Note bekannt gegeben, darin heißt es u.a.,
die Sowjetregierung habe sich "entgegen allen von ihr übernommenen Verpflichtungen und in krassem Gegensatz
zu ihren feierlichen Erklärungen gegen Deutschland gewandt" und sei "mit ihren gesamten Streitkräften an der
deutschen Grenze sprungbereit aufmarschiert". Weiters: "In Todfeindschaft steht der Bolschewismus dem Nationalsozialismus gegenüber. Das bolschewistische Moskau ist im Begriff, dem nationalsozialistischen Deutschland
in seinem Existenzkampf in den Rücken zu fallen".
Aus Hitlers Aufruf: "Deutsches Volk! In diesem Augenblick vollzieht sich ein Aufmarsch, der in Ausdehnung und
Umfang der größte ist, den die Welt bisher gesehen hat. Im Verein mit finnischen Kameraden stehen die Kämpfer
des Siegers von Narvik am Nördlichen Eismeer. Deutsche Divisionen unter dem Befehl des Eroberers von Norwegen schützen gemeinsam mit den finnischen Freiheitshelden unter ihrem Marschall den finnischen Boden. Von
Ostpreußen bis zu den Karpaten reichen die Formationen der deutschen Ostfront. An den Ufern des Pruth, am
Unterlauf der Donau bis zu den Gestaden des Schwarzen Meeres vereinen sich unter dem Staatschef Antonescu
deutsche und rumänische Soldaten. Die Aufgabe dieser Front ist daher nicht mehr der Schutz einzelner Länder,
sondern die Sicherung Europas und damit die Rettung aller.
Ich habe mich deshalb heute entschlossen, das Schicksal und die Zukunft des Deutschen Reiches und unseres Volkes wieder in die Hand unserer Soldaten zu legen. Möge uns der Herrgott gerade in diesem Kampfe helfen!"
Jetzt geht es um die "Gewinnung des Lebensraums im Osten", wie in "Mein Kampf" angekündigt. Auf die wichtigsten NS-Dokumente dazu kann hier zugegriffen werden: Der "Fall Barbarossa". Zu den damals von den Nazis
und heute von rechter und rechtsextremer Seite vorgebrachten Thesen, es wäre ein "Präventivkrieg" gewesen, geplant war ein Vernichtungskrieg, der von Anfang an auch als solcher geführt wurde.
8
alles ist jüdisch ...
Der bisher uninformierte deutsche Botschafter in Moskau, Schulenburg, überreicht gegen 6h dem sowjetischen
Außenminister Molotow die deutsche Kriegserklärung. Italien und Rumänien erklären der UdSSR am selben
Tag den Krieg, die Slowakei folgt am 23.6. - England bietet der Sowjetunion Hilfe an.
Stalin war von verschiedener Seite, u.a. von Richard Sorge aus Tokio, über Angriffsabsicht und Angriffstermin
der deutschen Wehrmacht informiert gewesen, wollte dies aber nicht wahrhaben, er vermutete hinter den Warnungen britische Desinformationen und Provokationen, wie inzwischen aus den nun geöffneten sowjetischen
Quellen bekannt ist. Darum wies er auch einen Vorschlag der Armeeführung, einen Präventivschlag gegen die
aufmarschierenden deutschen Einheiten zu führen, zurück. Der deutsche Angriff traf die Rote Armee relativ unvorbereitet, sie erlitt bereits in den ersten Stunden schwere Schläge, so wurden weit über tausend Flugzeuge am
ersten Tag (meistens am Boden) vernichtet. Zudem standen die stärksten sowjetischen Verbände zu weit im Süden, außerhalb des Hauptangriffsgebietes. In raschen Schritten erfolgte der Vorstoß der deutschen Armeen, der die
sowjetischen Einheiten zerteilte und in der Folge ihre Umfassung und Einkesselung ermöglichte.
Angriffsplan des "Unternehmens Barbarossa
9
Richard Sorge (1895 - 1944, hingerichtet), erfolgreicher sowjetischer Spion in Japan, er informierte Moskau über
das "Unternehmen Barbarossa" und in der Folge darüber, dass Japan keinen Angriff auf den Osten der Sowjetunion beabsichtigte
Am 26.6. erklärt auch Finnland der UdSSR den Krieg, Spanien stellt eine Freiwilligendivision auf ("Blaue Division"), ohne allerdings der Sowjetunion den Krieg zu erklären, das tut am 27.6. Ungarn. An diesem Tag wird von
vorstoßenden Panzerverbänden bereits Minsk erobert. In Norwegen soll eine Freiwilligenlegion aufgestellt werden, ebenso in Dänemark.
in den besetzten Ländern werden SS-Freiwillige geworben - die SS wird zu einer "Fremdenlegion" auch aus propagandistischen Gründen: europäische Freiwillige im Kampf gegen den Bolschewismus
Am 29.6. gibt es die erste zusammenfassende "Erfolgsbilanz": 40.000 Gefangene, 2233 ausgeschaltete Panzer,
4107 zerstörte Flugzeuge. Das ZK der KPdSU erklärt den Abwehrkampf zum "Vaterländischen Krieg". Ab 30.6.
verlegt Hitler sein Hauptquartier in die Nähe von Rastenburg (Ostpreußen). Der dafür errichtete Bunkerkomplex
erhält die Bezeichnung "Wolfsschanze", wie schon erwähnt hatte Hitler im Kreise seiner Vertrauten den Spitznamen "Wolf".
Heydrich weist die SS-Führer an, "den Selbstreinigungsbestrebungen antikommunistischer und antijüdischer
Kreise in den neu besetzten Gebieten keine Hindernisse zu bereiten", solche Bestrebungen seien, wenn nötig, (allerdings spurenlos) auszulösen und zu intensivieren.
Der heute gerne als Hitlergegner herumgereichte Abwehrchef Canaris war zu dieser Zeit alles andere denn hitlerkritisch, er notierte im Kriegstagebuch: "Bei fortschreitender günstiger
Entwicklung der Gesamtkriegslage besteht für die kommenden Monate
die beste Aussicht darauf, durch einen entscheidenden Sieg über Russland, England eine letzte Trumpfkarte aus der Hand zu schlagen und
damit endgültig die Auswirkung zu erzielen, dass sich Gesamteuropa in
den Krieg gegen das Empire und USA zusammenfinden wird und zusammenfinden muss, um ein glückliches Kriegsende im Sinne einer vernünftigen Aufteilung der gesamten Welt zu erreichen."
Unter dem Generalsekretär der Kommunistischen Partei Jugoslawiens,
Josip Broz Tito, beginnt am 4.7. der Aufstand gegen die faschistischen
Besatzungstruppen.
Die sowjetischen Truppen werden weiterhin eingekesselt oder sind am
Rückzug, am 5.7. wird die "Stalin-Linie" durchbrochen, bisher sind
300.000 Rotarmisten in Gefangenschaft. Am 8.Juli ordnet Hitler die
völlige Zerstörung von Moskau und Leningrad durch die Luftwaffe an.
10
in Jugoslawien werden die Aufständischen
("Banditen") nie besiegt werden, ganze
Landstriche für die deutschen Besatzer zu
lebensgefährlichen Bereichen
In den Niederlanden übernimmt der frühere Generalstabschef die Bildung einer Freiwilligenlegion zum "Kampf
gegen den Bolschewismus".
Großbritannien und die Sowjetunion verpflichten sich am 12.7. zur jedweden gegenseitigen Hilfe und Unterstützung im Krieg gegen Hitlerdeutschland.
Vernichtungskrieg gegen die Ostvölker
..
zu Hunderttausenden gehen die Rotarmisten in Gefangenschaft, die Mehrheit von ihnen wird nicht überleben
Am 14.7. werden im KZ Buchenwald 93 jüdische Invaliden für "Versuchsvergasungen" selektiert.
Hitler verteilt das Fell des russischen Bären, am 16.7. legt er fest, die UdSSR sei in vier Reichskommissariate,
nämlich Ukraine, Ostland, Moskowien und Kaukasien aufzuteilen, Teile davon (etwa die Krim) seien direkt ins
Großdeutsche Reich einzugliedern. Man müsse den riesigen Kuchen handgerecht zerteilen, damit "wir ihn erstens
beherrschen, zweitens verwalten und drittens ausbeuten können".
Die Bildung des Reichskommissariats Ostland (Weißrussland und baltische Staaten) wird mit Sitz in Riga
sogleich in Angriff genommen, das Kommissariat Ukraine folgt bis August.
Am 16.7. erreichen deutsche Panzerverbände Smolensk, am 17.7. spricht das OKW (Oberkommando der Wehrmacht) davon, dass die Sowjetführung versuche, mit den letzten Reserven den Angriff der Deutschen und der
Verbündeten zum Stehen zu bringen. Die "polizeiliche Sicherung" der besetzten Ostgebiete wird der SS übertragen. Stalin fordert von Churchill am 18.7. die Errichtung einer zweiten Front im Westen. Am 19.7. befiehlt Hitler, zu verhindern, dass "weitere Teile des Feindes (..) in die Weite des russischen Raumes" ausweichen. Die Ein11
kesselungen sollen also fortgesetzt werden. Einen Monat nach Kriegsbeginn meldet das OKW, durch die Durchbruchsoperationen sei die sowjetische Verteidigungsfront in zusammenhanglose Gruppen ohne einheitliche
Führung zerrissen. Am 23.7. kommt es erstmals zu starken sowjetischen Gegenangriffen im Bereich der Heeresgruppe Mitte. Am 30.7. befiehlt Hitler die Einschließung von Leningrad, damit wird ab 31.7. von der Heeresgruppe Nord begonnen.
Der ehemalige sowjetische außenpolitische Funktionär Valentin Falin schrieb in seinem 1995 erschienenen
Buch "Zweite Front" auch über den Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion:
Das Oberkommando der Naziarmee hatte für den Überfall auf die Sowjetunion 4,6 Millionen Mann bereitgestellt 3,3 Millionen Infanterie und SS-Einheiten, 1,2 Millionen Angehörige der Luftwaffe und etwa 100.000 Mann der
Kriegsmarine. Die Wehrmacht stellte dafür 155 reguläre Divisionen (von insgesamt 208), 43.407 Geschütze und
Minenwerfer, 3.998 Panzer und Sturmgeschütze, die Luftwaffe 3.904 Flugzeuge (von insgesamt 6.413) zur Verfügung. Am 22. Juni waren 127 Divisionen der Wehrmacht in drei Heeresgruppen und der Norwegenarmee zusammengezogen. Vierzig Divisionen und 913 Flugzeuge (insgesamt 766.640 Mann) stellten zusätzlich Finnland,
Rumänien, Ungarn und Italien dem Reich zur Verfügung oder für koordinierte Aktionen bereit. (..).
40,2 Prozent aller Divisionen, darunter 52,9 Prozent der Panzerdivisionen unterstanden dem Kommando der Heeresgruppe »Mitte«. Sie erhielt Unterstützung vom größten Teil der Luftwaffe. Wesentlich schwächer mit Truppen
besetzt war der Abschnitt der Norwegenarmee (fünf Divisionen und die bewaffneten Kräfte Finnlands, insgesamt
302.600 Mann).
Auf sowjetischer Seite standen in den fünf angrenzenden Militärbezirken 177 reguläre Divisionen. Die Stärke der
Land- und Luftstreitkräfte sowie der Luftabwehr und der Grenztruppen des NKWD betrug insgesamt 2,78 Millionen Mann. Sie verfügten über 43.872 Geschütze und Minenwerfer, 10.394 Panzer (davon 1.325 T 34), 8.154
Flugzeuge (davon 1.540 neuer Bauart). Dazu kamen 1.422 Flugzeuge in der Nordmeer-, der Baltischen und der
Schwarzmeerflotte sowie den Flottillen.
Der Gegner übertraf die sowjetische Seite bei den lebendigen Kräften um fast zwei Millionen Mann. Bei Panzern
besaß die Rote Armee jedoch das Zweieinhalbfache, bei Flugzeugen das Doppelte. Was die taktisch-technischen
Parameter betraf, so waren die sowjetischen Panzer und die Artillerie nicht schlechter als die deutsche Technik.
Die neuen Flugzeugtypen konnten sich durchaus mit den Maschinen des Aggressors messen. Deshalb kann ein
Mangel an "Panzern2 und teilweise an Flugzeugen" nicht, wie Stalin behauptete, als Erklärung für die Niederlagen
und Misserfolge der UdSSR im Sommer und Herbst 1941 herhalten. Das Verhängnis, das zu Beginn des Hitlerschen Überfalls mit solch unbändiger Wucht hereinbrach, hatte mehrere Wurzeln.
Der Diktator, und vor allem er, trägt die ganze Verantwortung dafür, dass der Aggressor die Streitkräfte in den
westlichen Militärbezirken und das Land insgesamt so überraschend angreifen konnte. Stalins Zustimmung zu der
Direktive, die die Truppen in Kampfbereitschaft versetzen sollte, war erst am 22. Juni um 0.30 Uhr erreicht worden, obwohl die sowjetische Führung seit Mitte Juni nicht nur den Tag, sondern auch die genaue Stunde des Überfalls kannte. Um die Direktive den Stäben und Truppen zu übermitteln, wurden unter den damaligen Verhältnissen
etwa vier Stunden gebraucht. Das bedeutete, dass nicht einmal die Grenztruppen zu dem Zeitpunkt, als der Gegner
losschlug, ihre Verteidigungsstellungen eingenommen hatten.
In einer Tiefe bis zu 50 Kilometer von der Grenze entfernt standen 42 Divisionen. Die Mehrzahl hatte bestenfalls
ein Regiment ohne Unterstützungsmittel bis zur Staatsgrenze vorverlegt. 128 Divisionen waren in bis zu 500 Kilometer Entfernung untergebracht. Von den in den westlichen Militärbezirken stationierten Divisionen waren nur
21 komplett mit Personal und Waffen ausgestattet. In den meisten der übrigen fehlte bis zur Hälfte der Mannschaften; einige von ihnen waren überhaupt erst im Aufbau begriffen. Völlig untauglich waren die Organisation
der Luftverteidigung sowie die Verteilung der Jagd- und Frontfliegerkräfte. Die schwächste Stelle aber war die
Logistik.
Der strategische Plan des sowjetischen Oberkommandos erwies sich als vollkommen irrig. Es ignorierte die Erfahrungen der deutschen Feldzüge in Polen, Frankreich und auf dem Balkan. Sein Plan ging davon aus. dass die
Kampfhandlungen erst allmählich anlaufen würden, die Hauptkräfte der angegriffenen Seite daher etwa zwei Wochen für ihre Entfaltung hätten. Ein konzentrierter Überraschungsschlag wurde ernsthaft nicht erwogen. Im
Hauptverteidigungsraum wurde kein Vorfeld geschaffen. Man setzte auf die neu errichteten Befestigungen entlang
der Grenze (die so genannte Molotow-Linie). Dort aber waren vielerorts die Bauarbeiten bis zum 22. Juni nicht
abgeschlossen und die an der alten Grenze demontierten Waffen noch nicht aufgestellt. Zweite und weitere Verteidigungslinien waren nicht eingerichtet. Probleme des Zusammenwirkens, der Neuunterstellung und des Manövrierens mit den Truppen wurden nur unbefriedigend gelöst.
Diese Mängel, die dem Plan von Anfang an anhafteten und vor allem die Dislozierung und Entfaltung sowie die
Führung der Truppen betrafen, bestimmten das Frontgeschehen bis zum Dezember 1941. Diese Fehler und Irrtümer konnten auch durch den Opfermut der Offiziere und Soldaten oder durch Quantität und Qualität der Kampftechnik nicht wettgemacht werden.
Der Vergleich der Zahlen und Konzepte ergibt keine erschöpfende Antwort auf folgende Fragen: Warum wurden
am ersten Kriegstag 1.811 sowjetische Flugzeuge (darunter 1.489 am Boden) zerstört, aber nur 35 deutsche abgeschossen und etwa 100 beschädigt? Warum traf dieses Schicksal am 30. Juni immer noch 3.143 sowjetische, aber
lediglich 669 deutsche Maschinen? (Die Flugzeuge der Verbündeten des Reiches sind dabei nicht berücksichtigt.)
2
angemerkt muss dazu konkret werden, dass de neue sowjetische Panzer, der legendär gewordene T34, 1941 noch nicht in ausreichender Stückzahl zur Verfügung stand, die Serienproduktion war erst 1941 angelaufen
12
Wie konnte es geschehen, dass die Wehrmacht in den ersten drei Wochen von Nordwesten 400 bis 500 Kilometer,
von Westen 450 bis 600 Kilometer und von Südwesten 300 bis 350 Kilometer vorrücken konnte?
Die Soldaten und Unteroffiziere sowie die mittleren Kommandeure der Wehrmacht und der Luftwaffe hatten bereits drei, vier oder gar fünf Kriege hinter sich und dort ihre Kampferfahrungen gesammelt. Sie besaßen einen höheren Grad an Allgemeinbildung, technischem Wissen und Spezialkenntnissen. So betrug beispielsweise die
Flugausbildung der sowjetischen Piloten 30 bis 150 Flugstunden, der deutschen dagegen etwa 450 Stunden. Ähnliche Unterschiede zeigten sich auch in Ausbildung und Können der Fahrer von Panzern und anderen Fahrzeugen.
Die Soldaten der Roten Armee, die im Winter 1940 einberufen worden waren, immerhin etwa ein Fünftel der
Mannschaftsstärke, hatten noch nicht einmal die einfachsten Feldübungen durchlaufen. Zusammenfassend kann
man sagen, dass die beträchtlichen Bemühungen zur Umrüstung und Reorganisation der sowjetischen Streitkräfte
im Jahre 1940 und in den ersten Monaten des Jahres 1941, die enormen Mittel, die man zur Entwicklung und Herstellung neuer Technik aufgewandt hatte, ohne Erfolg blieben oder zunichte gemacht wurden. Wir fügen hinzu,
das war vorprogrammiert, solange man sich von abstrakten, spekulativen Doktrinen und Visionen leiten ließ, die
nach dem Geschmack und den Launen des Diktators zurechtgeschneidert waren. Mit dem Fortgang des Krieges
sollte er nach Aussage Georgi Schukows vieles in der strategischen und operativen Kunst erlernen. Aber jede Lektion, die Stalin nahm, wurde in all den Jahren mit einem hohen Preis - dem Leben und den Schicksalen Tausender,
ja Millionen von Menschen bezahlt.
Soweit die Auszüge aus dem Buch von Valentin Falin.
Am 28.7. gibt es im KZ Auschwitz die ersten "Selektionen". 575 Häftlinge werden zur Ermordung in die Euthanasieanstalt Sonnenstein in Sachsen übergeführt. Der Chef der Sicherheitspolizei, Heydrich, erhält von Göring den
Auftrag, die "Endlösung der Judenfrage" vorzubereiten. Der Hass, den Hitler in seinen Reden und in seinem
Buch "Mein Kampf" verbreitet hat, soll nun praktische Konsequenzen haben.
die Gleiseinfahrt ins KZ Auschwitz
Nach der Besetzung Südindochinas durch japanische Truppen im Juli verhängen die USA mit 1.8. ein Ölembargo
gegen Japan.
Auf Befehl Hitlers können ab August, Mädchen, die den Arbeitsdienst abgeleistet haben, für sechs Monate zum
"Kriegshilfsdienst" verpflichtet werden.
Am 6.8. zieht das OKW wieder Bilanz: 895.000 Gefangene, vernichtete oder erbeutete Panzer: 13.145, Geschütze: 10.388, Flugzeuge: 9082. Die Bewaffnung der Roten Armee war in großen Bereichen veraltert, einschüssige
Gewehre, langsame Flugzeuge mit schlecht ausgebildeten Piloten, viele alte und noch unzureichend gepanzerte
Panzer. Die Erfolge in den Kesselschlachten halten an. Rumänische Einheiten schließen am 13.8. Odessa ein. Das
Oberkommando des Heeres fordert den Vorrang für einen Vorstoß nach Moskau, da dieser witterungsbedingt bis
Oktober erfolgen müsse. Hitler ist anderer Meinung, ihm erscheint es wichtiger, die Krim und das Donez-Becken
zu erobern und die sowjetische Ölzufuhr aus dem Kaukasus zu unterbinden, die Heeresgruppe Mitte muss für eine
Umfassungsschlacht im Raume Kiew starke Kräfte abgeben. Nach zwei Monaten "Ostfeldzug" sind 1,250.000
Rotarmisten in Gefangenschaft geraten, 14.000 Panzer, 15.000 Geschütze und 11.250 Flugzeuge sind ausgeschaltet worden. Stalin ordnet am 28.8. die Aussiedlung der rund 400.000 Wolgadeutschen nach Sibirien an. Rosenberg hatte deutscherseits die Umsiedlung der "rassisch Geeigneten" unter den Nachkommen der im 18. Jahrhundert Eingewanderten nach Westpolen und in die Ukraine geplant.
Verkündung der Atlantikcharta am 14.8.41:
In der Argentiabucht vor Neufundland treffen US-Präsident Franklin D. Roosevelt und der britische Premierminister Winston Churchill zu Beratungen zusammen und verkünden anschließend die Atlantikcharta. Deren Inhalt
sind »Grundsätze ihrer gemeinsamen Politik« nach dem Krieg. Sie umfassen die Wiederherstellung der Souveränität entmachteter Staaten, Selbstbestimmung, Sicherheit, Frieden und freien Welthandel für alle Nationen. Dem
Deutschen Reich und Japan soll die weltweit beachtete Charta die amerikanisch-britische Geschlossenheit gegenüber ihren Expansionsplänen demonstrieren.
Am 16.8. meldet der Staatssekretär im Außenministerium (ab 1943 deutscher Botschafter beim Vatikan), Ernst
von Weizsäcker an Außenminister Ribbentrop, er habe mit Nuntius Cesare Orsenigo über Gerüchte aus Diploma13
tenkreisen zu beabsichtigen deutschen Friedenaktionen gesprochen, die dieser mit "Wer heute über den Frieden
redet, ist ein Stalinist" als unwahr zurückwies. Außerdem beurteile der Botschafter des Vatikan die "Kriegslage
sehr zuversichtlich". Der Kampf Nazideutschlands gegen den "gottlosen Bolschewismus" hatte den Segen der katholischen Kirche.
Wegen kirchlicher Proteste ordnet Hitler am 24.8. offiziell die Einstellung der "Euthanasie-Maßnahmen" an, inoffiziell gehen sie weiter.
Am 26.8. führt Hitler in Brest-Litowsk Mussolini die Wirkungsweise der schweren 60cm-Geschütze vor. Am
29.8. gibt es ein gemeinsames Kommunique, welches vom "unabänderlichen Willen" handelt, den Krieg bis zum
siegreichen Ende fortzusetzen, um die Möglichkeit "einer friedlichen, harmonischen und fruchtbaren Zusammenarbeit aller Völker des europäischen Kontinents" zu schaffen. Heydrich ordnet am 27.8. an, dass "sämtliche ketzerischen Pfaffen, deutschfeindliche Tschechen und Polen sowie Kommunisten und ähnliches Gesindel grundsätzlich auf längere Zeit einem Konzentrationslager zugeführt werden sollten."
Im August 1941 begann der deutsche Soldatensender Belgrad täglich abends das Lied "Lili Marleen" zu spielen,
das zum "Big Hit" des Krieges wurde, nicht nur die deutsche Version von Lale Anderson, sondern auch die französische (von Edith Piaf gesungen) und die englische (von Marlene Dietrich) wurden von den jeweiligen Soldaten
geliebt. "Vor der Kaserne, vor dem großen Tor .." drückte in einfacher Form die Sehnsucht nach einer heilen und
friedlichen Welt aus. Die Radioausstrahlung wurde in Deutschland nach der Niederlage in Stalingrad verboten,
das Lied blieb.
1.9.: Mit Wirkung vom 19.9. wird der "Judenstern" eingeführt, die im deutschen Hoheitsgebiet befindlichen Juden
müssen auf ihrer Kleidung einen gelben Davidstern tragen.
die antisemitische Hetze erreicht einen neuen Höhepunkt
Zwischen Exil-SPD und -KPD kommt es zu keiner Vereinbarung über eine Einheitsfront, da die SPD "keine Anzeichen sieht, dass sich bei der KPD Wesen und Zielsetzung grundsätzlich geändert hätten."
Das "Großdeutsche Reich" hat nun laut statistischem Reichsamt knappe 700.000 km² und über 92 Millionen Einwohner.
Die bisher gepflegte Frakturschrift wird ohne offizielle Begründung Zug um Zug abgeschafft, man hatte nämlich
ergründet, dass sie nicht auf gotische Runen, sondern auf die "Schwabacher Judenlettern" zurückgeht. Die
deutschste der Schriften war "Judenwerk"!
der "Völkische Beobachter", das Kampfblatt der nationalsozialistischen Bewegung Großdeutschlands, mit und
ohne "Judenlettern" (der Zeitungstitel selbst war schon seit 1925 in lateinischer Blockschrift)
Am 3.9. wird der französischen Legion zur Bekämpfung des Bolschewismus in Versailles feierlich eine Fahne übergeben.
Am 8.9. wird der deutsch-finnische Belagerungsring um Leningrad geschlossen, es beginnt die bis zum Januar
1943 dauernde Blockade der Stadt durch die Wehrmacht. Hunderttausende Eingeschlossene werden in dieser Zeit
an den Folgen der dramatischen Unterversorgung sterben.
14
In einer Anordnung des OKW heißt es u.a.: "..der bolschewistische Soldat hat jeden Anspruch auf Behandlung als
ehrenhafter Soldat und nach dem Genfer Abkommen verloren."
Untermenschen
Herrenmenschen
In einem Aufruf für "Kriegs- und Winterhilfswerk" sagt Hitler, in
diesen geschichtlichen Tagen ginge es um das Sein oder
Nichtsein der deutschen Nation, darüber hinaus um die Erhaltung
jenes Europas, das Jahrtausenden der Menschheit ein Spender der
Kultur und Zivilisation gewesen sei. Die sowjetische Südwestfront wird am 14.9. eingekesselt. Bis 19.9. gibt der Wehrmachtsbericht knapp 90.000 Tote, rund 300.000 Verwundete und 20.000
Vermisste als eigene Verluste bekannt. Kiew wird erobert, die
Umfassungsschlachten werden fortgesetzt. Die Kesselschlacht im
Raume Kiew ist am 27.9. beendet, 665.000 Rotarmisten geraten
in Gefangenschaft.
Am 15.9. erhält die Entwicklung ferngelenkter Raketen auf dem
Versuchsgelände in Peenemünde die Sonderdringlichkeitsstufe.
1944 werden von dort die "Wunderwaffen" V1 und die V2
kommen.
15
auch der Feldzug im Osten schien einstweilen noch ein Spaziergang zu sein ...
Am 25.9. beläuft sich die Zahl der in Deutschland beschäftigten ausländischen Arbeitskräfte auf 2,140.000.
Sondereinsatzgruppen von SS und Polizei sind hinter den Fronten mit Massenliquidierungen beschäftigt. Das bisher größte Massaker findet Ende September bei Babi Yar statt, wo 34.000 Kiewer Juden erschossen werden (als
offizieller Vorwand dafür dient eine Serie von Sprengstoffanschlägen durch Untergrundgruppen). Aus den sowjetischen Gefangenen werden Juden, Kommissare (Politische Leiter, "Politruk") und Angehörige asiatischer Völkerschaften ausgesondert und in der Regel erschossen.
die Wehrmacht bereitet den Massenmord vor: "Sämtliche Juden der Stadt Kiew und Umgebung haben sich am
Montag, dem 29. September 1941 bis 8 Uhr Ecke Melnik- und Dokteriwsi-Straße einzufinden".
Die Heeresgruppe Mitte tritt am 2.10. zum Angriff auf Moskau an. Mit einem letzten gewaltigen Hieb soll vor
Wintereinbruch der Gegner zerschmettert werden.
die Parteizeitung der NSDAP sieht am 10.10.1941 den Krieg als entschieden an - eine Annahme, die sich später
doch nicht als so sehr stichhaltig erweisen wird ..
16
Der Oberbefehlshaber der 6. Armee, Reichenau, befiehlt, dass "der deutsche Soldat als Träger einer unerbittlichen völkischen Idee" vor allem zwei Aufgaben zu erfüllen habe: "Die völlige Vernichtung der bolschewistischen
Irrlehren des Sowjetstaates und seiner Wehrmacht und die erbarmungslose Ausrottung artfremder Heimtücke und
Grausamkeit und damit die Sicherung des Lebens der deutschen Wehrmacht in Russland".
Am 14.10. werden erste Deportationen für deutsche Juden angeordnet, als Bestimmungsort ist Litzmannstadt
(=Lodz) vorgesehen. Die Auswanderung deutscher Juden wird nunmehr gänzlich untersagt. Von der Einsatzgruppe A sind bisher im Laufe des Krieges gegen die Sowjetunion 125.000 Juden und 5.000 andere Personen ermordet
worden.
Das eingeschlossene Odessa wird am 16.10. von rumänischen Truppen erobert. Am 19.10. wird die Doppelschlacht von Brjansk und Wjasma beendet, 657.948 sowjetische Soldaten geraten in Gefangenschaft.
Am 20.10. verhängt Stalin über Moskau den Belagerungszustand. Der äußere Verteidigungsring wird am
23.10. durchbrochen, die Angriffsspitzen stehen nur noch 60 km vor Moskau. Ab 26.10. beginnen heftige
sowjetische Gegenangriffe. Am 25.10. wird Charkow eingenommen.
Die Einsatzgruppen können im Ostraum laut eines Befehles vom 29.10. in eigener Verantwortung Exekutionen
durchführen. SS-Führer Himmler motiviert seine Leute zum Vernichtungskrieg, wie es den anderen Völkern gehe,
sei total gleichgültig.
Gegen Ende Oktober gelingt der deutsche Durchbruch auf die Krim.
Stalin redet zum Jahrestag der Oktoberrevolution am Roten Platz in Moskau
Ab 15.11. tritt im Raume Moskau Frost ein, dadurch kann der deutsche Angriff weiter fortgesetzt werden, der Angriff gegen Rostow gewinnt an Boden. Am 21.11. wird die Stadt erobert. Am 22.11. beginnt ein sowjetischer Gegenangriff, die deutschen Einheiten müssen am 29.11. Teile der Stadt wieder räumen. Der Angriff auf Moskau
ist am 28.11. als gescheitert anzusehen, der Oberkommandierende der deutschen Angriffseinheiten tritt von seinem Kommando zurück.
17
im Schlamm vor Moskau kommt der deutsche Angriff zum Erliegen
gefallene Großdeutsche Krieger in Massengräbern im Schnee
18
Alfred Rosenberg wird zum "Reichsminister für die besetzten Ostgebiete" ernannt (17.11.).
"Des Teufels General", der Generalluftzeugmeister Ernst Udet (1896 - 1941), das
Vorbild für das bekannte Stück von Carl Zuckmayer, sieht sich als gescheitert. Er
war mit der Entwicklung der deutschen Luftwaffe für den Blitzkrieg betraut, aber
nicht zeitgerecht über die zusätzlichen Aufgaben des Russlandkrieges informiert
worden. Nun fehlen Langstreckenbomber und schwere Transportmaschinen. Von
Göring zum Sündenbock für ein jetzt als unzureichend beurteiltes Rüstungskonzept
gemacht, begeht er am 17.11. Selbstmord. Der Selbstmord wird vertuscht, der Tod
des populären Jagdfliegers des Ersten Weltkrieges als Flugunfall dargestellt.
Der Antikominternpakt wird um fünf Jahre verlängert (25.11.).
Japanisch-amerikanische Verhandlung über eine Regelung der jeweiligen Interessen im pazifischen Raum scheitern am 26.11. endgültig. Der deutsche Außenminister Ribbentrop sagt den Japanern am 28.11. Unterstützung für den Kriegsfall zu.
Rüstungsminister Todt fordert Hitler auf, politische Lösungen zu finden, der Krieg sei rüstungsseitig nicht mehr
zu gewinnen (29.11.).
Bis zum 1.12. habe man nach einer Erklärung Hitlers 3,806.865 Gefangene gemacht, 21.391 Panzer, 32.541 Geschütze und 17.322 Flugzeuge erbeutet oder zerstört.
Ab 6.12. tritt die Rote Armee vor Moskau zum Gegenangriff an. Aus dem Osten konnte eine bedeutende Anzahl neuer, unverbrauchter Divisionen herangeführt werden, da sich Japan Ende November zu einer neutralen
Haltung gegen die UdSSR und einem Angriff auf die USA (Pearl Harbor) entschlossen hat.
in Anlehnung an den "Vaterländischen Krieg" Russlands gegen Napoleons Truppen 1812 propagierte Stalin den
Kampf gegen die Invasionstruppen als "Großen Vaterländischen Krieg"
Die Losung vom "Großen Vaterländischen Krieg" fand Echo in der Bevölkerung. Während zu Beginn des Krieges
in der sowjetischen Bevölkerung - verursacht durch den stalinistischen Terror - vielfach eine nicht allzu hohe Verteidigungsbereitschaft vorhanden war, fanden nun durch das "herrenmenschliche" unmenschliche Verhalten der
deutschen Angreifer patriotische Parolen weiten Widerhall. Die durch die Verbrechen und das Versagen des Stalinismus begünstigte Position des Angreifers verschlechterte sich, die deutsche Armee war zweifellos - von Ausrüstung, Ausbildung und Führung her - die beste Armee der damaligen Zeit, der aufgezwungene Kampf um die Existenz und die deutschseitig völlig unterschätzten sowjetischen Ressourcen wendeten mit der Zeit das Blatt zu
Gunsten der UdSSR.
19
Obwohl deutschseitig keine Kenntnisse über die exakte Lage im Pazifik vorliegen, sagt Hitler am 5.12. Japan seinen Beistand zu. Am 7.12. eröffnet Japan durch einen überraschenden Angriff auf den amerikanischen Stützpunkt Pearl Harbor (Hawaii) den Krieg gegen die USA. Auch Großbritannien wird der Krieg erklärt. England
erklärt Rumänien, Ungarn und Finnland den Krieg. Deutschland und Italien erklären am 11.12. den USA ebenfalls den Krieg. Ab diesem Zeitpunkt spricht man vom "Zweiten Weltkrieg".
Geschäft ist Geschäft: the Pause That Refreshes blieb den Deutschen auch während des Krieges lange erhalten
OKW-Chef Keitel gibt am 7.12. den "Nacht-und-Nebel-Erlass" heraus, darin wird verfügt, dass verdächtige Personen aus den besetzten Gebieten bei "Nacht und Nebel" nach Deutschland verbracht werden, ohne dass der
Verbleib für ihr Umfeld nachvollziehbar ist. Diese "NN-Häftlinge" wurden vor Sondergericht gestellt oder in KZs
eingewiesen, "aus Abschreckungsgründen" war ihnen jeder Außenkontakt verboten, sie verschwanden spurlos.
Der britische Außenminister Eden verhandelt ab 16.12. in Moskau mit Molotow und Stalin über die "Nachkriegsgrenzen in Europa". Von Stalin wird dazu die Wiederherstellung Österreichs vorgeschlagen, die Vorstellung
von einer eigenständigen österreichischen Nation stammte aus Kreisen der KPÖ und wurde auch von den Moskauer Emigranten vertreten. Ostpreußen soll an Polen abgetreten, das Sudetenland an die CSR zurückgegeben
werden.
20
Am 17.12. erklärt das OKW den Übergang aus den Angriffsoperationen zum Stellungskrieg der Wintermonate,
Frontverbesserungen und Frontverkürzungen würden "planmäßig" vorgenommen.
Generalfeldmarschall von Brauchitsch legt am 19.12. wegen eines "Herzleidens" den Oberbefehl über das Heer
nieder, den nun Hitler selbst übernimmt.
Am 20.12. ruft Hitler dazu auf, warme Winterkleidung zu sammeln, Goebbels fordert im Rundfunk: "Überschuhe, nach Möglichkeit gefüttert oder mit Pelz ausgestattet, warme Wollsachen, Socken, Strümpfe, Westen, Unterjacken oder Pullover und warmes, vor allem wollenes Unterzeug, Unterhemden, Unterhosen, Leibbinden, Brustund Lungenschützer, jede Art von Kopfschützern, Ohrenschützern, Pulswärmern, Pelze im weitesten Sinn des
Wortes, Pelzjacken und Pelzwesten, Pelzstiefel jeder Art und Größe, Decken, vor allem Woll- und Pelzdecken, dicke warme Handschuhe, hier vor allem pelzgefütterte Lederhandschuhe oder Strickhandschuhe und Wollfäustlinge..."
Wer Wintersachen der Front entzieht, wird mit der Todesstrafe bedroht. Die deutsche Wehrmacht ist nämlich für
den Winter völlig unzureichend ausgerüstet.
in den Zeitungen werden Anweisungen für die Bevölkerung veröffentlicht: wie die Mangelausrüstung der Wehrmacht nachgebessert werden könnte
die Wintersachensammellager sind voll
21
in Russland ist es kalt ...
... Erfrierungen gefährden die Einsatzfähigkeit
die Rotarmisten sind wärmer bekleidet
22
Nach zahlreichen Massenerschießungen von Juden in den Ostgebieten wurde im Herbst die Ermordung durch Autoabgase getestet ("Gaswagen"), am 31.12. beginnen im KZ Chelmno Vergasungen im größeren Umfang.
Der Luftkrieg zwischen Deutschland und England bringt 1941 letztmalig ein deutsches Übergewicht. 30.000 Tonnen deutscher Bomben stehen 22.000 Tonnen englische Bomben gegenüber.
Das Jahr brachte einen neuen Höhepunkt, aber auch den Wendepunkt des Krieges: Der "Blitzkrieg" kann gegen
die Sowjetunion nicht erfolgreich beendet werden, die Ressourcen der UdSSR und der Kräftebedarf des Angreifers gegen dieses riesige Land wurden deutschseitig völlig unterschätzt, zumindest muss man sich auf eine längere
Kriegsdauer umstellen, der Krieg ist kaum noch zu gewinnen, denn - nach der Lehre von Clausewitz - wurde der
Kulminationspunkt des Sieges überschritten.
Hier der diesbezügliche Auszug aus den Schriften von Clausewitz:
"(..) In dem Fortschreiten des kriegerischen Aktes begegnet die Streitkraft unaufhörlich Elementen, die sie vergrößern, und anderen, die sie verringern. Es kommt also auf das Übergewicht an. Da jede Verminderung der Kraft
als eine Vermehrung der feindlichen anzusehen ist, so folgt hieraus von selbst, dass dieser doppelte Strom von Zuund Abfluss beim Vorgehen wie beim Zurückgehen stattfinde.
Es kommt darauf an, die hauptsächlichste Ursache dieser Veränderung in dem einen Fall zu untersuchen, um über
den anderen mit entschieden zu haben. Beim Vorgehen sind die hauptsächlichsten Ursachen der Verstärkung:
1. der Verlust, welchen die feindliche Streitkraft erleidet, weil er gewöhnlich größer ist als der unserige;
2. der Verlust, welchen der Feind an toten Streitkräften als Magazinen, Depots, Brücken usw. erleidet, und den
wir gar nicht mit ihm teilen;
3. von dem Augenblick an, wo wir das feindliche Gebiet betreten, der Verlust von Provinzen, folglich von Quellen
neuer Streitkraft;
4. für uns der Gewinn eines Teiles dieser Quellen; mit anderen Worten: der Vorteil, auf Kosten des Feindes zu leben;
5. der Verlust des inneren Zusammenhanges und der regelmäßigen Bewegung aller Teile beim Feinde;
6. die Verbündeten des Gegners lassen von ihm los, und andere wenden sich uns zu:
7. endlich Mutlosigkeit des Gegners, wobei ihm die Waffen zum Teil aus den Händen fallen.
Die Ursachen der Schwächung sind:
1. dass wir genötigt sind, feindliche Festungen zu belagern, zu berennen oder zu beobachten; oder dass der Feind
vor dem Siege dasselbe tat und beim Rückzug diese Korps an sich zieht;
2. von dem Augenblick an, wo wir das feindliche Gebiet betreten, ändert sich die Natur des Kriegstheaters,
(Kriegstheater = Schauplatz plus Inszenierung der Kriegshandlungen) es wird feindlich; wir müssen dasselbe besetzen, denn es gehört uns nur so weit, wie wir es besetzt haben, und doch bietet es der ganzen Maschine überall
Schwierigkeiten dar, die notwendig zur Schwächung ihrer Wirkungen führen müssen;
3. wir entfernen uns von unseren Quellen, während der Gegner sich den seinigen nähert; dies verursacht Aufenthalt in dem Ersatz der ausgegebenen Kräfte;
4. die Gefahr des bedrohten Staates ruft andere Mächte zu seinem Schutz auf;
5. endlich größere Anstrengung des Gegners wegen der Größe der Gefahr, dagegen ein Nachlassen in den Anstrengungen von Seiten des siegenden Staates. (..)
Soweit Clausewitz. Bereits 1941 überlagerten die Schwächungen die Stärkungen der deutschen Wehrmacht, die
Verwaltung und Beherrschung der besetzten Gebiete erforderte einen enormen personellen Aufwand, der Nachschub musste über immer größere Entfernungen transportiert werden und es gab keine Möglichkeit mehr, sozusagen in einer entscheidenden Schlacht den Gegner entscheidend besiegen zu können. Der "Kulminationspunkt des
Sieges" war bereits bei der Niederlage in der Schlacht um Moskau überschritten worden, das Übergewicht des
Aggressors war verbraucht und nicht mehr zurückzugewinnen.
Die Kommunisten in allen Ländern verstärkten nach dem Angriff auf die Sowjetunion ihre Widerstandstätigkeit. Sabotage, Agitation, bewaffneter Widerstand.
Ende 1941
23
Herunterladen