Loki Schmidt Garten Biozentrum Klein Flottbek und Botanischer Garten der Universität Hamburg GRÜNE SCHULE Erläuterung siehe letzte Seite RÄTSELWEGE IM HERBST Lehrerheft Lebendige Botanik für Schüler und Lehrer 1 GRÜNE SCHULE 2 RÄTSELWEGE IM HERBST Lehrerheft Walter Krohn Die Rätselwege im Herbst bestehen aus 3 Teilen: • Mein Pflanzenheft • Bilderbuch für Schüler • Lehrerheft Inhalt 3 Vorwort 4 Einen Rundweg konzipieren 5 Der Routenplaner 6 Ein Rundgang durch den Loki Schmidt Garten im Herbst 7 Plan ohne Vorgaben 8 Übersicht der GPS-Koordinaten zu den Standorten der Rätselwege im Loki Schmidt Garten 9 Rätselwege durch den Loki Schmidt Garten 10 Wege durch den Loki Schmidt Garten im Herbst 13 Unterrichtsgang Herbst 28 Hannelore „Loki“ Schmidt 31Planzenportraits 32Ginkgo Ginkgo biloba 36Küsten-Mammutbaum Sequoia sempervirens Endl., Redwood 42Riesen-Mammutbaum Sequoiadendron, giganteum, Giant sequoia 45Araukarie Araucaria araucana, Chiletanne, Monkey puzzle tree 50 Halt-die-Augen-auf-Pflanze Wollemia nobilis, Wollemi pine 52 Auswertung am Ende des Ganges 53Nachbesprechung 55 Ein Blätterpuzzle 56 Vier Ahornblätter 57 Anregung für Lehrerinnen und Lehrer 58 Wo auf der Welt gibt es welche Mammutbäume? 59 Aufgaben für eine Internetrecherche Die beiden zugehörigen Hefte: Mein Pflanzenheft Seiten für die Hand des Schülers Mein Bilderbuch Bilderführer durch den Loki Schmidt Garten im Herbst 4 Vorwort Mit dem Pflanzenheft und dem Bilderbuch gehen Schulklassen in Kleingruppen durch den Botanischen Garten der Universität Hamburg, den Loki Schmidt Garten. Das Bilderbuch wird zurückgegeben, das Pflanzenheft bleibt in der Hand der Schüler. Der Unterrichtsgang ist so angelegt, dass Lücken bleiben, die dann bei einem zweiten Besuch allein oder mit der Familie oder wieder mit der ganzen Klasse gefüllt werden können. Das Ziel ist, einen Unterrichtsgang über den Tag hinaus wirksam zu machen. Dazu gehören Aufgabenvorschläge, die zu Recherchen und eigenen Untersuchungen auffordern und die im nachfolgenden Unterricht bearbeitet werden können. Die ausführlichen Baumportraits helfen dabei, weitere Themen zu entdecken und mit den Schülerinnen und Schülern zu bearbeiten. Die Auswahl der Baumarten ermöglicht z. B. einen Oberstufenunterricht zum Thema „Lebende Fossilien“, bereichert Mittelstufenunterricht zum Ökosystem Wald und liefert wichtige Hintergrundinformationen über Naturschutz. Anhand der Baumportraits könnten Schülergruppen eigene Führungen konzipieren. Bitte melden Sie Ihre Erfahrungen mit den Materialien zurück. Die Überarbeitung wird dann auf einer Webseite greifbar sein. Viel Freude bei einem Besuch im Loki Schmidt Garten! 5 Einen Rundweg konzipieren Zu allen abgebildeten Standorten gehören Seiten im Pflanzenheft für die Schüler. Sie können zwei große Gruppen bilden: zur Schlangenfichte und zum Baum, der einen Affen verblüffen würde . Im Pflanzenheft finden Sie diese Zeichen. Sie haben aber auch Möglichkeiten, Ihren eigenen Rundweg zu konzipieren. Sie können Ihre Gruppe wie gesagt in zwei große Gruppen teilen, die an den markierten Standorten anfangen und die Standorte ablaufen. Sie können aber auch kombinieren. Sie können z. B. mit der ganzen Gruppe bis zur Baumscheibe am See gehen, dabei den „Standort Giftpflanzengarten“ und den „Standort Wüstengarten“ aus Sicherheitsgründen und zur Einübung in die Arbeit an den Heften gemeinsam machen, und dann erst die Gruppen aufteilen. Von dort aus kann ein Teil auf die gegenüberliegende Seite des Teiches gehen, die anderen gehen weiter zum „Araukarienwald“. Alle treffen sich in der Holzfällerhütte. Eine weitere Möglichkeit, Gruppen auf die andere Seite zu schicken, besteht, wenn die Brücken zu den Inseln intakt sind. An den Ginkgos vorbei kann man zu der Kreuzung Bauerngarten gehen oder zu dem Silber-Ahorn mit den Misteln. Sie können auch den Mammutbaumwald und den Chinagarten auslassen und nach dem Araukarienwald quer über die große Rasenfläche mit dem System gehen. Dann bekommen alle die Blattsammlung bei Buchen und Eichen mit. 6 Der Routenplaner Chinagarten Mammutbaumwald Pagode Treffpunkt Finnische Holzfällerhütte Araukarienwald und Sumpfzypressen Buchen und Eichen Silber-Ahorn und Misteln Kreuzung Bauerngarten Bachlauf Fleischfressende Pflanzen und Ginkgo Sequoia-Baumscheibe und Ginkgo Verwaltungsgebäude Café Wüstengarten Giftpflanzengarten Grüne Schule Duft- und Tastgarten Toiletten Loki Schmidt Haus 7 Eingang Ein Rundgang durch den Loki Schmidt Garten im Herbst Weg durch den Japangarten Chinagarten Pagode Treffpunkt Finnische Holzfällerhütte ca. 25 Personen Nordamerika, Weg durch den Mammutbaumwald Nordamerika, Prärie Das System Buchen und Eichen Mistelbaum Silber-Ahorn mit Mistel Araukarienwald und Sumpfzypressen Die große SequoiaBaumscheibe unter dem Reetdach und der Ginkgo Fleischfressende Pflanzen Sonnentau und Sarracenia Verwaltungsgebäude Café, ab Oktober bis Mai geschlossen Wüstengarten mit Glasbauten Minzen Salbei-Senke vor dem Café mit zwei zentralen Beeten und Randbeeten Bibel-Garten Giftpflanzengarten Mistelbaum Grüne Schule Duft- und Tastgarten Nutzpflanzengarten Toiletten Loki Schmidt Haus 8 Eingang Plan ohne Vorgaben Pagode Treffpunkt Finnische Holzfällerhütte ca. 25 Personen Das System Toiletten Café, ab Oktober bis Mai geschlossen Wüstengarten mit Glasbauten Grüne Schule Toiletten Loki Schmidt Haus 9 Eingang Übersicht der GPS-Koordinaten zu den Standorten der Rätselwege im Loki Schmidt Garten Standort Koordinaten Format für GoogleMaps Koordinaten Format für GPS-Geräte Mammutbaum Eingangsbereich 53.559367, 9.862300 N53 33.562 E9 51.738 Tollkirsche = Giftpflanzengarten 53.560667, 9.862700 N53 33.640 E9 51.762 Herkulesstaude 53.560667, 9.862950 N53 33.640 E9 51.777 Minze=Wüstengarten 53.561050, 9.862733 N53 33.663 E9 51.764 Sequoia-Baumscheibe 53.562050, 9.862750 N53 33.723 E9 51.765 Araucaria = Araukarienwald 53.562817, 9.863550 N53 33.769 E9 51.813 Sumpfzypresse 53.562783, 9.863283 N53 33.767 E9 51.797 Rocky Mountains Eingang Mammutbaumwald 53.563867, 9.862917 N53 33.832 E9 51.775 Eingang Japangarten vom Mammutbaumwald aus 53.564583, 9.862600 N53 33.875 E9 51.756 Kirschblüte = Japangarten und Eingang Chinagarten 53.564633, 9.861583 N53 33.878 E9 51.695 Pagode = Chinagarten 53.564433, 9.861033 N53 33.866 E9 51.662 Bärlauch 53.563817, 9.858783 N53 33.829 E9 51.527 Mistelahorn linker Weg 53.562850, 9.859200 N53 33.771 E9 51.552 Rot-Eiche 53.562783, 9.860233 N53 33.767 E9 51.614 Ginkgo Kreuzung Bachlauf/ff Pflanzen 53.562083, 9.859450 N53 33.725 E9 51.567 Apothekergarten 53.561717, 9.858550 N53 33.703 E9 51.513 Schlangenfichte Verwaltungsgebäude 53.561750, 9.861233 N53 33.705 E9 51.674 Mediterrane Kräuter 53.561133, 9.861400 N53 33.668 E9 51.684 Duft- und Tastgarten 53.560233, 9.861817 N53 33.614 E9 51.709 Grüne Schule / Wildbienen 53.560387, 9.863030 N53 33.623 E9 51.782 Frühlingshügel 53.564162, 9.860424 N53 33.850 E9 51.625 Schachbrettblume 53.562415, 9.859421 N53 33.745 E9 51.565 Hinweis: Die nächsten Ausgaben der Rätselwege nutzen diese Standorte 10 Rätselwege durch den Loki Schmidt Garten, den Botanischen Garten der Universität Hamburg Verhaltensregeln Informationen für Schülerinnen und Schüler Wichtige Regeln für alle: Treffpunkt vereinbaren eine/n Kartenleser/in eine/n Vorleser/in zwei Forscher/innen ein/e Sammler/in Der Loki Schmidt Garten, der Botanische Garten der Universität Hamburg, ist ein lebendiges Museum voller besonderer und seltener Pflanzen, die nicht beschädigt werden dürfen. • • • • Unbedingt auf den Wegen bleiben. Alle Aufgaben sind vom Weg aus lösbar. Keine Pflanzen oder Pflanzenteile abpflücken oder beschädigen. Bitte nicht im Garten herumrennen, toben oder auf den Wiesen Ball spielen. Keine Tiere füttern! Die Enten betteln, vertragen aber kein Brot. Und die großen Karpfen verdrecken mit zu viel Kot nur das Wasser. • Bitte fragt die Gärtner nur in Notfällen, z. B. wenn ihr euch verirrt habt. Vereinbart mit eurem Lehrer einen Treffpunkt und eine Uhrzeit, zu der ihr euch trefft, wenn die Zeit um ist oder alle Aufgaben geschafft sind. Wenn ihr in eurer Gruppe die Aufgaben verteilt, so braucht ihr • eine/n „Kartenleser/in“, der/die auf dem Lageplan verfolgt, wo ihr gerade seid und auf die vereinbarte Zeit achtet, • eine/n „Vorleser/in“, der/die die Wegbeschreibungen und Aufgaben vorliest und die Antworten in die leeren Zeilen einträgt oder einzeichnet, • eine/n oder zwei „Forscher/innen“, die mit Auge, Nase und vielleicht einer Lupe den Pflanzen und kleinen Tieren auf die Spur kommen, • eine/n„Sammler/in“, der/die in einer Tüte etwas mitnimmt, wenn etwas auf dem Boden liegt oder die Aufgaben erlauben, etwas zu sammeln. Die Rollen sollten getauscht werden. Es ist kein Wettlauf – es kommt nicht auf Schnelligkeit an! Lasst euch Zeit! Orientierung Seht immer wieder auf die Karte, damit ihr euch nicht verirrt. Genaues Beobachten Die Aufgaben könnt ihr durch genaues Beobachten und Kombinieren lösen. Falls eine Pflanze oder ein Tier nicht zu finden ist, tragt das bitte als Antwort ein. Manchmal wird im Garten umgebaut, dann ist die Pflanze nicht mehr da. Wer nicht weiter weiß, geht zum vereinbarten Treffpunkt und wartet dort. Hilfe! Bei Unfällen ruft ihre euren Lehrer an oder den Pförtner: 040 42816-485 11 Wege durch den Loki Schmidt Garten im Herbst Erläuterungen für Lehrer Neue Rätselwege Empfehlung: Mindestens vier Stationen, ca. 90 Minuten Thema: Sammeln und Dokumentieren Ein persönliches „Pflanzenheft“ mit kleinen Karten und Aufgaben Plastiktüte oder Schachtel Mobiltelefon oder Kamera zum Fotos erstellen GPS-Daten „Bilderbuch“ 12 Der Loki Schmidt Garten, der Botanische Garten der Universität Hamburg in Klein Flottbek, hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Die früheren „Rätselwege“ sind leider inzwischen ganz und gar veraltet. Die Pflanzenportraits und die Beschreibungen der Jahreszeiten darin bleiben sehr wertvoll. Werden diese Aufgaben und Wege noch kopiert in die Hände von Schülerinnen und Schülern gegeben, führt das zu Verwirrung und Ärger. Die neuen „Rätselwege“ bieten eine Vielfalt an verschiedenen Aufgaben, ausgewählt nach Kompetenzen, Erkenntnisweisen und Methoden. Der Weg Die neuen „Rätselwege“ geben mehr als einen Weg durch den Garten vor. Sie als Lehrer können die Dauer des Rundganges und die Schwierigkeit der Aufgaben, die für Ihre Gruppe geeignet ist, am besten beurteilen und stellen die Rallye selbst zusammen. Wir empfehlen mindestens vier Stationen und schätzen ca. 90 Minuten für einen solchen kurzen Weg. Nach dem Durchlaufen der vier Stationen treffen sich die Gruppen zu einer gemeinsamen Zwischenauswertung. Die Rätselwege haben im Herbst das Thema „Sammeln und Dokumentieren“. Nach einem Zwischentreffen können neue Stationen abgelaufen werden oder eine Gruppe führt die andere zu den bereits abgearbeiteten Stationen, stellt ihre Ergebnisse vor und überprüft sie. Sie können die Gruppen auch mischen, so dass immer eine Gruppe die Führung der anderen übernimmt. Das Material Die Schülerinnen und Schüler bekommen ein persönliches „Pflanzenheft“ und behalten es. 2014 werden solche Hefte in begrenzter Anzahl am Eingang an Schülergruppen kostenlos abgegeben. Sie können mit Hilfe der pdf-Dateien und 50 Cent pro A5-Heft pro Schüler selbst so ein Heft erstellen, indem Sie die Ausdrucke einkleben lassen. Dieses Heft enthält kleine Karten und die Aufgaben. Die Ausstattung Für die Sammelaufgaben ist es praktisch, wenn die Gruppe zusätzlich eine Plastiktüte oder eine Schachtel mit dabei hat. Die Fotos werden mit dem Mobiltelefon oder mit der eigenen Kamera gemacht. Klären Sie vorher die Verantwortlichkeiten, falls ein Gerät zu Bruch geht. Die Stationen sind mit GPS-Daten versehen. Damit ist die Orientierung kein Problem. Es geht auch ohne GPS. Jede Gruppe bekommt ein „Bilderbuch“, mit dessen Hilfe alle Orte gefunden werden können. Die Fotos zusammen mit den Karten in den Pflanzenheften sorgen für sichere Orientierung auch dann, wenn keine Smartphones benutzt werden sollen. Unterschiedlicher Start Nicht alle Gartenteile Den Plan lesen lernen Die Vorgehensweise Die Kleingruppen starten nicht gleichzeitig am Eingang. Am Ende werden die Gruppen unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben. Sie durchlaufen nicht alle Gartenteile. So bleibt manches offen für einen privaten Besuch. Oder für eine nächste Runde. Wichtig ist, dass die Gruppen zunächst den Plan lesen lernen. Sonst finden sie vielleicht nicht zum vereinbarten Treffpunkt oder überhaupt nicht mehr zurück. Dabei helfen die GPS-Daten. Probelauf Am besten gehen Sie mit der ganzen Klasse nach der Einteilung der Gruppen und der Bestimmung der „Kartenleser/in“ ein Stück Weges zum Beispiel bis zum Loki Schmidt Haus und lassen sich die umliegenden Wege auf der Karte zeigen. Wenn klar ist, wie man den Plan zu lesen hat, können die restlichen Rollen in den Gruppen verteilt werden. Strikte Aufgabenverteilung Wir schlagen eine strikte Aufgabenverteilung vor. Die Rollen können innerhalb der Gruppe wechseln. Eine Gruppe kann in den Wüstengarten gehen, eine in den Nutzgarten, eine in den Giftpflanzengarten. Auf der anderen Seite des Wasserlaufes sind es der Duft- und Tastgarten oder die Salbei-Senke, von denen aus gestartet wird. Die GPS-Daten helfen bei der Orientierung. Klammbrett, Bleistift und Papier werden nur bei geführten Unterrichtsgängen gestellt. Gemeinsamer Treffpunkt Orientierung sichern Manchmal gibt es eine Pflanze nicht mehr Bitte festlegen! Der gemeinsame Treffpunkt am Ende und die Zeit, zu der sich alle wiedersehen, sollten vereinbart sein. Bitte begleiten! Auf jeder Seite steht oben der Hinweis auf den Standort bzw. den zurückzulegenden Weg. Wenn Gruppen den Weg nicht finden und sich verlieren, dann sollten Sie vorher vereinbaren, wo Sie zu finden sind bzw. welchen Weg Sie selbst gehen. Bitte bedenken! Der Botanische Garten ist eine lebendige Sammlung. Es kann immer geschehen, dass eine beschriebene Pflanze nicht am Ort ist! Die Schüler müssen das bedenken und eine erfolglose Suche nach genannten Pflanzen abbrechen, wenn sie wirklich nicht zu finden ist. Bitte nicht füttern! Bitte nicht die Enten bewerfen! Es kommt leider immer wieder vor, dass gelangweilte oder missmutige Kinder die Enten mit Steinen oder Stöcken bewerfen – und kurz danach wieder voller Interesse ihre Rallye bearbeiten. Problematische Gruppen im Auge behalten 13 Bitte trauen Sie dies auch Ihren Schülerinnen und Schülern zu und behalten Sie problematische Gruppen im Auge. Die großen Karpfen strecken neugierig und scheinbar hungrig ihre Köpfe aus dem Wasser – auch sie sollen nicht gefüttert werden. Erprobung, Zusammenfassung in einer Handreichung Stellen Sie eigene Wege zusammen Reichhaltiges Material zur Orientierung Bitte rückmelden! Die neuen Rätselwege werden zunächst erprobt und dann in einer Handreichung zusammengefasst. Es würde uns sehr helfen, wenn Sie uns eine Rückmeldung geben könnten. Die E-Mail-Adressen finden Sie unten. Der leere Plan ist für Sie gedacht, damit Sie Ihren eigenen Weg festlegen und eintragen können. Pflanzenportraits in diesem Heft In diesem Heft finden Sie ausgewählte Pflanzenportraits mit vielen Links für Recherchen und auch als Material für ältere Schülerinnen und Schüler. Viel Vergnügen! Walter Krohn Grüne Schule im Loki Schmidt Garten, dem Botanischen Garten der Universität Hamburg Hesten 10, 22609 Hamburg Sprechzeit: Montag 14.00-17.00 Uhr Tel.: +49 40 42816-208 Fax: +49 40 42816-735 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] www.li-hamburg.de/naturwissenschaften www.biologie.uni-hamburg.de/bzf/garten/garten.htm 14 Unterrichtsgang Herbst Thema diese Unterrichtsganges: Laubfall und Phänomene des Herbstes Newsletter Reichhaltiges Material zur Eigengestaltung Rundgang „Baumarten“ Das Bild des Gartens ändert sich täglich Amberbaum Liquidambar styraciflua Bestimmungsübungen mit Blättern siehe „Bäume“ der Grünen Schule 15 Der Frühherbst beginnt mit der Reife der schwarzen Holunderbeeren. Der Vollherbst zeigt sich mit den ersten reifen Eicheln der Stiel-Eiche und dem Fall der Früchte der Rosskastanie. Im Spätherbst beginnen sich die Stiel-Eichenblätter zu verfärben. Erst im Winter fallen die Blätter und einige Bäume behalten sie bis in den Januar. Der Laubfall und die Phänomene des Herbstes sind das Thema dieses Unterrichtsganges. Zu den Eichen gibt es einen Newsletter (siehe Newsletter Dezember 2010; http://www.biologie.uni-hamburg.de/bzf/garten/gruesch/nlgs9.pdf) Die folgende Beschreibung gibt Ihnen Hinweise über die im Schülerheft enthaltenen Aufgaben hinaus, so dass Sie selbst mit Hilfe dieses Textes einen noch interessanteren und auf Ihre Lerngruppe abgestimmten Rundgang gestalten können. Laubfall und erster Frost Der erste Frost ändert das ganze Bild schlagartig. Die Ginkgo-Bäume lassen ihr Laub am folgenden Tag fallen, die Tulpenbäume brauchen etwas länger. An einigen Eichen hängt das Laub bis zum nächsten März. Wenn Sie Ihren Rundgang rund um das Thema „Baumarten“ gestalten wollen, dann greifen Sie zusätzlich zu der Broschüre „Bäume“, die über die Grüne Schule zu erhalten ist. Hier finden Sie ausführliche Bestimmungsübungen, z. B. von Ahorn-Arten im Unterschied zum Amberbaum (s. u.). In diesem Rundgang sind Teile davon enthalten, die Sie am Schluss einsetzen können. Kübelpflanzen Je nach Wetterlage werden die Pflanzen in den Kübeln eingeräumt. Es kann also sein, dass im Wüstengarten keine Feigen, Oliven und Granatäpfel mehr zu finden sind und vor dem Café auch keine Kork-Eichen mehr stehen. Die Salbei-Pflanzen, die im September im Mittelpunkt standen, bleiben oft bis nach dem Frost im Beet im Senkgarten, bis sie dann abgeräumt werden. So ändert sich das Bild des Gartens fast von Tag zu Tag. Parkplatz und Eingangsbereich Auf dem Parkplatz verfärbt sich das Laub des Amerikanischen Amberbaumes Liquidambar styraciflua. Die Blätter ähneln denen eines Ahorns, aber nur auf den ersten Blick. Bestimmungsübungen mit Ahorn-, Amberbaum- und PlatanenBlättern finden Sie in der Broschüre „Bäume“ der Grünen Schule. Ebenfalls auf dem Tulpenbäume Liriodendron tulipifera Ginkgo-Bäume Efeu Parkplatz stehen Tulpenbäume Liriodendron tulipifera. Sie kommen später noch im Unterrichtsgang vor. Umgangssprachlich werden auch Magnolien Tulpenbäume genannt. Diese hier kommen aus Amerika und blühen Ende Mai, Anfang Juni mit sehr auffälligen, tulpenähnlichen Blüten. Ebenfalls außerhalb des Gartens am Halteplatz der Busse sind in der Reihe der Ginkgo-Bäume der sechste und siebte Weibchen mit Samen. Es sind große, gelbe, runde Samen mit einer weichen Samenschale. Sie werden nie so ganz reif, fallen aber schon ab und stinken nach Buttersäure. Sie sind trotz der Samenhülle, die wie eine Frucht wirkt, nur die Samen. Es sind Nacktsamer. Direkt am Eingang blüht vielleicht noch ein Efeu. Seine Früchte reifen über den Winter und sind im März schwarz. Jetzt sieht man noch Wespen, Schwebfliegen und sogar Wildbienen an den letzten Nektar und Pollen spendenden Blüten. Einzelheiten finden Sie im Newsletter „Grün im Winter“ vom März 2013: http://www.biologie.uni-hamburg.de/bzf/garten/gruesch/nlgs23.pdf Bambus Bambusreis Nutzpflanzenmuseum Mammutblatt Das Mammutblatt Gunnera manicata 16 Eingang erster Weg scharf links Der Bambus mit seinen ausdauernden, holzigen Halmen gehört zur Familie der Süßgräser. Wie bei ihnen ist der Halm hohl und in Nodien (Knoten mit Seitenzweigen und Blättern) und Internodien gegliedert. Anders als bei unseren Gräsern bildet der Stiel Verzweigungen aus. Das Wachstum der jungen Triebe ist außerordentlich rasch: bis zu 1,20 m in 24 Stunden, jedenfalls in China. Ein Bambuswald erreicht seine Endhöhe von 10 m bis 20 m in etwa 2 Monaten, um dann in seinem langen Leben von bis zu 100 Jahren weder an Höhe noch an Dicke zuzunehmen. Viele Arten blühen nur im Abstand von Jahrzehnten. Der ganze Bestand blüht dann gleichzeitig und stirbt danach meist ab. Die Samen werden als „Bambusreis“ gegessen. Bambus vermehrt sich vegetativ durch Ausläufer und die falsche Art im Garten hebt beim Nachbarn die Terrasse an. Deshalb entdecken Sie entlang des Weges tief reichende Wurzelsperren aus Folie. Weg zum Loki Schmidt Haus Sie kommen direkt auf eine Portraitbüste von Hannelore „Loki“ Schmidt (19192010) zu und wenden sich nach links, hin zum 2006 eröffneten Nutzpflanzenmuseum mit seinen charakteristischen kobaltblauen Kacheln. Es gibt zu Loki Schmidt keine Aufgabe. Das passt besser in eine Schulstunde. Dazu finden Sie auf Seite 28 ein Portrait von Loki Schmidt. Vor der Brücke über den Bachlauf steht links das Mammutblatt Gunnera manicata, das Mitte Oktober seinen Winterschutz erhält. Die Blätter werden abgeschnitten und ein Holzgerüst wird mit Laub gefüllt. Das schützt vor dem Frost und die vielen Bakterien geben auch noch Wärme ab. Das Mammutblatt Gunnera manicata, auch Riesen-Rhabarber genannt, wächst in den sumpfigen Südbuchenwäldern und an den Flußufern Süd-Brasiliens. Die Blattstiele werden in manchen Gegenden Süd Amerikas ähnlich wie unser Rhabarber gegessen. Die riesige Blattfläche wird durch leistenähnliche, auf der Unterseite hervortretende Rippen stabilisiert. Rippen und Stiele sind stark bestachelt, können aber gut ertastet werden. Auffällig sind die verzweigten Mammutblatt Gunnera manicata Blütenstände mit den winzigen, stark reduzierten Blüten, die typisch für die ganze Familie sind. Ein einheimischer Verwandter ist die Wasserpflanze Tausendblatt. Duft- und Tastgarten Die Bänke um die große Zeder herum und der offene Unterstand machen diesen Ort als Treffpunkt geeignet. Die Beschreibung des Ortes beginnt mit dem Zugang vom Loki Schmidt Haus her. Fühlkästen Blasebälge der Duftorgeln Die Fühlkästen und die Duftorgeln verführen zu manchmal sinnlos-hektischen Aktivitäten. Die Kinder fassen blind in die Fühlkästen, lesen die Auflösung gar nicht, schauen gleich nach, ohne zu tasten. Die Fühlkästen enthalten Bambusstücke, Rindenstücke der Korkeiche, Zapfen des Mammutbaums und der Kiefer (s. „Lösungen“). Der Inhalt kann sich ändern. Die Blasebälge der Duftorgeln kommen im Rundgang nicht vor. Sie sind selbst anregend genug. Manchmal riechen Kinder gar nicht an den Öffnungen, aus denen der Duft austreten soll. Manchmal sind die Bälge defekt und können nicht sofort erneuert werden. Daher ist hier Hilfestellung sinnvoll. Hängende Holzproben verschiedene Borken Die hängenden Holzproben zeigen den unterschiedlichen Klang verschiedener Dichten. Die Beispiele verschiedener Borken sind drehbar gehängt und werden eigentlich nur dazu genutzt – zum schnellen Rotieren des Holzes. Ob dabei eine einprägsame haptische Erfahrung der Rindenstruktur entsteht, ist fraglich. Winterharte Duftpflanzen Von den nicht winterharten Duftpflanzen sind zwei nach Schokolade duftende Pflanzen vielleicht noch vorhanden: Eine ist Cosmos atrosanguineus, gleich im ersten Beet, deren dunkelbraune Blüte die Verwandtschaft mit den bekannten einjährigen Cosmea verrät. Die andere ist Berlandiera lyrata, eine gelb blühende Topfpflanze direkt neben der Bank bei dem Gerüst für die Borkenproben. Die Pflanze wächst in Nordamerika zwischen Arizona und New Mexico. Jetzt wird sie ins Gewächshaus geholt. Cosmos atrosanguineus Berlandiera lyrata Salvia elegans Lippia citriodora Neben der zweiten Duftorgel steht ebenfalls im Topf ein Duftsalbei, Salvia elegans, und zwar der Ananas-Salbei. Eine ganz nah verwandte Sorte, die nach Äpfeln duftet, steht in der Salbei-Senke und ist sehr gut an den ganz ähnlichen Blättern zu erkennen. Der intensivste Zitronenduft kommt von der Zitronenverbene Lippia citriodora oder Aloysia citriodora, eine Topfpflanze aus Südamerika, die einen ganz besonders feinen Tee liefert. Sie steht rechts neben der zweiten Duftorgel. Tastgarten Nun zu den Tasterlebnissen im zweiten Teil des Gartens, dem Tastgarten, der etwa auf Höhe der Bänke beginnt. Die genannten Pflanzen bleiben alle auch über Winter im Beet. Woll-Ziest; Hasenohr, lamb´s ear 17 Das Blatt des Woll-Ziests, der auf trockenen, steinigen Hängen Südosteuropas wächst und bei uns als Zierpflanze kultiviert wird, ist dicht bedeckt mit silbrigen Haaren. Sie schützen vor Austrocknung und zu starker Strahlung, weil sie die Woll-Ziest, Lippenblütler Wollbiene Anthidium manicatum Klebsalbei Salvia glutinosa Pechnelke Silene viscaria Aronstab Arum maculatum oder Arum italicum Verdunstung herabsetzen und das Sonnenlicht reflektieren. Eine ähnliche Schutzbehaarung gibt es bei vielen Gebirgspflanzen (z.B. der Silberwurz). Der WollZiest gehört zu den Lippenblütlern wie auch z. B. die Taubnessel. Seine kleinen rötlichen Blüten erscheinen von Juni bis August und sind kaum zwischen den dicht verfilzten Kelchblättern zu erkennen. Im Sommer ist hier das Revier einer Wollbiene Anthidium manicatum. Die Weibchen ernten die Härchen zur Auskleidung ihrer unterirdischen Nisthöhlen, die Männchen verteidigen ihre Pflanze als Paarungsort und Futterquelle. Konkurrenten werden im Flug gerammt. Unter der großen, schirmartigen Kiefer steht der Klebsalbei, gelb blühend bis zum Frost, mit ganz klebrigen Blütenständen. Es gibt keine so ganz einleuchtende Erklärung für dieses Merkmal, wie für das Pech an der Pechnelke Silene viscaria, die sich mit klebrigen Stielen gegen aufkletternde Pollen- und Nektardiebe schützt. Sie steht neben dem Woll-Ziest. Ebenfalls unter der großen Kiefer sind die orange-roten Fruchtstände des Aronstabes Arum maculatum oder Arum italicum zu sehen. Sie schmecken süß, sind aber stark giftig. Fasst man die Pflanze z.B. im Frühjahr an und zeigt den Fangapparat und berührt danach die eigenen Lippen, werden sie taub und kribbeln. Der Aronstab gehört in die Familie der Araceae. Ein Pflanzenportrait finden Sie in den Newslettern: http://www.biologie.uni-hamburg.de/bzf/garten/gruesch/nlgs4.pdf Titanenwurz Amorphophallus titanum Stacheldrahtrose Dornen sind umgebildete Organe Beinwell Symphytum officinale Beifuß, Wermut, Fenchel, Eucalyptus, Lavendel und ein Rhododendron 18 Eine der europaweit größten Sammlungen der Mitglieder dieser Gruppe, der Araceae, befindet sich im Biozentrum in einem der leider für die Öffentlichkeit unzugänglichen Häuser. Hier wurde die Titanenwurz Amorphophallus titanum herangezogen, die im August 2014 mit ihrer Blüte tausende Besucher nach Planten un Blomen lockte. Rosen haben botanisch Stacheln und keine Dornen. „Keine Rosen ohne Dornen“ ist botanisch falsch. Stacheln sind definitionsgemäß Gebilde der Oberhaut. Man sieht es hier besonders gut an den jungen roten Stacheln, dass sie außen auf den Zweigen sitzen, ohne Verbindung zum Leitbündelsystem. Manchmal scheint die Sonne durch die Stacheln und dann sieht man es besonders gut. Dornen sind umgebildete Organe, Teile von Achsen mit Leitbündeln. So sind Schlehen-Dornen umgebildete Zweige und Kakteen-Dornen umgebildete Blätter und Nebenblätter. Botanisch haben Kakteen keine Stacheln sondern Dornen. Zusammen mit der Ochsenzunge ist der Beinwell die raueste Pflanze im Tastgarten. Weitere Fühl- und Dufterlebnisse vermitteln der Beifuß, Wermut, Fenchel, Eucalyptus, Lavendel und ein Rhododendron mit unterseits stark bepelzten Blättern. Der Ölbaum Stein-Eiche Quercus ilex Kork-Eiche Quercus suber Im Mittelmeergarten Der Mittelmeergarten ist im Pflanzenheft der Schüler nicht erwähnt. Vor den ersten starken Frösten wird das Rollgewächshaus über den etwa 300 Jahre alten Ölbaum geschoben. Den Baum erhielt der Botanische Garten anlässlich der Hamburger Gartenbauausstellung 1973. Ölbäume gehören zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschen; sie waren schon im 3. Jahrtausend v. Chr. in Vorderasien bekannt. Das Fruchtfleisch der Oliven enthält bis zu 22 % Öl. Stein-Eiche und Kork-Eiche sind wie der Ölbaum Vertreter der immergrünen Hartlaubgewächse des Mittelmeerraumes. Beide Eichen stehen in Kübeln und werden im November in die Gewächshäuser geholt. Die Kork-Eiche Quercus suber steht gleich dreimal in Kübeln auf der Fläche vor dem Café beim Rollgewächshaus. Wichtig ist, die Besucher davon abzuhalten, sich Kork abzubrechen. Flaschenkorken wird aus erwachsenen Korkeichen gewonnen. Stiel-Eiche Quercus robur Beim Vergleich der Blätter von Stiel-Eiche Quercus robur und Stein-Eiche Quercus ilex wird den Schülerinnen und Schülern die Anpassung der Pflanzen einer Gattung an verschiedene Klimaregionen deutlich. Stechpalme Ilex aquifolium Die Stechpalme (Ilex aquifolium) ist eines der wenigen einheimischen wintergrünen „Hartlaub“-Gewächse, das allerdings durch starken Frost geschädigt wird. Die roten Beeren sind recht giftig; schon zwei, drei Beeren genügen für schwere Magenkrämpfe. Sie kommt beim Standort „Giftpflanzengarten“ vor. Bitterorange Poncirus trifoliata sammeln Die Schlangenfichte Sortimentskatalog der Gärtnerei Bruns Der Bereich um das Verwaltungsgebäude Die Bitterorange Poncirus trifoliata stammt aus Nord-China, ist in Japan eingebürgert und wird als Unterlage für viele Citrus-Topfpflanzen genutzt. Sie wird auch Bitterzitrone genannt. Die Früchte sind eigentlich ungenießbar, doch in England macht man daraus Marmelade. Die Blätter fallen im Herbst, dann werden die grünen Sprosse auffällig. Vor dem Laubaustrieb im Mai blüht die Bitterorange bereits und ist ein guter Pollen- und Nektarspender. Herausgefallene Früchte dürfen gesammelt werden, Schütteln ist verboten. Im Hintergrund ist eine große „Schlangenfichte“ zu sehen, eine Mutante der Serbischen Fichte Picea omorika ‚Pendula Bruns‘. Diese Sorte ist bei der Gärtnerei Bruns zuerst gesehen worden. Ganz in der Nähe ist eine weitere Mutante, Picea omorika ‚Nana‘, die sehr niedrig und flach wächst. Details zu solchen Spezialitäten erfährt man am besten aus dem Sortimentskatalog, der bei Bruns zu bestellen ist. Wichtig ist, dass niemand unter die Fichte kriecht. Der Boden wird verdichtet, die Kinder halten sich an den Zweigen fest. Duftschneeball 19 Spätestens im November blühen schon Sorten und Arten von Duftschneebällen. Der winterkahle Duftschneeball Viburnum bodnantense ist eine im walisischen Bodnant gärtnerisch erzeugte Hybride aus Viburnum farreri (Duftender Schneeball, s. u.) mit Viburnum grandiflorum (Großblütiger Schneeball). Beide Eltern von Viburnum bodnantense stammen aus Asien. Während Viburnum farreri in Deutsch- land häufig gepflanzt wird, ist die zweite Elternart fast nur in botanischen Sammlungen zu finden. Die Hybride ist wahrscheinlich der häufigste bei uns gepflanzte winterblühende Schneeball. Die Blüten öffnen sich manchmal bereits im November, wenn der Laubfall noch nicht vollständig abgeschlossen ist. Typischerweise blühen sie am kahlen Strauch im Dezember und Januar bis in den April hinein. Die Blüten sind in der Knospe tiefrosa, aufgeblüht dann später weißlich rosa. Sie verströmen einen starken, angenehm süßlichen Duft. Im Gartenhandel werden häufig die Sorte ‘Dawn‘ (sehr intensiv duftend, dunkelrosa Blüten) und ‘Charles Lamont‘ (intensiv rosa blühend) angeboten. Sie sind auch hier zu finden. Eine Rundbank und ein Holzdeck Die Sumpfzypressen Taxodium distichum Atemknie Die Schlauchpflanze Sarracenia purpurea Am Wasser unter einer Gruppe von Sumpfzypressen steht eine Rundbank. Dort lässt sich gut Pause machen. Nebenan ist ein Holzdeck. Die Sumpfzypressen zeigen eine rotbraune Herbstfärbung. Sie werfen die nadelförmigen Blätter zusammen mit kurzen Trieben ab. Die Blattstellung soll später mit den Blättern vom Urwelt-Mammutbaum verglichen werden. Ein großer Bestand ist gegenüber jenseits des Sees zu sehen. Die Bäume hier zeigen noch keine Atemknie. Die Ursache dieser Auswüchse ist noch nicht wirklich geklärt. Der Weg zu Apotheker- und Bauerngarten Auf diesem Weg ist wieder die verblassende Farbenpracht zu bewundern. Die Fächer-Ahorne lassen ihr rotes Laub fallen, die Gräser zeigen ihre Fruchtstände und die Blütenstände der Fetten Henne verfärben sich. Zu Beginn des Weges an der Grabenkante finden sich ungewöhnliche Insectivoren, Pflanzen, die Insekten fangen. Die Schlauchpflanze (Trompetenpflanze, Trompetenblatt) Sarracenia kommt im östlichen Amerika bis hinauf ins nördliche Kanada vor und ist völlig winterhart (Sarracenia purpurea). Diese Pflanzen besiedeln dauerfeuchte, nasse Standorte in voller Sonne. Zusätzlich sind noch Sarracenia flava und Sarracenia heterophylla zu entdecken. Die Blütenstände sind noch lange zu sehen und haben einen sehr speziellen Aufbau. Ohne auf die Arten einzugehen, kann man am Standort unterschiedlich hohe, schlanke und gedrungene Schläuche sehen, die an ihrem oberen Ende eine unterschiedlich ausgeprägte Haube haben. Haube und Rand sind oft stark gefärbt und tragen viele Nektarien. Sonnentau Drosera rotundifolia Der Ginkgo An diesem Standort ist ein Sonnentau Drosera rotundifolia zu finden mit sehr kleinen runden Blättern voller klebriger Drüsenhaare, an denen die Insekten festkleben und die dann Verdauungssaft ausscheiden. Am Rand des Weges steht ein Ginkgo-Baum. Auf beiden Wegen kommen Ginkgo-Bäume vor. Eine ausführliche Beschreibung finden Sie weiter unten. Das Pflanzenheft für die Schüler enthält die beiden folgenden Gartenteile nicht. In eine eigene Planung könnten sie einbezogen werden. 20 Im Apothekergarten lohnt ein vorsichtiger Griff nach den duftenden Eucalyptus-Blättern Eucalyptus globulus und nach Fenchel-Früchten. Eucalyptus Eucalyptus globulus Es ist möglich, sich anhand der Schilder einen Erkältungs-Tee zusammenzustellen, wenigstens in der Vorstellung oder mit einem Notizzettel. Eucalyptus globulus ist ein höchst vielseitiger Baum, der das heilende Eucalyptus-Öl liefert. Als ein besonders schnell wachsendes Gehölz wird er für die Papierindustrie angebaut und hat in Spanien in einigen Regionen den Grundwasserspiegel stark abgesenkt. In Kalifornien ist er zum „Unkraut“ geworden und wird ausgerissen, wo er erscheint. Der Bauerngarten zeigt nicht nur die letzten Dahlien, Cosmeen und Astern in den Schaubeeten. Noch sind alle Kohlsorten zu sehen und die Bestandteile der Hamburger Aalsuppe. Zum Hauptweg zurück Ein kleiner Umweg führt über den Hügel an den Bienenstöcken vorbei zum nächstgelegenen Hauptweg. Bambus wächst am Gewässerrand, die Zeder mit den hängenden Zweigen ist nicht zu übersehen. Neben ihr steht ein sich dunkelrot verfärbender Fächer-Ahorn, direkt neben einer Stupa, einer tibetischen Heiligenfigur. Von hier aus kann man an der Senke mit den Kamelien vorbeigehen und zum Silber-Ahorn mit den Misteln kommen. Der Silber-Ahorn mit den Misteln Dies ist für die Schüler ein zentraler Ort. Von hier aus werden im Umkreis von ca. 100 Metern Blätter gesammelt. Silber-Ahorn Acer saccharinum Mistel Viscum album Der Mistelbaum wurde mit nur wenigen Misteln angepflanzt. Es ist ein SilberAhorn Acer saccharinum. Die Misteln gehören zu den Loranthaceae. Es gibt Nadelholz- und Laubholzmisteln. Die Mistel Viscum album ist ein wintergrüner Halbschmarotzer, der nur die Wasserleitungsbahnen des Wirtes anzapft. Jetzt reifen schon die weißen Beeren, die im Spätwinter von Misteldrosseln gern genommen werden. Ihr Schleim führt dazu, dass Vögel sich den Schnabel abwischen und den Samen auf der Rinde hinterlassen. So kommt die Mistel von der Stelle. Immer wieder ist das Schnarren der Misteldrosseln im Garten zu hören, die oft schon im November erscheinen und besonders gern Mistelbeeren fressen. Sie scheiden dann die Samen unverdaut wieder aus. Die Mistel hat sich von diesem Baum aus im ganzen Garten ausgebreitet. Ein zweiter Mistelbaum kommt beim Weg auf der rechten Seite des Bachlaufes nahe beim Giftpflanzengarten vor. Es ist wieder ein Silber-Ahorn. Hier bearbeiten die Schülerinnen und Schüler die gleichen Aufgaben wie hier an diesem Ort. Von hier aus werden nun verschiedene Blattformen gesammelt. 21 Eichen und Buchen Hügelauf geht es an der Düne vorbei rechts zu den Eichen und Buchen. Das ist ein Rest des früheren Systems. Die Wegplatten sind gut zu sehen, die früher die Beete der Familien abgegrenzt haben. Erläuterungen zu Blättern Eine eigene Vergleichssammlung Das Pflanzenheft Die Erläuterungen zu den hier zu suchenden Blättern finden Sie bei den Lösungen und bei den Erläuterungen zum „Blätterpuzzle“. Es lässt sich am Ende der Veranstaltung gut einsetzen, um die Sammlungen aller vergleichend auszuwerten. Es lohnt, bei einer Vor-Exkursion einmal alle Blattformen selbst zu sammeln und sich eine Vergleichssammlung anzulegen. Das Pflanzenheft ist so gestaltet, dass zwei große Gruppen verschiedene Wege nehmen. Nun müsste die Beschreibung zurück gehen zum Anfang. Da Sie aber gerade beim „Mistelbaum“ stehen, geht es weiter zum Chinagarten. Zum Chinagarten Passend zum Schwerpunkt „Sammeln und Dokumentieren“ sind hier nun die ungewöhnlichsten Farben von Früchten und Pflanzen zu finden. Der Chinagarten wird in den nächsten Jahren strenger nach Regionen geordnet und weiter ausgebaut, was die Fülle der Arten angeht. Ernest Henry „Chinese“ Wilson Taschentuchbaum Davidia involucrata Schirmbambus Fargesia murielae Königslilie Lilium regale Blauschotenstrauch Decaisnea fargesii Paul Guillaume Farges Das Pflanzenheft Ginkgo Ginkgo biloba 22 Dies ist ein Gartenteil, wo das Sammeln von Zierpflanzen an Beispielen gezeigt werden kann. Einer der bekanntesten Pflanzenjäger war Ernest Henry „Chinese“ Wilson (1876–1930). Er wurde nach China geschickt, um den Taschentuchbaum Davidia involucrata zu suchen. Dieser Baum ist gleich mehrfach im Garten zu sehen, nämlich neben dem Bambus im Eingangsbereich und hier im Chinagarten. Er blüht im Mai und ist einen Extra-Besuch wert. Über 450 Pflanzen, die Wilson erstmals beschrieben hat, tragen sein botanisches Namenkürzel hinter dem Artnamen: E. H. Wilson Über 350 Arten und fast ebenso viele Sorten hat er neu entdeckt und dem Pflanzenhandel zugeführt. Darunter sind Schirmbambus Fargesia murielae und die Königslilie Lilium regale. An seinem Geburtsort Chipping Camden in den Cotswolds in England, gibt es einen Garten mit vielen der von ihm eingeführten Pflanzenarten. Der Blauschotenstrauch Decaisnea fargesii mit den namengebenden blauen, wurstförmigen Früchten gehört zu den Fingerfruchtgewächsen, Lardizabalaceae. Hier verweist der Artname auf einen Pflanzensammler, nämlich Paul Guillaume Farges (1844-1912), der ebenfalls in China reiste und sammelte. Er hatte die ersten Samen des Taschentuchbaumes gesammelt und nach Europa gesandt. Wilson war auf der Suche nach genau dieser Art. Der Blauschotenstrauch heißt auf englisch „dead man´s finger“. Die schwarzen Samen sind von einer glibberigen Flüssigkeit umgeben. Die Früchte werden in China gegessen In dem Pflanzenheft für die Schülerinnen und Schüler kommt der Ginkgo Ginkgo biloba auf jedem Rundgang vor. Die Bäume sind im Chinagarten schwer zugänglich. Um zu sammeln, müsste man in ein Beet hineingehen. Wenn man als Lehrer vorsichtig ist, kann man vielleicht einige Samen oder sogar Blätter sammeln und sie Schülerinnen und Schülern mitgeben. Man sieht vom breiten Asphaltweg aus, dass die Ginkgo-Bäume Samen mit einer gelben Hülle tragen. Es sind also Weibchen. Vor dem Botanischen Garten steht eine ganze Reihe von ihnen. Die zugänglichen Ginkgo-Bäume finden sich gleich am Anfang des Weges zum Bauerngarten und am Wasser bei der großen Mammutbaumscheibe. Der Urwelt-Mammutbaum Metasequoia glyptostroboides Der Urwelt-Mammutbaum Metasequoia glyptostroboides gehört mit dem RiesenMammutbaum (Eingangsbereich, Nordamerika) Sequoiadendron giganteum und dem Küsten-Mammutbaum Sequoia sempervirens zu den drei Mammutbaumarten, die im Garten zu finden sind. Die gern verbreitete Bezeichnung als „lebende Fossilien“ soll unterstreichen, dass diese Arten einer sonst nur fossil bekannten Gruppe angehört. Ansonsten führt die Bezeichnung in die Irre, denn alle heute lebenden Arten haben eine ebenso lange Evolutionsgeschichte wie andere Bäume auch. Die Blätter, die gesammelt werden sollen, sind eigentlich Kurztriebe mit seitlichen nadelförmigen Blättern. Typisch ist, dass sich die Nadeln exakt gegenüberstehen. Diese Baumart wurde erst 1941 entdeckt und zwischen 1944 und 1948 von amerikanischen und chinesischen Wissenschaftlern untersucht, beschrieben und eingeordnet. Sie kommt ursprünglich nur in einem sehr kleinen Areal als Überlebende einer im Tertiär weltweit verbreiteten Art vor. Hier steht eine kleine Gruppe direkt am Weg, so dass man die Blätter sammeln kann. Die Blätter stehen in zwei Reihen einander exakt gegenüber; sie sind gegenständig. Das unterscheidet sie von den Sumpfzypressen. Diese Mammutbäume werden nicht so groß; die höchsten Bäume in Deutschland erreichen gut 50 Meter Höhe, was an ihrem Standort relativ viel ist. Riesen-Mammutbäume Küsten-Mammutbäume Wie hoch ist der höchste Baum? Sequoia sempervirens 23 Nordamerika Die Gartenteile zu Nord- und Südamerika sind noch sehr in der Entwicklung. Wir beschränken uns auf die Mammutbäume. Der Weg dahin führt vom Chinagarten über die Höhen des Japangartens nach Nordamerika. Oder umgekehrt, wenn man den Weg vom Giftpflanzengarten aus nimmt, folgen China- und Japangarten auf den Mammutbaumwald. Im Mammutbaumwald stehen sehr viele Riesen-Mammutbäume und zwei Küsten-Mammutbäume, Redwoods. Einer von ihnen ist von einem Fußweg eingeschlossen. Sie sind am Ende des Wegs zu finden (s. Karte). Die Riesenhaftigkeit dieser Wesen ist für Besucher interessant. Was sie sehen, sind noch kleine Bäume, „Mammutbaumbabies“ von rund 50-60 Jahren Alter. Der höchste Küsten-Mammutbaum namens Hyperion mit 115, 72 m wurde erst 2006 vermessen; bis dahin war der Stratosphere giant der größte Baum, entdeckt und vermessen von Steve Sillett 2004 mit einer Höhe von 112, 83 m. Hier im Garten steht eine Sorte namens Sequoia sempervirens ‘Kalte Sophie‘. Küsten-Mammutbäume kommen in einem schmalen Streifen in Kalifornien vor in einem sommertrockenen und wintermilden Klima mit winterlich hohen Niederschlägen. In den trockenen Sommern sind Küstennebel eine wichtige Feuchtigkeitsquelle. Bei uns sind sie am Rande ihrer Existenzmöglichkeiten. Es scheint, also würde bei minus 20°C eine Grenze für Küsten-Mammutbäume in Deutschland existieren. Die Winterhärte nimmt zum Frühjahr hin ab, so dass ein sehr kalter Spätwinter eine Gefahr werden könnte. Mit abnehmender Winterkälte infolge der Klimaerwärmung hätten diese Bäume bei uns bessere Chancen. Am Naturstandort könnte das Ausbleiben der Küstennebel ihr Ende bedeuten. Weitere Informationen zu dieser faszinierenden Baumart finden Sie in einem ausführlichen Portrait auf Seite 36. Sie können diese nutzen, um das Thema „Naturschutz“ anzuknüpfen. Die Geschichte der Baumbesetzung durch Julia Hill könnte Schülerinnen und Schüler sehr interessieren. Südamerika Verlässt man den Mammutbaumwald, durchquert man die Prärie und geht Richtung Sumpfzypressental. Am Rande des Weges steht eine Gruppe von Araukarien. Am Wasser kurz vor der Sequoia-Baumscheibe stehen die mit diesen Bäumen vergesellschafteten Südbuchen. Araukarie Araucaria araucana Südkontinent Gondwana „monkey puzzle tree“ Die Araukarie Araucaria araucana ist ein Baum der Anden. Die Schüler dürfen gern an den Zweigen anfassen, wenn sie nicht ziehen. Die schuppenförmigen, stacheligen Blätter sind sehr ungewöhnlich. Sie stehen schraubig am Ast. Die heutige lückenhafte Verbreitung der Verwandtschaft mit Bäumen in Australien, auf den Norfolk-Inseln und im tropischen Brasilien bildet die Auftrennung des früheren Südkontinents Gondwana ab. Der englische Name „monkey puzzle tree“ spielt darauf an, dass so ein Baum Affen verblüffen würden, wenn sie ihn beklettern wollten. Am Standort gibt es übrigens gar keine Affen. Dieses Wortspiel liefert das Titelbild des Pflanzenheftes. Die Pflanzen sind aus Saat gezogen, die in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts vor Ort gesammelt wurde. Erst nach 30 Jahren zeigte sich, dass sowohl Männchen wie auch Weibchen aufwuchsen. Die Bäume sind also zweihäusig. Am Standort ist der Baumfuß gewöhnlich meterhoch von Schnee bedeckt; bei uns leidet er manchmal sehr unter Spätfrösten. Außerdem steht er auf dem Aushub des Elbtunnels. Lastwagenweise ist stark lehmhaltige Erde angefahren worden und darauf stehen Bäume, die durchlässiges Material, von Steinen durchmischt, vorziehen. Jedes Jahr wird versucht, die Bodenverhältnisse weiter zu verbessern. Auf Seite 45 finden Sie ein ausführliches Pflanzenportrait. Sumpfzypressen Taxodium distichum Bromelien Tillandsia usneoides 24 Gegenüber führt eine Treppe hinab zu den Sumpfzypressen Taxodium distichum. Bis zum Frost hängen in deren Ästen noch die Bromelien Tillandsia usneoides. Diese Blütenpflanzen ohne Wurzeln kommen mit dem Wasser aus, das sie über ihre toten Haare festhalten. Die Untersuchung dieses Prozesses ist ein hervorragendes Mikroskopie-Projekt. Vorschläge dazu finden Sie im Heft „Leben auf dem Trockenen“ der Grünen Schule. Pyramidenbauten Der Wüstengarten Auf dem rund 2.800 Quadratmeter großen Areal entsteht seit 2004 ein Wüstengarten. Die Anlage ist ein Geschenk Seiner Hoheit Scheich Zayed Bin Sultan Al-Nahyan, ehem. Herrscher von Abu Dhabi und Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Im Zentrum stehen zwei Pyramidenbauten, die eine der Hauptattraktionen auf der Internationalen Gartenbauausstellung IGA Rostock 2003 waren. In den blauen Glasbauten werden Wüstenpflanzen aus Südafrika gezeigt; die Häuser sind außerdem für Ausstellungen vorgesehen. Die Risse in den Scheiben sind durch Setzungen im Untergrund entstanden und durch Vandalismus. Im Außenbereich zu den alten Schiefermauern hin sind verschiedene Wüstentypen zu sehen. Zurzeit entsteht eine amerikanische Wüste. Zum Wasserlauf hin sind Nutzpflanzen zu sehen, die aus Trockengebieten stammen. Besonders auffallend sind die Papyruspflanzen im Sumpf direkt am Wasser. Sie verbleiben in der Regel am Gewässer und werden im Laufe des Winters geräumt. Die Hirsen und Teff sind eine Fortsetzung des Themas „Nahrungsmittel“ aus dem Nutzgarten. In den großen Töpfen sind verschiedene Palmen, Oliven, Granatapfel und Zitrusbäume aufgestellt. Sie werden im Oktober eingeräumt. Daher sind sie nicht in diesem Rundweg enthalten. Hainbuchenhecke „Falaj“ Die große Hainbuchenhecke gehörte ebenfalls zu dem großzügigen Geschenk wie auch die vielen Begrenzungssteine, die einen Wasserlauf, einen „Falaj“, einfassen. Von ihm aus können in einer Oase durch das Hochziehen kleiner Trennwände Ackerflächen gezielt bewässert werden. Bei uns mussten diese kleinen Scheiben fest eingesetzt werden. Alle begrenzenden Steine sind nicht winterfest und bröckeln – bitte nicht betreten! Minzen Aufbau eines Pflanzenschildes Mentha x piperita 25 Die Sammlung der Minzesorten und -arten entschlüsselt sich für den Besucher ein wenig, wenn er die Schilder liest. Die Schilder haben im ganzen Botanischen Garten den gleichen Aufbau. Alle Minzen gehören zu den Lippenblütlern, den Lamiaceae. Der Familienname steht oben auf dem Schild. Dann folgt der botanische Name der Pflanze. Ein Kreuz im Namen bedeutet, dass die Pflanze eine Kreuzung ist. Sie hat zwei verschiedene Arten als Eltern. Das ist bei Pflanzen gut möglich; es gibt sogar Gattungsbastarde. Dieses Thema ist bei der Evolution der Getreidearten wichtig. (Vor der Grünen Schule finden Sie dazu ein Beet, das jetzt längst abgeerntet ist.) Der erste Name ist der Name der Gruppe Mentha (Gattung Minze), der zweite Name ist der Artname, z. B. spicata. Am Ende des Namens folgt das Kürzel des Botanikers, der den Namen gegeben hat bzw. die Erstbeschreibung gefertigt hat. Die Namen sind abgekürzt; L. steht für Linné. Pfefferminze Mentha x piperita ist eine Kreuzung aus Wasserminze Mentha aquatica und Ährenminze Mentha x spicata. Und die wiederum ist eine Kreuzung aus Mentha rotundifolia, der Rundblättrigen Minze (synonym Mentha suaveolens, Apfelminze) und Mentha longifolia, der Pferde- oder Waldminze. Wenn die Buchstaben var. erscheinen, ist es eine Varietät innerhalb der Art, die auch in der freien Natur vorkommt. Eine Sorte der Apfelminze heißt Ananasminze und schmeckt auch so. In der Bildermappe ist eine Varietät mit krausen Blättern, var. crispa abgebildet. Dann kommt der deutsche Name, darunter der englische, gefolgt von einigen Hinweisen und schließlich links unten der Gartenteil (Wüs = Wüstengarten). Rechts die Ziffern bedeuten, wann die Pflanze im Garten angekommen ist. Wenn es sich um eine Züchtung handelt, die einen Sortennamen trägt, so ist dies an den Anführungszeichen zu erkennen. Familienname Botanischer Name z.B. Lippenblütler Lamiaceae (Minzen gehören dazu) z.B. Mentha Ein x bedeutet, dass die Pflanze eine Kreuzung ist (Hybride, Bastard) Sie hat also zwei verschiedene Arten als Eltern. Pfefferminze ist eine Kreuzung aus Wasserminze Mentha aquatica und Ährenminze Mentha x spicata, die selbst ein Bastard ist. Name der Gruppe z.B. Mentha (Gattung Minze), Artname z. B. spicata ist der zweite Name Name des Botanikers z. B. ‘Linné’ erscheint als Kürzel L. var. ist eine Varietät innerhalb der Art z. B. var. crispa ist eine Varietät mit krausen Blättern ‘Sortennamen’ ‘.....’ zeigen, dass es sich um eine Züchtung handelt der deutsche Name z. B. Minze der englische Name z. B. Mint Einige Hinweise z. B. nur in Kultur bekannt Name des Gartenteils z. B. Wüs = Wüstengarten links unten Ziffern z. B. 6. 12. 1998 bedeutet, wann die Pflanze im Garten angekommen ist. Minzen bekommen Sie in fünf Sorten ab Mai im Pflanzenabholprogramm. Bestandsliste aller Pflanzen im Internet Die Bestandsliste aller im Garten vorhandenen Pflanzen können Sie im Internet unter www.bghamburg.de einsehen. Vom Wüstengarten sind es wenige Schritte zur großen Baumscheibe am Wasser. Einige Schritte weiter kann man bei trockenem Wetter gut sitzen. In der Mitte des betonierten Rundes steht ein Ginkgo. Ein ausführliches Portrait des Ginkgo finden Sie auf Seite 32. 26 Der Giftpflanzengarten Es ist eine schwierige Frage, ob stark giftige Pflanzen in einem Rundgang vorkommen sollen, den die Schülerinnen und Schüler allein und ohne Aufsicht durchlaufen können. Wir haben uns entschieden, den Giftpflanzengarten mit aufzunehmen. Giftige Pflanzen gehören zu unserer Umwelt und man sollte sie kennen. Giftinformationszentrale Bonn Rizinus Ricinus communis Vergiftungsanzeichen mit Verspätung Tollkirsche Atropa belladonna Für die Beurteilung der Giftigkeit der Pflanzen haben wir die Informationen der Giftinformationszentrale Bonn zugrunde gelegt. Rizinus Ricinus communis (Wunderbaum, Palma Christi) stammt aus dem tropischen Afrika und wohl auch Indien, ist mittlerweile weltweit verbreitet und wurde in Europa als Arzneipflanze angebaut. Die einzige Art der Gattung gehört zur Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae). In den Tropen kann die Pflanze mehrjährig mit verholztem Stamm nach einigen Jahren stattliche 8 m-13 m Höhe und eine Breite von etwa 4 m erreichen. Die weiblichen Blüten sitzen oben im Blütenstand und fallen durch dunkelrote Narben auf. Darunter sitzen die männlichen Blüten mit auffallend viel gelbem Blütenstaub. Die bäumchenartigen Staubblätter übergeben den Blütenstaub dem Wind, die roten Narbenzungen fangen den Blütenstaub ein. Beim Auspressen des Öls verbleibt das Gift im Pressrückstand. Tückisch ist, dass Vergiftungsanzeichen nach Verzehr eines Samens erst nach Stunden oder gar Tagen eintreten. Die Tollkirsche ist ein Nachtschattengewächs wie Kartoffel und Tomate. In vergrünten Kartoffeln sind ebenfalls die giftigen Alkaloide vorhanden, die für die Pflanzenfamilie typisch sind. Einigen Tomatensorten wurde das Gift der grünen Früchte weggezüchtet. Die Tollkirsche kommt in lichten Laubwäldern und Kahlschlägen vor allem im mittleren und südlichen Deutschland vor. Die glänzend schwarzen Früchte sind von dem sternförmigen, verdickten Kelch umgeben. Die ganze Pflanze ist stark giftig, zur Vergiftung führen die Früchte; bei Kindern gelten 3 - 4, bei Erwachsenen 10 -12 als tödlich. Im Beet sind immer auch Pflanzen mit gelben Früchten zu sehen. Die Verbreitung der Samen erfolgt über Vögel, für die das Fruchtfleisch nicht giftig ist. Der Name geht zurück auf die griechische Göttin Atropos, die den Lebensfaden durchschneidet. „Belladonna“ heißt „schöne Frau“, da sich mit dem Gift der Tollkirsche der Iris-Muskel im Auge lähmen lässt, was die Pupille weitet. Das wiederum wird als attraktiv empfunden. Da das Gift zuerst Halluzinationen auslöst und dann zu schweren Krämpfen und Herzstillstand führt, war es Bestandteil mittelalterlicher Hexensalben. Atropin blockiert die Rezeptoren für Acetylcholin u. a. im Herzen, den Eingeweiden und in der Iris. In giftigen Konzentrationen löst das Gift der Tollkirsche Wutanfälle und schwere Krämpfe aus; „toll“ bedeutet also nicht großartig. Die Pflanze ist warnend ausgeschildert. Pfaffenhütchen Euonymus europaea Gewöhnlicher Spindelstrauch 27 Das Pfaffenhütchen wächst in Wäldern und Gebüschen auf eher feuchten Lehmböden in ganz Europa. Sein Name verweist auf eine in Süddeutschland übliche Kopfbedeckung Geistlicher bzw. auf die Nutzung des Holzes für die Herstellung von Spindeln. Der Kontrast der orangen Samen mit der vierklappigen, rosa, pupurnen oder karminroten Kapsel macht die Früchte unverwechselbar. Vögel, vor allem Rotkehlchen, nehmen diese Samen gern. Der Same ist von einer orangen Hülle, dem Samenmantel (Arillus) umgeben. So ein Arillus kommt auch bei der Eibe vor, doch dies ist ein Nacktsamer, der keine Früchte hat. Die Samen hängen an einem dünnen, weißen Faden aus der Kapsel heraus. Schwer giftig Eisenhut Aconitum napellus Wolfs-Eisenhut Aconitum vulparia Alle Pflanzenteile sind giftig, besonders aber die Früchte. Die Vergiftung macht sich oft erst nach Stunden bemerkbar. Übelkeit, Durchfall, Kreislaufstörungen und Krämpfe treten auf. Etwa 40 Früchte können zum Tode führen. Auch für Pferde, Schweine, Ziegen, Schafe, Meerschweinchen und andere Nager und Hunde ist die Pflanze giftig. Die hier angepflanzte Art ist nicht immer Aconitum napellus. In der Nähe steht auch noch der gelb blühende Wolfs-Eisenhut Aconitum vulparia. Eisenhut gehört zu den Hahnenfußgewächsen und ist eine Pflanze der Alpen und Mittelgebirge im Halbschatten und auf nährstoffreichen, eher feuchten Böden, Aconitum wird als Zierpflanze oft in Gärten angepflanzt. Eines der Kronblätter ist zu dem Helm geformt, der die Staubgefäße und den Griffel bedeckt. Schon durch Anfassen kann das Gift in die Haut übergehen und macht sich durch Taubheit der entsprechenden Körperstellen bemerkbar. Die Betäubung erfasst den ganzen Körper, der Herzschlag wird schneller, die Atemmuskulatur wird gelähmt. Das Gift soll als Pfeilgift und wie pflanzliches Arsen verwendet worden sein. http://www.wildbienen.de/ b-gersta.htm Die Farbe „ROT“ im Garten suchen Der Helm der Blüte kann nur von spezialisierten Bestäubern angehoben werden, um am Pollen und Nektar zu gelangen. Die Eisenhuthummel Bombus gerstaeckeri ist an die Eisenhutpflanze gebunden und lebt nur dort, wo es genügend große Bestände gibt. Sie ist in Deutschland extrem selten. Eine andere sinnvolle Aufgabe ist, die Farbe „ROT“ im Garten zu dieser Jahreszeit zu suchen. Ist man jetzt im Herbst der Farbe „ROT“ auf der Spur, so wird man vereinzelt die Früchte der Maiglöckchen finden, den Fruchtstand des Aronstabes, die Samenmäntel der Eibe, die Früchte des Pfaffenhütchens, die Blätter des Rizinus und die rosa-orange-roten Blüten des Wandelröschens. Standort Mistelbaum Neben dem Giftgarten steht auf dem Rasen an der Ecke gegenüber von der Tollkirsche der Silberahorn, der stark von Misteln bewachsen ist. Hier lassen sich die gleichen Dinge beobachten wie am Mistelbaum auf dem anderen Weg. 28 Der Nutzpflanzengarten Der Nutzpflanzengarten ist nicht im Schülerheft enthalten. Der September ist die beste Zeit für einen Besuch. Für September gibt es einen eigenen Rätselweg. Der Nutzpflanzengarten führt beispielhaft vor, welche Arten- und Sortenvielfalt aus aller Welt für unsere Ernährung sorgt. Fünf Getreidearten sind bis Ende September zu sehen, die vielen Kürbisse fallen sofort auf, die Kohlsorten sind jedes Jahr eine Pracht. Ab Klasse 5 nutzbar Lein, Buchweizen, Topinambur und viele Bohnen- und Erbsensorten ergänzen die Fülle. Zu den Pflanzen gehören Schilder, die die Herkunft, den Anbau und die Merkmale kurz vorstellen. Sie können ab Klasse 5 genutzt werden. Besonders selten zu sehen sind die Quitten Cydonia oblonga und ein Speierling Sorbus domestica. Mais Zea mays Der Mais bleibt manchmal bis spät in den November hier stehen. Es hängt von der Regenmenge und den Mäusen und Ratten ab, wie schnell geräumt wird. Besonders auffällig sind die hohen Energiemais-Sorten, die auf viel Blattmasse hin gezüchtet wurden. Außerdem wird Gemüsemais gezeigt, zusammen mit speziellen Landsorten aus Südamerika. Mais ist ein Schwerpunkt im SeptemberRundgang. Jetzt ist unsicher, ob es noch genügend attraktive Pflanzen zu sehen sind. Die Beschilderung erklärt die Sortenauswahl. Sonnenblumen Die Sonnenblumen bleiben sehr lange stehen, bis die Samen alle geerntet oder aufgefressen sind. Pflanzenabholprogramm Die Zuckerrüben werden jetzt geerntet und über das Pflanzenabholprogramm abgegeben. Der Nutzpflanzengarten stand im September im Zentrum eines Unterrichtsganges. Dort ist der Mais ausführlich beschrieben. 29 Hannelore „Loki“ Schmidt, Pflanzenschützerin (3. 3. 1919 - 21. 10. 2010) Loki Schmidt © Norddeutscher Rundfunk Hannelore „Loki“ Schmidt, geb. Glaser ist die Tochter eines Betriebselektrikers und einer Näherin. Sie wuchs im Arbeiterstadtteil Hammerbrook mit zwei Geschwistern auf. Den Namen „Loki“ gab sie sich selbst. Mit 10 Jahren traf sie in der Lichtwarkschule auf ihren späteren Mann Helmut Schmidt. Die Lichtwarkschule war eine der wenigen Reformschulen des höheren Schulwesens in der Weimarer Republik. Alfred Lichtwark – 1852-1914, Reformpädagoge der sogenannten Kunsterzieherbewegung, war später Direktor der Kunsthalle Hamburg). Nach dem Abitur studierte sie Pädagogik in Hamburg. Ihr Berufswunsch, Biologin zu werden, scheiterte an den Studiengebühren. Von 1940 bis 1972 war sie an Hamburger Volks- und Realschulen als Lehrerin tätig. 1942 heirate sie ihren ehemaligen Klassenkameraden Helmut Schmidt und verdiente eine Zeitlang das Geld, damit er studieren konnte. Während den Jahren der Kanzlerschaft ihres Mannes von 1974 bis 1982 nutzte sie ihre Position, um Natur- und Pflanzenschutz Geltung zu verschaffen und selbst zu forschen. „Natürlich haben mich bedrohte Pflanzen schon lange vorher interessiert. Nur wer hört auf eine kleine Lehrerin mit Namen Schmidt auch noch von Hamburg aus? Kein Mensch. Ich habe ja in der Bonner Zeit, wie soll ich sagen, das Amt meines Mannes ein bisschen ausgenutzt, um Gehör zu finden“. Sie begleitete auf eigene Kosten verschiedene Forschungsreisen von Wissenschaftlern, z. B. zum Nakuru-See nach Kenia, auf die Galapagos-Inseln, nach Ecuador, Malaysia, Nordborneo, Brasilien und Mexiko. Einsatz für den Erhalt des Naturerbes Loki-Schmidt-Genbank Internationaler Gärtneraustausch Ehrendoktorwürde 1997 30 Seit den siebziger Jahren setzte sie sich für die Botanischen Gärten ein als wichtige Institutionen zur Erforschung und Erhaltung biologischer Vielfalt und als Standort der Bildung für den Erhalt des Naturerbes. Zu Beginn der achtziger Jahre startete sie eine Initiative, Samen von Wildpflanzen zu sammeln und in einer Genbank zu hinterlegen. So entstand die Loki-Schmidt-Genbank in Osnabrück. Im Rahmen ihres Engagements für die Botanischen Gärten initiierte sie im Jahr 1986 einen internationalen Gärtnertausch, der inzwischen als eigene „Stiftung Internationaler Gärtneraustausch“ existiert. In Anerkennung dieses Engagements verlieh die Russische Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg Loki Schmidt 1997 die Ehrendoktorwürde für ihre Förderung der Botanik und der Bildung. Veröffentlichung Gründung der Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen Verleihung der „Silberpflanze“ 1997 veröffentlichte sie die erste Beschreibung der teilweise weltweit bedeutenden Sammlungen der 70 Botanischen Gärten Deutschlands. 1976 gründete Loki Schmidt die Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen. Die Idee, diejenigen mit einer Silberpflanze zu würdigen, die dazu beitragen, gefährdete Pflanzen zu schützen, hatten Loki Schmidt und der Hamburger Industrielle Dr. Kurt A. Körber. Seit 1977 verlieh Loki Schmidt auf Empfehlung der Stiftung die stilisierte silberne Pflanze an Einzelpersonen, Gruppen oder Institutionen, die sich um die Erhaltung gefährdeter Pflanzen und gefährdeter Biotope besonders verdient gemacht haben. Die Stiftung wurde später mit der Stiftung Naturschutz Hamburg zur Loki-SchmidtStiftung fusioniert. Diese Stiftung ist nicht zu verwechseln mit der Hannelore und Helmut Schmidt Stiftung, die sich der Forschung, der Völkerverständigung und der Bewahrung des Erbes widmet. Wissenschaftliche Schutzkonzepte für gefährdete Pflanzen Beobachtungsfläche am Brahmsee Präsentation der „Blume des Jahres Loki Schmidt Haus, Eröffnung 2006 Bereits lange vor der Internationalen Umweltkonferenz in Rio de Janeiro (1992) hat Hannelore Schmidt wissenschaftliche Schutzkonzepte für gefährdete Pflanzen und ganze Ökosysteme gefordert. Sie werden über die Stiftung umgesetzt. Am Brahmsee existiert zudem eine Beobachtungsfläche von über 6,5 Hektar, die sie eingerichtet und betreut hat. Seit 1980 stellte sie jeden Herbst die „Blume des Jahres“ vor, seltene und gefährdete Pflanzen, deren Lebensräume bedroht sind. Nach 1982 bekam sie eine Auszeichnung nach der anderen. Zu ihrem 80. Geburtstag erhielt sie 1999 für ihre Verdienste um den Pflanzen- und Naturschutz von der Universität Hamburg den Professorentitel, am 6. Juli 2000 erteilte ihr die Fakultät Biologie den Grad eines Doktors der Naturwissenschaften ehrenhalber. Im Jahre 2006 wird das Loki-Schmidt-Haus eröffnet, ein von Prof. B. Winking entworfener Kubus mit kobaltblauen Keramikfliesen verkleidet. Auf drei Ebenen mit rund 450 m2 ist eine Dauerausstellung über Nutzpflanzen zu sehen. Die Arbeit von Loki Schmidt als Forscherin und Botschafterin für die Natur wird ebenso dargestellt wie die der Botanischen Sammlung im Kontext von Hafen und Handel in Hamburg. Im „Schaufenster der Wissenschaft“ präsentieren Forscher des Biozentrums Klein Flottbek jeweils aktuelle Forschungsthemen. Das Gläserne Magazin zeigt Schätze der Botanischen Sammlung. Ältestes und größtes Objekt ist das haushohe Luftwurzelgeflecht einer Würgfeige, die den zentralen Luftraum über fast alle drei Etagen durchzieht. Das 17 m hohe Objekt ist zugleich das älteste und stammt aus einem Regenwald bei Kamerun. Im Jahre 1889 wird sie dem Botanischen Museum von der Handelsfirma und Reederei C. Woermann geschenkt. Die Woermann-Linie fährt Ende des 19. Jhdts. regelmäßig nach Kamerun und benötigt dafür 23 Tage. Loki Schmidt Garten seit 2012 Pflanzen mit Lokis Namen 31 Im Eingangsbereich des Botanischen Gartens der Universität Hamburg, seit 2012 der Loki-Schmidt-Garten, steht eine Portrait-Büste von Loki Schmidt, gestaltet von Manfred Sihle-Wissel, Bildhauer in Brammer bei Rendsburg, geb. 1934 in Tallinn. 1985 entdeckte sie bei einer Reise nach Mexiko eine noch nicht beschriebene Bromelie, die dann von den Bromelienfachleuten Prof. Dr. Werner Rauh und Prof. Dr. Wilhelm Barthlott den Namen Pitcairnia loki-schmidtiae Barthlott & Rauh bekam. Hinzu kam die Bromelie Puya lokischmidtiae R.Vásquez & P.L.Ibisc. Eine Springkrautart aus Madagaskar ist nach ihr benannt: Impatiens loki-schmidtiae, eine Orchideen-Hybride des Orchideenzüchter Karges in Dahlenburg ist als ‘Doriella Loki Schmidt‘ registriert. Außerdem gibt es eine Dahlie ihres Namens und schließlich trägt noch der Skorpion Tityus lokiae ihren Namen. Quellen und Links: http://www.biologie.uni-hamburg.de/bzf/museum/nutzpfl_a_z/alphabet.htm http://www.sihle-wissel.de/koepfe-01.htm Literatur (Auswahl) Bücher von Hannelore (Loki) Schmidt: Die Botanischen Gärten in Deutschland Das Naturbuch für Neugierige 240 S. Rowohlt 2010 TB-Ausgabe rororo 2011 Auf einen Kaffee mit Loki Schmidt München: Goldmann, 2012 Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde Rheda-Wiedenbrück: RM-Buch-und-Medien-Vertrieb [u.a.], 2011 Die Botanischen Gärten in Deutschland Hamburg: Hoffmann und Campe, 1997, 1. Aufl. Die Blumen des Jahres Hamburg: Hoffmann und Campe, 2003 Bücher über Loki Schmidt: Loki Schmidt – Forscherin und Botschafterin für die Natur Schwarz, Petra. – Bremen: Ed. Temmen, 2009, 1., Aufl. 32 Pflanzenportraits Ginkgo Ginkgo biloba Küsten-Mammutbaum Sequoia sempervirens Riesen-Mammutbaum Sequoiadendron giganteum Araukarie Araucaria araucana Halt-die-Augen-auf-Pflanze Wollemia nobilis 33 Ginkgo Ginkgo biloba L. Fächerblattbaum, Silberaprikose, Gänsefuß; maidenhair tree Blätter mit Kerbe und ohne Kerbe Dieser Baum ist einzigartig. Seine Blattform ist unverwechselbar. Die Adern verlaufen fächerförmig, es gibt keine Hauptader. Die Blätter, die an kurzen Seitenzweigen stehen, haben einen welligen Rand und keine Kerbe in der Mitte. Die Blätter an den längeren Zweigen sind oft gebuchtet und haben eine deutliche Kerbe. Die Form kann sich auch mit dem Alter verändern, so dass bei älteren Bäumen die überwiegende Mehrheit der Blätter fächerförmig ohne Einschnitt ist. Weder ein Laubbaum noch ein Nadelbaum; ein Nacktsamer Er ist weder ein Laubbaum noch ein Nadelbaum. Es ist ein Nacktsamer und daher näher den Nadelbäumen verwandt. Die Embryonen an den Kurztrieben sind nicht von einem Fruchtknoten eingeschlossen. Die in ihrer festen Samenschale geröstet verkauften Samen sind also keineswegs „Nüsse“, auch wenn sie so angeboten werden. Auch dürfte man eigentlich bei den Blättern nicht von „Laub“ reden. Er ist kein Laubbaum. Männliche und weibliche Pflanzen Es gibt männliche und weibliche Pflanzen, was aber erst nach Jahrzehnten zu erkennen ist. Die Blüte ist im März. Männliche Blüten haben das Aussehen von 2 bis 3 cm langen Kätzchen. Der Wind verteilt den Blütenstaub. Die weiblichen Bäume „fangen“ den Blütenstaub mit Hilfe eines Flüssigkeitstropfens auf der Samenanlage. Dieser Tropfen ist im Frühling am frühen Morgen am ehesten zu sehen. Die Befruchtung erfolgt durch bewegliche, Spermien ähnlichen Zellen, was sonst nur noch bei Farnen und Moosen vorkommt. Vier Monate nach der Bestäubung werden aus dem auswachsenden Pollenkorn in der Samenanlage zwei vielgeißelige, schwimmfähige, sich selbstständig bewegende Geschlechtszellen freigesetzt. Sie heißen Spermatozoide. Ein Spermatozoid befruchtet die Eizelle. Nun wächst der Samen heran und ab Oktober/November erscheinen die aprikosenförmigen Samen mit einer inneren festen Schale und einer äußeren gelben Hülle, die reif ganz fürchterlich stinkt und weich ist. Befruchtung Spermatozoide Samen Fossilgeschichte Entdeckung 34 Seine Fossilgeschichte geht zurück bis ins Karbon (350-280 Mio. Jahre). Dort bereits trennen sich Nadelbäume und Ginkgo-Vorfahren. Die fossil belegten direkten Vorläufer reichen 170 Mio. Jahre zurück. Im frühen Tertiär war der Ginkgo auf der Nord-halbkugel rund um den Pol verbreitet. Er erlosch in Europa vor 17 Millionen Jahren und in Nordamerika vor etwa 10 Millionen Jahren. Ginkgos galten in China und Japan als heilige Bäume und wurden in Tempelbezirken gepflanzt. Daher ist es schwer, das heutige Restvorkommen (siehe Pfeile in der Karte aus Seite 33) als Wildvorkommen zu bestimmen. Die Entdeckung des Ginkgo geht zurück auf Engelbert Kaempfer (1651-1716), dessen Reisen als Gesandter und Forschungsreisender zu einem längeren Aufenthalt auf einer Insel vor Nagasaki führten. Damals schottete sich Japan noch ab. Ginkgo Fortsetzung Johann Wolfgang von Goethes Gedicht über den Ginkgo von 1815 entstand in der Beziehung zu Marianne von Willemer, als Goethe am West-Östlichen Divan arbeitete, in dem drei Gedichte von M. v. Willemer unter seinem Namen 1819 erschienen Die ersten Bäume in Europa lassen sich nicht eindeutig auf das Material von Kaempfer zurückführen. Ihre Quelle und ihr Weg nach Europa ist unsicher. Der berühmte Ginkgo im Hamburger Jenischpark wurde von James Booth, dem Gärtner von Caspar Voght um 1800 gepflanzt. Goethes Ginkgo wurde zwischen 1780 und 1790 im Brentanopark in Frankfurt gepflanzt. Goethe sah und kommentierte einen Baum mit männlichen und weiblichen Blüten. Das ist eigentlich eine Unmöglichkeit, doch oft werden weibliche Äste auf männliche Bäume gepfropft und umgekehrt. Ginkgo biloba Dieses Baums Blatt, der von Osten Meinem Garten anvertraut, Giebt geheimen Sinn zu kosten, Wie‘s den Wissenden erbaut, Ist es Ein lebendig Wesen, Das sich in sich selbst getrennt? Sind es zwey, die sich erlesen, Daß man sie als Eines kennt? Solche Frage zu erwiedern, Fand ich wohl den rechten Sinn, Fühlst du nicht an meinen Liedern, Daß ich Eins und doppelt bin? Die Karte zeigt die Reliktvorkommen (Pfeile) und die historische Verbreitung (dick gepunktet) sowie die Verbreitung der Fossilien (gerastert) Das Bild ist aus der Veröffentlichung von Kaempfer Quelle siehe S. 35 35 Als Zeichen guter Wünsche verschenken Die Blätter werden in Fernost gepresst und als Zeichen guter Wünsche verschenkt. Es bietet sich an, diesen Brauch an die Schülerinnen und Schüler in einer Führung weiterzugeben. Geschichte Nach Kaempfer war Carl Caspar von Siebold einer der wichtigsten Erforscher der Botanik in Japan. Er lebte von 1823 bis 1829 und von 1859 bis 1862 in Japan und ist einer der wichtigsten Zeugen der späten Edo-Zeit (1603–1868). Japan war damals noch völlig von der Außenwelt abgeschottet. Siebold lebte auf einer kleinen künstlichen Insel in der Bucht von Nagasaki; nur den Holländern war der Handel mit Japan erlaubt. 1826 konnte er an der alle 5 Jahre stattfindenden Reise des Leiters dieser Handelsmisson nach Edo teilnehmen und bekam außerdem viele Pflanzen geschickt und gebracht. Zu seinem Gedenken hat der Botanische Garten in Leiden (Südholland) einen Gartenteil angelegt mit vielen Pflanzen, die er beschrieben und eingeführt hat. Hiroshima Die besondere Lebenskraft dieser Bäume hat sich in Hiroshima gezeigt. In einem Park, keine 1500 Meter von „ground zero“, dem Explosionsort entfernt, wo die Menschen kurz nach dem Abwurf starben, ging ein Ginkgo in Flammen auf und brach in sich zusammen. Im nächsten Frühjahr begann er wieder auszutreiben. In Hiroshima sind inzwischen alle Bäume erfasst, die diese Katastrophe überstanden, wurden mit Plaketten versehen und mittlerweile wird Saatgut von diesen Pflanzen als Zeichen des Friedens in alle Welt versandt. Im März 2012 wurde Saat an den Botanischen Garten Irkutsk geschickt. Diese Bilder zeigen zwei Ginkgo-Bäume in einem Park in Hiroshima Plaque (picture right): On the afternoon of August 6th, 1945, following the dropping of the atomic bomb, the woods inside the garden began to burn, and the well-known gigantic trees were almost all completely consumed. However, this ginkgo is one of the trees which did survive. The circumference of the trunk is approximately 4 meters, and the height of the tree is 17 meters. The age of the tree is estimated at 200 years. As it was bent in the blast from the atomic bomb, the top and branches have been pruned to keep it from falling over. Die Plakette zum rechten Bild sagt: „Am Nachmittag des 6. August 1945, nach dem Abwurf der Atombombe, gingen die Gehölze in diesem Garten in Flammen auf und fast alle der beliebten großen Bäume verbrannten. Nur dieser Ginkgo ist einer der Bäume, die überlebten. Der Umfang seines Stammes ist etwa 4 Meter und sein Alter wird auf 200 Jahre geschätzt. Durch die Druckwelle der Atombombe wurde er verbogen; Spitze und Äste mussten entfernt werden, damit er nicht umfiel.“ 36 Ginkgo Fortsetzung Quellen Karte: http://www.boga.ruhr-uni-bochum.de/html/Ginkgo_biloba.html Bilder: Ginkgo biloba In: Engelbert Kaempfer: Amoenitatum Exoticarum, Politico-Physico-Medicarum, Fasciculi V. S. 813, wikimedia commons http://www.lang-arts.com/survivors/survivor_images2/shukkeien_1945 Links Liste der überlebenden Bäume: http://www.lang-arts.com/survivors/index.html http://www.unitar.org/greenlegacyhiroshima http://www.pcf.city.hiroshima.jp/index_e2.html Hiroshima peace memorial website http://antnews.hiroshima-nagasaki.net/?s=trees Karte der Atombombenbäume: http://www.green-greetings.com/en/map/index.html Elektronische Kartengrüße http://www.green-greetings.com/2005/index.html Planet Weimar http://www.planet-weimar.de/downloads/diealtenginkgos.pdf Allgemeines zu Ginkgo-Bäumen http://kwanten.home.xs4all.nl/tianmu.htm http://www.unesco.org/mabdb/br/brdir/directory/biores.asp?mode=all&code=CPR+12 Carl Caspar von Siebold http://www.oai.de/en/component/content/article/64-ostasienlexikon/sss/1962-siebold-philipp-franzvon-siebold.html http://siebold-museum.byseum.de/de/--aktuelles-/veranstaltungen-und-aktivitaeten-der-sieboldgesellschaft-seit-1985 Biodiversität Samen von Pflanzen, die die Atombombe in Hiroshima überlebt haben, sollen im Botanischen Garten der Universität Irkutsk gepflanzt werden 37 Inquirebotany.org Samen von Bäumen, die den Atombombenabwurf überlebt haben, wurden 2011 in Hiroshima gesammelt und haben nun den Botanischen Garten in Irkutsk in Sibirien, Russland, erreicht. Es sind dies Samen von Ginkgo, Kampfer, Stechpalme, Kaki und Tulpenbaum. Der Direktor des Botanischen Gartens in Irkutsk, Dr. Victor Kuzevanov und sein Team haben eng mit dem Team der Green Legacy Hiroshima zusammengearbeitet (siehe http://www.unitar.org/ greenlegacyhiroshima), um die Aussaat der Samen für das Frühjahr vorzubereiten. Küsten-Mammutbaum Sequoia sempervirens, Endl. Redwood Herleitung des Namens Der Name wird unterschiedlich hergeleitet. Ein Indianer namens George Gist oder Sequoyah (um 1776 (?) bis 1843) entwickelte für seinen Stamm, die Cherokee, ein Alphabet und verbreitete die Schrift unter ihnen. Er war Soldat, Händler und Schmied. Die Schrift verbreitete sich schnell und es gab seinerzeit sogar eine Cherokee-Zeitung. Die Erstbeschreibung und Benennung der Gattung durch Stephan L. Endlicher (1804 -1849), einem österreichischen Botaniker und Linguisten, kann auch durch die Vorstellung einer Sequenz von Merkmalen in der Abstammung entstanden sein. Endlicher hat seine Namensgebung nicht kommentiert. Feststellung der Größe des Baumes „Hyperion“ Zu den Küsten-Mammutbäumen gehören die höchsten Bäume der Welt. Erst 2006 wurde der höchste Baum entdeckt und „Hyperion“ getauft, das ist unter den Titanen der Vater von Helios. Er ist 115,66 Meter hoch. Dieser gewaltige Baum wurde erst im August 2006 in einem entlegenen Teil des Redwood National Park von den Naturwissenschaftlern Chris Atkins und Michael Taylor entdeckt. Deren erste vorläufige Messungen wurden mit professionellen Laser-Messgeräten durchgeführt. Im September 2006 wurde der Baum von Steve Sillett neu vermessen. Dies wurde in der einfachst möglichen Art durchgeführt: Er kletterte auf die Spitze des Baumes und ließ ein Maßband zum Boden herab. Das ergab 115,55 Meter oder 379,1 Fuß. Allerdings steht der Baum an einem Abhang; vielleicht erklärt das die abweichenden Angaben Das Volumen wird geschätzt auf 520 Kubikmeter Holz. Alter Das höchste Lebewesen ist aber nicht gleich das größte (siehe Seite 38) und auch nicht das älteste. Das bisher höchste festgestellte Alter eines Küsten-Mammutbaumes ist 2520 Jahre. Standort Wasserversorgung Die Küsten-Mammutbäume Sequoia sempervirens sind im sommertrockenen Klima Kaliforniens auf einen schmalen 750 km langen und maximal 75 km breiten Streifen vom Süden Montereys bis Südwest-Oregon beschränkt, der durchaus von Lücken unterbrochen ist. Sie brauchen eine mäßige bis hohe Luftfeuchtigkeit: Die Spitzen der höchsten Bäume dürfte eigentlich gar kein Wasser mehr über ihre Leitungsbahnen erreichen. Zu schwer ist die Wassersäule für die vorhandenen Saugkräfte. Der Küstennebel leistet einen entscheidenden Beitrag für die Flüssigkeitsversorgung. Sollte sich die Zahl der Nebeltage durch den Klimawandel deutlich ändern, würde das für die alten Redwoods verheerend sein. Neueste Untersuchungen zeigen, dass die Bäume angesichts des Klimawandels aber mehr zuwachsen als früher. 38 Küsten-Mammutbaum Fortsetzung Riesen-Mammutbäume Standort Höhen Küsten-Mammutbäume Eigenschaften Die nahen Verwandten, die Riesen-Mammutbäume, wurden überhaupt erst 1858 von Weißen entdeckt und zum Zentrum eines der ersten Nationalparks in den USA und weltweit. „Giant sequoia“, Sequoiadendron giganteum, kommt nur auf der Sierra Nevada vor, in Höhen von 900 - 2700 Metern und wird um die 90 Meter hoch; die Küsten-Mammutbäume erreichen 115 Meter. Kürzlich wurde „The President“ von einem Team um Professor Sillett erklettert, ein RiesenMammutbaum in der Sierra Nevada auf 2100 m Höhe. Er erreicht 247 Fuß oder 75,286 Meter. Es ist nach dem General Sherman der zweitgrößte Baum, nicht der höchste, und wohl über 3000 Jahre alt. Die Küsten-Mammutbäume erneuern sich durch Saat und Knospenpakete, die tief am Stamm sitzen und austreiben, wenn der Baum vom Feuer doch zerstört oder vom Sturm umgeworfen wurde. Auch Stümpfe treiben noch aus, was für Nadelbäume sehr ungewöhnlich ist. Von der Saat keimen im Jahr nur wenige Prozent. Die ungewöhnliche Lebensdauer der Bäume beruht auf der sehr dicken und luftigen Borke, die noch mit Tannin imprägniert ist. Sie brennt nicht. So bleibt bei einem Waldbrand das Kambium geschützt, die Zellen überhitzen nicht und können weiter für das Dickenwachstum sorgen. Oben in der Spitze sind die Blätter eher schuppenförmig und reduzieren so den Wasserverlust. Weiter unten sind es ausgeprägte nadelförmige Blätter. Alle Anpassungen halfen nichts gegen die Sägen: Nur noch vier Prozent des Waldes überlebten die letzten 150 Jahre. Davon ist wiederum nicht einmal die Hälfte in Nationalparks geschützt. Baumbesetzung von Julia Hill Bildung von Seitenzweigen Epiphyten Wandernder Salamander Kronen-Ökosystem 39 Die Baumbesetzung von Julia Hill, die von 1997 bis 1999 auf einem Redwood lebte, endete mit einer 50 000 Dollar Spende und einer 200 Meter Ruhezone um „ihren“ Baum Luna. Dies war so ein ungeschützter Baumbestand. Ungewöhnlich für diese Nadelbäume ist die Fähigkeit, erneut auszutreiben, wenn ein Baum gefällt wurde oder ein Feuer den Spitzentrieb zerstört hat. Viele der ganz alten Bäume, die kürzlich erklettert wurden, haben an der Spitze gleich mehrere Triebe. Der riesige „Iluvatar“ bringt es auf über 220 Seitenstämme – in großer Höhe. Blitzschlag bringt die Bäume in der Regel nicht um. Es entstehen neue Seitenzweige. Die Abbildung oben zeigt den „Atlas tree“, 90 m hoch, mit mehrereren großen Seitenästen in 55-60 m Höhe. In solchen Astgeflechten samme sich Epiphyten; fast 700 kg Material sind in diesem Baum in großer Höhe zu finden. Solche Matten sind ein eigenes Ökosystem in Bäumen eines gemäßigten Regenwaldes. Sogar Ruderfußkrebse finden sich in dem Wasserfilm, der sich in diesen Matten von Material hält. Besonders ungewöhnlich ist ein Salamander Aneides vagrans, der Wandernde Salamander, der in den Matten von Farnen, Flechten, Moosen und Bärlappgewächsen existiert und in 90 Metern Höhe gefilmt wurde (s. Quellen). Die Entdeckung dieses Kronen-Ökosystems gelang einer Gruppe von Baumpflegern, die das Baumklettern perfektionierte. Professor Sillett von der Humboldt-StateUniversity arbeitet über die Ökologie der Küsten-Mammutbäume und ist ein begeisterter Kletterer. Ihm gelang es 1998, einen bis dahin völlig unbekannten „General Sherman“ „Lost Monarch“ Klone Abholzung Erster Nationalpark John Muir Wasserhaushalt 40 Standort von Redwoods im Jedidah Smith Redwoods State Park zu entdecken, unter denen wahrscheinlich das größte Lebewesen überhaupt ist, noch größer als der Riesen-Mammutbaum „General Sherman“, der als größtes Lebewesen geführt wird, nicht aber als höchstes. Der „Lost Monarch“ umfasst mehr als 980 Kubikmeter Holz, hat einen Durchmesser von neun Metern und ist damit dicker als der „General Sherman“. Richard Preston beschreibt in seinem Buch „Die Roten Riesen“ (Rogner und Bernhard, 2009) sehr detailliert die Suche nach den höchsten Bäumen unter anderem im Redwood National Park. Geht man der Frage nach den ältesten und größten Baumwesen weiter auf den Grund, stellt man fest, dass es ganze Klone von Bäumen gibt, die eine große Fläche bedecken und über Wurzeln miteinander verknüpft sind. Solche Klone von Zitterpappeln Populus tremula existieren in Utah, umfassen etwa 18 000 Stämme mit einem Alter von ca. 48 000 Jahren. So könnte es sein, dass auch der Bestand an Wollemia-Kiefern in Australien (siehe Portrait S.50) ein Klon ist. Lange wurden diese das Ökosystem prägenden Bäume intensiv genutzt, also in Massen gefällt, da sie in ihrer Region häufig waren. Die Einrichtung der Nationalparks hat keineswegs sofort die Abholzung gestoppt. Im Gegenteil; einer der heftigsten Befürworter der Einrichtung von Nationalparks, John Muir, arbeitete in einem Sägewerk. Als erster Nationalpark der Vereinigten Staaten und zugleich weltweit wurde 1872 der Yellowstone-Nationalpark gegründet. Die Urkunde nennt als Zweck des Gebietes: „als öffentlichen Park oder Vergnügungsstätte zum Nutzen und zur Freude der Bevölkerung.“ 1864 war durch Präsident Lincoln der YosemitePark samt der Mariposa-Sequoia-Grove unter Aufsicht des Staates Kalifornien gestellt worden. Auftrieb erhielt die Nationalparkbewegung durch die Gründung der Naturschutzorganisation Sierra Club durch John Muir und andere im Jahr 1892. Muir war eingestellt worden, um ein Sägewerk im Park zu betreiben. Eine Überwachung des Parks gab es noch nicht. Die Betreibergesellschaft durfte unbeschränkt Holz einschlagen und Hotels bauen. Noch 1877 kommen im Park Touristen durch Indianer um, die sich der Vertreibung in Reservate widersetzt hatten. Heute hat der Park 1,5 Mio. Besucher im Jahr. Die Gründung der Nationalparks zum Schutz der stark beanspruchten Natur ist eng verbunden mit den beiden Pionieren Hale Tharp und John Muir. Von indianischen Freunden geführt, gelangte der Rinderzüchter und Goldsucher Hale Tharp 1858 als erster Weißer in den heute als Giant Forest bekannten Waldteil. Zeitweilig lebte er dort in einem umgestürzten hohlen Mammutbaum, dem Tharp‘s Log. Dort besuchte ihn 1875 der Naturforscher und -schützer John Muir, der dem Giant Forest seinen Namen gab. Muir wurde einer der Hauptinitiatoren des Sequoia-Nationalpark-Projekts, welches 1890 verwirklicht wurde. Im selben Jahr wurde auch der Grant-GroveNationalpark geschaffen, der 1940 in den neu geschaffenen Kings-Canyon-Nationalpark integriert wurde. Seit 1948 werden die beiden Parks gemeinsam verwaltet. Mammutbäume im Klimawandel Die Küsten-Mammutbäume sind an ihrem Standort, einem 50 km breiten Streifen an der nordöstlichen Pazifikküste der USA im Sommer auf den Küstennebel angewiesen, der bis zu 40% des Niederschlages ausmacht. Die Bäume kämmen den Küsten-Mammutbaum Fortsetzung Steuerung der Transpiration Abb. 1 Verbreitungskarte der Küsten-Mammutbäume Sequoia sempervirens Nebel geradezu aus. Sie sind aufgrund der Höhe kaum in der Lage, die äußersten Blätter mit genügend Wasser zu versorgen. Sie geben an trockenen Tagen bis zu 1000 Liter am Tag ab und können bis zu 240 Liter an Nebeltagen aufnehmen. Die Bäume können die Transpiration nur schlecht steuern. Es ist gesichert, dass sie zur Aufnahme von Wasser tatsächlich den Wasserstrom umkehren können. Die Blätter sind mit zunehmender Höhe immer kleiner und schließlich nur noch als Schuppen ausgebildet. Im nördlichen Verbreitungsgebiet der Bäume hat sich der Niederschlag nicht verändert; dies wäre ein mögliches Rückzugsgebiet. Es zeichnet sich ab, dass die Verwandten der Küsten-Mammutbäume, die RiesenMammutbäume der Sierra Nevada, in den letzten Jahrzehnten deutlich stärker wachsen. Gleichzeitig nimmt die durchschnittliche Schneemenge pro Jahr ab und die Feuer werden häufiger und heftiger. Die Schneebedeckung taut früher, der Wassergehalt des Bodens nimmt früher ab und die Sämlinge vertrocknen. Wegen ihrer langen Lebensdauer ist noch nicht abzusehen, welche Folgen dies für den Bestand haben wird. Die Auswirkungen der regelmäßig auftretenden Feuer sind noch nicht hinreichend erforscht, um Zusammenhänge mit dem Klimawandel zu bestimmen. Weil Feuer jahrzehntelang sehr bekämpft wurden, sind sie nun, wenn sie auftreten, oft sehr viel verheerender, da sich am Boden eine dichtere Vegetation entwickelt hat. Crescent City Eureka Mendociono Napa San Francisco San Jose Current Old-Growth & Older Forests on Public Lands in CA Übersichtskarte erstellt von „Save the Redwoods League“ 28. 2. 2011 41 Original Extent of Old-Growth Redwood Forests in CA Monterey Abb. 2 Verbreitungskarte des Riesen-Mammutbaumes Sequoiadendron giganteum in Kalifornien Abb. 3 Variabilität der Blätter in Abhängigkeit von der Baumhöhe. Angaben an der Seite rechts sind in Zentimetern, die Höhenangaben in Fuß. In diesen Höhen sind die unterschiedlichen Blattformen zu finden 7 115 148 246 279 180 312 213 344 367 Quellen: www.savetheredwoods.org (Abb. 1) http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/cf/Sequoiadendron_giganteum_levila.png (Abb. 2) http://www.humboldt.edu/redwoods/photos/redwood.php (Abb. 3) Ambrose, Anthony R. 2004. Water-holding capacity of canopy soil mats and effects on microclimates in an old-growth redwood forest: A report to Save-theRedwoods League. M.S. Thesis, Humboldt State University. Arcata, CA. Figure 2. Scale drawing of Atlas Tree based on crown measurements and photographs. (Drawing by Dr. Robert Van Pelt) Links Informationen zur Ökologie von gemäßigten Küstenregenwäldern http://www.nps.gov/muwo/planyourvisit/upload/muwo-german.pdf http://www.waldwissen.net/lernen/weltforstwirtschaft/fva_kuestenregenwaelder/ index_DE 42 Küsten-Mammutbaum Fortsetzung Verbreitungskarte: http://www.efloras.org/object_page.aspx?object_id=5256&flora_id=1 Interaktive Karte: http://education.savetheredwoods.org/kit/edmap/index.php http://www.conifers.org/cu/Sequoia.php Ökosystem Sehr gute interaktive Darstellung des Ökosystems (englisch) http://www.redwoodecology.org/home.html Leider gibt es keine vergleichbare Animation zum Ökosystem Wald in Deutschland http://www.sdw.de/cms/upload/waldlehrpfad/Licht%20ins%20Dickicht.html Diese Animation baut sich sehr langsam auf und erfasst wenige Tierarten. Hier gibt es vergleichbares Schülermaterial: http://www.waldkulturerbe.de/waldwissen/waldfibelposter/ Kronen-Ökosystem http://www.humboldt.edu/redwoods/sillett/collaborators.php http://www.humboldt.edu/redwoods/photos/redwood.php.Julia Hill http://www.planet-wissen.de/natur_technik/naturschutz/naturschutzgeschichte/ Julia Hill julia_hill.jsp http://www.visitsequoia.com/giant-sequoia-trees.aspx http://www.planet-wissen.de/natur_technik/naturschutz/naturschutzgeschichte/ portraet_museum_koenigswinter.jsp http://www.juliabutterfly.com/en/get_involved http://www.forestecologynetwork.org/JULIA22.htm http://www.geo.de/GEOlino/natur/pflanzen/mammutbaeume-1264.html?p=5 Nationalparkbewegung http://www.pbs.org/nationalparks/history/ Ökologie der Redwoods http://www.pbs.org/nationalparks/watch-video/Baumsalamander: http://eol.org/pages/332589/overview/ Ein faszinierendes Video aus 91 Metern Höhe http://linnet.geog.ubc.ca/efauna/Atlas/Atlas.aspx?sciname=Aneides%20vagrans Englisches Schülermaterial http://education.savetheredwoods.org/kit/explore.php http://www.savetheredwoods.org/involved/map/index.php http://ngm.nationalgeographic.com/2012/12/sequoias/quammen-text Höhenrekorde http://www.monumentaltrees.com/de/baeume/kuestenmammutbaum/hoechste_ baum_der_welt/ http://www.americanforests.org/wp-content/uploads/2012/04/BT-Register-PDF_ FINAL_web.pdf 43 Riesen-Mammutbaum Sequoiadendron giganteum (Lindl) J. BUCHHOLZ Giant sequoia Immergrüner Nadelbaum Giant sequoia Baumumfänge Namensfindung Mammutbäume im Loki Schmidt Garten 44 Dieser immergrüne Nadelbaum wächst am Westhang der Sierra Nevada, dem „Schneegebirge“ in alten Gletschertalschluchten auf dem Breitengrad von Gibraltar und Sizilien. Sein Standort ist durch hohe Niederschläge gekennzeichnet. Diese Riesen-Mammutbäume wurden überhaupt erst 1858 von Weißen entdeckt und zum Zentrum eines der ersten Nationalparks in den USA und weltweit. „Giant sequoia“ Sequoiadendron giganteum, kommt nur auf der Sierra Nevada vor, in Höhen von 900 - 2700 Metern und wird um die 90 Meter hoch; die Küsten-Mammutbäume erreichen 115 Meter. Kürzlich wurde „The President“ von einem Team um Professor Sillett erklettert, ein Riesen-Mammutbaum in der Sierra Nevada auf 2100 m Höhe. Er erreicht 247 Fuß oder 75,286 Meter. Es ist nach dem General Sherman der zweitgrößte Baum, nicht der höchste, und wohl über 3000 Jahre alt. Der als mächtigster Baum bekannte „General Sherman“ ist jedoch gar nicht der umfangreichste. Das ist wohl der „General Grant“. Er ist 89 Meter hoch und an der Basis 12 Meter dick. Sein Umfang ist fast einen Meter größer als der des General Sherman, nämlich 32,77 Meter. Dieser aber hat mehr Volumen. Die Generäle Grant und Sherman waren Oberbefehlshaber der schließlich siegreichen Armee des Nordens im Bürgerkrieg. Der Riesen-Mammutbaum wurde 1853 vom Engländer John Lindley (1799-1865) als Vertreter einer eigenen Gattung eingestuft und zu Ehren des Grafen von Wellington, des bei Waterloo gegen Napoleon siegreichen britischen Heerführers, „Wellingtonia gigantea“ genannt. Lindley hatte Material bearbeitet, das William Lobb, ein Pflanzenjäger im Auftrag der wichtigen Gärtnerei Veitch & Sons in Exeter und London gesammelt hatte. Die Amerikaner dagegen wollten den Baum „Washingtonia“ nennen. Ein Jahr später hat der französische Botaniker J. Decaisne (im Rundgang kommt Decaisnea vor!) gemeint, der Baum gehöre zur gleichen Gattung wie die Redwoods und nannte ihn „Sequoia gigantea“. Der Amerikaner John Theodore Buchholz ordnete ihn einer eigenen Gattung zu und seitdem heißt er „Sequoiadendron giganteum“. Junge, babyhafte Exemplare dieser Mammutbäume stehen im Loki Schmidt Garten im Eingangsbereich in zwei Gruppe zu je drei bzw. vier Bäumen. Dann gibt es sie im geographischen Teil Nordamerika und als Allee bei der Zufahrt zum Betriebshof. Geht man von 1975 als Pflanzdatum aus, wo die Bäume sicher schon 6 -10 Jahr alt waren, haben sie jetzt ein Alter von knapp 50 Jahren bei einer Lebensdauer von bis zu 3000 Jahren. Sequoiadendron giganteum Sequoiadendron giganteum ist in seiner Heimat ein 80 bis 100 m hoher immergrüner Baum mit säulenförmigem Stamm und Brusthöhendurchmessern von 10 bis 12 m. Bei jungen Bäumen reichen die Äste noch bis auf den Boden, bei Altbäumen können die unteren 50 m astfrei sein. Die Borke der Bäume ist tief gefurcht, längsrissig und fühlt sich schwammig an. Dass die Bäume von besuchenden Schulklassen immer wieder angefasst werden, sieht man an der helleren Borke. Die Borke schützt durch ihre Imprägnierung mit Tanninen und den Einschluss von Luft vor der Hitze der Bodenfeuer, die das Kambium dann nicht zerstören können. Die Nadeln sind spiralig angeordnet, an der Spitze ausgefranst und liegen dem Trieb an. Sie verbleiben 3 bis 4 Jahre am Baum. Es gibt keine Kurz- oder Langtriebe. Beim Zerreiben riechen manche Menschen Anisduft. Das flache Wurzelsystem breitet sich am Standort weit aus, reicht aber nicht mehr als einen Meter in den Boden hinein. Der Baum ist ein Windbestäuber, Blütezeit ist März bis April. Die weiblichen Zapfen stehen im ersten Jahr aufrecht, im zweiten Jahr hängen sie. Die Samen sind 6 - 8 mm groß, flach, hell und haben einen feinen geflügelten Rand. Erste Fäll-Verbote Vom ursprünglichen Bestand sind heute noch etwa zwei Drittel erhalten. Schon 1873 gab es die ersten Verbote, die Riesen zu fällen, die aber noch kaum eingehalten wurden. Das Holz ist zwar dauerhaft, aber sehr brüchig. Durch den Fall wird es leicht zerstört und so endeten die meisten Bäume als Zaunpfähle, Streichhölzer und Schindeln. Um die großen Bäume zu transportieren, mussten Schwemmrinnen bis ins Gebirge gebaut werden. Durch die Einrichtung der Nationalparks Yosemite, Sequoia und Kings Canyon sind die Bestände relativ sicher. Noch im Jahre 2000 verlieh Präsident Clinton einem Areal einen besonderen Status als „Giant Sequoia National Monument“. Die Redwoods dagegen sind bis auf wenige Prozent ihres ursprünglichen Bestandes reduziert. Riesen-Mammutbäume bei Calw Riesen-Mammutbäume im Jenischpark, Hamburg Links: Riesen-Mammutbaum „General Sherman“ Rechts: Verbreitungskarte des Riesen-Mammutbaumes Sequoiadendron giganteum in Kalifornien 45 Einer der monumentalsten Riesen-Mammutbäume in Deutschland steht auf Privatgelände in Hofstett bei Neuweiler (Calw) und hat 36 Meter Höhe und 13 Meter Umfang erreicht. Der Riesen-Mammutbaum im Jenischpark wird um 1833-1836 gepflanzt worden sein. In diesen Jahren baut Martin Johann Jenisch (d. J., geb. 1793) sein Arboretum nach dem Bau des Jenisch-Hauses auf. Quellen: Wikimedia commons; Riesen-Mammutbaum „General Sherman“ aus südlicher Richtung, etwa 100 m Entfernung http://de.wikipedia.org/wiki/Sequoia-%26-Kings-Canyon-Nationalparks „drive-through-trees“ http://www.cathedralgrove.eu/text/05-Pictures-Politics-6.htm http://www.monumentaltrees.com/de/deu/badenwurttemberg/calw/4296_hofstett/ Arboretum im Jenischpark http://www.jenischparkverein.de/files/jpv/pdf/Baumarten_JP_nord.pdf http://www.jenischparkverein.de/files/jpv/pdf/Chronolo 46 Araukarie Araucaria araucana Chiletanne; (MOLINA.) K.Koch* Monkey puzzle tree Auraukarienbestände in der Welt Missisippian 320 m.y.a. Permian 260 m.y.a. Die Gattungen Agathis und Wollemia sind Überreste der Gondwana-Vegetation 47 Die Araukarie ist ein immergrüner Baum der chilenischen Kordilleren und argentinischen Anden, der in etwa 1000 Metern Höhe auf vulkanischen, durchlässigen Böden wächst. Die höchsten Bäume erreichen 30 Meter und mehr und sind bis zu 1000 Jahre alt. Nach England kamen fünf solcher Bäume durch den schottischen Marinearzt Archibald Menzies (1754-1842), der die Saat bei einem Essen mit dem Gouverneur von Chile als Nachtisch serviert bekam. Er behielt einige zurück, sie keimten auf der Rückreise und daraus wurden die ersten fünf Pflanzen Europas. Auch Küsten-Mammutbaum und Kalifornischer Mohn wurden von ihm nach Europa eingeführt. Die Araukarien als Gruppe umfassen auch die Gattung Wollemia mit der einzigen überlebenden Art Wollemia nobilis. Alle hier beschriebenen Arten sind Reliktvorkommen. Als solche sind sie durch ihr begrenztes Vorkommen bereits gefährdet. Daher lassen sich die Pflanzenportraits sehr gut als Beispiele für Schutz gefährdete Pflanzenarten lesen. Die Araukarien sind zusammen mit den Gattungen Agathis und Wollemia die wichtigsten Überreste des Gondwana-Regenwaldes. Die Verbreitung auf der Südhalbkugel markiert das Auseinanderbrechen dieses Ur-Kontinentes. Gondwana begann vor 167 Millionen Jahren auseinanderzubrechen. Antarktika, Madagaskar, Indien und Australien trennten sich voneinander und von Afrika. Der Südatlantik öffnet sich, Südamerika driftet westwärts. Die rund 30 AraukarienArten auf den Inseln bei Australien zeigen eine größere genetische Diversität. Araucaria columnaris ist auf Neu-Kaledonien endemisch und Araucaria heterophylla gibt es nur auf den Norfolk-Inseln. Ein sehr schönes Exemplar von ist im Subtropenhaus in Planten un Blomen zu sehen Ein sehr schönes Exemplar ist im Subtropenhaus in Planten un Blomen zu sehen. Die Norfolk-Inseln entdeckte James Cook auf seiner ersten Weltreise, beanspruchte sie für Großbritannien und benannte sie nach der Duchess of Norfolk. Die kleine Insel von 3x5 Meilen Größe wurde 1856 von den Abkommen der Meuterer von der Bounty besiedelt, die zuvor auf Pitcairn gesiedelt hatten. Der Name „Zimmertanne“ verrät nichts von dieser unglaublichen Geschichte. Zurück nach Klein Flottbek. Woher stammt der Araukarien-Wald in Klein Flottbek? Der Großteil der Saat für diesen Wald wurde im Mai 1972 in der Cordillera de Lonquimay gesammelt; einige Pflanzen stammen aber auch aus den Baumschulen von von Ehren und Meyer. Diese Araukarie erreicht am Naturstandort Höhen von bis zu 50 m mit Durchmessern von bis zu 20 m. Die Seitenäste stehen in Quirlen zu 3 -7, regelmäßig angeordnet, waagerecht oder leicht aufwärts gerichtet. Äste, Zweige und junge Stämme sind dicht besetzt mit schuppenartigen, harten Blättern, die in scharfe Spitzen auslaufen und sich dachziegelartig überdecken. Araucaria araucana ist diözisch. Es gibt männliche und weibliche Bäume Mitte April 1978, die ersten 30 Pflanzen in Klein Flottbek Sehr durchlässige, stark verwitterte und vulkanische Böden wären nötig 48 Araucaria araucana ist diözisch: Es gibt männliche und weibliche Bäume. Die männlichen, zapfenförmigen Blüten erscheinen im August/September und setzen große Pollenmengen frei. Die weiblichen Blüten erscheinen am Ende junger Zweige in kugeligen, grünen Blütenzapfen mit Durchmessern bis 20 cm. Nach Windbestäubung findet im November die Befruchtung statt, die Zapfen wachsen heran und verholzen nach und nach. Erst 16-18 Monate später entlassen sie die Samen. Der ganze Reproduktionszyklus dauert rund zwei Jahre. Erst nach 15 - 25 Jahren erscheinen die ersten Zapfen, starker Zapfenansatz ist nach 40 Jahren zu erwarten. Also wusste niemand, ob in diesem Wald auch wirklich männliche und weibliche Pflanzen erscheinen würden. Deshalb wurde und wird die Entwicklung des Bestandes sehr sorgfältig verfolgt. Inzwischen werden die Pflanzen erfolgreich aus eigener Saatproduktion vermehrt. In ihrer Heimat werden Temperaturen von -15 °C bis -17°C erreicht, allerdings liegen dann auch 3 -4 m Schnee, so dass Kahlfröste wie bei uns ausgesprochen selten sind. Die ersten 30 Pflanzen wurden in Klein Flottbek Mitte April 1978 in einer Größe von 30-40 cm gesetzt; eine zweite Serie von 20 Stück im Jahr danach. Besonders starke Winterschäden gab es 1984/85 und 1985/86. Diese Schäden treten vor allem Ende Februar bis Mitte März auf, wenn starke Sonneneinstrahlung und kalte Nächte starke Temperaturschwankungen erzeugen. Dann kann das Holz aufgrund der Temperaturgegensätze innerhalb des Stammes reißen. Um dem vorzubeugen, bekommen die Pflanzen Winterschutz durch viel Laub und ggf. durch Folien. Die Schäden zeigen sich erst im Mai-Juni durch braune Verfärbungen der Äste. Ohnehin werfen die Bäume beim Heranwachsen ihre untersten Äste ab. Das von Besuchern öfters kommentierte Braunwerden der Äste ist also nicht eindeutig zu interpretieren. Der Elbtunnelaushub macht Probleme! Am Naturstandort stehen die Araukarien auf sehr durchlässigen, stark verwitterten und vulkanischen Böden. Mit dem stark verdichteten Untergrund aus dem Aushub des Elbtunnels kommen die zunehmend großen Bäume immer schlechter zurecht. Ihre Wurzeln stoßen auf fast undurchdringliche Schichten von Mergel und verdichtetem Untergrund. Am Standort in ihrer Heimat ist gerade die Durchlässigkeit der Böden typisch. Durch das Graben von Drainagelöchern versuchen die Gärtner, die Lebensbedingungen für die Bäume zu verbessern. Absterbende Bäume werden aber Auraucaria araucana (Fortsetzung) Die Anzucht der Bäume immer wieder zu sehen sein; zu problematisch ist die Kultur unter den hiesigen Bedingungen. Die ersten Bäume setzen Frucht an. 1992 wurde die erste männliche Blüte entdeckt, 1994 wurde das erste Saatgut geerntet. So sind immer 20 bis 30 Araukarien in der Anzucht, um jederzeit Ersatz zu haben. Am Naturstandort sind ca. 80% der Araukarien männlich, 19% weiblich und 1% zwittrig. Hier im Garten wird sich nach und nach herausstellen, was Weibchen sind und was Männchen. Die Saat verliert schnell ihre Keimfähigkeit und wird daher sofort nach der Ernte im Oktober wieder ausgesät. Die Jungpflanzen bleiben bis zu drei Jahre über den Winter im Kalthaus und brauchen draußen dann guten Winterschutz. Bei der Aussaat ist es offensichtlich doch egal, ob die Samen liegend oder mit dem spitzen Ende nach unten gesät werden. Ein tiefer Topf lässt die Pfahlwurzel gerade nach unten wachsen. Die Keimung erfolgt unter der Erde, die Samenhülle wird oft über die Erdoberfläche gedrückt. Monkey puzzle tree Die Geschichte der Mapuche Monkey puzzle tree – für einen Affen stellt der Baum ein Problem dar: Wie kommt man wieder herunter? Wenn man überhaupt hinauf gekommen ist. Aber Affen gibt es gar nicht in den Anden; der englische Name der Araukarie stammt wahrscheinlich von Maud Woodcock, einer Autorin, die eben meinte, ein Affe käme vielleicht hinauf, würde aber rätseln, wie er wieder herunterkommt. Dieser Name ist als Bilderrätsel auf dem Titel zu sehen: Baum, Zweig, Puzzle, Affe und der Pfeil des Gedankens sind zu erkennen. Wo Arten aussterben, verschwinden auch die Menschen Die Samenstände der Chilenischen Araukarie werden fast kopfgroß, enthalten bis zu 200 Samen, jeder ca. 4 cm lang. Nicht nur Tiere leben von den Samen, auch Menschen. Mit Hilfe von Tauen werden die Araukarien erklettert und die Samenstände heruntergeschlagen. Die piňones (Sing. piňon) schmecken so ähnlich wie Esskastanien, werden auch an Vieh verfüttert und regional verkauft. Eine Ethnie aus der Gruppe der Araukaner oder Mapuche-Indianer nennt sich selbst „AraukarienSamen-Sammler“ oder „Araukarien-Menschen“ oder Pehuenche (pehuen = Araukarie, che = Volk,Volksgruppe, Ethnie) und widerstand über Jahrhunderte aufs hartnäckigste allen Eroberungsversuchen. Heute leben Mapuche-Indianer sowohl in Chile als auch in Argentinien zunehmend in großen Städten, doch sind sie traditionell Kleinbauern und Saatsammler. Seit der Niederlage der Mapuche gegen die Armeen Spaniens (bzw. Chiles und Argentiniens) 1885 ist die Kultur der Pewenche oder Pehuenche immer stärker bedroht und zerstört worden – die Araukarienwälder wurden abgeholzt, der Landbesitz der indigenen Völker wurde immer wieder bestritten, angetastet, geraubt. Die Pehuenche leben heute am Oberlauf der Rio BioBio. Das ist der größte Fluss im Süden Chiles, in dessen Verlauf ein großer Stausee gegen den Widerstand der Lokalbevölkerung entstehen wird. Die Mapuche versuchten ein Parlament zu bilden. 2003 versammelten sich 258 Delegierte, um diesen Prozess in Gang zu setzen. Ihre Sprache haben sie sich erhalten, auch viele spezifische kulturelle und religiöse Traditionen, obwohl sie inzwischen in Reservate zurückgedrängt leben. Die Mapuche 49 Amnesty International Die Urbevölkerung sind die Araukaner Die Entrechtung der Mapuche dauert bis heute fort Lachsfarmen Scandium Anschläge Die Geschichte von Ausrottung und Verdrängung 50 stellen ca. zehn Prozent der Gesamtbevölkerung Chiles; 1,3 Millionen Menschen. Für sie haben die Verfolgungen Pinochets nie aufgehört. Bis heute drohen ihnen nach dem noch vom Diktator erlassenen „Gesetz für innere Sicherheit“ lange Gefängnisstrafen, wenn sie sich friedlich für die Rückgabe ihres während der Militärherrschaft 1973 -1990 geraubten Landes einsetzen. 2003 waren über 90 Mapuche als politische Gefangene in Haft; Amnesty International setzte im August 2004 eine „urgent action“ in Gang, um die Familie einer Gemeindesprecherin der Mapuche zu schützen, die sich im Kampf um Landrechte gegen einen Großgrundbesitzer gestellt hatte. Die Urbevölkerung des südlichen Chile zwischen 30 und 43 Grad südlicher Breite, die Araukaner oder Landleute, stoppten den Vormarsch der Spanier. Schon 1475 verteidigten sie sich erfolgreich gegen den Inkakönig Tupac Yupanqui, den „Alexander der Große“ der Neuen Welt.1598 wurde ein spanisches Heer von ihnen vernichtend geschlagen. Die Spanier räumten schließlich ganz Araukanien und zogen sich hinter den Rio BioBio zurück. Am 6. Januar 1641 schlossen die Mapuche-Nation und das spanische Weltreich einen Vertrag, in dem das spanische Königreich die gebietsmäßige Autonomie der Mapuche anerkannte. Es folgten noch über 28 weitere Verträge, in denen die Souveränität und Autonomie der Mapuche als einziger indigenen Gruppe in Südamerika anerkannt wurde. Über zwei Jahrhunderte hinweg wurde der Rio BioBio als Grenzfluss akzeptiert. Der Grund für diesen in Südamerika einzigartigen Vorgang ist die Tatsache, dass die Mapuche nicht zu unterwerfen waren. Jedenfalls bis ins 19. Jahrhundert: Zwischen 1860 und 1885 kam es zu einem gemeinsamen Ausrottungskrieg Chiles und Argentiniens gegen die Mapuche, dem über 100 000 Menschen zum Opfer fielen. Militärische Besetzung und die Verschleppung in Reservate erreichten das Ziel nicht, die kulturelle Identität dieser Völker zu brechen, aber die Entrechtung dauert bis heute fort. Im Süden Chiles spitzen sich die Landkonflikte weiter zu. Unter Pinochets Wirtschaftspolitik waren in- und ausländische Investitionen auf den Territorien der Mapuche gefördert worden. Nun gehen die Konflikte mit der Holzindustrie um den Aufbau großer Kiefer- und Eucalyptusplantagen weiter. An den Küsten zerstören Lachsfarmen die lokale Fischindustrie, Scandium ist ein seltenes Element für spezielle Legierungen und Quecksilberdampflampen, das auf dem Territorium der Mapuche gefördert werden soll. Es hat bereits Anschläge und Verfolgung unter dem Terrorismus-Vorwurf gegeben. Der Jahresbericht von Amnesty international beschreibt die Anwendung von Antiterrorgesetzen gegen indigene Bevölkerung und die Konflikte um den HidroAysén-Staudamm in Patagonien. Die „Gesellschaft für bedrohte Völker“ hat im Oktober 2013 ein umfangreiches Dossier zur Lage der Mapuche herausgegeben. Blickt man auf die in Hamburg in den Tropenhäusern in Planten un Blomen stehenden Verwandten dieser Araukarien, z.B. die Norfolk-Tanne und die Brasilianische Küstentannen, und verfolgt deren Geschichte, so setzt sich die Geschichte von Ausrottung und Verdrängung fort. Die natürlichen Araukarienwälder sind in den letzten hundert Jahren von 250 000 km² auf knapp 1000 km² reduziert worden. Urwälder gibt es nicht mehr. Die noch bestehenden Araukarienwälder werden intensiv genutzt. Die Möglichkeiten der Wiederaufforstung in den gelichteten Wäldern selbst und in den benachbarten Grasländern werden zurzeit erforscht. Auraucaria araucana (Fortsetzung) Links und Bildquellen http://globaltrees.org/threatened-trees/trees/monkey-puzzle/ http://www.iucnredlist.org/details/31355/0 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7b/Araucaria_brasiliana_SZ138.jpg Araucaria angustifolia (syn. A. brasiliana) from Siebold/Zuccarini, Flora Japonica, 1870 veröffentlicht von Kurt Stueber, http://www.biolib.de http://gondwanarainforest.org/news http://www.mobot.org/MOBOT/Research/APweb/orders/conifers.html http://plantworlds.org/paleobotany2.html Anmerkung * Juan Ignacio Molina (1740-1829) war ein chilenischer Priester und Naturforscher, auch bekannt als Abate Molina. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „MOLINA“. Karl Heinrich Emil Koch (1809-1879) war ein deutscher Botaniker, der den Aufbau von Branitz durch Fürst Pückler-Muskau sachverständig begleitete und im Botanischen Garten Berlin die taxonomische Bestimmung der Pflanzen betreute. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „K.KOCH“. 51 Halt-die-Augen-auf-Pflanze Wollemia nobilis W. G. Jones, K. D. Hill & J. M. Allen Wollemi pine Die Wissenschaftler Jones, Hill und Allen haben als Fossilienforscher und Botaniker an der Bearbeitung des von David Noble gesammelten Materials mitgewirkt. Entdeckung des Baumes 1994 in Australien Wollemi = aufmerksam sein Die Entdeckung dieses Baumes geschah im September des Jahres 1994 durch einen begeisterten Kletterer: David Noble, Angestellter im Wollemi-Nationalpark in der Region der Blue Mountains, Teil einer UNESCO-Welterbe-Region. Sie schützt ein Hochland aus Sandstein, durchzogen von tiefen Schluchten, das die größte Fläche fast unveränderten Buschlandes ausmacht. Hier wachsen allein 91 Eucalyptus-Arten. Im Park gibt es Felsmalereien der Ureinwohner, der Aborigines, und daher hat der Park auch seinen Namen. Wollemi heißt so viel wie „aufmerksam sein“ oder „die Augen offen halten“. Das Gebiet beginnt außerhalb von Sydney, der Standort der Bäume ist unter 200 km vom Stadtzentrum entfernt. Es sind eigentlich zwei Standorte, etwa einen Kilometer voneinander entfernt. Die eine Gruppe mit dem höchsten Baum umfasst 39 ausgewachsene Bäume; insgesamt sind es weniger als hundert auf einer Fläche von unter einem Hektar! Dazu kommen etwa 200 Sämlinge und Jungpflanzen. Der höchste Baum, etwa 1000 Jahre alt, ist ca. 40 m hoch. Der Fund dieser Baumart fand unglaublich hohes öffentliches Interesse. Wäre es ein Tier gewesen, man hätte einen lebenden Dinosaurier entdeckt. Sehr ähnliche fossile Funde sind über 100 Mio. Jahre alt. Jüngste fossile Pollenkörner von Wollemia sind 2 Mio Jahre alt. Wie schützt man Pflanzen vor Plünderung? Eine Gruppe von Wanderern entdeckte im Jahre 2000 noch eine weitere kleine Baumgruppe ganz in der Nähe des ersten Bestandes. Gefahr ist im Verzuge; Besucher könnten an ihren Schuhen Pilze mitbringen, die den Bestand gefährden. Feuer hat schon einmal die Schlucht durchzogen; viele der Bäume tragen Brandwunden. Ob und wie man eine so kleine Gruppe von Pflanzen vor Sammlern und zu vielen Besuchern schützen kann, war die große Frage. Vermehrung durch Stecklinge und Gewebekultur 52 Die Gewinnung von Saat aus den Zapfen war nur mit dem Hubschrauber möglich. Nach dem Namen eines der mutigen Piloten wurde der größte Baum „King Billy“ genannt. Die Saat läuft am Standort nur sehr schlecht auf. Es gibt rund 200 Jungpflanzen; mehr nicht. Würde man am Standort sehr viele Samen oder gar Jungpflanzen abernten, würde man den Bestand unter Umständen gefährden. Wollemia lässt sich aber gut durch Stecklinge und Gewebekultur vermehren. Damit war die Möglichkeit einer weltweit einzigartigen Naturschutzaktion gegeben. Wollemia (Fortsetzung) Versteigerung des Baumes Im Oktober 2005 fand in Sydney eine Millionen Dollar (australische) schwere Auktion statt. Über Sotheby´s Australia wurden 292 Wollemias in 148 Losen versteigert. Jede verkaufte Pflanze bekam ein Zertifikat, das den Namen des Ursprungsbaumes trägt. Genau $ 1.59 Millionen (US$ 1.17) kamen zusammen, wobei die Einzelpflanzen zwischen 2000 und 7000 Dollar kosteten. Ein anonymer Bieter gab 115 000 Dollar für eine Gruppe von Pflanzen aus. Nun sind die Pflanzen deutlich billiger und stehen in aller Welt in unterschiedlichsten Gärten und Räumen. Damit ist die Art sicher geschützt. Niemand wird sie noch vom Standort holen wollen, wenn es sie im Baumarkt zu kaufen gibt. 2005 wurde bestätigt, dass Phytophthora cinnamoni, ein die Wurzeln von Bäumen befallender Pilz, der mit der Besiedlung Australiens aus Europa eingeschleppt wurde, den Wollemi-Nationalpark erreicht hat. Drei Bäume sind durch den Pilzbefall abgestorben. Wahrscheinlich hat ein heimlicher Besucher den Pilz eingeschleppt. Der Pilz verbreitet sich bereits landesweit mit Ausnahme der trockenen Regionen und scheint bei der einheimischen Flora stellenweise verheerend zu wirken und teilweise überhaupt keine Auswirkungen zu haben. Geringe Variabilität zwischen den Bäumen Viele Bäume sind mehrstämmig, so dass sich ihr Alter nicht exakt bestimmen lässt. Einige haben 22 Stämme. Mag ein einzelner Stamm am Standort 400 Jahre alt sein, so kann das Wurzelsystem mit Ausläufern aber über 1000 Jahre alt sein. Erstaunlich und besorgniserregend ist der Befund, dass es so gut wie keine genetische Variabilität zwischen den Bäumen gibt. Nun sind noch nicht sehr viele Gen-Loci untersucht worden und die geringe Variabilität findet sich auch bei den verwandten Araucarien. Andererseits passt der isolierte Standort zu der Annahme, hier habe genetische Drift zu einer erheblichen Uniformität der Individuen geführt. Inwieweit das die Anpassungsfähigkeit beeinflusst, wird erforscht. Links http://www.environment.gov.au/cgi-bin/sprat/public/publicspecies.pl?taxon_id=64545 http://whc.unesco.org/en/list/917 http://www.environment.nsw.gov.au/resources/threatenedspecies/08119soipc.pdf 53 Auswertung am Ende der Ganges 9 2 1 2 3 10 9 10 4 4 6 6 11 12 13 13 5 7 12 8 15 14 7 8 14 17 16 16 18 17 19 20 19 20 21 23 22 24 22 23 24 15 1 Quercus palustris Sumpf-Eiche 2 Quercus muehlenbergii Gelb-Eiche 3 Quercus robur Stiel-Eiche 4 Quercus acutissima Seidenraupen-Eiche 5 Castanea sativa Edel- oder Esskastanie 6 Quercus cerris Zerr-Eiche 7 Quercus petraea Trauben-Eiche 8 Quercus frainetto Ungarische Eiche 9 Quercus hartwissiana Armenische Eiche 10 Quercus macranthera Persische Eiche 11 Quercus rubra Amerikanische Rot-Eiche 12 Quercus macrocarpa Großfrüchtige Eiche, Moosbecher-Eiche 13 Quercus turneri „Pseudoturneri“ Immergrüne Eiche 14 Quercus pontica Pontische Eiche 15 Quercus ilicifolia Stein-Eiche, Ilexblättrige Eiche 16 Quercus coccinea Scharlach-Eiche 17 Quercus marilandica Schwarz-Eiche, Black-Jack-Eiche 18 Fraxinus excelsior monophylla Einblattesche 19 Quercus pubescens Flaum-Eiche 20 Quercus alba Weiß-Eiche 21 Quercus velutina Färber-Eiche 22 Quercus libani Libanon-Eiche 23 Quercus bicolor Zweifarbige Eiche 24 Quercus castaneifolia Kastanienblättrige Eiche Mit freundlicher Genehmigung von BAUMPFLEGE U. THOMSEN • GEHÖLZR ÄTSEL 2004 54 Nachbesprechung Am Ende der Rätselwege treffen sich die Gruppen und breiten ihre „Schätze“ aus. Nicht alles muss vor Ort ausgewertet werden. Die noch unzerquetschten Mistelbeeren werden zerquetscht und der Mechanismus der Ausbreitung wird geklärt. Die farbigen Abdrücke von Früchten aus dem Chinagarten können verglichen bzw. gezeigt werden. Blätterpuzzle Die gesammelten Blätter werden bestimmt, die Namen wiederholt. Dazu eignet sich das „Blätterpuzzle“. Die Bögen werden entlang der Mittellinie geknickt und jeweils zwei Schülerinnen und Schülern in die Hand gegeben. Auch Vierergruppen sind möglich, wenn sich zwei einen Bogen teilen. Auf jeden Fall sind zwei Bögen nebeneinander zu halten. Der richtige Namen eines Baumes soll ermittelt werden. Die oberen zwei Blätter passen zusammen. Der Unterschied sind die „Öhrchen“ der Stiel-Eiche. Das sind die kleinen, runden Fortsätze am Blattgrund, wo der Stiel in die Blattfläche übergeht. Der Name „Stiel-Eiche“ hat mit den lang gestielten Früchten zu tun. Diesen Unterschied kann man jetzt erklären oder am Ende der Arbeitsphase. Mit diesen zwei passenden Blättern lässt sich die Handhabung des Bogens erklären: So soll es aussehen: Rechte und linke Hälfte passen aneinander. Die anderen passen offensichtlich nicht! Was tun?? Oft finden die Schülerinnen und Schüler den Weg der Lösung selbst. Es müssen jedes Mal für das Finden des richtigen Namens und der passenden Blatthälfte die geknickten Bögen verschoben werden. Bei Rotbuche und Esskastanie passen wieder zwei Bilder. Dann wird wieder geschoben. Bis alle Namen gefunden sind! Spitz-Ahorn? Zucker-Ahorn? 55 Wo ist der Zucker-Ahorn? Hier ist nun der Spitz-Ahorn abgebildet, die Schülerinnen und Schüler haben aber vielleicht auch den Zucker-Ahorn gesammelt. Der Unterschied ist schnell gefunden. Die Spitzen sind beim Zucker-Ahorn abgerundet, beim Spitz-Ahorn wirklich richtig spitz ausgezogen. Zucker-Ahorn ist außerhalb von Sammlungen sehr selten. Es ist der Ahorn, der den Ahornsirup liefert und auf der kanadischen Flagge zu sehen ist. Bitte umblättern Merkmale entdecken Unterscheidungen üben Gesägt oder gezähnt? Gelappt oder gebuchtet? Mit Hilfe dieser gefalteten Bögen soll auf die Merkmale aufmerksam gemacht werden, bevor man versucht, sie zu benennen. Es hat sich gezeigt, dass die Benennung der Merkmale zusammen mit dem Phänomen ein Problem ist. Die vielen neuen Wörter sind kaum nachvollziehbar, der Unterschied von gesägt und gezähnt leuchtet kaum ein, weil eine Säge ja Zähne hat. Die Nachbesprechung Zuerst werden also die Merkmale entdeckt, dann das Unterscheiden geübt und schließlich die trennenden Merkmale sprachlich benannt und so herausgehoben. Oft wird umgekehrt vorgegangen: Die Lehrperson „verordnet“, was die relevanten Merkmale sind, benennt sie und sie sind zu lernen. Die Schülerinnen und Schüler können sich die Unterschiede der Blätter sehr gut selbst erschließen, wie es hier versucht wird. Den Effekt der Merkfähigkeit erhöhen Auf den Schulhof Der Effekt solcher Bestimmungsübungen ist in der Regel sehr kurzfristig. Nehmen die gefalteten Bögen genau die Bäume auf, die auf dem Schulhof stehen, kann man z. B. Namensschilder an diesen Bäumen anbringen und im Unterricht Schüler die Namen auswendig lernen hinausschicken. Es ist also sinnvoll, Teile dieser Arbeitsblätter zu zerlegen, zu kopieren, und die entsprechenden Bäume auf dem Schulgelände zu finden, zu beschildern und in einer Karte des Schulgeländes aufzunehmen. 56 Ein Blätterpuzzle Trauben- Eiche gebuchtet, breiteste Stelle in der Mitte Stiel- Eiche Öhrchen: breiteste Stelle über der Mitte; Kastanie gezähnt buche ganzrandig Buche doppelt gezähnt Eiche gelappt, schmale Buchten Ahorn handförmig gelappt, gesägt Hain Ess- Rot- Silber- Rot- 57 Vier Ahornblätter Feld- Ahorn Spitz- Ahorn Berg- Ahorn Silber- Ahorn 58 Anregungen für Lehrerinnen und Lehrer Aufgaben für einen fachübergreifenden, bilingualen Unterricht: Englisch Klasse 5/6 1. Es gibt im Englischen gleich drei Mammutbäume. Übersetze die Tabelle und lerne so ihre Unterschiede. 2. Finde heraus, was es mit dem „wandering salamander“ Aneides vagrans auf sich hat. http://www.iucnredlist.org/apps/redlist/details/59119/0 (Englisch; Oberstufe) http://www.californiaherps.com/salamanders/pages/a.vagrans.html (Englisch; Klasse 7/8) 3. Die „spotted owl“ Strix occidentalis ist das Wappentier dieses geschützten Waldes. Finde heraus, warum diese Eule nur in diesem Wald vorkommt. Suchwortkombination: Fleckenkauz-Holzindustrie; strix-occidentalis-education Aufgabenvorschläge für einen Fachunterricht Biologie Klasse 7/8 1. Kalifornien, der „sunshine state“, wird regelmäßig von Feuern heimgesucht. Erkläre die Rolle von Feuer im Redwood-Ökosystem. 2. Die Geschichte des Holzeinschlags von Redwoods ist die Geschichte eines Konfliktes zwischen Holzfällern und Baumschützern. Erzähle die Geschichte von Julia Hill nach. 3. Entdecke eine ungewöhnliche Methode der Foschung: Wissenschaftliche Kletterer auf Bäumen haben neue Tiere und Pflanzen entdeckt! Finde diese Lehrfilme: http://www.humboldt.edu/redwoods/sillett/vitae.php Oder diesen Film auf youtube: http://www.youtube.com/watch?v=s2lWZ4BSHQ4 Oder http://www.youtube.com/watch?v=BlRNBPnu7i4 4. Wähle ein Tier oder eine Pflanze aus. Fertige ein Portrait dieses Tieres oder der Pflanze. Oberstufe 1. Die Forschungen von S. C. Sillett deckten die Existenz eines eigenen Ökosystems in der Höhe alter Bäume auf. Vergleichen, beschreiben und analysieren Sie Epiphytengesellschaften in tropischen und gemäßigten Regenwäldern. http://www.humboldt.edu/redwoods/sillett/vitae.php 2. Analysieren Sie diese Epiphytengesellschaften als „Ökosystem“. Vergleichen Sie mit einem Sprachgebrauch, nach dem jeder Gartenteich auch ein „Biotop“ ist. Oder ist es nur ein spezieller Habitat? 59 Wo auf der Welt gibt es welche Mammutbäume? Links: Coast Redwood Der höchste Baum der Welt Mitte: Giant Sequoia: Der Größte in der Umgegend Dawn Redwood: Der kleinste Redwood Wer einen Nationalpark mit Küsten-Mammutbäumen in den USA besuchen will, kann sich im Internet informieren. Dabei helfen Informationen direkt aus den Nationalparks. Du findest diese Seite im Internet: http://education.savetheredwoods.org/kit/publications.php. Oben ist nur ein Teil gezeigt. Übersetze dir die interessanten Informationen Name engl. deutsch botanisch Coast redwood ......................................................... ......................................................... Giant sequoia ......................................................... ......................................................... Dawn redwood ......................................................... ......................................................... Größe und Höhe Vorkommen und Standort Merkmale der Blätter; schuppenförmig oder nadelförmig, gegenständig oder wechselständig Was fehlt? Trage weitere Besonderheiten ein 60 China; nur in einem Tal an einem Fluss gefunden Aufgaben für eine Internetrecherche 1. Aufgabe Finde im Internet auf einer Webseite eine animierte Darstellung des Ökosystems „Gemäßigter Küstenregenwald“. http://www.redwoodecology.org/home.html 2. Aufgabe Notiere die Namen der Tiere auf englisch. Finde die deutschen Namen heraus. 3. Aufgabe Finde vergleichbare Tiere, die in einem deutschen Wald leben. Stelle sie zu einem Bild des Ökosystems Wald zusammen. Wenn dir diese Aufgabe zu umfangreich ist, vergleiche nur die Eulen der beiden Wälder. Übersetze dir die interessanten Informationen Name englisch deutsch botanisch Coast redwood Küsten-Mammutbaum Sequoia sempervirens Giant sequoia Riesen-Mammutbaum Sequoiadendron giganteum Dawn redwood Urwelt-Mammutbaum Metasequoia glyptostroboides Höhe und Umfang USA Stout Tree: Höhe 99,0 Meter Umfang 16,4 Meter: USA General Grant: Höhe 81,10 Meter Umfang 27,80 Meter: USA Biltmore Estate Höhe 39,65 Meter Umfang 3,99 Meter Hyperion: Höhenrekord 115,72 Meter Umfang 15,1 Meter General Sherman: Höhe 83,50 Meter Umfang 25,90 Meter Weinheim am Necker: Höhe 40,50 Meter Umfang 5,44 Meter Weinheim am Neckar: Höhe 31 m Umfang 8,62 m Frankfurt Botanischer Garten: Höhe 32,90 Meter Umfang 5,23 Meter Küstentäler Kaliforniens Bergwälder im Binnenland, Sierra Nevada China; nur in einem Tal an einem Fluss gefunden nadelförmig, wechselständig (vgl. Sumpfzypresse) schuppenförmig Zweige mit kurzen gegenständigen Trieben, Blätter nadelförmig, gegenständig Raubbau durch Abholzung für Häuserbau, Eisenbahnschwellen Raubbau durch Abholzung für Häuserbau, Möbel, Brennholz als Parkbaum Vorkommen ursprünglich Merkmale der Blätter: schuppenförmig oder nadelförmig, gegenständig oder wechselständig Was fehlt? Die Nutzung zum Beispiel 61 Bildnachweis für die drei Teile der Rätselwege im Herbst: Bilderbuch Seite 8: Viscum album, wikimedia commons, www.BioLib.de Bild 5: Junge Mistel auf einem Baum ©Redaktionsbüro Stein GbR cSeite17: Ambrose, Anthony R. 2004. Waterholding capacity of canopy soil mats and effects on microclimates in an old-growth redwood forest: A report to Save-the-Redwoods League. M.S. Thesis, Humboldt State University. Arcata, CA, 2004 Pflanzenheft für Schülern Seite 13: wie oben; Ambrose, Anthony R. a.a.0. 2004 Seite 14: Blaue Pyramiden: © Biozentrum Klein Flottbek, Botanischer Garten Seite 16: Alle Giftpflanzen: www.BioLib.de Seite 20: Handreichung Botanischer Garten, Rätselwege. Hamburg 2008 Seite 15: (umgedrehte Seite: Blatt der Esskastanie) Handreichung Botanischer Garten, Rätselwege. Hamburg 2008 Seite 12, 19: http://commons.wikimedia.org/ wiki/File:Ginkgobiloba_SZ136.png Seite 11: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/05/Sarracenia_leucophylla_001.jpg Seite 9, 13: Krohn, W.; Bäume. Hamburg 2007 • Lehrerheft Die Bildnachweise befinden sich am Ende der Kapitel. 62 Impressum Herausgeber: Grüne Schule im Loki Schmidt Garten, Botanischer Garten der Universität Hamburg, Behörde für Schule und Berufsbildung, Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Referat Mathematisch-naturwissenschaftlich-technischer Unterricht (LIF 16) Unterstützt durch · die Norddeutsche Stiftung Umwelt und Entwicklung · Gesellschaft der Freunde des Botanischen Gartens Hamburg e.V. Alle Rechte vorbehalten. Jegliche Verwertung dieses Druckwerkes bedarf – soweit das Urheberrechtsgesetz nicht ausdrücklich Ausnahmen zulässt – der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Herausgebers. Behörde für Schule und Berufsbildung, Amt für Bildung, Hamburg Gestaltung: Ingrid Lempp Kultur-Dokumentation, Hamburg Herstellung: Hans Steffens Graphischer Betrieb GmbH Hamburg 63 Grüne Schule im Loki Schmidt Garten, Botanischer Garten der Universität Hamburg, Hesten 10, 22609 Hamburg Tel. 040 - 428 16 - 208 • Fax 040 - 428 16 - 735 • E-Mail: gr [email protected] g.de