PERFORIERT EDITORIAL Perforationen nehmen verschiedene Formen an und können auf unterschiedliche Art angeordnet sein: Manchmal sind es kreisrunde Löcher in regelmässigen Reihen, häufiger spielerisch verteilte Geometrien. Mal überziehen die Lochungen den gesamten Gebäudekörper, mal bilden sie partielle Schwärme. Zuweilen durchstossen sie die äusserste Schicht nicht vollständig, sondern werden rein optisch eingesetzt. So entstehen lineare Strukturen, abstrakte Muster oder gegenständliche Darstellungen. Je nach Distanz und Perspektive, verändert sich ihre Wirkung. Oft werden praktische Anliegen mit optischen ver­knüpft – oder umgekehrt. Öffnungen für den Licht- und Luftdurchlass entsprechen elementaren Bedürfnissen, die Gebäudehüllen zu erfüllen haben. Doch es stehen auch Forderungen an das Erscheinungsbild eines Gebäudes im Raum. Perforationen eignen sich dafür, die Aussenwand dosiert zu öffnen und gleichzeitig eine bestechende visuelle Wirkung zu erzielen. Faserzement eignet sich für Perforationen aller Art: Das feste, homogene Material kann problemlos durchbohrt und gefräst werden. Der Architekturpublizist Patrick Zamariàn stellt in dieser Ausgabe von Swisspearl Architecture anhand verschiedener Beispiele vor, wie vielfältig perforierte Fassadenplatten eingesetzt werden und was Architektur mit Swisspearl sein kann. Pascal Zürn, Meister Bearbeitung Plattenveredelung bei Eternit (Schweiz) AG, erläutert uns die technischen Rahmenbedingungen und praktischen Voraussetzungen. Perforationen einer Wand oder einer Gebäudehülle wurzeln unter anderem in der jahrhundertealten arabischen Tradition der Maschrabiyya, den gitterartigen Membranen zwischen Räumen. Der Schweizer Architekt Thomas Meyer-Wieser erforscht diese Meisterwerke der orientalischen Baukultur seit vielen Jahren und schlägt für uns die Brücke zur westlichen Moderne. Viel Vergnügen beim Ansehen und Durchblicken! Michael Hanak, Chefredakteur Links: «Conical Intersect» des Künstlers Gordon Matta-Clark, Paris, 1975. PERFORIERT Report von Patrick Zamariàn 2 FUNKTIONALES ORNAMENTIEREN ÄUSSERE ANWENDUNGEN Schweiz, Weberbuess Architekten 9WERKHOF, BASEL Italien, S. O. F. A. 13 GRUNDSCHULE, LAAS 13 USA, Dougherty & Dougherty 17 SCHULGEBÄUDE CORONA DEL MAR HIGH SCHOOL, NEWPORT BEACH PARTIELLE ANWENDUNGEN Schweiz, OOS Architekten 22 BÜRO- UND GEWERBEKOMPLEX HIAG, AATHAL-SEEGRÄBEN Schweiz, Baureag Architektengruppe 26 ERWEITERUNG GASTHAUS POST, WILLISAU Schweiz, Moro e Moro 30 MEHRFAMILIENHAUS ORIZIA, LOCARNO Kroatien, Sangrad + AVP 30 34 SCHULKOMPLEX KAJZERICA, ZAGREB PRIMÄRE ANWENDUNGEN Portugal, Saraiva & Associados Ungarn, 4 plusz Építész Stúdió 43 BÜROGEBÄUDE TAGUS GÁS, CARTAXO 47 PFARRHAUS, PFARREI DER HIMM­LISCHEN KÖNIGIN, BUDAPEST USA, Dake Wells Architecture 51 EMPFANGSGEBÄUDE MSU DAVIS- HARRINGTON, MISSOURI STATE UNIVERSITY, SPRINGFIELD Slowenien, Superform 57 KINDERGARTEN, CERKVENJAK Essay von Thomas Meyer-Wieser 61 MASCHRABIYYA­– DAS ORNAMENT ALS BILDKONZEPT FASSADENSCHIEFER 64 WIE GESTICKT 51 2 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 FUNKTIONALES ORNAMENTIEREN Report von Patrick Zamariàn Perforierte Fassaden sind ein relativ junges, umso auffälligeres Phänomen. Dieser einführende Artikel leuchtet die theoretischen Implikationen von gelochten Hüllen und ihre Gestaltungskraft in der zeitgenössischen Architektur aus. Dank ihrer Material­ eigenschaften eignen sich SwisspearlPlatten besonders für das ganze Spektrum von möglichen Anwendungen, viele sind in dieser Ausgabe von «Swisspearl Architecture» vorgestellt. In einer Zeit, die sich durch gestalterische Exzesse und einer Obsession mit oberfläch­ lichen Werten auszeichnete, gab Adolf Loos mit seiner wegweisenden, 1910 erstmals publizierten Polemik Ornament und Verbrechen den Ton der beginnenden Moderne an. Inspiriert von Sullivans Diktum «Form follows function» kulminierte diese Entwicklung in den frühen 1920ern im sogenannten International Style, der zwar nie so prägend war wie behauptet, doch war er bekannt dafür, jegliche Ornamente zu vermeiden und ästhetische Überlegungen aus der architektonischen Gleichung zu verbannen. Dass das Ornament als Merkmal nach dem Zweiten Weltkrieg wiederauferstand, ist Le Corbusier zu verdanken, dessen einflussreiches Werk Elemente nicht-europäischer Alltagsarchitektur einschloss. Grosse Sonnensegel und Storen hatten in ihren Ursprungsländern eine bestimmte Funktion zu erfüllen; in der nördlichen Hemisphäre wurden sie bald zum dekorativen Schnörkel der brutalistischen Architektur. Das Einsetzen der Postmoderne in den frühen 1970er-Jahren konsolidierte das Revival ästhetischer Werte und bestätigte die Fassade als Kommunikationsmittel und Bedeutungsträgerin. So implizierte und verdeutlichte die postmoderne Architektur die Trennung der Gebäudehülle in eine lastentragende Struktur und eine potenziell unabhängige äussere Haut. Was zuerst lediglich eine modische Abweichung von der konventionellen Moderne schien, wurde zum eigentlichen Paradigmenwechsel, als gleichzeitig eine wachsende Besorgnis für die Umwelt einsetzte und eine entsprechende Analyse der Gebäudetechnologie aufkam. Dies führte dazu, dass statt einschichtiger mehrschichtige, aussen oft reich verzierte Gebäudehüllen entstanden. Ästhetische und funktionale Aus­wirkungen Angetrieben von neuen technologischen Entwicklungen sind perforierte Hüllen Teil des wiederauflebenden Ornaments in der zeitgenössischen Architektur. Loos’ kompromisslose Haltung gegenüber dem Ornament, das bisweilen etwas eng als applizierte Dekoration verstanden wurde, fusste darauf, dass es Fachleute brauchte, um Ornamente zu kreieren. Diese stellten dann aber Produkte ohne praktischen Nutzen her. Loos hielt diesen Arbeitsvorgang nicht nur für bedeutungslos, sondern auch für Verschwendung von Arbeitszeit und Material und daher für moralisch untragbar. Im Kontext der heutigen Gebäudeproduktion haben diese Argumente ihre Gültigkeit verloren. Mit dem Aufkommen der computergesteuerten Produktion werden perforierte Muster, unabhängig von ihrem Umfang und ihrer Komplexität, nicht länger von Hand geschnitten. So entstehen PERFORIERT keine signifikanten Zusatzkosten, weder monetär noch in anderer Hinsicht. Da Perforationen zudem in einem Prozess der Reduktion statt der Addition entstehen, sprechen sie sogar Architekten mit einer vergleichsweise nüchternen Architektursprache an: Sie nutzen sie, um ansonsten strikt funktionale Gebäude zu schmücken. Unter diesen Umständen ist es vielleicht nicht erstaunlich, dass sie gerade in Ländern, die stolz auf ihre minimalistische Tradition sind – etwa Japan und die Schweiz, besonders beliebt sind. Viel wichtiger aber unterscheiden sich Perforationen, auch wenn sie eine grosse ästhetische Wirkung haben oder haben können, von anderen Fassadenverzierung darin, dass sie auch eine funktionale Komponente haben. Nicht zuletzt, weil sie zu einer behaglichen Atmosphäre in den Innenräumen beitragen. In den allermeisten Fällen werden perforierte Platten mit Glasflächen kombiniert. So regulieren sie den Einfall von Luft und natürlichem Licht und bieten den Gebäudebewohnern ein gewisses Mass an Privatheit und Schutz vor Einblicken. Zudem beschatten sie grossflächig verglaste Fassaden und reduzieren den Energieverbrauch massgeblich,, indem sie eine zu starke Sonneneinstrahlung verhindern und so HLKSysteme weniger belasten – ein Hauptargument in Zeiten von Ressourcenknappheit und hohen Energiekosten. Drei Arten von Anwendungen Perforierte Fassaden zeichnen sich dadurch aus, dass sie gleichzeitig ästhetischen und funktionalen Zwecken dienen. Gestaltern verlangen sie eine hohe, wenn auch lohnende Disziplin ab, müssen sie sich doch mit solch fundamentalen architektonischen Gegensätzen wie innen und aussen, gefasst und offen, massiv und leer, schön und nützlich auseinandersetzen. Die Möglichkeiten der Anwendungen sind entsprechend vielfältig und – da die perforierte Wand ein eher junger Bestandteil des modernen Vokabulars ist – vermutlich noch lange nicht ausgereizt. Grundsätzlich lassen sich die Applikationen in drei Kategorien einteilen, abhängig von ihrem Umfang und ihrer Funktion innerhalb eines grösseren Entwurfskonzepts. Als einschichtige Trennwände zwischen innen und aussen, präziser zwischen nicht-isolierten Räumen, erinnern perforierte Wände am ehesten an ihre Originalfunktion in tropischen und subtropischen Regionen: als klima­ regulierende Lowtec-Elemente. In gemässigten Klimaregionen sind solche Aussenanwendungen eher selten und auf unbewohnte Räume beschränkt, etwa Notausgänge, Terrassen oder, sehr oft, Balkone. Für die Bewohner des Alterszentrums in Grosuplje schuf das Architekturbüro M & M Consulting mit gestanzten Schiebeläden beschattete, geschützte Bereiche auf den Balkonen. One 3 Works Architekten verliehen dem Shoppingcenter in Noverasco mit perforierten Platten, die eine umlaufende Aussengalerie beschatten, eine vertikale Note. In den allermeisten Fällen beschränken sich Perforationen auf einzelne Fassaden­ elemente und spielen im Gesamtdesign eine untergeordnete Rolle. Als gelochte Fensterläden, die an Mashrabiyya erinnern, kontrollieren sie vor allem Lichteinfall und Luftzufuhr, ohne dass die ganze Fassade optisch aufgebrochen werden muss. Wie ihre arabischen Vorbilder bieten sie eine Art Einweg-Durchsicht, sodass die Hausbewohner ihre Umgebung im Blick haben, ohne selbst gesehen zu werden. Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass gelochte Flächen oft bei Badzimmerfenstern und Schlafzimmern zum Einsatz kommen, wo ein gewisses Mass an Licht- und Luftzufuhr erwünscht ist, ohne dass die Privatsphäre der Bewohner gestört oder die Gebäudehülle versehrt werden muss. Mit der Möglichkeit, grossformatige Muster kostengünstig zu produzieren, umhüllen Architekten vermehrt ganze Wände oder Gebäude mit umfassend perforierten Platten. Bisweilen scheint das eher ein praktisches, wenn auch visuell attraktives Mittel, um unordentliche Ansichten hinter einem einheitlichen Überzug zu verbergen. Erfinderische Designer entdecken jedoch das kreative Potenzial von Perforationen und machen es 4 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 Arbeitsvorbereitung: Die CNC-Maschine wird gemäss den gelieferten Plänen Platte für Platte programmiert. Ein Produktionsmitarbeiter bereitet die Fräse vor. zum primären, den Gebäudecharakter prägenden Gestaltungselement. Ein Muster­ beispiel dafür ist die Busstation in Velenje, wo Gužič und Trplan Architekten der verglasten Hauptfassade mit gelochten vertikalen Sonnenstoren eine feine, fast ätherische Note verleihen. Derweil erinnert das unregelmässige Lochmuster der weissen SwisspearlPlatten, die die Parkgarage bekleiden, an eine Verkehrssignaltafel und bildet die Bedeutung der Anlage als Verkehrsknotenpunkt nach aussen ab. Der Unterschied zwischen primären und partiellen Anwendungen ist fliessend und offen für Interpretationen. Es ist aber wichtig zu wissen, dass sich die optische Wirkung von Perforationen nicht nur grossflächig entfaltet. Bei der Entscheidung, ob Perforationen die Fassadenfläche stärken oder auflösen soll, geht es vielmehr um Form, Grösse und Abstand der Öffnungen, um die Helligkeit und die Farbe der Hülle, was Sichtbarkeit und visuelle Prominenz des dunklen Perforationsmuster bestimmt. Vorteil Swisspearl-Platten Swisspearl ist nicht das einzige Bekleidungsmaterial, das perforiert werden kann. Herzog und de Meuron setzten für das De Young Museum in San Francisco gelochte und eingedellte Kupferplatten ein; Coop Himmelb(l)au hüllten ihre BMW-Welt in München in rostfreie Stahlplatten; und David Adjayes Smithsonian National Museum of African American History and Culture, das derzeit in Washington D. C. entsteht, wird mit gelochten Bronzeplatten bekleidet. Diese Beispiele, so spektakulär sie sind, sind auch das Äusserste, was mit umfassenden perforierten Metallfassaden möglich ist. Für eine kleine Auswahl berühmter Bauten hervorragend geeignet, ist das Material unbrauchbar, wenn ein subtilerer, kontextueller Ansatz erwünscht ist. Tatsächlich sind perforierte SwisspearlFaserzementplatten vor allem wegen ihrer Vielseitigkeit attraktiv. Sie decken das gesamte Spektrum von äusseren, primären und partiellen Anwendungen ab. Sie sind in frei wählbaren Farben und Formen sowie einer breiten Palette von transparenten, pigmentierten, schillernden oder strukturierten Überzügen erhältlich und somit untereinander und mit anderen Materialien kombinierbar. Ihr grösstes Plus ist aber die einheitliche, monolithische Wirkung der durchgefärbten Platten und der daraus resultierenden Qualität bei der Fertigung. Bei perforierten Metallplatten werden Löcher durchschlagen oder mit Laser geschnitten, wobei entweder die Lochkanten verbogen werden oder Brandflecken zurückbleiben. Obwohl man die Kanten anschliessend gräden kann, ist dieser Korrekturdurchgang anspruchsvoll; das Resultat lässt oft zu wünschen übrig. Bei Swisspearl fertigen die Fachkräfte die Perforationskanten mit hochmodernen CNC-Schneidma- schinen in derselben einzigartigen Qualität wie die Platten selbst. Ausserdem hat Swisspearl, anders als die meisten anderen Produzenten, die Palette der Perforationsmuster nicht standardisiert. Der Fantasie der Designer und der Komplexität ihrer Kreationen sind fast keine Grenzen gesetzt. John Ronan entwarf für die Kapelle einer Jesuitenschule in Chicago ein kreuzförmiges Muster, während das Architekturbüro Sweco für die Tunnelauskleidung der U-Bahn-Station Triangeln in Malmö dreieckige, abgeschrägte Perforationen vorsah, deren exakt berechnete Grösse und Form das Echo auf dem Bahnsteig absorbieren sollten. Um die Stabilität der Bekleidung zu garantieren, empfahl Swisspearl, dass die Perforationen nicht mehr als 20 Prozent der Fläche einnehmen und die Distanz zwischen zwei Löchern mindestens das Doppelte ihres Durchmessers betragen sollte (der kleinste misst 3 mm). Zudem sollten die Platten einen ungelochten Rand von etwa 50 Millimetern aufweisen, damit gewindefreie Sigma-Fixpunkte unauffällig angebracht werden können (gewöhnliche Schraubenverschlüsse wären etwas flexibler). Dies sind aber nur Leitwerte; die Swisspearl-Ingenieure arbeiten eng mit den Architekten zusammen, um deren Visionen in praktische Designlösungen zu verwandeln – so wie es die Beispiele in dieser Ausgabe von Swisspearl Architecture illustrieren. KNOW-HOW Die Ornamentierung von Platten ist sehr aufwendig in der Arbeitsvorbereitung und Herstellung. Man unterscheidet zwischen gebohrter und gefräster Perforation. Für den Aussenbereich verwenden wir grundierte ­Platten, die nach der Bearbeitung beschichtet werden. Im Innenbereich bearbeiten wir fertig beschichtete ­Platten. Wenn individuelle Fräsprogramme basierend auf CAD-Zeichnungen erstellt werden müssen, brauchen wir – besonders bei unregelmässigen Fräs- oder Bohrmustern – zwei bis drei Mal so lange wie bei der Fräsprogrammerstellung von Standardbohrungen. Neben den gewünschten Formen müssen wir auch die Statik und die Befestigung berücksichtigen. Die Zwischenräume zwischen den Fräsungen dürfen nicht zu klein sein, um die Festigkeit zu gewährleisten. Für die Montage der perforierten Platten werden separate ­Löcher gebohrt oder gewisse Lochreihen nicht durchbohrt, sogenannte Sacklöcher. Die gängigsten Perforierungen erstellen wir mit Lochdurchmessern von 6 oder 8 Millimetern in einem Raster von 32 mal 32, 16 mal 16 oder 32 mal 16 Millimetern. Es gibt jedoch auch andere Durchmesser, Raster und Masse, die wir mit entsprechendem Mehraufwand herstellen. Für akustische Zwecke wird mit einem Raster von 32 Millimetern gebohrt. Die Teilung entspricht dem ­Abstand der einzelnen Bohrspindeln an unseren CNCAnlagen. Fürs Bohren brauchen wir je nach Raster ­zwischen 10 und 20 Minuten pro Quadratmeter. Beim Fräsen haben wir einen Vorschub von 1 bis 1,5 Meter pro Minute, abhängig von der Grösse der Löcher. Der kleinste Radius beträgt 5 Millimeter, gleichzeitig wird die Fräsung mit einer Fase von zirka 1,5 mal 1,5 Millimetern versehen. Künftig hoffen wir, mit neuen Anlagen noch «verrücktere» Sachen umsetzen zu können. Denn das Schönste an den Anwendungen der Fräs-Perforierungen ist die Vielfalt an Mustern und Bildern, die die Fassade zum Leben bringt. Kennwerte Perforierungen Bohrradius: 6 oder 8 mm Fräsradius: mind. 3 mm, Fase 1,5 mm Distanz: mind. 12 mm Rand: mind. 50 mm Pascal Zürn Meister Bearbeitung Plattenveredelung Eternit (Schweiz) AG PERFORIERT 5 Nach der Fräsung ist noch viel Hand­ arbeit angesagt: Die Kanten werden mit Hilfe eines Spezialhobels gebrochen, die überstehenden Fräsresten mit einem Schwamm entfernt, anschliessend die feinen Fasern abgeflammt und geputzt und schliesslich die Kanten imprägniert. SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 In der Regel kennt man sie als durch­ scheinende Schicht, die verglaste Teile in mehrschichtigen Fassaden schützt. Perforierte Wände können aber auch als alleinstehende Elemente nicht-isolierte Gebäude wie Parkgaragen, Busstationen oder offene Pavillons umhüllen. Gerade in diesen speziellen Anwendungen kommen sie ihrem traditionellen Zweck als Lowtech-Klimaanlage in südlichen Gefilden am nahesten. Die folgenden drei Entwürfen zeigen perforierte Wände in Verbindung mit Fluchtwegen; in einigen Fällen erfüllen sie aber weit mehr als diese Basis­funktion. In der Schule in Laas dient der Treppenturm einzig als Notausgang; im Basler Werkhof hingegen funktioniert der Ausstiegsbalkon auch als Zugangs­ korridor und in Newport als überdachter Versammlungsort für Schülerinnen und Schüler. Die Perforationen unterscheiden sich zudem in ihrer optischen Wirkung. Kaum sichtbar in Laas, sind sie auf dem Campus in Newport, wo Feuerschutz­ bestimmungen den Anteil an Öffnungen in der Fassadenbekleidung vorgeben, augenfällig. Dasselbe gilt für den Werkhof in Basel, wo das Gestaltungsmuster ein zentrales Element der umfassenden Entwurfsstrategie ist. Die drei Beispiele verbindet die Handhabung von sekundären Elementen wie Feuerkorridore und -treppen – anderswo oft gerade mal ein Nachgedanke – als wesentliche Bestandteile des Gesamtentwurfs. Jeder Entwurf, in dem Wände aus einschichtigen Platten öffentlich zugängliche Räume trennen, verwendet ganz offensichtlich ein Bekleidungs­ material, das auf allen Seiten einheitlich aussieht. Deshalb sind durchgefärbte Swisspearl-Platten besonders geeignet für solche äusseren Anwendungen. PERFORIERT ÄUSSERE ANWENDUNGEN TIEF UND KÖRPERHAFT WIRKEN ODER ZERFLIESSEN WERKHOF, SCHWEIZ GRUNDSCHULE, ITALIEN SCHULGEBÄUDE CORONA DEL MAR HIGH SCHOOL, USA 7 8 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 A PERFORIERT 1 2 3 4 5 6 A 7 1 2 3 4 5 6 7 WERKHOF, BASEL, SCHWEIZ Swisspearl® ONDAPRESS-36 corrugated panel 6 mm, perforated 1 Swisspearl® ONDAPRESS-36 Wellplatte 6 mm, perforiert ventilation cavity 2 Hinterlüftung horizontal sub framing 3 horizontale Unterkonstruktion moisture barrier 4 Feuchtigkeitssperre STANDORT: Brennerstrasse 11 BAUHERRSCHAFT: Immobilien Basel-Stadt (im Auftrag der Stadt Basel) soft fiber board 5 Weichfaserplatte thermal insulation, mineral wool 6 Basel Wärmedämmung, Mineralwolle ARCHITEKTEN: Weberbuess Architekten, BAUZEIT: 2013 FASSADENBAU: Stamm Bau AG, Arlesheim plywood board 7 Dreischichtplatte ® FASSADENMATERIAL: Swisspearl ONDAPRESS -36, NATURA Vulcanit N 6326 Der Werkhof der baselstädtischen Departemente Stadtreinigung und Stadtgärtnerei ist auf einem dreieckigen Grundstück zwischen Sportstadion, Jugendcenter und öffentlichem Park eingekeilt. Er schliesst bestehende Umfassungswände und ein Gebäude mit ein, in dem Pausenräume für die Mitarbeiter sowie Büros der Administration untergebracht sind. Vier neue in gewellte, weisse Faserzementplatten gehüllte Holzgebäude gehören zur Anlage, davon dienen drei als eingeschossige Garagen. Im Erdgeschoss des Hauptgebäudes befinden sich Parkplätze und Werkstätten, derweil im Obergeschoss Garderoben, Duschen und technische Einrichtungen untergebracht sind. Die Notwendigkeit, auf der oberen Ebene einen Korridor für den Notausgang einzubauen, inspirierte zu einem Fassendentwurf, der dem unauffälligen Industrie-Look der Anlage entgegenwirkt und für ihre öffentliche Funktion wirbt. Um einen ausreichenden Rauchabzug sicherzustellen, verlangte die Gebäudeversicherung in den umschliessenden Swisspearl-Platten einen Öffnungsanteil von fünf Prozent. Da Weberbuess-Architekten ein einheitliches Gesamtbild der Fassadenoberfläche anstrebten, wählten sie eine perforierte Fassade und beauftragten den Basler Künstler Michel Pfister mit deren Gestaltung: Er ging bei seinem Entwurf von einer Kugel aus gebogenen Latten aus. Jede Perforation musste präzise platziert sein, um beim Vorbeigehen den Effekt einer sich kontinuierlich verändernden Fassade zu erreichen – wobei die Mulden der vertikal angebrachten, gewellten Platten unsichtbar werden. Indem das Entwurfsteam Länge und Breite der Perforationen variierte, gelang es ihm zudem, ein Schattenspiel in Gang zu setzen, das der Fassade eine gewisse Tiefe verleiht. Die Architekten applizierten dasselbe Muster auf den ganzen Komplex, variierten seine Dimension und Ausrichtung und schufen so ein bewegliches und doch einheitliches Bild der ganzen Anlage. 9 10 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 CH_Werkhof_Basel Vertical section Scale: 1:20 1. Obergeschoss A Erdgeschoss 1:1000 1 2 3 4 5 6 1 Swisspearl® ONDAPRESS-36 Wellplatte 6 mm, perforiert 2 Hinterlüftung 3 horizontale Unterkonstruktion 4 Feuchtigkeitssperre 5 Weichfaserplatte 6 Wärmedämmung, Mineralwolle 7 Dreischichtplatte A 7 Vertikalschnitt 1:20 1 Swisspearl® ONDAPRESS-36 corrugated panel 6 mm, perforated 2 ventilation cavity 3 horizontal sub framing 1 Swisspearl® ONDAPRESS-36 Wellplatte 6 mm, perforiert 2 Hinterlüftung 3 horizontale Unterkonstruktion PERFORIERT 11 12 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 Vertical section Scale: 1:20 PERFORIERT A 1 2 3 4 5 A GRUNDSCHULE, LAAS, ITALIEN 1 Swisspearl® LARGO panel 8 mm, perforated 1 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm, perforiert 2 ventilation cavity 2 Hinterlüftung 3 steel profile 3 Stahlprofil STANDORT: Schulweg 8 BAUHERRSCHAFT: Gemeinde Laas ARCHITEKTEN: S. O. F. A., Wien (Andreas Grasser, Kurt Rauch) 4 Wandhalter 4 bracket 5 steel BAUZEIT: 2014 GENERALUNTERNEHMUNG UNDcolumn FASSADENBAU: Unionbau GmbH, Sand5 inStahlstütze Taufers, Italien FASSADENMATERIAL: Swisspearl® LARGO, PLANEA Weiss P113 und Grün P517 Mit ihrem Entwurf eines Kindergarten- und Schulkomplexes für die Gemeinde Laas in Italien setzten sich die österreichischen Architekten S. O. F. A. unter mehr als hundert internationalen Wettbewerbsteilnehmern durch. Die Planer teilten das Raumprogramm in zwei einzelne Gebäude auf, passten sie an den Massstab der umliegenden Häuser an und nutzten die Topografie des Geländes, um klar definierte Aussenräume für jede Altersgruppe zu schaffen. Die hochmoderne Grundschule ergänzt den 2009 erstellten Kindergarten: Sie beherbergt zehn Klassenzimmer auf den beiden oberen Geschossen, eine Mensa im Erdgeschoss und eine Aula mit separatem Zugang im Untergeschoss. Im Gegensatz zum holzverkleideten Kindergarten ist die neue Schule in strahlend weisse Swisspearl-Platten gehüllt, durchsetzt mit hellgrünen Farbakzenten. Lang­lebigkeit, Farbechtheit und nachhaltige Produktion gaben den Ausschlag für die Wahl der Plattenbekleidung, die sich bis zum angrenzenden, externen Treppenturm erstreckt, der den oberen Stockwerken als Notausgang dient. Ein Maschenmuster aus unzähligen kleinen Löchern durchpunktet die Hülle des Anbaus, es lässt somit eine gewisse Transparenz zu und schützt doch vor Wind und Niederschlägen. Mit der perforierten Bekleidung konnten die Architekten die offene Treppe zu einem grossen Teil umhüllen und verliehen ihr damit über ihre Grundfunktion hinaus eine skulpturale Erscheinung im Einklang mit dem abgewinkelten Trapezoid des Hauptgebäudes. 13 14 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 REI-179_Elementary-School_Laas Vertical section Scale: 1:20 Erdgeschoss 1:500 1. Obergeschoss A 1 2 3 4 5 Vertikalschnitt 1:20 1 Swisspearl® LARGO Platte 12 mm, perforiert 2 Hinterlüftung 3 horizontales Stahlprofil 4 Wandhalter 5 Stahlstütze A PERFORIERT 15 16 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 Scale: 1:20 PERFORIERT A 1 2 3 A SCHULGEBÄUDE CORONA DEL MAR HIGH SCHOOL, NEWPORT BEACH, USA 1 Swisspearl® LARGO panel 8 mm, perforated 1 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm, perforiert 2 ventilation cavity, vertical panel support profile 2 Hinterlüftung, vertikales Plattentragprofil 3 steel beam 3 Stahlträger Eastbluff Drive BAUHERRSCHAFT: Newport-Mesa Unified School District Costa Mesa ( CA ) BAUZEIT: 2012 / 13 FASSADENBAU: Cal Pac Sheet Metal Inc., Santa Ana ( CA ) FASSADENMATERIAL: Swisspearl® LARGO, CARAT Azurit 7043 und XPRESSIV Yellow 8080 STANDORT: 2101 ARCHITEKTEN: Dougherty & Dougherty, Diese neue hochmoderne Anlage ergänzt einen bestehenden Schulkomplex in Newport Beach, Kalifornien: Sie bietet Raum für zusätzliche Klassenzimmer, Laboratorien und Vortragsräume und schafft einen dringend benötigten geschützten Bereich für die Schüler der Middle School auf dem Campus der High School. Von Dougherty & Dougherty Archi­tects entworfen umschliesst das versetzte dreigeschossige Gebäude einen bepflanzten Innenhof, von dem aus mehrere miteinander verbundene Treppen, Rampen und Zugangskorridore in Form einer promenade architecturale zu den verschiedenen Einrichtungen führen. Als wesentlicher Bestandteil einer umfassenden, auf LEED Gold zielenden Nachhaltigkeitsstrategie entwarfen die Architekten eine regenfeste Fassade aus Swisspearl-Platten. Sie wird die Energieeffizienz des Gebäudes steigern und dazu beitragen, die langfristigen Unterhaltskosten so tief wie möglich zu halten. Obschon die neue Anlage die klare Geometrie und die rechten Winkel des Cam- pus aus der Mitte des 20. Jahrhunderts übernimmt, bildet sie mit einer Kombination aus sichtbaren Stahlstützen, glatten Betonoberflächen und Swisspearl-Platten einen augenfälligen Kontrast zur Textur und zum Farbkonzept der bestehenden Backsteingebäude. Grosse Teile der Fassadenbekleidung der beiden oberen Stockwerke sind im Schachbrettmuster perforiert, was die monolithische Gestalt des Gebäudes tagsüber mildert und nachts, wenn es hinterleuchtet ist, fast vollständig auflöst. Die Perforationen haben sowohl funktionale als auch ästhetische Gründe. Zum einen belüften sie die umhüllten Räumen ausreichend, womit sie die lokalen Gebäudeauflagen für nicht-feuerbeständige externe Ausstiegsbalkone erfüllen. Aber wichtiger noch: Entlang der Erschliessungswege bilden sie eine Reihe von geschützten Treffpunkten, die von einem ständig bewegten Schattenmuster umspielt werden und Durchblicke in den zentralen Innenhof im Herzen der neuen Anlage bieten. 17 18 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 LAX 93-High-School-Enclave_ Newport-Beach Ansicht Scale: 1:20 Erdgeschoss 1:1000 A Vertikalschnitt 1:20 1 Swisspearl® LARGO Platte 12 mm, perforiert 2 Hinterlüftung, vertikales Plattentragprofil 3 Stahlträger 1 2 3 A PERFORIERT 19 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 Perforationen kommen meistens als Teil eines grösseren Entwurfkonzepts zum ­Einsatz und beschränken sich auf bestimmte Fassadenelemente oder spezifische Abschnitte eines umfassen­deren Entwurfs. Optisch treten sie zwar eindeutig in ­Erscheinung, doch ihre Hauptaufgabe ist eher eine funktionale denn eine ­ästhetische. Sie lassen Licht und Luft in bestimmte Räume und bieten gleich­zeitig ein ge­wisses Mass an Privatheit und ­visuellen Schutz, kurz: Sie erfüllen die tradi­ tionelle Aufgabe von Fensterläden oder -schlitzen, ohne aber die Kohärenz und die Gesamtwirkung der Fassade zu beeinträchtigen. Die folgenden Beispiele zeigen eine breite Auswahl solch partieller Anwendungen. Am einen Ende des Spektrums steht die Umnutzung einer Fabrik in Aathal, wo sparsam und unauffällig angebrachte Perforationen auf dunklen Wellplatten einige bestehende Wandöffnungen überdecken. Beim Gasthof in Willisau sind die gelochten Platten lediglich vor den Bade­zimmern und Serviceräumen angebracht; dank der weissen Farbe der Platten werden sie dennoch zu einem prominenten Element in der Fassaden­ komposition. Die perforierten Schiebeläden an einem Wohnhaus in Locarno dienen ebenfalls spezifischen Raumeinheiten – in diesem Fall Schlaf- statt Badezimmern –, aber sie bilden eine beträchtliche Fläche und ­verleihen dem Gebäude eine tief­greifende, sich fortwährend wandelnde Wirkung. Ganz ähnlich verhält es sich bei einer Schulanlage in Zagreb, wo Perforationen, die fast über die gesamte Fassadenfläche verteilt sind, eine Reihe von Erschliessungsflächen und Diensträumen mit Licht versorgen. Dennoch ist ihre ­optische Wirkung bewusst zurück­haltend, um den Kontrast zwischen offenen und geschlossenen Ansichten zu verstärken. PERFORIERT PARTIELLE ANWENDUNGEN VOR FEUER, SONNE UND NEUGIERIGEN BLICKEN SCHÜTZEN BÜRO- UND GEWERBEKOMPLEX HIAG, SCHWEIZ ERWEITERUNG GASTHAUS POST, SCHWEIZ MEHRFAMILIENHAUS ORIZIA, SCHWEIZ SCHULKOMPLEX KAJZERICA, KROATIEN 21 22 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 A 9 8 7 9 8 10 1 2 3 4 5 6 A BÜRO- UND GEWERBEKOMPLEX HIAG, AATHAL-SEEGRÄBEN, SCHWEIZ 1 Swisspearl® ONDAPRESS-36 corrugated panel 6 mm, perforated 1 Swisspearl® ONDAPRESS-36 Wellplatte 6 mm, perforiert 2 ventilation cavity 2 Hinterlüftung STANDORT: Zürichstrasse 22 BAUHERRSCHAFT: HIAG Immobilien AG, Zürich 3 horizontal sub framing 3 horizontale Unterkonstruktion ARCHITEKTEN: OOS4Architekten, Zürich BAUZEIT: 2013 FASSADENBAU: Husner , Frick vertical sub framing 4 AG vertikale Unterkonstruktion ® 5 insect screen Insektengitter FASSADENMATERIAL: Swisspearl ONDAPRESS-36, NATURA Vulcanit N5 6512 6 bracket 6 Wandhalter 7 moisture barrier 7 Feuchtigkeitssperre 8 thermal insulation 8 Wärmedämmung 9 brickwork 9 Backsteinmauerwerk Der Immobilienentwickler Hiag erwarb 2010 bewusst gewählten Industrielook zu schaf10 window frame 10 Metallzarge Streiff, einst ein grosser Baumwollfabrikant, mit der Absicht, sein umfangreiches Immobilien-Portfolio zu erneuern. Als Vorzeigeprojekt in zwei Etappen wurden die Räumlichkeiten der Firma in Oberaathal, an der Peripherie von Zürich, in einen Büro- und Gewerbekomplex transformiert. Die alte, unter Schutz stehende Spinnereimühle beherbergt heute Bürolofts, Läden und ein Restaurant. Eine vollverglaste Vorhalle verbindet sie mit dem zweiten, erst kürzlich fertiggestellten Gebäude, das auf zwei Geschossen 4000 Quadratmeter Gewerberaum bietet, komplettiert von Lager- und Parkfläche im Untergeschoss. OOS Architekten aus Zürich kombinierten vorgefertigte graue Betonbasis­ elemente mit anthrazitfarbenen, gewellten Swisspearl-Platten, um einen einheitlichen, fen, der an die Geschichte des Gebäudes anknüpft. Eine Serie von Überlappungen sowie die gewellten, leicht abgeschrägten Platten verleihen der Fassade Tiefe und betonen ihre Horizontalität; dazu tragen auch die gelben Unterseiten der auskragenden Teile bei. Da das Gebäude für Shops vorgesehen ist, braucht es kein natürliches Licht, weshalb die Architekten auch bestehende Fenster­ öffnungen verhüllen konnten. Rechteckige Felder mit Perforationsschlitzen schaffen einen ungewöhnlichen schillernden Effekt und lassen ganz wenig Licht und Luft in die grossen Innenräume durch. Die Hauptaufgabe der Perforation ist denn auch der Brandschutz: Dank der Öffnungsradien der Perforationen dienen die Fenster als Hitze- und Rauchabzug. PERFORIERT 23 24 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 thal nsicht Vertikalschnitt 1:20 9 8 7 9 8 10 mm, perforated 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 1 2 3 4 1 Swisspearl® ONDAPRESS-36 Wellplatte 6 mm, perforiert 2 Hinterlüftung 3 horizontale Unterkonstruktion 4 vertikale Unterkonstruktion 5 Insektengitter 6 Wandhalter 7 Feuchtigkeitssperre 8 Wärmedämmung 9 Backsteinmauerwerk 10 Metallzarge 5 6 1. Obergeschoss Swisspearl® ONDAPRESS-36 Wellplatte 6 mm, perforiert Hinterlüftung horizontale Unterkonstruktion vertikale Unterkonstruktion Insektengitter Wandhalter Feuchtigkeitssperre Wärmedämmung Backsteinmauerwerk Metallzarge Erdgeschoss 1:500 PERFORIERT 25 26 A SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 1 3 4 6 5 7 5 8 9 A 2 ERWEITERUNG GASTHAUS POST, WILLISAU, SCHWEIZ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 STANDORT: Leuenplatz 31 BAUHERRSCHAFT: Swisspearl® LARGO panel 8 mm Swisspearl® LARGOEdith Platte und 8 mmHans Herzog, Willisau Swisspearl® LARGO panel 8 ARCHITEKTEN: mm, perforatedBaureag2Architektengruppe Swisspearl® LARGO Platte mm, perforiert AG8, Willisau BAUZEIT: 2010/11 ventilation cavity, vertical sub framing 3 Hinterlüftung, vertikale Unterkonstruktion FASSADENBAU: Schürch-Egli AG, Sempach moisture barrier 4 Feuchtigkeitssperre ® FASSADENMATERIAL:5 Swisspearl insect screen Insektengitter LARGO, CARAT Elfenbein 7091 thermal insulation, mineral wool 6 Wärmedämmung, Mineralwolle window frame 7 Rahmenverbreiterung gypsum plaster board 8 Gipskartonplatte fine plaster 9 Abrieb bäude zu schaffen. Präzis auf die Einschnitte Mit seinem Entwurf einer viergeschossigen Erweiterung des familienbetriebenen Gasthofs in der Kleinstadt Willisau gewann Baureag den Wettbewerb vor drei anderen ge­ ladenen Büros. Der Neubau mit acht Hotelzimmern im zweiten Geschoss und je einer Eigentumswohnung auf den beiden darüberliegenden Geschossen ist via Eingangshalle mit dem bestehenden Bau verbunden. Umgeben von einem seit dem Mittelalter bestehenden Strassenraster nimmt das neue Gebäude mit seinem gekrümmten Grundriss Bezug auf seinen anspruchsvollen Standort am Rand des historischen Zentrums. Die Nordfassade wurde auf eine bestehende Ufermauer des Flusses gestellt; die Südansicht zeigt ein tiefergesetztes Erdgeschoss, womit der Haupteingang betont und der angrenzende öffentliche Platz erweitert wird. Die Architekten wählten einheitliche, weisse Swisspearl-Platten, um einen Kontrast zu den verputzten Fassaden der Nachbarge- und Ecken des Volumens abgestimmt verleihen die leicht glänzenden, sorgfältig detaillierten Platten dem Neubau einen zurück­ haltenden, aber betont modernen Touch. Die Gestaltung der beiden Hauptfassaden widerspiegelt die Ausrichtung und die spezifische städtische Situation des Gebäudes. An der nach Süden gerichteten, öffentlichen Fassade kombinieren die Architekten verglaste Flächen mit umlaufenden, auseckenden Balkonen, die dem Bau Dynamik und eine horizontale Richtung verleihen. Die hintere Fassade hingegen ist nüchterner gehalten, mit ausgeglichen verteilten Fenstern und einer Serie von raumhohen Fassadenelementen aus perforierten Swisspearl-Platten. Die gelochten Flächen, die die Badezimmer vor Einblicken schützen, bilden ein elegantes Muster mit vertikalen Schlitzen in zwei verschiedenen Längen. Sie werten die Fassade optisch auf, ohne ihre klaren Linien zu beeinträchtigen. PERFORIERT 27 28 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 CH_Leuenplatz_Willisau Vertical section Scale: 1:20 1. Obergeschoss A Erdgeschoss 1:500 Vertikalschnitt 1:20 1 3 4 6 5 7 5 8 9 1 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm 2 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm, perforiert 3 Hinterlüftung, vertikale Unterkonstruktion 4 Feuchtigkeitssperre 5 Insektengitter 6 Wärmedämmung, Mineralwolle 7 Rahmenverbreiterung 8 Gipskartonplatte 9 Abrieb A 2 PERFORIERT 29 30 Vertical section Scale: 1:20 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 A 7 1 8 2 9 3 4 5 1 4 6 A MEHRFAMILIENHAUS ORIZIA, LOCARNO, SCHWEIZ STANDORT: Via 1 Swisspearl® LARGO panel 12 mm, perforated 1 Swisspearl® LARGO Platte 12 mm, perforiert 7 thermal insulation 8 brickwork 9 plaster 7 Wärmedämmung 8 Backsteinmauerwerk 9 Verputz 2 Swisspearl® LARGO panel 8 mm 2 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm Serafino Balestra 42 BAUHERRSCHAFT: Stadt Locarno 3 ventilation cavity 3 Hinterlüftung ARCHITEKTEN: Moro e Moro, Locarno (Franco Moro) 4 Unterkonstruktion 4 sub framing aluminum sheet BAUZEIT: 20065– 2009 FASSADENBAU: Laube SA, Biasca 5 Aluminiumblech 6 window timber/aluminum 6 Holz-Aluminium Fenster FASSADENMATERIAL: Swisspearl® LARGO, XPRESSIV Grey 8060 Das fünfgeschossige Mehrfamilienhaus in Locarno geht aus einem landesweit ausgeschriebenen Wettbewerb hervor, den das Tessiner Büro Moro e Moro 2006 für sich ent­ schieden hatte. Die kompromisslose Scheibe inmitten einer ungeordneten Gruppierung von Spekulationsobjekten liegt zwischen einem neuen Arboretum und dem bepflanzten Hof eines Nachbarhauses. Das Gebäude steht auf einer abgeschrägten, fensterlosen Betonbasis, die Kellerabteile und weitere Diensträume umfasst. Vier Luftkanäle queren den Sockel, und ebenso viele Erschliessungskerne führen durch die einzelnen Hausteile. Um ein bestimmtes Mass an Flexibilität zu garantieren, haben alle Wohnungen einen offenen Grundriss ohne lastentragende Innenwände; Wohnund Esszimmer blicken nach Süden, Schlaf- und Badezimmer nach Norden. Die Gestaltung und die Detaillierung der Gebäudehülle aus einheitlich grauen Swisspearl-Platten, die von horizontal umlaufenden, roten Bändern strukturiert werden, unterstreichen die grundlegende Trennung von Tages- und Nacht­zonen. Auskragende Balkone überdachen die vollverglasten Wohnzimmerbereiche, mobile Markisen reduzieren den Einfall von direktem Sonnenlicht. Um die Einheit der restlichen Fassade zu erhalten, sind alle Schlafzimmerfenster mit perforierten Schiebeläden aus isochromatischen SwisspearlPlatten bestückt. Die punktierten Läden, die drei Viertel der gesamten Fassadenfläche ausmachen, schützen die privatesten Räume vor Einblicken und lassen gleichzeitig natürliches Licht und den kühlenden Nordwind durch. PERFORIERT 31 32 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 Dachgeschoss 1. Obergeschoss CH_Residenziale-Orizia_Locarno Vertical section Scale: 1:20 Erdgeschoss 1:1000 A Vertikalschnitt 1:20 7 1 8 2 9 3 4 5 1 Swisspearl® LARGO Platte 12 mm, perforiert 2 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm 3 Hinterlüftung 4 Unterkonstruktion 5 Aluminiumblech 6 Holz-Aluminium-Fenster 7 Wärmedämmung 8 Backsteinmauerwerk 9 Verputz 1 4 6 A CH_Residenziale-Orizia_Locarn PERFORIERT 33 Scale: 1:20 34 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 A 1 3 4 5 7 5 7 6 2 A SCHULKOMPLEX KAJZERICA, ZAGREB, KROATIEN 1 Swisspearl® LARGO panel 8 mm 1 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm 2 Swisspearl® LARGO panel 8 mm, perforated 2 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm, perforiert 3 ventilation cavity, vertical sub framing 3 Hinterlüftung, vertikale Unterkonstruktion STANDORT: Ulica Žarka Dolinara BAUHERRSCHAFT: Stadt Zagreb ARCHITEKTEN: Sangrad + , Zagreb 4 moisture barrier 4 AVP Feuchtigkeitssperre 5 thermal insulation Mladen Hofmann, Iva Marjančević) 5 Wärmedämmung (Vedran Pedišić, Erick Velasco Farrera, Hrvoje Davidovski, BAUZEIT: 2014 6 metal framing 6 Metallrahmen GENERALUNTERNEHMUNG: Gradnja, Osijek FASSADENBAU: Imal-Plast, Osijek 7 gypspum plaster board 7 Gipskartonplatte FASSADENMATERIAL: Swisspearl® LARGO, CARAT Anthrazit 7020 HR Der riesige Schulkompex in der kroatischen Hauptstadt teilt sich entlang einer linearen Achse in drei funktionale Einheiten. Die Schule im Zentrum der Anlage besteht aus drei parallelen, dreigeschossigen Riegeln, die im Westen von einem weniger hohen Gebäude mit einer Kinderkrippe und dem Kindergarten und im Osten von einer teilweise unterirdisch angelegten Turnhalle ergänzt werden. Die kompakte Setzung der drei Volumen spielt einen grossen Teil des Schulgeländes für Aussenanlagen frei. Die Klassenzimmer sind mit Pilotis vom Boden abgehoben und schaffen so eine zusammenhängende, gedeckte Erschliessungs- und PausenhofFläche. Die drei Gebäude teilen sich Massstab und Geometrie und weisen ähnliche Designelemente auf. Abgesehen von Betonstützen und Holzdecken, die den Haupthof in einen künstlichen «Wald» verwandeln, ist fast die ganze Anlage mit einheitlichen, schwarzen Swisspearl-Platten bekleidet. Einzig eine Feuertreppe aus Stahl und eine Reihe von Fenster- und Türrahmen aus Holz setzen Akzente. Das Raumkonzept des Schulgebäudes inspirierte die Architekten, die Platten grossformatig zu perforieren. Alle Klassenzimmer sind via Seitengänge erschlossen und nach Süden ausgerichtet; sie profitieren dank Vollverglasung von direktem Sonnenlicht. Um diese Offenheit an der Südfassade zu kontern, entwarfen der Architekt Vedran Pedišić und seine Mitarbeiter eine vollkommen fensterlose hintere Fassade mit Abertausenden von runden Perforationen: Sie lassen Lichtsprenkel ins Innere und projizieren ungewöhnliche visuelle Effekte in Korridore, Treppenhäuser und – besonders gewagt – Toiletten. PERFORIERT 35 36 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 PERFORIERT 37 38 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 2. Obergeschoss CRO-152_Elementary-schoolKajzerica_ Zagreb Vertical section Scale: 1:20 1. Obergeschoss Erdgeschoss 1:2000 A Vertikalschnitt 1:20 CRO-152_Elementary-School-Kajzerica _ Zagreb CRO-152_Elementary-School-Kajzerica 1:2000 _Scale: Zagreb 1 3 4 5 6 2 Scale: 1:2000 7 5 7 1 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm 2 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm, perforiert 3 Hinterlüftung, vertikale Unterkonstruktion 4 Feuchtigkeitssperre 5 Wärmedämmung 6 Metallrahmen 7 Gipskartonplatte A PERFORIERT 39 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 Die perforierten Fassaden der Gebäude in diesem Kapitel haben im Gegensatz zu den vorherigen Beispielen primär gestal­ terische Funktion. Zwar lassen sie auch Licht und Luft durch; die Architekten entschieden aber hauptsächlich aus ästhe­ tischen Überlegungen, die Fassade zu perforieren. Unter den Ausdrucksmitteln, denen einzig die Kreativität der Architekten Grenzen setzt, lassen sich kaum gemeinsame Eigenschaften erkennen. Doch meist werden die Perforationen umfassend und augenfällig eingesetzt, sie zerlegen die Fassadenfläche in einzelne Teile oder lösen sie sogar auf. Ein Musterbeispiel ist das Geschäftshaus in Cartaxo, wo die Perforation sich auf der gesamten Hülle ausbreitet und das Firmenlogo zeigt. Ähnlich augen­fällig, wenn auch weniger «buchstäblich» ist die Fassadengestaltung einer Kirche in Budapest: Die Architekten bildeten ein traditionelles Stickmuster nach, um die neue Pfarrkirche zu verorten. Beim Universitätsgebäude in Springfield lassen die Perforationen die Gebäudehülle – von hinten nach vorne – zunehmend transparent erscheinen und verleihen dem atemberaubenden Eingangsdach des Studentenempfangszentrums einen optischen Reiz. Der Kindergarten in Cervenjak ist ein Spezialfall: Das Fassadenmuster entsteht statt durch Perforationen durch Lücken zwischen den Platten. Es ist auch das einzige Beispiel in dieser Ausgabe von «Swisspearl Architecture», bei dem das Fassadenornament rein dekorativ begründet ist. PERFORIERT PRIMÄRE ANWENDUNGEN MIT LOGO, STICKEREI UND VOGELSILHOUETTEN ORNAMENTIEREN BÜROGEBÄUDE TAGUS GÁS, PORTUGAL PFARRHAUS, PFARREI DER HIMMLISCHEN KÖNIGIN, UNGARN EMPFANGSGEBÄUDE, MISSOURI STATE UNIVERSITY, USA KINDERGARTEN, SLOWENIEN 41 42 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 A PERFORIERT 1 2 3 4 5 6 4 7 A 6 1 2 3 4 5 6 7 BÜROGEBÄUDE TAGUS GÁS, CARTAXO, PORTUGAL Swisspearl® LARGO panel 8 mm, perforated 1 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm, perforiert ventilation cavity, vertical sub framing 2 Hinterlüftung, vertikale Unterkonstruktion moisture barrier 3 Feuchtigkeitssperre thermal insulation 4 Wärmedämmung vapor retarder 5 Dampfbremse STANDORT: Geschäftspark Cartaxo BAUHERRSCHAFT: Tagus Gás, Cartaxo steel beam 6 Stahlträger ARCHITEKTEN: Saraiva & Associados, Lissabon (Miguel Saraiva, Lara Gomes, Bruno Pereira) BAUZEIT: 2012 – 2014 metal sheet 7 Metallblech GENERALUNTERNEHMUNG: Lena FASSADENBAU: Sotecnisol, Construções, SA, Santa Catarina da Serra, Leiria Revestimentos, Lissabon FASSADENMATERIAL: Swisspearl® LARGO, CARAT Elfenbein 7099 Der neue Hauptsitz von Tagus Gás in Cartaxo, 80 Kilometer von der portugiesischen Hauptstadt entfernt, ist das erste Geschäftsgebäude im Land, das mit dem Nachhaltigkeitslabel BREEAM zertifiziert wurde. Der Bau, den das Büro Saraiva & Associados zusammen mit der Beraterfirma Ecochoice entworfen hat, ist mit vielen nachhaltigen Massnah­men ausgestattet, die den ökologischen Fussabdruck kleinhalten und die Energieeffienz optimieren. Die Hülle ist der Kern dieser Nachhaltigkeitsstrategie, die sich auf die gesamte Lebenserwartung des Gebäudes bezieht: von der Produktion und der Konstruktion über die gegenwärtige Nutzung bis zu einer späteren Nutzung. Die Fassade besteht aus grossen, hochleistungsfähigen Glasflächen, die von einer perforierten Haut aus nachhaltig produzierten und rezyklierbaren SwisspearlPlatten umhüllt werden. Von unzähligen run- den Öffnungen durchbohrt trägt die Bekleidung dazu bei, den Energieverbrauch zu minimieren, indem sie viel natürliches Licht ins Gebäude lässt. Gleichzeitig spendet sie mehreren Fenstern Schatten, die sich manuell öffnen lassen und die Innenräume natürlich belüften: So sind eine gute Luftqualität und Aufenthaltskomfort gewährleistet, während die Ausgaben für Klimaanlagen minimal bleiben. Neben ihrem praktischen Nutzen erfüllt die gelochte Hülle auch entschieden einen ästhetischen Zweck. Tagsüber unauffällig in ihrer Erscheinung entfalten die Abertausenden Löcher nachts, wenn das Innere voll erleuchtet ist, einen bezaubernden, leuchtenden, die Fassade beinahe dematerialisierenden Effekt. Zudem fügen sich die Perforationen zum Firmenlogo, das zur nahen Autobahn A1 zwischen den bevölkerungsreichsten Städte Portugals, Lissabon und Porto, für ihren «brand» wirbt. 43 44 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 SIS-047_Office-Building_Lissa Vertical section A-A, elevatio Scale: 1:20 A Erdgeschoss 1:1000 1 2 3 4 5 6 4 7 A 6 Vertikalschnitt 1:20 1 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm, perforiert 2 Hinterlüftung, Unterkonstruktion 1 Swisspearl®vertikale LARGO panel 8 mm, perforated 3 Feuchtigkeitssperre 2 ventilation cavity, vertical sub framing 4 Wärmedämmung 3 moisture barrier 5 Dampfbremse 4 thermal insulation 6 Stahlträger 5 vapor retarder 7 Metallblech 6 steel beam 7 metal sheet 1 2 3 4 5 6 7 Swisspearl® LARGO Platte 8 Hinterlüftung, vertikale Unt Feuchtigkeitssperre Wärmedämmung Dampfbremse Stahlträger Metallblech PERFORIERT 45 46 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 Scale: 1:20 A PERFORIERT 1 7 3 8 4 9 2 1 5 A 6 PFARRHAUS, PFARREI DER HIMMLISCHEN KÖNIGIN, BUDAPEST, UNGARN 1 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm 1 Swisspearl® LARGO panel 8 mm 2 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm, perforiert 2 Swisspearl® LARGO panel 8 mm, perforated 3 Wandhalter 3 bracket cavit vertical sub framing 4 Hinterlüftung, vertikale Unterkonstruktion 4 ventilation cavity, 5 Unterkonstruktion 5 sub framing 6 Scharnier 6 hinge 7 Wärmedämmung 7 thermal insulation STANDORT: Szent István Platz BAUHERRSCHAFT: Pfarrei der himmlischen Königin 8 Beton 8 concrete ARCHITEKTEN: 4 plusz Építész Stúdió (Zoltán Berzsák), Budapest BAUZEIT: 2015 GENERALUNTERNEHMUNG: Kharisz 9 Gipsplatte 9 gypsum board FASSADENBAU: Evolution Kft., Veszprém Kft., Budapest FASSADENMATERIAL: Swisspearl® LARGO, CARAT Elfenbein 7090 Eine frühere Musikschule im Herzen der ungarischen Hauptstadt wurde zur neuen Heimat der Pfarrei der himmlischen Königin. Der Entwurf beinhaltete auch die sorgfältige Restauration des baufälligen historischen ­Gebäudes, das nun die traditionellen Funk­ tionen eines Pfarrhauses beherbergt wie die Wohnräume des Pfarrers, einen Raum für den Religionsunterricht, Bibliothek, Esssaal und eine Gästewohnung. Das Büro Architekts 4 plusz gestaltete zudem eine neue und dezidiert moderne Struktur als Anbau, der die beiden Längsflügel des bestehenden U-förmigen Gebäudes verbindet und den Gartenraum in zwei eigene Höfe teilt. Auf beiden Seiten vollflächig verglast bietet das lichtdurchlässige des Anbaus Räume für gesellschaftliche Anlässe und eröffnet vom Empfangsbereich aus einen Blick auf den hinteren Garten. Um der neuen Struktur einen einheitlichen Auftritt zu verleihen, bekleideten die Architekten das Giebeldach, die Aussenwände und einige perforierte Fensterläden mit Swisspearl-Platten. Sie wählten dafür ein helles Farbspektrum, das zum weissen Stuck des bestehenden Gebäudes passt. Im Ober­ geschoss des neuen Flügels befindet sich ein eher geschlossener, kleiner Versammlungsraum, abgeschirmt von gelochten Platten, die sich teilweise öffnen lassen. Das Perforationsmuster aus zahlreichen Löchern unterschiedlicher Radien mildert die strikte Symmetrie der Gestaltung. Inspiriert von der traditionellen ungarischen Stickerei stellt das Fassadenornament einen Bezug zum Ort her und betont den offenen respektive öffentlichen Charakter des neuen Pfarrhauses. 47 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 HUN-096_Parish-Church_Budapest Vertical section A Scale: 1:20 1 7 Vertikalschnitt 1:20 3 8 4 9 2 1 1 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm 2 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm, perforiert 3 Wandhalter 4 Hinterlüftung, vertikale Unterkonstruktion 5 Unterkonstruktion 6 Scharnier 7 Wärmedämmung 8 Beton 9 Gipsplatte 5 6 A m 48 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Swisspearl® LARGO panel 8 mm Swisspearl® LARGO panel 8 mm, perforated bracket cavit vertical sub framing ventilation cavity, sub framing hinge thermal insulation concrete gypsum board 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm Swisspearl® LARGO Platte 8 mm, perforiert 1. Obergeschoss Wandhalter Hinterlüftung, vertikale Unterkonstruktion Unterkonstruktion Scharnier Wärmedämmung Beton Gipsplatte Erdgeschoss 1:1000 PERFORIERT 49 50 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 Scale: 1:20 PERFORIERT A ical section 1 2 3 4 4 5 1 6 2 4 A 3 1 2 3 4 5 6 EMPFANGSGEBÄUDE MSU DAVISHARRINGTON, MISSOURI STATE UNIVERSITY, SPRINGFIELD, USA Swisspearl® LARGO panel 8 mm, perforated ventilation cavity, aluminum sub framing aluminum sub framing structural steel glazing curtain wall system 1 2 3 4 5 6 Swisspearl® LARGO Plattel 8 mm, perforiert Hinterlüftung, Aluminium-Unterkonstruktion Aluminium-Unterkonstruktion Stahlkonstruktion Verglasung Vorhangfassade STANDORT: 901S National Ave BAUHERRSCHAFT: Missouri State University ARCHITEKTEN: Dake Wells Architecture, Springfield BAUZEIT: 2014 / 15 GENERALUNTERNEHMUNG: Wright Construction Services, St Peters ( MO ) FASSADENBAU: Loveall Custom Sheet Metal, Springfield FASSADENMATERIAL: Swisspearl® LARGO, CARAT Elfenbein 7090 Die Missouri State University betraute das lokale Büro Dake Wells Architecture mit der Gestaltung des neuen Empfangsgebäudes, das dem Campus in Springfield als Eingangstor dient. Die multifunktionale 5-MillionenDollar-Anlage mit einer Grundfläche von 1200 Quadratmetern steht symbolisch für die ganze Institution: Sie dient als Treffpunkt und Empfang für Besucher und künftige Studenten wie auch als Mehrzweckraum für spezielle Anlässe. Um die Erscheinung des Gebäudes zu betonen, ersannen die Architekten einen monumentalen, zweigeschossigen Entwurf, der die bestehenden Empfangsund Registrationsdienste beherbergt und auch einer künftigen Erweiterung Platz bietet. Neben dem geräumigen Empfangsbereich befinden sich auch andere öffentliche Funktionen im Erdgeschoss, etwa ein Auditorium mit hundert Plätzen sowie eine kleine Cateringküche. Die Büro- und Konferenz- räume befinden sich im oberen Geschoss und sind mittels Treppe und Galerie erschlossen. Im Hinblick auf den mannigfaltigen Kontext des Campus vereint die Gebäudehülle verschiedene Materialien: Der hintere Teil des Erdgeschosses verbirgt sich weitgehend hinter einer Kalksteinfassade; gegen Norden wird die Hülle zunehmend transparenter mit einem Höhepunkt beim Haupteingang, der dank einer sich verjüngenden Glas-CurtainWall optimal zur Geltung kommt. Den oberen Teil der vollverglasten Ost- und Westfassade überzogen die Architekten mit einer papierdünn scheinenden Schicht von SwisspearlPlatten. Sie ziehen sich über die spitz zulaufende Gebäudeecke, wobei sich der untere Teil der Platten schräg nach vorne klappt, um die Besucher willkommen zu heissen. Scheinbar zufällig angeordnete Löcher lassen Licht ins Atrium und ermöglichen Ausblicke von der Galerie im Obergeschoss. 51 52 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 PERFORIERT 53 54 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 KS-38_Student-Welcome-Center _Springfield Vertical section 1. Obergeschoss A Erdgeschoss 1:1000 Scale: 1:20 1 2 4 3 5 4 1 6 2 4 Vertikalschnitt 1:20 A 3 1 Swisspearl® LARGO Plattel 8 mm, perforiert 2 Hinterlüftung, Aluminium-Unterkonstruktion Swisspearl® LARGO panel 8 mm, perforated 1 Swisspearl® LARGO Plattel 8 mm, 3 Aluminium-Unterkonstruktion ventilation cavity, aluminum sub framing 2 Hinterlüftung, Aluminium-Unterko 4 Stahlkonstruktion aluminum sub framing 3 Aluminium-Unterkonstruktion 5 Verglasung structural steel 4 Stahlkonstruktion 6 Vorhangfassade KS-38_Student-Welcome-Center _Springfield Scale: 1:1000 1 2 3 4 5 glazing 6 curtain wall system 5 Verglasung 6 Vorhangfassade PERFORIERT 55 56 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 A PERFORIERT 7 7 1 7 8 2 3 4 5 A 6 KINDERGARTEN, CERKVENJAK, SLOWENIEN 1 Swisspearl® LARGO panel 8 mm 1 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm 2 ventilation cavity, vertical sub framing 2 Hinterlüftung, vertikale Unterkonstruktion STANDORT: Cerkvenjak 34 BAUHERRSCHAFT: Občina Cerkvenjak 3 moisture barrier 3 Feuchtigkeitssperre ARCHITEKTEN: Superform, (Marjan Poboljšaj, Anton Žižek, Špela Gliha, Meta Žebre, Boris Janje) 4 thermal insulation, mineralLjubljana wool 4 Wärmedämmung, Mineralwolle 5 brickwork 5 Backsteinmauerwerk BAUZEIT: 2010 – 2014 GENERALUNTERNEHMUNG: Gradbeništvo Milan Pintarič, Gornja Radgona 6 plaster 6 Verputz FASSADENBAU: LESAM, Miklavž na Dravskem polju FASSADENMATERIAL: Swisspearl® LARGO, CARAT Topas 7073 7 sub framing 7 Unterkonstruktion 8 gypsum board 8 Gipsplatte Das Architekturbüro Superform liess sich für diesen Kindergarten vom nahen Lehrpfad inspirieren, der duch das slowenische Dorf Cerkvenjak führt. Als weitere Etappe dieses Pfads geplant zeigt das Gebäude einen fast biomorphen Grundriss: Sechs individuell gestaltete Einheiten sind entlang eines langen, zentralen Ganges angeordnet. In fünf Einheiten befinden sich Spielräume, die sechste beherbergt Büroräume und ein unterirdisches Servicegeschoss. Dank des überlegten Entwurfs steht die neue Anlage im Einklang mit den Gegebenheiten der gebauten und der natürlichen Umgebung: Der abgestufte Gang folgt dem Gefälle des Terrains, während sich die Spielraum-Einheiten mit Giebeldächern der Geometrie und dem Massstab der umliegenden Wohnhäuser anpassen. Um die Raum­ ­erfahrung der Kinder zu bereichern, variiert die Breite des Ganges, und jedes Spielzimmer hat eine individuelle, unregelmässige und ver­zerrte Form. Die Gestaltung der Gebäudehülle unterstützt diese Idee. Die Einheiten sind mit kupferfarbenen Swisspearl-Platten bekleidet, die von einer Serie schiefwinklinger, raumhoher Fensterschlitze unterbrochen werden. Gleichermassen geneigte, isochromatische Holzpfosten stützen die Verandadächer und spiegeln die Fassadenbekleidung, indem sie das Muster von massiven und leeren Flächen umdrehen. Die Architekten machten sich die relative Unabhängigkeit von Wetterhülle und Unterkonstruktion zunutze und erreichten mit Fugen zwischen den Platten eine per­ forationsähnliche Schattenwirkung: Die an Silhouetten fliegender Vögel erinnernden «Perforationen» verleihen der Fassade einen zusätzlichen optischen Reiz. 57 58 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 ESA-710_Kindergarten_ Vertical section A Scale: 1: 20 7 7 Erdgeschoss 1:500 7 1 8 2 3 4 5 A 6 Vertikalschnitt 1:20 1 Swisspearl® LARGO Platte 8 mm 2 Hinterlüftung, vertikale Unterkonstruktion 3 Feuchtigkeitssperre 4 Wärmedämmung, Mineralwolle 1 Swisspearl® LARGO panel 8 mm 5 Backsteinmauerwerk 2 ventilation cavity, vertical sub framing 6 Verputz 3 moisture barrier 7 Unterkonstruktion 4 thermal insulation, mineral wool 8 Gipsplatte 5 brickwork 6 plaster 7 sub framing 8 gypsum board 1 2 3 4 5 6 7 8 Swisspearl® LARGO Hinterlüftung, vert Feuchtigkeitssperre Wärmedämmung, Backsteinmauerwe Verputz Unterkonstruktion Gipsplatte PERFORIERT 59 60 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 MASCHRABIYYA DAS ORNAMENT ALS BILDKONZEPT Essay von Thomas Meyer-Wieser PERFORIERT Die zunehmende Dichte in arabischen Grossstädten machte in der osmanischen Zeit den bisher privaten Innenhof der Öffentlichkeit zugänglich. Um die Wohnräume in den Obergeschossen vor Einblicken zu schützen, brauchte es eine neue Lösung: Maschrabiyya. Die kunstvollen, eng­ maschigen Holzgitter dienen, vor Fenstern, Loggien und Balkonen angebracht, als Sichtschutz und schützen vor direkter Sonnenstrahlung wie vor intensiver Belichtung. Der einflussreiche ägyptische Architekt Hassan Fathy hat der ­Maschrabiyya in der Nachkriegsmoderne Ägyptens zu einem Revival verholfen. Von allen Elementen der Fassade und der Ausstattung in der arabischen Wohnarchitektur kommt der Maschrabiyya eine ganz besondere Bedeutung zu. Mit ihren geometrischen, aus Holz geschnitzten und gedrechselten, in Stuck gefassten oder kunstvoll aus Stoff geschnittenen Motiven schafft sie eine Licht- und Schattenwelt, die Träumereien freien Lauf lässt. Sie dient, vor Fenstern, Loggien und Balkonen angebracht, als Sichtschutz und Gitter zur Wahrung der Privatsphäre und schützt vor direkter Sonnenstrahlung wie vor intensiver Belichtung. Man trifft sie vor allem in Strassenfassaden städtischer Wohnhäuser und Paläste in der Levante und Ägypten an. Da ihre Herstellung zeitintensiv und teuer ist, gilt sie als ein Ornament der Reichen. Zwei Theorien erklären die Herkunft der Bezeichnung «Maschrabiyya»: Zum einen soll das Wort von Linke Seite: Koranschule SabilKuttab, Kairo, Architekt: Ab dalRahman Katkhuda, 1744. Links: Wohn­palast Bayt Ahmad Kathuda al-Razzaz, Kairo, 15. Jh. / 1778: Maschrabiyya zur Hofseite. Rechts: Bayt al-Kiridliya, Kairo, 16. / 17. Jh.: privater Wohnraum (haramlik) im Obergeschoss. «sharaba» (trinken) abstammen und auf die Sitte zurückgehen, Wasserkrüge aus Ton in die Fensternischen zu stellen, damit der natürliche Luftzug das Trinkwasser kühlt. Zum anderen sei die Bezeichnung von «ashrafa» (überblicken, beobachten) abgeleitet und im Laufe der Jahrhunderte unter Einfluss von nicht Arabisch Sprechenden umgeformt worden. Harâm – abgegrenzte Privatsphäre Der exakte Ursprung der Maschrabiyya liegt im Dunkeln. Die frühesten Beispiele sollen aus dem 12. Jahrhundert stammen. Die meisten heute erhaltenen entstanden aber im 16. Jahrhundert. In osmanischer Zeit fand die Maschrabiyya auch in Kairo zunehmend Verbreitung, vor allem in den Obergeschossen, die in den Strassenraum ragen und in vielen Fällen mit Holzerkern versehen waren. Zunehmende Dichte in der Stadt hatte bei Monumentalbauten und in der Wohnarchitektur zu neuen Grundrisslösungen geführt. Die traditionellen Hauseinheiten wurden mehrgeschossig um einen Innenhof gruppiert, damit das Erdgeschoss als Laden, Wohnraum oder als Stall vermietet werden konnte. Der Hof war nicht mehr privat, sondern es nutzten ihn mehrere Händler und Familien. So verlor das islamische Konzept, den Innenraum des Hauses vor Fremden zu schützen, mehr und mehr an Bedeutung. In der Grossstadt ersetzte man die früher vollkommen geschlossene Aussenmauer mit einer teilweise porösen Aussenhaut. Grosse Sorgfalt wendete man auf, um die schützende Wand des Raumgefässes nicht zu 61 62 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 verletzen: Unnötige Fensteröffnungen zur Strasse wurden vermieden oder – wenn sie aus klimatischen Gründen notwendig waren – durch engmaschige Holzgitter verhüllt. Der Vorhang aus Holzgitterwerk erweckte die Illusion einer durchgehenden Aussenhaut, die aber dennoch angemessenen Lichteinfall und gute Ausblicke erlaubt. Von aussen betrachtet erschien das Holzwerk als dominierendes Element der Fassade. Filter für Raum und Seele Das neue Wohnmodell und die Aufwertung der Strasse als geschützten Aussenraum führten dazu, dass die Fassade durch Erker und Fenster klar und symmetrisch gegliedert, ja geradezu durchlöchert wurde und damit dem wachsenden Bedürfnis nach Licht, Luft und Sonne nachkam. Oft unterteilte ein breiter Erker in der ersten Etage die Schauseite. Dahinter befand sich meist der Hauptempfangsraum: So war der innere Aufbau von aussen ablesbar. Die Fensterzone war aber nicht bloss eine Öffnung in der Wand, sondern stellte eine spezifische, in die Mauer eingeschnittene vertikale Raumschicht dar: Sie war in der Regel vergittert, um zwischen innen und aussen, privat und öffentlich zu trennen. Das Licht drang wie durch einen dichten Filter in den Innenraum. Blickten die Fenster auf den eigenen Innenhof, wurden die Laibungen oft mit niedrigen Brüstungen versehen, die als Ablage oder Sitzbank dienten. So entstanden erkerartige Auswüchse, die das Maschrabiyya-Fenster zu einer auskragenden Raumnische machten, von der aus man den Blick im Sitzen oder im Liegen nach aussen richten konnte. Dabei handelte es sich aber nicht nur um eine eigenwillige Art der Fenstergestaltung, sondern um eine oft ansehnliche Vergrösserung der Raumfläche für die Bewohner und gleichzeitig um einen willkommenen Schattenspender für die Strassenbenutzer. Lagen die Fenster zur Gasse, mussten die Schutzmassnahmen verstärkt werden. Die Bewohner blieben für die Passanten auf der Strasse unsichtbar, während sie umgekehrt das Treiben draussen heimlich beobachten konnten. Architektur der Nomaden Die Räume im traditionellen arabischen Haus wurden auf sehr viel flexiblere und vielfältigere Art genutzt, als dies in der europäischen Wohnkultur der Neuzeit der Fall ist. In Europa hatte sich seit dem 17. /18. Jahrhundert eine Trennung der einzelnen Funktionen – essen, schlafen, haushalten und empfangen – vollzogen. Dazu legte ein schweres, auf bestimmte Zwecke zugeschnittenes Mobiliar die spezifische Funktion einzelner Räume eindeutig und unveränderbar fest. Das muslimische Haus kannte im Allgemeinen nur eine leichte und mobile Inneneinrichtung und blieb darin durchaus dem Charakter des Zelts treu: Das gewohnte Lagern auf dem Fussboden erforderte Teppiche und Kissen statt Stühle; Tische bestanden aus niedrigen, zusammenklappbaren Fussgestellen und verschiebbaren Kupferplatten, oft genügte aber auch ein auf dem Teppich ausgebreitetes Tuch; eingebaute Wandnischen ersetzten die Schränke. Lange flache Polsterbänke verliefen an den Wänden oder den Fensterseiten entlang und dienten zum Schlafen, Liegen, Sitzen oder boten dem am Boden Sitzenden eine Rücklehne. Damit entfiel die übliche Differenzierung in Schlaf-, Wohn- und Arbeitszimmer, denn derselbe Raum konnte zu verschiedenen Zeiten diese Funktionen nacheinander erfüllen und brauchte dazu nur mit wenigen Handgriffen umgestellt zu werden. Ornament ist kein Verbrechen Die Vielfältigkeit der Raumnutzung führte dazu, dass man die Räume fast leer liess. Folglich wurden die Flächen von Böden, Decken und Wänden bedeutsamer als die Möblierung. Symmetrisch geschnittene, durch das filigrane Netz der Maschrabiyya abgeschirmte Fensteröffnungen, Wandnischen, geometrisch unterteilte Wandfriese, Deckenverzierungen, Bodenmosaike und Teppiche sowie das künstlerisch gestaltete und an ausgesuchten Orten platzierte Gerät verliehen dem eingefassten Raum eine klare innere Ordnung, die das Zufällige nicht ausschloss, sondern ihm einen festen Rahmen gab. Monumentale Baumasse und zierliche Dekoration, das ist und bleibt eine typische Spannung in der islamischen Baukunst. Im Hang zur Entstofflichung tritt ein zentraler Wesenszug hervor, der dem bilderlosen Charakter der bildenden Kunst des Islams entspricht. Es geht dabei nicht um eine Negation der sinnhaften Erfahrung oder um eine Flucht in die Transzendenz: Vielmehr wird die Verfeinerung der Sinne angestrebt, um sich einer höheren Wirklichkeit gewahr zu werden. Dazu muss die architektonische Hülle ihre irdische Schwere ablegen und einen feinstofflichen Zustand annehmen, was mit Hilfe des Ornaments gelingt. Formen- und Ideenreservoir Dieser Aspekt der islamischen Kunst trug in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ganz entscheidend zur Findung einer neuen, wirklich modernen Kunstsprache in Europa bei. Walter Gropius und Le Corbusier gelang es, eine Architektur zu entwickeln, die scheinbar radikal mit der Tradition brach und sich an völlig neuen Prinzipien orientierte. Beide Architekten hatten sich intensiv mit der orientalischen Architektur beschäftigt: Gropius hielt sich 1907 für fast ein Jahr zum Studium maurischer Kunst in Spanien auf, und Le Corbusier bereiste 1911 zusammen mit seinem Freund Klippstein die Türkei. Die osmanische Architektur war für ihn ein Formen- und Ideenreservoir für die Raumgestaltung und die Proportionslehre. Dass selbst Vertreter des Bauhauses sich intensiv mit den Prinzipien islamischer Kunst auseinandersetzten, zeigen unter anderem Arbeiten von Wilhelm Wagenfeld, die 1923 / 24 unter dem Einfluss von Johannes Itten in der Metallwerkstatt entstanden. Höhepunkt dieser Bewegung bildete die Ausstellung «Meisterwerke Muhammedanischer Kunst», die im Oktober 1910 in München stattfand. Die Ausstellung initiierte die Erforschung der islamischen Kunst im Westen und stiess auf grossen Wider­hall in der Malerei. Die Künstler waren nicht mehr an den exotischen Inhalten orientalischer Kunst interessiert, vielmehr faszinierte sie die zweidimensionale Auf- PERFORIERT Zwei Bauten von Hassan Fathy in Ägypten: Akil Sami House, Dahshur, 1978 (links), und das Oasenstädtchen New Baris Village, Kharga, 1967. fassung der islamischen Malerei, die ihrem eigenen Bestreben entsprach. Danach sollte das Bild in erster Linie ein zweidimensionaler Gegenstand sein und als solcher auch wahrzunehmen sein. Inszenierung des Lichts Hassan Fathy veröffentlichte unter dem Deckmantel der Fiktion immer wieder persönliche, oft kritische Ansichten zu Fragen der Moderne, der Tradition und des architektonischen Erbes. 1942 schrieb er die Fabel «Quissat al-mashrabiyya», in der das filigrane geometrische Netz der Maschrabiyya eines Palastes aus dem 14. Jahrhundert eine Rolle spielt: «Sie war bis zur Höhe der Augen dicht und kleinteilig, darüber weitmaschig und offen, sodass das Licht in Erscheinung trat, wenn es im Rhythmus der Tageszeiten seinen Lauf durch den Raum nahm.» Fathy deutet so über das Schauspiel des Lichts die Maschrabiyya als einen nach innen gerichteten Lichtschirm statt einer Öffnung nach aussen. Während im Westen das Fenster den Standort des Subjekts markiert, das neugierig in die Welt blickt, wird im arabischen Raum an dieser Schwelle ein Gitterwerk gebaut, das ganz der Inszenierung des Lichts dient. Dabei wird das Licht selbst zum Thema der Geometrie. Es löst sich vom materiellen Träger des Fenstergitters und zirkuliert frei in wechselnder Brechung und verschiedenen Winkeln im Raum. So verleiht die Maschrabiyya dem Licht eine Gestalt, die sich erst im Hausinneren bildet. Der gebaute Raum ist die Bühne, auf der das Licht als kosmische Macht in Erscheinung tritt, wenn das Spiel der Lichtbahnen im Rhythmus der Tageszeiten seinen Lauf durch den Innenraum nimmt. Durch die Rückbesinnung auf die Maschrabiyya nahm Fathy nicht nur eine künstlerische, sondern auch eine politische Position ein. Er vertrat die Auffassung, dass Architekten den Nationalstolz stärken sollten, indem sie traditionelle Bauformen aufgreifen und weiterentwickeln. Fathy arbeitete eng mit anderen Künstlern zusammen und war auch in der Lehre tätig. Obwohl die meisten seiner Projekte nicht realisiert wurden und manche seiner Bauwerke verändert oder zerstört sind, war Fathy deshalb eine der wichtigsten Identifikationsfiguren für mehrere Generationen ägyptischer Architekten und der ägyptisch-arabischen Kunstszene Literatur Stefano Bianca, Hofhaus und Paradiesgarten. Architektur und Lebensformen in der islamischen Welt, München 1991 / 2001. – Hans Belting, Florenz und Bagdad. Eine westöstliche Geschichte des Blicks, München 2008. – Leila el-Wakil, Quissat al-mashrabiyya (Le Conte du Moucharabieh). Enraciner l’architecture appropriée: Hassan Fathy, (Genève) 2013. – Markus Hattstein, Peter Delius, Islam: Kunst und Architektur, Köln 2000. – Wolfgang Mayer, Philipp Speiser, Der Vergangenheit eine Zukunft. Denkmalpflege in der islamischen Altstadt von Kairo 1973 – 2004, Mainz 2007. – Stefan Weber, Zeugnisse kulturellen Wandels, Diss. Berlin 2001. Buchempfehlung Von Thomas Meyer-Wieser erschien 2014 ein Architekturführer zu Kairo. Darin beschreibt er anhand von über 200 Bauwerken die Idee einer nordafrikanischen Stadt, die einst das Herz der antiken Hochkultur war und heute die Hauptstadt des modernen Ägyptens ist: Kairo steht wie keine andere Stadt in der islamischen Welt für die architektonische und gesellschaftliche Transformation, für das Spannungsfeld zwischen religiöser Tradition und moderner Glitzerwelt. Zu Recht gilt die 18-Millionen-Metropole als «Mutter der Städte». (Architekturführer Kairo, 388 Seiten, Berlin 2014) 63 64 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 FASSADENSCHIEFER WIE GESTICKT Kleinformatige Faserzementplatten kleiden das Pfarrhaus der ländlichen Gemeinde Degersheim. Sie bilden eine gleichmässige Schutzschicht, ähnlich wie einst Holzschindeln, und erinnern an Textilien. Verschiedene Formate in aufeinanderfolgenden Reihen machen einen ortsspezifischen Entwurfsansatz sichtbar. Michael Hanak Das Pfarrhaus steht neben der Kirche, mitten im Ort. Degersheim ist eine Gemeinde in den hügeligen Voralpen des Kantons St. Gallen. Zwei mächtige Kirchenbauten bestimmen das Ortsbild von nationaler Bedeutung: die reformierte Kirche, 1906 / 07 von Curjel & Moser im Heimatstil, und die katholische Kirche St. Jakobus, 1924 in neobarockem Stil von den einheimischen Architekten Danzeisen & Hunziker erbaut. Viele Häuser im Ort entsprechen dem Typus des Stickerhauses: im gemauerten Sockelgeschoss standen einst Stickma­ schinen, in den beiden Obergeschosse wohnte man. Die Fassaden der Obergeschosse schützte man mit Holzschindeln, die bisweilen zur Veredelung in hell ab­ge­tönten Farben gestrichen wurden. Aus der Wiederholung dieser Eigenschaften entstand ein einheitliches Ortsbild. Für das Projekt des Pfarramtes setzte sich der im Ort tätige Architekt Hans Ruedi Stutz mit der lokalen Bautradition auseinander. Am Neubau interpretierte er das ortstypische Stickerhaus auf aktuelle Weise. «Das neue Pfarramt folgt den Entwurfs­ prinzipien zur Blütezeit der Stickerei», so Hans Ruedi Stutz. «Es weist jedoch zeit­ genössische Grundrisse, Konstruktionen und Materialien auf und fügt sie zu einem Ganzen zusammen, das sich harmonisch in das schützenswerte Ortsbild einbindet.» Das Haus zählt drei Geschosse und schliesst mit einem flachen Walmdach ab. Das Erdgeschoss ist verputzt, die Ober­ geschosse sind mit Faserzementplatten verkleidet. Zur Gliederung über dem Erdgeschoss ist ein Gurtgesims angebracht, das wie die Fenstereinfassungen aus vorge­ fertigten Betonelementen besteht. An den Gebäudeecken verlaufen Lisenen, gebildet aus flächig gestrichenen Holzplatten. Mit der an die Tradition erinnernden kleinteiligen Schindelverkleidung und mit den klassischen Gliederungselementen fügt sich das Gebäude harmonisch in das Ortsbild ein. «Die verwendeten Eternitschindeln setzen die Tradition des Bestandes fort, mit ihrer Kleinteiligkeit bilden sie eine homogene Textur der Fassade», sagt Stutz. «Der Einsatz unterschiedlicher Formate und Schnitte spielt mit dem Gedanken des Textilen und erzeugt eine Lebendigkeit, die die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich lenkt. Die Fassade ist das ‹Kleid› des typischen Stickerhauses. Ihre Gestaltung ist eine eindeutige Reminiszenz an die Stickerei und an die damalige sinnlich-verspielte Bautradition, was durch den Einsatz floraler Muster unterstrichen wird – die Fassade wirkt wie gestickt.» Um die Nähe zu traditionellen Holzschindeln einerseits und die Reminiszenz an die ortstypische Stickerei andererseits hervorzurufen, fiel die Wahl des Fassadenmaterials schnell auf kleinformatige Faserzementplatten. Zu Beginn erwogen die Architekten, zwei Grautöne zu kombi­nieren und streifenweise abzuwechseln. Damit wollten sie einen Stickerei-Effekt erzielen. Bei der Bemusterung beurteilten sie aber den Kontrast als zu stark. Daher entschieden sie sich für nur einen Farbton: ein graugrünliches, helles Beige. Bei der Wahl der Formate waren Vielfalt und Abwechslung willkommen. Ähnlich wie bei linearen Stickmustern sollte ein lebendiges Streifenmuster entstehen. Quadrate, Rechtecke und Raute wechseln sich in ein bis drei Reihen ab. Je nach Sonnenstand und -intensität, aber auch je nach nahem oder fernem Blickpunkt ergibt sich ein feinmaschiges Fassadenmuster, das den Entwurfsansatz der Architekten bildlich wiedergibt. Pfarramt, Degersheim, Schweiz Standort Steineggstrasse 23, Degersheim Bauherrschaft Katholische Kirchgemeinde Degersheim Architekten architektur.stutz, Degersheim (Hans Ruedi Stutz, Sanae Mukai, Florian Oertli, Antonios Palaskas) Bauzeit 2014 / 15 Fassadenbau Giger GmbH, Degersheim Fassadenmaterial Swisspearl® NOBILIS Beige N 811 5 × 120 × 150 cm und 10 × 60 × 150 cm und 5 × 120 × 150 cm 65 66 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 CH_Pfarramt_Degersheim Vertical section A Scale: 1:20 1 2 1. Obergeschoss 3 7 4 5 A 6 Vertikalschnitt 1:20 Erdgeschoss 1:500 1 Swisspearl® FASSADENSCHIEFER 4 mm 1 Swisspearl® SMALL FORMAT 4 mm 2 Hinterlüftung, vertikale Lattung 2 ventilation cavity, vertical batten 3 Wärmedämmstein 3 thermal block 4 Wandlager 4 acoustic insulation layer 5 Backsteinmauerwerk 5 brickwork 6 vorfabrizierter Sturz 6 prefabricated lintel 7 Verputz 7 plaster 1 2 3 4 5 6 7 Swisspearl® FASSADE Hinterlüftung, vertika Wärmedämmstein Wandlager Backsteinmauerwerk Stahlton-Sturz Verputz 67 Die kleinformatigen Platten an den Fassaden des Pfarrhauses von Degersheim führen eine lokale Bautradition fort. Die kleinforma­ tigen Platten sind vertikal geschnitten. Sie überlappen sich, und es scheint, als wäre jede Platte einzeln befestigt. Ihre präzise ver­ tikale und horizontale Ausrichtung lässt die Platten kleiner erscheinen, als sie effektiv sind. Die genau angepasste Befestigung verleiht der Bekleidungshülle eine zusammenhängende, homogene Wirkung. 68 Herausgeber Eternit (Schweiz) AG CH-8867 Niederurnen Telefon +41 (0)55 617 11 11 [email protected] www.swisspearl.ch Swisspearl Architecture ist die inter­national vertriebene Zeitschrift der Eternit (Schweiz) AG und stellt deren Faserzement­ produkte in den Kontext der ­aktuellen Architektur. Redaktionsbeirat Michèle Rüegg Hormes, Bereichsleiterin Kommunikation, Dept. ­Architektur, ETH Zürich Martin Tschanz, Dozent ZHAW Redaktionskommission Michael Hanak Martina Kast Marco Pappi Jürg Schönenberger Yasmin Willi Robert Wirichs Redaktion Michael Hanak, Zürich Lektorat Marion Elmer, Zürich Übersetzung Marion Elmer / Nina Toepfer, Zürich Gestaltung Bernet & Schönenberger, Zürich Plangrafik Deck 4 GmbH, Zürich Druck Galledia AG, Flawil Auflage 20 000 Schriften Brown Pro, Mercury Text Deutsche Ausgabe ISSN 2297–1629 SWISSPEARL ARCHITECTURE #24 Authors Michael Hanak ist Kunst- und Architekturhistoriker in Zürich. Er widmet sich gerne der jüngs­ten Architekturgeschichte. Zudem publiziert er über zeitge­nössische Architektur. Patrick Zamariàn arbeitet als ­frei­schaffender Autor und Übersetzer. Zurzeit schreibt er seine Doktorarbeit über britische Nachkriegs­architektur an der University of Liverpool. Thomas Meyer-Wieser, Architekt und Städteplaner, beschäftigt sich seit seinem Studium an der ETH Zürich mit Baukunst und Städtebau der islamischen Welt: 1974 Prak­ tikum in Teheran, 1979 Restaurierung des Palastes Ghala Dokhtar in Firuzabad, Iran, Reise­stipendium und Arbeit über Hassan Fathy. 1995–2002 Lehrauftrag Landschaftsarchitektur, Hochschule für Technik Rapperswil. Eigenes Architekturbüro in Feldmeilen, Schweiz. Fotos U1: Fernando Guerra, Lissabon U2: Marc Petitjean, Paris U3: Kilian J. Kessler, Zürich U4: Miran Kambič, Radovljica S. 2/ 3: Eternit (Schweiz) AG, ­Niederurnen S. 4/ 5: Kilian J. Kessler, Zürich S. 6/ 7, 16–19: Nils Timm, Los Angeles S. 8–11: Ruedi Walti, Basel S. 12–15: René Riller, Schlanders S. 20–33: Jürg Zimmermann, Zürich S. 34–39: Sandro Lendler, Zagreb S. 40–45: Fernando Guerra FG + SG, Lissabon S. 46–49: Albertszki Tamás, Budapest S. 50–55: Gayle Babcock, ­Springfield S. 56–59: Miran Kambič, Radovljica S. 60: B. O’Kane / Alamy S. 61 links: Stefan Bischof, Zürich S. 61 rechts: Thomas Meyer-Wieser, Feldmeilen S. 63: Danielle Fischer, Zürich S. 64–67: Jürg Zimmermann, Zürich Rechtliche Hinweise Alle Texte, Bilder und Grafiken in dieser Publikation werden durch das Copyright und das Urheber­ recht geschützt. Die Rechte an den Texten liegen bei den Autoren. Kein Teil dieses Werks darf in irgend­ einer Form vervielfältigt, verbreitet, weiterverarbeitet oder Dritten für kommerzielle Zwecke zur Verfügung gestellt werden. Zudem befinden sich auf einigen Seiten Werke, deren Copyright Dritte besitzen. Die Inhalte dieser Publikation wurden mit grösster Sorgfalt zusammengestellt und geprüft. Trotzdem übernimmt der Herausgeber keine Garantie für die Fehlerfreiheit oder die Richtigkeit aller Angaben. Die Pläne stellten die Architekten freundlicherweise zur Verfügung. Die Detailpläne wurden zur besseren Lesbarkeit überarbeitet; für deren Richtigkeit kann die Redaktion keinerlei Garantie übernehmen. Abgesehen von CARAT Onyx und ­Bernstein werden alle S ­ wiss­pearl® LARGO Platten ausschliess­lich in der ­Schweiz hergestellt. Trotz Hightec wird im Werk von Swisspearl in Niederurnen noch Hand angelegt. Busstation in Velenje, Slowenien, 2008 / 09, Gužič Trplan Architekten, Ljubljana PERFORIERT Öffnungen, die Licht und Luft durchlassen, zählen zu den elementaren Charakteristiken einer Gebäudehülle. Perforationen eignen sich ausgezeichnet dafür, Aussenwände gezielt und dosiert zu öffnen. Gleichzeitig sehen sie bestechend aus. Wie heute auf mancher Fassade zu betrachten, bilden Perforationen Muster und Ornamente – eine zeitgenössische Variation der jahrhundertealten arabischen Tradition der Maschrabiyya. Kleine oder grosse Öffnungen, gebohrt oder gefräst, verbinden technische Anliegen mit ästhetischen Ansprüchen. Diese Ausgabe von Swisspearl Architecture stellt die verschiedenen Anwendungen vor und zeigt, wie perforierte Fassadenplatten eingesetzt werden.