Macht und Politik: PDF 640KB

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MACHT UND POLITIK
Der
erste und prunkvollste Stock des Hauses beschäftigt sich
Impressum
mit
der
“traditionellen“ Geschichtsbetrachtung:
Ereignisse,
Neue
Dauerausstellung
im ersten Obergeschoss
Einzelpersonen (meist männliche), Recht, Ämter, Institutionen.
Die Darstellung legt Wert auf Jahreszahlen und Chronologie.
Inhaltliches Konzept:
Sie kann nicht vollständig sein, sondern behandelt besonders
Jürg Simonett
aussagekräftige
Beispiele. Aber immer geht es um Macht und
Politik. Yves Mühlemann
Sie
stellt dieAusstellung
„Machtfrage“:
Gestaltung
und Grafik:
- wer hatte und wer hat Macht?
gasser, derungs Innenarchitekturen
- wie übte und übt man(n) Macht aus?
- welche Arten von Macht gibt es?
Massnahmen:
-Bauliche
wie erkennt
man Macht?
Hochbauamt Graubünden
Die einzelnen Räume behandeln unter dieser Sichtweise wichtige
Rudolf Fontana & Partner AG
Themen der Bündner Geschichte:
Heere und Kriege; Herren und Burgen; Drei Bünde und
Übersetzungen:Veltlin; Die dunkle Seite der Justiz
Untertanenland
Standeskanzlei Graubünden
Konstanten
der Bündner
Jessica
Tang Geschichte sind das Interesse der fremden
Mächte an den Pässen sowie die kleinteilige politische Landschaft.
Die Stadt Chur schafft es nie, politisch eine hervorgehobene
Fotos: zu erreichen. Wichtige Entwicklungen sind der mehrfache
Stellung
Rätisches
Museum
Gewinn und
wieder Verlust
der Untertanenlande im Süden sowie die
Südostschweiz
langsame Die
Umorientierung
Graubündens von Süden und Osten nach
Norden und
Westen.Tagblatt
Bündner
Für ein heutiges Verständnis sind manche Erscheinungen schwer
Leihgaben:
nachzuvollziehen,
etwa
Archäologischer
Dienst
Graubünden
- die ausgeprägt
lokale Basis
von Macht
und Politik und die fehlende
gesamtstaatliche
RegierungGraubünden
bis ins 19. Jahrhundert;
Kantonsbibliothek
- die überaus
drastischeGraubünden
Verhör- und Bestrafungspraxis mit ihren
Staatsarchiv
Prozessen,
Folterungen
Hinrichtungen;
Ehepaar
Trepp, und
Cinuos-chel
- das Paradox der Drei Bünde, die sich als Demokratie verstehen,
aber gleichzeitig Kolonialherren sind.
„Politik ist der stets neu zu schaffende Kompromiss
von Macht und Vernunft“. (C.F. von Weizsäcker)
34
Das Haus, in dem wir uns befinden, ist Teil dieser Geschichte.
Die Familie von Buol gehörte während Jahrhunderten zur Bündner
Führungsschicht.
2007 © Rätisches Museum, Chur
35
3
MACHT UND POLITIK
DIE
DUNKLE SEITE
Wer hatte und wer hat Macht?
DER JUSTIZ
1
Johannes Paul Beeli von Belfort, evang. Pfarrer in Chur
(und Chiavenna?), um 1700
2
Walo Burkart, Kreisförster und Archäologe, 1877-1952
3
Gian Giacomo Trivulzio, Inhaber der Herrschaft Misox,
1487-1518
4
Andreas Gadient, Divisionär, geboren 1927
5
Napoleon Bonaparte, französischer Kaiser, 1769-1821
6
Eveline Widmer-Schlumpf, Regierungsrätin seit 1999,
geboren 1956
7
Mädchen aus der Churer Familie Laurer, 1827-1846
8
Otto Barblan, Komponist, 1860-1943
9
Barbara Danuser aus Felsberg, Arbeitslehrerin und
Gemüsegärtnerin, 1899-1986
10
Donat Cadruvi, Regierungsrat 1979-88, 1923-1998
11
Margaretha Enderlin von Montzwick, 1647-1711
12
Wilhelm Maria Rizzi, Kirchen- und Portrait-Maler,
1802-1858
13
Rodolfo Baldini und Giulia Baldini-Santi, Bergeller Familie
in Italien, erste Hälfte 19. Jahrhundert
32
4
Das
Drei Bünde
war Sache
Gerichtsgemeinden.
14 Strafrecht
Gabrieleder
de Gabrieli,
Architekt
ausder
Roveredo,
1671-1747
Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts galten die lokalen „Statuten“.
Auch
Graubünden
hieltvon
man
sich nach Churer
1532 zunehmend
an die
15 inJohann
Friedrich
Tscharner,
Publizist und
„Carolina“,
die Gerichtsordnung
Kaiser Karls V.
Politiker,
1780-1844
Bezüglich Rechtssicherheit bildete sie einen Fortschritt.
16 Strafarten
Bernhard
Laurer-Risch,
Apotheker,
Zunftmeister,
Die
blieben
die gleichen:
AbhauenChurer
von Gliedmassen,
1764-1823
Rädern,
Verbrennen, Hängen, Enthaupten. Verhängnisvoll war
Elisabeth
Laurer-Risch,
Gattindie
des
Zunftmeisters
die Tatsache,
dass
für ein Geständnis
Folter
erlaubt blieb.
Bernhard,
1774-1847 Aussagen und zur Denunziation
Dies führte
zu erzwungenen
unschuldiger Personen.
17
Martin Schreiber-Risch, Posthalter in Thusis, 1812-1871
Besonders im 17. Jahrhundert wütete in zahlreichen Talschaften
der
Abergläubische
in Zeiten
von
18 Hexenwahn.
Ugo Foscolo,
italienischerVorstellungen
Dichter, Emigrant
im Misox,
Krieg, Hunger und Pest mischten sich mit Aggressionen gegen
1778-1827
Konkurrenten oder Aussenseiter. Die Mehrzahl der Opfer, denen
Schadenzauber vorgeworfen wurde, waren Frauen. Zwischen dem
19
Ulysses von Salis-Marschlins, führender Politiker,
15. und 18. Jahrhundert mussten in Graubünden mindestens 500
1728-1800
angebliche
Hexen oder Hexenmeister sterben.
Eine
spielte der Scharfrichter.
Vor der1989-2006,
Folter zeigte
20 zentrale
Giusep Rolle
Nay, eidgenössischer
Bundesrichter
er den geboren
Angeklagten
1942die Instrumente, um ein frühes Geständnis zu
erreichen. Meist sass nur in Chur ein „Meister Hans“. Die anderen
Gerichtsgemeinden
forderten
ihn bei Bedarf
an undund
bezahlten
nach
21
Johann Gaudenz
von Salis-Seewis,
Offizier
Dichter,
Tarif. Sein
Gewerbe und seine Familie galten als unehrlich. Darum
1762-1834
wohnte er am Stadtrand, in der Scharfrichtergasse beim ehemaligen
Untertor.
22
Giovanni Segantini, Maler, 1858-1899
Viele Richtstätten befanden sich in der Nähe der Landstrasse, um den
23
Karl die
derFolge
Grosse,
König
und Kaiser,
768-814
Passanten
vondeutscher
Verbrechen
drastisch
vor Augen
zu führen.
Die letzte Hinrichtung im Schams etwa fand 1831 statt, in Chur 1846.
24 kantonale
Jörg Jenatsch,
evangelischer
Pfarrer,
Politiker,
Das
Strafgesetz
von 1851 kannte
dieOffizier,
Todesstrafe
nur
noch für
wenige Kapitalverbrechen. 1811 noch war in Chur ein Mann
1596-1639
hingerichtet worden, weil er ein Schaf gestohlen hatte.
25
Vitus Huonder, Churer Bischof seit 2007, geboren 1942
Folter und Todesstrafe sind aus unserer Welt nicht verschwunden.
Viele islamische Länder etwa oder die USA kennen die Hinrichtung.
26
unbekanntes
sitzendes
Kleinkind,
Amnesty
International
setzt sich
weiterhinum
für1800
die weltweite
Abschaffung der Folter ein.
27
Pater Placi a Spescha, Mönch und Forscher, 1752-1833
33
5
28 inoffizielle
Georg Fient,
kant. Kanzleisekretär
und Schriftsteller,
Die
Hauptstadt
Chur war seit spätestens
451
1845-1912
Bischofsstadt.
Nach der Gründung des Gotteshausbundes 1367
schwand die Macht des Bischofs langsam. Durch die Gründung
29 fünf
Josias
Hartmann
Schützenweltmeister,
der
Zünfte
1465 undaus
die Says,
Reformation
nach 1523 emanzipierte
1893-1982
sich die
Bürgerstadt endgültig.
30
Ortlieb von Brandis, Churer Bischof, 1458-1491
Ohne formelle Hauptstadt zu sein, erfüllte Chur aufgrund seiner
Lage und wirtschaftlichen Bedeutung eine Zentrumsfunktion,
31
Angelika Kauffmann, Malerin, geboren in Chur, 1741-1807
ähnlich wie Chiavenna am Südfuss der Alpen. Für fremde
Gesandte
kam
die einzige richtige
Bündnerund
Stadt als
32
Meta
vonnur
Salis-Marschlins,
Historikerin
Aufenthaltsort
in Frage. Auch
die unzufriedenen Landsleute
Frauenrechtlerin,
1855-1915
strömten nach einem Fähnlilupf mit Vorliebe zum Strafgericht
33 Chur.
Johannes Guler von Wynegg (der ältere), Heerführer,
nach
Historiker, 1562-1637
Als Vorort des Gotteshausbundes stand Chur auf gleicher Stufe
34 Davos
Carlo
Casati, spanischer Botschafter,
gestorben
1730
wie
(Zehngerichtenbund)
und Ilanz (Grauer
oder Oberer
Bund). Die Bundstage mit den Ratsboten der Gerichtsgemeinden
35
Andreas Rudolf von Planta, Unternehmer und Politiker,
fanden alternierend an diesen drei Orten statt. Chur gelang es
1819-1889
nie, Stadtstaat mit umliegendem Herrschaftsgebiet zu werden.
Seine rechtliche Stellung unterschied sich nicht wesentlich von
36
Christian Klucker, Bergführer, 1852-1928
der der ländlichen Gerichtsgemeinden.
37
Giachen Caspar Muoth, Lehrer, Historiker und Dichter,
Der Freistaat
der Drei Bünde besass keine ständige Regierung.
1844-1906
Eine gesamtstaatliche Verwaltung gab es ebenfalls nicht.
38 wenigen
A. Feldscher
aus Aufgaben
Masein, Schauspieler
in Russland,
Die
laufenden
übernahm Chur,
die einzige
1825-1885 die über einen stabilen Apparat verfügte.
Gerichtsgemeinde,
Korrespondenzen an den Freistaat öffnete der Präsident des
39
Heini Hemmi,(bis
Olympiasieger
1976Churer
im Riesenslalom,
Gotteshausbundes
1700 immer der
Bürgermeister),
geboren ein
1949Ratsmitglied. Der Churer Stadtschreiber besorgte
nachher
meist die Verteilung der wenigen gesamtstaatlichen Gelder.
40
Georg Philipp von Schauenstein, Freiherr von Haldenstein
1671-1695, auf einem Gulden
30
6
41
Johann Alois
Wolf
aus Untervaz,
Die Untertanen
1512
eroberten
die Drei Bünde das Veltlin und
Schweizer Tambour-Major,
1839-1927
die Grafschaften
Chiavenna und Bormio.
So kontrollierten sie die
Alpenpässe nicht nur am Nord- sondern auch am Südfuss.
42
Pompejus von Planta, führender Politiker, 1569-1621
Die Geschichtsschreibung ist sich uneinig, ob dem Veltlin und den
43
Henri Duc de Rohan, französischer Feldherr, 1579-1638
Grafschaften ursprünglich Gleichberechtigung zugesagt worden
war. Tatsächlich wurden sie als Untertanenlande behandelt.
44
Claudius, römischer Kaiser, 41-54 n.Chr
Oberster Statthalter war der Landeshauptmann mit Sitz in
Sondrio.
Ihm zur
stand
der Vicari.
In Chiavenna
sass der
45
Antonio
de Seite
Molina,
Politiker
und Militär
aus dem
Commissari,
in
sechs
anderen
Orten
ein
Podestà.
Die
Posten
Calancatal, ca. 1580-1650
besetzten die Gerichtsgemeinden nach einem fixen Turnus.
46
Maximilian Franz, mehrere Male Regierungsrat, 1814-1889
Diesen Bündner Richtern standen die Einnahmen aus Bussen
47
Thomas Domenig,
geboren
1933
und Prozessgebühren
zu,Architekt,
was zu krassen
Missbräuchen
und
zum Ämterkauf führte. Darum kam es immer wieder zu Unruhen
48
Anna Meisser
ausauch
Klosters,
geboren 1855
und Aufständen,
die oft
konfessionellen
Charakter hatten.
In der lokalen Verwaltung und im Wirtschaftsleben konnte die
49
Reto Gurtner, Tourismusunternehmer, geboren 1955
Bevölkerung ihre Selbstständigkeit bewahren. Die Oberschicht
arbeitete nicht selten mit den Bündner Amtsleuten zusammen.
50
Sep Antoni Deragisch junior, Töpfer in Bugnei (Tujetsch),
1842-1931
Die immer zahlreicheren Beschwerden der Untertanen blieben
erfolglos.
Einevon
Gleichberechtigung
kam für
die Mehrheit der
51
Fidelis
Sigmaringen, Märtyrer,
1577-1622
Bündner auch nach der französischen Revolution nicht in Frage.
So schlossen
sichMartullo-Blocher,
das Veltlin, Chiavenna
und der
Bormio 1797 der
52
Magdalena
Leiterin
EMS-Chemie
Holding
AG, gingen
geboren
1969
Cisalpinischen
Republik
an und
Graubünden
endgültig
verloren, was auch auf wirtschaftlicher Ebene ein enormer
53
Feuerstein, Jäger, Scuol, um 1920
VerlustCla
war.
Eine sonderbare Stellung besass die „Herrschaft“ Maienfeld, die
54
Francesco Trivulzio,
letzter
Inhaber
sowohlGian
Untertanenland
mit einem
Bündner
Landvogt als Mitglied
der Herrschaft Misox 1518-1549, auf einem Testone
des Zehngerichtenbundes war.
55
Maria Franz, geborene Cloëtta, Gattin von
Regierungsrat Franz, 1816-1897
31
7
56 Gerichtsgemeinden
Johann Gaudenz von
Salis-Seewis,
undSigel,
Dichter,
Die
„Wir
haben eygenOffizier
Staab und
1762-1834
Stock und
Galgen, wir sind gottlob keinem frömden Fürsten
und Herren nichts schuldig“, heisst es stolz im Landbuch, den
57
Tobias
Deflorin, Kaminfegermeister
in Trun,
Statuten
der Gerichtsgemeinde
Avers von 1622.
Es geboren
nennt so 1903
die
zentralen Symbole der Souveränität, die alle mit der eigenen
58
Jakob Ulrich Sprecher von Bernegg, führender Politiker,
Gerichtsbarkeit zu tun haben.
1765-1841
Das Hochtal Avers war eine der gegen 50 Gerichtsgemeinden
59
Simeon Benedict, evangelischer Pfarrer in Chur, 1767-1832
im Freistaat der Drei Bünde. Diese verfügten allesamt über
ein
Mass
anSprecher-von
Unabhängigkeit.
Jede Gerichtsgemeinde
60 hohes
Amalia
von
Marchion,
1829-1879
umfasste ein Tal oder einen Talabschnitt. Sie vereinte meist einige
Nachbarschaften,
die in etwa Verleger,
den heutigen
politischen
61
Hanspeter Lebrument,
geboren
1941 Gemeinden
entsprechen. Der Gerichtsgemeinde stand der Landammann
62 den
Und
Habe ich auchaus
Macht?
Mache ich auch
Politik?
vor,
dieich:
Landsgemeinde
den männlichen
Bürgern
erkor.
Bei kriegerischen Ereignissen zog die Mannschaft, das Fähnlein,
63
John
Hitz aus
Schweizer
Generalkonsul in
unter
der
Fahne
des Klosters,
Hochgerichts
ins Feld.
Washington, 1797-1864
Die Gerichtsgemeinde Heinzenberg zum Beispiel gehörte zum
64
Richard Coray, Brückenbauer, 1869-1946
Hochgericht Thusis im Grauen (Oberen) Bund. Nachbarschaften
innerhalb der Gerichtsgemeinde waren Flerden, Portein, Präz,
65
Diokletian, römischer Kaiser, 284-305 n. Chr.
Sarn und Urmein.
66
Josephus von Planta, Vorsteher des British Museum,
Jede Bündner
Gerichtsgemeinde war so etwas wie ein Kleinstaat
1744-1827
mit weit reichenden Kompetenzen. Alle gehörten zu einem
67 Drei
Peter
Zumthor,
Architekt,einen
geboren
1943
der
Bünde,
die zusammen
souveränen,
aber recht
schwachen Staat bildeten. Seine Kompetenzen waren beschränkt
68 lagen
Alfred
von Planta, Nationalrat,
und
vor(Florian
allem inAdolf)
der Aussenpolitik.
Andere Bemühungen
Botschafter in Rom
und
1857-1922
um Vereinheitlichung,
etwa
vonBerlin,
Mass und
Gewicht, hatten wenig
Erfolg. Noch im 18. Jahrhundert wog zum Beispiel ein Pfund im
69
Jakob Beeli-Sprecher, Cafétier in Posen (heute in Polen),
Münstertal nicht gleich viel wie in Chur.
1791-1867
70
71
Jean deHansen“
Castelmur,
Baron, adelige oder vornehme
Die „Grossen
Einfranz.
paar Dutzend
Burgbesitzer
in Stampa-Coltura,
1800-1871 Daraus hervor
Familien
und Clans bildeten
die Führungsschicht.
ragten vor allem die Salis und die Planta. Im vergleichsweise
72
Augustus, Bünden
römischer
Kaiser,sich
27 v.
Chr.-14
n. Chr.
demokratischen
konnten
diese
Geschlechter
aber kaum auf politische Vorrechte berufen. Sie hoben sich ab
73
Banadetg Fontana, Freiheitsheld, gefallen 1499
aufgrund von Einkünften, Vermögen, Bildung und einem weit
verzweigten Beziehungsnetz. Die Aristokratinnen blieben wie alle
74
Johann Wilhelm Fortunat Coaz, Topograf,
Frauen von der politischen Öffentlichkeit ausgeschlossen, waren
eidg. Oberforstinspektor, 1822-1918
aber ein wichtiger Teil der Heirats- und Erbstrategien.
75
Gaudenz von Planta, „der Bär“, führender Politiker,
Der „Gemeine
Mann“ überliess die wichtigsten und oft käuflichen
1757-1834
Ämter in Gerichtsgemeinden, Bünden und Untertanenlanden
76
Bündner
Landeshauptmann
dieserConrad
Elite. Ervon
warPlanta,
von ihrerster
zwar nicht
politisch,
aber häufig im
Veltin, 1512
wirtschaftlich
abhängig.
In unregelmässigen Abständen kam es zu „Fähnlilupfen“ und
77
Giulia Santi,
spätere
Baldini, 1836
Strafgerichten
gegen
die sogenannten
„Grossen Hansen“. Ein
häufiger Vorwurf war, gegen das Landesinteresse gehandelt
78
Otto Largiadèr mit Familie, Regierungsrat 1975-1986,
zu haben. Nicht selten verhängten diese Spezialgerichte
geboren 1926
drakonische Strafen. Sie waren allerdings nicht immer ein
Aufstand von unten, etwa in Zeiten von Krieg, Not und Hunger,
79
Felix Maria Diogg, Portrait-Maler, 1762-1834
sondern häufig ein Mittel der Parteipolitik.
80
Anton Cadonau, Kaufmann und Wohltäter, 1850-1929
Wohl wegen der Machtstellung einzelner Familien und der
oft gewalttätigen
kam es im 1794-1883
Volksmund zu folgendem
81
Richard La Politik
Nicca, Ingenieur,
makabrem Wort: In Bünden brauche es drei, um einen Menschen
82
Tiberius,
Alpenfeldzug
15 v.(linken
Chr., Unterarm
vom Leben
zumrömischer
Tod zu bringen:
Einen Salis
Kaiser
14-37 n. Chr.
nach oben
abwinkeln),
einen Planta (gleiche Bewegung mit dem
rechten Unterarm) und einen Travers (darüber einen Querbalken
83
Christine Mohr, geboren 1671
andeuten).
Leon Schlumpf, Bundesrat 1980-87, geboren 1925
28
8
29
9
HEERE
DREI
BÜNDE
UND KRIEGE
UND UNTERTANENLAND VELTLIN
Vom
Der rätische
16. bis 18.
Raum
Jahrhundert
war als Nord-Süd
bestand im
Verbindung
Gebiet desvon
heutigen
hoher
Graubünden
strategischerder
Bedeutung.
„FreistaatDie
Gemeiner
BündnerDrei
Alpenpässe
Bünde“. Es
ermöglichten
waren dies
der
während
GraueJahrtausenden
(Obere) Bund (Gründung
Handel und1395),
Verkehr,
der Gotteshausbund
sowohl im zivilen
(1367)
wie imund
militärischen
der Zehngerichtenbund
Bereich. Wer sie
(1436).
beherrschte, verfügte
über Macht und Reichtum. Bereits in der vorrömischen Zeit
Die
Gemeindendie
und
ihre Vertreter,Stämme
die Lokalmagnaten,
kontrollierten
einheimischen
den Zugang intraten
die im
Spätmittelalter
immer
mehr die
des lokalen
Feudaladels
Alpentäler, leisteten
TrägerundNachfolge
Säumerdienste
und profitierten
an.
wurde der Bundesbrief
vondie
1524.
Im
von Verfassungsgrundlage
Einnahmen aus dem Passverkehr.
Später dienten
rätischen
heutigen
Verständnis
kann man
kaum
von
einem Staat sprechen,
Gebiete für
die Machthaber
Europas
als
Durchgangsland.
Die
fehlte
doch eine
eigentliche
Zentralgewalt.
zahlreichen
militärischen
Konflikte,
welcheDie
diegegen
bewegte Geschichte
50
Gerichtsgemeinden
– meist
ein prägen,
Talabschnitt
– von
Graubündens
von der Antike
bisein
in Tal
die oder
Neuzeit
zeugen
bildeten
kleineRolle
Republiken
für sich. Als „zugewandter Ort“
der wichtigen
der Region.
pflegten die Drei Bünde enge Beziehungen zur Eidgenossenschaft.
15 vor Christus führten die Römer einen Feldzug über die rätischen
In
den Gerichtsgemeinden
entschied
die Bürgerversammlung
Pässe,
um sich vor den Einfällen
der Alpenstämme
besser zu mit
Mehrheitsentscheid.
Die gleichen
Gemeinden
beschickten mit
schützen und neue Provinzen
zu erobern.
Die einheimischen
ihren
Abgeordneten
die Bundstage,
die die
wichtigsten
Entscheide
Kämpfer
waren den römischen
Legionen
deutlich
unterlegen.
wieder den Gerichtsgemeinden vorlegen mussten. Auf allen Ebenen
Ende des 15.Einfluss
Jahrhunderts
veranlasste
die landesrechtlich
bestimmten
und Macht
der Aristokratie
die Abstimmungskomplexe
Situation den Gotteshausbund und den
und
Wahlresultate.
Zehngerichtenbund zur Allianz mit der Eidgenossenschaft gegen
Die
Stadt Chur besass
kaumäusserst
zusätzliche
Rechte.
Aufgrund
ihrer
die Habsburger.
Der darauf
blutig
geführte
Schwabenkrieg
geografischen
Lage, des
Bischofssitzes
relativen Grösse
endete 1499 zugunsten
der
Eidgenossenund
undihrer
der Bündner.
war sie Wirtschaftszentrum und inoffizielle Hauptstadt.
Konfessionell
und politisch
wurde
in
Fast
drei Jahrhunderte
lang,zerstritten,
von 1512 bis
1797,Graubünden
herrschten die
den Dreissigjährigen
(1618-1648)
verwickelt
und drohte
Drei
Bünde über ihre Krieg
Untertanen
im Veltlin,
Chiavenna
und Bormio,
zu zerbrechen.
Verwüstungen
Krieges folgten
Pest und
am
Südfuss derDen
Alpenpässe.
Für diedes
Grossmächte
war Graubünden
Hungersnot.
so genannten
Bündner
Wirren
hinterliessen
wegen
dieserDie
Pässe
interessant
und wurde
darum
oft Opfer das
Land in chaotischem
Zustand.
europäischer
Auseinandersetzungen.
1799 entbrannten
in Graubünden
im Rahmen des
zweiten
Ende
des 18. Jahrhunderts
verlorKämpfe
der Dreibündestaat
seine
Koalitionskrieges,
welcher
zwischen Frankreich
und den
„Kolonien“
und auch
seine Unabhängigkeit.
1799-1803
warübrigen
er
europäischen
Grossmächten
geführt
wurde.
Trotz erbittertem
Teil
der Helvetischen
Republik.
Seit 1803
ist Graubünden
ein
Widerstand
in der Surselva und
im Unterengadin Bünde
besetzten
Kanton
der schweizerischen
Eidgenossenschaft.
und
französische Truppen
das Land.weiter
Das Gebiet
wurde als
Kanton
Gerichtsgemeinden
bestanden
bis 1851/54.
Danach
warRätien
in die
Helvetische
Republik
integriert.
der
Kanton
eingeteilt
in 14 Bezirke,
39 Kreise und 227 Gemeinden.
Landessprachen im konfessionell gemischten Graubünden sind
Auch während
des 2. und
Weltkriegs
war der Alltag der Bevölkerung
Deutsch,
Romanisch
Italienisch.
stark erschwert. Die wehrfähigen Männer leisteten Militärdienst an
der Grenze und fehlten im heimischen Betrieb.
26
10
27
11
Würfelklappern
15 vor Christus : statt
Der römische
Waffenrasseln
Alpenfeldzug
Helme, Schwerter
Tiberius und
und
Dolche
Drusus,tauchen
die Stiefsöhne
im Fundgut
von Kaiser
der Burgen
Augustus,
selten
starteten
auf. Mit Ausnahme
mit ihren
der
Legionen
Pfeil- im
undSommer
Armbrustbolzen-Eisen
15 vor Chr. eine sind
Offensive
Waffenfunde
gegen Norden.
eher
rar.
Die antiken
Waffen dienten
Autorenauch
berichten,
zu Jagdzwecken
dass die römischen
und waren
Heere
adelige
Statussymbole.
innerhalb weniger
Das
Monate
Alltagsleben
von Westen
der rätischen
gegen denBurgherren
Bodensee und
war
wohl
von Süden
seltendurch
kriegerisch.
das Bergell über den Septimer vorstiessen.
Weitere Heereseinheiten rückten von Trento aus über den
Manche
ReschenVergnügen,
oder den Brenner
wie Ritterturniere,
nach NordenJagd
vor. oder Falknerei
waren ausschliesslich dem Adel vorbehalten. Andere glichen
denen
Funde der
aus einfachen
dem Gebiet
Leute.
des Septimerpasses
So erfreuten sich
und
Glücksspiele,
dem
bei
Oberhalbstein
welchen oftbelegen,
hohe Geldbeträge
dass Einheiten
eingesetzt
aus drei
wurden,
Legionen
grosser
im
Beliebtheit.
Vormarsch waren.
Gespielt
Neben
wurde
Schleuderbleien
mit meist aus Knochen
mit den Stempeln
angefertigten
der
Würfeln.
3., 10. undBrettspiele
12. Legion wie
fanden
Backgammon
sich andereund
Geschosse,
Mühle waren
Fragmente
verbreitet.
diverser Waffen,
Schach,
Schuhnägel,
das aus dem
Fibeln,
Fernen
Zelt-Heringe
Osten stammte,
und Münzen.
fand auch in Rätien grossen Anklang.
Im Gebiet der Crap Ses-Schlucht (Oberhalbstein) kam es wohl zu
Gelegentlich
Gefechten. Der
erfüllte
römische
Musik
Heeresverband
die Säle der Burgen.
war denRaffinierte
einheimischen
SaitenTruppenoder
deutlich
Blasinstrumente
überlegen. Die
wurden
Legionen
in Graubünden
konnten über
keine
die
gefunden.
Lenzerheide
Hier
bismusizierte
nach Churund
vorstossen.
sang man
Von
wohl
dort
hauptsächlich
aus wurde der
mit
Anmarsch
einfachen
durchs
Instrumenten.
Alpenrheintal
Besonders
nach Norden
beliebt
weitergeführt.
waren
Maultrommeln
Im Bodenseeraum
undsammelten
aus Knochen
sich
geschnitzte
die gesamten
Flöten.
römischen
Fahrende
Spielleute
Truppen, um
dürften
nach Augsburg
die Burgbewohner
weiter zuhie
ziehen.
und da unterhalten
haben, wie auch Minnesänger, die von ihrer Liebe zu einer
unerreichbaren
Während des ganzen
adligen
Feldzugs
Dame sangen.
sollen nicht
Überweniger
die Verbreitung
als 46 Völker
der
besiegt
ritterlichen
worden Kultur
sein. Dazu
im rätischen
dürften die
Adel
Rigusci
besteht
(Oberhalbstein,
keine Klarheit.
Immerhin
Hinterrheintal?),
weisendie
zwei
Suanetes
Darstellungen
(Vorderrheintal?)
aus der Manessischen
und die
Liederhandschrift
Calucones (um Chur)
undgezählt
die Terrakottafigur
haben. Die Alpenstämme
eines Minnepaares
verhielten
auf
sicheinem
in der Pferd
Folge in
ruhig
diese
und
Richtung.
zeigten sich der römischen Herrschaft
ergeben. Die Eroberung der Alpen stellte einen bedeutenden
Schritt in der römischen Expansionspolitik dar.
1499
Wohnen
: Der
in Schwabenkrieg
der Burg In hochmittelalterlichen
Der Schwabenkrieg
Burgen
war geprägt
war es
durch
kühl und
eine
dunkel.
Vielzahl
Nur
grosser
wenigeSchlachten
Räume konnten
und kleiner
beheiztÜberfälle.
werden.
Den
Im Winter
Eidgenossen
mussten
und
dieden
Burgbewohner
Bündnern gelangen
die Fensterscharten
dabei
mit
entscheidende
Holzläden verriegeln,
Erfolgeum
gegen
sichdie
vorhabsburgische
Wind und KälteÜbermacht.
zu schützen.
Das Zentrum der Behausung war die Feuerstelle. Diese diente
Die
gleichermassen
Zivilbevölkerung
zum litt
Heizen,
starkKochen
unter den
undKriegshandlungen.
Beleuchten.
Besonders das Münstertal und das Engadin wurden verwüstet.
Erschütternde
Das Aufkommen
Berichte
des Kachelofens
schildern im
dasausgehenden
Kriegselend und die
Hungersnot
12. Jahrhundert
dieser
machte
Zeit. Auch
das Leben
unter auf
dender
Kämpfern
Burg wesentlich
kam es zu
grausamen
angenehmer.
Massakern.
Ein neuer warmer
Gerade die
Raum
Eidgenossen
ohne Rauch
hatten
entstand:
den Ruf,
keine
die Stube.
Gefangenen
Die Kacheln
zu machen.
der Öfen waren zunächst becherförmig,
später viereckig, glasiert und verziert.
In der Schlacht an der Calven, am 22. Mai 1499, lieferten sich die
habsburgischen
Im Verlauf des 14.
Truppen,
Jahrhunderts
etwa 13’000
ermöglichte
Mann, an
dieeiner
aufkommende
Schanze
ein
Verglasung
erbittertes
grössere
Gefecht
Fensteröffnungen.
mit ungefähr 8’000
Repräsentative
Bündnern. Dank
dem
Säle legendären
waren somitOpfertod
ganzjährig
desnutzbar.
Bündner
Solche
Hauptmannes
Räume waren
Benedikt
Fontana
nicht selten
gelang
verputzt
schliesslich
und bemalt
der Durchbruch.
oder mit Ritzdarstellungen
Die Habsburger
ergriffen
geschmückt,
die Flucht
später und
bisweilen
erlitten
getäfert.
in der Verwirrung
Ob sie mit Wandteppichen
grosse
Verluste.
behängt waren,
Diese Schlacht
lässt sichund
für Benedikt
Graubünden
Fontana
nichtwurden
bestimmen.
im
Laufe
In vielen
derBurgen
zweitenbelegte
Hälfte man
des 19.
denJahrhunderts
Boden mit Fliesen
zum Symbol
in
der
Freiheit
geometrischen
Graubündens.
oder figürlichen
Seine Heldenverehrung
Mustern.
fand 1899 an der
Calvenfeier ihren Höhepunkt.
Burgen waren wohl spärlich mit hölzernen Möbeln eingerichtet.
Auch
FundeDonna
wie Beschlagteile,
Lupa fand einen
verzierte
Ehrenplatz
Schlösser
in derund
Bündner
Schlüssel
Geschichte.
lassen auf den
Alshäufigen
Tiroler Truppen
Gebrauch
nach
vonTschlin
Truhengelangten,
und Kästen
sollen sie
von
schliessen.
Donna Lupa
Tische,
mitStühle,
einer List
Bänke
zumund
Rückzug
Bettenbewegt
haben worden
sich keine
sein.
erhalten. An Haushaltsgerät wurden Kochtöpfe und Trinkbecher
Der
aus Speckstein
Krieg endete
(Lavez),
im Herbst
hölzernes
1499 mit
Geschirr
dem Frieden
und eiserne
von Basel
zugunsten
Messer gefunden.
der Eidgenossen
Alle dieseund
Fundobjekte
der Bündner,
zeugen
die dadurch
von einem
ihre
Selbstständigkeit
bescheidenen Alltagsleben.
innerhalb des Heiligen Römischen Reiches
bekräftigen konnten.
24
12
25
13
1603-1639
Die Machthaber
: Die Bündner
in RätienWirren
Nach dem
Während
Zusammenbruch
des Dreissigjährigen
des
Krieges
weströmischen
1618-1648
Reiches
gerietging
der Rätien
konfessionell
ans ostgotische,
und politisch
537 ans
gespaltene
Frankenreich
Bündner
über. Hauptsitz
Freistaatder
ins Verwaltung
Spannungsfeld
undder
zugleich
Grossmächte.
Bischofsitz warDie
Chur.
Familie
Die Streitigkeiten
von Planta unterstützte
zwischen den
vor fränkischen
allem
Österreich
Teilreichen und
ermöglichten
Spanien, die
eine
von
weitgehende
Salis Frankreich
Selbstständigkeit.
und Venedig. Bis
Mitte des 8. Jahrhunderts regierten die Victoriden, eine Familie
1620
aus der
drangen
einheimischen
spanischeFührungsschicht.
Truppen ins Veltlin
Sieund
waren
östereichische
sowohl
ins
geistliche
Münstertal
als auch
ein. weltliche
Im VeltlinMachthaber.
wurden rundNach
600 Protestanten
ihrem Aussterben
ermordet.
765 (Bischof
1622
Tello),
gingen
wurde
dieChurrätien
Bündner Untertanenlande
wieder enger insauch
fränkische
formell
Reich integriert.
verloren.Die
In den
weltliche
kommenden
Macht ging
zweischrittweise
Jahrzehntenvon den
übernahmen
Bischöfen an die
Grafen
ausländischen
über.
Parteien abwechselnd die
Macht in Bünden. Die Österreicher strebten mit Hilfe des
Kapuzinerordens
Ab dem 11. Jahrhundert
die Rekatholisierung
gewannen die Churer
der reformierten
Bischöfe wieder
Gebiete
an
an.
Einfluss.
Der ehemalige
Sie übernahmen
reformierte
herrschaftliche
Pfarrer Jörg
Rechte
Jenatsch
und führte
betrieben
als
Machtpolitik.
KriegsherrSie
und
führten
Politiker
Krieg
denund
Widerstand
strebten nach
gegenErweiterung
ÖsterreichSpanien
ihrer Besitztümer.
an und beteiligte
Basis ihrer
sich 1621
Macht
am
war
Mord
die an
Kontrolle
Pompejus
der von
Pässe.
Planta.
Dafür erhielt
Mit dem
dasPrättigauer
Bistum umfangreiche
Sturm von 1622
Privilegien
wehrten
von
sich
dendie
Bauern
Königengegen
und Kaisern,
die österreichische
wie die Gerichtsbarkeit,
Herrschaft. das
Pater
Zoll-,
Fidelis
Marktvon
Sigmaringen,
und Münzrecht.
Leiter der Kapuzinermission, wurde erschlagen.
1631
Neben
erlangten
den Bischöfen
die Franzosen
verteilteunter
sich die
derMacht
Führung
auf von
bischöfliche
Herzog
Henri
Vögte,de
Reichsvögte
Rohan die und
Oberhand.
auf die Aus
bedeutenden
OppositionFamilien
zur andauernden
der
französischen
Tarasper, Rhäzünser,
Besatzung
Vazer
wechselte
sowie minder
Jenatsch
wichtige
die Seiten:
Adlige im
Er
Vorderrheintal.
konvertierte zum
Ab dem
katholischen
11. Jahrhundert
Glauben
begannen
und verbündete
manche
sich
dieser
heimlich
Mächtigen
mit Spanien
Burgen zu
und
bauen.
Österreich.
Ihnen folgten
1637 mussten
die kleineren
die
Franzosen
Adeligen und
abziehen.
die Dienstmannen
Bünden erhielt
der geistlichen
im Mailänder
undKapitulat
weltlichen
1639
seine
Machthaber.
Untertanengebiete
Die Aufsplitterung
zurück.der
ImHerrschaftsrechte,
gleichen Jahr wurde
Jörg
einhergehend
Jenatsch mit
in Chur
demumgebracht.
allmählichem Machtverlust des Bischofs,
spiegelt sich im engmaschigen Bündner Burgennetz.
22
14
Burgen
alsFranzosen
Bauernhöfe
Im Gegensatz
zu Burgen
Rhäzüns,
1799 : Die
kommen
1798 schlossen
diewie
Drei
Bünde
Mesocco,
Belfort, sowie
dem bischöflichen
Hofbetrachtete
zu Chur, welche
ein Militärbündnis
mit Österreich.
Frankreich
dies
landesherrliche
Residenzen
waren,
das Lebenfranzösische
auf den
als Neutralitätsbruch.
Im März
1799hatte
marschierten
kleineren
oft wenig
höfischer
Kultur
zu tun.
Truppen inBurgen
Graubünden
ein.mit
In der
Surselva
und im
Unterengadin
kam es zu heftigen Gefechten. Die folgende Zeit war geprägt
Die
Geräuschkulisse
des Alltags bildete nicht Waffengeklirr,
durch
ständige Machtwechsel.
sondern Herdengeläut, Geschrei der Tiere und Lärm der
Handwerker.
Vieh und
lebten
auf engstem Raum
Im Mai 1799 begann
in Menschen
der Surselva
ein Aufstand.
zusammen.
Er gipfelte in der verheerenden Niederlage der 6’000 Oberländer
in der Schlacht bei Reichenau. In diesem und weiteren Gefechten
Die
Bedeutung
der Burg Kämpfer.
als Landwirtschaftbetrieb
fielen
638 einheimische
Die Dörfer Taminszeigt
und sich
anhand
Bodenfunde.
Mit Hacken, Sicheln
undin
Rebmessern
Disentisder
wurden
von den französischen
Soldaten
Schutt
wurde
auf Äckern
in Gärten gearbeitet.
Äxte
undauch
Ketten
und Asche
gelegt. und
Die Franzosen
rächten sich
blutig
an
belegen
die Forstwirtschaft.
Schellen
und Mistgabeln
der Zivilbevölkerung
für Massaker,
welche
die Bündnerstammen
an
von
der Viehhaltung.
Spezielle
Bedeutung
dem dieser
Pferd als
französischen
Gefangenen
verübt
hatten. kam
Während
Reit-,
Trag- und
Zugtier Anna
zu. SoMaria
sind Sporen,
Hufeisen, Hufnägel,
Geschehnisse
erlangte
Bühler heldenhafte
Trensen,
Steigbügel
und Metallteile
Zaumzeuges
unter
den
Berühmtheit
als „Kanonenmaid
von des
Ems“.
Beim Rückzug
der
Grabungsfunden
Franzosen durch vertreten.
ihr Dorf griff sie in die Zügel der Pferde, welche
ein französisches Geschütz zogen, so dass die Bauern die Kanone
Knochenfunde
bestätigen, dass die Jagd für den Adel hohen
erobern konnten.
gesellschaftlichen Wert besass. Gejagt wurden hauptsächlich
Hirsche,
Gämsen, Steinböcke,
Bären
und Wildschweine.
Auch
Zu den markanten
Figuren dieses
Krieges
zählte der russische
Fischfang
wurde rege
betrieben. der Österreicher. Es gelang
General Suworow
als Verbündeter
ihm und seinen Truppen, den Übergang über den verschneiten
Handwerkliche
fürzu
den
Eigenbedarf,
beispielsweise
Panixerpass im Tätigkeiten
Oktober 1799
erzwingen.
Grosses
Aufsehen
Flickarbeiten
am französische
Hausrat oderGeneral
Unterhalt
von Gebäuden,
erregte auch der
MacDonald,
der wurden
auf
Burgvon
selbst
An solchen
Arbeiten
eineder
Armee
runderledigt.
15’000 Mann
im Winter
1800 war
überwohl
den
meist
nicht nur
das Gesinde, sondern auch die Ritterfamilie
Splügenpass
führte.
beteiligt. Die Beschäftigungen der adligen Frauen dokumentieren
Nähnadeln,
Fingerhüte,
Spindeln,
Webegewichte.
Der Krieg endete
mit dem
Frieden Spinnwirtel
zu Lunévilleund
im Februar
1800.
Österreich musste Graubünden räumen.
23
15
1939-45 : Graubünden und der Zweite Weltkrieg Von den Gräueln
HERREN
BURGEN
des Krieges blieben dieUND
Schweiz und
Graubünden verschont.
Jedoch waren die Zeiten geprägt von Knappheit und der Angst vor
einer deutschen Besetzung.
Am 28. August 1939 mobilisierte der Bundesrat die
Grenztruppen, zwei Tage danach wurde Henri Guisan von der
Bundesversammlung zum General gewählt. Anfang September
erfolgte die Mobilisation der gesamten Schweizer Armee. Die
wehrfähigen Männer mussten ihr Zuhause verlassen und zu
einem langen Dienst antreten, während die zurückgelassenen
Familien unter dem Mangel an Arbeitskräften litten.
Lebensmittel und Brennstoffe wurden stufenweise
streng rationiert. Mit der so genannten „Anbauschlacht“ wollte
man die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln
sichern. Jede verfügbare Fläche wurde bepflanzt.
Zahlreiche Verfolgte suchten Schutz in der Schweiz – nicht
immer mit Erfolg. Auch die Südtäler Graubündens sahen viele
Flüchtlingsschicksale. 1941 wurden 1200 polnische Internierte
nach Graubünden verlegt. Zahlreiche „Polenwege“, etwa im
Safiental, im Churer Rheintal und im Domleschg zeugen von der
Arbeit, die sie hier leisteten.
Die Bevölkerung musste abends die Fenster verdunkeln. In den
Grenzgebieten hörte man gegen Ende des Krieges fast jede
Nacht Bomber über sich hinweg donnern. Beschädigte allierte
Flugzeuge stürzten ab oder mussten notlanden. Während des
ganzen Krieges wurden mehrmals Bomben über der Schweiz
abgeworfen. Am 22. Februar 1945 wurde Vals bombardiert.
Menschen kamen ums Leben oder erlitten Verletzungen.
16
20
Die mittelalterliche Gesellschaft war klar gegliedert. Ihre
verschiedenen Schichten waren miteinander verbunden durch
Rechts- und Herrschaftsnormen, wie Schutz, Abgabenpflicht oder
Eid. Kaiser oder Könige verliehen Privilegien an Adel und Klerus.
In Churrätien waren dies in erster Linie die Bischöfe von Chur.
Diese Vasallen wiederum verliehen Teile ihrer Ländereien an
niedrige Adlige. Zu den wichtigsten Vertretern der regionalen
Oberschicht des Spätmittelalters gehörten die Familien von Vaz,
Rhäzüns, Sagogn-Wildenberg, Tarasp, Sax-Misox und Belmont bei
Flims, Werdenberg-Sargans, wie auch Matsch im Vintschgau.
Das Gebiet des heutigen Kantons Graubündens entwickelte sich
ab dem 11. bis anfangs 14. Jahrhundert zum ausgesprochenen
Burgenland. Burgen waren Zentren kleiner Herrschaftsgebiete
und Symbole regionaler Macht. Zugleich waren sie Wohnsitze,
landwirtschaftliche und gewerbliche Betriebe.
Die verstreuten Burgen in Rätien hatten keine koordinierte,
militärisch-strategische Funktion. In der Regel bestanden sie bloss
aus einem Turmbau, umgeben von kleineren Wirtschaftsgebäuden
und einer Ringmauer. Die Bewohnerzahl einer durchschnittlichen
Burg lag in ruhigen Zeiten wohl zwischen 15 und 20 Personen.
Im ausgehenden Mittelalter wurden viele Burgen zerstört, verlassen
oder umgebaut. Mit neuen Wohntrakten, besserer Innenausstattung
und repräsentativen Räumen wurde der Wohnkomfort gesteigert.
Zahlreiche archäologische Funde dokumentieren das Leben der
Burgbewohner. Auch wenn Fehden, Belagerungen und Zerstörungen
bezeugt sind, war Krieg kein vorherrschendes Element im
Burgenalltag. Waffenfunde sind ausser den Armbrustbolzenund Pfeileisen selten. Bei den Funden handelt es sich meist um
Gebrauchsgegenstände. Sie zeugen von einem bescheidenen
Alltagsleben und sprechen gegen eine Verbreitung höfischer Kultur
im rätischen Adel.
Viele Fundgegenstände von Burgengrabungen belegen Handwerk
„Macht
ist jede Chance,
innerhalb
einerAusserdem
sozialen Beziehung
und Handarbeit,
wie Nähen
und Weben.
weisen
den
eigenen
Willen auch
Widerstreben
durchzusetzen“.
zahlreiche
Bodenfunde
diegegen
zentrale
Bedeutung der
Landwirtschaft
auf Burgen
nach.
(Max
Weber)
21
17
Veltlin, Chiavenna und Bormio werden Bündner Untertanenlande
Schwabenkrieg mit Schlacht an der Calven
Gründung der fünf Churer Zünfte
Gründung des Zehngerichtenbundes
Gründung des Grauen oder Oberen Bundes
Gründung des Gotteshausbundes
1512
1499
1465
1436
1395
1367
ca. 10’000 v. Chr.
15 vor Christus
451 nach Chr.
erste Spuren menschlicher Tätigkeit (Chur-Marsöl)
Eroberung Rätiens durch die Römer
erste Erwähnung eines Bischofs in Chur (Asinio)
Beginn des Burgenbaus
Beginn der Reformation in weiten Teilen Graubündens
1523
11. Jahrhundert
Bundesbrief der Drei Bünde
1524
Bündner Wirren
Letzter Hexenprozess in Graubünden (Oberhalbstein)
1779
1603 – 1639
Untertanenlande schliessen sich der Cisalpinischen Republik an
Graubünden ist Teil der Helvetischen Republik
1799-1803
1797
Graubünden wird ein schweizerischer Kanton
Die Schweiz bleibt vom 1. und 2. Weltkrieg verschont
Frauenstimmrecht auf schweizerischer und kantonaler Ebene
Erste Bündner Regierungsrätin (Eveline Widmer-Schlumpf)
1803
1914-18, 1939-45
1971, 1972
1999
MACHT UND POLITIK Eine kurze Chronologie
1939-45 : Graubünden und der Zweite Weltkrieg Von den Gräueln
HERREN
BURGEN
des Krieges blieben dieUND
Schweiz und
Graubünden verschont.
Jedoch waren die Zeiten geprägt von Knappheit und der Angst vor
einer deutschen Besetzung.
Am 28. August 1939 mobilisierte der Bundesrat die
Grenztruppen, zwei Tage danach wurde Henri Guisan von der
Bundesversammlung zum General gewählt. Anfang September
erfolgte die Mobilisation der gesamten Schweizer Armee. Die
wehrfähigen Männer mussten ihr Zuhause verlassen und zu
einem langen Dienst antreten, während die zurückgelassenen
Familien unter dem Mangel an Arbeitskräften litten.
Lebensmittel und Brennstoffe wurden stufenweise
streng rationiert. Mit der so genannten „Anbauschlacht“ wollte
man die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln
sichern. Jede verfügbare Fläche wurde bepflanzt.
Zahlreiche Verfolgte suchten Schutz in der Schweiz – nicht
immer mit Erfolg. Auch die Südtäler Graubündens sahen viele
Flüchtlingsschicksale. 1941 wurden 1200 polnische Internierte
nach Graubünden verlegt. Zahlreiche „Polenwege“, etwa im
Safiental, im Churer Rheintal und im Domleschg zeugen von der
Arbeit, die sie hier leisteten.
Die Bevölkerung musste abends die Fenster verdunkeln. In den
Grenzgebieten hörte man gegen Ende des Krieges fast jede
Nacht Bomber über sich hinweg donnern. Beschädigte allierte
Flugzeuge stürzten ab oder mussten notlanden. Während des
ganzen Krieges wurden mehrmals Bomben über der Schweiz
abgeworfen. Am 22. Februar 1945 wurde Vals bombardiert.
Menschen kamen ums Leben oder erlitten Verletzungen.
16
20
Die mittelalterliche Gesellschaft war klar gegliedert. Ihre
verschiedenen Schichten waren miteinander verbunden durch
Rechts- und Herrschaftsnormen, wie Schutz, Abgabenpflicht oder
Eid. Kaiser oder Könige verliehen Privilegien an Adel und Klerus.
In Churrätien waren dies in erster Linie die Bischöfe von Chur.
Diese Vasallen wiederum verliehen Teile ihrer Ländereien an
niedrige Adlige. Zu den wichtigsten Vertretern der regionalen
Oberschicht des Spätmittelalters gehörten die Familien von Vaz,
Rhäzüns, Sagogn-Wildenberg, Tarasp, Sax-Misox und Belmont bei
Flims, Werdenberg-Sargans, wie auch Matsch im Vintschgau.
Das Gebiet des heutigen Kantons Graubündens entwickelte sich
ab dem 11. bis anfangs 14. Jahrhundert zum ausgesprochenen
Burgenland. Burgen waren Zentren kleiner Herrschaftsgebiete
und Symbole regionaler Macht. Zugleich waren sie Wohnsitze,
landwirtschaftliche und gewerbliche Betriebe.
Die verstreuten Burgen in Rätien hatten keine koordinierte,
militärisch-strategische Funktion. In der Regel bestanden sie bloss
aus einem Turmbau, umgeben von kleineren Wirtschaftsgebäuden
und einer Ringmauer. Die Bewohnerzahl einer durchschnittlichen
Burg lag in ruhigen Zeiten wohl zwischen 15 und 20 Personen.
Im ausgehenden Mittelalter wurden viele Burgen zerstört, verlassen
oder umgebaut. Mit neuen Wohntrakten, besserer Innenausstattung
und repräsentativen Räumen wurde der Wohnkomfort gesteigert.
Zahlreiche archäologische Funde dokumentieren das Leben der
Burgbewohner. Auch wenn Fehden, Belagerungen und Zerstörungen
bezeugt sind, war Krieg kein vorherrschendes Element im
Burgenalltag. Waffenfunde sind ausser den Armbrustbolzenund Pfeileisen selten. Bei den Funden handelt es sich meist um
Gebrauchsgegenstände. Sie zeugen von einem bescheidenen
Alltagsleben und sprechen gegen eine Verbreitung höfischer Kultur
im rätischen Adel.
Viele Fundgegenstände von Burgengrabungen belegen Handwerk
„Macht
ist jede Chance,
innerhalb
einerAusserdem
sozialen Beziehung
und Handarbeit,
wie Nähen
und Weben.
weisen
den
eigenen
Willen auch
Widerstreben
durchzusetzen“.
zahlreiche
Bodenfunde
diegegen
zentrale
Bedeutung der
Landwirtschaft
auf Burgen
nach.
(Max
Weber)
21
17
1603-1639
Die Machthaber
: Die Bündner
in RätienWirren
Nach dem
Während
Zusammenbruch
des Dreissigjährigen
des
Krieges
weströmischen
1618-1648
Reiches
gerietging
der Rätien
konfessionell
ans ostgotische,
und politisch
537 ans
gespaltene
Frankenreich
Bündner
über. Hauptsitz
Freistaatder
ins Verwaltung
Spannungsfeld
undder
zugleich
Grossmächte.
Bischofsitz warDie
Chur.
Familie
Die Streitigkeiten
von Planta unterstützte
zwischen den
vor fränkischen
allem
Österreich
Teilreichen und
ermöglichten
Spanien, die
eine
von
weitgehende
Salis Frankreich
Selbstständigkeit.
und Venedig. Bis
Mitte des 8. Jahrhunderts regierten die Victoriden, eine Familie
1620
aus der
drangen
einheimischen
spanischeFührungsschicht.
Truppen ins Veltlin
Sieund
waren
östereichische
sowohl
ins
geistliche
Münstertal
als auch
ein. weltliche
Im VeltlinMachthaber.
wurden rundNach
600 Protestanten
ihrem Aussterben
ermordet.
765 (Bischof
1622
Tello),
gingen
wurde
dieChurrätien
Bündner Untertanenlande
wieder enger insauch
fränkische
formell
Reich integriert.
verloren.Die
In den
weltliche
kommenden
Macht ging
zweischrittweise
Jahrzehntenvon den
übernahmen
Bischöfen an die
Grafen
ausländischen
über.
Parteien abwechselnd die
Macht in Bünden. Die Österreicher strebten mit Hilfe des
Kapuzinerordens
Ab dem 11. Jahrhundert
die Rekatholisierung
gewannen die Churer
der reformierten
Bischöfe wieder
Gebiete
an
an.
Einfluss.
Der ehemalige
Sie übernahmen
reformierte
herrschaftliche
Pfarrer Jörg
Rechte
Jenatsch
und führte
betrieben
als
Machtpolitik.
KriegsherrSie
und
führten
Politiker
Krieg
denund
Widerstand
strebten nach
gegenErweiterung
ÖsterreichSpanien
ihrer Besitztümer.
an und beteiligte
Basis ihrer
sich 1621
Macht
am
war
Mord
die an
Kontrolle
Pompejus
der von
Pässe.
Planta.
Dafür erhielt
Mit dem
dasPrättigauer
Bistum umfangreiche
Sturm von 1622
Privilegien
wehrten
von
sich
dendie
Bauern
Königengegen
und Kaisern,
die österreichische
wie die Gerichtsbarkeit,
Herrschaft. das
Pater
Zoll-,
Fidelis
Marktvon
Sigmaringen,
und Münzrecht.
Leiter der Kapuzinermission, wurde erschlagen.
1631
Neben
erlangten
den Bischöfen
die Franzosen
verteilteunter
sich die
derMacht
Führung
auf von
bischöfliche
Herzog
Henri
Vögte,de
Reichsvögte
Rohan die und
Oberhand.
auf die Aus
bedeutenden
OppositionFamilien
zur andauernden
der
französischen
Tarasper, Rhäzünser,
Besatzung
Vazer
wechselte
sowie minder
Jenatsch
wichtige
die Seiten:
Adlige im
Er
Vorderrheintal.
konvertierte zum
Ab dem
katholischen
11. Jahrhundert
Glauben
begannen
und verbündete
manche
sich
dieser
heimlich
Mächtigen
mit Spanien
Burgen zu
und
bauen.
Österreich.
Ihnen folgten
1637 mussten
die kleineren
die
Franzosen
Adeligen und
abziehen.
die Dienstmannen
Bünden erhielt
der geistlichen
im Mailänder
undKapitulat
weltlichen
1639
seine
Machthaber.
Untertanengebiete
Die Aufsplitterung
zurück.der
ImHerrschaftsrechte,
gleichen Jahr wurde
Jörg
einhergehend
Jenatsch mit
in Chur
demumgebracht.
allmählichem Machtverlust des Bischofs,
spiegelt sich im engmaschigen Bündner Burgennetz.
22
14
Burgen
alsFranzosen
Bauernhöfe
Im Gegensatz
zu Burgen
Rhäzüns,
1799 : Die
kommen
1798 schlossen
diewie
Drei
Bünde
Mesocco,
Belfort, sowie
dem bischöflichen
Hofbetrachtete
zu Chur, welche
ein Militärbündnis
mit Österreich.
Frankreich
dies
landesherrliche
Residenzen
waren,
das Lebenfranzösische
auf den
als Neutralitätsbruch.
Im März
1799hatte
marschierten
kleineren
oft wenig
höfischer
Kultur
zu tun.
Truppen inBurgen
Graubünden
ein.mit
In der
Surselva
und im
Unterengadin
kam es zu heftigen Gefechten. Die folgende Zeit war geprägt
Die
Geräuschkulisse
des Alltags bildete nicht Waffengeklirr,
durch
ständige Machtwechsel.
sondern Herdengeläut, Geschrei der Tiere und Lärm der
Handwerker.
Vieh und
lebten
auf engstem Raum
Im Mai 1799 begann
in Menschen
der Surselva
ein Aufstand.
zusammen.
Er gipfelte in der verheerenden Niederlage der 6’000 Oberländer
in der Schlacht bei Reichenau. In diesem und weiteren Gefechten
Die
Bedeutung
der Burg Kämpfer.
als Landwirtschaftbetrieb
fielen
638 einheimische
Die Dörfer Taminszeigt
und sich
anhand
Bodenfunde.
Mit Hacken, Sicheln
undin
Rebmessern
Disentisder
wurden
von den französischen
Soldaten
Schutt
wurde
auf Äckern
in Gärten gearbeitet.
Äxte
undauch
Ketten
und Asche
gelegt. und
Die Franzosen
rächten sich
blutig
an
belegen
die Forstwirtschaft.
Schellen
und Mistgabeln
der Zivilbevölkerung
für Massaker,
welche
die Bündnerstammen
an
von
der Viehhaltung.
Spezielle
Bedeutung
dem dieser
Pferd als
französischen
Gefangenen
verübt
hatten. kam
Während
Reit-,
Trag- und
Zugtier Anna
zu. SoMaria
sind Sporen,
Hufeisen, Hufnägel,
Geschehnisse
erlangte
Bühler heldenhafte
Trensen,
Steigbügel
und Metallteile
Zaumzeuges
unter
den
Berühmtheit
als „Kanonenmaid
von des
Ems“.
Beim Rückzug
der
Grabungsfunden
Franzosen durch vertreten.
ihr Dorf griff sie in die Zügel der Pferde, welche
ein französisches Geschütz zogen, so dass die Bauern die Kanone
Knochenfunde
bestätigen, dass die Jagd für den Adel hohen
erobern konnten.
gesellschaftlichen Wert besass. Gejagt wurden hauptsächlich
Hirsche,
Gämsen, Steinböcke,
Bären
und Wildschweine.
Auch
Zu den markanten
Figuren dieses
Krieges
zählte der russische
Fischfang
wurde rege
betrieben. der Österreicher. Es gelang
General Suworow
als Verbündeter
ihm und seinen Truppen, den Übergang über den verschneiten
Handwerkliche
fürzu
den
Eigenbedarf,
beispielsweise
Panixerpass im Tätigkeiten
Oktober 1799
erzwingen.
Grosses
Aufsehen
Flickarbeiten
am französische
Hausrat oderGeneral
Unterhalt
von Gebäuden,
erregte auch der
MacDonald,
der wurden
auf
Burgvon
selbst
An solchen
Arbeiten
eineder
Armee
runderledigt.
15’000 Mann
im Winter
1800 war
überwohl
den
meist
nicht nur
das Gesinde, sondern auch die Ritterfamilie
Splügenpass
führte.
beteiligt. Die Beschäftigungen der adligen Frauen dokumentieren
Nähnadeln,
Fingerhüte,
Spindeln,
Webegewichte.
Der Krieg endete
mit dem
Frieden Spinnwirtel
zu Lunévilleund
im Februar
1800.
Österreich musste Graubünden räumen.
23
15
Würfelklappern
15 vor Christus : statt
Der römische
Waffenrasseln
Alpenfeldzug
Helme, Schwerter
Tiberius und
und
Dolche
Drusus,tauchen
die Stiefsöhne
im Fundgut
von Kaiser
der Burgen
Augustus,
selten
starteten
auf. Mit Ausnahme
mit ihren
der
Legionen
Pfeil- im
undSommer
Armbrustbolzen-Eisen
15 vor Chr. eine sind
Offensive
Waffenfunde
gegen Norden.
eher
rar.
Die antiken
Waffen dienten
Autorenauch
berichten,
zu Jagdzwecken
dass die römischen
und waren
Heere
adelige
Statussymbole.
innerhalb weniger
Das
Monate
Alltagsleben
von Westen
der rätischen
gegen denBurgherren
Bodensee und
war
wohl
von Süden
seltendurch
kriegerisch.
das Bergell über den Septimer vorstiessen.
Weitere Heereseinheiten rückten von Trento aus über den
Manche
ReschenVergnügen,
oder den Brenner
wie Ritterturniere,
nach NordenJagd
vor. oder Falknerei
waren ausschliesslich dem Adel vorbehalten. Andere glichen
denen
Funde der
aus einfachen
dem Gebiet
Leute.
des Septimerpasses
So erfreuten sich
und
Glücksspiele,
dem
bei
Oberhalbstein
welchen oftbelegen,
hohe Geldbeträge
dass Einheiten
eingesetzt
aus drei
wurden,
Legionen
grosser
im
Beliebtheit.
Vormarsch waren.
Gespielt
Neben
wurde
Schleuderbleien
mit meist aus Knochen
mit den Stempeln
angefertigten
der
Würfeln.
3., 10. undBrettspiele
12. Legion wie
fanden
Backgammon
sich andereund
Geschosse,
Mühle waren
Fragmente
verbreitet.
diverser Waffen,
Schach,
Schuhnägel,
das aus dem
Fibeln,
Fernen
Zelt-Heringe
Osten stammte,
und Münzen.
fand auch in Rätien grossen Anklang.
Im Gebiet der Crap Ses-Schlucht (Oberhalbstein) kam es wohl zu
Gelegentlich
Gefechten. Der
erfüllte
römische
Musik
Heeresverband
die Säle der Burgen.
war denRaffinierte
einheimischen
SaitenTruppenoder
deutlich
Blasinstrumente
überlegen. Die
wurden
Legionen
in Graubünden
konnten über
keine
die
gefunden.
Lenzerheide
Hier
bismusizierte
nach Churund
vorstossen.
sang man
Von
wohl
dort
hauptsächlich
aus wurde der
mit
Anmarsch
einfachen
durchs
Instrumenten.
Alpenrheintal
Besonders
nach Norden
beliebt
weitergeführt.
waren
Maultrommeln
Im Bodenseeraum
undsammelten
aus Knochen
sich
geschnitzte
die gesamten
Flöten.
römischen
Fahrende
Spielleute
Truppen, um
dürften
nach Augsburg
die Burgbewohner
weiter zuhie
ziehen.
und da unterhalten
haben, wie auch Minnesänger, die von ihrer Liebe zu einer
unerreichbaren
Während des ganzen
adligen
Feldzugs
Dame sangen.
sollen nicht
Überweniger
die Verbreitung
als 46 Völker
der
besiegt
ritterlichen
worden Kultur
sein. Dazu
im rätischen
dürften die
Adel
Rigusci
besteht
(Oberhalbstein,
keine Klarheit.
Immerhin
Hinterrheintal?),
weisendie
zwei
Suanetes
Darstellungen
(Vorderrheintal?)
aus der Manessischen
und die
Liederhandschrift
Calucones (um Chur)
undgezählt
die Terrakottafigur
haben. Die Alpenstämme
eines Minnepaares
verhielten
auf
sicheinem
in der Pferd
Folge in
ruhig
diese
und
Richtung.
zeigten sich der römischen Herrschaft
ergeben. Die Eroberung der Alpen stellte einen bedeutenden
Schritt in der römischen Expansionspolitik dar.
1499
Wohnen
: Der
in Schwabenkrieg
der Burg In hochmittelalterlichen
Der Schwabenkrieg
Burgen
war geprägt
war es
durch
kühl und
eine
dunkel.
Vielzahl
Nur
grosser
wenigeSchlachten
Räume konnten
und kleiner
beheiztÜberfälle.
werden.
Den
Im Winter
Eidgenossen
mussten
und
dieden
Burgbewohner
Bündnern gelangen
die Fensterscharten
dabei
mit
entscheidende
Holzläden verriegeln,
Erfolgeum
gegen
sichdie
vorhabsburgische
Wind und KälteÜbermacht.
zu schützen.
Das Zentrum der Behausung war die Feuerstelle. Diese diente
Die
gleichermassen
Zivilbevölkerung
zum litt
Heizen,
starkKochen
unter den
undKriegshandlungen.
Beleuchten.
Besonders das Münstertal und das Engadin wurden verwüstet.
Erschütternde
Das Aufkommen
Berichte
des Kachelofens
schildern im
dasausgehenden
Kriegselend und die
Hungersnot
12. Jahrhundert
dieser
machte
Zeit. Auch
das Leben
unter auf
dender
Kämpfern
Burg wesentlich
kam es zu
grausamen
angenehmer.
Massakern.
Ein neuer warmer
Gerade die
Raum
Eidgenossen
ohne Rauch
hatten
entstand:
den Ruf,
keine
die Stube.
Gefangenen
Die Kacheln
zu machen.
der Öfen waren zunächst becherförmig,
später viereckig, glasiert und verziert.
In der Schlacht an der Calven, am 22. Mai 1499, lieferten sich die
habsburgischen
Im Verlauf des 14.
Truppen,
Jahrhunderts
etwa 13’000
ermöglichte
Mann, an
dieeiner
aufkommende
Schanze
ein
Verglasung
erbittertes
grössere
Gefecht
Fensteröffnungen.
mit ungefähr 8’000
Repräsentative
Bündnern. Dank
dem
Säle legendären
waren somitOpfertod
ganzjährig
desnutzbar.
Bündner
Solche
Hauptmannes
Räume waren
Benedikt
Fontana
nicht selten
gelang
verputzt
schliesslich
und bemalt
der Durchbruch.
oder mit Ritzdarstellungen
Die Habsburger
ergriffen
geschmückt,
die Flucht
später und
bisweilen
erlitten
getäfert.
in der Verwirrung
Ob sie mit Wandteppichen
grosse
Verluste.
behängt waren,
Diese Schlacht
lässt sichund
für Benedikt
Graubünden
Fontana
nichtwurden
bestimmen.
im
Laufe
In vielen
derBurgen
zweitenbelegte
Hälfte man
des 19.
denJahrhunderts
Boden mit Fliesen
zum Symbol
in
der
Freiheit
geometrischen
Graubündens.
oder figürlichen
Seine Heldenverehrung
Mustern.
fand 1899 an der
Calvenfeier ihren Höhepunkt.
Burgen waren wohl spärlich mit hölzernen Möbeln eingerichtet.
Auch
FundeDonna
wie Beschlagteile,
Lupa fand einen
verzierte
Ehrenplatz
Schlösser
in derund
Bündner
Schlüssel
Geschichte.
lassen auf den
Alshäufigen
Tiroler Truppen
Gebrauch
nach
vonTschlin
Truhengelangten,
und Kästen
sollen sie
von
schliessen.
Donna Lupa
Tische,
mitStühle,
einer List
Bänke
zumund
Rückzug
Bettenbewegt
haben worden
sich keine
sein.
erhalten. An Haushaltsgerät wurden Kochtöpfe und Trinkbecher
Der
aus Speckstein
Krieg endete
(Lavez),
im Herbst
hölzernes
1499 mit
Geschirr
dem Frieden
und eiserne
von Basel
zugunsten
Messer gefunden.
der Eidgenossen
Alle dieseund
Fundobjekte
der Bündner,
zeugen
die dadurch
von einem
ihre
Selbstständigkeit
bescheidenen Alltagsleben.
innerhalb des Heiligen Römischen Reiches
bekräftigen konnten.
24
12
25
13
DREI BÜNDE
HEERE
UND KRIEGE
UND UNTERTANENLAND VELTLIN
Vom
Der rätische
16. bis 18.
Raum
Jahrhundert
war als Nord-Süd
bestand im
Verbindung
Gebiet desvon
heutigen
hoher
Graubünden
strategischerder
Bedeutung.
„FreistaatDie
Gemeiner
BündnerDrei
Alpenpässe
Bünde“. Es
ermöglichten
waren dies
der
während
GraueJahrtausenden
(Obere) Bund (Gründung
Handel und1395),
Verkehr,
der Gotteshausbund
sowohl im zivilen
(1367)
wie imund
militärischen
der Zehngerichtenbund
Bereich. Wer sie
(1436).
beherrschte, verfügte
über Macht und Reichtum. Bereits in der vorrömischen Zeit
Die
Gemeindendie
und
ihre Vertreter,Stämme
die Lokalmagnaten,
kontrollierten
einheimischen
den Zugang intraten
die im
Spätmittelalter
immer
mehr die
des lokalen
Feudaladels
Alpentäler, leisteten
TrägerundNachfolge
Säumerdienste
und profitierten
an.
wurde der Bundesbrief
vondie
1524.
Im
von Verfassungsgrundlage
Einnahmen aus dem Passverkehr.
Später dienten
rätischen
heutigen
Verständnis
kann man
kaum
von
einem Staat sprechen,
Gebiete für
die Machthaber
Europas
als
Durchgangsland.
Die
fehlte
doch eine
eigentliche
Zentralgewalt.
zahlreichen
militärischen
Konflikte,
welcheDie
diegegen
bewegte Geschichte
50
Gerichtsgemeinden
– meist
ein prägen,
Talabschnitt
– von
Graubündens
von der Antike
bisein
in Tal
die oder
Neuzeit
zeugen
bildeten
kleineRolle
Republiken
für sich. Als „zugewandter Ort“
der wichtigen
der Region.
pflegten die Drei Bünde enge Beziehungen zur Eidgenossenschaft.
15 vor Christus führten die Römer einen Feldzug über die rätischen
In
den Gerichtsgemeinden
entschied
die Bürgerversammlung
Pässe,
um sich vor den Einfällen
der Alpenstämme
besser zu mit
Mehrheitsentscheid.
Die gleichen
Gemeinden
beschickten mit
schützen und neue Provinzen
zu erobern.
Die einheimischen
ihren
Abgeordneten
die Bundstage,
die die
wichtigsten
Entscheide
Kämpfer
waren den römischen
Legionen
deutlich
unterlegen.
wieder den Gerichtsgemeinden vorlegen mussten. Auf allen Ebenen
Ende des 15.Einfluss
Jahrhunderts
veranlasste
die landesrechtlich
bestimmten
und Macht
der Aristokratie
die Abstimmungskomplexe
Situation den Gotteshausbund und den
und
Wahlresultate.
Zehngerichtenbund zur Allianz mit der Eidgenossenschaft gegen
Die
Stadt Chur besass
kaumäusserst
zusätzliche
Rechte.
Aufgrund
ihrer
die Habsburger.
Der darauf
blutig
geführte
Schwabenkrieg
geografischen
Lage, des
Bischofssitzes
relativen Grösse
endete 1499 zugunsten
der
Eidgenossenund
undihrer
der Bündner.
war sie Wirtschaftszentrum und inoffizielle Hauptstadt.
Konfessionell
und politisch
wurde
in
Fast
drei Jahrhunderte
lang,zerstritten,
von 1512 bis
1797,Graubünden
herrschten die
den Dreissigjährigen
(1618-1648)
verwickelt
und drohte
Drei
Bünde über ihre Krieg
Untertanen
im Veltlin,
Chiavenna
und Bormio,
zu zerbrechen.
Verwüstungen
Krieges folgten
Pest und
am
Südfuss derDen
Alpenpässe.
Für diedes
Grossmächte
war Graubünden
Hungersnot.
so genannten
Bündner
Wirren
hinterliessen
wegen
dieserDie
Pässe
interessant
und wurde
darum
oft Opfer das
Land in chaotischem
Zustand.
europäischer
Auseinandersetzungen.
1799 entbrannten
in Graubünden
im Rahmen des
zweiten
Ende
des 18. Jahrhunderts
verlorKämpfe
der Dreibündestaat
seine
Koalitionskrieges,
welcher
zwischen Frankreich
und den
„Kolonien“
und auch
seine Unabhängigkeit.
1799-1803
warübrigen
er
europäischen
Grossmächten
geführt
wurde.
Trotz erbittertem
Teil
der Helvetischen
Republik.
Seit 1803
ist Graubünden
ein
Widerstand
in der Surselva und
im Unterengadin Bünde
besetzten
Kanton
der schweizerischen
Eidgenossenschaft.
und
französische Truppen
das Land.weiter
Das Gebiet
wurde als
Kanton
Gerichtsgemeinden
bestanden
bis 1851/54.
Danach
warRätien
in die
Helvetische
Republik
integriert.
der
Kanton
eingeteilt
in 14 Bezirke,
39 Kreise und 227 Gemeinden.
Landessprachen im konfessionell gemischten Graubünden sind
Auch während
des 2. und
Weltkriegs
war der Alltag der Bevölkerung
Deutsch,
Romanisch
Italienisch.
stark erschwert. Die wehrfähigen Männer leisteten Militärdienst an
der Grenze und fehlten im heimischen Betrieb.
26
10
27
11
56 Gerichtsgemeinden
Johann Gaudenz von
Salis-Seewis,
undSigel,
Dichter,
Die
„Wir
haben eygenOffizier
Staab und
1762-1834
Stock und
Galgen, wir sind gottlob keinem frömden Fürsten
und Herren nichts schuldig“, heisst es stolz im Landbuch, den
57
Tobias
Deflorin, Kaminfegermeister
in Trun,
Statuten
der Gerichtsgemeinde
Avers von 1622.
Es geboren
nennt so 1903
die
zentralen Symbole der Souveränität, die alle mit der eigenen
58
Jakob Ulrich Sprecher von Bernegg, führender Politiker,
Gerichtsbarkeit zu tun haben.
1765-1841
Das Hochtal Avers war eine der gegen 50 Gerichtsgemeinden
59
Simeon Benedict, evangelischer Pfarrer in Chur, 1767-1832
im Freistaat der Drei Bünde. Diese verfügten allesamt über
ein
Mass
anSprecher-von
Unabhängigkeit.
Jede Gerichtsgemeinde
60 hohes
Amalia
von
Marchion,
1829-1879
umfasste ein Tal oder einen Talabschnitt. Sie vereinte meist einige
Nachbarschaften,
die in etwa Verleger,
den heutigen
politischen
61
Hanspeter Lebrument,
geboren
1941 Gemeinden
entsprechen. Der Gerichtsgemeinde stand der Landammann
62 den
Und
Habe ich auchaus
Macht?
Mache ich auch
Politik?
vor,
dieich:
Landsgemeinde
den männlichen
Bürgern
erkor.
Bei kriegerischen Ereignissen zog die Mannschaft, das Fähnlein,
63
John
Hitz aus
Schweizer
Generalkonsul in
unter
der
Fahne
des Klosters,
Hochgerichts
ins Feld.
Washington, 1797-1864
Die Gerichtsgemeinde Heinzenberg zum Beispiel gehörte zum
64
Richard Coray, Brückenbauer, 1869-1946
Hochgericht Thusis im Grauen (Oberen) Bund. Nachbarschaften
innerhalb der Gerichtsgemeinde waren Flerden, Portein, Präz,
65
Diokletian, römischer Kaiser, 284-305 n. Chr.
Sarn und Urmein.
66
Josephus von Planta, Vorsteher des British Museum,
Jede Bündner
Gerichtsgemeinde war so etwas wie ein Kleinstaat
1744-1827
mit weit reichenden Kompetenzen. Alle gehörten zu einem
67 Drei
Peter
Zumthor,
Architekt,einen
geboren
1943
der
Bünde,
die zusammen
souveränen,
aber recht
schwachen Staat bildeten. Seine Kompetenzen waren beschränkt
68 lagen
Alfred
von Planta, Nationalrat,
und
vor(Florian
allem inAdolf)
der Aussenpolitik.
Andere Bemühungen
Botschafter in Rom
und
1857-1922
um Vereinheitlichung,
etwa
vonBerlin,
Mass und
Gewicht, hatten wenig
Erfolg. Noch im 18. Jahrhundert wog zum Beispiel ein Pfund im
69
Jakob Beeli-Sprecher, Cafétier in Posen (heute in Polen),
Münstertal nicht gleich viel wie in Chur.
1791-1867
70
71
Jean deHansen“
Castelmur,
Baron, adelige oder vornehme
Die „Grossen
Einfranz.
paar Dutzend
Burgbesitzer
in Stampa-Coltura,
1800-1871 Daraus hervor
Familien
und Clans bildeten
die Führungsschicht.
ragten vor allem die Salis und die Planta. Im vergleichsweise
72
Augustus, Bünden
römischer
Kaiser,sich
27 v.
Chr.-14
n. Chr.
demokratischen
konnten
diese
Geschlechter
aber kaum auf politische Vorrechte berufen. Sie hoben sich ab
73
Banadetg Fontana, Freiheitsheld, gefallen 1499
aufgrund von Einkünften, Vermögen, Bildung und einem weit
verzweigten Beziehungsnetz. Die Aristokratinnen blieben wie alle
74
Johann Wilhelm Fortunat Coaz, Topograf,
Frauen von der politischen Öffentlichkeit ausgeschlossen, waren
eidg. Oberforstinspektor, 1822-1918
aber ein wichtiger Teil der Heirats- und Erbstrategien.
75
Gaudenz von Planta, „der Bär“, führender Politiker,
Der „Gemeine
Mann“ überliess die wichtigsten und oft käuflichen
1757-1834
Ämter in Gerichtsgemeinden, Bünden und Untertanenlanden
76
Bündner
Landeshauptmann
dieserConrad
Elite. Ervon
warPlanta,
von ihrerster
zwar nicht
politisch,
aber häufig im
Veltin, 1512
wirtschaftlich
abhängig.
In unregelmässigen Abständen kam es zu „Fähnlilupfen“ und
77
Giulia Santi,
spätere
Baldini, 1836
Strafgerichten
gegen
die sogenannten
„Grossen Hansen“. Ein
häufiger Vorwurf war, gegen das Landesinteresse gehandelt
78
Otto Largiadèr mit Familie, Regierungsrat 1975-1986,
zu haben. Nicht selten verhängten diese Spezialgerichte
geboren 1926
drakonische Strafen. Sie waren allerdings nicht immer ein
Aufstand von unten, etwa in Zeiten von Krieg, Not und Hunger,
79
Felix Maria Diogg, Portrait-Maler, 1762-1834
sondern häufig ein Mittel der Parteipolitik.
80
Anton Cadonau, Kaufmann und Wohltäter, 1850-1929
Wohl wegen der Machtstellung einzelner Familien und der
oft gewalttätigen
kam es im 1794-1883
Volksmund zu folgendem
81
Richard La Politik
Nicca, Ingenieur,
makabrem Wort: In Bünden brauche es drei, um einen Menschen
82
Tiberius,
Alpenfeldzug
15 v.(linken
Chr., Unterarm
vom Leben
zumrömischer
Tod zu bringen:
Einen Salis
Kaiser
14-37 n. Chr.
nach oben
abwinkeln),
einen Planta (gleiche Bewegung mit dem
rechten Unterarm) und einen Travers (darüber einen Querbalken
83
Christine Mohr, geboren 1671
andeuten).
Leon Schlumpf, Bundesrat 1980-87, geboren 1925
28
8
29
9
28 inoffizielle
Georg Fient,
kant. Kanzleisekretär
und Schriftsteller,
Die
Hauptstadt
Chur war seit spätestens
451
1845-1912
Bischofsstadt.
Nach der Gründung des Gotteshausbundes 1367
schwand die Macht des Bischofs langsam. Durch die Gründung
29 fünf
Josias
Hartmann
Schützenweltmeister,
der
Zünfte
1465 undaus
die Says,
Reformation
nach 1523 emanzipierte
1893-1982
sich die
Bürgerstadt endgültig.
30
Ortlieb von Brandis, Churer Bischof, 1458-1491
Ohne formelle Hauptstadt zu sein, erfüllte Chur aufgrund seiner
Lage und wirtschaftlichen Bedeutung eine Zentrumsfunktion,
31
Angelika Kauffmann, Malerin, geboren in Chur, 1741-1807
ähnlich wie Chiavenna am Südfuss der Alpen. Für fremde
Gesandte
kam
die einzige richtige
Bündnerund
Stadt als
32
Meta
vonnur
Salis-Marschlins,
Historikerin
Aufenthaltsort
in Frage. Auch
die unzufriedenen Landsleute
Frauenrechtlerin,
1855-1915
strömten nach einem Fähnlilupf mit Vorliebe zum Strafgericht
33 Chur.
Johannes Guler von Wynegg (der ältere), Heerführer,
nach
Historiker, 1562-1637
Als Vorort des Gotteshausbundes stand Chur auf gleicher Stufe
34 Davos
Carlo
Casati, spanischer Botschafter,
gestorben
1730
wie
(Zehngerichtenbund)
und Ilanz (Grauer
oder Oberer
Bund). Die Bundstage mit den Ratsboten der Gerichtsgemeinden
35
Andreas Rudolf von Planta, Unternehmer und Politiker,
fanden alternierend an diesen drei Orten statt. Chur gelang es
1819-1889
nie, Stadtstaat mit umliegendem Herrschaftsgebiet zu werden.
Seine rechtliche Stellung unterschied sich nicht wesentlich von
36
Christian Klucker, Bergführer, 1852-1928
der der ländlichen Gerichtsgemeinden.
37
Giachen Caspar Muoth, Lehrer, Historiker und Dichter,
Der Freistaat
der Drei Bünde besass keine ständige Regierung.
1844-1906
Eine gesamtstaatliche Verwaltung gab es ebenfalls nicht.
38 wenigen
A. Feldscher
aus Aufgaben
Masein, Schauspieler
in Russland,
Die
laufenden
übernahm Chur,
die einzige
1825-1885 die über einen stabilen Apparat verfügte.
Gerichtsgemeinde,
Korrespondenzen an den Freistaat öffnete der Präsident des
39
Heini Hemmi,(bis
Olympiasieger
1976Churer
im Riesenslalom,
Gotteshausbundes
1700 immer der
Bürgermeister),
geboren ein
1949Ratsmitglied. Der Churer Stadtschreiber besorgte
nachher
meist die Verteilung der wenigen gesamtstaatlichen Gelder.
40
Georg Philipp von Schauenstein, Freiherr von Haldenstein
1671-1695, auf einem Gulden
30
6
41
Johann Alois
Wolf
aus Untervaz,
Die Untertanen
1512
eroberten
die Drei Bünde das Veltlin und
Schweizer Tambour-Major,
1839-1927
die Grafschaften
Chiavenna und Bormio.
So kontrollierten sie die
Alpenpässe nicht nur am Nord- sondern auch am Südfuss.
42
Pompejus von Planta, führender Politiker, 1569-1621
Die Geschichtsschreibung ist sich uneinig, ob dem Veltlin und den
43
Henri Duc de Rohan, französischer Feldherr, 1579-1638
Grafschaften ursprünglich Gleichberechtigung zugesagt worden
war. Tatsächlich wurden sie als Untertanenlande behandelt.
44
Claudius, römischer Kaiser, 41-54 n.Chr
Oberster Statthalter war der Landeshauptmann mit Sitz in
Sondrio.
Ihm zur
stand
der Vicari.
In Chiavenna
sass der
45
Antonio
de Seite
Molina,
Politiker
und Militär
aus dem
Commissari,
in
sechs
anderen
Orten
ein
Podestà.
Die
Posten
Calancatal, ca. 1580-1650
besetzten die Gerichtsgemeinden nach einem fixen Turnus.
46
Maximilian Franz, mehrere Male Regierungsrat, 1814-1889
Diesen Bündner Richtern standen die Einnahmen aus Bussen
47
Thomas Domenig,
geboren
1933
und Prozessgebühren
zu,Architekt,
was zu krassen
Missbräuchen
und
zum Ämterkauf führte. Darum kam es immer wieder zu Unruhen
48
Anna Meisser
ausauch
Klosters,
geboren 1855
und Aufständen,
die oft
konfessionellen
Charakter hatten.
In der lokalen Verwaltung und im Wirtschaftsleben konnte die
49
Reto Gurtner, Tourismusunternehmer, geboren 1955
Bevölkerung ihre Selbstständigkeit bewahren. Die Oberschicht
arbeitete nicht selten mit den Bündner Amtsleuten zusammen.
50
Sep Antoni Deragisch junior, Töpfer in Bugnei (Tujetsch),
1842-1931
Die immer zahlreicheren Beschwerden der Untertanen blieben
erfolglos.
Einevon
Gleichberechtigung
kam für
die Mehrheit der
51
Fidelis
Sigmaringen, Märtyrer,
1577-1622
Bündner auch nach der französischen Revolution nicht in Frage.
So schlossen
sichMartullo-Blocher,
das Veltlin, Chiavenna
und der
Bormio 1797 der
52
Magdalena
Leiterin
EMS-Chemie
Holding
AG, gingen
geboren
1969
Cisalpinischen
Republik
an und
Graubünden
endgültig
verloren, was auch auf wirtschaftlicher Ebene ein enormer
53
Feuerstein, Jäger, Scuol, um 1920
VerlustCla
war.
Eine sonderbare Stellung besass die „Herrschaft“ Maienfeld, die
54
Francesco Trivulzio,
letzter
Inhaber
sowohlGian
Untertanenland
mit einem
Bündner
Landvogt als Mitglied
der Herrschaft Misox 1518-1549, auf einem Testone
des Zehngerichtenbundes war.
55
Maria Franz, geborene Cloëtta, Gattin von
Regierungsrat Franz, 1816-1897
31
7
MACHT UND POLITIK
DIE
DUNKLE SEITE
Wer hatte und wer hat Macht?
DER JUSTIZ
1
Johannes Paul Beeli von Belfort, evang. Pfarrer in Chur
(und Chiavenna?), um 1700
2
Walo Burkart, Kreisförster und Archäologe, 1877-1952
3
Gian Giacomo Trivulzio, Inhaber der Herrschaft Misox,
1487-1518
4
Andreas Gadient, Divisionär, geboren 1927
5
Napoleon Bonaparte, französischer Kaiser, 1769-1821
6
Eveline Widmer-Schlumpf, Regierungsrätin seit 1999,
geboren 1956
7
Mädchen aus der Churer Familie Laurer, 1827-1846
8
Otto Barblan, Komponist, 1860-1943
9
Barbara Danuser aus Felsberg, Arbeitslehrerin und
Gemüsegärtnerin, 1899-1986
10
Donat Cadruvi, Regierungsrat 1979-88, 1923-1998
11
Margaretha Enderlin von Montzwick, 1647-1711
12
Wilhelm Maria Rizzi, Kirchen- und Portrait-Maler,
1802-1858
13
Rodolfo Baldini und Giulia Baldini-Santi, Bergeller Familie
in Italien, erste Hälfte 19. Jahrhundert
32
4
Das
Drei Bünde
war Sache
Gerichtsgemeinden.
14 Strafrecht
Gabrieleder
de Gabrieli,
Architekt
ausder
Roveredo,
1671-1747
Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts galten die lokalen „Statuten“.
Auch
Graubünden
hieltvon
man
sich nach Churer
1532 zunehmend
an die
15 inJohann
Friedrich
Tscharner,
Publizist und
„Carolina“,
die Gerichtsordnung
Kaiser Karls V.
Politiker,
1780-1844
Bezüglich Rechtssicherheit bildete sie einen Fortschritt.
16 Strafarten
Bernhard
Laurer-Risch,
Apotheker,
Zunftmeister,
Die
blieben
die gleichen:
AbhauenChurer
von Gliedmassen,
1764-1823
Rädern,
Verbrennen, Hängen, Enthaupten. Verhängnisvoll war
Elisabeth
Laurer-Risch,
Gattindie
des
Zunftmeisters
die Tatsache,
dass
für ein Geständnis
Folter
erlaubt blieb.
Bernhard,
1774-1847 Aussagen und zur Denunziation
Dies führte
zu erzwungenen
unschuldiger Personen.
17
Martin Schreiber-Risch, Posthalter in Thusis, 1812-1871
Besonders im 17. Jahrhundert wütete in zahlreichen Talschaften
der
Abergläubische
in Zeiten
von
18 Hexenwahn.
Ugo Foscolo,
italienischerVorstellungen
Dichter, Emigrant
im Misox,
Krieg, Hunger und Pest mischten sich mit Aggressionen gegen
1778-1827
Konkurrenten oder Aussenseiter. Die Mehrzahl der Opfer, denen
Schadenzauber vorgeworfen wurde, waren Frauen. Zwischen dem
19
Ulysses von Salis-Marschlins, führender Politiker,
15. und 18. Jahrhundert mussten in Graubünden mindestens 500
1728-1800
angebliche
Hexen oder Hexenmeister sterben.
Eine
spielte der Scharfrichter.
Vor der1989-2006,
Folter zeigte
20 zentrale
Giusep Rolle
Nay, eidgenössischer
Bundesrichter
er den geboren
Angeklagten
1942die Instrumente, um ein frühes Geständnis zu
erreichen. Meist sass nur in Chur ein „Meister Hans“. Die anderen
Gerichtsgemeinden
forderten
ihn bei Bedarf
an undund
bezahlten
nach
21
Johann Gaudenz
von Salis-Seewis,
Offizier
Dichter,
Tarif. Sein
Gewerbe und seine Familie galten als unehrlich. Darum
1762-1834
wohnte er am Stadtrand, in der Scharfrichtergasse beim ehemaligen
Untertor.
22
Giovanni Segantini, Maler, 1858-1899
Viele Richtstätten befanden sich in der Nähe der Landstrasse, um den
23
Karl die
derFolge
Grosse,
König
und Kaiser,
768-814
Passanten
vondeutscher
Verbrechen
drastisch
vor Augen
zu führen.
Die letzte Hinrichtung im Schams etwa fand 1831 statt, in Chur 1846.
24 kantonale
Jörg Jenatsch,
evangelischer
Pfarrer,
Politiker,
Das
Strafgesetz
von 1851 kannte
dieOffizier,
Todesstrafe
nur
noch für
wenige Kapitalverbrechen. 1811 noch war in Chur ein Mann
1596-1639
hingerichtet worden, weil er ein Schaf gestohlen hatte.
25
Vitus Huonder, Churer Bischof seit 2007, geboren 1942
Folter und Todesstrafe sind aus unserer Welt nicht verschwunden.
Viele islamische Länder etwa oder die USA kennen die Hinrichtung.
26
unbekanntes
sitzendes
Kleinkind,
Amnesty
International
setzt sich
weiterhinum
für1800
die weltweite
Abschaffung der Folter ein.
27
Pater Placi a Spescha, Mönch und Forscher, 1752-1833
33
5
MACHT UND POLITIK
Der
erste und prunkvollste Stock des Hauses beschäftigt sich
Impressum
mit
der
“traditionellen“ Geschichtsbetrachtung:
Ereignisse,
Neue
Dauerausstellung
im ersten Obergeschoss
Einzelpersonen (meist männliche), Recht, Ämter, Institutionen.
Die Darstellung legt Wert auf Jahreszahlen und Chronologie.
Inhaltliches Konzept:
Sie kann nicht vollständig sein, sondern behandelt besonders
Jürg Simonett
aussagekräftige
Beispiele. Aber immer geht es um Macht und
Politik. Yves Mühlemann
Sie
stellt dieAusstellung
„Machtfrage“:
Gestaltung
und Grafik:
- wer hatte und wer hat Macht?
gasser, derungs Innenarchitekturen
- wie übte und übt man(n) Macht aus?
- welche Arten von Macht gibt es?
Massnahmen:
-Bauliche
wie erkennt
man Macht?
Hochbauamt Graubünden
Die einzelnen Räume behandeln unter dieser Sichtweise wichtige
Rudolf Fontana & Partner AG
Themen der Bündner Geschichte:
Heere und Kriege; Herren und Burgen; Drei Bünde und
Übersetzungen:Veltlin; Die dunkle Seite der Justiz
Untertanenland
Standeskanzlei Graubünden
Konstanten
der Bündner
Jessica
Tang Geschichte sind das Interesse der fremden
Mächte an den Pässen sowie die kleinteilige politische Landschaft.
Die Stadt Chur schafft es nie, politisch eine hervorgehobene
Fotos: zu erreichen. Wichtige Entwicklungen sind der mehrfache
Stellung
Rätisches
Museum
Gewinn und
wieder Verlust
der Untertanenlande im Süden sowie die
Südostschweiz
langsame Die
Umorientierung
Graubündens von Süden und Osten nach
Norden und
Westen.Tagblatt
Bündner
Für ein heutiges Verständnis sind manche Erscheinungen schwer
Leihgaben:
nachzuvollziehen,
etwa
Archäologischer
Dienst
Graubünden
- die ausgeprägt
lokale Basis
von Macht
und Politik und die fehlende
gesamtstaatliche
RegierungGraubünden
bis ins 19. Jahrhundert;
Kantonsbibliothek
- die überaus
drastischeGraubünden
Verhör- und Bestrafungspraxis mit ihren
Staatsarchiv
Prozessen,
Folterungen
Hinrichtungen;
Ehepaar
Trepp, und
Cinuos-chel
- das Paradox der Drei Bünde, die sich als Demokratie verstehen,
aber gleichzeitig Kolonialherren sind.
„Politik ist der stets neu zu schaffende Kompromiss
von Macht und Vernunft“. (C.F. von Weizsäcker)
34
Das Haus, in dem wir uns befinden, ist Teil dieser Geschichte.
Die Familie von Buol gehörte während Jahrhunderten zur Bündner
Führungsschicht.
2007 © Rätisches Museum, Chur
35
3
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