BÄRLAPPE Besonderheiten EU LIFE Projekt Soonwald Bärlappe gehören zu den Gefäßsporenpflanzen. Diese besondere Pflanzengruppe bildet noch keine „echten“ Blüten und Samen aus, ist aber bereits in die Organe Blatt, Spross und Wurzel gegliedert. Die Fortpflanzung der Gefäßsporenpflanzen läuft über den ursprünglichen, ausgeprägten Generationswechsel, der bei den hoch entwickelten Samenpflanzen sehr stark reduziert und visuell nicht mehr erkennbar ist. Aus der Spore bildet sich zunächst der Gametophyt („Vorkeim“). Dieses kleine, unscheinbare, lebermoosähnliche Gebilde trägt die Geschlechtsorgane. Bei ausreichender Feuchtigkeit schwimmen die Spermatozoiden zu den Eizellen, die Befruchtung findet statt und der Sporophyt beginnt zu wachsen. Der Sporophyt ist die eigentliche Bärlapp- (bzw. Farn-) Pflanze mit Blättern, Spross und Wurzeln. Der „Vorkeim“ der Bärlappe besitzt (im Gegensatz zu den eigentlichen Farnen) kein Blattgrün, daher sind Bärlappe für ihre Entwicklung auf eine Symbiose mit Mykorrhiza-Pilzen angewiesen. Die Pilze stellen die Nährmineralien in pflanzenverfügbarer Form bereit und die grünen, Photosynthese betreibenden Sporophyten versorgen den Pilz mit energiereichen Kohlenhydraten. So sind Bärlappe zwar in der Lage sehr nährstoff- und basenarme Standorte zu besiedeln, welche eher ungünstige Bedingungen für anspruchsvollere Pflanzenarten darstellen, sie sind aber auch durch ihre geringe Konkurrenzkraft auf solche „ungünstigen“ Standorte angewiesen. Zudem nimmt die Entwicklung mit Hilfe der Mykorrhiza-Pilze eine lange Zeit in Anspruch, so dass Bärlappe (mindestens) 20 Jahre benötigen, bis sich überhaupt eine Bärlapp-Pflanze (Sporophyt) gebildet hat. Gefährdung von Bärlappgewächsen Bärlappe wachsen auf sehr speziellen Standorten und sind in Mitteleuropa ausschließlich auf sehr nährstoffarmen und sauren Substraten in maritim geprägten Klimazonen zu finden. Ihr Vorkommen weist generell eher auf relativ (L. clavatum) bzw. sehr (D. tristachyum) nährstoffarme und saure (konkurrenzarme) Bedingungen aufgrund von „extremen“ Standortbedingungen hin. 1 www.life-soonwald.de Mit zunehmender Anreicherung und Umsetzung organischen Materials werden die Böden nährstoff- und basenreicher, konkurrenzstärkere Arten, wie beispielsweise das Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos), können sich ansiedeln und ausbreiten und verdrängen die konkurrenzschwachen Bärlappgewächse. Gefördert Nährstoffanreicherung durch Stickstoffeinträge erhebliche wird dieser aus Prozess der der Atmosphäre (beispielsweise aus der intensiven (Über-) Düngung landwirtschaftlicher Nutzflächen) in alle – auch oligotrophe (nährstoffarme) – Ökosysteme. Arten, die auf nährstoff-/ stickstoffarme Bedingungen angewiesen sind, befinden sich daher überall in Mitteleuropa auf dem Rückzug und müssen aktiv unterstützt und gefördert werden, um sie vor dem (lokalen) Aussterben zu bewahren. Biotopverbessernde Maßnahmen für die Bärlappe sollen daher auch im LIFEProjekt Soonwald durchgeführt werden, beispielsweise durch Entfernung stark beschattender Fichten(verjüngung) und konkurrenzstärkerer Arten wie Land-Reitgras (kleinflächig). Keulen-Bärlapp (Lycopodium clavatum) Der Keulen-Bärlapp besitzt oberirdisch kriechende Sprosse mit zahlreichen aufsteigenden Verzweigungen. Im Gegensatz zum verwandten Sprossenden Bärlapp (Lycopodium annotinum) tragen die Triebe von L. clavatum Sporophyllstände, die am Ende der blattlosen, deutlich abgesetzten Sprosse zu zweit stehen. Die grünen Blättchen des Keulen-Bärlapps laufen außerdem in eine weiße Haarspitze aus, was den Sprossen ein silbrig-graues Aussehen verleiht und der Pflanze vermutlich Schutz vor Austrocknung bei Wind und starker Sonneneinstrahlung durch verringerte Verdunstung bietet. Der Keulen-Bärlapp benötigt sonnige Standorte auf sauren und nährstoffarmen Substraten. Hauptlebensräume dieser Art sind daher Zwergstrauchheiden und Borstgrasrasen, L. clavatum wächst aber auch in lichten Kiefernwäldern und an offenen Waldrändern auf sandigen und lehmigen Böden. Des Weiteren ist der Keulen-Bärlapp eine Pionierart auf (anthropogen) gestörten Standorten und besiedelt Sekundärstandorte wie Abbaustellen, Straßen- und Wegeböschungen sowie Leitungstrassen. Im Projektgebiet gedeiht L. clavatum auf älteren Windwurfflächen mit lückigen Land-Reitgrasfluren, auf aufgeschütteten Dämmen weniger Kleingewässer sowie in einer kleinen, ehemaligen Kiesabbaustelle. Der Keulen-Bärlapp und seine verwandten Arten sind im Anhang V („Arten unter kontrollierter Nutzung“) der FFH-Richtlinie der EU aufgeführt, da diese in der Medizin und der Pyrotechnik Verwendung finden/ fanden. L. clavatum gilt deutschlandweit als „gefährdet“. 2 www.life-soonwald.de Zypressen-Flachbärlapp (Diphasiastrum tristachyum) Die Sprosse von D. tristachyum sind dunkel graugrün gefärbt und stehen in kompakten Büscheln zusammen, die Pflanze wirkt „scheinzypressenähnlich“. Die fertilen Sprosse sind 3 bis 12 cm lang gestielt und blattlos, die kurzen und keuligen Sporophyllstände stehen zu 2 bis 6 gedrängt an deren Enden. Der Zypressen-Flachbärlapp hat seine Hauptlebensräume in Zwergstrauchheiden, anthropo-zoogenen Sandheiden, Borstgrasrasen und Sandtrockenrasen sowie in lichten Kiefernwäldern. Als Pionierart ist er außerdem in der Lage, (anthropogene) Sekundärstandorte wie Abbaustellen, Straßen- und Wegeböschungen sowie Leitungstrassen zu besiedeln. Dabei ist der Zypressen-Flachbärlapp auf sonnige und konkurrenzarme Standorte auf sandigen bis sandig-lehmigen, mäßig trockenen bis frischen Substraten angewiesen. Im Vergleich zu verwandten Flachbärlappen ist D. tristachyum jedoch relativ trockenheitsresistent Kiefernbeständen). und Generell toleriert wächst Rohhumusauflagen der (beispielsweise Zypressen-Flachbärlapp in aufgrund lichten seiner Konkurrenzschwäche auf den nährstoffärmsten und sauersten Standorten – Sukzession und Eutrophierung seiner Wuchsorte wirken sich besonders schnell und nachhaltig negativ aus. Frühzeitige Maßnahmen durch Beseitigung von Konkurrenzpflanzen und die Unterbindung von Nährstoffeinträgen kann zur Bestandserholung führen, da Flachbärlappe über eine ausgeprägte vegetative Vermehrungsfähigkeit durch ober- und unterirdisch kriechende Rhizome verfügen. Sie vermehren sich aber auch sexuell über ihre staubfeinen Sporen, die weit mit dem Wind verdriftet werden und damit neue geeignete (Sekundär-) Standorte erreichen können. Der Zypressen-Flachbärlapp ist eine sehr seltene Art, die auf besonders konkurrenzarme Standorte angewiesen ist. Deutschlandweit gilt D. tristachyum als „stark gefährdet“, in Rheinland-Pfalz ist die Art „vom Aussterben bedroht“. Da sich Deutschland im Hauptareal der Art befindet, kommt sowohl dem Bund, als auch den Ländern eine erhebliche Verantwortung für den Schutz und die Förderung der Bestände des Zypressen-Flachbärlapps zu. D. tristachyum kommt im FFH-Gebiet Soonwald nur an einem Standort mit nur sehr wenigen, wenig vitalen und nicht fertilen Individuen vor. Im Rahmen des LIFE-Projekts soll die aufkommende Fichtenverjüngung entfernt werden. Da die Bodenverhältnisse konkurrenzarm erscheinen, besteht die Hoffnung, dass sich der kleine Bestand erholen kann. 3 www.life-soonwald.de