Direktabbildung eines Planetensystems Planet dichter als Blei IYA

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Ausgabe 4/2008
Direktabbildung eines Planetensystems
Planet dichter als Blei
IYA 2009
Ulugh–Beg — Astronom und Herrscher
Die nächsten Veranstaltungen des AAP:
Jahreshauptversammlung 16.1.2009
2
Vorwort des Vorstands
Vorwort des Vorstands
Auch das 26´te Vereinsjahr geht nun
schon wieder dem
Ende
entgegen.
Auch dieses Jahr
konnte der AAP
viele Veranstaltungen und Aktivitäten anbieten. So
konnten auch die
Führungen
im
Keplergymnasium durch die Bildung eines kleinen Führungsteams regelmäßig stattfinden. Dadurch ist der Verein in der Lage zwei Sternwarten
zu astronomischen Führungen einer breiten Öffentlichkeit anzubieten. Bei all den Aktivitäten sollte
an dieser Stelle auch mal gesagt werden, dass diese doch von einer sehr geringen Anzahl von Helfern realisiert wird. Daher gilt mein besonderer
Dank allen diesen Helfern ohne deren Einsatz dies
nicht möglich wäre. Auch der Anbau hat sehr
große Fortschritte, dank des unermüdlichen Einsatzes von Franz Fürst, gemacht. So kann dieses Jahr
noch die Toilette im Anbau installiert werden. Die
größte Veranstaltung war dieses Jahr die zweite ku-
linarische Wanderung. Aus dem oben genannten
Mangel an aktiven Mitgliedern, haben wir unser
Sommerfest, den Tag der Astronomie und die kulinarische Wanderung auf ein Wochenende zusammengelegt (hierzu der Bericht im Innenteil).
Leider haben wir in diesem Jahr auch unser langjähriges Mitglied Adolf Frank verloren, der uns
immer als aktives Mitglied und vielen auch als guter Freund in Erinnerung bleiben wird.
Am 19.12.2008 werden wir uns, auf Anregung einiger Mitglieder, wieder im Anbau Der Sternwarte
Bieselsberg
zu
einer
gemütlichen
Weihnachtsfeier treffen.
Am 16.01.2009 steht mit der Jahreshauptversammlung auch die Wahl eines neuen 1. Vorsitzenden an. An dieser Stelle möchte ich mich bei
allen, die mich in den vergangenen Jahren bei meiner Arbeit für den Astronomischen Arbeitskreis
Pforzheim unterstützt haben, herzlich bedanken.
Allen Mitgliedern und Freunden des AAP wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes
neues Jahr 2009.
Ihr Kay Niemzig
Editorial
Mit dieser Ausgabe der Astro–News werden einige
kleinere Änderungen im Layout Einzug halten.
Von vielen wurde schon der Wunsch geäußert,
dass die Bilder etwas größer sein sollten und dem
möchte ich nun (endlich) Rechnung tragen. Auch
weiterhin
werde
ich
ein
wenig
am
Erscheinungsbild
arbeiten
um
unsere
Vereinszeitschrift attraktiver und lesbarer zu
machen. Sollten keine Beschwerden kommen,
werde ich auch auf das Inhaltsverzeichnis
verzichten um mehr Platz für interessante Artikel
zu schaffen — in der Hoffnung, dass ich in der
Zukunft noch kräftiger unterstützt werde.
Auch in dieser Ausgabe finden sich wieder
interessante Artikel aus der Wissenschaft.
Besonders lesenswert finde ich den Beitrag über
den direkten Nachweis von Exoplaneten, mit dem
neue Bereiche erschlossen werden.
Auch von unseren Vereinsaktivitäten berichten wir
in dieser Ausgabe mit dem Artikel über das
Sommerfest und die kulinarische Wanderung, die
wir auch in Zukunft weiterführen wollen.
Desweiteren gibt es einen kleinen Vorbericht zum
internationalen Jahr der Astronomie — ich denke,
ein wichtiger Punkt, mit dem wir in die
Öffentlichkeit gelangen können.
Und nicht zuletzt gibt es wieder einmal einen
interessanten Artikel über eine bedeutende
Persönlichkeit, über die man sonst auch noch
nicht so viel gehört und gelesen hat.
Zu guter Letzt kommt dieses Mal ein kleiner
Artikel, der nicht ganz ernst gemeint ist. Wir
sollen ja auch mal etwas zu lachen haben, denn
der Spaß sollte nicht zu kurz kommen.
Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe
Martin Tischhäuser
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Aus Wissenschaft und Forschung
Aus Wissenschaft und Forschung
Im Dreierpack - Direktabbildung
eines Planetensystems
Sage und schreibe 322 Planeten, die sich in 261
fernen Sonnensystemen versteckt haben, spürten
die emsigen Planetendetektive binnen 14 Jahren
mit ihren erdgebundenen und orbitalen Teleskopen
auf. 322 extrasolare Planeten, von denen sie das
Gros mittels der Radialgeschwindigkeits--Technik
detektierten, die die Gravitation der Planeten und
das daraus resultierende taumelartige Wackeln des
Zentralsterns metergenau misst. 261 ferne
Sonnensysteme, in denen sie auch zahlreiche Planeten via Transit--Verfahren lokalisierten, mit dem
Helligkeitsschwankungen eines Sterns registriert
werden, die ein im Sichtfeld vorbeiziehender Planet verursacht.
Wie zwei Astronomenteams nunmehr in der
November-Ausgabe des Wissenschaftsmagazin
\emph{Science Express} berichten, ist es jetzt
geglückt,
ohne Anwendung
des
Radialgeschwindigkeits- und Transitverfahrens vier Exoplaneten
mit
der
direktesten
aller
Observationsmethoden zu entdecken und zu fotografieren: via Licht. Den dicksten Fisch in Gestalt
von drei massiven Exoplaneten zogen dabei die
Planetenangler um Bruce Macintosh vom
Lawrence Livermore National Laboratoy in Livermore (Kalifornien) ans irdische Ufer.
Ihnen gelang mit den auf dem 4200 Meter hohen
Vulkan Mauna Kea in Hawaii gelegenen Keckund Gemini--Teleskopen das Kunststück, gleich
drei neue Planeten eines fernen Sonnensystems
auf einen Schlag im nahen Infrarotlicht zu fotografieren. Mithilfe der zehn und acht Meter
Durchmesser großen Keck- und Gemini-Spiegel
und dank neuester Zusatzinstrumente konnten die
Forscher den Effekt der adaptiven Optik optimal
nutzen und das Flimmern in der Atmosphäre austricksen, mit dem alle bodengestützten Teleskope
zu kämpfen haben.
Bei diesem speziellen Verfahren werden die atmosphärischen Schwankungen durch die laufende
Messung der Bildverformungen und deren Kompensation mittels rechnergesteuerter, schnell deformierbarer Spiegel, die in den Strahlengang der
Teleskopriesen eingebracht sind, korrigiert. Das
Resultat: Die störenden Luftunruhen in der Erdatmosphäre werden quasi herausgefiltert, das Bild
wird gewissermaßen entwackelt und gewinnt
dadurch an Schärfe.
Diesen Part setzte beim Gemini--Teleskop das
Datenblatt mit Positions- und Spektralangaben sowie der Orginal-Keck-Aufnahme von HR 8799.
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Aus Wissenschaft und Forschung
Nachbearbeitete Keck-Aufnahme von HR 8799
und seinen Begleitern. Die Exoplaneten b, c und d
sind infolge ihrer emittierten Infrarotstrahlung
nur als rote Punkte auszumachen.
„Altair adaptive optics system” mit Bravour um.
Sekundiert wurde die Observation auch von einem
weiterentwickelten
innovativen
computergestützten Verfahren, das das schwache Licht
der Planeten von dem alles überstrahlenden Licht
des Sterns effektiv separierte.
Bei dem 128 Lichtjahre entfernten Muttergestirn
des Planeten-Trios handelt es sich um einen sehr
hellen Stern vom Spektraltyp A5V. Er ist 1,5-mal
so schwer wie unsere Sonne, leuchtet aber 5 mal
intensiver. Exoplaneten, die solch grelle Sterne
umrunden, sind infolge ihrer geringen Leuchtkraft
mit optischen Teleskopen kaum auszumachen.
Dennoch haben Sterne der Klasse A5V gegenüber
unserer Sonne (Sterntyp G) einen Vorteil. Denn in
ihrer Jugendzeit umgeben sie sich gerne mit
massiven Staubscheiben, in denen sich das Baumaterial anreichert, aus dem sich später Planeten formen. Fernab des Muttersterns können in solchen
Regionen Jupiter-ähnliche Objekte ungestört heranreifen, die zur Freude der Wissenschaftler besonders starke Infrarotstrahlung emittieren, in der
wertvolle Informationen verpackt sind.
Den nahen Infrarot-Bereich bevorzugen die Planetenjäger als Wellenlänge, weil ihnen diese
Strahlung etwas über die chemische Zusammensetzung des Planeten, seiner Masse, Gravitation und
Oberflächentemperatur vermittelt.
Während der Observationen konnte die Bewegungen der drei Exoplaneten genau dokumentiert werden. Die drei zirka 60 Millionen Jahre alten
fotografierten Begleiter von HR 8799 sind ein
Musterbeispiel dafür, daß Planeten in Systemen
leben. Mit der fünf- bis dreizehnfachen Masse des
Jupiters versehen, umkreisen sie ihre gerade einmal 40 Millionen Jahre ältere Sonne in einem Abstand von 24, 38 und 68 Astronomischen
Einheiten, wobei letzterer als Einziger vom
Staubring seines Systems eingeschlossen ist. Und
sie sind alles andere als nur warm. Die Auswertung der Infrarotstrahlung hat ergeben, dass sie um
Darstellung des HR 8799--Systems im Vergleich zu unserem Sonnensystem.
Aus Wissenschaft und Forschung
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die 1200 Grad Celsius heiß sind.
Noch aber ist die Datenlage für aussagekräftige
Analysen zu dürftig. Immerhin zeigte ein detaillierter Vergleich mit theoretischen Modellen, dass
wohl alle drei Planeten eine komplexe Atmosphäre
mit Staubwolken besitzen, unter denen enorm viel
Hitze gestaut wird. Von Bedeutung könnte die Anwesenheit der Trümmerscheibe im HR 8799-System sein, die stark an den Kuiper-Gürtel unseres
Sonnensystems erinnert, in dem Myriaden von
Gesteinstrümmern treiben.
Die den Stern HR 8799 umgebende Staubscheibe
sei die bislang massivste, die sie innerhalb von
300 Lichtjahren beobachten konnten, konstatiert
Bild des Exoplaneten Fomalhaut b, der im Innern
Ben Zuckermann, der als Astronom an der Unider Staubscheibe sein Dasein fristet. Der Stern
versität in Kalifornien in Los Angeles forscht und
Fomalhaut wurde mittels des teleskopeigenen
lehrt. Er denke, dass es sehr wahrscheinlich sei,
Coronagraphen ausgeblendet.
dass in diesem System noch mehr Planeten existierten, die sie jetzt entdecken könnten. Da HR 8799 herausgefiltert wurde, dass der Exoplanet sein Antwie unsere Sonne in seiner äußeren Zone gi- litz zeigen konnte. Die Ergebnisse dieser Beobachgantische Planeten beherberge, sei im Innern tung basieren hauptsächlich auf der von dem
genug Platz für kleinere terrestrische Planeten. Begleiter beeinflussten Bewegung des Staubringes.
Nur könnten diese mit jetzigen Möglichkeiten Der österreichische Astrophysiker Günther
noch nicht gesehen werden.
Wuchterl von der Thüringer Landessternwarte
Abhilfe schaffen könnte hier das NASA-Wel- Tautenburg erklärt die Methodik der Entdeckung:
traumteleskop Terrestrial Planet Finder, ein Super- Stellen Sie sich vor, Sie säßen in einem Flugzeug
teleskop, das einmal aus fünf zusammengeschalteten Spiegeln bestehen soll. Sollte es
jemals starten, könnte es ab 2020 fünf Jahre lang
im optischen Spektrum nach erdähnlichen Planeten in bis zu 50 Lichtjahren Entfernung suchen und zwar 100 Mal genauer als Hubble.
Dieser Gedanke klingt deshalb so verlockend, weil
das 18 Jahre alte orbitale Fernrohr nunmehr selbst
einen Exoplaneten ausgemacht und im optischen
Licht fotografiert hat. In dem zweiten Science Express-Beitrag stellen die Autoren den neuen Exoplaneten als Begleiter des 25 Lichtjahre entfernten
Sterns Fomalhaut vor. Der hiesige Heimatstern
präsentiert sich wie HR 8799 als junger, heller und
heißer aufstrebender Himmelskörper, in dessen System ebenfalls eine riesige Staubscheibe driftet. Inmitten dieser Trümmerwüste treibt, 119 AUs von
seinem Heimatstern entfernt, der Sterntrabant
Fomalhaut b in flagranti erwischt. Der Exoplanet
Fomalhaut b. Dreimal so massereich wie Jupiter,
ist 100 Millionen Mal lichtschwächer als sein Stern.
benötigt er für einen Umlauf um seine Sonne 870
Jahre.
und überquerten einen Ozean, auf dem ein Schiff
Entscheidenden Anteil an der Hubble-Entdeckung wäre. Anstatt das Selbige direkt anzuvisieren,
hatte der teleskopeigene Coronagraph, mit dem würden sie stattdessen nur die von dem Schiff verdas Licht von Fomalhaut immerhin so effektiv ursachten Wellenbewegungen beobachten, um auf
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Aus Wissenschaft und Forschung
die Existenz und den Typ des Schiffes zu
schließen. So ähnlich haben es die Forscher bei
der Hubble-Beobachtung gemacht.
Erwähnenswert ist der Umstand, dass die nun der
Öffentlichkeit präsentierten Bilder bei weitem
nicht die ersten sind, die von Exoplaneten aufgenommen wurden. Wie aus dem Interaktiven extrasolaren Planetenkatalog von Jean Schneider
hervorgeht, wurden bis auf den heutigen Tag sechs
Planeten direkt beobachtet und fotografiert. Dass
dieser Wert dennoch mit Vorsicht zu genießen ist,
verdeutlicht Wuchterl: Auf eine genaue Zahl
würde er sich hier nicht festlegen wollen, da so einige Entdeckungen noch kontrovers diskutiert
würden.
Wuchterl weiß, wovon er spricht. Schließlich gehörte er selbst dem Forscherteam an, das im Juni
2004 mit dem UT4-Fernrohr Yepun des Very
Large Telescope der Europäischen Südsternwarte
ESO erstmals einen extrasolaren Planeten direkt
beobachtete und fotografierte. Bis heute melden
Kritiker ihre Zweifel an. Sie sehen in GQ Lupi b,
so der Name des planetaren Kandidaten, eher einen Braunen Zwerg, also einen verhinderten Stern.
Gleichwohl geht die Mehrheit der Planetenjäger
davon aus, dass der 460 Lichtjahre entfernte und
zirka zwei Millionen Jahre junge Exoplanet mit
der zweifachen Jupitermasse, wirklich der erste
jemals fotografierte Planet außerhalb des
Sonnensystems ist. Sogar einer der Autoren der
Veröffentlichung zu HR 8799, Christian Marois,
hat GQ Lupi b selbst nachbeobachtet und alle
vorherigen Ergebnisse bestätigt.
(ms)
Raumstation ISS - Die teuerste WG
der Welt feiert Geburtstag
Gegnern. Diese Summe stehe in keinem Verhältnis zu seiner Nützlichkeit. Vor allem bei der
Forschung liegt die Raumstation deutlich hinter
dem Plan. Die Weltraumbewohner sind hauptsächlich mit dem Erhalt und Reparatur der ISSSysteme beschäftigt. In das Rampenlicht der Öffentlichkeit geriet die ISS in den vergangenen
Jahren nur durch Kuriositäten oder Pannen wie
eine defekten Toilette oder gefährlich harte
Landungen der russischen Sojus-Raumkapseln.
Doch was geschieht, wenn die ursprüngliche Betriebsdauer im Jahr 2015 abläuft? Es wäre aus
Sicht vieler Experten fatal, die Station im Pazifik
zu versenken, kaum dass sie ihren Betriebszustand erreicht hätte.
(ms)
Bei klarem Wetter ist sie manchmal sogar mit
bloßem Auge am Himmel zu entdecken. Kurz
nach Sonnenuntergang oder vor dem Morgengrauen kann man in Deutschland sehen, wie die Internationale Raumstation ISS in knapp 350
Kilometer Höhe um die Erde kreist.
Der Grundstein der ISS war am 20. November
1998 gelegt worden. Damals startete eine russische Proton-Trägerrakete mit dem zwölf Meter langen Modul Sarja (Morgenröte) ins All. Seit dem
Jahr 2000 ist die Station mit den 80 Meter breiten
Sonnensegeln ständig besetzt. Im Sommer 2006
flog der Astronaut Thomas Reiter als erster
Deutscher zur ISS. Anfang 2008 wurde sie um das
europäische Weltraumlabor Columbus erweitert. Gut ein Dutzend Nationen, neben
den USA und Russland vor allem Europa,
Japan und Kanada, sind bei der außerirdischen Wohngemeinschaft mit dabei. Seit
dem ersten Flug 1998 hat die ISS schwierigste Außeneinsätze, eine Katastrophe
und sechs ekstatische Weltraumtouristen
erlebt. Bis heute ist sie eine Baustelle.
Ihre Zukunft steht auch wegen der politischen Krise zwischen Amerikanern und
Russen in den Sternen.
Von Anfang an stand das Kooperationsprojekt in der Kritik. Mit Gesamtkosten
von geschätzt hundert Milliarden Euro sei
die Station viel zu teuer, hieß es von ISS-
Aus Wissenschaft und Forschung
Wem gehört der Mond?
Mehrere Länder wie auch Privatfirmen wollen innerhalb der nächsten 10 Jahre ihre Zelte auf dem
Mond aufschlagen. Und schon wird über die feinen Unterschiede zwischen Eigentum und Besitz debattiert.
Die NASA sah sich vor kurzem zu einer Diskussionsveranstaltung veranlasst, in der es um diese
Fragen ging. Eigentlich gehört der Mond niemandem, was klar sein sollte, seit das in einer internationalen Vereinbarung 1967 geregelt wurde,
unterzeichnet von über 100 Ländern. Aber so einfach ist das nicht mehr, seit privatwirtschaftliche Interessen mitspielen.
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der Mondrausch hat begonnen. 2015 wollen die
USA auf den Mond zurückkehren und diesmal
gleich ein Lager für längere Zeit aufschlagen.
Mehrere Länder, darunter China und Israel,
beschäftigen sich mit Mondprojekten. Und dann
wären da noch die 30 Millionen US--Dollar, die
beim Google Lunar X Prize zu gewinnen sind, den
die Google-Gründer für die erste erfolgreiche
Landung eines Roboters auf dem Mond aussetzten, der dort bestimmte Aufgaben erfüllen muss,
um den Preis für seine Erbauer zu holen. Mehrere
Bewerber für diesen Preis gehen davon aus, damit
zugleich Besitzrechte am Mondgestein zu erwerben.
Also einfach eine Flagge in den Mondboden hämmern, um die umliegende Gegend zu besetzen?
Claims abstecken, nach Rohstoffen suchen wie
einst im Goldrausch? Ganz so einfach nicht, aber
es gebe derzeit eine sehr relevante Diskussion um
den Unterschied zwischen Eigentums- und
Besitzrechten, so NASA-Wissenschaftler William
Marshal, der sich ausdrücklich nicht für die
NASA, sondern aus privatem Interesse äußerte.
Wie eben der Mieter einer Wohnung nicht Eigentümer ist, aber sehr wohl über Besitzrechte verfügt.
Entwurf für eine wissenschaftliche Station auf dem
Mond aus dem Jahr 1959.
„Luna Philosophie --- Who Owns the Moon?'' hieß
die Überschrift zu einer Veranstaltung von NASA
CoLab, einer Arbeitsgruppe, die sich staatlich-privater Zusammenarbeit in der Raumfahrt widmet. Und es ging um Besitzrechte im Weltraum
aus Sicht von Industrie, Vereinten Nationen und
der US--Regierung mit der Fragestellung: Wer
kann Anspruch auf Mondland erheben in der kommenden Welle von Mondprojekten, die von Menschen auf dem Mond, Grafik aus dem Jahr 2004
Ländern wie Wirtschaftsorganisationen zu erwarten sind? Zu den verschiedenen UN--Resolu- Land besetzen und besitzen möchte gerne Steve
tionen zum Thema gebe es verschiedene Durst, Mitbegründer und Vorstandmitglied der InAnsichten, sie seien vielleicht nicht bindend, und ternational Lunar Observatory (ILO) in Hawaii.
es seien neue Vorschläge fällig: Kann jemand Seine Firma möchte ein astrophysikalisches ObserLand auf dem Mond besitzen? Müssen Nicht--Re- vatorium auf dem Mond einrichten, das Energie
gierungs--Organisationen die Resolutionen der Ver- erzeugen, für Kommunikation sorgen - und als
einten Nationen zu diesem Thema respektieren? Makler von Landrechten fungieren soll. Er
Kann jemand die Rohstoffe verkaufen, die er auf erklärte in der Debatte forsch, er hoffe seine Initialen in ein Bein des Mondrovers ritzen zu
dem Mond abgebaut hat?
Es sind längst keine theoretischen Fragen mehr, können, um „seinen Morgen Land'' zu beans-
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Aus Wissenschaft und Forschung
pruchen. Denn die Frage sei doch, wie lässt sich
überhaupt etwas in Gang bringen auf dem Mond,
wenn er allen gleichzeitig gehört?
Gut, der lunatische Entrepreneur würde gerne eine
Hälfte seines Morgens wieder für einen gemeinsamen Landpool abgeben, und damit ließe sich
„das Recht auf individuelles Eigentum verbinden
mit der Vorstellung, dass der Mond der gesamten
Erde gehört''. Letztendlich gehe es darum, Rechte
im besten Interesse der Menschheit zu vergeben
und das nicht erst dann zu tun, wenn es bereits zu
einem Schlammassel gekommen sei.
Fazit von Steve Durst: Wem gehöre der Mond niemand. Wem solle der Mond gehören - niemand.
Schließe das Besitzrechte aus? Nein. Der beste
Weg nach vorn sei vermutlich eine Form von
Körperschaft, die Besitzrechte konzessioniert, ähnlich wie es in der Geologie gelinge.
Die Kommerzialisierung des Mondes hat begonnen, und sie wird sicherlich zum Wohle der
(Profit-gierenden) Menschheit geschehen...
(ms)
Schwergewicht - Planet dichter als
Blei
auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) wissenschaftlich beteiligt ist, einen
jupitergroßen, aber 21,6-mal massereicheren
Exoten entdeckt, der für einen Planeten eigentlich
viel zu dicht und massereich ist.
Tatsächlich geriert sich der von der Erde 2000
Lichtjahre entfernte und im Sternbild Adler gelegene Exoplanet mit dem Kürzel CoRoT-Exo-3b
ausgesprochen bizarr. Angesichts seiner Charakteristika drängt sich automatisch die Frage auf, ob er
den Status eines Planeten überhaupt verdient.
Denn obwohl sein Durchmesser dem des größten
Planeten unseres Sonnensystems gleicht, ist er
21,6886-mal dichter als Jupiter und somit 7000mal schwerer als die Erde. Seinen Heimatstern,
Bis heute präsentieren sich die lokalisierten extrasolaren Planeten größtenteils als höchst eigenwillige Gebilde, die mit unserem Heimatplaneten nur
herzlich wenig gemein haben. Erfahrungsgemäß
kommen sie als überdimensionierte heiße Gasriesen daher, deren Größe überwiegend zwischen
Neptun und Jupiter changiert, mitunter sogar mehrere Jupitermassen aufweist. Nur wenige entpuppten sich bislang als masseärmer, keiner
einziger jedoch als wirklich erdähnlich und lebensfreundlich. Jetzt haben europäische Astronomen
mit dem Weltraumobservatorium CoRoT, an dem
CoRoT-Exo-3b im Vergleich zu Jupiter.
Aus Wissenschaft und Forschung
9
der 1,4 Sonnenmassen und ein Alter von 1,6 bis
2,8 Milliarden Jahre hat, umrundet er in vier Tagen
und sechs Stunden einmal. Die gravitativen
Gegebenheiten haben dafür gesorgt, dass beide
Himmelskörper fast auf Tuchfühlung gegangen
sind. Nur sechs Sternradien, genauer gesagt 0,052
Astronomische Einheiten, trennen beide Objekte
voneinander.
CoRoT-Exo-3b ist so neu nicht. Bereits im August
2007 entdeckte das CoRoT-Team den Exoplaneten, bei dem danach im Rahmen einer 152-tägigen Observation 34 Transits registriert wurden.
Bei
der
Transit-Technik
werden
die
Helligkeitsschwankungen eines Sternes gemessen,
die hervorgerufen werden, wenn ein Planet vor Auf dieser "Entdeckungslichtkurve" zeigt sich die
ihm entlang zieht. Steht der Sterntrabant zwischen Helligkeitsabnahme des Muttersterns CoRoT-Exo-3
Teleskop und extrasolarer Sonne, wird das Licht, beim Durchgang seines Begleiters CoRoT-Exo-3b
das der Heimatstern aussendet, geringfügig als Einsenkung in der Mitte. Links die Phase, bevor
Exo-3b vor seinen Stern tritt, rechts danach.
abgeschwächt, aber immer noch stark genug, um
den unsichtbaren Planeten indirekt sichtbar zu
machen.
Dass die CoRoT-Wissenschaftler mit Blick auf die
Entdeckung ein Jahr Stillschweigen wahrten, hatte
praktische Gründe. Denn um als waschechter Planetenkandidat durchzugehen, muss ein möglicher
Transit mindestens dreimal beobachtet werden. Registriert der Satellit einen Transit, muss eine
zweite Quelle, besser gesagt ein auf dem Prinzip
der Radialgeschwindigkeitsmethode arbeitendes
Teleskop, den Status des vermeintlichen Planeten
bestätigen. Bei dieser Technik richten die PlanetenSchema zur Lichtkurveninterpretation
jäger ihre Aufmerksamkeit primär auf die Gravitationskraft des vermuteten Planeten und der daraus
resultierenden kleinen Bewegung seines Zentral- Exo-3b doppelt so groß sei wie die von Blei.
sterns. Beginnt der observierte Stern zu eiern, Diese Entdeckung werde eine Diskussion über die
lassen sich seine rhythmischen Verschiebungen an- astronomische Einordnung von Exoplaneten aushand der Änderung der Radialgeschwindigkeit fest- lösen.
stellen. An den bodengestützten intensiven Tatsächlich drängt sich die Frage auf, ob die unNachfolgeobservationen und Messkampagnen sind gewöhnlichen Eigenschaften von CoRoT-Exo-3b
gleich acht Teleskope involviert, daunter das 3,6- nicht eher auf das Vorhandensein eines Braunen
Meter-ESO-Observatorium in La Silla (Chile) und Zwergs hindeuten. Solcherlei Gebilde entstehen,
das 2-Meter-Fernrohr der Thüringer Landesstern- wie dies bei echten Sternen die Regel ist, ebenfalls
infolge eines gravitativen Kollapses einer Gaswarte in Tautenburg.
Dabei kristallisierte sich heraus, dass CoRoT-Exo- wolke. Doch genug Masse, um in ihrem Innern
3b aufgrund seiner Masse und Dichte aus dem üb- die Mindesttemperatur zu erreichen, bei der das
lichen Exoplaneten-Schema fällt. Es war für sie nukleare Feuer, die Kernfusion von Wasserstoff zu
eine absolute Überraschung, ein Objekt dieser Helium, entfacht wird, besitzen diese pseudostelGröße und mit dieser Masse zu finden, so Prof. laren Blindgänger bei weitem nicht. Dass es sich
Heike Rauer, CoRoT-Projektleiterin beim DLR. bei dem vermeintlich neuen Planeten theoretisch
Die Vermutung läge nahe, dass die Dichte von um einen Braunen Zwerg handelt könnte, vermag
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Aus Wissenschaft und Forschung
einer seiner Entdecker, Hans Deeg vom spanischen Instituto de Astrofisica de Canarias (IAC),
nicht auszuschließen: Es könne sich auch um einen Braunen Zwerg mit einer sehr kleinen Masse
handeln, ein gescheiterter Stern sozusagen, der nie
die Masse erreicht habe, die nötig sei, um wie ein
normaler Stern zu strahlen. Es gäbe keinen klaren
Konsens unter Wissenschaftlern, wo man die exakte Grenze zwischen Planeten und Braunen Zwergen ziehen solle. Bislang wurde kein Objekt
gefunden, das so nah an dieser Grenze liege.
Während das Gros der Planetenforscher den bleiernen Kandidaten durchaus als Exoplaneten einstuft, andere wiederum noch am hadern sind,
bezieht der österreichische Astrophysiker Günther
Wuchterl von der Thüringer Landessternwarte
Tautenburg deutlich Position: Sie hätten sich über
Monate nicht einigen können, was dieses Objekt
genau sei. Abgesehen von der Masse passe es zwar
von allen Charakteristika her gut zu einem Exoplaneten, dennoch glaube er, dass es kein Planet, sondern ein Brauner Zwerg sei. Wir haben hier eher
ein verhindertes Doppelsternsystem. Aber viele
seiner Kollegen seien da anderer Meinung. Er
habe sogar mit einigen eine Wette laufen.
Natürlich könne dies alles, so Francois Bouchy
vom Institut d'Astrophysique de Paris (IAP), der
ebenfalls Anteil an der Entdeckung von CoRoTExo-3b hatte, ein glücklicher Zufallstreffer sein,
andererseits könne aber der neue Exoplanet
genauso gut das erste Mitglied einer neuen Familie von sehr massereichen Planeten sein, die um
Sterne entstehen, die massereicher als die Sonne
sind. Es scheine da ein Trend zu bestehen, der
langsam klar werde: Je massereicher der Stern,
desto massereicher der Planet.
Offensichtlich ist aber nicht nur CoRoT-Exo-3b
ein ungewöhnlicher kosmischer Zeitgenosse, sondern auch sein Muttergestirn. Denn im Normalfall
hätte kein seriöser Planetenforscher einen solchen
stellaren Vagabunden im Blickfeld gehabt. Dafür
sei dieser, so Wuchterl, einfach zu massereich.
Aber letzten Endes gelte dies für beide Himmelskörper, beide fallen aus dem von den PlanetenProfilern erstellten Fahndungsraster, aber noch
mehr eben CoRoT-Exo-3b: Wenn man vorgehabt
hätte, einen solchen massereichen Planeten im Vorfeld gezielt zu finden, hätten alle gesagt: Vergesst
es, das ist Geldverschwendung!
(ms)
Homer sei Dank --- Forscher datieren
Odysseus' Ankunft nach seiner Irrfahrt
Die Forscher wollten herausfinden, um welche
Sonnenfinsternis es sich gehandelt haben könnte,
die in der Odyssee beschrieben ist. Dazu suchten
sie in anderen Passagen aus dem Epos nach
Aussagen zu bestimmten Himmelsereignissen, mit
denen sich der Zeitpunkt des astronomischen
Ereignisses näher eingrenzen lässt. Zu dieser Zeit
war Neumond, eine Grundvoraussetzung für eine
Sonnenfinsternis, die Venus stand hoch am
Firmament und zwei Sternenkonstellationen
waren am Himmel gleichzeitig sichtbar: der
Sternhaufen der Plejaden und Bootes, das
Sternbild des Bärenhüters. Zudem stand der
Merkur nahe des westlichen Endes seiner
Umlaufbahn, schlossen die Forscher aus den
Beschreibungen in der Odyssee.
(ms)
Es war der 16. April 1178 vor Christus als
Odysseus wieder nach Hause zurückkehrte.
Constantino Baikouzis von der Rockefeller-Universität in New York und Marcelo Magnasco
vom Astronomischen Observatorium in La Plata
haben anhand einer in Homers Odyssee
beschriebenen Sonnenfinsternis die Ankunft des
Königs auf seiner Heimatinsel Ithaka genau
datieren können.
Baikouzis und Magnasco machten sich auch noch
andere
Anspielungen
auf
astronomische
Begebenheiten in der Odyssee zunutze. Über ihre
Ergebnisse berichten sie im Fachmagazin PNAS.
Da diese Ereignisse nicht im selben Muster
zweimal auftreten, konnten die Forscher eine ganz
bestimmte Sonnenfinsternis und damit den Tag der
Heimkehr des Odysseus exakt datieren. Da sich
die Beschreibungen in der Odyssee so exakt mit
den Ereignissen am Himmel in Einklang bringen
ließen, unterstützten die Ergebnisse die generelle
Glaubwürdigkeit der Aussagen aus dem bekannten
Weltepos, erklären die Wissenschaftler.
11
Aus Wissenschaft und Forschung
Rums — Gigantischer
formte den Mars
Einschlag
Sollten die Wissenschaftler Recht behalten, wäre
es die mit Abstand größte Einschlagspur eines Asteroiden in unserem Sonnensystem: Das Borealis–Becken, das große Teile der Nordhalbkugel des
Roten Planeten bedeckt. Es verleiht dem Mars
seine charakteristische Oberflächenstruktur: Den
scharfen Unterschied zwischen dem glatten Tiefland der nördlichen und dem bergig–zerklüfteten
Antlitz der südlichen Hemisphäre.
zerklüftet und liegt vier bis acht Kilometer höher
als das Becken.
Seit die Viking–Sonden in den späten siebziger
Jahren Bilder vom unterschiedlichen Charakter
der Mars–Halbkugeln zur Erde funkten, haben
sich Astronomen gefragt, ob die unterschiedlichen
Oberflächen durch interne geologische Prozesse
oder durch einen Asteroideneinschlag entstanden
sind. Rund 20 Jahre später haben Bilder des US-Satelliten Mars Global Surveyor gezeigt, dass die
Kruste des Mars im Süden wesentlich dicker ist
als im Norden. Auch wurden im Süden, anders als
im Norden, magnetische Anomalien beobachtet.
Den neuen Modellrechnungen zufolge kann ein
Einschlag die Struktur der Mars–Oberfläche am
besten erklären. Der Planet wurde den Simulationen zufolge vor etwa 3,9 Milliarden Jahren in
einem Winkel von 30-60 Grad von einem rund
2000 Kilometer großen Objekt getroffen. Der
Riesenbrocken wäre damit größer als Pluto, wie
das Team um Jeffrey Andrews-Hanna vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) schreibt.
Die Gruppen wählten in ihren Simulationen unterschiedliche Ansätze — doch die Ergebnisse waren
die gleichen. Ein Einschlag sei der einzige Mechanismus, der diese riesigen, ellipsenförmigen Vertiefungen und die Löcher im Boden verursachen
könne, sagt Andrews-Hanna.
Der Mars–Einschlag wäre damit einer von zwei
Höhenunterschied: Auf diesem Bild ist die deutliche
Trennung zwischen Nord- und Südhalbkugel zu erkennen. Der Süden ist bis zu acht Kilometer höher.
Seit Jahrzehnten rätseln Astronomen darüber, wie
der Mars zu diesem merkwürdigen Aussehen
gekommen ist. Der Einschlag eines gewaltigen Asteroiden war eine der Theorien, und drei Forschergruppen glauben nun, dieses seit 1984 diskutierte
Szenario mit Hilfe von Computersimulationen bewiesen zu haben. Damit sei eines der größten Rätsel
in der Geschichte der Marsforschung gelöst,
schreiben die Teams im britischen Fachblatt
Nature.
Das Borealis–Becken dehnt sich über rund 40
Prozent der Mars–Oberfläche aus und ist so groß
wie die irdischen Kontinente Europa, Asien und
Australien zusammen. Es gehört zu den flachsten
Regionen im Sonnensystem. Manche Forscher neh- Einschlag auf dem Mars: Ein solcher Treffer eines
men an, dass es früher einen Ozean enthielt. Die gewaltigen Asteroiden hat den neuen Berechnungen
Südhalbkugel des Roten Planeten ist dagegen stark zufolge dem Mars sein heutiges Gesicht gegeben.
12
oder drei großen Kollisionen im Sonnensystem.
Als weitgehend gesichert gilt, dass ein bis zu
marsgroßes Objekt in der Frühzeit des Sonnensystems den Mond aus der Erde geschlagen hat. Kontrovers diskutiert wird zudem ein möglicher
Treffer auf dem sonnennächsten Planeten Merkur.
Beide Ereignisse waren so katastrophal, dass keinerlei Spuren mehr erhalten sind.
Sternwarte Bieselsberg
Die größten erhaltenen Einschlagbecken im
Sonnensystem sind neben dem Borealis–Bassin
das 2400 mal 1800 Kilometer große Hellas-Bassin auf dem Mars und das 2100 mal 1500 Kilometer große Südpol–Aitken–Becken auf dem
Mond.
(ms)
Internationales Jahr der Astronomie 2009 (IYA)
IYA 2009
Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat
das Jahr 2009 offiziell zum „International Year of
Astronomy“ (IYA 2009, Astrojahr) erklärt.
Auch in Deutschland wollen wir natürlich davon
profitieren, dass man in diesem Rahmen sehr viel
Aufmerksamkeit erreichen kann. Es wird sicher
auch leichter sein, mit diesem Thema im Rücken
an die Presse heranzutreten und Werbung in
Sachen Astronomie und Veranstaltungen hierzu zu
machen. Ein Schwerpunkt bildet die weltweite
Aktion „100 Stunden Astronomie", bei der gezielt
vom 2.-5.April Veranstaltungen zum Thema
Astronomie stattfinden werden. Auch die
Vereinigung der Sternfreunde hat extra den Tag
der Astronomie aus diesem Anlass in diesen
Zeitraum (4.4.) verlegt.
Der AAP möchte sich diese Gelegenheit nicht
entgehen lassen. Wir werden im Rahmen der 100
Stunden Astronomie einige Vorträge anbieten, die
wir auch entsprechend vorher größer in der Presse
ankündigen wollen. Dafür werden Bernd Weisheit,
Kay Niemzig und Martin Tischhäuser jeweils ein
Thema für die an Astronomie interessierten
anbieten.
Zwei
Vorträge
werden
im
Keplergymnasium stattfinden, ein weiterer
voraussichtlich in Bieselsberg.
Desweiteren versuchen wir in Absprache mit dem
Kulturhaus Osterfeld einen größeren Vortrag dort
zu halten, der dann auch im normalen
Kulturprogramm veröffentlicht wird und von dem
wir uns dann auch eine größere Zuhörerzahl
erwarten. Bernd Weisheit hat sich bereiterklärt,
diesen Vortrag zu halten.
In Arbeit ist auch ein gesonderter Flyer mit
unseren Veranstaltungen zum IYA2009, mit dem
wir dann auch gezielt Werbung machen und auf
die Presse zugehen. Diesen werden wir dann auch
an unsere Mitglieder verteilen mit dem Ziel, dass
jeder diese Flyer in seinem Bekanntenkreis
weitergibt um so möglichst viele Leute zu
erreichen.
Es gibt auch eine Internetseite für die Aktivitäten
in Baden–Württemberg, vor allem rund um
Stuttgart. Dort wird es einen Link auf unsere
Homepage geben.
Wer noch weitere Ideen hat, wie sich der AAP an
IYA2009 beteiligen kann und sollte, darf sich
gerne an den Vorstand wenden!
(mt)
Sternwarte Bieselsberg
Führungen
In den letzten Monaten war es sehr ruhig um
unsere regelmäßigen Führungen. Der Grund dafür
war
einfach
das
nicht
so
optimale
Beobachtungswetter. Bleibt nur zu hoffen, dass
wir im nächsten Jahr, dem internationalen Jahr der
Astronomie, wieder mehr Führungen durchführen
können.
Ein paar Sonderführungen konnten trotzdem
stattfinden, z.T. eben mit Ersatzprogramm. Auch
für das nächste Jahr sind bereits einige Termine
ausgemacht und es werden weitere folgen. Ab und
zu wäre es gut, wenn das Führungsteam da etwas
Unterstützung auf die von Christian per E-Mail
geschickten Aufrufe bekommen könnte...
Beobachtungsobjekte
13
Sommerfest/Tag der Astronomie (6.9.)
Kulinarische Wanderung (7.9.)
Unser Sommerfest fiel buchstäblich ins Wasser.
Morgens, beim Aufbauen, waren wir noch ganz
zuversichtlich. Nur einige Wolken bedeckten den
Himmel. Wir hatten dieses Jahr das Sommerfest
mit dem Tag der Astronomie zusammen gelegt, da
es letztes Jahr schon viel Überredungskunst
brauchte um genügend Helfer zu finden. Diesmal
waren viele unserem Aufruf nachgekommen. So
klappte es mit dem Aufbau auch reibungslos. Der
Anbau wurde zur Küche umgebaut. An der
hinteren Tür war die Getränkeausgabe und der
Grill wurde dort aufgebaut.
Als alles fertig war und auch die Zelte und
Biertische standen, fing es an zu Regnen und es
hörte an diesem Tag nicht mehr auf. In der Kuppel
zeigten wir als Ersatzprogramm astronomische
Bilder. Es verirrten sich nur eine Handvoll Gäste
zu uns, meist Bieselsberger aus anderen Vereinen,
die mit uns ein „Schwätzchen" hielten. Am Abend
hatten alle genug vom Wetter. Wir schlossen die
Sternwarte ab und gingen heim, mit der Hoffnung
auf besseres Wetter für den nächsten Tag.
Wie auch letztes Jahr stand ich um 6 Uhr auf und
kochte 250 Portionen Linsen mit Spätzle. Diese
Menge ist eigentlich für eine Privatküche zu viel.
Für die nächste kulinarische Wanderung brauche
ich dringend Hilfe. Es mangelte an großen
Kochtöpfen und Zeit, da ich nur zwei große
Platten im Herd habe. Nächstes Jahr sollten wir
die Portionen in mehreren Küchen von
Vereinsmitgliedern verteilen und dort kochen.
Alleine schaffe ich das nicht mehr.
Das Wetter zeigte sich an diesem Morgen von
seiner besten Seite. Strahlend blauer Himmel, wer
hätte das gestern gedacht. Aufgebaut war schon
alles, so konnte es gleich losgehen. Leider waren
zum Beginn der kulinarischen Wanderung um 9
Uhr nur zwei Helfer vor Ort und erst um 11 Uhr
kamen noch ein paar wenige dazu. Diese waren
dann aber im Dauereinsatz, zum Teil ohne Pause
bis 18 Uhr.
Herr Dast, der Ortsvorsteher von Bieselsberg,
schätzte die Anzahl der Wandergäste auf ca. 4000
Personen. So kann man sich in etwa vorstellen
was die wenigen Helfer den Tag über leisten
mussten. Abends durften dann die Gleichen auch
noch alles abbauen.
Ich bitte hiermit alle Mitglieder, Freunde,
Bekannte usw. helft im nächsten Jahr mit. Haltet
euch den Termin (Sonntag, 13.09.09, immer der
letzte Sonntag in den Sommerferien) im Kalender
für dieses Fest, das sehr wichtig für unseren
Verein ist, frei. Eine so große Anzahl an
Menschen können wir sonst nicht erreichen.
Dieses Jahr führten Vereinsmitglieder viele
Gespräche
mit
Interessenten
für
unsere
Sternwarte. Auch das erweiterte Jahresprogramm
war wieder heiß begehrt.
Das Essen kam sehr gut bei den Besuchern an.
Trotz doppelter Menge an Portionen, zum Vorjahr,
14
war um 14 Uhr alles weg. Da wir vom Vortag
noch Schnitzel und Bratwürste hatten, wurde dann
noch mal der Grill aufgebaut. Kaffee und Kuchen
war auch noch da. Die Besucher die jetzt noch
kamen, freuten sich auch über die geänderte
Speisekarte.
Am Ende dieses Tages hatten wir nichts mehr
Essbares, selbst der Kaffee war ausgegangen. Die
Wanderer hatten uns die „Haare vom Kopf
gefressen". Unsere Vereinskasse freute das
natürlich. So konnte ein großer Teil des Ausbaus
(Franz Fürst berichtete in der letzten Ausgabe) mit
diesem Gewinn finanziert werden.
Sternwarte Keplergymnasium
Beim Abschlusstreffen der Vereine war schnell
klar: die kulinarische Wanderung war für alle 14
Vereine wieder ein riesen Erfolg. Aber auch die
anderen sind an ihre Grenzen gestoßen, was die
Menge der Portionen betrifft. Noch mehr geht
nicht. Nächstes Jahr werden alle die gleiche
Anzahl Portionen anbieten und nicht mehr.
Gelobt wurde die gute Qualität und der feine
Geschmack der angebotenen Gerichte. Auch die
Sauberkeit an allen Ständen wurde vom WKD
hervorgehoben. So soll es im nächsten Jahr auch
bleiben. Deshalb wird an diesem Fest nichts
verändert.
Zum Schluss ein besonders Dankeschön an die
Helfer, die für dieses Festwochenende alles gaben.
Ich wünsch mir für die nächste kulinarische
Wanderung, sowie für das Sommerfest viele
Helfer. So können wir uns besser abwechseln.
Jeder der möchte, kann die Wanderstrecke einmal
selbst ablaufen und den anderen Vereinen einen
Besuch abstatten. Diese freuen sich immer wenn
ein „Sterngucker" vorbeischaut.
(an)
Sternwarte Keplergymnasium
Führungen
Nachdem sich die monatliche Führung auf dem
Kepler–Gymnasium bewährt hat, wird sie auch im
nächsten
Jahr
weiter
fortgesetzt.
Das
Führungsteam hat sich für jeden Monat ein
besonderes Thema ausgesucht, mit dem es die
Besucher ansprechen möchte. Am 7.Januar
beginnt die Reihe mit „Leben der Sterne", in dem
die Geburt, die verschiedenen Entwicklungen und
das Ende der Sterne an Beispielen erklärt wird.
Am 4.Februar geht es dann um die „Nachbarn der
Erde". Dort werden Venus, die dann in hellem
IYA 2009
Im Keplergymnasium werden wir im Rahmen der
Aktion „100 Stunden Astronomie" einige Vorträge
durchführen, die wir auch etwas größer in der
Presse platzieren möchten. Geplant ist, dass am
Tag der Astronomie (4.4.) und am Tag darauf
(5.4.) jeweils ein Vortrag in einem Raum des
Gymnasiums stattfindet und wir drumherum auch
Licht am Abendhimmel zu sehen sein wird, und
der Mond besonders begutachtet.
Der 4.März steht dann unter dem Motto
„Glanzlichter des Himmels". Saturn, bei dem die
Ringe dann fast in Kantenstellung sind, mit seinen
Monden bildet einen Schwerpunkt und der Mond
mit seinen faszinierenden Oberflächenmerkmalen
einen weiteren.
Die weiteren Themen werden in Kürze auf
unseren Internetseiten zu sehen sein und wir
werden sie natürlich auch hier in den Astro–News
immer als Vorschau präsentieren.
unseren Verein auf Schautafeln präsentieren. Auch
möchten wir wieder ein paar Ausstellungsstücke
am Rande des Saales aufbauen. Wer also
brauchbares, wie z.B. Mondgloben, Bücher,
Karten oder ähnliches zur Verfügung stellen kann,
der sollte sich diese Termine schon einmal in
seinen Kalender eintragen.
15
Beobachtungsobjekte
Beobachtungsobjekte
Himmelsanblick nach Süden am 1.Januar, 21 Uhr MEZ
Der Abendhimmel zeigt zum Jahreswechsel im
Süden die doch eher unscheinbareren Sternbilder
Walfisch (Cetus) und Eridanus. Letzterer ist in
unseren Breitengraden nicht einmal vollständig
beobachtbar, da er sich um den chemischen Ofen
(Fornax) herumwickelt und sich sein Hauptstern,
Achernar, am südlichen Ende des Sternbildes,
bereits bei fast -60° Deklination befindet.
Erwähnenswert ist hier o2, dessen 9,m5 heller
Begleiter ein weißer Zwerg ist und bei einem
Abstand von 83 Bogensekunden bereits in
kleineren Fernrohrer gut zu erkennen ist. Im
Walfisch wäre natürlich Mira, ein veränderlicher
Stern mit knapp einem Jahr Periode zu erwähnen.
Seine Helligkeit schwankt zwischen 3,m4 und 9,m1
und eignet sich für lange Beobachtungszeiträume.
Eine Beobachtung alle paar Tage reicht aus, um
sich eine Lichtkurve zusammenzubasteln.
Richtung Zenit schließen sich Widder, Dreieck
und Stier an. Im Dreieck sollte man bei dunklem
Himmel einen Blick auf M33 werfen, am besten
mit einem größeren Feldstecher oder ganz kleiner
Vergrößerung am Teleskop. Wenn die Galaxie gut
erkennbar ist, kann man durchaus versuchen, die
Vergrößerung schrittweise zu erhöhen um mehr
Details zu sehen. Geeignet wäre dieses Objekt
selbstverständlich
auch
für
eine
Digitalkameraaufnahme mit einem Teleobjektiv.
Wer mehrere kürzer belichtete Aufnahmen
kombiniert kann schon recht schnell ein
brauchbares Bild gewinnen. Die Plejaden bieten
sich natürlich auch an, um in die Fotografie
einzusteigen. Den Sternhaufen selbst kann man
recht zügig aufnehmen, für die Reflexionsnebel
sollte man schon einige Aufnahmen kombinieren.
(mt)
16
Verschiedenes
Verschiedenes
Ulugh-Beg - Astronom und Herrscher
in Samarkand
Ulugh-Beg (geb. 22.3.1394 in Sultanieh Iran; gest.
27.10.1449 in Samarkand) war ein TimuridenFürst in Samarkand. Er
ist bekannt als Astronom
und als Märtyrer der Wissenschaft. Sein Name ist
eigentlich ein Titel und
bedeutet
Großer
Herrscher.
Er war der Sohn ShahRukhs und seiner kunstsinnigen Frau GawharShad und damit ein Enkel des Eroberers Tamerlan, mit richtigem Namen
Timur Lenk.
Ulugh-Begs Vater setzte sich 1407 in den Nachfolgekämpfen unter den Erben Timurs durch und
machte 1409 Herat zu seiner Hauptstadt. Um die
ursprüngliche Hauptstadt nicht aufzugeben, wurde
der 15-jährige Ulugh-Beg als Stadthalter in
Samarkand eingesetzt, wobei er von Timor eine
schon eingespielte Verwaltung übernahm. Die
Landverteilung war durchgeführt worden und das
Steuer- und Zollsystem war geregelt. Ulugh-Beg
führte den unter Timur begonnenen Bau von Bewässerungskanälen, Verkehrswegen, Parkanlagen,
Moscheen, Palästen und Karawansereien fort. So
entwickelte sich Samarkand zu einer der prächtigsten Metropolen Asiens, wie es sich Timur erträumt hatte. Eine geschickte Auswahl von
tüchtigen Wesiren (Ministern), die auch lange im
Amt blieben, erlaubte es dem Herrscher, auch
noch akademische Studien zubetreiben.
1417/20 gründete er die Ulughbeg-Medresen
(höhere Lehranstalt mit 60-70 Gelehrten) in
Samarkand. Die ersten solche Medresen
entstanden im 10. Jahrhundert. Mit der Medrese,
die Ulugh-Beg 1417 in Buchara erbaute, schuf er
den Prototyp einer ganz neuen Institution, die man
heute als Universität bezeichnen könnte. In der
Medrese von Samarkand gab es parallel zur Theologie einen weltlichen Schwerpunkt: Astronomie,
Mathematik, Logik, Geometrie, Geographie, Medizin, Rechtswissenschaft, Geschichte, Literatur, Dichtung und Arabisch. Der kostbarste Besitz der
Medrese war aber die Bibliothek mit über 15000
Bänden.
Ulugh-Beg war einer der berühmtesten Astronomen des Morgenlandes im 15. Jahrhundert. Unter
ihm entstand auch die letzte der großen islamischen Sternwarten. 1428 gründete er das Observatorium Gurkhani Zij. Die Wissenschaftler
Al-Kashi, Quadi Zada und Ulugh-Beg berechneten das siderische Jahr zu 365 Tagen 6 Stunden
10 Minuten und 8 Sekunden (mit einem Fehler
von 58 Sekunden verglichen mit dem heutigen
Wert). Des Weiteren wurde zwischen 1420 und
1437 der Sternenkatalog Zij-i-Sultani mit den Positionsangaben von 1018 Sternen erstellt. Seine astronomischen Arbeiten wurden 1830 durch die
Benennung des Ulugh-Beg Mondkraters geehrt.
Das Observatorium von Ulugh-Beg in Samarkand
wurde erst 1908 von einem russischen Lehrer und
Amateurarchäologen mit Namen Vladimir Vyatkin
(1869-1932) anhand einer alten Beschreibung aus
dem 17. Jahrhundert wiederentdeckt. Am östlichen Fuß des Chupan-ata-Hügels fand er die
Reste auf einer Erhebung von 21 m Höhe. Sie
weist eine Nord-Süd-Ausdehnung von 170 m und
eine Ost-West-Ausdehnung von 85 m auf. Die
Lage am Wüstenrand garantierte ein ausgezeichnetes Seeing. Um das Observatorium herum breitete sich ein Park aus, in den sich Ulugh-Beg oft
zum Nachdenken zurück zog. Bis 1948 waren die
Grundmauern und der unterirdische Teil des sogenannten Fakhri freigelegt. Offenbar wies das
Observatorium nicht nur eine Achse in Meridianrichtung auf, sondern auch eine Senkrechte dazu.
Um das Gebäude exakt nach dem Meridian auszurichten, wurde zuvor der Hügel planiert. Nach
Verschiedenes
fünfjähriger Bauzeit wurde das Observatorium
1429 eingeweiht.
Vom berühmteste Instrument des Observatoriums,
dem Fakhri-Sextanten, überlebte nur der unterirdische Teil in einem Schacht von 2,5 m Breite und
bis zu11 m Tiefe. Dazu mussten über 500 Tonnen
Schutt und Fels ausgehoben werden. Zwischen
den parallelen Seitenwänden verläuft ein doppelter
Meridianbogen aus zehn bis zwölf Zentimeter dicken Marmorplatten. Die beiden Bögen werden von
niedrigen Ziegelmauern getragen, die 29 cm breit
und 51 cm voneinander getrennt sind. Eine Treppe
trennt die Bögen, die ihrerseits von zwei seitlichen
Treppen eingerahmt sind. Das obere Ende der Bögen dürfte in der Höhe des Daches gelegen haben.
Auf den polierten Marmorplatten der Bögen befindet sich eine gradierte Höhenskala. Am westlichen
Bogen sind es arabische Gradzahlen längs einer
Rille in der Oberfläche. Die größte Teilung waren
die Grade. Beim gewaltigen Bogenradius von
40,213 m entspricht ein Grad einem Bogenstück
von 70,18 cm. Die kleinste Unterteilung lag mit
0,4 mm an der Auflösungsgrenze des Auges und
entsprach 2 Bogensekunden. Die häufig angegebene Genauigkeit von 10 Bogensekunden für
17
dieses Instrument erscheint deshalb glaubhaft. Die
Gradeinteilung von 58° bis 81° kann man noch
heute an der unteren Partie des Bogens erkennen.
Den Sextantenraum muss man sich fensterlos vorstellen, da sich die Beobachter aber noch sicher
auf der Treppe bewegen konnten, ließ man durch
eine Tür im Norden vielleicht noch etwas Tageslicht ein.
Das Ende der Astronomie in Samarkand ist in den
Schwierigkeiten Ulugh-Begs mit islamischen Fundamentalisten begründet. Die volksnahe Geistlichkeit (Sufis, Derwische) war nicht begeistert, denn
Ulugh-Beg stellte die Wissenschaft über den
Glauben und sicherlich auch über seine Pflichten
als Sultan. Nicht zuletzt waren die zahlreichen Feierlichkeiten den Mullahs ein Dorn im Auge. Im
Gegensatz zu Timur und Shah Rukh, die als
strenggläubige Moslems stets alle religiösen Gebote befolgten, verfielen unter Ulugh-Beg die Sitten. Miniaturen aus dem „Buch der Könige“
zeigen Ulugh-Beg und Mitglieder seiner Familie
inmitten ihres Hofstaates. Vor dem Hintergrund
kostbarer Teppiche und Tapeten lassen sie sich
von Mädchen unterhalten, die zu heißer Musik die
Hüften schwingen, während „hübsche Knaben“ Erfrischungen reichen. Bei der Beschneidung seines
Sohnes Abdul Asiz lässt Ulugh-Beg sogar dem
Volk Wein ausschenken. Der Polizeivogt soll zum
Herrscher gesagt haben: „Du hast den Glauben
Mohammeds vernichtet und die Sitten der Ungläubigen eingeführt.“ Als schließlich noch das Wort
Ulugh-Begs: „Die Religionen zerstreuen sich wie
Nebel, Königreiche vergehen, nur das Werk des
Gelehrten bleibt für alle Zeiten, das Streben nach
Wissen ist die Pflicht eines jeden“, die Runde
machte, erschien vielen erschreckten Mullahs der
Tod Ulugh-Begs unumgänglich.
Als Ulugh-Begs Vater, Shah Rukh, am 12.3.1447
starb, setzte man den Sohn Ulugh-Begs, AbdulLatif als Befehlshaber über das Heer ein. Als einziger noch lebender Sohn von Shah Rukh und einziger Enkel Timurs beanspruchte aber Ulugh-Beg
den Oberbefehl über die mongolischen Reiche.
In den Nachfolgekämpfen verbündete sich AbdulLatif mit Hodscha Ubaidullah Akrar, dem Oberhaupt des Nakshbandi-Ordens. Die militärische
Kraftprobe gegen seinen Vater entschied AbdulLatif für sich. Ulugh-Beg lieferte sich und seinen
jüngeren Sohn Abdul-Asiz dem Sieger aus. Er bat
um sein Leben und gelobte, sich nur noch der Wis-
18
Etwas zum Schmunzeln
senschaft zu widmen. Abdul-Latif übte zum
Schein Gnade und schickte Ulugh-Beg auf Wallfahrt nach Mekka. Gleichzeitig, aber geheim, berief Abdul-Latif nach der Scharia ein Gericht ein.
Die Geistlichkeit arbeitete ein Gutachten aus,
unter das die Samarkander Imame ihr Siegel setzten. Darin gestanden sie einem Kaufmann namens Abbas, dessen Vater von Ulugh-Beg
hingerichtet wurde, das Recht auf Blutrache zu.
Gleich am ersten Tag der Pilgerreise, am 27. Oktober 1449 wurde der wohl ahnungslose Ulugh-Beg
mit seiner kleinen Eskorte 15 km südlich von
Samarkand in das Dorf Bagum umgelenkt. Dort erwartete ihn Abbas mit seinen Bewaffneten und
köpfte ihn mit einem einzigen Schwerthieb. Das
Haupt Ulugh-Begs wurde über dem Iwan seiner
Medrese in Samarkand ausgestellt.
Wenige Tage später ließ Abdul-Latif auch seinen
jüngeren Bruder Abdul-Asiz ermorden. Er selbst
wurde im darauffolgenden Jahr ermordet. Einer
der Verschwörer, Abdullah, ließ den Leichnam
von Ulugh-Beg in das Mausoleum von Timur, Guri Mir überführen, wo auch Shah Rukh und weitere
Familienmitglieder bestattet sind.
Um jede Erinnerung an das Observatorium zu
tilgen, erklärten die Derwische den Hügel zum Bestattungsort der „40 Jungfrauen“, bauten ein
Mausoleum und schufen so einen lukrativen Wallfahrtsort. Auf halber Höhe des Hügels steht heute
eine Monumentalstatue Ulugh-Begs, die 1964 von
usbekischen Künstlern geschaffen wurde. Der
große Astronom stützt sein Kinn mit der linken
Hand und scheint über das vor ihm ausgebreitete
kopernikanische Weltmodell nachzusinnen. Und
wenn heute Schulklassen anhand dieses Modells
lernen, dass Uranus von der Sonne aus gesehen
der zweitäußerste der großen Planeten sei und
nicht Neptun, scheint es als schüttele Ulugh-Beg
leise den Kopf
(ws)
Etwas zum Schmunzeln
ganz dem optischen Eindruck wiedergaben.
Sollte ich näher an das unbekannte Objekt heranfahren um bessere Bilder zu schießen? Ohne
Furcht stieg ich wieder aufs Motorrad und fuhr
dem UFO entgegen. Je näher ich kam umso deutlicher wurde die Scheibenform des über dem
Boden schwebenden Objektes.
Ich wagte mich ganz nah heran und stieg vom Motorrad. Ich, der immer über UFO-Berichte
gelächelt hatte sah es ganz deutlich. Plötzlich bewegte sich etwas unter dem UFO. Mir wurde ganz
bange. Es waren zwei Lebewesen in hell orangefarbenen Raumanzüge.
Das war wirklich ein historischer Augenblick. Ich
überlegte angestrengt nach den richtigen Worten
zur Begrüßung der Aliens. Sätze wie: „Als Vertreter
des
Astronomischen
Arbeitskreises
Pforzheim und der Menschheit begrüße ich sie auf
dem Planeten Erde” gingen mir durch den Kopf.
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und ging
auf die zwei Außerirdischen zu.
Ich wollte gerade meine Hand zum Gruße heben,
da erkannte ich dass die zwei Außerirdischen in
ihren orangefarbenen Overalls Mitarbeiter des
Bauamtes der Stadt Markgröningen waren. Sie
machten Wartungsarbeiten am futuristischen
Wasserturm. Ernüchtert und in der Realität wieder
angekommen stieg ich aufs Motorrad und fuhr
enttäuscht nach Hause.
(bv)
Eigentlich bin ich ein aufgeklärter moderner
Mensch. Bis zu dem Tag als ich einen wunderschönen Altweibersommertag dazu ausnützen wollte um noch einmal vor dem beginnenden Herbst
mit Nebel und schlechtem Wetter ein bisschen Motorrad zu fahren. Ich fuhr mit meinem Motorrad ziellos durch die Gegend. Als ich eine lange
kerzengerade Steigung herauf fuhr, da sah ich es
ganz deutlich. Über den Bäumen am Horizont, da
schwebte eine fliegende Untertasse.
Ich konnte es nicht glauben. Zum Glück hatte ich
meine Digitalkamera dabei. Ich hielt an und
machte ein Foto. Es war eindeutig ein fliegendes
ungekanntes Objekt. Die Form erinnerte ganz
eindeutig an ein Raumschiff. Leider hatte meine
Kamera kein Teleobjektiv, so dass die Bilder nicht
19
Termine
Termine
Astronomische Vorschau
1. Dezember
Mond bedeckt Venus (17.02–18.26 MEZ), Eintritt dunkler Rand, Austritt heller Rand
12. Dezember längste Vollmondnacht des Jahres (17h16m)
21. Dezember Winteranfang 13.04 MEZ
1. Januar
Saturn beginnt Oppositionsschleife
4. Januar
Merkur in größter Elongation
4. Januar
Erde am sonnennächsten Punkt (16.29 MEZ)
14. Januar
Venus in größter Elongation
6. Februar
Mond bedeckt Mebsuta (e Gem) 20.42 MEZ—21.47 MEZ
13. Februar
Merkur in größter Elongation
17. Februar
Mars nahe Jupiter
8. März
Saturn in Opposition (8.4 AE)
20. März
Frühlingsanfang (12.44 MEZ)
Veranstaltungen und Treffen
3. Dezember
Öffentliche Führung der Sternwarte Keplergymnasium (20 Uhr)
5. Dezember
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld — kein Vortrag (20 Uhr)
10. Dezember Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald (ab 20 Uhr)
17.Dezember
Beobachterstammtisch im Gasthof Adler, Huchenfeld (20 Uhr)
14. Januar
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald (ab 20 Uhr)
16. Januar
Jahreshauptversammlung im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld (20 Uhr)
21. Januar
Beobachterstammtisch im Gasthof Adler, Huchenfeld (20 Uhr)
28. Januar
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald (ab 20 Uhr)
4. Februar
Öffentliche Führung der Sternwarte Keplergymnasium (20 Uhr)
6. Februar
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld —
11. Februar
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald (ab 20 Uhr)
18. Februar
Beobachterstammtisch im Gasthof Adler, Huchenfeld (20 Uhr)
25. Februar
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald (ab 20 Uhr)
4. März
Öffentliche Führung der Sternwarte Keplergymnasium (20 Uhr)
6. März
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld —
11. März
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald (ab 20 Uhr)
18. März
Beobachterstammtisch im Gasthof Adler, Huchenfeld (20 Uhr)
25. März
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald (ab 20 Uhr)
Impressum
20
Splitter
Fliegende
Werkzeugtasche
Fernglas zu sehen
per
Spachtel, Bolzen, Federn, Dichtungen, usw.: einzelne Kleinteile sind Astronauten schon des Öfteren
davon geschwebt. „Oh, super"', entfuhr es
Heidemarie Stefanyshyn-Piper, als ihr in der
Nacht zum 19.11. während des knapp siebenstündigen Außeneinsatzes an der Internationalen Raumstation (ISS) gleich eine ganze Werkzeugtasche
entglitt. Zu beneiden ist die US-Astronautin nicht:
Beim Online-Dienst The Register heißt sie jetzt
Heidemarie „Toolbag"' Piper, ihr Eintrag in der englischen Wikipedia ist bereits um das Malheur
bereichert.
Lustig ist das alles nur bedingt: Aufgrund ihrer
enormen Geschwindigkeit in der Umlaufbahn
können schon winzige Kleinteile erheblichen
Schaden verursachen, wenn sie mit Raumfahrzeugen kollidieren. Was eine ganze Werkzeugtasche anrichten würde, mag man sich gar nicht vorstellen.
Doch Himmelsbeobachter haben an dem unerwünschten Flugobjekt derzeit ihre helle Freude, denn
sie können es allabendlich bewundern. Alles, was
man dafür braucht, ist ein wolkenloser Nachthimmel, ein Feldstecher und die präzise Zeit, wann
die Tasche vom eigenen Standort aus sichtbar ist.
Letzteres erfährt man etwa mit Hilfe eines OnlineFormulars bei spaceweather.com, wo die fliegende
Werkzeugtasche eigens in die Satelliten-Liste aufgenommen wurde.
Der amerikanische Hobbyastronom Edward Light
hatte die Tasche zuvor erspäht, als sie über seinen
Garten im US--Bundesstaat New Jersey segelte.
Kevin Fetter aus der kanadischen Provinz Ontario
hat das Flugobjekt gar gefilmt, während es am
Stern Eta Pisces im Sternbild Fische vorbeizog.
Beobachter, die nach dem Taschen-Spektakel noch
ein paar Minuten ausharren, können auch die ISS
sehen, die dem Objekt hinterher fliegt. Irgendwann wird der Werkzeugbehälter auch ohne
Fernglas zu sehen sein, wenn auch nur kurz. Denn
früher oder später, so viel steht fest, wird die
Tasche in der Erdatmosphäre verglühen. Sie soll
übrigens einen Wert von 100.000 Dollar besessen
haben.
(ms)
Impressum
Die Astro–News erscheinen quartalsweise in einer Auflage von 150 Exemplaren und dienen zur
Information von Mitgliedern, Freunden und Förderern des Astronomischen Arbeitskreises Pforzheim
1982 e. V. (AAP)
Vereinsanschrift:
Redaktion:
Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V.
Martin Tischhäuser
z.Hd. Kay Niemzig
Silcherstraße 7
Beethovenstraße 27
72218 Wildberg
75331 Engelsbrand-Salmbach
Bankverbindung: Konto 19 12 100, Sparkasse Pforzheim (BLZ 666 500 85)
Redakteure:
Martin Tischhäuser (mt) Martin Stuhlinger (ms), Andrea Niemzig (an),
Kay Niemzig (kn), Wolfgang Schatz (ws), Bernd Vogt (bv)
Auflage:
150 Exemplare
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 14. Februar 2009
Der AAP im Internet:
http://www.aap-pforzheim.de
http://www.sternwarte-bieselsberg.de
http://www.sternwarte-nordschwarzwald.de
© 2008 Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V.
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