WMI TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN WALTHER-MEISSNERINSTITUT FÜR TIEFTEMPERATURFORSCHUNG BAYERISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN Magnetoelektrische Effekte in multifunktionalen Schichtstrukturen Diplomarbeit Bastian Stibbe Themensteller: Prof. Dr. Rudolf Groß Betreuer: Dr. Stephan Geprägs Garching, den 21.05.2014 Der Gelehrte studiert die Natur nicht, weil das etwas Nützliches ist. Er studiert sie, ” weil er daran Freude hat, und er hat Freude daran, weil sie so schön ist. Wenn die Natur nicht so schön wäre, so wäre es nicht der Mühe wert, sie kennen zu lernen, und das Leben wäre nicht wert, gelebt zu werden.“ [Henry Pointcaré] Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 5 I 9 Intrinsische Magnetoelektrika 2 Theorie magnetoelektrischer Hexaferrite 2.1 Intrinsische Magnetoelektrika . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Hexaferrite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1 Kristallstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.2 Magnetische Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . 2.2.3 Magnetisch induzierte Ferroelektrizität . . . . . . . 2.2.4 Magnetoelektrische Eigenschaften von Hexaferriten 3 Herstellung und Charakterisierung der SCTFO-Filme 3.1 Stand der Forschung an M-Typ Hexaferriten . . . . . . . 3.2 Herstellung dünner SCTFO-Filme mittels PLD . . . . . 3.2.1 Temperaturserie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.2 Druckserie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.3 Fluenz-Serie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Diskussion und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 11 13 13 15 15 18 . . . . . . 21 21 22 23 27 27 30 Extrinsische Magnetoelektrika 35 4 Theorie magnetoelektrischer Hybridstrukturen 4.1 Ferroelektrika und piezoelektrischer Effekt . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Magnetostriktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3 Indirekter magnetoelektrischer Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 38 39 39 5 BTO als ferroelektrisches Substrat 5.1 BTO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Nickel/BTO-Hybride . . . . . . . . . . . 5.2.1 Probenherstellung . . . . . . . . . 5.2.2 Tetragonale Phase des BTO . . . 5.2.3 Orthorhombische Phase des BTO 5.2.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . 5.3 Magnetit/BTO-Hybride . . . . . . . . . 5.3.1 Magnetit . . . . . . . . . . . . . . 43 43 44 45 45 51 52 54 54 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . INHALTSVERZEICHNIS 5.3.2 5.3.3 5.3.4 Probenherstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Magnetoelektrische Messungen bei 300 K . . . . . . . . . . . . 55 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 6 PMN-PT als ferroelektrisches Substrat 6.1 Bleimagnesiumniobat-Bleititanat (PMN-PT) . . . . . . 6.2 Probenherstellung: Magnetit auf PMN-PT . . . . . . . 6.3 Röntgendiffraktometrie-Untersuchungen . . . . . . . . 6.4 Magnetoelektrische Messungen . . . . . . . . . . . . . . 6.5 Messungen der Magnetisierung in Abhängigkeit von der 6.6 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Temperatur . . . . . . . . . . . . . 7 Zusammenfassung und Ausblick A Experimentelle Methoden A.1 Röntgendiffraktometrie . . A.2 SQUID-Magnetometrie . . A.3 Gepulste Laser-Deposition A.4 Magnetron Sputtern . . . A.5 DEKTAK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 57 59 59 61 62 63 65 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 69 73 74 76 77 B Probentabellen 79 Literaturverzeichnis 81 Danksagung 87 Erklärung 89 4 Kapitel 1 Einleitung Pierre Curie betrachtete bereits Ende des 19. Jahrhunderts den Zusammenhang zwischen magnetischen und elektrischen Eigenschaften von Kristallen mit niedriger Symmetrie [10]. In den 1960er Jahren wurden magnetoelektrische Effekte in Cr2 O3 nachgewiesen [25]. Durch die mögliche Anwendung des magnetoelektrischen Effekts in Speichermedien mit niedrigem Stromverbrauch zeigt sich ein erhöhtes Interesse an Multiferroika, die bei Raumtemperatur einen magnetoelektrischen Effekt zeigen [18]. Doch was bedeutet es, wenn ein multiferroisches Materialsystem eine magnetoelektrische Kopplung aufweist? Besitzt ein Stoff ferroische“ Eigenschaften, so gibt es in ihm eine langreichweitige ” Ordnungsstruktur, die durch eine spontane Symmetriebrechung hervorgerufen wird. Diese kann durch eine äußere Einflussgröße, einen so genannten Kontrollparameter manipuliert werden. Keitsiro Aizu definierte ein Ferroikum als einen Stoff, der, in ” Abwesenheit eines magnetischen oder elektrischen Feldes, bzw. einer mechanischen Spannung, einen oder mehrere Orientierungszustände hat, zwischen denen er durch ein magnetisches Feld, ein elektrisches Feld, eine mechanische Spannung einer Kombination aus diesen, umschalten kann“ [73]. Man unterscheidet ferromagnetische, ferroelektrische, ferroelastische und ferrotoroidische Stoffe [18], wobei die ersten drei näher betrachtet werden sollen. Ferromagnetische Stoffe haben, auch in Abwesenheit eines äußeren magnetischen Feldes, eine endliche Magnetisierung, die den Ordnungsparameter darstellt. Durch ein äußeres Magnetfeld können der Betrag und die Richtung der Magnetisierung geändert werden [51]. Ferroelektrika besitzen eine spontane elektrische Polarisation, die durch ein elektrisches Feld beeinflusst werden kann [36]. Man spricht schließlich von einem ferroelastischen Stoff, wenn er eine spontane Dehnung aufweist, die durch Einwirkung einer äußeren mechanischen Spannung verändert werden kann [36]. Typische Eigenschaften von Ferroika sind auch die Domänenbildung, sowie ein hysteretisches Verhalten bei Einwirkung der zugehörigen äußeren Einflussgröße [51, 36], also die Abhängigkeit von der jeweiligen Vorgeschichte. Besitzt ein Material gleichzeitig mehrere ferroische Eigenschaften, also z.B. Ferromagnetismus und Ferroelektrizität oder auch Ferroelektrizität und Ferroelastizität, so bezeichnet man es als Multiferroikum. Dabei müssen die verschiedenen ferroischen Eigenschaften in einem Multiferroikum nicht gekoppelt sein. Zeigt ein Material hingegen ein magnetoelektrisches Verhalten, so ist es möglich, die Magnetisierung durch ein elektrisches Feld bzw. die elektrische Polarisation 5 Einleitung durch ein Magnetfeld zu verändern. Die Verwendung magnetoelektrischer Multiferroika ermöglicht neue Anwendungen, wie z.B. nicht-flüchtige magnetische Computerspeicher, deren Speicherinformation (Richtung der Magnetisierung) durch ein elektrisches Feld mit geringer Leistung und ohne Streufelder geschaltet werden kann. Ebenso könnte man Speicherbausteine realisieren, die beide ferroischen Ordnungsstrukturen, also sowohl die Magnetisierung als auch die Polarisation, als Speichermechanismus nutzen [18]. Die Beeinflussung der Magnetisierung durch ein äußeres elektrisches Feld kann auf verschiedene Weise geschehen. Zum einen gibt es Stoffe, die intern eine Kopplung zwischen der Magnetisierung und elektrischen Feldern bzw. der Polarisation und magnetischen Feldern aufweisen. Diese werden als intrinsisch magnetoelektrisch bezeichnet und werden in Teil I dieser Arbeit beschrieben. Die Hexaferrite, mit denen sich Teil I beschäftigt, gehören zu dieser Klasse. Hierbei wird primär auf das Wachstum der Hexaferrite mittels gepulster Laser-Deposition (PLD), sowie auf die Charakterisierung der verschiedenen Proben hinsichtlich struktureller und magnetischer Eigenschaften eingegangen (Kapitel 3. Eine andere Möglichkeit, eine endliche magnetoelektrische Kopplung zu erreichen besteht darin, eine Hybridstruktur aus zwei elastisch miteinander gekoppelten Ferroika zu erstellen, in der eines der beiden Materialien eine Kopplung zwischen äußerem elektrischen Feld und der mechanischen Verformung aufweist (Piezoelektrizität) und das andere eine Kopplung zwischen mechanischer Verformung und der Magnetisierung (Magnetoelastik). Abb. 1.1 zeigt dies schematisch. Solche extrinsischen Magnetoelektrika, die aus einem piezoelektrischen und einem magnetoelastischen Material bestehen, werden im Teil II dieser Arbeit behan- Abbildung 1.1: Die drei wichtigsten ferroischen Eigenschaften, ihre zugehörigen Einflussgrößen und die Kopplung zwischen ihnen. Bei intrinsischen Magnetoelektrika besteht eine direkte Kopplung zwischen der elektrischen Polarisation P und dem Magnetfeld H bzw. zwischen der Magnetisierung M und dem elektrischen Feld E. In den in dieser Arbeit untersuchten extrinsisch magnetoelektrischen Systemen existiert zunächst eine Kopplung zwischen dem elektrischen Feld E und der mechanischen Deformation , welche dann über die Magnetostriktion mit der Magnetisierung M gekoppelt ist. σ bezeichnet die mechanische Spannung. Die Grafik ist entnommen aus Ref. [65]. 6 delt. Hierbei dienen BaTiO3 (Kapitel 5) bzw. PMN-PT (Kapitel 6) als piezoelektrische Substrate, auf die dann mittels Magnetron Sputtern bzw. gepulster LaserDeposition eine dünne Schicht eines magnetischen Materials aufgetragen wird, die dann über den inversen magnetostriktiven Effekt ihre Magnetisierung verändern. In dieser Arbeit werden hierfür kristalliner Magnetit (Fe3 O4 ) bzw. polykristallines Nickel verwendet. 7 Einleitung 8 Teil I Intrinsische Magnetoelektrika 9 Kapitel 2 Theorie magnetoelektrischer Hexaferrite 2.1 Intrinsische Magnetoelektrika Aus den Maxwell-Gleichungen der klassischen Elektrodynamik ergeben sich Gleichungen für das magnetische und das elektrische Feld, die jeweils über ein dazugehöriges Potential (A bzw. φ) definiert sind [47]: B=∇×A E = −∇φ − (2.1) ∂A . ∂t (2.2) Verwendet man ein vierdimensionales Vektorpotential Aµ = (φ/c, A), das das elektrische und das magnetische Potential zusammenfasst, so kann man einen vierdimensionalen Feldtensor F µν (µ, ν = 0, 1, 2, 3) sowie den ebenfalls vierdimensionalen Polarisationstensor M αβ definieren. Durch den generalisierten Suszeptibilitätstensor ξ αβ sind die beiden Tensoren verbunden: 1 µ0 cM αβ = ξ αβ F µν . 2 (2.3) me m Aus ξ αβ ergeben sich die einzelnen Tensoren χeij , χem ij , χij und χij . Nach einiger Rechnung erhält man zwei Gleichungen für die elektrische Polarisation und die Magnetisierung [18]: 1 em 1 e χij Ej + χ Bj 2 µ0 c µ0 c ij 1 me 1 Mi = + χij Ej + χm Bj . µ0 c µ0 ij Pi = − (2.4) (2.5) me In den meisten Materialien sind χem ij und χij gleich Null. In diesem Fall ergibt sich für die Polarisation P in einem Dielektrikum in Abhängigkeit vom angelegten elektrischen Feld E: 11 Theorie magnetoelektrischer Hexaferrite Pi = − 1 e χ Ej . µ0 c2 ij (2.6) χeij entspricht der konventionellen elektrischen Suszeptibilität χ̃eij bis auf das Vorzeichen (χeij = −χ̃eij ). Betrachtet man ein homogenes, isotropes Medium, so ist χ̃e ein Skalar und die Polarisation parallel zum äußeren Feld: Pi = 0 χ̃e Ei . (2.7) In einem magnetisch polarisierbaren Medium gilt gemäß Gleichung (2.4) für den Fall me χem ij = χij = 0 ein linearer Zusammenhang zwischen der Magnetisierung M und der magnetischen Flussdichte B: Mi = 1 m χ Bj . µ0 ij (2.8) Dabei entspricht der Tensor χm ij nicht der allgemeinen magnetischen Suszeptibilität m χ̃ij , wobei Mi = χ̃m ij Hj . (2.9) m O’Dell [48] zeigt, dass für schwach magnetische Stoffe χ̃m ij ≈ χij gilt. Für ein magnetisch isotropes, homogenes Medium lässt sich dies einfach zeigen, da Bi = µ0 (Hi + m m Mi ) = µ0 (1+ χ̃m )Hi und damit Mi = µ10 χ̃mχ̃ +1 Bi . Für kleine χ̃m ergibt sich χ̃mχ̃ +1 ≈ χ̃m und daraus Mi = µ10 χ̃m ij Bj . me Für einige wenige Materialien sind die Kopplungstensoren χem ij und χij von Null verschieden. Es besteht eine Abhängigkeit zwischen elektrischer Polarisation P und magnetischem Feld H, sowie zwischen Magnetisierung M und elektrischem Feld E. Stoffe, die eine solche Kopplung aufweisen, nennt man magnetoelektrisch. Durch Symmetriebetrachtungen ergibt sich gemäß Referenzen [3] und [18] eine obere Grenze für einen magnetoelektrischen Tensor χme ij zu: χme ij ≤ q χeii χm jj . (2.10) Die meisten Ferromagneten und Ferroelektrika haben eine relativ große Subszeptibilität χm bzw. χe [18]. Für Multiferroika, die sowohl ferroelektrisch als auch ferromagnetisch sind, könnte man vermuten, dass sie auch gute Kandidaten für eine ausreichend hohe magnetoelektrische Kopplung sind. Gleichung (2.10) gibt allerdings nur eine obere Schranke für die Kopplungskonstante χme an. Multiferroische Materialsysteme sind selten. Ferroelektrika sind elektrische Isolatoren, da eine Ladungsverschiebung in einem Leiter immer sofort zu einem Stromfluss und damit zu einem Ladungsausgleich führen würde. Die meisten ferromagnetischen Materialsysteme benötigen hingegen lokalisierte magnetische Momente, die miteinander wechselwirken [51]. Diese Momente entstehen, wenn die Atome unvollständig 12 Hexaferrite gefüllte Schalen in ihrer elektronischen Struktur aufweisen. In diesem Fall treten allerdings häufig Prozesse auf, die einen Stromtransport begünstigen, was die isolierenden Eigenschaften zunichte machen würde. Wichtig ist, dass magnetoelektrische und multiferroische Eigenschaften nicht notwendigerweise zusammenfallen. Es gibt magnetoelektrische Stoffe, die keine Multiferroika sind, weil sie beispielsweise ohne äußeres Magnetfeld keine elektrische Polarisation zeigen. Ebenso gibt es Multiferroika, die sowohl ferroelektrisch als auch ferromagnetisch sind, aber keine Kopplung der beiden Phänomene zeigen. Abb. 2.1 zeigt schematisch, auf welche Weisen ferromagnetische und ferroelektrische Eigenschaften verbunden sein können. Wenige Stoffe sind sowohl ferromagnetisch als auch ferroelektrisch (Multiferroika). Andere wenige zeigen eine magnetoelektrische Kopplung. Man sieht, dass multiferroische und magnetoelektrische Eigenschaften nicht zwangsweise gleichzeitig auftreten. Magnetoelektrisch Multiferroisch NiFe2O4 La0,1Mn0,9O3 CoFe2O4 EuO BaTiO3 BiMnO3 PbTiO3 Fe3O4 YMnO3 CoCr2O4 TbMn2O5 SrCo2Ti2Fe8O19 TbMnO3 BiCrO3 BiFeO3 NiO Cr2O3 LaMnO3 PbZrO3 LaFeO3 PbxZr1-xTiO3 Magnetisch polarisierbar Elektrisch polarisierbar Ferromagnetisch Ferroelektrisch Abbildung 2.1: Klassifikation einiger isolierender Oxide nach Referenzen [12] und [18]. Die Schnittmenge zwischen ferroelektrischen und ferromagnetischen Materialien ist relativ klein. Ebenso bilden nur sehr wenige eine magnetoelektrische Kopplung. Das Hexaferrit SrCo2 Ti2 Fe8 O19 , das in dieser Arbeit behandelt wird, ist violett markiert. 2.2 Hexaferrite Hexaferrite sind hexagonal oder rhomboedrisch orientierte ferrimagnetische Oxide. Ihre Vielseitigkeit macht sie interessant für die Anwendung als Permanentmagnet oder Speichermedium [1]. Das zuerst beschriebene Hexaferrit war Magnetoplumbit PbFe12 O19 , mit einer heute als M-Typ bezeichneten Struktur [34]. 2.2.1 Kristallstruktur Die Einheitszellen sämtlicher Hexaferrite sind aus einzelnen Spinell-Blöcken aufgebaut, die je nach Typ in verschiedener Reihenfolge und Orientierung aufeinander gestapelt sind [34]. Dabei unterscheidet man die Spinell-Blöcke S (T M2 Fe4 O8 ), R (M eFe6 O11 ) und T (2M eFe4 O7 ), wobei T M für ein Übergangsmetallion steht und 13 Theorie magnetoelektrischer Hexaferrite M e für ein Metall-Kation (z.B. Ba, Sr, Pb, Sc, Mg) [34, 38, 78]. Ist ein Block in der Einheitszelle um 180◦ gedreht, so kennzeichnet man ihn mit einem Asterisk (*). Insgesamt ergeben sich also die Blöcke S, R, T, S*, R* und T*. Je nachdem, in welcher Reihenfolge und Ausrichtung die einzelnen Blöcke angeordnet sind, klassifiziert man die Hexaferrite in die Typen M, W, X, Y, Z und U. Der genaue Aufbau der einzelnen Typen ist in Ref. [78] beschrieben. Das in dieser Arbeit betrachtete SrCo2 Ti2 Fe8 O19 ist ein M-Typ Hexaferrit, das die Struktur RSR*S* aufweist [78]. Es basiert auf dem undotierten SrFe12 O19 [30], dessen Kristallstruktur in Abb. 2.2 gezeigt ist. Abbildung 2.2: Die Elementarzelle von SrFe12 O19 , dem undotierten M-Typ-Hexaferrit. Das in dieser Arbeit betrachtete Hexaferrit ist SrCo2 Ti2 Fe8 O19 . Vier der Eisenatome wurden durch Co bzw. Ti ersetzt. Die Grafik wurde mit Hilfe der Programme Powder Cell und POV-Ray erstellt. Quelle für die Positionen der einzelnen Atome war Ref. [34]. Die Orientierung der Spins ist entnommen aus Ref. [78]. 14 Hexaferrite SrFe12 O19 kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem in der Raumgruppe P 63 /mmc [74] mit den Gitterkonstanten a = 5,8836 Å und c = 23,0376 Å [29]. Die Fe3+ -Ionen sind in drei oktaedrisch koordinierten Plätzen (2a-, 4f2 -, und 12k-Untergitter), einem tetraedrisch koordinierten Platz (4f1 -Untergitter) und einem pseudotetraedrischen Platz (4e( 12 )-Untergitter) angeordnet [1]. Das SrCo2 Ti2 Fe8 O19 entsteht durch Substitution zweiter Eisen-Ionen des SrFe12 O19 mit Cobalt und Titan. Dabei werden die Eisen-Ionen an den verschiedenen Gitterplätzen unterschiedlich stark durch Co2+ und Ti4+ ersetzt. Batlle et al. [1] zeigen mittels Neutronendiffraktometrie an unterschiedlich stark dotiertem SrCox Tix Fe12−2x O19 , dass das Cobalt vornehmlich (mehr als 50%, abhängig vom Grad der Substitution) die tetraedrisch koordinierten Gitterplätze im 4f1 -Untergitter besetzt, während die Titan-Ionen die oktaedrischen Plätze 4f2 bzw. 12k bevorzugen. Die Gitterkonstante erhöht sich sowohl in a- als auch in c-Richtung in Abhängigkeit vom Grad der Dotierung x [22]. Dies ist begründet in den Ionenradien der Co2+ bzw. Ti4+ -Ionen, die mit 0,72 Å bzw. 0,68 Å etwas größer sind als derjenige von Fe3+ (0,64 Å) [22]. 2.2.2 Magnetische Eigenschaften Fe3+ hat die Elektronenkonfiguration [Ar] 3d5 . Damit ergibt sich ein magnetisches Moment von 5 µB für jedes Eisen-Ion (S = 25 , High-Spin Konfiguration). SrFe12 O19 weist eine ferrimagnetische Ordnung auf, wobei die Spins der 16 Eisenionen in den 2a-, 4e( 12 )- und 12k-Plätzen antiparallel zu denjenigen der verbleibenden 8 Eisenionen an den 4f1 - und 4f2 -Plätzen orientiert sind [13, 78]. Legt man ein einfaches Ionen-Modell zugrunde, ergibt sich netto ein magnetisches Moment von 8 µFe bzw. 40 µB . Durch eine starke Austauschkopplung zwischen den Fe-Ionen entsteht eine ausgeprägte magnetische Anisotropie, die sich in einer magnetisch leichten Achse entlang der c-Achse des Kristalls äußert [22]. Die magnetische Anisotropie wird durch die Dotierung beeinflusst [22]. Teilweise entsteht eine ebene Anisotropie innerhalb der ab-Ebene [22, 56]. Auch Sättigungsmagnetisierung MS und Koerzitivfeld Hc verändern sich als Funktion von x [22]. Während MS für x = 0,5 ein Maximum aufweist und für größere Dotierungsgrade kleiner wird, nimmt Hc monoton mit x ab [22]. Durch die Dotierung mit Cobalt werden Fe3+ mit 5 µB durch Co2+ -Ionen ersetzt, die in der Low-Spin-Konfiguration ein magnetisches Moment von 0,8 µB aufweisen [22]. Das Einbringen von Titan ersetzt Eisenionen durch unmagnetische Ti4+ -Ionen (Elektronenkonfiguration [Ar]). Dadurch ergibt sich ab x = 0,5 eine Abnahme von MS für zunehmendes x [22]. 2.2.3 Magnetisch induzierte Ferroelektrizität Jia et al. [27] entwickelten ein Modell, das die magnetische Ordnung innerhalb eines Kristalls als Ursache für eine spontane Ladungsverschiebung angibt. Hierbei wird die Entstehung einer ferroelektrischen Polarisation drei grundlegenden Mechanismen zugeschrieben: der Magnetostriktion, dem Spinstrom-Mechanismus und der d-p-Hybridisierung. Abb. 2.3 (a) zeigt eine Situation, in der zwei magnetische Ionen an den Orten r und 15 Theorie magnetoelektrischer Hexaferrite r + e über ein dazwischen, also am Ort r + e2 , liegendes Ion (Ligand) hybridisiert sind. Abbildung 2.3: (a) Magnetisch induzierte Polarisation zwischen zwei magnetischen Ionen. Der gestrichelte Kreis zeigt die Position des Liganden ohne magnetisches Feld. (b) Ausschnitt aus dem Gitter eines antiferromagnetisch orientierten Materials. Hier wird die Polarisation ∆P durch den Mechanismus der Magnetostriktion bewirkt. Die magnetischen Momente können dabei auch kollinear liegen. Grafik entnommen aus Ref. [30]. Hierbei wird an der Stelle des Liganden eine elektrische Polarisation erzeugt, die durch die Gleichung ∆Pr+e/2 = P ms (mr · mr+e )e + P sp e × (mr × mr+e ) + Porb [(e · mr )mr − (e · mr+e )mr+e ] (2.11) beschrieben wird. mr und mr+e sind die lokalen magnetischen Momente an den Orten r bzw. r + e. Der erste Term in Gleichung (2.11) beschreibt die Magnetostriktion, also die Änderung der physikalischen Dimensionen eines Kristalls durch eine Änderung der Magnetisierung. Bei diesem Mechanismus ist es nicht notwendig, dass die beiden Spins der Ionen auf den Plätzen r und r + e um einen Winkel verkippt sind. Auch eine parallele (ferromagnetische) oder antiparallele (antiferromagnetische) Ausrichtung ist möglich [30]. Abb. 2.3 (b) zeigt die Situation einer antiferromagnetischen Anordnung. Der zweite Term in (2.11) steht für den inversen Dzyaloshinskii-Moriya (DM) Mechanismus, auch Spinstrom-Mechanismus genannt. Als Spinstrom bezeichnet man den Fluss eines magnetischen Dipolmoments. Abb. 2.4 zeigt verschiedene Anordnungen von magnetischen Momenten (Spins), wobei die gekoppelten Spins untereinander 16 Hexaferrite um einen Winkel θ (θ 6= 0; θ 6= π) verkippt sind. Man erhält also eine Spinanordnung, bei der die gekoppelten Spins nicht parallel oder antiparallel sind. Die DMWechselwirkung bewirkt in einem System zweier nicht kollinear gekoppelter Spins die Verschiebung eines dazwischen liegenden Liganden durch die Elektron-GitterWechselwirkung. Im betrachteten Fall führt ein zwischen nicht-kollinear gekoppelten Spins induzierter Spinstrom zu einer elektrischen Polarisation ∆Pr+e/2 [30], siehe Abb. 2.3 (a). Abbildung 2.4: Verschiedene schraubenartige Spinanordnungen: (a) Zykloide, (b) echtschraubenförmig, (c) transversal-konisch und (d) longitudinal-konisch. Q beschreibt die Richtung der magnetischen Modulation in allen vier Teilen der Abbildung. Entnommen aus Ref. [30]. Der dritte Term in Gleichung (2.11) beschreibt die Änderung der Metall-Ligand d-p-Hybridisierung mit Spin-Bahn-Kopplung, die in Kristallen niedriger Symmetrie auch zu einer ferroelektrischen Ordnung führen kann [30]. Dem Spinstrom-Mechanismus und der d-p-Hybridisierung ist gemein, dass Änderungen in der magnetischen Struktur durch das Anlegen eines magnetischen Feldes automatisch auch zu Änderungen in der elektrischen Polarisation führen. Der zweite Term in Gleichung (2.11), also der Spinstrom-Anteil, wird Null wenn die Spins echt-schraubenförmig angeordnet sind (Abb. 2.4 (b)), erhält aber einen endlichen Wert für eine zykloide Anordnung (Abb. 2.4 (a)). Bei der d-p-Hybridisierung, also beim dritten Term ist es hingegen genau andersherum. Abhängig vom betrachteten 17 Theorie magnetoelektrischer Hexaferrite Materialsystem sind es also verschiedene Mechanismen, die zu einem magnetisch induzierten Dipolmoment führen [30]. 2.2.4 Magnetoelektrische Eigenschaften von Hexaferriten In Abschnitt 2.2.3 wurde beschrieben, wie die Anordnung der magnetischen Momente in einem Kristall eine induzierte Ferroelektrizität erzeugt und damit die Grundlage für magnetoelektrische Effekte bildet. SrCo2 Ti2 Fe8 O19 ist ein M-Typ Hexaferrit. Zur Erklärung der Zusammenhänge zwischen Kristallstruktur und magnetischer Struktur wird im Folgenden der Y-Typ (Ba,Sr)M e2 Fe12 O22 behandelt (siehe Abb. 2.5). Qualitativ lässt sich dieses Modell auch auf das M-Typ Hexaferrit SrCo2 Ti2 Fe8 O19 übertragen. Abbildung 2.5: Kristallstruktur (a) und mögliche magnetische Strukturen (b - d) eines Y-Typ Hexaferrites. Durch Anlegen eines Magnetfeldes entlang der c-Achse, sowie durch Ersetzen von Eisen-Atomen durch andere zweiwertige Metallionen, wird der Winkel Φ zwischen den magnetischen Momenten der einzelnen Blöcke verändert und damit z.B. eine echt-schraubenförmige Struktur (b) in eine kollineare Struktur (d) transformiert. Grafik entnommen aus Ref. [74]. Zur Erklärung der magnetischen Struktur des Y-Typs teilt man die Atome in zwei verschiedene Blöcke auf: Den L-Block mit den großen magnetischen Momenten µL und den S-Block mit den kleineren Momenten µS , siehe Abb. 2.5 (a). Dabei ist zu beachten, dass diese Blöcke nicht den oben genannten strukturellen Blöcken entsprechen. Die Blöcke sind entlang der c-Achse gestapelt. Innerhalb der Blöcke liegen 18 Hexaferrite die magnetischen Momente der Metall-Ionen (Fe, M e) in der ab-Ebene. Die Grenze zwischen den verschiedenen Blöcken liegt zwischen der vierten und der fünften Lage von Eisenatomen (Fe(4) und Fe(5)). Zwischen den Blöcken besteht beim Y-Typ eine Wechselwirkung über den Superaustausch, wobei der Sauerstoff O(2) den Austausch zwischen Fe(4) und Fe(5) vermittelt. Für BaM e2 Fe12 O22 ergibt sich eine ferrimagnetische Anordnung der Spins. Ersetzt man einige der Barium-Ionen durch kleinere Strontium-Ionen, verändert sich der Winkel φ zwischen den magnetischen Momenten der einzelnen Blöcke. Die ferrimagnetische Ordnung wird zu einer helikalen Spinstruktur (siehe Abb. 2.5 (b)-(d)). Diese bildet, wie in Abschnitt 2.2.3 beschrieben, die Grundlage für eine magnetisch induzierte elektrische Polarisation und damit für magnetoelektrische Eigenschaften des Hexaferrits [74]. Um die verschiedenen Transformationen der magnetischen Ordnung nachzuweisen, wurden von Kimura et al. [29] Versuche durchgeführt, welche die Magnetisierung und die elektrische Polarisation eines Y-Typ Hexaferrits in Abhängigkeit von einem äußeren Magnetfeld untersuchen, um damit ein magnetisches Phasendiagramm der Substanz erstellen zu können. Abb. 2.6 zeigt die Ergebnisse. In Abb. 2.6 (a) sieht man die Magnetisierungskurve. Die Magnetisierung zeigt in Abhängigkeit vom äußeren Feld kein normales ferrimagnetisches Verhalten, sondern steigt in Stufen zur Sättigungsmagnetisierung an. Daraus folgert man, dass dort jeweils eine Änderung der magnetischen Ordnung stattfindet [30]. Bei sehr niedrigen äußeren Magnetfeldern Hext < Hc1 entspricht die magnetische Struktur des Y-Typ Hexaferrits einer modifizierten Schraubenstruktur (Abb. 2.5 (b)), mit einem kleinen Anteil ferromagnetisch (φ = 0) orientierter Spins [41]. Bei Feldern mit Hc1 ≤ Hext ≤ Hf existieren verschiedene Mischphasen helikaler Strukturen. Es finden sich Komponenten mit φ = 90◦ und solche mit φ = 45◦ , deren Anteil in Abhängigkeit von Hext variiert [41]. Je nachdem, welcher Drehwinkel φ dominiert, bezeichnet man die Phasen als Intermediate I, Intermediate II und Intermediate III (siehe Abb. 2.6 (c)) [30]. Ab einer Feldstärke Hf , die den Übergang zur Sättigung in der M (H)-Kurve darstellt, existiert nur noch die Komponente mit φ = 0◦ , was einer kollinearen ferrimagnetischen Struktur entspricht, siehe Abb. 2.5 (d) [41]. In Abb. 2.6 (b) ist die elektrische Polarisation gegen das angelegte Magnetfeld aufgetragen. An jenen Stellen, an denen man eine Änderung der magnetischen Ordnung feststellt, ändert sich auch die elektrische Polarisation im betrachteten Hexaferrit. So existiert bei Hext = 0 keine spontane Polarisation. Ab der ersten magnetischen Strukturänderung in eine Intermediate-Phase steigt die Polarisation steil an und erreicht ein Maximum bei etwa µ0 Hext = 1 T, um dann bei Hext = Hf wieder zu verschwinden. Das System befindet sich wieder in einem kollinear ferrimagnetisch ausgerichteten Zustand. Aus Messungen der Übergänge bei verschiedenen Temperaturen kann man nun ein magnetisches Phasendiagramm erstellen, wie es in Abb. 2.6 (c) gezeigt ist [74]. Im Fall des M-Typ-Hexaferrits Ba(Fe,Sc,Mg)12 O19 beschreiben Tokunaga et al. [69] eine Zykloide-Struktur der magnetischen Momente, wie in Abb. 2.4 (a), die sich in Einkristallen in eine longitudinal-konische Struktur (Abb. 2.4 (d)) verwandelt. Durch Anlegen eines äußeren Magnetfeldes in der ab-Ebene entsteht eine endliche elektrische Polarisation. Diese longitudinal-konische Struktur bleibt bis zu Raumtemperatur erhalten, was Ba(Fe,Sc,Mg)12 O19 zu einem Kandidaten für magnetoelektrische Eigenschaften bei Raumtemperatur macht. Lediglich der geringe Widerstand der 19 Theorie magnetoelektrischer Hexaferrite Substanz birgt Probleme bei der Durchführung von Messungen eines wirklichen magnetoelektrischen Effektes bei Raumtemperatur [74]. Abbildung 2.6: (a) und (b) Abhängigkeit der Magnetisierung bzw. der elektrischen Polarisation vom angelegten Magnetfeldvon in Ba0,5 Sr1,5 Zn2 Fe12 O22 , einem Y-Typ Hexaferrit. Sowohl die Magnetisierung als auch die Polarisation zeigen eine spontane Änderung bei den beiden Schaltfeldern, die durch je einen Stern (*) gekennzeichnet sind. Das Magnetfeld liegt in der abEbene. (c) Magnetisches Phasendiagramm von Ba0,5 Sr1,5 Zn2 Fe12 O22 . Die gelbe Fläche zeigt die Phase mit endlicher elektrischer Polarisation. Grafik entnommen aus Ref. [74]. 20 Kapitel 3 Herstellung und Charakterisierung der SrCo2Ti2Fe8O19-Filme 3.1 Stand der Forschung an M-Typ Hexaferriten Das am besten beschriebene Hexaferrit ist das ferrimagnetische Barium-Hexaferrit BaFe12 O19 , das den Prototyp des M-Typ Hexaferrits darstellt. Es wird seit einigen Jahrzehnten untersucht und bereits erfolgreich als Material in kommerziellen Permanentmagneten, Speichermedien und Mikrowellenbauteilen eingesetzt [22]. Auch dünne Schichten von BaFe12 O19 werden bereits seit vielen Jahren erfolgreich hergestellt. Im Jahr 1992 stellten Carosella et al. [5] dünne epitaktische BariumHexaferrit Filme mittels gepulster Laser-Deposition her. Hierbei wurde der Einfluss der Prozessparameter auf die strukturellen und magnetischen Eigenschaften untersucht. Gerard et al. machten Versuche zum Schichtwachstum mittels Sputterdeposition und beobachteten, dass sich die kristalline BaFe12 O19 -Schicht auf einer gemischtphasigen (primär Magnetit bzw. Maghemit) Zwischenschicht bildet [20]. In Hinblick auf magnetoelektrische Anwendungen wurde in den letzten Jahren vornehmlich der Einfluss von Dotierungen auf die Eigenschaften des M-Typ-Hexaferrits untersucht. Dotierung bedeutet in diesem Fall, dass einige der Eisenatome durch andere Kationen substituiert werden. Oliver et al. [50] untersuchten 1999 die Eigenschaften von Scandium-dotiertem Barium-Hexaferrit (BaScx Fe12−x O19 ) in dünnen Filmen. Es zeigt sich ein Einfluss der Prozessparameter auf den Grad der Substitution x, sowie von x auf die Gittereigenschaften. Sharbati et al. [61] verwenden mit Cobalt, Zinn und Holmium dotierte Magnetoplumbide (PbCo0,5 Sn0,5 Hox Fe11−x O19 ) als Nanopartikel, wobei x den Grad der Substitution von Eisen durch Holmium bezeichnet, der im Bereich von 0 bis 0,75 variiert wird. Die Ergebnisse zeigen, dass sich in Abhängigkeit von x Fremdphasen ausbilden, was größtenteils am großen Ionenradius der Ho3+ -Ionen liegt [50]. Auch die Sättigungsmagnetisierung ist bei x = 0,75 um etwa 30 % erniedrigt, verglichen mit dem ursprünglichen Materialsystem. Dies lässt sich durch eine Gitterverzerrung durch die größeren Ionenradien und Veränderungen des Superaustauschs zwischen den Eisenatomen erklären [50]. Auch das in dieser Arbeit untersuchte SCTFO, also ein Hexaferrit, in welchem vier der Fe3+ -Ionen durch zwei Co2+ - und zwei Ti4+ -Ionen substituiert sind, ist bereits seit einigen Jahren Gegenstand der Forschung. Batlle et al. [1] untersuchten 1991 die Verteilung der Titan- und Cobalt-Ionen in der Einheitszelle und den 21 Herstellung und Charakterisierung der SCTFO-Filme Einfluss der Dotierung auf die strukturellen und magnetischen Eigenschaften von BaFe12−2x Cox Tix O19 . Guan et al. [22] zeigten 2013 den Einfluss der Dotierung auf die magnetische Anisotropie in Bulk-Proben des M-Typ Hexaferrits, wobei festgestellt wird, dass diese für höhere Dotierungen kleiner wird. Ebenfalls im Jahr 2013 erschienen Publikationen von Mohebbi et al., die von ersten magnetoelektrischen Effekten in dünnen Schichten von SrCo2 Ti2 Fe8 O19 berichten [38,39]. Karpinsky et al. [28] stellten 2010 auch Heterostrukturen aus BaFe12 O19 und BaTiO3 her, in denen sich eine indirekte magnetoelektrische Kopplung nachweisen lässt. 3.2 Herstellung dünner SrCo2Ti2Fe8O19-Filme mittels gepulster Laser-Deposition Die dünnen Filme des M-Typ-Hexaferrites SrCo2 Ti2 Fe8 O19 wurden mittels gepulster Laser-Deposition (siehe A.3) hergestellt. Als Substrat diente einseitig poliertes, (0001)-orientiertes Al2 O3 mit einem hexagonalen Kristallgitter und Gitterkonstanten von a = b = 4,75 Å und c = 12,98 Å [43]. Bei einer in-plane Gitterkonstante des SrCo2 Ti2 Fe8 O19 von 5,88 Å ergibt sich eine Gitterfehlanpassung von 23,8 %. Dieser Wert gilt allerdings nur dann, wenn das Hexaferrit so auf dem Saphir aufwächst, dass sich die Eisen-Teilstruktur des Hexaferrits an die Aluminium-Teilstruktur des Al2 O3 anschließt. Chen et al. [6] beschreiben am Beispiel von Zinkoxid auf Saphir, dass im Falle großer Gitterfehlanpassungen die Gitter um einen gewissen Winkel zueinander verdreht aufwachsen können. Dadurch richtet sich das Sauerstoffuntergitter des einen Kristalls an jenem des anderen Kristalls aus und die Gitterfehlanpassung wird deutlich reduziert. Ist dies beim Wachstum von SrCo2 Ti2 Fe8 O19 auf Al2 O3 der Fall, so beträgt die Gitterfehlanpassung nur noch etwa 7 % [5]. Um die Depositionsparameter für optimales Kristallwachstum zu finden, wurden mehrere Proben mit unterschiedlichen Prozessparametern angefertigt. Es wurden Proben bei drei verschiedenen Prozesstemperaturen TS , drei unterschiedlichen LaserFluenzen ρL (Energie pro Flächeneinheit) des Exzimer-Lasers am Target, sowie drei verschiedenen Drücken p des Prozessgases (Sauerstoff) hergestellt. Diese wurden mittels verschiedener Analysetechniken untersucht, um die optimalen Wachstumsbedingungen klassifizieren zu können: Zur Bestimmung der strukturellen Eigenschaften der Filme wurden die Proben mittels hochauflösender Röntgendiffraktometrie (HRXRD, siehe A.1) untersucht. Dazu wurden 2θ-ω-Scans durchgeführt und die entstehenden Diffraktogramme mit der Literatur verglichen. Auf diese Weise kann festgestellt werden, ob die entstandenen Filme einphasig sind. Außerdem wurde so die Gitterkonstante senkrecht zur Probenebene (c, out-of-plane Gitterkonstante) in Abhängigkeit von den Prozessparametern bestimmt. Man verwendet dazu die Bragg-Beziehung (Gleichung A.1) und den Netzebenenabstand des hexagonalen Kristallsystems [15]: dhkl = q a 4 (h2 3 + hk + k 2 ) + 22 , a2 c2 · l2 (3.1) Herstellung dünner SCTFO-Filme mittels PLD mit den millerschen Indizes h, k, l. Weiterhin wurden Rockingkurven um den (0006)Filmreflex aufgenommen, was Aussagen über die kristalline Qualität der Filme erlaubt. Um Informationen über die magnetischen Eigenschaften der verschiedenen Proben zu erhalten, wurden sie mittels SQUID-Magnetometrie (siehe A.2) untersucht. Hierfür wurde die Magnetisierung in Abhängigkeit vom angelegten äußeren Magnetfeld bestimmt. Dabei sind vor allem die Sättigungsmagnetisierung und das Koerzitivfeld interessant. Diese Größen dienen, gemeinsam mit den Ergebnissen aus der Röntgendiffraktometrie dazu, die optimalen Prozessparameter zu finden. 3.2.1 Temperaturserie Eine der Größen, die zur Prozessoptimierung verändert wurden, war die Temperatur TS des Substrats während der Deposition. Der Druck des Prozessgases p sowie die Laser-Fluenz ρL wurden nicht verändert. Sie betrugen einheitlich p = 25 µbar und ρL = 1,0 J/cm2 . Röntgendiffraktometrie Unterhalb von TS = 700 ◦ C zeigen die 2θ-ω-Scans, dass sich kein kristallines Hexaferrit gebildet hatte. Zur Prozessoptimierung wurden Proben mit TS = 700 ◦ C, TS = 750 ◦ C und TS = 800 ◦ C herangezogen. Die Ergebnisse der Röntgendiffraktometrie (siehe Abb. 3.1 (a)) zeigen, dass bei höherer Wachstumstemperatur die (0006)und (0008)-Reflexe zu höheren 2θ-Winkeln verschoben werden, was eine kleinere Gitterkonstante c senkrecht zur Probenebene für zunehmende Temperaturen bedeutet. Die Gitterkonstanten c aller Proben lagen etwa 2 bis 3 % unter den in der Literatur angegebenen, wobei die letzteren für Volumenkristalle gelten und nicht für dünne Schichten. Die aus der Lage der Filmreflexe berechneten Gitterkonstanten c für die verschiedenen Proben findet man in Abb. 3.1 (b). Der Abstand zum Literaturwert war für eine Substrattemperatur von TS = 800 ◦ C am größten. Bei den Proben mit TS = 700 ◦ C und T = 750 ◦ C wurden zusätzlich noch Rockingkurven um den (0006)-Reflex des Hexaferrits gemessen, um die Mosaizität der dünnen Schicht zu bestimmen. ∆ω bezeichnet hier zur besseren Vergleichbarkeit die Differenz zu dem ω-Wert, bei dem sich der (0006)-Filmreflex befindet (∆ω = ω − ω(0006) ). Die Halbwertsbreite der Rockingkurven ist das Maß für die Mosaizität und damit für die kristalline Qualität des Films. Die relativ großen Halbwertsbreiten von 0,3◦ bis 0,4◦ lassen darauf schließen, dass die große Gitterfehlanpassung ein nicht relaxiertes Kristallwachstum nach sich zieht. Carosella et al. erhielten ähnlich große Halbwertsbreiten [5]. Die kristalline Qualität nimmt mit wachsender Temperatur zu (siehe Abb. 3.1(c) und (d)). Die Probe mit TS = 800 ◦ C zeigte die vergleichsweise beste kristalline Qualität, aber eine zu kleine Gitterkonstante. Die Probe mit TS = 750 ◦ C weist eine moderate Mosaizität bei verhältnismäßig großer Gitterkonstante auf. Bei allen Proben finden sich im 2θ-ω-Scan drei nicht eindeutig zuzuordnende Reflexe. Der Asterisk (*) zeigt den ersten, bei einem Winkel von etwa 2θ = 18,6◦ , der von einer Fremdphase stammen könnte. Ein zweiter, mit einem ausgefüllten Kreis gekennzeichneter, bei einem Winkel von 2θ = 37,7◦ entsteht durch den Untergrund der verwendeten XRD-Anlage. Der dritte kritisch zu betrachtende Reflex liegt bei 23 Herstellung und Charakterisierung der SCTFO-Filme 2 3 ,2 ) 4 7 0 0 ° C p = 7 5 0 ° C ρ = µ b a r 1 , 0 ) J / c m 2 3 ,0 = 8 0 0 ° C S S C T F O (0 0 0 8 ) 2 n g 5 µ b a e t a l. c : = 2 3 , 1 0 2 Å 2 2 ,4 p 1 • * a 2 2 ,6 ▹ 1 0 W 2 2 ,8 3 T 3 2 = L S C T F O (0 0 0 6 ) I (c p s ) 1 0 5 S T S 1 0 2 c ( Å) 1 0 = (0 0 0 6 ) ( b T A l2 O ( a = 2 r , O 2 2 2 ,2 ρ 2 = 1 , 0 J / c m L 1 0 0 2 2 ,0 2 0 ° 2 5 ° 3 0 ° 2 ( c ) 8 3 5 ° = ρ 2 5 µ b a T 1 , 0 8 0 0 ( ° C ) S ( d T r = 7 0 0 ° C = 7 5 0 ° C = 8 0 0 ° C ) 0 , 4 4 ° 0 , 4 2 ° 0 , 4 0 ° 0 , 3 8 ° 0 , 3 6 ° 0 , 3 4 ° S T 2 = 7 5 0 θ 0 p 7 0 0 4 0 ° J / c m S L 6 T 0 4 F W H M I (c p s ) S 0 p = 2 5 µ b a r , O 2 2 ρ 0 2 = 1 , 0 J / c m L 0 - 1 , 0 ° - 0 , 5 ° 0 , 0 ° 0 , 5 ° 1 , 0 ° 0 , 3 2 ° 0 , 3 0 ° 7 ∆ω 0 0 7 T 5 0 ( ° C 8 0 0 ) S Abbildung 3.1: Die Röntgendiffraktometrie-Ergebnisse der Temperaturserie. (a) Diffraktogramme im relevanten Winkelbereich für Proben mit verschiedenen Substrattemperaturen. Der mit einem Sternchen (*) gekennzeichnete Reflex zeigt eine mögliche Fremdphase, der Peak mit einem Kreis stammt vom Untergrund der XRD-Anlage und der mit einem Dreieck markierte Doppelpeak zeigt entweder eine Fremdphase oder Kristallite anderer Orientierung. (b) Errechnete Gitterkonstanten der Filme mit Vergleich zur Literatur [74]. (c) Rockingkurven für drei verschiedene Wachstumstemperaturen, wobei ∆ω = ω − ω(0006) . (d) Halbwertsbreite (FWHM) der Rockingkurven als Maß für die kristalline Qualität. einem Winkel von etwa 2θ = 40◦ und ist in den Graphen mit einem kleinen Dreieck gekennzeichnet (siehe Abb. 3.1 (a)). In diesem Winkelbereich erwartet man den (000.10)-Reflex des Hexaferrits. Im vorliegenden Fall findet sich an dieser Stelle ein Doppelpeak, dessen Breite und Ausprägung mit der Wachstumstemperatur variiert, aber nie ganz verschwindet. Auch dieser könnte durch das Vorliegen einer Fremdphase erklärt werden. Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, dass sich Kristallite mit anderer Orientierung gebildet haben und es sich beispielsweise um den (205)-Reflex handelt, der ebenfalls in diesem Winkelbereich auftritt. Die größte Breite des Doppelpeaks findet sich im Diffraktogramm der Probe mit einer Wachstumstemperatur von 800 ◦ C. TS = 750 ◦ C bringt hingegen einen relativ schmalen Reflex bei 2θ = 40,1◦ und nur einen kleinen weiteren Reflex bei 2θ = 39,6◦ . Im 2θ-ω-Scan der Probe mit T = 700 ◦ C ist der Doppelpeak zwar weniger stark ausgeprägt als in demjenigen der 800 ◦ C-Probe, aber deutlich stärker als in demjenigen 24 Herstellung dünner SCTFO-Filme mittels PLD der Probe mit TS = 750 ◦ C. Abb. 3.2 zeigt die Ergebnisse der Reflektometrie für die Temperaturserie. Aufgrund der großen Schichtdicke bei gleichzeitig moderater Oberflächenrauigkeit war eine Bestimmung der Schichtdicke auf diese Weise nicht möglich. Daher wurde eine Betrachtung mit einem Oberflächenprofilometer (Dektak, siehe A.5) durchgeführt. Die Ergebnisse der Schichtdickenmessung finden sich in Anhang B, wobei die Schichtdicken im Bereich zwischen 117 und 230 nm liegen. 1 0 T 4 = 7 0 0 ° C = 7 5 0 ° C = 8 0 0 ° C S T S I (c p s ) 1 0 1 0 T 3 S p 2 = 2 5 µ b a r , O 2 ρ 2 = 1 , 0 J / c m L 1 0 1 0 1 0 0 ° 1 ° 2 ° 3 ° 2 4 ° 5 ° θ Abbildung 3.2: Die Reflektometriedaten der Temperaturserie: Aufgrund der großen Schichtdicke und der gleichzeitig moderaten Rauigkeit sind keine Oszillationen erkennbar. Die Schichtdicke kann also durch Reflektometrie nicht bestimmt werden. SQUID-Magnetometrie Die Magnetisierung in Abhängigkeit von der Stärke des angelegten Magnetfeldes wurde für jede der Proben in zwei Orientierungen gemessen. Dabei lag das äußere Magnetfeld im ersten Fall in der Probenebene (H in-plane) und stand im anderen Fall senkrecht auf der Probenoberfläche (H out-of-plane). Die Messungen wurden bei T = 300 K durchgeführt. Abb. 3.3 zeigt die Magnetisierungskurven M (H) der verschiedenen Proben mit einer Wachstumstemperatur von TS = 700 ◦ C, TS = 750 ◦ C und TS = 800 ◦ C. Die Sättigungsmagnetisierung ist in beiden Orientierungen temperaturabhängig. Wang et al. [74] und Guan et al. [22] geben eine Sättigungsmagnetisierung von Msat = 30 emu/g bzw. Msat = 25 emu/g an, was bei einer Dichte von ρ = 5,3 g/cm3 (berechnet mit PowderCell) einer Magnetisierung von 160 kA/m bzw. 133 kA/m entspricht. Diese Werte liegen deutlich über den gemessenen. Legt man das in Abschnitt 2.2.2 beschriebene, einfache Ionen-Modell zugrunde, so ergäbe sich ein nochmals deutlich höheres erwartetes Msat von über 300 kA/m. Die Proben mit TS = 700 ◦ C und TS = 750 ◦ C zeigen eine Sättigungsmagnetisierung von jeweils etwa 40 kA/m. Die Probe mit TS = 800 ◦ C weist nur Msat ≈ 4 kA/m auf und scheidet damit bezüglich der magnetischen Eigenschaften aus. Betrachtet man die Koerzitivfelder Hc , so stellt man eine Abnahme für steigende Prozesstemperaturen fest. Wang et al. [74] finden mit einer Koerzitivfeldstärke von µ0 Hc = 6 mT einen Wert, der deutlich unterhalb der gemessenen liegt. Daher ist ein niedriges Hc als positiv zu werten. TS = 750 ◦ C 25 Herstellung und Charakterisierung der SCTFO-Filme ist als die, in Bezug auf die magnetischen Eigenschaften, günstigste Wachstumstemperatur zu sehen, was konsistent zu den Diffraktometriedaten ist. Die getroffenen Aussagen gelten sowohl für die Orientierung H in-plane als auch für H out-of-plane. Die beiden Orientierungen unterscheiden sich allerdings in der Magnetisierbarkeit. So benötigt man ein deutlich größeres äußeres Magnetfeld um die Probe entlang der Richtung senkrecht zur Probenoberfläche (c-Achse des Hexaferrites) zu magnetisieren als in einer Richtung innerhalb der Probenebene. Dies ist ein Zeichen dafür, dass die Dotierung mit Cobalt und Titan einen Einfluss auf die magnetische Anisotropie hat (siehe Abschnitt 2.2.2). Ein weiterer möglicher Grund hierfür ist auch die Formanisotropie der dünnen Schicht. Eine Magnetisierung innerhalb der Ebene der dünnen Schicht ist energetisch bevorzugt, da hier weniger Streufelder an den Enden der Probe auftreten als bei einer Magnetisierung senkrecht zur Probenoberfläche. 5 0 7 0 ( b T = 7 0 0 ° C = 7 5 0 ° C 2 5 s 0 8 0 0 ° C T / m 6 0 2 5 µ b a r , O s = H 3 0 0 a p ( m ( k A 4 0 t 0 p 2 M = 2 5 µ b a r , O 2 M ρ -2 5 2 = 1 , 0 2 0 J / c m L ρ 2 = 1 i n - p , 0 4 0 J / c m L 1 0 H -5 0 8 0 c ) = t 5 0 ) T a H µ S S (k A /m ) M 6 0 S T 1 0 0 ) -4 -3 -2 -1 i n 0 - p l a 1 H µ ( T c ) µ ( a n e H 2 3 0 4 7 0 0 l a n e 7 2 5 7 5 0 T ) 0 7 7 5 ( ° C 8 0 0 2 0 ) S 5 0 ( c ) T = 7 0 0 ° C = 7 5 0 ° C = 8 0 0 ° C S T 2 5 S T (k A /m ) S 0 p = 2 5 µ b a r , O 2 M ρ -2 5 1 , 0 J / c m L H -5 0 2 = -4 -3 -2 -1 0 H µ 1 ( T o u t - o 2 f - p l a 3 n e 4 ) 0 Abbildung 3.3: SQUID-Magnetometrie der Temperaturserie. (a) und (c) zeigen die Magnetisierungskurven M (H), (b) und (d) die Sättigungsmagnetisierung Msat und die Koerzitivfelder Hc für die Orientierungen mit H in der Probenebene (in-plane) bzw. H senkrecht zur Probenoberfläche (out-of-plane). Die Sättigungsmagnetisierung ist am größten für TS = 750 ◦ C. 26 Herstellung dünner SCTFO-Filme mittels PLD 3.2.2 Druckserie Ein weiterer zu variierender Parameter ist der Druck p des Prozessgases (Sauerstoff) in der PLD-Kammer. Es wurden Proben mit p = 1 µbar, p = 25 µbar und p = 50 µbar hergestellt. Die Temperatur des Substrates betrug einheitlich TS = 700 ◦ C, die Laser-Fluenz ρL = 1,0 J/cm2 . Röntgendiffraktometrie Die 2θ-ω-Scans in Abb. 3.4 zeigen, dass eine Veränderung des Prozessdrucks nur einen geringen Einfluss auf die Gitterkonstante c hat. Die kleinere Halbwertsbreite der Rockingkurve der Probe, hergestellt mit p = 25 µbar, weist hingegen auf eine bessere kristalline Qualität hin, verglichen mit denjenigen Proben, die bei einem Prozessdruck von p = 1 µbar oder p = 50 µbar hergestellt wurden. Auch der Doppelpeak, der bei einem Winkel 2θ von etwa 40◦ beobachtet wird, ist für p = 25 µbar am schwächsten ausgeprägt, siehe Abb. 3.4 (a). Somit wurde p = 25 µbar als optimaler Prozessdruck festgelegt. SQUID-Magnetometrie Auch die Proben der Druckserie wurden mittels SQUID-Magnetometrie untersucht. In Abb. 3.5 sind die Magnetisierungskurven M (H) der verschiedenen Proben gezeigt, wobei sich deutliche Unterschiede in den magnetischen Eigenschaften zeigen. Während der Unterschied zwischen p = 25 µbar und p = 50 µbar eher gering ausfällt, zeigt die Probe mit p = 1 µbar eine deutlich höhere Sättigungsmagnetisierung von Msat = 70 kA/m bei gleichzeitig relativ niedrigerem Koerzitivfeld (siehe Abb. 3.5 (b) und (d)). Um den Literaturwerten nahe zu kommen, sollten sowohl die Sättigungsmagnetisierung groß als auch das Koerzitivfeld klein sein. Damit ist p = 1 µbar aus Sicht der Magnetometrie der optimale Prozessdruck, was in Konflikt mit den Ergebnissen aus der Röntgendiffraktometrie steht. Die Koerzitivfelder für H in-plane und H out-of-plane Orientierung sind in dieser Messreihe etwa gleich groß, wobei die höhere Sättigungsfeldstärke im Fall der H out-of-plane Orientierung auch hier für eine härtere Achse in Richtung der c-Achse des Hexaferrits spricht. 3.2.3 Fluenz-Serie Als letzte Prozessgröße, die zur Wachstumsoptimierung verändert wurde, dient die Laser-Fluenz, also die Energiedichte des Lasers am Target (genaue Erklärung siehe A.3). Wieder wurden drei verschiedene Proben hergestellt, mit Laser-Fluenzen von ρL = 1,0 J/cm2 , ρL = 1,5 J/cm2 bzw. ρL = 2,0 J/cm2 . Die Substrattemperatur betrug einheitlich TS = 700 ◦ C, der Prozessdruck p = 25 µbar. Röntgendiffraktometrie Die Röntgendiffraktometrie zeigt, dass die Gitterkonstante c für ρL = 1,5 J/cm2 am größten ist und damit am nächsten am Literaturwert liegt (siehe Abb. 3.6 (b)). 27 Herstellung und Charakterisierung der SCTFO-Filme 2 3 ,2 1 p = 2 4 = 1 0 a r µ b a T = 7 0 0 ° C 5 0 µ b a r ρ 2 = 1 , 0 J / c m L r ( b ) 2 3 ,0 c ( Å) 3 2 W a n e t a l g c . : = 2 3 , 1 0 2 Å 2 2 ,8 A l2 O = 5 S C T F O (0 0 0 6 ) I (c p s ) 1 0 b S p 1 0 µ 3 1 0 p (0 0 0 6 ) ) S C T F O (0 0 0 8 ) ( a 2 2 ,6 2 2 ,4 ▹ • 1 * T 2 2 ,2 = 7 0 0 ° C S ρ 2 = 1 , 0 J / c m L 1 0 0 2 2 ,0 2 0 ° 2 5 ° 3 0 ° 2 4 3 5 ° 4 0 ( µ b a 6 0 r ) 0 0 2 0 1 0 ( d p = 1 p = 2 p = 5 µ b a r 5 µ b a r 0 µ b a r ) 0 , 6 ° 0 , 5 ° 0 , 4 ° F W H M I (c p s ) 2 0 p θ ( c ) 3 0 4 0 ° T = 7 0 0 ° C S ρ 2 = 1 , 0 J / c m L 0 0 - 1 , 0 ° - 0 , 5 ° 0 , 0 ° 0 , 5 ° 1 , 0 ° , 3 ° - 1 0 0 1 0 p 2 ∆ω 0 ( µ 3 b a 0 4 0 5 0 r ) Abbildung 3.4: Die Röntgendiffraktometrie-Ergebnisse der Druckserie. (a) Diffraktogramme im relevanten Winkelbereich für Proben mit verschiedenen Prozessdrücken. (b) Errechnete Gitterkonstanten der Filme mit Vergleich zur Literatur [74]. (c) Rockingkurven um den (0006)-Peak für p = 1 µbar, p = 25 µbar und p = 50 µbar. (d) Halbwertsbreite (FWHM) der Rockingkurven als Maß für die kristalline Qualität. Die Probe mit p = 25 µbar weist die beste kristalline Qualität auf. Die Halbwertsbreite der Rockingkurven nimmt mit steigender Laser-Fluenz zu (siehe Abb. 3.6 (d)) und damit die Qualität des kristallinen Wachstums ab. Für eine ◦ Laser-Fluenz von 1,5 J/cm2 ist bei 2θ ≈ 40 ein nahezu einzelner Reflex zu sehen, wohingegen die beiden Proben mit 1,0 J/cm2 und 2,0 J/cm2 einen deutlichen Doppelpeak aufweisen. Dies spricht für ein geringeres Auftreten von Fremdphasen und Korngrenzen bei einer Laser-Fluenz von 1,5 J/cm2 . Da hier die Gitterkonstante am größten und die kristalline Qualität hinreichend gut ist, wurde ρL = 1,5 J/cm2 als optimierte Laser-Fluenz bestimmt. SQUID-Magnetometrie Betrachtet man die Magnetisierungskurven M (H) für verschiedene Laser-Fluenzen, so ergibt sich die in Abb. 3.7 gezeigte Situation. Die Sättigungsmagnetisierung ist mit Msat ≈ 60 kA/m mit Abstand am größten für eine Laser-Fluenz von ρL = 1,5 J/cm2 , während sich die Proben mit ρL = 1,0 J/cm2 und ρL = 2,0 J/cm2 nur geringfügig un28 Herstellung dünner SCTFO-Filme mittels PLD 8 0 1 0 0 p = 2 µ 5 b a r µ b a 1 0 0 ) 9 0 M T s r 5 0 µ b a 8 0 r 0 / m 6 0 M ° C 9 6 2 = 1 i n - p , 0 J / c m l a n 9 2 e 8 8 0 t 7 0 0 ° C s ρ -4 0 5 0 8 4 4 0 8 0 a = S M 2 = 1 , 0 J / c m L H -8 0 0 H T ( k A (k A /m ) 0 0 L H 7 0 7 S ρ c ) = t H µ p a = ) 1 T = ( m 4 0 ( b p c ) µ ( a -4 -3 -2 -1 i n 0 l a 1 H µ - p ( T n 3 0 e 2 3 4 7 6 0 1 0 p 2 0 ) 0 ( µ 3 0 b a 4 0 5 0 r ) 8 0 ( c ) (k A /m ) 0 M 4 0 -4 0 p = 1 b a r p = 2 5 µ b a r p = 5 0 µ b a r µ T = 7 0 0 ° C S ρ 2 = H -8 0 1 , 0 J / c m L -4 -3 -2 -1 o 0 H µ 1 ( T u t - o 2 f - p l a n 3 e 4 ) 0 Abbildung 3.5: Ergebnisse der SQUID Magnetometrie für die Druckserie. (a) und (c) zeigen die Magnetisierungskurven M (H) für die Messungen mit äußerem Magnetfeld parallel (in-plane) bzw. senkrecht (out-of-plane) zur Probenoberfläche. (b) und (d) zeigen die Auswertungen für die Sättigungsmagnetisierung Msat und die Koerzitivfelder Hc . In beiden Orientierungen zeigt die Probe mit p = 1 µbar die größte Sättigungsmagnetisierung und ein kleines Koerzitivfeld. terscheiden. Interessant ist, dass das Koerzitivfeld der Probe mit ρL = 1,5 J/cm2 für die Orientierung parallel zum äußeren Magnetfeld relativ am größten ist, während es in der Orientierung senkrecht dazu relativ am kleinsten ist. Zusammen mit der höchsten Sättigungsmagnetisierung in beiden Orientierungen ergibt sich, dass eine Laser-Fluenz von ρL = 1,5 J/cm2 in Bezug auf die magnetischen Eigenschaften optimal ist, was ein konsistentes Bild mit den Ergebnissen der Röntgendiffraktometrie liefert. Auch die Hysteresekurven der Fluenz-Serie zeigen für eine Orientierung des äußeren Magnetfeldes senkrecht zur Probenoberfläche ein magnetisch härteres Verhalten. 29 Herstellung und Charakterisierung der SCTFO-Filme 2 3 ,2 ρ 1 0 ( b 2 = 1 , 0 J / c m = 1 , 5 J / c m = 2 , 0 J / c m p = L 4 ρ T 2 2 5 = 7 µ 0 b 0 a r ° C S 1 0 1 0 2 2 a n e t a l. c g : A l2 O 0 2 2 ,4 p 2 2 ,2 T 3 0 ° 3 5 ° 1 , 0 J / c m ( d 0 Å 2 = 1 , 5 J / c m p = 2 5 µ b a 0 , 8 ° = 7 0 0 2 , 0 5 7 1 ,4 µ 0 b 0 a r , O ° C 1 ,6 1 ,8 2 ,0 1 2 2 ( J / c m ) 0 , 7 ° r = 2 5 µ b a r , O 2 ° C S T = 7 0 0 ° C S 2 = 1 ,2 p T 2 2 = ) L ρ , 1 L L ρ = ρ 2 = 1 ,0 4 0 ° θ 2 0 3 S 2 2 ,0 2 5 ° ρ 2 2 • * ( c ) = 2 2 ,6 ▹ 1 2 0 ° 4 W 2 2 ,8 S C T F O (0 0 0 8 ) L S C T F O (0 0 0 6 ) I (c p s ) 1 0 ρ 3 2 3 ,0 3 L 1 0 ) c ( Å) ) (0 0 0 6 ) ( a J / c m 2 F W H M I (c p s ) L 0 0 - 1 , 0 ° - 0 , 5 ° 0 , 0 ° 0 , 5 ° 1 , 0 0 , 6 ° 0 , 5 ° 0 , 4 ° ° 1 , 0 1 , 2 1 , 4 ρ ∆ω 1 , 6 , 8 , 0 2 ( J / c m ) L Abbildung 3.6: Die Ergebnisse der Röntgendiffraktometrie für verschiedene Laser-Fluenzen. (a) Diffraktogramme im relevanten Winkelbereich für Proben mit ρL = 1,0 J/cm2 , ρL = 1,5 J/cm2 und ρL = 2,0 J/cm2 . (b) Errechnete Gitterkonstanten der Filme mit Vergleich zur Literatur [74]. (c) Rockingkurven um den (0006)-Peak für die verschiedenen Werte von ρL . (d) Halbwertsbreite (FWHM) der Rockingkurven. 3.3 Diskussion und Ausblick Optimale Prozessparameter Fasst man die Ergebnisse der Röntgendiffraktometrieuntersuchungen und der SQUIDMagnetometrie zusammen, so lässt sich für die Temperatur und die Laser-Fluenz jeweils ein optimaler Wert angeben. Eine Prozesstemperatur von T = 750 ◦ C und eine Laser-Fluenz von ρ = 1,5 J/cm2 sind in Anbetracht einer moderaten kristallinen Qualität und hoher Gitterkonstante bei gleichzeitig vergleichsweise hoher Sättigungsmagnetisierung als bestmöglich zu benennen. Beim Prozessdruck hingegen gibt es widersprüchliche Aussagen zwischen XRD- und SQUID-Ergebnissen. So ist der Prozessdruck aus kristalliner Sicht bei p = 25 µbar vergleichsweise optimal, p = 1 µbar hingegen bringt die besten magnetischen Eigenschaften. Hier könnte man im Weiteren noch einige zusätzliche Proben herstellen, wobei der Prozessdruck in kleineren Schritten zwischen 1 µbar und 25 µbar variiert werden müsste. Dadurch ließe sich 30 Diskussion und Ausblick 8 0 , 0 ρ 1 , 5 s J / c m 2 2 , 0 J / c m / m = ( k A 1 8 0 c 6 0 1 6 0 5 0 1 4 0 1 2 0 a t 0 t c ) 0 L a H µ L ρ (k A /m ) 2 = M 7 0 L 4 0 2 0 0 ) J / c m = 7 0 0 ° C 4 0 T M S µ s T = M p = -4 0 H -8 0 -4 -3 -2 -1 0 i n ( T 5 - p 1 H µ 2 µ l a b n a 3 0 e 2 7 0 0 1 0 0 ° C S r p 4 = H 2 0 3 ) 1 T ( b 2 = ( m ρ H ) 0 8 0 ( a i n 2 5 - p µ l a b n a r 8 0 e 6 0 1 ,0 1 ,2 1 ,4 ρ ) 1 ,6 1 ,8 2 ,0 2 ( J / c m ) L 0 8 0 ( c ) ρ 2 = 1 , 0 J / c m = 1 , 5 J / c m = 2 , 0 J / c m L ρ 2 L ρ 2 L 0 T = M (k A /m ) 4 0 7 0 0 ° C S p -4 0 H = -8 0 -4 -3 -2 -1 0 H µ 1 o ( T 2 u 5 µ t - o 2 b f - p a r l a 3 n e 4 ) 0 Abbildung 3.7: Ergebnisse der SQUID Magnetometrie für Proben, hergestellt mit verschiedenen Laser-Fluenzen. (a) und (c) Magnetisierungskurven M (H) mit H parallel zur Probenoberfläche (in-plane) und H senkrecht zur Probenoberfläche (out-of-plane). (b) und (d) Sättigungsmagnetisierung Msat und Koerzitivfeld Hc in Abhängigkeit von der Laser-Fluenz. möglicherweise ein optimierter Prozessdruck finden, der zwischen den beiden bereits untersuchten Werten liegt. Herausforderungen beim Wachstum Ein generelles Problem bei der Deposition von SrCo2 Ti2 Fe8 O19 auf Al2 O3 besteht in der hohen Gitterfehlanpassung von über 23 % bzw. 7 % bei um 30◦ verdrehtem Aufwachsen. Dadurch werden Versetzungen und Korngrenzen begünstigt. Um genaue Aussagen treffen zu können, wie das Hexaferrit auf dem Saphir-Substrat aufwächst, müsste man asymmetrische Reflexe der dünnen SrCo2 Ti2 Fe8 O19 -Schicht im HRXRD aufnehmen. Da die Intensität der symmetrischen Reflexe mit I < 100 cps bereits sehr niedrig ist, ist die erwartete Intensität für die asymmetrischen Reflexe so klein, dass ein Ausrichten der Probe im Diffraktometer anhand dieser Reflexe schwer möglich ist. Insgesamt wurden für die Untersuchungen acht Proben mit verschiedenen Parametern verwendet. Allen gemeinsam sind zwei Reflexe im Diffraktogramm, die in der Literatur in dieser Form nicht zu finden sind. Die Abbildungen 3.1 (a), 3.4 (a) und 31 Herstellung und Charakterisierung der SCTFO-Filme 3.6 (a) zeigen die Diffraktogramme aller Proben. Der Asterisk (*) zeigt einen Reflex bei etwa 2θ = 18,6◦ , der keinem Reflex der SrCo2 Ti2 Fe8 O19 -Schicht zugeordnet werden kann. Eventuell hat sich hier beim Wachstum in der PLD in Teilen der dünnen Schicht eine Fremdphase gebildet, also eine andere als die gewünschte Zusammensetzung SrCo2 Ti2 Fe8 O19 . Das Auftreten und die Position des Reflexes ist unabhängig von den gewählten Prozessparametern. Bei etwa 2θ = 40◦ , in den Diffraktogrammen gekennzeichnet durch ein kleines Dreieck, erwartet man den (000.10)-Reflex des Hexaferrits. Im vorliegenden Fall findet sich an dieser Stelle ein Doppelpeak, dessen Ausprägung mit den Prozessparametern variiert, aber bei keiner der Proben ganz verschwindet. Auch dieser könnte durch das Auftreten einer Fremdphase erklärt werden. Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, dass sich Kristallite mit anderer Orientierung gebildet haben und es sich beispielsweise um den (205)-Reflex handelt, der zusätzlich zum (000.10)-Reflex auftritt und ebenfalls in diesem Winkelbereich erwartet wird. Die magnetischen Eigenschaften der Proben, insbesondere die Sättigungsmagnetisierung, variieren stark mit den Prozessparametern. Allerdings verzeichnen auch diejenigen Proben, welche unter optimierten Wachstumsbedingungen hergestellt wurden, eine deutlich niedrigere Sättigungsmagnetisierung Msat als in der Literatur angegeben. Das größte erreichte Msat von etwa 70 kA/m ist deutlich niedriger, als die von Wang et al. [74] und Guan et al. [22] bestimmten (Msat = 160 kA/m bzw. Msat = 133 kA/m). Eine mögliche Erklärung dafür sind die eventuell enthaltenen Fremdphasen. Da der PLD-Prozess nicht im thermodynamischen Gleichgewicht stattfindet kann außerdem nicht davon ausgegangen werden, dass die Cobalt- und Titan-Ionen exakt diejenigen Gitterplätze besetzen, wie es von Batlle et al. [1] für einen Volumenkristall beschrieben wurde. Die resultierende netto Anzahl von magnetischen Momenten hängt aber von dieser Substituenden-Verteilung ab. Somit lässt sich keine exakte Voraussage treffen, wie groß die erwartete Sättigungsmagnetisierung in einer dünnen SrCo2 Ti2 Fe8 O19 -Schicht ist. Die Magnetisierungskurven M (H) in dieser Arbeit wurden bei T = 300 K aufgenommen. Das einfache Ionen-Modell, das als Grundlage für die Bestimmung des Netto-Moments verwendet wurde, ist hingegen eventuell nur für den Grenzfall tiefer Temperaturen anwendbar. Außerdem wurden die Schichtdicken der vorliegenden Proben (siehe Anhang B) teils mit einer verhältnismäßig großen Unsicherheit bestimmt. Sollten die Schichten als zu dick angenommen worden sein, so ergäbe sich eine falsch niedrige Magnetisierung. Magnetoelektrik Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine Probe erstellt, deren Struktur die Grundlage für zukünftige magnetoelektrische Messungen bilden kann. Sie besteht aus einer Bilagenstruktur. Auf das Al2 O3 -Substrat wurde zuerst eine etwa 17 nm dicke Schicht TiN und darauf eine etwa 100 nm dicke Schicht SrCo2 Ti2 Fe8 O19 gewachsen. Sowohl das TiN als auch das SrCo2 Ti2 Fe8 O19 wurden in diesem Fall unter Argon-Atmosphäre hergestellt um sicher zu gehen, dass das TiN nicht durch das Prozessgas oxidiert wird (bei den anderen Proben wurde Sauerstoff verwendet). Gemäß Kimura et al. [30] ist der Widerstand von M-Typ Hexaferriten tendenziell zu klein um ein elektrisches Feld anzulegen, was für magnetoelektrische Messungen 32 Diskussion und Ausblick notwendig wäre. Um die Widerstände der einzelnen Schichten messen zu können, wurde die Probe so kontaktiert, wie es in Abb. 3.8 gezeigt ist. Au SrCo2Ti2Fe8O19 TiN Al2O3 Abbildung 3.8: Die kontaktierte SCTFO-Probe. Auf das Al2 O3 -Substrat wird eine Schicht TiN gewachsen und darauf eine weitere Schicht des M-Typ Hexaferrits SrCo2 Ti2 Fe8 O19 . Die Kontakte zur unten liegenden TiN-Schicht wurden mit einem Ultraschall-Bonder angebracht. Dabei geht der Kontakt durch die obere SCTFO-Schicht hindurch. Um die Leitfähigkeit der oben liegenden SCTFO-Schicht zu messen wurden zwei Goldkontakte aufgesputtert und diese dann mit zwei Messspitzen kontaktiert. Für die TiN-Schicht wurde ein spezifischer Widerstand von 1 · 10−5 Ωm und für die SrCo2 Ti2 Fe8 O19 -Schicht 145 Ωm gemessen. Für den Widerstand zwischen den beiden Schichten ergaben sich 300 Ωm. Aus diesen Ergebnissen lässt sich schließen, dass die TiN-Schicht leitfähig geblieben ist und das Hexaferrit einen im Vergleich höheren Widerstand aufweist. Messungen an den in O2 gewachsenen Proben ohne TiN-Zwischenschicht ergaben allerdings einen Widerstand von etwa 6 · 108 Ωm. Für SrCo2 Ti2 Fe8 O19 geben Guan et al. [22] einen spezifischen Widerstand von 108 Ωm an, was in der gleichen Größenordnung liegt. Sie zeigen weiterhin, dass der Widerstand des M-Typ Hexaferrits BaCox Tix Fe12−2x O19 für höhere Dotierungen x zunimmt. Die Widerstände wurden an einem Spitzenmessplatz bestimmt. Da die gemessenen Ströme mit wenigen µA sehr klein waren, lässt sich nicht ausschließen, dass Kontaktprobleme die Messergebnisse um Größenordnungen verfälschten. Auch die Probe mit TiN- und SCTFO-Schicht wurde mittels Röntgendiffraktometrie und SQUID-Magnetometrie untersucht. Abb. 3.9 zeigt die Ergebnisse des 2θ-ω-Scans sowie die Magnetisierung in Abhängigkeit vom äußeren Feld. Man erkennt, dass das SrCo2 Ti2 Fe8 O19 nicht kristallin auf der TiN-Zwischenschicht aufwächst. Es ist keiner der bei den anderen Proben beobachteten SCTFO-Reflexe zu sehen. Ebenso unterscheiden sich die magnetischen Eigenschaften deutlich von denen jener Proben, bei denen das SrCo2 Ti2 Fe8 O19 direkt auf das Saphir-Substrat aufgebracht wurde. Die Sättigungsmagnetisierung liegt mit etwa 4 kA/m deutlich niedriger (vgl. Abschnitt 3.2.1 ff.). Um magnetoelektrische Messungen durchführen zu können, müsste eine erneute Wachstumsoptimierung für SrCo2 Ti2 Fe8 O19 -Schichten auf TiN in Argon-Atmosphäre 33 Herstellung und Charakterisierung der SCTFO-Filme 1 0 4 T = 3 0 0 K 2 H (0 0 0 6 ) 3 (k A /m ) 2 A l2 O 3 M 1 0 4 (1 1 1 ) 1 0 (b ) T = 3 0 0 K H in - p la n e T iN I (c p s ) 1 0 5 S C T F O (0 0 0 8 ) 1 0 S C T F O (0 0 0 6 ) (a ) in - p la n e 0 -2 1 -4 1 0 0 2 0 ° 2 5 ° 3 0 ° 3 5 ° -4 4 0 ° -3 -2 -1 0 µ0 H 2 θ 1 2 3 4 (T ) Abbildung 3.9: (a) Röntgendiffraktogramm der Probe mit einer TiN-Zwischenschicht zwischen Substrat und SrCo2 Ti2 Fe8 O19 . Bei den Winkeln 2θ, für die man die SCTFO-Reflexe erwarten würde (mit Pfeilen gekennzeichnet), sind keine Ausprägungen zu erkennen. Der Reflex bei etwa 37◦ stammt von der Titannitrid-Schicht. (b) Magnetisierung in Abhängigkeit vom angelegten Magnetfeld. Die Sättigungsmagnetisierung liegt bei nur etwa 4 kA/m. durchgeführt werden. Ebenso könnte der Grad der Dotierung x variiert werden, da eine höhere Dotierung einen höheren Widerstand verspricht [22]. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die erreichbare Sättigungsmagnetisierung für höhere Dotierungen niedriger wird [22]. Hier müsste ein Kompromiss zwischen hohem Widerstand und hoher Sättigungsmagnetisierung gefunden werden. Für magnetoelektrische Experimente besser geeignet wären beispielsweise die Z-Typ Hexaferrite, die einen spezifischen Widerstand von etwa 109 Ωm aufweisen [30]. Für Volumenkristalle dieser Stoffe wurden bereits relativ große magnetoelektrische Effekte gezeigt [11]. 34 Teil II Extrinsische Magnetoelektrika 35 Kapitel 4 Theorie magnetoelektrischer Hybridstrukturen Da es nur wenige Materialien gibt, die eine intrinsische magnetoelektrische Kopplung besitzen, besteht alternativ die Möglichkeit, diese indirekt über die Verbindung eines Ferroelektrikums mit einem Ferromagneten zu realisieren. Dabei gibt es verschiedene physikalische Methoden, diese indirekte Kopplung zu erreichen [71]: • Magnetostriktion: Ein Piezoelektrikum und ein Ferromagnet bilden eine Verbundstruktur, sodass die durch das elektrische Feld erzeugte Deformation des Piezoelektrikums durch eine elastische Kopplung auf das ferromagnetische Material übertragen wird und der Effekt der Magnetostriktion zu einer Änderung der Magnetisierung führt [71]. • Feldeffekt: Ein ferroelektrisches Oxid, wie z.B. PZT, wird an ein elektronisch hochkorreliertes ferromagnetisches Material, z.B. La0,8 Sr0,2 MnO3 , angekoppelt [40]. Durch das Anlegen eines elektrischen Feldes entsteht im Ferroelektrikum eine Polarisation und damit an der Grenzfläche zum Ferromagneten eine große Ansammlung von Ladungsträgern [40]. Folglich wird auch in der ferromagnetischen Schicht die Ladungsträgerdichte erhöht und dadurch die elektronische Struktur verändert. In La0,8 Sr0,2 MnO3 werden beispielsweise Mn3+ -Ionen zu Mn4+ , was die Stärke der Austauschkopplung verändert [71]. Der Größe des erreichbaren magnetoelektrischen Effekts liegt dabei auf dem Niveau von magnetoelektrischen Heterostrukturen, die auf mechanischer Kopplung basieren [71]. • Exchange-Bias: In einigen multiferroischen Materialien existiert eine antiferromagnetische Ordnung mit sehr geringer makroskopischer Magnetisierung. Legt man ein elektrisches Feld an, so kann man diese antiferromagnetische Ordnung beeinflussen. Wird an das antiferromagnetische Material ein ferromagnetisches Material angekoppelt, so bewirkt der Exchange-Bias eine teils große Änderung der Magnetisierung im Ferromagneten [71]. Ein Vorteil von Verbundstrukturen ist, dass die obere Grenze für die magnetoelektrische Kopplungsstärke für intrinsische Magnetoelektrika (siehe Kapitel 2) nicht gültig √ ist, so dass auch Kopplungen auftreten können, die größer sind als χe · χm [18]. 37 Theorie magnetoelektrischer Hybridstrukturen Für diese Arbeit wurden nur Hybridstrukturen aus Piezoelektrikum und Ferromagnet verwendet, in denen eine elastische Kopplung zwischen den beiden Materialien die Verbindung der beiden ferroischen Eigenschaften darstellt. 4.1 Ferroelektrika und piezoelektrischer Effekt Ein Ferroelektrikum weist unterhalb einer kritischen Temperatur TC auch ohne äußeres elektrisches Feld eine spontane elektrische Polarisation auf [21]. Damit dies in einem Festkörper möglich ist, muss die Kristallstruktur eine polare Achse besitzen, also die Inversionssymmetrie entlang einer Richtung im Kristall gebrochen sein [21]. Legt man an ein ferroelektrisches Material ein äußeres elektrisches Feld E an, so kann die Polarisation durch das äußere Feld beeinflusst werden [49]. Die Polarisation P in Abhängigkeit von E unterliegt dabei einer Hysterese, wie in Abb. 4.1 (a) zu sehen [49]. Oberhalb von TC zeigt sich ein paraelektrisches Verhalten und die P (E)-Kurve unterliegt keiner Hyterese mehr. Abbildung 4.1: (a) Hysteresekurve P (E) eines ferroelektrischen Materials unterhalb der kritischen Temperatur TC . Ec bezeichnet die Koerzitivfeldstärke, PR die Remanenzpolarisation und PS die Sättigungspolarisation. (b) Mechanische Verformung ∆S in Abhängigkeit vom angelegten elektrischen Feld E in einem Piezoelektrikum. Die Grafiken sind (in abgeänderter Form) entnommen aus Ref. [17] (a) und Ref. [49] (b). Jedes Ferroelektrikum ist auch piezoelektrisch [21]. Unter Piezoelektrizität versteht man die Änderung der elektrischen Polarisation und somit das Auftreten eines elektrischen Feldes in Festkörpern, wenn sie elastisch verformt werden (direkter piezoelektrischer Effekt). Umgekehrt verformen sich piezoelektrische Materialien beim Anlegen eines elektrischen Feldes (inverser piezoelektrischer Effekt). Betrachtet man die Abhängigkeit der mechanischen Deformation von der angelegten Feldstärke in einem Ferroelektrikum, so beobachtet man ebenfalls eine Hysterese, siehe Abb. 4.1 (b) [49]. 38 Magnetostriktion 4.2 Magnetostriktion Befindet sich ein Ferromagnet in einem äußeren Magnetfeld, so verändern sich sowohl seine Magnetisierung als auch seine Länge [2]. Wirkt umgekehrt eine Kraft auf den Ferromagneten, so verändert sich sowohl seine Länge als auch seine Magnetisierung [2]. Diese Verbindung zwischen elastischen und magnetischen Eigenschaften bezeichnet man als magnetoelastische Wechselwirkung oder kurz Magnetostriktidurch den magnetostriktiven Effekt ist in der Regel on [2]. Die Deformation ∆l l relativ klein, etwa 10−5 bis 10−6 [7]. Dieser Effekt liegt darin begründet, dass das Kristallgitter in jeder magnetischen Domäne spontan in Richtung der Magnetisierung dieser Domäne deformiert wird. Die Deformationsachse rotiert mit der Magnetisierung der Domäne, wodurch eine makroskopische Deformation der Probe entsteht [7]. Abb. 4.2 zeigt dieses Phänomen. Abbildung 4.2: (a) Ohne angelegtes Magnetfeld zeigt die Magnetisierung und damit auch die Deformationsachse für verschiedene Domänen in verschiedene Richtungen. (b) Wird ein magnetisches Feld an die Probe angelegt, so richtet sich die Achse der Deformation mit der Magnetisierung der Domänen aus. Dadurch entsteht eine makroskopische Deformation. Entnommen aus Ref. [7]. Wird ein ferromagnetischer Kristall mechanisch deformiert, so bewirkt der Effekt der inversen Magnetostriktion eine Drehung der ferromagnetischen Domänen und damit eine Drehung der Magnetisierung [76]. 4.3 Indirekter magnetoelektrischer Effekt Bereits in den 1970er Jahren konnten erste Proben aus Fe–Co–Ti–Ba–O-Verbindungen und dem auch für diese Arbeit verwendeten BaTiO3 hergestellt werden [71]. An der Grenzfläche zwischen dem Ferroelektrikum und dem Ferromagneten werden die elektrischen und die magnetischen Freiheitsgrade elastisch gekoppelt [18], was zu einem magnetoelektrischen Tensor führt, der als Produkt zweier Einzeltensoren beschrieben werden kann [44]: 39 Theorie magnetoelektrischer Hybridstrukturen magnetisch mechanisch × mechanisch elektrisch elektrisch mechanisch inverser magnetoelektrischer Effekt = × . mechanisch magnetisch magnetoelektrischer Effekt = (4.1) Legt man an eine Verbundstruktur aus Ferroelektrikum und Ferromagneten eine elektrische Spannung an, so bildet sich durch den inversen piezoelektrischen Effekt eine Deformation des Ferroelektrikums aus, die sich durch die elastische Kopplung auf den Ferromagneten überträgt. Dort ändert sich durch den inversen magnetostriktiven Effekt (auch piezomagnetischer Effekt [76]) die Magnetisierung. Indirekt ändert sich die Magnetisierung also durch ein angelegtes elektrisches Feld, was einem indirekten magnetoelektischen Effekt entspricht. Abb. 4.3 illustriert Gleichung (4.1) graphisch. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, solche Verbundstrukturen aus Ferroelektrikum und Ferromagneten herzustellen. Hier wollen wir uns nur auf sogenannte 2-2 Strukturen [71] beschränken, also Bilagen-Strukturen mit einer zweidimensionalen elastischen Kopplung zwischen einer ferromagnetischen und einer ferroelektrischen Komponente. Die in dieser Arbeit verwendeten Hybridstrukturen bestehen alle aus einem ferroelektrischen Substrat, auf das eine dünne Schicht eines ferromagnetischen Stoffes aufgebracht ist. Abb. 4.4 zeigt die verwendete Variante, eine solche Hybridstruktur herzustellen. Für eine detaillierte Beschreibung der thermodynamischen und energetischen Grundlagen der magnetoelektrischen Kopplung, sowie weiterer Realisierungsmöglichkeiten für Verbundstrukturen sei auf die Referenzen [7] und [18] verwiesen. 40 Indirekter magnetoelektrischer Effekt Abbildung 4.3: Schematische Darstellung der magnetoelektrischen Effekte, entnommen aus Ref. [76]. (a) Direkter magnetoelektrischer Effekt: ein Magnetfeld H, angelegt in der Probenebene, bewirkt durch Magnetostriktion eine Deformation des Ferromagneten. Diese wird durch die elastische Kopplung an das Ferroelektrikum übertragen, in dem sich durch den piezoelektrischen Effekt eine Polarisation ausbildet. (b) Ein senkrecht zur Probenoberfläche angelegtes elektrisches Feld bewirkt durch den inversen piezoelektrischen Effekt eine mechanische Deformation im Ferroelektrikum. Diese wird an die elastisch gekoppelte ferromagnetische Schicht weitergegeben, in der sich durch die inverse Magnetostriktion (piezomagnetischer Effekt) eine Änderung der Magnetisierung ∆M ergibt. ferromagnetischer dünner Film ferroelektrisches Substrat Au Abbildung 4.4: Die verwendete Hybridstruktur aus einem ferroelektrischen Substrat und einer dünnen ferromagnetischen Schicht, die mittels PLD oder Magnetron Sputtern aufgebracht wird. Auf der Unterseite befindet sich noch eine Goldschicht, die als Rückseiten-Elektrode dient. Abbildung (mit Änderungen) entnommen aus Ref. [18]. 41 Theorie magnetoelektrischer Hybridstrukturen 42 Kapitel 5 BaTiO3 als ferroelektrisches Substrat In diesem Kapitel werden Hybridstrukturen aus einem BaTiO3 (BTO)-Substrat und einer dünnen Schicht eines ferromagnetischen Materials betrachtet. Zunächst wird BaTiO3 in seinen physikalischen Eigenschaften beschrieben. Im Weiteren werden die Herstellung der Hybride und schließlich die Ergebnisse der magnetoelektrischen Messungen dargestellt. 5.1 BaTiO3 BaTiO3 kristallisiert in Perowskit-Struktur, wobei sich seine Struktur und damit verbunden auch seine dielektrischen Eigenschaften in Abhängigkeit von der Temperatur ändern [18]. Oberhalb von 393 K befindet sich BaTiO3 in einer kubischen, paraelektrischen Phase mit einer Gitterkonstante von a ≈ 4,01 Å [21]. Kühlt man BaTiO3 unter eine Temperatur von 393 K ab, so beobachtet man einen Phasenübergang hin zu einer tetragonalen Kristallstruktur. Die tetragonale Ordnung mit Gitterkonstanten a ≈ 3,99 Å und c ≈ 4,03 Å [62] besitzt eine polare Achse entlang der h100ipc Richtung [18]. Der Index pc“ symbolisiert, dass die Kristallrichtung in Bezug auf die ” ursprünglich kubische Gitterzelle angegeben ist. Demnach ist BaTiO3 in dieser Phase ferroelektrisch. Die tetragonale Struktur führt zur Ausbildung ferroelektrischer und ferroelastischer Domänen (siehe Abb. 5.1). Liegt die spontane Polarisation entlang der [001]-Richtung spricht man von c-Domänen. Bei einer spontanen Polarisation entlang der [100] oder [010]-Richtung spricht man von a1 - bzw. a2 -Domänen [18]. Bei etwa 278 K findet ein zweiter Phasenübergang statt, der von einer tetragonalen zu einer orthorhombischen Kristallstruktur führt, wobei die b- und c-Achse nahezu gleich lang sind (a ≈ 3,99 Å, b ≈ c ≈ 4,02 Å [62]). Die spontane Polarisation liegt hier entlang der h110ipc -Richtung [70]. Senkt man die Temperatur weiter, so vollführt BaTiO3 einen dritten Phasenübergang und befindet sich unterhalb von T ≈ 183 K in der rhomboedrischen Phase [62]. Der Rhomboeder-Winkel beträgt etwa α ≈ 89,8◦ , wobei dieser sich geringfügig mit der Temperatur ändert [62]. In dieser Phase liegt die spontane Polarisation entlang der Raumdiagonalen der ursprünglich kubischen Einheitszelle, also in h111ipc -Richtung [70]. In Abb. 5.1 werden die verschiedenen Phasen des BaTiO3 gezeigt. 43 BTO als ferroelektrisches Substrat 0,404 (a) rhomboedrisch orthorhombisch tetragonal a,c (nm) 0,403 kubisch c b=c 0,402 a=b=c a=b=c 0,401 0,400 a=b a 0,399 0,398 (b) c-Domäne o12-Domänen r1 und r2-Domänen o13-Domänen a1-Domäne z r3 und r4-Domänen y o23-Domänen z z z x a2-Domäne y x y y x x 100 150 200 250 300 350 400 T (K) Abbildung 5.1: Die verschiedenen Phasen von BaTiO3 . (a) Gitterkonstanten der verschiedenen Phasen. (b) Die möglichen Domänenzustände von BaTiO3 in Abhängigkeit von der Temperatur. Die gestrichelten grauen Linien zeigen die Übergangstemperaturen. Illustration (mit Änderungen) entnommen aus Ref. [18]. Alle Phasenübergänge sind Übergänge erster Ordnung, die mit einer abrupten Änderung der dielektrischen Konstanten, der ferroelektrischen Polarisation und der Gitterkonstanten einhergehen [18]. Untersucht man die Änderung des Gitters unter stetiger Zunahme der Temperatur, so stellt man fest, dass die Phasenübergänge alle zu höheren Temperaturen verschoben sind. Sie unterliegen also einer thermischen Hysterese. Diesen Umstand zeigt auch Abb. 5.1, wo sich die Temperaturbereiche der einzelnen Phasen überlappen. 5.2 Ni/BaTiO3-Hybride Dieses Kapitel beschäftigt sich mit Hybridstrukturen aus BaTiO3 als ferroelektrisches Substrat und polykristallinem Nickel als ferromagnetische dünne Schicht. Nickel ist ein 3d-Übergangsmetall und eines von drei chemischen Elementen, die sich bei Raumtemperatur im ferromagnetischen Zustand befinden [31, 51]. Es besitzt bei T = 300 K gemäß Pauthenet [54] eine Sättigungsmagnetisierung von etwa 55 emu/g, was bei einer Dichte von 8,88 g/cm3 [24] einer Sättigungsmagnetisierung von Msat = 488 kA/m entspricht. Es weist weiterhin eine kubisch-flächenzentrierte Kristallstruktur mit einer Gitterkonstante von 3,532 Å [75] auf. 44 Nickel/BTO-Hybride 5.2.1 Probenherstellung Die dünnen Nickel-Schichten wurden mittels Magnetron Sputterns (siehe A.4) auf BaTiO3 -Substraten hergestellt. Zunächst wurde auf die nicht polierte Rückseite des Substrats eine ca. 50 nm dicke Goldschicht aufgesputtert, die den Rückseitenkontakt bildet. Für die Beschichtung der entlang der (001)-Ebene polierten Oberseite mit Nickel wurde das BaTiO3 -Substrat mit Leitsilber auf dem Heizelement (siehe Abb. A.10) fixiert und in die Sputteranlage eingebracht. Die Sputterkammer wurde bis zu einem Basisdruck von p0 = 4 · 10−6 mbar evakuiert. Anschließend wurde das Substrat auf eine Temperatur von 450 K erhitzt, um sicherzugehen, dass sich das BaTiO3 während der Beschichtung in der kubischen Phase befindet (siehe Kapitel 5.1). Dabei wurde die Temperatur mit einer Rate von nur 2 K/min erhöht, um den Kristall beim Phasenübergang von der tetragonalen zur kubischen Phase nicht zu beschädigen. Nachdem die Temperatur von 450 K erreicht war, wurde flüssiger Stickstoff in die Kühlfalle der Sputteranlage gefüllt, um den Getter-Effekt auszunutzen. Der Druck in der Prozesskammer konnte dadurch auf etwa p1 = 5 · 10−7 mbar gesenkt werden. Der Sputterprozess wurde in Argon-Atmosphäre bei einem Druck von 5,0·10−2 mbar und einem Sputterstrom von 90 mA durchgeführt. Die Sputterdauer von 400 s führt erwartungsgemäß zu einer Schichtdicke von etwa 100 nm. Um zu verhindern, dass der Nickelfilm bei Kontakt mit Luftsauerstoff oxidiert, wurde anschließend noch eine etwa 20 nm dicke Goldschicht auf die Nickelschicht aufgesputtert, ohne die Probe vorher aus der Sputterkammer zu entfernen. Diese obere Goldschicht dient außerdem als obere Elektrode. Noch unter Argon-Atmosphäre wurde die Probe wieder mit einer Rate von 2 K/min bis auf Raumtemperatur abgekühlt. Es wurden insgesamt drei Proben auf diese Weise hergestellt, die anschließend mittels HRXRD und SQUID-Magnetometrie untersucht wurden. Da die Nickel-Schicht in polykristalliner Form aufwächst, konnte ihre Phasenreinheit mittels Röntgendiffraktometie nicht überprüft werden. Im SQUID-Magnetometer wurde die Magnetisierung in Abhängigkeit vom angelegten externen Magnetfeld gemessen und daraus die Sättigungsmagnetisierung Msat bestimmt. Eine der Proben zeigt eine Sättigungsmagnetisierung von Msat ≈ 490 kA/m, was sehr nahe am Literaturwert liegt. Diese Probe wurde für die weiteren Messungen verwendet. 5.2.2 Tetragonale Phase des BaTiO3 Im Temperaturbereich zwischen 278 K und 393 K, also auch bei Raumtemperatur, befindet sich BaTiO3 in der tetragonalen Phase. Wie in Abschnitt 5.1 beschrieben, bilden sich im Kristall ferroelektrische Domänen aus. Die Richtung der c-Achse der Einheitszellen innerhalb einer Domäne ist dabei immer parallel zur elektrischen Polarisation. Ohne äußeres Feld befindet sich ein BaTiO3 -Kristall in einem multiDomänen-Zustand aus a- und c-Domänen. Als a-Domäne bezeichnet man dabei, wenn die a-Achsen der Einheitszellen in dieser Domäne senkrecht auf der Probenebene (001) stehen und die langen c-Achsen und damit die elektrische Polarisation in der Probenebene liegen. Die in-Plane Gitterkonstante ist innerhalb dieser Domänen nicht eindeutig, da die langen c-Achsen in der Ebene in zwei verschiedene Richtungen, [100] und [010], orientiert sein können. c-Domänen hingegen sind so orientiert, dass die c-Achse der Einheitszelle und damit auch die Polarisation senkrecht auf der Probenebene stehen. Die in-Plane Gitterkonstante in den c-Domänen ist einheitlich 45 BTO als ferroelektrisches Substrat gleich a. Legt man nun ein elektrisches Feld E entlang der [001]-Richtung an, so wird die Polarisation in Richtung des äußeren Feldes gedreht und damit die Ausrichtung der Domänen beeinflusst. Ist das Feld stark genug, so erhält man einen ein-DomänenZustand, wobei alle Gitterzellen so liegen, dass die lange c-Achse entlang des äußeren Feldes liegt (c-Domänen). In diesem Fall ist die Gitterkonstante innerhalb der Probenebene überall gleich a. Abb. 5.2 zeigt den Übergang vom ein-Domänen-Zustand in den multi-Domänen-Zustand und wieder zum - jetzt entgegengesetzt gepolten ein-Domänen-Zustand in Abhängigkeit vom angelegten elektrischen Feld. E=400kV/m E=0kV/m E=-400kV/m single c-domain state c-/a2-multi domain state single c-domain state Abbildung 5.2: Kontrolle der Domänenstruktur von BaTiO3 durch ein äußeres elektrisches Feld. In rot ist der auf dem Substrat befindliche ferromagnetische Film gezeigt. Die blauen Pfeile symbolisieren die Richtung der elektrischen Polarisation. Die Probe ist (001)-orientiert und das Feld liegt senkrecht zur Probenoberfläche. Entnommen aus Ref. [18]. Durch eine solche Änderung der Domänenstruktur entsteht eine starke mechanische Verspannung der ferromagnetischen Schicht. Diese führt durch den Effekt der Magnetostriktion zu einer Änderung der Magnetisierung in Abhängigkeit von E. Der lineare inverse piezoelektrische Effekt, der auch ohne Änderung der Domänenstruktur auftritt, bewirkt ebenfalls eine mechanische Deformation in Abhängigkeit von der elektrischen Feldstärke. Allerdings ist dieser Effekt im Vergleich zur Umorientierung der Domänen zu vernachlässigen [19]. Ergebnisse der Röntgenbeugung Um die mechanische Verformung der Substrate in Abhängigkeit von einem in [001]Richtung angelegten elektrischen Feld nachzuweisen, wurde die fertige Probe auf einem speziellen Probenhalter für das Vierkreisröntgendiffraktometer befestigt, der eine elektrische Kontaktierung zwischen der Ober- und der Unterseite der Probe sowie ein Heizen der Probe auf bis zu 500 K ermöglicht. Zunächst wurde die Probe auf T = 450 K erhitzt und damit in die kubische Phase überführt. Nun wurde ein elektrisches Feld von 400 kV/m angelegt und die Probe bei angelegtem Feld langsam (2 K/min) abgekühlt. Durch diesen Vorgang werden in der Probe präferenziell c-Domänen gebildet. Anschließend wurden bei verschiedenen elektrischen Feldern zwischen +400 kV/m und −400 kV/m zweidimensionale Beugungsbilder (engl.: reciprocal space maps, RSM, siehe Anhang A.1) um den (002)-Reflex von BaTiO3 aufgenommen. Abb. 5.3 zeigt zwei RSMs für E = 0 kV/m und E = 400 kV/m. Dabei ist ein deutlicher Unterschied in der Domänenstruktur zwischen E = 0 kV/m und E = 400 kV/m feststellbar. Diejenigen Bereiche im betrachteten BaTiO3 -Kristall, in denen sich a-Domänen befinden, weisen eine kleinere Gitterkonstante senkrecht zur Probenoberfläche auf als 46 Nickel/BTO-Hybride ( a ) 2 ,0 4 2 ,0 3 E = 4 0 0 k V /m 2 ,0 3 B T O (2 0 0 )/(0 2 0 ) B T O (2 0 0 )/(0 2 0 ) 2 ,0 2 ( r lu ) 2 ,0 2 2 ,0 1 2 ,0 1 q L L ( r lu ) ( b ) 2 ,0 4 E = 0 k V /m v e r k ip p te a - D o m ä n e n 1 ,9 9 1 ,9 8 -0 ,0 4 (0 0 2 ) q B T O 2 ,0 0 2 ,0 0 B T O (0 0 2 ) 1 ,9 9 φ= 0 ° φ= 0 ° -0 ,0 2 q 0 ,0 0 K 0 ,0 2 0 ,0 4 1 ,9 8 -0 ,0 4 -0 ,0 2 q 0 ,0 0 ( r lu ) K 0 ,0 2 0 ,0 4 ( r lu ) Abbildung 5.3: Zweidimensionale Beugungsbilder um den (002)-Reflex von BaTiO3 für (a) E = 0 kV/m und (b) E = 400 kV/m. Hierbei ist die Intensität des (002)-Reflexes bzw. des (200)/(020)-Reflexes ein Maß für den Anteil an c- bzw. a-Domänen im BaTiO3 -Substrat. jene, in denen c-Domänen liegen. In einem zweidimensionalen Beugungsbild entspricht eine größere Komponente des Streuvektors senkrecht zur Probenoberfläche einem größeren 2θ-Winkel, also einer kleineren Gitterkonstante. In den gezeigten RSMs (Abb. 5.3) entspricht qL der Richtung senkrecht zur Probenoberfläche. Die a-Domänen mit kleinerer Gitterkonstante liegen also bei größeren Werten von qL als die c-Domänen. Um genauere Informationen über das Schaltverhalten der ferroelastischen Domänen zu erhalten, wurden RSMs bei verschiedenen Feldstärken erstellt. Anschließend wurden die Gesamtintensitäten des (200)/(020)-Reflexes (a-Domänen, Ia ) und des (002)Reflexes (c-Domänen, Ic ) durch Integration bestimmt. Dabei wurde zugrunde gelegt, dass alle Datenpunkte mit qL ≤ 2,01 zu den c-Domänen und alle mit qL > 2,01 zu a wird in Abhängigkeit vom den a-Domänen gehören. Der Anteil der a-Domänen IaI+I c angelegten äußeren Feld E aufgetragen. Abb. 5.4 zeigt dies für einen Durchlauf von +400 kV/m zu −400 kV/m und zurück zu +400 kV/m. Man sieht hier, dass der Anteil der a-Domänen für kleine Feldstärken deutlich größer ist (multi-DomänenZustand) als für große. Die Maxima liegen bei etwa −100 kV/m und +50 kV/m. Um diese Feldstärken findet der jeweilige Übergang von ein- zu mehr-Domänen-Zustand bzw. umgekehrt statt, der einer Hysterese unterliegt. Um die Lage der Domänen in der Probe besser abschätzen zu können, wurden die RSM-Messungen noch ein weiteres Mal durchgeführt, nachdem die Probe in der qH -qK -Ebene um 90◦ gedreht wurde. Diese Orientierung wird im Folgenden mit φ = 90◦ bezeichnet, während die ursprüngliche Orientierung als φ = 0◦ gekennzeichnet wird. Auch die Beugungsbilder mit φ = 90◦ zeigen ein Verschwinden der a-Domänen für große Feldstärken. Allerdings ist der (002)-Reflex am Ende eines kompletten Durchlaufs gegenüber dem Anfang um etwa 0,01 bis 0,03 rlu in qH -Richtung verschoben bzw. verschmiert. Die betreffenden RSMs sind in Abb. 5.5 gezeigt. Die Verschiebung der Reflexe zeigt eine Verkippung der c-Domänen im Substrat nach dem Umpolen des elektrischen Feldes von +400 kV/m auf −400 kV/m. Dabei entspricht eine Verschiebung um die beobachteten 0,01 bis 0,03 rlu einer Verkippung um 0,3◦ bis 0,9◦ . Dass die Reflexe in qH -Richtung verschmiert sind, spricht für eine 47 BTO als ferroelektrisches Substrat 6 % φ= 0 ° A n t e il a - D o m ä n e n A n t e il a - D o m ä n e n 6 % 5 % 4 % 3 % 2 % 1 % 0 % φ= 9 0 ° 5 % 4 % 3 % 2 % 1 % -4 0 0 -2 0 0 0 2 0 0 0 % 4 0 0 -4 0 0 -2 0 0 E (k V /m ) 0 2 0 0 4 0 0 E (k V /m ) Abbildung 5.4: Anteil der a-Domänen von BaTiO3 , aufgetragen gegen die angelegte elektrische Feldstärke, extrahiert aus zweidimensionalen Beugungsbildern, (a) in der Ebene qK -qL (φ = 0◦ ) und (b) in der Ebene qH -qL (φ = 90◦ ). Bei niedrigen Feldstärken sieht man eine deutliche Zunahme der a-Domänen. Die gestrichelte Linie zeigt den Durchlauf, der von negativem zu positivem elektrischen Feld gemacht wurde. Die Pfeile zeigen die Richtung des Durchlaufs. ( a ) 2 ,0 4 E = -4 0 0 k V /m ( b ) 2 ,0 4 E = + 4 0 0 k V /m 2 ,0 3 B T O (2 0 0 )/(0 2 0 ) B T O (2 0 0 )/(0 2 0 ) 2 ,0 2 ( r lu ) 2 ,0 2 v e r k ip p te c - D o m ä n e n 2 ,0 1 2 ,0 1 q q L L ( r lu ) 2 ,0 3 2 ,0 0 B T O 2 ,0 0 (0 0 2 ) B T O 1 ,9 9 (0 0 2 ) 1 ,9 9 φ= 9 0 ° 1 ,9 8 -0 ,0 4 -0 ,0 2 q 0 ,0 0 H 0 ,0 2 0 ,0 4 1 ,9 8 -0 ,0 4 φ= 9 0 ° -0 ,0 2 0 ,0 0 q ( r lu ) H 0 ,0 2 0 ,0 4 ( r lu ) Abbildung 5.5: Verschieben und Verschmieren des BTO (002)-Reflexes bei den Messungen in der qH -qL -Ebene (φ = 90◦ ). (a) Nach dem ersten Durchlaufen der elektrischen Feldstärke kV von E = +400 kV m nach E = −400 m ist der (002)-Reflex etwa 0,01 rlu nach links verschoben. (b) Nachdem das Feld wieder auf E = +400 kV m erhöht wurde, ist der (002)-Reflex deutlich verschmiert. kontinuierliche Verkippung der Domänen zwischen zwei Bereichen. Die Verkippung der Domänen bewirkt, dass auch im RSM mit φ = 0◦ die Reflexe nicht die tatsächlichen Gesamtintensitäten der a- und c-Domänen repräsentieren, da das qK -qL -Beugungsbild nur bei einem festen qH -Wert aufgenommen wurde, aber auch für andere Werte von qH endliche Intensitäten im qK -qL -Beugungsbild auftreten würden. Dies erklärt die unterschiedlichen Prozentwerte des Anteils der a-Domänen für die beiden Orientierungen in Abb. 5.4 (a) und (b). 48 Nickel/BTO-Hybride Magnetoelektrische Messungen bei T= 300 K Um festzustellen, ob sich die Magnetisierung M der Nickel-Schicht durch ein an das Ni/BaTiO3 -Hybrid angelegtes elektrisches Feld ändert, wurde die Probe auf dem eigens dafür vorgesehenen Messstab (siehe Abb. A.7) kontaktiert und mittels SQUID-Magnetometrie (siehe Kapitel A.2) untersucht. Dabei ist zu beachten, dass man durch dieses Messverfahren immer nur diejenige Komponente des Magnetisierungsvektors erhält, die parallel zum äußeren Magnetfeld liegt (Mk ). Die Probe wurde nacheinander in drei verschiedenen Orientierungen in das Magnetometer eingebaut und die Messung wiederholt. Bei der ersten Messung lag das äußere Feld Hext in der Probenebene in Richtung der [100]-Achse des BaTiO3 -Kristalls (H in-plane, φ = 0◦ ). Anschließend wurde Probe in der (001)-Ebene um den Winkel φ = 90◦ gedreht, sodass Hext entlang der [010]-Achse lag (H in-plane φ = 90◦ ). Zusätzlich wurde eine Messung mit Hext senkrecht zur Probenoberfläche, also entlang der [001]Achse, durchgeführt (H out-of-plane). Aus den Ergebnissen lassen sich Rückschlüsse auf die drei Komponenten des Magnetisierungsvektors M ziehen. Dabei geht man davon aus, dass der inverse magnetostriktive Effekt den Betrag der Magnetisierung |M| nicht beeinflusst [7]. Ändern sich allerdings durch eine Verspannung die Bindungsabstände und damit verbunden die Austauschwechselwirkung in der magnetischen Schicht, so kann der Betrag der Magnetisierung beeinflusst werden [35]. Vor den eigentlichen Messungen wurde jeweils ein Magnetfeld von µ0 Hext = 7 T an die Probe angelegt, um die magnetischen Momente zu sättigen. Anschließend wurden die magnetoelektrischen Messungen mit verschiedenen Magnetfeldstärken durchgeführt. Zur Bestimmung des Einflusses des elektrischen Feldes auf die Magnetisierung wurden in jeder Probenorientierung und für jedes Hext elektrische Felder verschiedener Stärken E in [001]-Richtung an die Probe angelegt und jeweils Mk bestimmt. Die Abbildungen 5.6 (a) - (c) zeigen Mk in Abhängigkeit von E für verschiedene Orientierungen und äußere Magnetfelder. Abb. 5.6 (d) zeigt außerdem den Strom in Abhängigkeit von E. Bei etwa −100 kV/m und +50 kV/m fließt ein Verschiebestrom bei der Umorientierung der ferroelektrischen Domänen. Bei einem elektrischen Feld von etwa −100 kV/m tritt eine Änderung von Mk auf, die für betragsmäßig noch größere Feldstärken wieder teilweise zurückgeht. Wird das elektrische Feld wieder von −400 kV/m auf 400 kV/m erhöht, so sieht man indes nur eine sehr geringe Änderung. Die Magnetisierungsänderung ist umso ausgeprägter, je kleiner die angelegte Magnetfeldstärke ist. Bei µ0 Hext = 100 mT, φ = 0◦ beträgt die Änderung der Magneti∆M nur etwa 0,6 %, während sie ohne äußeres Magnetfeld (µ0 Hext = 0 mT) sierung M pol etwa 30 % beträgt. In letzterem Fall ist Mk nach dem Durchlauf der gesamten Schleife nicht wieder von der gleichen Größe wie am Anfang, die Änderung ist also irreversibel. Für endliche äußere Felder ist sie hingegen weitgehend reversibel. Die Messungen mit φ = 0◦ und φ = 90◦ unterscheiden sich insofern, als dass bei φ = 90◦ die Projektion der Magnetisierung für kleiner werdende elektrische Felder zunimmt, während sie bei φ = 0◦ abnimmt. Der Magnetisierungsvektor M wird also in der Ebene gedreht. Weiterhin sieht man eine Änderung der Komponente von M senkrecht zur Probenoberfläche. Die Kurven in Abb. 5.6 (b) und 5.6 (c) sind sich qualitativ sehr ähnlich, der Wert der Änderung ist allerdings für H out-of-plane größer. Das deutet darauf hin, dass der Magnetisierungsvektor aus der Ebene her49 BTO als ferroelektrisches Substrat (a ) ( b ) 1 ,3 5 1 ,0 0 1 ,3 0 0 ,8 5 p o l 0 ,9 0 1 ,2 5 T = 3 0 0 K H in - p la n e , φ= 0 ° 0 ,8 0 M /M M /M p o l 0 ,9 5 = 0 m T 0 ,7 5 µ0 H = 1 0 m T 0 ,7 0 µ0 H = 1 0 0 m T -2 0 0 0 1 ,1 5 1 ,1 0 µ0 H -4 0 0 1 ,2 0 2 0 0 M /M p o l 1 ,6 1 ,5 1 ,4 1 ,3 0 ,9 5 4 0 0 = 1 0 0 m T -4 0 0 -2 0 0 0 2 0 0 4 0 0 2 0 0 4 0 0 E (k V /m ) 4 0 µ0 H = 0 m T 3 0 µ0 H = 1 0 m T 2 0 µ0 H = 1 0 0 m T 1 0 T = 3 0 0 K H o u t- o f- p la n e T = 3 0 0 K H in - p la n e 0 -1 0 -2 0 1 ,2 -3 0 1 ,1 -4 0 1 ,0 0 ,9 = 1 0 m T µ0 H 1 ,0 0 I (n A ) 1 ,7 µ0 H 1 ,0 5 (d ) 1 ,8 = 0 m T T = 3 0 0 K H in - p la n e , φ= 9 0 ° E (k V /m ) (c ) µ0 H -5 0 -4 0 0 -2 0 0 0 2 0 0 4 0 0 -4 0 0 E (k V /m ) -2 0 0 0 E (k A /m ) Abbildung 5.6: Magnetoelektrische Messungen einer Ni/BaTiO3 Probe bei 300 K. Mpol bezeichnet die Magnetisierung beim Beginn der Messung (E = 400 kV/m). (a) M (E) mit angelegtem Magnetfeld entlang der [100]-Achse des BaTiO3 (H in-plane, φ = 0◦ ). (b) M (E), Hext entlang der [010]-Achse (H in-plane, φ = 90◦ ). (c) M (E) mit Magnetfeld senkrecht zur Probenoberfläche (entlang der [001]-Achse, H out-of-plane). (d) Stromfluss in der Probe in Abhängigkeit vom elektrischen Feld. Die Form der I(E)-Kurven ist dabei für alle Orientierungen und magnetische Feldstärken etwa gleich. aus gedreht wurde. Dabei ist zu beachten, dass die absoluten Werte dadurch etwas verfälscht sein könnten, dass beim Einbau der Probe in den Messstab das äußere Feld nicht exakt parallel zu den Richtungen im BaTiO3 -Kristall war und damit die Projektion von M senkrecht zur gewünschten Messrichtung einen von Null verschiedenen Wert aufwies. Auffällig ist, dass die M (E)-Kurven ein sehr asymmetrisches Verhalten zeigen. Für den Durchlauf von negativen zu positiven elektrischen Feldstärken sieht man keinen Sprung in der Magnetisierung, den man bei etwa 50 kV/m erwarten würde. Aus Abb. 5.4 ist ersichtlich, dass sich der Anteil der a-Domänen für beide Durchlaufrichtungen jeweils in etwa gleich in Abhängigkeit von der elektrischen Feldstärke ändert. Geht man davon aus, dass die Änderung der Magnetisierung durch die mechanische Verspannung hervorgerufen wird, die durch die Umordnung der ferroelektrischen Domänen entsteht, so würde man eine symmetrische Kurve erwarten. Die in Ref. [18] durchgeführten Experimente ergaben weitgehend symmetrisch verlaufende 50 Nickel/BTO-Hybride M (E)-Kurven. Wie bereits beschrieben, wurden diese mit BaTiO3 -Substraten aus einer anderen Liefercharge durchgeführt. 5.2.3 Orthorhombische Phase des BaTiO3 Auch wenn die größten Anwendungen eines magnetoelektrischen Effekts bei Raumtemperatur liegen, spricht der ausgeprägte piezoelektrische Effekt in der orthorhombischen Phase des BaTiO3 für Untersuchungen bei einer Temperatur von T = 270 K [18]. Legt man an BaTiO3 , das sich in der orthorhombischen Phase befindet, ein elektrisches Feld entlang der [001]pc -Richtung des Kristalls an, so beobachtet man eine in Stufen ablaufende Drehung der Polarisation und damit eine Deformation der Einheitszelle hin zu einer tetragonalen Struktur [16]. Abb. 5.7 zeigt schematisch, wie sich die Richtung der Polarisation verändert, wenn unterschiedlich starke elektrische Felder in [001]pc -Richtung angelegt werden. Mc T O z y x Abbildung 5.7: Änderungen der Symmetrie von BaTiO3 bei Anlegen eines elektrischen Feldes in [001]pc -Richtung bei T = 270 K. T, Mc und O beschreiben die tetragonale, die monokline sowie die orthorhombische Symmetrie. Die blauen Pfeile symbolisieren die Richtung der elektrischen Polarisation in der jeweiligen Symmetrie. Entnommen aus Ref. [18]. Für ausreichend große Werte des angelegten elektrischen Feldes E ist die Polarisation P parallel zu E und liegt damit in der [001]pc -Richtung des Kristalls, was einer tetragonalen Symmetrie entspricht. Für kleinere Feldstärken dreht sich die Polarisation in der (010)pc -Ebene in die [u0v]pc -Richtung (u 6= v), was einer monoklinen Symmetrie entspricht (Mc ) [16]. Senkt man die Feldstärke weiter in Richtung 0 kV/m, so wird der Polarisationsvektor in die [101]pc -Richtung der pseudokubischen Einheitszelle gedreht [16]. Der Kristall weist dann eine orthorhombische Symmetrie auf. Dieser Prozess setzt sich bei negativer Feldrichtung weiter fort. Es entsteht also wieder eine monokline und schließlich eine tetragonale Symmetrie [18]. Ändert man das angelegte elektrische Feld mehrmals von großen positiven zu großen negativen Werten, so beobachtet man ein hysteretisches Verhalten [18]. Durch diese stufenweise Umstrukturierung der Polarisationsrichtung und der damit verbundenen mechanischen Verspannung des Kristalls durch den inversen piezoelektrischen Effekt, erwartet man bei T = 270 K einen Einfluss des elektrischen Feldes auf die Magnetisierung einer elastisch gekoppelten dünnen ferromagnetischen 51 BTO als ferroelektrisches Substrat Schicht [18]. Insbesondere der Übergang von der tetragonalen in die monokline Phase geht mit einer starken Änderung der Komponenten des Spannungstensors und einer Brechung der Isotropie in der Probenebene einher [18]. Da die Symmetrieänderungen sowohl beim Übergang von großen zu kleineren elektrischen Feldstärken als auch in entgegengesetzter Richtung auftreten, erwartet man eine symmetrische M (E)Kurve. Magnetoelektrische Messungen bei T= 270 K Um auch in der nominal orthorhombischen Phase des BaTiO3 die Abhängigkeit der Magnetisierung vom angelegten elektrischen Feld bestimmen zu können, wurde die Probe auf dem SQUID-Messstab kontaktiert und die Magnetisierung bei verschiedenen Feldstärken E bei T = 270 K mittels SQUID-Magnetometrie gemessen. Wieder wurde vor der Messung ein Magnetfeld der Stärke µ0 Hext = 7 T angelegt. Die Messung wurde bei einem äußeren Magnetfeld der Stärke µ0 Hext = 100 mT angelegt. Die Ergebnisse sind in Abb. 5.8 gezeigt. Weitere Messungen mit µ0 Hext = 0 mT und µ0 Hext = 10 mT waren zu stark verrauscht, weshalb sie keine brauchbaren Ergebnisse brachten. Die Magnetisierung verändert sich auch in der orthorhombischen Phase durch das elektrische Feld, allerdings nicht wie gemäß der Theorie erwartet. Abb. 5.8 (a) - (c) zeigen die M (E)-Messungen für verschiedene Orientierungen. Die Kurven zeigen eine starke Asymmetrie. Im Unterschied zur tetragonalen Struktur ist außerdem die Änderung von Mk auch für endliche externe Felder (wie z.B. hier µ0 H = 100 mT) irreversibel. Beim Durchlaufen der elektrischen Feldstärke von großen zu kleineren Werten zeigt die Messung mit Hext parallel zur [001]pc -Achse (Abb. 5.8 (a)) eine kontinuierliche Abnahme der Magnetisierung M . Bei E ≈ −100 kV/m beobachtet man einen Knick in der M (E)-Kurve, also eine stärkere Abnahme von M . In der Rückrichtung ergibt sich bei E ≈ +50 kV/m eine stärkere Zunahme von M . Aus diesen Ergebnissen kann man schließen, dass der Magnetisierungsvektor für kleiner werdende elektrische Feldstärken aus der Probenebene herausdreht. Der Unterschied von M zwischen E = +400 kV/m und E = −400 kV/m beträgt dabei etwa 15 %. Für Hext parallel zur [010]pc -Achse (Abb. 5.8 (b)) und für Hext senkrecht zur Probenoberfläche (Abb. 5.8 (c)) zeigt sich, dass Mk für kleiner werdende Feldstärken zunimmt, wobei der Effekt für H out-of-plain deutlich größer ist (etwa 3 % versus etwa 0,1 %). Dies bestätigt die Vermutung, dass sich M aus der Probenebene herausdreht. Der Verschiebestrom durch die Neuorientierung der ferroelektrischen Domänen weist bei E ≈ −100 kV/m und E ≈ +50 kV/m jeweils ein Extremum auf, wobei der Betrag für positive elektrische Feldstärken deutlich kleiner (I ≈ 0,5 nA) ist als für negative (I ≈ 1,5 nA) (siehe Abb. 5.8 (d)). Auch die von Geprägs durchgeführten Experimente ergaben eine starke Asymmetrie der M (E)-Kurve bei gleichzeitig symmetrischer I(E)-Kurve [18]. Dass sich M für eine Orientierung (H in-plane φ = 0◦ ) deutlich stärker ändert als für die beiden anderen ist ein Indiz dafür, dass sich auch der Betrag der Magnetisierung |M| durch das elektrische Feld ändern könnte. 5.2.4 Zusammenfassung In diesem Kapitel wurde der Einfluss eines an das Ni/BaTiO3 -Hybrid angelegten elektrischen Feldes auf die Magnetisierung eines dünnen Nickel-Films untersucht. 52 Nickel/BTO-Hybride ( b )1 ,0 0 2 M /M p o l 1 ,0 0 1 T = 2 7 0 K µ0 H = 1 0 0 m T 1 ,0 0 0 H 0 ,9 9 9 -4 0 0 in - p la n e , φ= 9 0 ° -2 0 0 0 2 0 0 4 0 0 2 0 0 4 0 0 E (k V /m ) ( c ) 1 ,0 3 (d ) 1 ,0 T = 2 7 0 K 0 ,5 I (n A ) M /M p o l 1 ,0 2 1 ,0 1 1 ,0 0 T = 2 7 0 K µ0 H = 1 0 0 m T 0 ,9 9 H -2 0 0 -0 ,5 -1 ,0 o u t- o f- p la n e -4 0 0 0 ,0 -1 ,5 0 2 0 0 -4 0 0 4 0 0 E (k V /m ) -2 0 0 0 E (k V /m ) Abbildung 5.8: Magnetoelektrische Messungen der Ni/BaTiO3 Probe bei 270 K. Gezeigt ist die Projektion der Magnetisierung in Richtung des äußeren Magnetfeldes Hext . (a) M (E) mit Hext parallel zur [100]pc -Achse des BaTiO3 (H in-plane, φ = 0◦ ) (b) M (E), Hext entlang der [010]pc -Achse (H in-plane, φ = 90◦ ). (c) M (E) mit Hext senkrecht zur Probenoberfläche (entlang der [001]pc -Achse, H out-of-plane) (d) Stromfluss in der Probe in Abhängigkeit vom elektrischen Feld. Hierbei wurde der Zusammenhang zwischen der mechanischen Verspannung und der Drehung der Magnetisierung für die tetragonale Phase bei T = 300 K gezeigt. Im Vergleich zu früheren Messungen (siehe Ref. [18]) waren die M (H)-Kurven sehr asymmetrisch. Es war nahezu keine Änderung der Magnetisierung in der Rückrichtung, also von negativen zu positiven Feldern zu beobachten, obwohl der Anteil der aDomänen in beiden Durchläufen beim jeweiligen Schaltfeld erhöht war. Die Verkippung der c-Domänen bei den Messungen mit φ = 90◦ (siehe Abb. 5.5) ist ein Hinweis auf Probleme in der Substratstruktur. Die BaTiO3 -Substrate, die für diese Arbeit verwendet wurden, stammen aus einer anderen Liefercharge, als die der früheren Messungen in Ref. [18], was die Unterschiede zu damaligen Ergebnissen erklären kann. Die Untersuchungen bei einer Temperatur von 270 K, also in der orthorhombischen Phase, zeigen eine starke Irreversibilität der Magnetisierungsänderung. 53 BTO als ferroelektrisches Substrat 5.3 Fe3O4/BaTiO3-Hybride Im Rahmen dieser Arbeit wurden auch Hybridstrukturen aus BaTiO3 als ferroelektrisches Substrat und Magnetit (Fe3 O4 ) als dünne ferromagnetische Schicht untersucht. Magnetit wurde hierbei, im Unterschied zum polykristallinen Nickel, in einkristalliner Form auf das Substrat aufgebracht. 5.3.1 Magnetit Magnetit ist ein schon seit Jahrtausenden bekanntes Material, welches jedoch immer noch Gegenstand aktueller Forschung ist [51]. Es handelt sich um einen Ferrimagneten mit einer Curie-Temperatur von 860 K [8], der in der so genannten inversen Spinell-Struktur kristallisiert. Für eine Temperatur von T > 120 K weist der Kristall eine kubische Symmetrie auf [14]. Seine Gitterkonstante beträgt a0 = 8,397 Å [8]. Abb. 5.9 zeigt die kubische Einheitszelle von Fe3 O4 . Abbildung 5.9: Die kristalline Struktur von Fe3 O4 . Die Einheitszelle beinhaltet 8 Formeleinheiten Fe3 O4 . Auf den tetraedrisch koordinierten A-Plätzen (gelb) sitzen 8 Fe3+ -Ionen, auf den oktaedrisch koordinierten B-Plätzen (rot) liegen 8 Fe3+ - und 8 Fe2+ -Ionen. Die magnetischen Momente auf den A- und B-Plätzen sind antiparallel angeordnet [55]. In blau sieht man die 32 Sauerstoff-Ionen. Entnommen aus Ref. [51]. Magnetit ist weiterhin ein polaronischer elektrischer Leiter mit einem spezifischen Widerstand bei Raumtemperatur von etwa 50 µΩm [8]. Bei einer Temperatur von etwa TV = 120 K zeigt Magnetit einen Phasenübergang von einer kubischen Struktur zu einer rhombischen [23] bzw. monoklinen [18] Struktur. Dabei verändern sich Wärmekapazität, Magnetisierung und elektrische Leitfähigkeit [23]. Nach seinem Entdecker nennt man diesen Phasenübergang VerweyÜbergang. 5.3.2 Probenherstellung Die untersuchten Proben wurden im Rahmen einer Masterarbeit von Stefan Hohenberger [26] hergestellt. Eine genaue Beschreibung der Herstellung findet sich dort. 54 Magnetit/BTO-Hybride Als Substrat diente (100)-BaTiO3 [26]. Die Gitterkonstante des als dünne Schicht aufgebrachten Magnetits beträgt mit a = 8,397 Å mehr als das doppelte der BaTiO3 Gitterkonstante (a = 3,99 Å). Daher wächst das Fe3 O4 so, dass vier Einheitszellen des Substrats unter einer Einheitszelle des Magnetits liegen. Bei dieser Betrachtung ergibt sich eine Gitterfehlanpassung von 5,2 %. Die Herstellung erfolgte mittels gepulster Laser-Deposition (PLD) bei einer Substrattemperatur von 390 ◦ C, also ebenfalls in der kubischen, paraelektrischen Phase des BaTiO3 -Substrats. Der Prozessdruck (Argon) betrug 1 µbar, die Laser-Fluenz 3,1 J/cm2 . Die Schichtdicke wurde durch Reflektometrie bestimmt und beträgt bei der im Folgenden untersuchten Probe 35,5 nm. 5.3.3 Magnetoelektrische Messungen bei 300 K Auch die Hybridstruktur aus Fe3 O4 und BaTiO3 wurde auf dem Messstab für die magnetoelektrischen Messungen kontaktiert. Dabei diente die Magnetit-Schicht als obere Elektrode und eine aufgesputterte Goldschicht auf der Unterseite des BaTiO3 Substrats als Rückseitenkontakt. Wieder wurde die Probe in verschiedenen Anordnungen (H in-plane φ = 0◦ , H in-plane φ = 90◦ , sowie H out-of-plane) und verschiedenen externen Magnetfeldern mittels SQUID-Magnetometrie untersucht. Abb. 5.10 (a) - (c) zeigen Mk in Abhängigkeit vom an die Probe angelegten elektrischen Feld. Für eine Orientierung des äußeren Magnetfeldes senkrecht zur Probenoberfläche war nur die Messung mit µ0 Hext = 300 mT verwertbar, da die anderen zu stark verrauscht waren. Die größte Änderung von Mk zeigt die Messung mit der Orientierung H in-plane, φ = 0◦ bei niedrigen magnetischen Feldstärken Hext . Wird das elektrische Feld von +400 kV/m langsam auf −400 kV/m erniedrigt, so beobachtet man bei einem Schaltfeld von etwa −100 kV/m eine deutliche Reduktion der Magnetisierungskomponente in Magnetfeldrichtung. Für betragsmäßig noch größere negative Feldstärken wird Mk wieder größer. Dies entspricht exakt dem Vorgang der Änderung der ferroelektrischen Domänenstruktur, wie sie in Abschnitt 5.2.2 beschrieben ist. Erhöht man die Feldstärke wieder auf +400 kV/m, so sieht man bei E ≈ +50 kV/m einen kleinen Einbruch der Magnetisierung. Je kleiner das außen angelegte Magnetfeld, desto größer ist der beobachtete magnetoelektrische Effekt und desto ausgeprägter ist die Irreversibilität des Vorgangs. Nimmt man wieder an, dass |M| konstant ist, so bedeutet dieses Ergebnis, dass sich M für moderate negative elektrische Feldstärken in der Ebene dreht oder aus der Probenebene heraus dreht. Die Änderung von Mk für φ = 90◦ zeigt im Vergleich zu φ = 0◦ ein vorzeichenverschiedenes Verhalten. Während Mk für φ = 0◦ für negative elektrische Felder abnimmt, wird Mk für die Orientierungen φ = 90◦ und H out-of-plane für negative Felder größer. Dies weist darauf hin, dass der Magnetisierungsvektor für moderate negative elektrische Feldstärken aus der Probenebene heraus gedreht wird. Die prozentuale Änderung von Mk ist für H dabei mit ca. 0,3 % für alle Orientierungen etwa gleich groß (verglichen werden die Messungen mit µ0 H = 300 mT). Die Form der M (E)-Kurven ist vergleichbar mit denjenigen der Ni/BaTiO3 -Hybride (siehe Abschnitt 5.2). Dies ist zu erwarten, da Nickel und Magnetit das gleiche Vorzeichen der magnetostriktiven Konstante λ aufweisen. Für polykristallines Nickel beträgt λL = −35 · 10−6 [57], für Magnetit in h100i-Richtung beträgt λ[100] = −22 · 10−6 55 BTO als ferroelektrisches Substrat ( b )1 ,0 0 3 (a ) 1 ,0 0 1 ,0 0 2 p o l 0 m 1 0 m 1 0 0 2 0 0 3 0 0 0 ,9 4 0 ,9 2 0 ,9 0 = 1 0 0 m T µ0 H = 3 0 0 m T 1 ,0 0 1 T = 3 0 0 K H in - p la n e φ= 0 ° -4 0 0 -2 0 0 0 2 0 0 T 1 ,0 0 0 T m T 0 ,9 9 9 m T m T 0 ,9 9 8 4 0 0 -4 0 0 -2 0 0 E (k V /m ) (c ) µ0 H M /M 0 ,9 6 M /M p o l 0 ,9 8 T = 3 0 0 K H in - p la n e φ= 9 0 ° 0 2 0 0 4 0 0 2 0 0 4 0 0 E (k V /m ) (d ) 1 ,0 0 5 5 T = 3 0 0 K 1 ,0 0 4 p o l 0 I (n A ) M /M 1 ,0 0 3 1 ,0 0 2 1 ,0 0 1 T = 3 0 0 K µ0 H = 3 0 0 m T 1 ,0 0 0 H 0 ,9 9 9 -5 -1 0 o u t- o f- p la n e -1 5 -4 0 0 -2 0 0 0 2 0 0 4 0 0 -4 0 0 E (k V /m ) -2 0 0 0 E (k V /m ) Abbildung 5.10: Magnetoelektrische Messungen der Fe3 O4 /BaTiO3 Probe bei 300 K. (a) M (E), H in-plane, φ = 0◦ . (b) M (E), H in-plane, φ = 90◦ . (c) M (E) H out-of-plane. (d) Stromfluss in der Probe in Abhängigkeit vom elektrischen Feld. [42]. Auch die Asymmetrie der M (E)-Kurven tritt sowohl bei den Ni/BaTiO3 als auch bei den Fe3 O4 /BaTiO3 -Hybriden auf. Dies legt nahe, dass die BaTiO3 Substrate die Ursache für dieses Verhalten darstellen. 5.3.4 Zusammenfassung Auch mit Fe3 O4 als ferromagnetische Schicht beobachtet man einen magnetoelektrischen Effekt. Die Tatsache, dass nur bei der Verminderung des elektrischen Feldes von +400 kV/m auf −400 kV/m eine nennenswerte Änderung der Magnetisierung zu verzeichnen ist, nicht aber bei der Rückrichtung zurück auf +400 kV/m, ist konsistent mit den Ergebnissen der Ni/BaTiO3 -Proben. In beiden Fällen wurde die gleiche Liefercharge von BaTiO3 -Substraten verwendet. Die prozentuale Änderung der Magnetisierungskomponente parallel zum angelegten Magnetfeld ist ebenfalls etwa gleich groß wie bei den Nickel/BaTiO3 -Proben. Ebenfalls in beiden Proben zu beobachten ist das Herausdrehen der Magnetisierung aus der Probenebene bei kleinen negativen elektrischen Feldern. 56 Kapitel 6 PMN-PT als ferroelektrisches Substrat Neben Hybriden mit BaTiO3 als ferroelektrischem Substrat wurde im Rahmen dieser Arbeit auch eine Probe untersucht, die aus einem ferromagnetischen Fe3 O4 -Film auf einem ferroelektrischen PMN-PT Substrat besteht. In diesem Kapitel werden sowohl das Substrat als solches, wie auch die Herstellung der Probe und die magnetoelektrischen Experimente beschrieben. 6.1 Bleimagnesiumniobat-Bleititanat (PMN-PT) Bleimagnesiumniobat-Bleititanat, oder auch kurz PMN-PT ist eine feste Lösung aus (1 − x)Pb(Mg1/3 Nb2/3 )O3 und xPbTiO3 [46]. In Abhängigkeit des PbTiO3 -Anteils x und der Temperatur bilden sich verschiedene Kristallstrukturen aus. Das Phasendiagramm ist in Abb. 6.1 gezeigt. Abbildung 6.1: Das Phasendiagramm von PMN-PT. In Abhängigkeit von der Temperatur und dem Anteil x von PbTiO3 existieren eine kubische (C), eine rhomboedrische (R), eine monokline (MC ) und eine tetragonale (T) Phase. Entnommen aus Ref. [46]. 57 PMN-PT als ferroelektrisches Substrat Oberhalb der ferroelektrischen Curie-Temperatur befindet sich PMN-PT in einer kubischen Phase mit Perowskit-Struktur (ABO3 ), wie in Abb. 6.2 zu sehen ist. Man unterscheidet bei der Perowskit-Struktur A- und B-Gitterplätze, wobei die A-Ionen an den Ecken der würfelförmigen Einheitszelle liegen und die B-Ionen in deren Zentrum. Auf den A-Plätzen befinden sich bei PMN-PT die Pb2+ -Ionen, während die B-Plätze durch Mg2+ -, Nb5+ - und Ti4+ -Ionen besetzt sind. Durch die unterschiedlichen Ladungen der Ionen auf den B-Plätzen ist das Gitter lokal verzerrt [67]. Abbildung 6.2: Die kubische Perowskitstruktur von PMN-PT. Bei Pb(Mg1/3 Nb2/3 )O3 und PbTiO3 sind die B-Plätze unterschiedlich besetzt. Entnommen aus Ref. [67]. Unterhalb der Curie-Temperatur befindet sich PMN-PT, abhängig vom BleititanatAnteil, in einer tetragonalen, rhomboedrischen oder monoklinen Phase [67]. Gemäß Referenzen [63] und [77] sind Kristalle mit x . 30 % rhomboedrisch orientiert, was bedeutet, dass das in dieser Arbeit verwendete PMN-0,29PT (x = 29 %) sich in der rhomboedrischen Phase befindet. Die Abweichung des Gitters von der kubischen Symmetrie ist allerdings minimal. Der rhomboedrische Winkel beträgt 89,9◦ bei einer pseudokubischen Gitterkonstanten von a = 4,017 Å für x = 30 % [46]. Die polaren Achsen von PMN-PT liegen entlang der Raumdiagonalen der Einheitszelle [67]. Legt man an einen in h001i-Richtung gepolten PMN-PT-Kristall ein elektrisches Feld parallel zur h001i-Richtung an, so dehnt sich die Zelle in Feldrichtung aus. Bei sehr hohen Feldern wird ein Phasenübergang in die tetragonale Phase induziert (siehe Abb. 6.3) [67]. Durch die stabile Domänenkonfiguration zeigt die mechanische Verspannung gemäß Park et al. in Abhängigkeit vom außen angelegten elektrischen Feld kaum Hysterese [53]. Die mechanische Ausdehnung von PMN-PT liegt bei über 0,6 % bei Feldstärken von etwa 120 kV/m, wobei die Feldstärke durch dielektrische Durchschläge bzw. die Messapparatur beschränkt ist [53]. Außerdem entsteht durch den Rhomboeder-Winkel von nahezu 90◦ eine weitgehend isotrope Änderung der inplane Gitterkonstanten. Dies bewirkt, dass eine dünne Schicht, die auf ein PMNPT-Substrat aufgewachsen ist, ebenso isotrop verspannt wird. 58 Probenherstellung: Magnetit auf PMN-PT Abbildung 6.3: Feldinduzierte Änderung der Struktur von (001)-gepoltem PMN-PT. Bei moderaten elektrischen Feldern wird die Einheitszelle in Feldrichtung ausgedehnt (A). Bei größeren Feldern wird ein Phasenübergang in die tetragonale Struktur induziert (B). Entnommen aus Ref. [67]. 6.2 Probenherstellung: Fe3O4 auf PMN-PT Die im Rahmen dieser Arbeit untersuchte Hybridstruktur aus einem (001)-orientierten PMN-PT Substrat wurde ebenfalls von Stefan Hohenberger hergestellt. Eine genauere Beschreibung der Herstellung findet sich in Ref. [26]. Das Wachstum der dünnen Schicht Fe3 O4 erfolgte wieder über gepulste Laser-Deposition (PLD) mit einer Substrattemperatur von 390 ◦ C, einer Laser-Fluenz von 3,1 J/cm2 und einem Prozessdruck von 1 µbar in Argon-Atmosphäre. Die Gitterfehlanpassung zwischen Fe3 O4 und PMN-PT beträgt 4,5 %. Auf der nicht polierten Unterseite des PMNPT-Substrats wurde eine Goldschicht aufgesputtert, die als Rückseitenkontakt dient. Die Magnetitschicht bildet einen weiteren Kontakt, sodass man ein elektrisches Feld entlang der [001]-Richtung des piezoelektrischen PMN-PT anlegen kann. 6.3 Röntgendiffraktometrie-Untersuchungen Anhand einer HRXRD-Reflektometrie-Messung wurde die Schichtdicke der MagnetitSchicht auf 33,5 nm bestimmt. Um den Einfluss eines senkrecht zur Probenoberfläche angelegten elektrischen Feldes auf die Struktureigenschaften der Probe zu bestimmen, wurden 2θ-ω-Scans für verschiedene elektrische Felder durchgeführt. Der Winkelbereich wurde so gewählt, dass sowohl der (002)-Reflex des PMN-PT-Substrats, als auch der (004)-Reflex der Magnetit-Schicht aufgelöst werden. Auf diese Weise lässt sich sowohl die Verspannung des PMN-PT-Substrats, als auch die des Magnetit-Films in Abhängigkeit vom angelegten elektrischen Feld bestimmen. Abb. 6.4 (a) zeigt die 2θ-ω-Scans sowohl für ein angelegtes elektrisches Feld von E = 900 kV/m als auch für den feldfreien Zustand. Die Reflexe von Film und Substrat sind für endliche Feldstärke in Richtung kleinerer Winkel verschoben, was einer größeren Gitterkonstante in out-ofplane Richtung entspricht. Wertet man die Lage der Film- und Substrat-Reflexe für verschiedene Feldstärken zwischen +900 kV/m und −900 kV/m aus und bestimmt 59 PMN-PT als ferroelektrisches Substrat I (c p s ) mittels der Bragg-Beziehung die c-Gitterkonstante, so erhält man das in Abb. 6.4 (b) gezeigte Bild. Hierbei wurde die Feldstärke jeweils zunächst von +900 kV/m auf −900 kV/m verringert und schließlich wieder auf +900 kV/m erhöht. 1 0 5 1 0 4 1 0 3 1 0 2 1 0 1 1 0 0 E = 0 k V /m E = -9 0 0 k V /m F e 3O 4 3 ° 4 P M N -P T (0 0 2 ) (0 0 4 ) 4 4 ° 4 5 ° 4 6 ° 2 θ Abbildung 6.4: Auswertung der 2θ-ω-Scans für Magnetit auf PMN-PT. (a) 2θ-ω-Scans für ein angelegtes elektrisches Feld von −900 kV/m und 0 kV/m. Bei endlichem Feld sind die Reflexe zu kleineren Winkeln verschoben, was einer größeren out-of-plane-Gitterkonstante entspricht. (b) Änderung der Gitterkonstante von PMN-PT (schwarz) und Fe3 O4 (blau), in Abhängigkeit vom angelegten elektrischen Feld. Die gestrichtelten Linien zeigen jeweils den Scan von negativen zu positiven elektrischen Feldern. Die Gitterkonstante von Magnetit wurde bestimmt aus dem Fe3 O4 -(004)-Reflex, diejenige von PMN-PT aus dem PMN-PT-(002)-Reflex. Die Kurven verlaufen für das PMN-PT-Substrat und den Magnetit-Film qualitativ sehr ähnlich, was für eine gute elastische Kopplung zwischen Substrat und Film spricht. Die Gitterkonstante c wird zunächst kleiner, erreicht bei betragsmäßig kleinen Feldstärken E ein Minimum und nimmt für große negative Feldstärken wieder zu. Die Änderung von c weist dabei eine Hysterese auf. Wird E von positiven zu negativen Werten verändert, so ergibt sich bei E ≈ −75 kV/m ein Minimum der Gitterkonstante c. Erhöht man E schrittweise von negativen zu positiven Werten, so ist c bei E ≈ +75 kV/m minimal. Die maximale Änderung beträgt bei PMN-PT = 0,3 %, bei Fe3 O4 sind es etwa 0,2 %. Diese Ergebnisse sind konsistent mit etwa ∆c c der in Abschnitt 6.1 beschriebenen Domänenstruktur von PMN-PT. Bei großen Feldern wird das Gitter in Richtung des elektrischen Feldes (out-of-plane) verzerrt, was zu einer Zunahme der out-of-plane-Gitterkonstanten und gleichzeitig zu einer Abnahme der in-plane Gitterkonstanten führt. Die gekoppelte Magnetit-Schicht folgt diesem Verhalten, weist also ebenfalls eine Änderung der in-plane-Gitterkonstanten auf, welche sich gemäß Ref. [9] berechnen lässt: ∆a ∆c = −ν a c (6.1) Bei einem Poisson-Verhältnis des PMN-PT von ν = 0,3 [4] ergibt sich eine maximale Änderung der in-plane-Gitterkonstante von ∆a = −0,3 · 0,3 % = −0,09 %. a Die Poissonzahl von Magnetit beträgt gemäß Schwenk et al. [59] ν = 0,39. Damit ergibt sich aus der gemessenen out-of-plane-Verspannung von 0,2 % für die in-planeVerspannung ein Wert von ∆a = −0,39 · 0,2 % = −0,08 %. Die Kopplung zwischen a 60 Magnetoelektrische Messungen 0,08 dem PMN-PT-Substrat und der Magnetit-Schicht beträgt demnach 0,09 = 89 %, ist also nahe Eins. Die Übertragung der mechanischen Verspannung wird allerdings von nicht eindeutigen Parametern bestimmt. So sind die verwendeten elastischen Konstanten von PMN-PT und Fe3 O4 für Bulk-Materialien bestimmt worden und nicht für dünne Schichten. Daher ist es möglich, dass im betrachteten Fall andere Poissonzahlen vorliegen als angenommen. Dass auch unter idealen Bedingungen keine hundertprozentige Kopplung erwartet werden kann liegt daran, dass PMN-PT und Magnetit eine Gitterfehlanpassung von 4,5 % aufweisen. Somit ist die strukturelle Defektdichte hoch, was die elastische Kopplung verringern kann. 6.4 Magnetoelektrische Messungen Um den Einfluss eines angelegten elektrischen Feldes auf die Magnetisierung des aufgewachsenen Magnetit-Filmes untersuchen zu können, wurde die Probe auf dem Magnetoelektrik-Messstab kontaktiert und mittels SQUID-Magnetometrie analysiert. Die Probe wurde so eingebaut, dass das äußere Magnetfeld des SQUID Magnetometers in der Probenebene liegt. Zunächst wurde an die Probe wieder ein äußeres Feld von µ0 H = 7 T angelegt. Die magnetoelektrischen Messungen wurden bei µ0 H = 0 mT bzw. µ0 H = 100 mT durchgeführt. Das elektrische Feld wurde in seiner Stärke zwischen +606 kV/m bis −606 kV/m variiert, wobei eine Schleife von positiven zu negativen Feldern und schließlich zurück zu positiven Feldern durchlaufen wurde. Abb. 6.5 (a) und (b) zeigen die Abhängigkeit der Magnetisierung vom elektrischen Feld für ein äußeres Magentfeld von µ0 H = 0 mT bzw. µ0 H = 100 mT. Abbildung 6.5: Magnetoelektrische Messungen von Fe3 O4 auf PMN-PT bei 300 K (a) ohne äußeres Magnetfeld, (b) mit einem äußerem Magnetfeld von µ0 H = 100 mT. Mpol bezeichnet dabei jeweils die Magnetisierung am Anfang der Messung bei E = 606 kV/m. Die Projektion der Magnetisierung der Fe3 O4 -Schicht verändert sich mit dem angelegten elektrischen Feld, wobei die Änderung ohne äußeres Magnetfeld deutlich größer ausfällt (etwa 3 %) als mit einem äußeren Magnetfeld der Stärke 100 mT (etwa 0,6 %). Ohne externes Magnetfeld ist die M (E)-Kurve sehr asymmetrisch, während sie für µ0 Hext = 100 mT verhältnismäßig symmetrisch ist. In beiden Fällen 61 PMN-PT als ferroelektrisches Substrat ist die Änderung der Magnetisierung für einen gesamten Durchlauf von positiven über negativen und zurück zu positiven elektrischen Feldern nicht reversibel. Im Falle µ0 Hext = 100 mT ist die gemessene Magnetisierung für große elektrische Felder am größten, fällt für kleiner werdende Felder ab um bei etwa −150 kV/m ein Minimum zu erreichen. Erhöht man E wieder, so fällt M zunächst ab und steigt nach einem Minimum bei etwa 120 kV/m wieder fast zum ursprünglichen Wert an. Die Feldstärken minimaler Magnetisierung sind dem Betrage nach in beiden Richtungen deutlich größer als diejenigen, bei denen sich eine minimale Gitterkonstante c des Fe3 O4 ergibt (E = ±75 kV/m, siehe Abschnitt 6.3). Große elektrische Felder lassen die in Abschnitt 6.1 beschriebene tetragonale Struktur entstehen. Idealerweise werden alle ferroelastischen Domänen isotrop verformt (siehe Abb. 6.3), was zu einer gleichen Änderung der Gitterkonstanten in [100]- und [010]-Richtung der Fe3 O4 Schicht führt. In diesem Fall sollte die Magnetisierung im Fe3 O4 durch den inversen magnetostriktiven Effekt nicht gedreht werden. Im vorliegenden Fall besteht offensichtlich eine Abhängigkeit zwischen elektrischem Feld und Magnetisierung. Dies kann für eine Vorzugsrichtung einer oder mehrerer Domänen im PMN-PT sprechen, was zu einer ungleichmäßigen mechanischen Ausdehnung und damit durch den inversen magnetostriktiven Effekt zu einer Drehung der Magnetisierung in der elastisch gekoppelten Fe3 O4 -Schicht führen kann. Eine weitere Erklärung wäre, dass sich der Betrag der Magnetisierung |M| durch die isotrope Abnahme der in-plane Gitterkonstante und einer damit verbundenen Reduktion der Bindungslängen im Fe3 O4 ändert [35]. Die Kombination der beiden Effekte könnte auch die Tatsache erklären, dass die Magnetisierung nicht bei den gleichen elektrischen Feldstärken ihr Minimum erreicht wie die Gitterkonstante c der Fe3 O4 -Schicht. Thiele et al. beobachteten einen ähnlichen Verlauf der Magnetisierung in Abhängigkeit vom angelegten elektrischen Feld [68]. 6.5 Messungen der Magnetisierung in Abhängigkeit von Temperatur und elektrischem Feld Die Übergangstemperatur TV des Verwey-Übergangs in Magnetit (siehe Abschnitt 5.3.1) ändert sich, wenn ein Druck auf die Probe ausgeübt wird, wobei TV umso kleiner wird, je größer der herrschende Druck ist [58]. Dies legt nahe, dass sich auch die Verwey-Temperatur in der Fe3 O4 -Schicht der untersuchten Fe3 O4 /PMN-PT Hybride durch das Anlegen eines elektrischen Feldes ändert. Im Rahmen der magnetoelektrischen Messungen wurde die Abhängigkeit der Verwey-Übergangstemperatur TV von der angelegten Spannung und damit von der mechanischen Deformation untersucht. Dazu wurde die Probe bei einem äußeren Magnetfeld der Stärke 7 T auf 50 K abgekühlt, anschließend die magnetische Feldstärke auf 0 T zurückgefahren und ein elektrisches Feld an die Probe angelegt. Bei angelegtem elektrischen Feld wurde die Probe langsam auf 200 K aufgeheizt und die Magnetisierung in Abhängigkeit von der Temperatur gemessen. Die Messung wurde für verschiedene Werte von E wiederholt, wobei die Feldstärken so gewählt wurden, dass sie den Schaltfeldern der vorausgegangenen magnetoelektrischen Messungen (siehe Abb. 6.5) entsprechen. Abb. 6.6 zeigt die M (T )-Kurven, wobei die Daten zur besseren Vergleichbarkeit auf M0 normiert sind. M0 bezeichnet hier die Magnetisierung bei einer Temperatur von 50 K. 62 Zusammenfassung Abbildung 6.6: Magnetisierung des Fe3 O4 -Films in Abhängigkeit von der Temperatur bei verschiedenen an das Substrat angelegten elektrischen Feldern. Die Werte der Magnetisierung sind normiert auf den Wert bei T = 50 K (M0 ). Bei einer Temperatur von etwa 119 K sieht man deutlich eine Änderung der Magnetisierung. Die Verwey-Übergangstemperatur TV stimmt also gut mit den in der Literatur genannten Werten [23] überein. Ein signifikanter Einfluss des angelegten elektrischen Feldes auf TV ist allerdings nicht nachweisbar. Dies lässt sich möglicherweise dadurch erklären, dass durch die Änderung der Gitterkonstanten im PMN-PT zwar innerhalb der Ebene eine mechanische Verspannung aufgebaut wird, jedoch kein isotroper Druck, der in allen drei Raumrichtungen gleichermaßen eine mechanische Verformung bewirken würde. 6.6 Zusammenfassung Die vermessene Probe zeigt einen deutlichen magnetoelektrischen Effekt, der auch ohne äußeres Magnetfeld auftritt. Für eventuelle Anwendungen müsste überprüft werden, wie viele Zyklen zwischen den verschiedenen Schaltzuständen realisiert werden können, ohne dass irreversible Effekte auftreten. Um das genaue Verhalten der Magnetisierung in Abhängigkeit vom elektrischen Feld beschreiben zu können, wären weitere Messungen mit einer Drehung der Probe in ihrer Ebene um 90◦ sowie solche mit dem externen Magnetfeld senkrecht zur Probe nötig. Warum die angelegte Spannung keinen Einfluss auf die Verwey-Übergangstemperatur hat bleibt ebenfalls zu klären. 63 PMN-PT als ferroelektrisches Substrat 64 Kapitel 7 Zusammenfassung und Ausblick Diese Arbeit gibt einen Einblick in zwei verschiedene Konzepte zur Realisierung von Magnetoelektrika, also Stoffen, deren Magnetisierung durch ein angelegtes elektrisches Feld beeinflusst werden kann. Im ersten Teil werden intrinsische Magnetoelektrika behandelt, wobei in Kapitel 2 auf die theoretischen Grundlagen eingegangen und in Kapitel 3 die Herstellung dünner Filme des M-Typ Hexaferrits SrCo2 Ti2 Fe8 O19 diskutiert wird. Das beschriebene SrCo2 Ti2 Fe8 O19 (SCTFO) ist ein ferrimagnetisches Oxid mit hexagonaler Kristallstruktur, das entsteht, wenn je zwei der Eisen-Ionen in SrFe12 O19 durch Cobalt bzw. Titan substituiert werden. In der Literatur wird berichtet, dass SCTFO in dünnen Schichten einen intrinsischen magnetoelektrischen Effekt zeigt [38, 39]. In Kapitel 3.2 wird die Herstellung der dünnen SCTFO-Filme auf Saphir-Substraten mittels gepulster Laser-Deposition beschrieben. Es wurden Proben mit verschiedenen Prozessparametern hergestellt, um optimale Werte für die Temperatur TS des Substrats während der Deposition, den Druck p des Prozessgases und die LaserFluenz ρL zu finden. Die Proben wurden mittels Röntgendiffraktometrie und SQUIDMagnetometrie untersucht, um die optimalen Wachstumsparameter anhand struktureller und magnetischer Eigenschaften bestimmen zu können. Es ergaben sich TS = 750 ◦ C, p = 1 µbar (aus Sicht der magnetischen Eigenschaften) bzw. p = 25 µbar (aus Sicht der strukturellen Eigenschaften) und ρL = 1,5 J/cm2 als optimale Prozessparameter. Bei allen Proben ist, unabhängig von den Prozessparametern, eine Fremdphase im Diffraktogramm erkennbar. Die Sättigungsmagnetisierung der besten Probe beträgt mit 70 kA/m deutlich weniger als in der Literatur für Volumenkristalle angegeben (Msat = 160 kA/m [74] bzw. Msat = 133 kA/m [22]). Dies liegt möglicherweise daran, dass die Cobalt- und Titan-Ionen in dünnen Schichten nicht die SrCo2 Ti2 Fe8 O19 -Gitterplätze besetzen, wie von Batlle et al. [1] für einen Volumenkristall beschrieben. Für zukünftige magnetoelektrische Messungen wurde eine weitere Probe hergestellt, die aus einem Saphir-Substrat, einer TiN-Zwischenschicht und einer SrCo2 Ti2 Fe8 O19 Schicht besteht. Dabei dient die TiN-Schicht als Rückseitenkontakt. Bei der hergestellten Probe wurde festgestellt, dass das SCTFO nicht kristallin auf dem TiN gewachsen ist. Es müsste also eine erneute Prozessoptimierung stattfinden, um eine kristalline SrCo2 Ti2 Fe8 O19 -Schicht auf kristallinem TiN zu erhalten. Ebenfalls interessant wäre eine Herstellung von dünnen Filmen eines Z-Typ Hexaferrits, dem 65 Zusammenfassung und Ausblick ebenfalls magnetoelektrische Eigenschaften zugeschrieben werden [30]. Der zweite Teil der Arbeit beschreibt Hybridstrukturen aus einem Piezoelektrikum und einer dünnen ferromagnetischen Schicht, die durch elastische Kopplung und den Effekt der Magnetostriktion einen indirekten magnetoelektrischen Effekt zeigen. In Kapitel 4 wird kurz auf die theoretischen Grundlagen von Ferroelektrizität und Magnetostriktion, sowie auf deren Kopplung und den indirekten magnetoelektrischen Effekt eingegangen. Im Weiteren werden Hybride aus verschiedenen ferroelektrischen Substraten (BaTiO3 und PMN-PT), sowie ferromagnetischen Schichten (polykristallines Nickel und kristalliner Magnetit) beschrieben. In Abschnitt 5.2 werden Hybride mit polykristallinem Nickel auf einem (001)-BaTiO3 Substrat betrachtet, wobei auf die Herstellung der Proben mittels Sputterdeposition eingegangen wird. Des Weiteren wird der Einfluss eines elektrischen Feldes auf die Kristallstruktur des BTO-Kristalls aufgezeigt. Dabei beobachtet man, dass das Anlegen elektrischer Felder einer Stärke von bis zu E = 400 kV/m in einer Änderung der Domänenstruktur des BTO-Kristalls resultiert. Diese wiederum bewirkt eine Änderung der in-plane Gitterkonstante in einigen Bereichen des Kristalls, was zu einer Verspannung in der Probenebene führt. Durch die elastische Ankopplung wird diese Verspannung auf die dünne Nickel-Schicht übertragen, die durch inverse Mangetostriktion ihre Magnetisierung in Abhängigkeit von E ändert. Es werden magnetoelektrische Messungen in der tetragonalen Phase (T = 300 K) und in der orthorhombischen Phase (T = 270 K) des BaTiO3 -Kristalls beschrieben. Es zeigt sich, dass die Abhängigkeit der Magnetisierung vom elektrischen Feld für T = 300 K nicht vollständig konsistent mit früheren Ergebnissen ist (siehe Ref. [18]). Die M (E)Kurven zeigen teils eine große Asymmetrie. Die Messungen für T = 270 K sind weitgehend mit den früheren Messungen vergleichbar [18]. Die Änderung der Magneti∆M sierung Mkk ist abhängig vom außen angelegten Magnetfeld und beträgt maximal etwa 30 %. Abschnitt 5.3 behandelt Hybride aus einem BaTiO3 -Substrat mit kristallinem Fe3 O4 . Auch hier zeigt sich bei den magnetoelektrischen Messungen bei T = 300 K eine deutliche Asymmetrie in den M (E)-Kurven, die durch die symmetrische Verspannung im BTO-Substrat allein nicht erklärt werden kann. Die Asymmetrie der M (E)-Kurven und die Irreversibilität der Magnetisierung tritt unabhängig von der verwendeten magnetischen Schicht auf. In vorangegangenen Experimenten mit anderen BaTiO3 -Substraten wurde dies nicht beobachtet [18]. Dies zeigt eine starke Abhängigkeit der Ergebnisse vom verwendeten BTO-Substrat. In weiterführenden Experimenten sollte also zunächst eine Kontrolle des ferroelektrischen Effektes der BTO-Substrate erfolgen bevor daraus Hybridstrukturen hergestellt werden. Als zweites ferroelektrisches Substrat wird in Abschnitt 6 BleimagnesiumniobatBleititanat (PMN-PT) betrachtet, das mit einer dünnen, kristallinen Fe3 O4 -Schicht zu einer magnetoelektrischen Hybridstruktur wird. Eine solche Probe wurde mittels HRXRD untersucht, um den Einfluss eines angelegten elektrischen Feldes auf die Gitterstruktur zu bestimmen. Dabei zeigt sich, dass die Verspannung des PMN-PTSubstrats durch eine sehr gute elastische Kopplung von etwa 89 % auf die MagnetitSchicht übertragen wird. Die magnetoelektrischen Messungen zeigen, dass sich die Komponente der Magnetisierung Mk , die parallel zum äußeren Magnetfeld liegt, in Abhängigkeit von der angelegten elektrischen Feldstärke E ändert. Theoretische 66 Betrachtungen lassen aufgrund der isotropen Verspannung des PMN-PT-Substrats allerdings keine Änderung der Magnetisierungsrichtung erwarten. Dass sich Mk dennoch ändert, kann zum einen dadurch erklärt werden, dass nicht alle ferroelastischen Domänen des PMN-PT gleichermaßen ausgebildet werden und damit eine anisotrope Verspannung in der Probenoberfläche des PMN-PT entsteht. Eine andere mögliche Erklärung ist, dass der Betrag der Magnetisierung sich durch die isotrope Verspannung in der Probenebene und der daraus resultierenden Änderung der Bindungsabstände im Fe3 O4 geändert hat. In Abschnitt 6.5 wird von Messungen der Magnetisierung in Abhängigkeit von der Temperatur berichtet, die bei verschiedenen elektrischen Feldstärken durchgeführt wurden. Dabei wird ein Verwey-Übergang in der Magnetit-Schicht beobachtet, dessen Übergangstemperatur TV allerdings keine Abhängigkeit von der Feldstärke E zeigt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass eine in-plane Verspannung der Fe3 O4 Schicht keinen isotropen Druck darstellt, der als Ursache für eine Verschiebung von TV beschrieben wird [58]. Für die PMN-PT Proben müsste die Magnetisierung M in Abhängigkeit von E auch für andere Orientierungen der Probe im äußeren Magnetfeld gemessen werden, um eindeutige Aussagen treffen zu können, wie sich Richtung und Betrag von M ändern. 67 Zusammenfassung und Ausblick 68 Anhang A Experimentelle Methoden A.1 Röntgendiffraktometrie Die kristalline Struktur der Proben wurde mittels hochauflösender Röntgendiffraktometrie (HRXRD = high resolution x-ray diffractometry) untersucht. Das Verfahren beruht auf der Beugung von Röntgenstrahlung an den parallelen Gitterebenen eines Kristalls. In Abb. A.1 kann man erkennen, wie die parallelen Röntgenstrahlen an den verschiedenen Ebenen im Kristall reflektiert werden und schließlich interferieren. Diese geometrische Interpretation der Röntgenbeugung geht auf W. L. Bragg zurück [66], der aus der gezeigten Geometrie die nach ihm benannte Gleichung ableitete: 2 · dhkl · sin(θ) = n · λ (A.1) Dabei ist dhkl der Netzebenenabstand der Gitterebene mit den Millerschen Indizes h, k, l, θ der Einfallswinkel der Röntgenstrahlung, λ die Wellenlänge der verwendeten Röntgenstrahlung und n die Ordnung der Interferenz. Abbildung A.1: Zur Herleitung der Bragg-Gleichung, entnommen aus Ref. [66]. Ist der Gangunterschied zwischen den beiden reflektierten Strahlen 1 und 2 genau ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge λ, so ergibt sich eine konstruktive Interferenz. 69 Experimentelle Methoden a) a) Abbildung A.2: Schema eines 4-Kreis Diffraktometers, entnommen aus Ref. [66]. (a) Zur Illustration der Winkel ω und θ zur Durchführung der Bragg-Streuung. (b) Aufbau des 4Kreis Goniometers. Es gibt vier voneinander unabhängige Drehwinkel (θ, ω, φ, χ). Verwendete Röntgenhardware Für die Untersuchungen in dieser Arbeit wurde das Vierkreisdiffraktometer Discover D8 von Bruker AXS verwendet. Vierkreis bedeutet hier, dass es vier verschiedene Winkel zwischen dem Röntgenstrahl und der Probe gibt, die unabhängig voneinander verändert werden können. Abb. A.2 zeigt den Aufbau der Anlage in einer Schemazeichnung. Die vorliegende Anlage verwendet Röntgenstrahlung der Wellenlänge λ = 0,15406 nm (Cu Kα1 -Linie). Ein Monochromator stellt sicher, dass ausschließlich Röntgenstrahlung dieser Wellenlänge auf die Probe trifft, während ein Göbelspiegel dafür sorgt, dass der Strahlengang weitgehend parallel ist. Strukturanalyse Verwendet man das beschriebene Diffraktometer so, dass Probe und Detektor immer relativ zueinander bewegt werden, so spricht man von einem 2θ-ω-Scan. Es entsteht, wie in Abb. A.1 gezeigt, immer genau dann ein Reflex, wenn eine Ebene im Kristall die Bragg-Bedingung erfüllt. Die 2θ-Winkel bei denen dies auftritt, sind charakteristisch für ein Materialsystem, eignen sich also dazu, zu untersuchen, ob und in welcher Rauheit eine kristalline Schicht auf dem Substrat gewachsen ist. Ein Beispiel für ein Röntgendiffraktogramm aus einem 2θ-ω-Scan ist in Abb. A.3 gezeigt. Im Diffraktogramm erscheinen nicht nur die Reflexe des dünnen Films, sondern auch jene des Substrates. Da das Substrat bekannt ist, kann man die entstehenden Reflexe eindeutig zuordnen und sie von den Film-Reflexen unterscheiden. Aus den 2θ-Winkeln, an denen die einer Netzebenenschar zugeordneten Bragg-Reflexe auftreten, lässt sich mittels der Bragg-Formel (A.1) der Netzebenenabstand dhkl bestimmen. Kennt man die Kristallstruktur des Materials, so kann aus dhkl die entsprechende Gitterkonstante bestimmt werden. 70 Röntgendiffraktometrie Abbildung A.3: Ein Diffraktogramm eines dünnen Films aus Co2 MnSi auf einem MgOSubstrat. Man erkennt die Substratreflexe MgO (200) und MgO (400) und die (200)- und (400)-Reflexe der dünnen Co2 MnSi-Schicht. Die Reflexe können den einzelnen Materialien und den jeweiligen Orientierungen der Netzebenenscharen zugeordnet werden. Das Bild ist (mit Änderungen) entnommen aus Ref. [32]. Rockingkurven Fixiert man den Detektor bei einem Wert von 2θ, bewegt die Probe um den Winkel ω und zeichnet die reflektierte Intensität als Funktion von ω auf, erhält man eine so genannte Rockingkurve. Die Halbwertsbreite der Rockingkurve ist ein Maß für die Güte des Kristalls. Schmale Rockingkurven stehen für niedrige Mosaizität und damit hohe kristalline Qualität. Reciprocal Space Mapping Aus einem zweidimensionalen Bild des reziproken Gitters des zu untersuchenden Kristalls lässt sich ein sehr aussagekräftiges Bild über die Beschaffenheit des Kristalls zeichnen. Dazu werden eine Vielzahl von Diffraktogrammen aufgenommen, wobei die Winkel ω und 2θ so variiert werden, dass ein zweidimensionaler Ausschnitt des reziproken Raums abgebildet wird (vgl. Ref. [66]). Abb. A.4 zeigt ein solches zweidimensionales Beugungsbild (engl. reciprocal space map, RSM), aus dem sich unter anderem Informationen über Verspannungen im Kristall ablesen lassen. Reflektometrie Zur Ermittlung der Dicken und der Rauigkeiten der dünnen Filme nutzt man die Reflektometrie. Hierbei wird die Röntgenstrahlung unter sehr kleinen Winkeln auf die Probe eingestrahlt und ein 2θ-ω-Scan durchgeführt. Zunächst wird die gesamte einfallende Röntgenstrahlung reflektiert (Totalreflexion). Ab dem Glanzwinkel, der von der Dichte des Schichtmaterials abhängt, durchdringt die Strahlung die Schicht teilweise und wird an der Grenzfläche zwischen Substrat und dünnem Film reflektiert. Ebenso reflektiert die Oberfläche der Probe weiterhin einen Teil des einfallenden 71 Experimentelle Methoden 004 2θ-ω q lineare q-Scans 224 ω 000 q|| Abbildung A.4: Illustration eines zweidimensionalen Beugungsbildes (RSM) eines Kristalls. Die verschiedenen linearen q-Scans bei unterschiedlichen q⊥ -Werten ergeben ein zweidimensionales Bild. Illustration in Anlehnung an Ref. [66]. Röntgenlichts. Die beiden Teilstrahlen interferieren und ergeben ein 2θ-abhängiges Beugungsbild. Abb. A.5 zeigt ein typisches Bild einer Reflektometrie. Die Intensität oszilliert in Abhängigkeit des Winkels durch den Phasenunterschied der beiden Strahlen (Oberfläche und Grenzfläche). Aus dem Abstand benachbarter Maxima lässt sich mit der Formel d= λ(m − n) 2(sin(θm ) − sin(θn )) (A.2) die Schichtdicke berechnen [66]. Dabei werden das m-te und das n-te Maximum herangezogen. Abbildung A.5: Reflektometriekurven für verschiedene Materialsysteme. Man sieht die unterschiedlichen Glanzwinkel bei den verschiedenen Materialien, ab denen die Intensität oszillierend abnimmt. Aus dem Abstand von Maxima und Minima der Oszillationen kann man die Schichtdicken bestimmen. Das Bild ist entnommen aus Ref. [66]. Eine sehr ausführliche und tiefgehende Einführung in die Röntgendiffraktometrie gibt auch Ref. [66]. 72 SQUID-Magnetometrie A.2 SQUID-Magnetometrie Abbildung A.6: Aufbau des SQUID-Magnetometers, entnommen aus Ref. [33] bzw. Ref. [45] (a) Aufbau des Gradiometers 2. Ordnung. (b) Strom-Weg-Diagramm, das bei Durchfahren der Probe durch den Gradiometer entsteht. Für die Magnetisierungsmessungen in dieser Arbeit wurde ein SQUID- (superconducting quantum interference device) Magnetometer des Typs Quantum Design MPMS XL-7 verwendet. Eine supraleitende Spule erzeugt ein Magnetfeld der Stärke |µ0 H| ≤ 7 T, in welchem sich die Probe bewegen kann. Zur Messung des magnetischen Flusses dient ein supraleitender Draht, der zu insgesamt vier Leiterschleifen gewickelt ist, wie in Abb. A.6 (a) zu sehen ist. Die oberste Leiterschleife ist positiv orientiert gewickelt (+1), die mittleren beiden negativ orientiert (−2) und die unterste wieder positiv (+1) (Gradiometer zweiter Ordnung) [37]. Änderungen des externen Feldes induzieren in den beiden mittleren Windungen einen Strom, der genau entgegengesetzt gerichtet ist zu demjenigen, der in den beiden äußeren Windungen induziert wird. Dadurch mitteln sich die beiden Ströme idealerweise exakt heraus. Die Probe hingegen wird durch die Spulen hindurch bewegt, wodurch die Änderung des magnetischen Flusses in den verschiedenen Leiterschleifen unterschiedlich groß ist und der induzierte Strom als Maß für den magnetischen Fluss innerhalb der Messspulen verwendet werden kann. Näheres dazu findet man in Ref. [37]. Die Leiterschleifen sind schließlich induktiv mit dem eigentlichen SQUID gekoppelt, welches das durch den magnetischen Fluss induzierte Strom- in ein Spannungssignal umwandelt. Die gemessene Spannung in Abhängigkeit von der Bewegung der Probe innerhalb des Gradiometers ist in Abb. A.6 (b) gezeigt. Der gemessenen Kurve wird 73 Experimentelle Methoden von der Software eine Fitkurve angepasst, aus der dann das magnetische Moment (bzw. dessen Projektion entlang des angelegten Feldes) der Probe bestimmt wird. Magnetoelektrische Messungen Um die für diese Arbeit nötigen Messungen mit angelegter elektrischer Spannung durchführen zu können, wurde ein Messstab verwendet, der mittels Drähten eine elektrische Verbindung der Probe mit einer außerhalb der Messapparatur befindlichen Spannungsquelle ermöglicht. Die beiden Golddrähte, die im unteren Teil des Stabes zur Probe hinführen, laufen parallel bis zum Ende des Messstabes, um zu verhindern, dass ein Messsignal durch Inhomogenitäten erzeugt wird. Abb. A.7 zeigt ein Foto des verwendeten Messstabes. Abbildung A.7: Aufbau des SQUID Messstabes. (a) Der obere Teil des Messstabes mit den Kontakten zur Verbindung mit der externen Spannungsquelle. (b) Der untere Teil des Stabes mit der Probe. Von den gelöteten Kontakten (links im Bild) führen dünne Golddrähte zur Probe. A.3 Gepulste Laser-Deposition Die gepulste Laser-Deposition (PLD, von engl. pulsed laser deposition), auch LaserMolekularstrahlepitaxie, ist eine sehr flexible Methode, dünne Schichten aus Materialien mit hohem Schmelzpunkt (z.B. Oxide) epitaktisch auf Substrate aufzuwachsen. Die Funktionsweise ist in Abb. A.8 dargestellt. Die PLD-Kammer befindet sich in einem Ultrahochvakuum-Cluster, das es ermöglicht, die Probe über Schleusen in die PLD und andere Dünnschichtanlagen zu bewegen. So können verschiedene Prozessschritte mit verschiedenen Dünnschichttechniken nacheinander durchgeführt werden, ohne dass die Probe dazu das Vakuum verlassen muss. Das PLD-System selbst enthält zwei Laser. Ein KrF-Exzimer-Laser (λ = 248 nm) wird über ein Linsensystem auf das Target geleitet, welches das aufzuwachsende Material enthält. Der verwendete Laser arbeitet gepulst mit einer Pulsdauer von etwa 74 Gepulste Laser-Deposition Abbildung A.8: Aufbau der PLD. Der Excimer-Laser (von oben links) verdampft das zu ablatierende Material im Target (unten), der Heizlaser (oben) bringt das Substrat auf die gewünschte Prozesstemperatur. Durch Expansion der Plasma-Plume gelangt das Material als dünne Schicht auf das Substrat. Abbildung entnommen aus Ref. [45]. 20 ns bei einer Pulsfrequenz von 0,5 Hz bis 10 Hz [18] und einer Energiedichte am Target von 0,5 J/cm2 bis 5,5 J/cm2 . Durch die Laserpulse wird das Targetmaterial abgetragen und ionisiert, es entsteht ein Plasma über dem Target, welches sich im Folgenden ausdehnt und eine Abscheidung des Materials auf dem Substrat bewirkt. Im Idealfall handelt es sich um einen stöchiometrischen Materialtransfer vom Target zum Substat. Der zweite Laser ist ein Infrarot-Laser (λ = 938 nm), der das Substrat mit einer maximalen Leistung von 140 W heizt. Damit kann eine maximale Substrattemperatur TS von etwa 1000 ◦ C eingestellt werden [52], die während des gesamten Ablationsprozesses konstant bleibt und einen wichtigen Prozessparameter für die Laser-Deposition darstellt. Die Messung der TS erfolgt dabei über ein Pyrometer. Die Probe befindet sich während der Deposition in einer definierten Atmosphäre. Als Prozessgase stehen oxidierende, reduzierende und inerte Gase zur Verfügung. Der Prozessdruck lässt sich mittels eines regelbaren Plattenventils auf Werte zwischen etwa 0,1 µbar und 100 µbar einstellen. Die Targets sind in einem Target-Karussell eingebaut, das es ermöglicht, bis zu fünf verschiedene Targets zur Ablation auszuwählen, ohne dass dazu die Probe oder das Target die PLD-Kammer verlassen muss. Auf diese Weise lassen sich auch Multilagenstrukturen herstellen, die aus mehreren, nacheinander gewachsenen Schichten aus verschiedenen Materialien bestehen. Für weitergehende Informationen zur PLD siehe Ref. [18]. 75 Experimentelle Methoden A.4 Magnetron Sputtern Sputterdeposition, oder zu deutsch Kathodenstrahlzerstäubung, ist ein weitverbreitetes Verfahren zur Abscheidung von dünnen Filmen. Abb. A.9 (a) zeigt das Funktionsprinzip. Energiereiche Ionen treffen auf einen Festkörper (Target), wo sie Atome aus der Oberfläche herauslösen. Diese Atome können sich im Weiteren auf einem Substrat abscheiden und bilden dort eine dünne Schicht. In der Regel verwendet man zur Erzeugung der Ionen ein Edelgas, z.B. Argon, bei niedrigem Druck (etwa 5 · 10−2 mbar), das sich zwischen zwei Elektroden befindet (siehe Abb. A.9 (b)). Durch eine Spannung von etwa 40 V bis 1000 V [60] zwischen den Elektroden wird ein Plasma gezündet und die entstandenen Ionen auf die Kathode beschleunigt. An der Kathode befindet sich das Target, aus dem durch die auftreffenden Elektronen positive Ionen und weitere Elektronen herausgelöst werden. Diese Sekundärelektronen werden in Richtung der Anode beschleunigt. Auf dem Weg dorthin können sie weitere Edelgas-Atome ionisieren und so das Plasma aufrechterhalten. Je länger die Wegstrecke der Sekundärelektronen, desto größer ist die Anzahl der Stöße mit den Edelgasatomen und desto dichter ist das Plasma [60]. Dies nutzt man beim in dieser Arbeit verwendeten Magnetron Sputtern aus. Hierbei wird an der Kathode ein Magnetfeld erzeugt, dessen Feldlinien möglichst parallel zu dieser liegen. Dies bewirkt eine Lorenz-Kraft auf die Sekundärelektronen FLor = e · (E + v × B), die sie auf eine Kreisbahn zwingt. Dadurch bleiben die Elektronen immer in der Nähe der Kathode und es bildet sich dort ein sehr dichtes Plasma [60]. Abbildung A.9: (a) Funktionsprinzip des Sputterns. (b) Aufbau einer DC-Sputter-Anlage. An der Kathode befindet sich das Target. Bilder entnommen aus Ref. [60]. Bei der verwendeten Sputteranlage handelt es sich um das Modell MED 020 der Firma BAL-TEC. Um Proben auch bei höheren Substrat-Temperaturen von bis zu 450 K wachsen zu können, wurde ein Heizelement gebaut, das in Abb. A.10 gezeigt wird. Mittels einer Heizpatrone kann damit eine Kupferplatte erwärmt werden, auf der die Probe liegt. Ein ebenfalls in die Kupferplatte eingelassener Pt-100 Platinwi76 DEKTAK derstand dient als Temperaturmessfühler. Gesteuert wird die Temperatur über einen Lake Shore Model 340 Cryogenic Temperature Controller. Abbildung A.10: Das für diese Arbeit entworfene Heizelement. Die Heizpatrone erwärmt die Kupferplatte. Mittels des Pt100 kann die Temperatur gemessen werden. A.5 DEKTAK Oberflächenprofilometer dienen dazu, Unebenheiten in einer Probenoberfläche zu untersuchen. Beim verwendeten Gerät Veeco Dektak 150 handelt es sich um ein taktiles Profilometer, bei welchem die Oberfläche der zu untersuchenden Probe mit einer Diamantnadel abgetastet wird [72]. Abb. A.11 (a) zeigt die Funktionsweise eines taktilen Profilometers. 2 5 0 2 0 0 z (n m ) 1 5 0 1 0 0 5 0 0 -5 0 0 2 0 0 x 4 0 0 ( µ m 6 0 0 8 0 0 ) Abbildung A.11: (a) Funktionsprinzip eines taktilen Profilometers. Die Diamantnadel des verwendeten Profilometers hat einen Radius von 12,5 µm. Grafik entnommen aus Ref. [64]. (b) Oberflächenprofil einer SrCo2 Ti2 Fe8 O19 -Probe. Die Stufe zwischen Substrat und Schicht ist gut erkennbar. Die Schichtdicke kann auf etwa 15 nm genau bestimmt werden. Das verwendete Dektak 150 besitzt eine angegebene minimale vertikale Auflösung von 1 Å [72]. Im Rahmen dieser Arbeit wurde das Oberflächenprofilometer zur Bestimmung der 77 Experimentelle Methoden Dicken der SrCo2 Ti2 Fe8 O19 -Schichten verwendet, da diese aufgrund der großen Schichtdicken und der moderaten Rauigkeit nicht mittels Reflektometrie (siehe Abschnitt A.1) bestimmt werden konnten. Ein gemessenes Oberflächenprofil wird in Abb. A.11 (b) gezeigt. Der Rand der Probe war während der Deposition abgedeckt, sodass sich kein SrCo2 Ti2 Fe8 O19 abscheiden konnte. Zur Bestimmung der Probendicke wurde vom Rand der Probe, an dem sich kein SrCo2 Ti2 Fe8 O19 befindet, in Richtung Probenmitte gemessen. An der Grenze des Films ergibt sich eine Stufe, deren Höhe der Schichtdicke entspricht. Die im Experiment erreichte vertikale Auflösung beträgt etwa 15 nm. 78 Anhang B Probentabellen Probenname HFS1* HFS2* HFS3* HFS4* HFS5* HFS6* HFS7 HFS8 HFS9 HFS10 HFS11 HFS12 HFS13 HFS14* HFS15 HFS16* HFS17* HFS18* HFS20* TNS14 Prozessgas O2 O2 O2 O2 O2 O2 O2 O2 O2 O2 O2 O2 O2 O2 O2 O2 O2 1 %O2 in Ar Ar Ar TS 600 ◦ C 600 ◦ C 600 ◦ C 600 ◦ C 500 ◦ C 400 ◦ C 700 ◦ C 800 ◦ C 700 ◦ C 700 ◦ C 700 ◦ C 700 ◦ C 750 ◦ C 750 ◦ C 750 ◦ C 750 ◦ C 750 ◦ C 750 ◦ C 750 ◦ C 750 ◦ C p 25 µbar 25 µbar 25 µbar 98,8 µbar 25 µbar 25 µbar 25 µbar 25 µbar 25 µbar 1 µbar 50 µbar 25 µbar 25 µbar 25 µbar 25 µbar 25 µbar 25 µbar 25 µbar 25 µbar 25 µbar ρL 1,0 J/cm2 1,0 J/cm2 1,0 J/cm2 1,0 J/cm2 1,0 J/cm2 1,0 J/cm2 1,0 J/cm2 1,0 J/cm2 2,0 J/cm2 1,0 J/cm2 1,0 J/cm2 1,5 J/cm2 1,0 J/cm2 1,0 J/cm2 1,5 J/cm2 1,5 J/cm2 1,5 J/cm2 1,5 J/cm2 1,5 J/cm2 1,5 J/cm2 Schichtdicke 8 ± 1 nm 31 ± 1 nm 27 ± 1 nm 11 ± 1 nm 15 ± 1 nm 74 ± 1 nm 160 ± 30 nm 150 ± 50 nm 230 ± 40 nm 148 ± 15 nm 117 ± 15 nm 118 ± 15 nm 140 ± 30 nm 151 ± 20 nm 19 ± 1 nm Tabelle B.1: Alle mittels PLD hergestellten Proben mit SrCo2 Ti2 Fe8 O19 auf (0001)-Al2 O3 . TS bezeichnet die Substrattemperatur während der Deposition, p den Druck des Prozessgases und ρL die Laser-Fluenz des Exzimer-Lasers. Die mit einem Asterisk (*) gekennzeichneten Proben wurden nicht für die Auswertungen verwendet. Die mit einer Raute () markierten Schichtdicken wurden mittels Reflektometrie bestimmt, die anderen mit dem Oberflächenprofilometer DEKTAK. Die mit einem Dreieck (4) markierte Probe (TNS1) besteht aus einem Al2 O3 Substrat auf der TiN und darauf SrCo2 Ti2 Fe8 O19 aufgewachsen wurde. 79 Probentabellen Probenname NBS3* BTM01 PMM01 Substrat BaTiO3 BaTiO3 PMN-PT Schichten Ni|Au Ni Fe3 O4 TS 177 ◦ C 390 ◦ C 390 ◦ C p 50 µbar 1 µbar 1 µbar ρL 3,1 J/cm2 3,1 J/cm2 Schichtdicke 100 nm|20 nm 35,5 nm 33,5 nm Tabelle B.2: Alle für die magnetoelektrischen Messungen verwendeten Hybride. TS bezeichnet die Substrattemperatur während der Deposition, p den Druck des Prozessgases und ρL die Laser-Fluenz des Exzimer-Lasers. Die mit einem Asterisk (*) gekennzeichnete Probe wurde mittels Sputter-Deposition hergestellt. Die mit einem Rechteckt () versehenen Proben wurden von Stefan Hohenberger [26] mittels PLD hergestellt. 80 Literaturverzeichnis [1] X. Batlle, X. Obradors, J. RodriguezCarvajal, M. Pernet, M. V. Cabanas, and M. Vallet. Cation distribution and intrinsic magnetic properties of CoTi-doped M-type barium ferrite. Journal of Applied Physics, 70:1614–1623, 1991. [2] W. F. Brown. Magnetoelastic Interactions. Springer, 1966. [3] W. F. Brown, R. M. Hornreich, and S. Shtrikman. Upper bound on the magnetoelectric susceptibility. Physical Review, 168:574–577, 1968. [4] H. Cao and A. G. Evans. Nonlinear deformation of ferroelectric ceramics. Journal of American Ceramic Society, 76:890–896, 1993. [5] C. A. Carosella, D. B. Chrisey, P. Lubitz, J. S. Horwitz, P. Dorsey, R. Seed, and C. Vittoria. Pulsed laser deposition of epitaxial BaFe12O19 thin films. Journal of Applied Physics, 71:5107–5110, 1992. [6] Y. 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Prof. Dr. Rudolf Groß danke ich dafür, dass er mir die Möglichkeit gegeben hat, meine Diplomarbeit am Walther-Meißner-Institut anzufertigen und für die interessante Themenstellung. Mein besonderer Dank gilt Dr. Stephan Geprägs, der mich während dieser Arbeit hervorragend und umfassend betreut hat, auf nahezu alle Fragen eine Antwort wusste und mit seiner enormen Erfahrung im Labor sehr zum Gelingen der Experimente beigetragen hat. Dass er (fast) immer etwas von seiner knappen Zeit für mich übrig hatte, weiß ich sehr zu schätzen. Dr. Matthias Opel, ohne den ich wahrscheinlich nicht ans WMI gekommen wäre, danke ich für die vielen Verbesserungsvorschläge, Diskussionen, das Korrekturlesen und für die viele Zeit, die er sich für mich genommen hat. Meinen (wechselnden) Bürokollegen in Zimmer 144 danke ich für die sehr angenehme Atmosphäre und dass sie mich als Diplomand in ihre Runde aus Doktoranden aufgenommen haben. Besonders meiner Sitznachbarin“ Sibylle Meyer danke ich für ” die vielen interessanten Gespräche, die Tipps und Tricks rund um die Wissenschaft und das Alltagsleben und für die Zeit, die sie sich oft genommen hat. Bei den mit mir forschenden Bachelor- und Masterstudenten und allen anderen Wissenschaftlern des WMI möchte ich mich für die gute Arbeitsatmosphäre bedanken. Besonders Tamara Aderneuer, Michaela Lammel, Francesco Della Coletta und Stefan Hohenberger danke ich für die vielen Informationen abseits der Physik, die den Labor- und Büroalltag signifikant erleichterten. Dem technischen Personal des WMI möchte ich für die, häufig unbemerkte, Unterstützung danken. Besonders Thomas Brenninger, der als Physik-Ingenieur jede Anlage bis ins Detail kennt und der stets hilfsbereit zur Seite stand, wenn ein Gerät nicht so tat, wie es der Diplomand erwartete, gebührt mein Dank. Den Chemisch-technischen Assistentinnen Astrid Habel und Karen Helm-Knapp danke ich für die Herstellung der PLD-Targets und dafür, dass sie sich um die vielen kleinen Dinge in den Laboren gekümmert haben. Meinen Freunden, dass sie mich manchmal von meiner Diplomarbeit erzählen ließen, obwohl es dem normalen“ Menschen schon sehr seltsam vorkommt, was ich getan ” habe. Besonders Martin Freytag, Petra Jungwirth und Peter Steigenberger für das sehr penible Korrekturlesen der Arbeit sowie Georg Voit und Valentin Feneberg für ihre wertvollen Tipps. Meiner besseren Hälfte Carina gilt mein ganz besonderer Dank dafür, dass sie mich als Physiker aushält, für die viele Motivation, Ermutigung, Unterstützung und Liebe. 87 LITERATURVERZEICHNIS Traditionell am Ende der Danksagung, aber an besonderer Stelle steht der Dank an meine Eltern, die mich über viele Jahre im Studium unterstützt haben. Danke für die Ermutigungen, die Kritik und das Korrekturlesen der Arbeit. 88 Erklärung Mit der Abgabe der Diplomarbeit versichere ich, dass ich die Arbeit selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. Die Prüfungsleistung wurde bisher bzw. gleichzeitig keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt. Garching, 21.05.2014 Ort, Datum Bastian Stibbe