Paläomagnetik - dem fossilen Erdmagnetfeld auf der Spur Und so könnten die zylindrischen Proben, die überall im Labor zu sehen sind, entstanden sein: LX 366 Zur Zeit X wurde eine Sedimentschicht am Meeresboden abgelagert. Zu dieser Zeit durchquerten die Feldlinien des Erdmagnetfeldes( ) das Sediment in einer bestimmten Richtung, die ganz anders als die heutige gewesen sein kann. Die ferromagnetischen Teilchen ( ) im Sediment richteten sich wie Kompassnadeln entlang den Feldlinien aus. So erhielt das Gestein eine Magnetisierung in Richtung des damaligen Erdmagnetfeldes. 98 6 können wir herausfinden, welche Richtung und Intensität das Erdmagnetfeld hatte, als das Gestein gebildet wurde. Darüber hinaus können wir viele Informationen über die Geschichte, das Alter und den Mineralgehalt des Gesteins ableiten, bis hin zur Rekonstruktion von tektonischen Bewegungen und Gebirgsbildungen. LK Im ganzen Verlauf der Erdgeschichte hat das Erdmagnetfeld Gestein magnetisiert. Nicht nur erkaltende Lava wurde magnetisiert, sondern auch andere Gesteine, die neu gebildet oder umgewandelt wurden. Auf diese Weise wurde die Geschichte des Erdmagnetfeldes in den Gesteinen aufgezeichnet. Mit paläomagnetischen Methoden LM 076 Durch geologische Prozesse wurde die Sedimentschicht Teil eines Gebirges und liegt nun exponiert im Gelände. Der Paläomagnetiker hofft, dass die Magnetisierung noch nicht ganz verwischt und die Richtung des Magnetfeldes zur Zeit X noch zu erkennen ist. Mit einem 1-Zoll-Bohrer entnimmt er einige Bohrkerne aus dem Gestein und notiert sich ihre Orientierung sowie Einfallen und Streichen der Schicht genau. Später im Labor werden die Bohrkerne in kleine Zylinder gesägt und beschriftet. Nun können sie auf ihre magnetischen Eigenschaften und die Richtung ihrer Magnetisierung hin untersucht werden. Nicht alle magnetischen Mineralkörner sind heute noch in Richtung des Magnetfeldes zur Zeit X magnetisiert, einige wurden remagnetisiert. Durch schrittweise Entmagnetisierung entfernt man die Magnetisierung dieser magnetisch instabilen Teilchen. Dies kann man durch Erhitzen (thermische Entmagnetisierung) oder mit einem magnetischen Wechselfeld (Wechselfeldentmagnetisierung) erreichen. Für die thermische Entmagnetisierung wird dieser Ofen benutzt. Die Proben werden hierin bis zu einer bestimmten Temperatur aufgeheizt und verlieren dabei einen Teil ihrer Magnetisierung. Dieser Anteil wird bestimmt, indem man die Magnetisierung vor und nach dem Erhitzen misst. Die Suszeptibilität des Gesteins gibt Informationen über seinen Gehalt an magnetischen Mineralien. Hier ist die Kappabrücke KLY-2 gezeigt. Mit ihr kann man die Suszeptibilität jedes Gesteins präzis bestimmen, - und das bei Temperaturen von 77 bis 950 K. Die Erde im unteren Jura Das wichtigste Messgerät ist das Tieftemperatur- LAURASIA magnetometer. Es misst die Intensität und Richtung noch kleinster Magnetisierungen mit höchster Genauigkeit. Dazu ist es mit supraleitenden Quanteninterferenz-Sensoren (SQUID) ausgerüstet. Nordamerika Turkey Türkei Tibet Südamerika Antarktis Landmassen - im Jura - heute Subduktionszone Ozeanrücken Scotese, C.R., 2002, http://www.scotese.com, (PALEOMAP website). Hat Dieses Gerät wird zur Wechselfeldentmagnetisierung benutzt. Bei jedem Entmagnetisierungsschritt wird die Feldstärke etwas erhöht. Zurück bleibt der stabile Teil der Magnetisierung. man nun die ursprüngliche Magnetisierung des Gesteins herausgefunden, kann diese Information zu vielen Zwecken verwendet werden. Vielleicht kann sie Antwort geben auf Fragen wie: An welchem Ort der Erde wurde das Sediment gebildet? Wie alt ist es? Wie hat sich der Kontinent in der Vergangenheit bewegt?