App"BadenWein" Jetzt im App Store erhältlich! fmk-foodfactory.de iPHONE NEU! Terroir in Baden – Wurzel badischer Weinvielfalt Badischer Wein GmbH | Keßlerstraße 5 | 76185 Karlsruhe Telefon +49 (0)721 - 55 70 28 | info @ badischerwein.de | www.badischerwein.de WINZER SCHNELLSUCHE ONLINE! Gelangen Sie schnell und direkt zu den Winzern und Winzergenossenschaften in BADEN und erhalten Sie mehr Informationen unter: www.badischerwein.de Inhaltsverzeichnis Seite 5 Der Wein ist die Poesie der Erde Seite 6 Terroir des Weinlands Baden Terroir in den Regionen Badens Seite 9 Tauberfranken Seite 17 Badische Bergstraße Seite 23 Kraichgau Seite 29 Ortenau Seite 37 Breisgau Seite 45 Kaiserstuhl Seite 55 Tuniberg Seite 61 Markgräflerland Seite 69 Bodensee Besuchen Sie uns auf Facebook und werden Sie Fan! NEU! Fotonachweis Stockfood, Fotograf Hendrik Holler: Titel, S. 2, Ihringer Winklerberg S. 44; LGRB: Löss S. 4, S. 22; Keuper S. 4; Granit S. 30; Arkose und Sansteine S. 30; Gneis S. 36; Konglomerat des Tertiärs S. 60; Sande & Sandsteine der Oberen Meeresmolasse S. 68; und sämtliches Kartenmaterial DWI: Spätburgunder auf S. 15, S. 16, S. 22, S. 28, S. 39, S. 44, S. 54, S. 70; Riesling S. 26, S. 28; iStockphoto: Fossile Seelilien S. 11; fotolia: Smaragdeidechse, Orchidee S. 44, Ammonit S. 54; Buntsandstein Sandsteinverwitterung Das Wort „Terroir” ist in aller Munde. Doch was verbirgt sich hinter diesem Begriff? Etwas Wissenschaftliches? Klima und Boden? Oder der Wunsch, einen bestimmten Weintyp von einem bekannten Ort zu trinken? „Terroir” bezeichnet das gesamte zu den Wachstumsbedingungen Lehm, Löss, Quarzit der Reben beitragende Umfeld einer Weinbergslage: in erster Linie Klima, Boden und Relief – aber auch der Winzer selbst ist hier gemeint. Mit dieser Broschüre versuchen wir, das „Mysterium“ des Terroirs zu ergründen. Wir gehen von der Überzeugung aus, dass es einen Muschelkalk Keuper „Genius Loci“ gibt, einen „Sense of Place“: die unerklärliche Fähigkeit mancher Orte, mancher Gelände und Gesteine, mancher Weinberge, uns in ihren Bann zu ziehen. In uns das Bedürfnis zu wecken, mehr über sie erfahren zu wollen – und schließlich den Wunsch, ihre Eigenschaften riechen und schmecken zu können. Wir möchten allen Weinliebhabern und den Freunden badischer Weine die Grundlagen und Besonderheiten unserer Löss Erzeugnisse und deren Lagen noch näher bringen. Viel Spaß bei Ihrer geologischen Reise ins Weinland Baden! Fachwissenschaftlich ausgearbeitet von Dr. Ulrich Sautter mit Kartenmaterial vom Regierungspräsidium Freiburg (Landesamt Vulkanboden Kalkgestein für Geologie, Rohstoffe und Bergbau). 1 Kalkmergel, Löss, Lehm Mario Soldati, ital. Schriftsteller und Regisseur Der Wein ist die Poesie der Erde „Der Wein ist die Poesie der Erde” 1 7 6 Das Weinland Baden erstreckt sich über ein ca. 400 Kilometer Die Angaben über die Geologie des langes Gebiet vom Bodensee im Süden bis hinauf nach Tauber- Untergrunds, die in dieser Broschüre franken – seine Rebfläche von ca. 15.500 ha ist in neun Wein- gemacht werden, erfolgen in der Ge- bauregionen unterteilt. Im landschaftlich sehr abwechslungs- wissheit, dass Badens Winzer ihr Ter- reichen Gebiet finden sich unterschiedlichste Böden und einzigar- roir nicht nur aus den geologischen tige geologische Gegebenheiten. Zudem ist Baden das wärmste, Karten kennen. Mit ihrem Wissen, sonnenreichste Gebiet Deutschlands und wird – wie z. B. auch ihrer Erfahrung und Intuition sind sie große Teile Frankreichs – als einziges deutsches Anbaugebiet der in der Lage, die richtigen Reben an europäischen „Weinbauzone B“ zugeordnet. den richtigen Ort zu stellen – und mit Winzergeschick bringen sie ihre Der in dieser Broschüre vertretene Begriff von „Boden“ weicht Reben dazu, tief und verzweigt zu wurzeln. dabei ein wenig von dem Gebrauch ab, den die Wissenschaft der Geologie von diesem Wort macht. Die Geologie versteht unter Denn der Mensch, mit seinem Intellekt und seiner Fähigkeit, zu „Boden“ ein oberflächliches Substrat, und das tut sie – für die fühlen, zu spüren, zu schmecken und zu riechen, ist ein Teil des meisten landwirtschaftlichen Kulturen – mit gutem Grund. Wer Terroirs – und bei Weitem nicht der am wenigsten wichtige! Kartoffeln anbaut, muss nicht wissen, was zehn Meter unter der Krume los ist. Beim Wein ist das anders. Rebwurzeln können sich Der wohl beste Beweis hierfür sind unsere zahlreichen preisge- viele Meter tief in den Untergrund bohren. Selbst in den härtesten krönten Weine und Sekte. Eine Top-Auswahl der Saison finden Sie Gesteinen finden sie stets eine kleine Ritze, in die es ihnen gelingt auf unserer Internetseite unter „Badens ausgezeichnete Weine“: hinein zu wachsen. www.badischerwein.de Das alles sind wichtige Qualitätskriterien. Doch Geschmack und Eigenheiten eines Weines hängen von weit mehr Faktoren ab. Terroirfaktoren Terroirfaktoren Terroir des Weinlands Baden 7 Tauberfranken Romantische Weinlandschaft voller Charakter Gesteinstyp: Muschelkalk Ausdehnung Der Weinbau des Taubertals erstreckt sich über eine Strecke von rund 80 Kilometern von Rothenburg bis zur Mündung der Tauber in den Main. Als späte Folge der napoleonischen Bündnispolitik liegen die Weinberge des Taubertals heute weinrechtlich in drei verschiedenen Anbaugebieten: Der südliche Abschnitt des Tals zählt administrativ zu Franken und Württemberg. Der zu Baden gehörende Teil des Taubertals beginnt bei Bad Mergentheim und erstreckt sich in nordnordwestlicher Richtung flussabwärts bis Müller-Thurgau Tauberfranken zur Mainmündung, wo sich die Weinberge des fränkischen Bereichs Mainviereck anschließen. Da der Flusslauf der Tauber auf badischem Gebiet nur im Ausnahmefall Südlagen direkt am Ufer gestattet, liegen die meisten Weinberge in möglichst großer Nähe zum Gewässer in Seitentälern, deren Hänge nach Süden exponiert sind. Die Weinberge Tauberfrankens liegen in Höhen von 150 – 340 m. In dieser relativ großen Spanne kommt der Reliefunterschied zum Ausdruck, den die bedeutende Eintalung der Tauber hinterlassen hat. Entstehung Landschaft und Weinbergsböden des Taubertals verdanken ihre Beschaffenheit vor allem dem erdgeschichtlichen Zeitalter Muschelkalk Beckstein in Tauberfranken der Trias, das vor etwa 250 Millionen Jahren begann und rund 50 Millionen Jahre lang andauerte. Nach der Absenkung des Germanischen Beckens im unmittelbar vorausgegangenen Zeitalter des Perms führten starke Schwankungen des Meeresspiegels zunächst zur Ablagerung von Buntsandstein, dann von Schwarzriesling Tauberfranken Ertragsrebfläche: 640 ha 1 die endgültige Heraushebung von Odenwald, Spessart und Rhön einer "Mittleren" und einer "Oberen" Schicht vorliegen. im Oligozän (vor 35 Millionen Jahren) sowie durch die im Plio- Im von Verdunstung geprägten Klima der Epoche des Buntsand- zän (vor etwa 5 Millionen Jahren) beginnende und zum Ende des steins lieferten weitverzweigte Flusssysteme Wasser und Sedi- Jungpleistozäns (vor 12.000 Jahren) weitgehend beendete Zer- mente aus höherliegenden Gebieten am Rande des Beckens an, talung bekam der Taubergrund schließlich sein heutiges Aussehen. vorwiegend aus südlicher Richtung. Begünstigt durch die Klimaverhältnisse sedimentierten die Schichten des Unteren und Mit- Boden tleren Buntsandsteins. Zur Zeit des Oberen Buntsandsteins drang Das vorherrschende Gestein im Weinbau Tauberfrankens ist der der Ozean Tethys in das Gebiet des Germanischen Beckens vor. Muschelkalk. Meist ist er flach- bis mittelgründig überlagert von Von Norden her wurden dann die Sandablieferungen zurückge- Braunerden und kalkreichem Gehängeschutt. Da der Muschelkalk drängt. als relativ weiches Gestein einen besonders steilen Einschnitt der Daran schließt sich die Sedimentation des Muschelkalks unter Fluss- und Seitentäler begünstigt hat, wurden die Weinberge in warmen Klimabedingungen an, wesentlich beeinflusst durch die früheren Zeiten häufig in Terrassenform angelegt. Historische Anwesenheit der namensgebenden Muscheln sowie anderer, in Zeugen sind auch die von Winzern seit Jahrhunderten aus Lese- ihrem Körperbau Kalk aufweisender Kleinstlebewesen. steinen aufgehäuften Steinriegel ("Steinrasseln") am Rand der Die Abschnürung der Verbindung zur Tethys veränderte zur Weinberge. Sie sind heute auch dort noch zu sehen, wo der Wein- Zeit des Mittleren Muschelkalks die Bedingungen der Gesteins- bau inzwischen aufgegeben wurde. bildung. Im entstandenen (flachen) Binnenmeer reicherte sich Die Einzellagen im südlichen und zentralen Tauberfranken ste- der Salzgehalt an, die jetzt sedimentierenden Kalksteine weisen hen fast durchweg auf Mittlerem und Unterem Muschelkalk. stärker dolomitischen Charakter auf, sind spröder und führen Besonders typisch ist die Situation in Lauda, wo der auf Oberem weniger Fossilien. Im Oberen Muschelkalk strömt das Meer Muschelkalk stehende Wald die Weinberge überblickt. Inmitten wieder direkt ins Germanische Becken ein. Dass die Wassertiefe des Weinbergs, am Übergang vom Mittleren zum Unteren Muschel- dennoch gering blieb, dafür sprechen die typischen Schalenreste kalk, finden sich bis zu drei Meter mächtige Orbicularisschichten: (die auf Individuenreichtum im Flachwasser schließen lassen) plattige Mergelkalke grauer Farbe, die mit der Muschel Neo- sowie die Anwesenheit von Algen- und Trochitenkalk. Letzterer schizodus orbicularis gepflastert sind. enthält fossile Seelilien. Mit dem Oberen Muschelkalk endet die Bildung der heute noch vorhandenen und für den Weinbau relevanten Gesteine. Nach der Hebung der mitteldeutschen Hauptschwelle im Zeitalter des Dogger (vor rund 170 Millionen Jahren) wurde das Gebiet des heutigen Taubertals Abtragungsraum: Die Sedimentschichten der auf den Muschelkalk folgenden späten Trias (Keuper) sowie diejenigen des Unteren Juras fielen der Erosion zum Opfer. Durch Buntsandstein Fossile Seelilien Tauberfranken Tauberfranken Tauberfranken 6 12 Muschelkalk, wobei beide Gesteine jeweils in einer "Unteren", 13 Ähnlich sind die Verhältnisse in Königshofen, Marbach, Gerlachsheim sowie in der Umgebung Tauberbischofsheims. Einzig die Weinberge Becksteins stehen am Hangfuß auf Mittlerem, im 14 Weiter flussabwärts, nahe der Mündung der Tauber in den Main, Tauberfranken Tauberfranken Hang selbst auf Oberem Muschelkalk. grenzt die fränkische Muschelkalktafel an den Buntsandstein, der Spessart und Odenwald dominiert. So stehen die Weinberge um die ehemalige Zisterzienserabtei Bronnbach herum zum Teil auf Unterem Muschelkalk (Kemelrain), zum Teil auf hartem Felssandstein (Josephsberg). 15 Der Satzenberg bei Reicholzheim, eine der wenigen Südlagen direkt am Fluss, bietet den Reben einen Untergrund aus Buntsandstein der sogenannten Hardegser Wechselfolge. Dieser Sandstein ist relativ weich, stark absandend und reich an Mineralien wie Eisenoxid und Glimmer. Interessant ist auch die Geologie der Reicholzheimer Lage First: Der namensgebende ursprüngliche Hang östlich des Ortes steigt sanft bis auf eine Höhe von 330 Metern an, das Gestein ist Unterer Muschelkalk und Wellenkalk. Zum Hangfuß und nach Westen hin schließt sich ein schmaler, mit Lehm und Schluff verfüllter ehemaliger Graben an, die westliche Spitze des Hangfußes schließlich steht auf Oberem Buntsandstein, genauer: auf einem bröckeligen, dun- LEGENDE Anthropogen verändertes Gelände Ton-, Sand- und Dolomitsteine des Unterkeupers Quartäre Talfüllungen Kalk- und Dolomitsteine des Oberen Muschelkalks Hangschutt Dolomit-, Kalk- und Tonsteine des Mittleren Muschelkalks Löss Kalk- und Mergelsteine des Unteren Muschelkalks Flugsand Sandsteine des Oberen Buntsandsteins Fließerden Sandsteine und Konglomerate des Buntsandsteins Maßstab 1: 170 000 N W O S BADEN Der Spätburgunder, als Burgundersorte prädestiniert dafür, die sandsteins zum Unteren Muschelkalk entstanden ist – gerade zur Mineralität des Kalkbodens wiederzugeben, erlangt eine zarte Zeit der ersten marinen Überflutung des Germanischen Beckens aromatische Komplexität bei durchaus kraftvoller Struktur. durch das Urmeer Tethys. Eine alte rote Lokalsorte ist der Tauberschwarz, der seines Zu Tauberfranken zählen auch die näher am Main als an der schwachen Ertrags wegen fast vergessen war und der erst in den Tauber liegenden Weinberge Dertingens, sie stehen auf Unterem letzten zehn oder fünfzehn Jahren wieder hier und da angebaut Muschelkalk. Weintyp Neben seinen mineralischen Böden prägt das relativ kühle Klima TOP REBSORTEN TAUBERFRANKEN den Weinbau des Taubertals. Daher findet man heute wenig 1. Müller-Thurgau (204 ha) = 32 % Weinbau in höheren Lagen und auch nur sporadische Rebflächen 2. Schwarzriesling (151 ha) = 24 % am Hangfuß: Oben am Hang ist es zu windig, in den tiefen Lagen sammelt sich des Winters und im Frühjahr die Kaltluft und verstärkt die Frostgefahr. wird: ein vollfruchtiger, relativ dunkler Rotwein, nach dem es sich zu suchen lohnt. 3. Regent (54 ha) = 8 % 4. Kerner (32 ha) = 5 % 5. Spätburgunder (32 ha) = 5 % Doch wie meist in klimatischen Grenzlagen: Die Delikatesse der hervorzubringenden Weine entschädigt für die Risiken. Bei den weißen Sorten dominiert der Müller-Thurgau, der in Tauberfranken durch seine feine, diskrete Blume besticht. Auch der Silvaner lohnt stets eine Probe: Er fällt hier leichter aus als im fränkischen Kernland, doch seine Mineralität macht ihn zum Liebling der Kenner. Riesling steht nur in den allerbesten Lagen und bringt dort, in seinem Ausreifen unterstützt vom leicht erwärmbaren Gestein des Muschelkalks, einen feingliedrigen, duftigen Wein mit elegantem Säurespiel. Auch Rotwein gedeiht gut: Besonders oft begegnet man dem Schwarzriesling, der im Klima des Taubertals seine Frucht in besonders reintöniger Form ausprägen kann, bei eher zurückhaltendem Gerbstoffgehalt. Müller-Thurgau Spätburgunder Tauberfranken Tauberfranken 16 kelroten Röttonstein, der am Übergang des Zeitalters des Bunt- 17 Badische Bergstraße Gesteinstyp: Löss, Granit, Muschelkalk, Buntsandstein Ertragsrebfläche: 390 ha Ausdehnung Die Badische Bergstraße erstreckt sich vom Ort Laudenbach im Norden, wo sie in das Anbaugebiet der Hessischen BergHeidelberg Spätburgunder straße übergeht, bis nach Wiesloch im Süden, wo sich ohne Unterbrechung der Bereich Kraichgau anschließt. Die Nord-SüdAusdehnung der Badischen Bergstraße beträgt rund 40 Kilometer, in Ost-West-Richtung zeigt sich die Weinbergszone als ein schmales Band an der Kante der Oberrheinischen Tiefebene zu den westlichen Ausläufern des kristallinen Odenwalds. Der Weinbau findet in Höhen zwischen 120 und 250 Metern statt, Löss und Lösslehm die überwiegende Mehrzahl der Rebflächen liegt in sanften Hanglagen mit westlicher Exposition. Entstehung Das Grundgebirge des Bereichs entstand in der Erdfrühzeit vor rund 350 Millionen Jahren aus einer Faltung und Aufrichtung älterer Schiefersteine unter der Einpressung von Granit. Rund 40 Millionen Jahre später, in der Phase des Oberkarbons, wurde das Grundgebirge stark – jedoch nicht zur Gänze – abgetragen. In der Zeit des Rotliegenden, vor etwa 275 Millionen Jahren, bildeten sich Senken (beispielsweise beim heutigen Ort Dossenheim), die anschließend durch vulkanische Tätigkeit mit Riesling Schriesheim Lava und Porphyrgeröll aufgefüllt und eingeebnet wurden. Nach dem Einfließen des Meeres, im Zeitalter der Trias, sedimentierten Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper. Bis zur Zeit des braunen Juras (vor etwa 160 Millionen Jahren) erreichte das Gelände der Bergstraße eine beträchtliche Höhe. Das Gebiet der Hohen Waid Badische Bergstraße Der „Frühlingsgarten” Deutschlands 19 tiefer gelegenen Lagen am Hangfuß dominieren fast überall Löss Höhe von etwa 1000 Metern über Meer empor, bevor es wieder und Lösslehm. erodierte. Tatsächlich treten die Formationen des Unteren Juras Südlich des Neckartals dominieren die Formationen der Trias, und des Keupers – die zu Beginn der Erosion oberflächlichen insbesondere Muschelkalk und Buntsandstein. Überdies sind Schichten – fast nirgends im Bereich der Badischen Bergstraße die Lössauflagen hier bedeutender als weiter nördlich. Die geo- in Erscheinung. Erst im Oligozän, vor etwa 35 Millionen Jahren, logischen Bedingungen beginnen sich jenen des Kraichgaus erhielt das Gebiet schließlich sein heutiges Aussehen, durch die anzunähern – die Grenze zu diesem Nachbargebiet verortet die Absenkung des Rheingrabens bei gleichzeitiger Auffaltung des Wein-Geografie bei Wiesloch, wo der Buntsandstein dauerhaft Odenwalds im Osten und des Haardtgebirges im Westen. Auch unter der Oberfläche verschwunden ist. Am verbreitetsten tritt das Tal des Neckar, das die Bergstraße in einen nördlichen und dieses Gestein, begleitet von seinen Verwitterungsböden aus einen südlichen Teil gliedert, entstand in dieser Zeit. rotem Lehm, in der Nähe des Königsstuhls zutage, zwischen Heidelberg und Rohrbach. Bei Leimen beginnt die Zone des Boden Muschelkalks, nordöstlich des Orts wechseln sich am sanft an- Die durch das Neckartal und die Stadt Heidelberg markierte Zwei- steigenden Hang in rascher Folge jüngere Lössböden, Wellen- teilung der Bergstraße in einen nördlichen und einen südlichen und Nodosuskalk ab. In der Lage "Herrenberg" finden sich im Teil findet eine deutliche Entsprechung in den Weinbergsböden. Weinbergsboden Schichten von Myophoria orbicularis sowie vereinzelt auch Bänke von Speriferina-Muscheln. Auch die Nördlich von Heidelberg treten verbreitet die älteren Gesteine Weinberge Nußlochs und Wieslochs liegen – unterbrochen nur zutage. Das granitische Grundgebirge bestimmt die Weinbergs- von einigen kleineren Inseln aus Buntsandstein – auf Löss und böden an den Abhängen des Ölbergs, der Strahlenburg und der Muschelkalk. Hohen Waid. Hier ist der Granit überdies häufig mit Gängen aus Minette-Gestein durchsetzt. Auch die vereinzelten Rebflächen Weintyp im Neckartal stehen auf Granit. Zwischen Dossenheim und Anders als es der Name nahelegt, gehören die Weine der Ba- Handschuhsheim herrschen Quarzporphyr und Porphyrtuffe vor, dischen Bergstraße eher nicht zu den typischen "Bergweinen" in der Gegend von Weinheim schiefriger Granitporphyr. In den aus kühlem Grenzklima. Zwar kann der Riesling, zumal auf Buntsandstein- oder Granitböden, durchaus einen schlanken, mineralischen, in seiner Anmutung "kühlen" Charakter annehmen. Doch im Allgemeinen fördert das milde Klima der Badischen Bergstraße die Ausprägung kraftvoller Weine von intensiver Frucht. Besonders wohl fühlt sich hier der Spätburgunder: Auf den Muschelkalkböden bei Leimen und südlich dieses Orts fällt er farbkräftig, füllig und körperreich aus. Er verfügt über Glut und Muschelkalk Buntsandstein dichten Gerbstoff. Auf den Granit- und Porphyrböden nördlich Badische Bergstraße Badische Bergstraße 20 bei Schriesheim, heute 457 Meter hoch, ragte damals bis auf eine 21 von Heidelberg zeigt sich der Spätburgunder eher feingliedrig und delikat, mit einer nur zarten Gerbstoffnote und reichem Duft. Bergstraße intensive Weine mit deutlicher Ausprägung ihres Sortencharakters. 23 1. Spätburgunder (121 ha) = 31 % 2. Riesling (82 ha) = 21 % 3. Müller-Thurgau (65 ha) = 17 % 4. Weißer Burgunder (24 ha) = 6 % 5. Silvaner (13 ha) = 3 % LEGENDE Maßstab 1: 150 000 N W Anthropogen verändertes Gelände Ton-, Mergel- und Sandsteine des Keupers Quartäre Talfüllungen Kalk-, Dolomit- und Mergelsteine des Muschelkalks Abschwemmmassen Sandsteine und Konglomerate des Buntsandsteins Löss Konglomerate, Arkosen und Schluffsteine des Rotliegenden Älterer Flusssand Quarzpophyre des Rotliegenden Mergel-, Ton- und Sandsteine des Tertiärs Tonschiefer und Grauwacken des Paläozoikums Granite Dionite und Granodiorite O S BADEN Badische Bergstraße Auch die weißen Burgundersorten ergeben an der Badischen Kraichgau Das sanfte Weinland der tausend Hügel Gesteinstyp: Löss, Keuper Ausdehnung Das Weinbaugebiet des Kraichgaus wird umgrenzt von den Eckpunkten Wiesloch, Sinsheim, Pforzheim und Karlsruhe. Die Ausdehnung des Bereiches beträgt von Norden in südsüdwest- Ravensburg licher Richtung rund 50 Kilometer, in westöstlicher Richtung, zwischen Bruchsal und Sulzfeld, rund 25 Kilometer. Im Osten gehen die Weinberge fließend in die Großlage Heuchelberg des Anbaugebiets Württemberg über, im Norden schließen sich die Weinberge der Badischen Bergstraße an. Das ganze Gebiet Tiefenbach des Kraichgaus ist ein flaches Hügelland, eingebettet in die tektonische Mulde zwischen Schwarzwald und Odenwald. Wald, Wiesen, Weinbau und andere landwirtschaftliche Kulturen teilen sich das Gebiet. Die Weinberge liegen meist 130 bis 240 Meter hoch, einzig in der Umgebung Pforzheims, bei Ersingen und Dietlingen, werden Höhen von 250 bis 330 Metern erreicht. Entstehung Die möglicherweise bereits zum Zeitalter des Perms (vor 280 Millionen Jahren) angelegte tektonische Senke des Kraichgaus vertiefte sich im Zeitalter der Kreide (vor 140 bis 70 Millionen Jahren) und weiter im Eozän (vor rund 40 Millionen Jahren), begleitet vom Grabenbruch der Oberrheinischen Tiefebene und Spätburgunder Mannaberg von der Hebung des Odenwalds und des Haardtgebirges im Norden sowie des Schwarzwalds und der Vogesen im Süden. Die zunächst horizontal abgelagerten Sedimentschichten der erdgeschichtlichen Zeitalter der Trias und des Juras wurden durch die Senkung und die mit ihr einhergehenden ungleichförmigen Bewegungen Löss Kraichgau Ertragsrebfläche: 1195 ha 25 der Erdrinde beträchtlichen Lagerungsstörungen unterworfen, was das zerstückelte Zutagetreten der älteren Sedimentgesteine vor allem im Nordwesten des Kraichgaus erklärt. Für die weinbaulich relevante Formung des Kraichgaus ist vor allem das Zeitalter des mittleren Diluviums (vor 800.000 bis Kraichgau etwa 100.000 Jahren) von größter Bedeutung. Staubstürme aus 26 den nördlichen Kalkalpen trugen während der Eiszeiten große Mengen Flugsand von Südwesten heran. An den östlichen, zur Zeit der Anwehung windgeschützten Flanken der sanften Hügel erreicht der Löss die größten Mächtigkeiten: bis zu 30 Meter. Boden Drei Viertel des Kraichgaus sind von Löss bedeckt. Dieses fruchtbare Substrat ermöglicht reiche Ernten an Obst, Gemüse – und Wein. Reiner Löss enthält bis zu 20 Prozent Kalk: Die Körnchen aus Quarzsand, welche die Feinstruktur des Lösses bilden, sind von Kalk ummantelt und durch ihn verkittet. Wird die Kalkschicht um die Quarzkörnchen herum ausgewaschen, entsteht Lösslehm. Lösslehm ist für den Weinbau nicht ideal – als Beimengung und dünne Auflage auf dem Löss ist er hingegen willkommen: Denn er LEGENDE Maßstab 1: 350 000 N Anthropogen verändertes Gelände Jüngere vulkanische Gesteine Quartäre Talfüllungen Mergel- und Kalksteine des Unter- und Mitteljuras Abschwemmmassen Tonsteine des Unter- und Mitteljuras Löss Ton- und Sandsteine des Mittelkeupers Flugsand Mergel- und Tonsteine des Gipskeupers Fließerden Ton-, Sand- und Dolomitsteine des Unterkeupers Kalk- & Mergelsteine des Unteren & Mittleren Muschelkalk Kalk- und Dolomitsteine des Oberen Muschelkalks Tonsteine des Oberen Buntsandsteins Sandsteine und Konglomerate des Buntsandsteins W O S BADEN Bei Bruchsal beginnt die Zone des Oberen Muschelkalks. Nach des Bodens. wie vor dominieren Löss und Lösslehm, doch immer wieder Der Kraichgauer Weinbau macht sich jedoch nicht nur die förder- tritt der Muschelkalk wie bei Untergrombach, Weingarten und lichen Eigenschaften des Lösses zunutze. Bevorzugt stehen Reben Karlsruhe-Durlach zutage, meist in schmalen Streifen und an den auch auf älteren Sedimenten. Dabei dominieren Formationen des steileren Stellen eines Abhangs. Südlich von Karlsruhe nimmt Keupers den nördlichen und östlichen Kraichgau. Ein Sonderfall sind die Bedeutung der Lössdecke ab. Die wenigen Weinberge in der die Weinberge in der Umgebung von Malsch: In den Weinbergen nordwestlichen Umgebung Pforzheims stehen überwiegend auf nördlich des Orts (Lage Rotsteig) wechseln in rascher Folge Ge- steinigen Muschelkalkböden. steine des Mittleren Keupers (Steinmergelkeuper und Knollenmergel) und solche des Oberen Keupers (rhätischer Sandstein und Weintyp rhätische Tone). Stellenweise finden sich Kiesbänke im Weinberg. Weine vom Lössboden sind duftig und haben eine intensive Und selbst kleinere Inseln der Unteren Lias sind vorhanden, Frucht – und dies schon in ihrer Jugend. Es sind Sortentypen bestehend aus grauen, dünnschichtigen Mergeln, zwischen denen par excellence. Weine aus kalkreichem, unverlehmtem Löss ver- Bänke aus Kalkstein abgelagert sind. Diese Schichten sind für ihre fügen zudem über ein appetitlich feines Säurespiel: idealtypisch TOP REBSORTEN KRAICHGAU Riesling Auxerrois Auxerrois. Riesling wird im Kraichgau vor allem auf Keuperlagen ange- 1. Spätburgunder (233 ha) = 20 % baut und fällt korpulent 2. Riesling (225 ha) = 19 % und kernig aus. Große 3. Müller-Thurgau (173 ha) = 15 % Bedeutung kommt auch 4. Grauer Burgunder (133 ha) = 11 % 5. Weißer Burgunder (125 ha) = 10 % besonders gute Fossilerhaltung bekannt. Auch in den Weinbergen bei Weißburgunder und 6. Schwarzriesling (95 ha) = 8 % 7. Lemberger (53 ha) = 4 % Mingolsheims und Langenbrückens finden sich solche, auch als den roten Sorten zu. Der Spätburgunder ergibt im Löss einen feingliedrigen Rotwein von gro- "Posidonienschiefer" bekannten Schichten des Lias. ßer Aromenvielfalt. Vom Keuper- und Muschelkalkboden fällt Im mittleren Kraichgau, im Zentrum der Senke, sind die Löss- er kräftiger aus, mit großem Extraktreichtum und fleischigem Tan- Sedimente am mächtigsten. Schichten des Keupers treten bei nin. Der Nähe zum Nachbargebiet Württemberg ist es überdies Östringen zutage (Hummelberg und Rosenkranzweg), ebenso bei zuzuschreiben, dass im Kraichgau auch die Sorte Lemberger ange- Eschelbach und Sulzfeld (Gipskeuper). Am Michelfelder Himmel- baut wird: Sie bringt hier einen nach Kirsche duftenden, kraft- berg finden sich neben etwas Keuper vor allem imposante, bis vollen, wärmenden Rotwein von mittelkräftiger Tanninstruktur zu sieben Meter mächtige Vorkommen älteren, besonders kalk- hervor. reichen Lösses. Kraichgau Kraichgau 28 verhindert in trockenen Jahreszeiten das zu schnelle Austrocknen 29 Ortenau Die „goldige” Weinlandschaft Gesteinstyp: Granitverwitterungsboden, Gneis Ausdehnung Das Weinbaugebiet der Ortenau erstreckt sich von Baden-Baden als nördlichstem Bezugspunkt in südsüdwestlicher Richtung über Durbach rund 60 Kilometer bis nach Berghaupten südlich von Offenburg. Von Norden her setzt der Weinbau ziemlich genau dort ein, wo der Hochschwarzwald beginnt. Die Reben stehen vor allem an den steilen Abhängen des Gebirges, häufig in engen Quertälern, die von einem Fließgewässer gefurcht wurden und die der Form des Gebirges entlang Wellen und Amphitheater von Weinbergen mit Spätburgunder Riesling überwiegend südlicher bis westlicher Exposition gestatten. Die Höhenlagen reichen von 180 – 380 m über Meer (bei Waldulm). Entstehung Das Grundgebirge der Ortenau ist ein Rest der sogenannten variszischen Gebirgsbildung, die in den Zeitaltern des Devons und Karbons (vor rund 418 – 298 Millionen Jahren) ein ausgedehntes System aufgefalteter Hochgebirge hervorbrachte. Ausgelöst wurde diese Gebirgsbildung durch die Kollision der Festlandsplatten Gondwana (dem Vorgängerkontinent von Afrika und Südamerika) und Laurussia (dem Vorgänger von Eurasien und Nordamerika). Die variszischen Gebirgszüge auf dem Gebiet des heutigen Mitteleuropa ragten bis zu 4000 Meter hoch auf. Baden-Baden Unter einem von ihnen, dem sogenannten "moldanubischen" Gebirge, bildeten sich in beträchtlicher Tiefe die heute im Schwarzwald zutage tretenden Gneise und Granite. Der Gneis ist das Produkt einer Umwandlung von Mineralen unter dem Einfluss gewaltigen Drucks. Der Granit, als zweiter bedeu- Granitverwitterungsboden Ortenau Ertragsrebfläche: 2720 ha 31 Boden Zeitalter des Unteren Karbons (vor 360 – 318 Millionen Jahren) – Der größte Teil der Ortenauer Weinbergsböden ist vom Granit typischerweise an Stellen, wo Verwerfungslinien im Untergrund und seinen Verwitterungsprodukten bestimmt. Die Auflage auf des Gebirges große Mengen Magma aufsteigen ließen, die jedoch dem Granitgestein ist meist nur flachgründig und besteht oft aus nicht an die Oberfläche dringen konnten und in der Tiefe erstarr- Braunerden. Wo sie aus verwittertem Granit besteht, handelt ten. Der Granit erscheint heute nur darum an der Öberfläche weil es sich um ein mageres, im pH-Wert saures Substrat sandiger das früher über ihm liegende Gebirge erodiert ist. Körnung, den sogenannten Grus. Bereits im Zeitalter des Perms (vor 298 Millionen Jahren) war Eine geologische Besonderheit findet sich ganz im Norden der das variszische Gebirge mehr als die Hälfte abgetragen. Im Zuge Ortenau, im Baden-Badener Rebland. Die besten Weinberge dieser Erosion wurde im Zeitalter des Oberen Karbons (vor 318 – Neuweiers (Mauerberg), Umwegs (im ursprünglichen Teil der 298 Millionen Jahren) organisches Material mit Sedimenten über- Lage Stich den Buben) und Varnhalts (Klosterbergfelsen) stehen deckt, was zur Bildung von Steinkohleflözen führte. In diese Zeit auf Schichten des Oberen Karbons, genauer auf Arkosesandstein fällt auch die Bildung der sogenannten Arkosesandsteine, die aus und glimmerreichen Schiefertonen, wobei hier, in so großer Nähe physikalisch verwittertem Granit sedimentiert sind. zum ehemaligen Vulkan Yburg, auch große Mengen Porphyrgeröll oberflächlich in Erscheinung treten. In der ganzen Zone kommen übrigens auch winzige Steinkohleflözchen mit einer Mächtigkeit von rund 20 bis 30 Zentimetern vor. Südlich Neuweiers beginnt die Zone des grobkörnigen Granits mit Gehängeschutt und Grus. Dieser Untergrund bestimmt die Böden in Eisental, Altschweier, Bühlertal, Lauf, Sasbachwalden, Kappelrodeck und Waldulm. Auch die südliche Ortenau, mit den Weinorten Oberkirch, Durbach, Ortenberg, wird vom selben Granitgestein dominiert. Bei Offenburg beginnen sich die Verhält- Granit Arkose und Sandsteine nisse zu ändern. Die besten Weinberge Zell-Weierbachs (in den Kernlagen des Abtsbergs und in der Lage Neugesetz) sowie Ortenbergs (Schlossberg) stehen ebenso auf Granit, einige Reben stehen hier jedoch auch auf Löss und Lösslehm. Südlich von Offenburg, bei Zunsweier, zeigt sich im Löss auch eine kleine Insel von Buntsandstein, während sich in den Weinbergen Berghauptens, an einziger Stelle auf Ortenauer Gebiet, schon das bestimmende Gestein des mittleren Schwarzwalds einstellt: der Gneis. Ortenau Ortenau 32 tender Bestandteil des Grundgebirges, entstand vor allem im 33 Anthropogen verändertes Gelände Ton-, Mergel- und Sandsteine des Keupers Quartäre Talfüllungen Kalk-, Dolomit- und Mergelsteine des Muschelkalks Abschwemmmassen Sandsteine und Konglomerate des Buntsandsteins Löss Konglomerate, Arkosen und Schluffsteine des Rotliegenden Älterer Flusssand Quarzpophyre des Rotliegenden Mergel-, Ton- und Sandsteine des Tertiärs Tonschiefer und Grauwacken des Paläozoikums Granite Diorite und Granodiorite 34 Ortenau Ortenau LEGENDE 35 Maßstab 1: 350 000 N W O S BADEN TOP Weintyp Zwei Rebsorten dominieren die Ortenau: Riesling und Spätbur- nell in Bocksbeutel gefüllt – zeichnen sich durch besondere Kom- 1. Spätburgunder (1269 ha) = 47 % plexität sowie durch Eleganz und Feinnervigkeit aus. 2. Riesling (686 ha) = 25 % Ortenau Der Durbacher Riesling kann geradezu als Archetyp des badischen 36 Rieslings gelten: intensiv aromatisch, gehaltvoll und in der Flasche sehr gut ausreifend. Dass der Riesling gerade hier am Schwarz- 3. Müller-Thurgau (317 ha) = 12 % 4. Grauer Burgunder (175 ha) = 6 % 5. Weißer Burgunder (55 ha) = 2 % waldrand und auf Granitgestein so gut gedeiht, erinnert uns daran, dass diese Sorte das Grenzklima liebt: Die besten Resultate Ortenau gunder. Die Rieslinge des Baden-Badener Weinlands – traditio- REBSORTEN ORTENAU 37 bringt sie, wo ein leicht erwärmbares Gestein, das überdies reichen mineralischen Extrakt spendet, die Wirkung eines rauen Grundklimas ausgleicht. Der typische Ortenauer Spätburgunder vom Granitboden ist in seinen Anlagen ein kerniger, in der Jugend verschlossener Wein, der in der Flasche jedoch zu Feinheit und zu einer subtilen mineralischen Frucht reifen kann. Manche Produzenten nützen das kellertechnische Mittel der Maischeerhitzung, um ihn früher zugänglich zu machen und ihm größeren Charme zu verleihen. Neuweier Breisgau Weinregion mit Charme Gesteinstyp: Gneis, Löss, Lösslehm, Muschelkalk Ausdehnung Das Weinbaugebiet des Breisgaus ist nur in geringem Ausmaß durch natürliche Begrenzungen im Landschaftsbild gekennzeichnet. Es versammelt Weinbergslagen zwischen Oberschopfheim, Glottertal südlich von Offenburg, bis Freiburg und umfasst in einem Band von etwa 15 Kilometern Ausdehnung Lagen im Grabenbruch des Rheintals, solche in der Vorbergzone des mittleren Schwarzwalds, solche im kristallinen Grundgebirge selbst sowie zwei Einzellagen auf Freiburger Stadtgebiet. Von Norden her in südsüdwestlicher Richtung erstreckt sich der Löss und Lösslehm Breisgau über eine Strecke von etwa 60 Kilometern. Die Reben wachsen in Höhen zwischen 180 und 450 Metern Höhe. Entstehung Die Entstehung des kristallinen Grundgebirges folgt derselben Entstehungsgeschichte, die bereits für die Ortenau beschrieben wurde. Die Besonderheit des mittleren Schwarzwaldes liegt indes darin, dass hier der Gneis dominiert. Dieses Gestein bildete sich zur Zeit der variszischen Gebirgsbildung durch sogenannte "metamorphe" Veränderung tief unter dem Gebirge: In 25 Kilometern Tiefe herrschten damals Temperaturen von etwa 600 °C und ein Grauburgunder Malterdingen Druck von 6 – 8 Kilobar. Das Ausgangsgestein – mutmaßlich eine tonige Grauwacke – wurde unter diesen Bedingungen nicht aufgeschmolzen, äußerstenfalls nahm es eine leichte plastische Verformbarkeit an. Vor allem aber entstanden in der Gesteinsmasse neue Minerale und Mineralaggregate, und manche Gneis Breisgau Ertragsrebfläche: 1600 ha 39 Kristalle ordneten sich unter dem Einfluss des vorherrschenden Boden Drucks in einer bestimmten Richtung an – was die gleichförmige Im Weinbau des Breisgaus lassen sich mindestens fünf Bodentypen Textur der meisten Gneise erklärt. unterscheiden. Hier wachsen Reben im Verwitterungsboden des 40 Nach der Erosion des variszischen Gebirges ist eine durchgehende Dies trifft auf die Weinberge des Glottertals sowie diejenigen Sedimentation während der Zeitalter des Perms (Rotliegend), der am Flusslauf der Elz bei Buchholz zu und auf diejenigen des Trias sowie des Juras anzunehmen. Reste dieser Ablagerungen Freiburger Schlossbergs. Aus geologischer Sicht ist Letzterer als treten heute punktuell und lückenhaft in den verschiedenen Rand- Teil des Schwarzwaldgebirges einzustufen. schollen zwischen Grundgebirge und Oberrheinebene zutage. Die jüngsten Weinbergsböden des Breisgaus sind diejenigen aus Diese Zerstückelung der Vorbergzone wiederum ist dem Einbruch Löss und Lösslehm. Sie bedecken große Flächen des gesamten des Oberrheingrabens im Zeitalter des Tertiärs (vor etwa 50 Mil- Gebiets und verhüllen den tieferen Untergrund, insbesondere lionen Jahren) zuzuschreiben. Infolge der tektonischen Bewe- in den weniger steilen, zuweilen auch terrassierten Lagen um gungen, der Hebung und Abtragung von Grabenflanken entstand Friesenheim, Lahr, Kippenheim, Herbolzheim, Kenzingen, Kön- das heute vorliegende Schollenmosaik der Vorbergzone. Mit dringen und Malterdingen. Manche dieser Lagen sind janus- Anwehung des Lösses während der Eiszeiten erhielt die Land- gesichtig: Neben den ausgedehnten Lösssedimenten stehen in schaft des Breisgaus schließlich ihr derzeitiges Aussehen. einigen Parzellen auch ältere Gesteine an. Beispielsweise findet man Unteren und Mittleren Muschelkalk Hecklingen Weißburgunder Herbolzheim Spätburgunder relativ verbreitet um Nordweil und Bombach, Mittleren und Oberen Muschelkalk in der namensgebenden Steillage des Hecklinger Schlossbergs. Auch in Schmieheim (Gewann Kalkofen) und Malterdingen gibt es kleine Inseln aus Muschelkalk, in Malterdingen imponieren zudem rötliche (eisenhaltige) Imprägnierungen des Gesteins. Lahr wiederum verfügt über eine weitere Besonderheit: Am Schutterlindenberg, vor allem in der Umgebung der Lage Herrentisch Breisgau Breisgau Grundgebirges: auf Gneis. 41 sowie in der jüngst abgegrenzten Lage Kirchgasse, stehen Konglomeratgesteine an, die etwa zur Zeit des Einbruchs des Rheingrabens entstanden sind. Zu dieser Zeit muss östlich des Schutterlindenbergs eine hervorgehobene Randscholle aus Jurakalk der Erosion anheimgefallen sein. Gleichzeitig überfluteten 42 den Rheingraben. So wurde das Geröll aus Kalken des Doggers Breisgau Breisgau Flüsse, Seen und zeitweilig das Meer den immer weiter einsinken- und Malms in konglomeratische Sandsteine (Kalksandsteine) und Lymnäenmergel eingebaut. Auch die ursprünglichen Kalk-Formationen des Unteren und 43 Mittleren Juras stehen im Betrachtungsgebiet in zwei kleineren Weinbergslagen an: in der Lage "Bergle" des Freiburger Ortsteils Lehen sowie bei Kenzingen in der südöstlichen Ecke der Lage "Roter Berg" (als Opalinuston, eisenoolithischer Kalkstein und Eisensandstein). LEGENDE Maßstab 1: 200 000 N Anthropogen verändertes Gelände Kalk- und Dolomitsteine des Oberen Muschelkalks Quartäre Talfüllungen Kalk-, Dolomit- & Mergelsteine des Unteren & Mittleren Muschelkalks Löss Tonsteine des Oberen Buntsandsteins Lössreiche Fließerden Sandsteine und Konglomerate des Buntsandsteins und Zechsteins Ältere Terrassenschotter Konglomerate, Arkosen und Schluffsteine des Rotliegenden Jüngere vulkanische Gesteine Gneise und Migmatite Ton-, Mergel-, Kalk- und Sandsteine des Keupers & des Juras W O S BADEN Weintyp Der Breisgau ist Burgunder-Land. Besonders wohl fühlt sich hier 44 betonter, erfrischender Weißherbst gekeltert. Spätburgunder Rot- 1. Spätburgunder (687 ha) = 43 % wein vom Gneis hat Kern und kann sehr lange gelagert werden. 2. Müller-Thurgau (329 ha) = 21 % Wächst die noble Burgunderrebe auf Kalk, bringt sie wahrlich bur- 3. Grauer Burgunder (193 ha) = 12% gunderhafte, samtene Rotweine hervor, die zu den gesuchtesten 4. Weißer Burgunder (153 ha) = 10 % Spätburgundern Badens gehören. Auch dem Grauburgunder gelingt es auf solchen Böden, seine aromatische Fülle zu entfalten. Der Weißburgunder bringt – meist Breisgau Breisgau der Spätburgunder. Im Glottertal wird er traditionell als frucht- 45 vom Lössboden – einen duftigen, eleganten Weißwein, der helles Fleisch und Fischgerichte bestens begleitet. Glottertal, Rote Bur Kaiserstuhl Die Burgunder-Oase mit dem wärmsten Klima Deutschlands Ertragsrebfläche: 4165 ha Ausdehnung Der Kaiserstuhl ist ein Mittelgebirge, das sich bei Breisach rautenförmig in nordöstlicher Richtung erstreckt, 16 Kilometer lang Oberbergen und 13 Kilometer breit. Mit einer Höhe von 557 Metern überragt der Kaiserstuhl das ihn umgebende Rheintal um annähernd 370 Meter. Weinbau findet weiträumig im gesamten Gebiet dieses erloschenen Vulkankegels statt, in Höhen zwischen 190 und 400 Metern über Meer. Die Weinberge dreier kleinerer, dem Orchidee Smaragdeidechse Vulkankegel vorgelagerter Erhebungen zählen weinbaulich ebenfalls zum Bereich Kaiserstuhl: der Breisacher Eckartsberg im Südwesten, der Sasbacher Limberg im Nordwesten sowie der Nimberg bei Nimburg-Bottingen im Osten. Entstehung Die Entstehungsgeschichte des Kaiserstuhls beginnt mit dem Einbruch des Rheingrabens vor rund 50 Millionen Jahren. Entlang tiefreichender Verwerfungen stieg Magma aus dem oberen Erdmantel (aus über 100 Kilometern Tiefe) auf, möglicherweise erstmals im Mittleren Eozän (vor über 40 Millionen Jahren), zunächst jedoch offenbar nur in Form basaltischer Schlote und Ihringer Winklerberg Spätburgunder ohne eine Ablagerung von Eruptivgesteinen zu hinterlassen. Nach einer Periode, die frei von vulkanischer Aktivität war, begann im Unteren Miozän (vor etwa 20 Millionen Jahren) die eigentlich aktive Phase der Kaiserstuhlvulkane. Über einen Zeitraum von vier bis fünf Millionen Jahren hinweg baute sich Vulkanboden Kaiserstuhl Gesteinstyp: Vulkanverwitterungsboden, Löss 47 Boden Kieselsäure-Anteil gekennzeichneten, relativ zähen Magmen Der Weinbau des Kaiserstuhls ist durch den Zweiklang von Vul- dieser Vulkane nicht weit abfließen konnten, türmten sich die kangesteinsboden und Löss geprägt. Allerdings haben sowohl Flur- Vulkankegel Schicht um Schicht immer höher auf; ihr größter bereinigungen als auch administrative Neuordnungen der letzten befand sich wahrscheinlich in der Mitte. Dabei überlagerten die 50 Jahre die Möglichkeit der Zuordnung einer Weinbergslage zu Laven im Osten des Kaiserstuhls einen Sockel älterer Gesteine. einem Bodentyp eher etwas verwischt, als sie zu präzisieren. Da die Auflagerungsflächen der vulkanischen Ergussgesteine im Der Tendenz nach befinden sich die eindeutigsten Vulkanlagen Kaiserstuhl grundsätzlich von Osten nach Westen geneigt sind, im Westen des Vulkankegels, während der meiste Löss im wird angenommen, dass im östlichen Kaiserstuhl die älteren und Osten ansteht. Zudem lassen sich auch verschieden stark ver- tieferen Gesteine aufgeschlossen sind, im westlichen hingegen lehmte Lösslagen unterscheiden, wobei der Löss im Westen des die jüngeren Schichten. Kaiserstuhls tendenziell jünger und kalkreicher ist. Das Alter des ältesten gefundenen Vulkangesteins, das dem sogenannten Eichstätter Vulkan zugeschrieben wird, wurde mit Auch bei den Vulkangesteinen gilt es zu differenzieren, ins- rund 19 Millionen Jahren bestimmt. Das jüngste Gestein, ein besondere zwischen Ganggesteinen und Eruptivgesteinen. Fund vom Kirchberg bei Niederrotweil, wird mit einem Alter von Ganggesteine sind durch Erstarrung in der Tiefe entstanden und 15 Millionen Jahren taxiert. Nach diesem Zeitpunkt erloschen die lagen zu keinem Zeitpunkt der Vulkanaktivität an der Oberfläche. Kaiserstuhlvulkane, und die nachfolgende Erosion trug Hunderte Typischerweise sind sie besonders dicht und hart. Eruptivgesteine von Metern Vulkangestein ab. Die kraterförmig anmutende Mitte sind erstarrte Magmen oder bereits in verfestigtem Zustand des heutigen Kaiserstuhls ist in Wirklichkeit das subvulkanische ausgeworfene Gesteine, aus denen sich die Schichten der Zentrum der gesamten damaligen Vulkangruppe. Stratovulkane aufgebaut haben. Zwei weitere Faktoren haben seither die Kaiserstuhllandschaft Ganggesteine findet man vor allem im Zentrum des Kaiserstuhls. mit geformt. Zum einen die eiszeitlichen Sedimentationen des Besonders verbreitet tritt hier der sogenannte Essexit auf, ein Lösses, die heute rund drei Viertel der Oberfläche des Kaiserstuhls hartes Gestein von schwarz-weiß gesprenkeltem Äußerem. bedecken und auf seiner Ostseite Mächtigkeiten von mehreren Östlich von Schelingen und zum Schelinger Oberdorf hin stehen Zehner Metern erlangen. Zum anderen die anthropogenen Um- Essexite als größere zusammenhängende Körper an oder in dicht formungen des Geländes: Die Flurbereinigungen der 1960er und gescharten Gängen, die jeweils eine Mächtigkeit von etwa zehn 1970er Jahre mit ihrer Planierung von Großterrassen haben das Zentimetern bis zu drei, vier Metern besitzen. Gelände des Kaiserstuhls so stark verändert, wie es an kaum einer Zwischen Schelingen und Oberbergen kommt der Essexit ebenfalls anderen Stelle im deutschen Weinbau der Fall war. vor, doch ausschließlich in Gängen unterhalb einer dominanten Lössdecke. Ein zweiter Schwerpunkt ihres Vorkommens liegt südwestlich des Kaiserstuhlzentrums außerhalb der Weinbauzone, ziemlich genau unter dem höchsten Punkt des Gebirges, dem Totenkopf, sowie westlich von ihm. Doch auch dieses Vorkommen Kaiserstuhl Kaiserstuhl 48 eine Gruppe von Stratovulkanen auf: Da die durch einen hohen 49 von Essexit strahlt in die Weinbauzone aus: Eine der am höchsten er jedoch zu tief unter dem Löss, um weinbaulich relevant zu wer- gelegenen Parzellen der Lage Oberbergener Baßgeige, ganz im den. Dementsprechend rar sind Einzellagen, die nahezu flächen- Süden des Orts, ist im Untergrund von Gangschwärmen des deckend von Tephritlaven bestimmt sind. Typischerweise weisen Essexits durchsetzt. diese Lagen flachgründige Auflagen aus Fließerden, schluf- 50 Ein weiteres, für die Geologie des Kaiserstuhls besonders kenn- Solche reine Vulkanlagen sind Jechtinger Eichert, Oberrotweiler zeichnendes, jedoch weinbaulich höchstens indirekt – durch Kirchberg und Achkarrer Schlossberg. Einzellagen mit sehr mögliche Verwitterungsprodukte – bedeutsames Gestein ist der bedeutenden Anteilen aus Tephrit (jedoch auch einigen Löss- Karbonatit. Der Karbonatit besteht überwiegend aus Kalk. Dass Anteilen) sind: Bischoffinger Steinbuck, Oberrotweiler Eichberg, es sich dennoch um ein magmatisches Gestein handelt, gilt erst Oberrotweiler Henkenberg, Blankenhornsberger Doktorgarten seit wenigen Jahrzehnten als bewiesen. Im Kaiserstuhl findet und Ihringer Winklerberg. man Karbonatit vor allem südlich von Oberbergen am Badberg Der Ihringer Winklerberg besitzt überdies die Besonderheit, dass sowie nördlich von Altvogtsburg, in beiden Fällen auf weinbau- in den Steillagen im südwestlichen vorderen Eck rare olivin- lich unerschlossenem Gelände im Naturschutzgebiet. Einzig ein führende Tephrite anstehen, die besonders kompakt und ver- Oberbergen Gelber Muskateller Achkarrer Schlossberg Grauburgunder paar Rebenzeilen am Ohrberg bei Schelingen stehen wohl direkt witterungsresistent sind. Einzellagen, die etwa je zur Hälfte auf Karbonatit. Auf ähnlich kleinem Raum findet man auch im Tephrit- und Lössböden umfassen, sind Burkheimer Feuerberg, Kirchberg bei Niederrotweil Karbonatit, hier übrigens auch in der Leiselheimer Gestühl, Bischoffinger Enselberg und Bischoffinger Form eines Auswurfgesteins. Steinbuck. Auch die beiden Breisacher Lagen, Eckartsberg und Augustinerberg (möglicherweise die Reste eines eigenen Seiten- Unter den Eruptivgesteinen des Kaiserstuhls besitzt der Tephrit die vulkans), gehören in diese Kategorie. größte Bedeutung. Dabei handelt es sich um ein porphyrisches, je In der Lage Oberbergener Baßgeige finden sich Lagen auf Löss, nach Position im Lavastrom kompaktes bis blasig ausgebildetes solche auf Tephrit und, wie oben beschrieben, auch solche auf Gestein von grauer bis schwarzer, durch Oxidation im heißen Essexit. Einen interessanten Sonderfall stellen auch die beiden Zustand auch von grauvioletter bis rotbrauner Farbe. Der Tephrit Sasbacher Lagen Limburg und Rote Halde dar. Der Limberg tritt fast überall im Kaiserstuhl punktuell zutage. Vielerorts liegt bei Sasbach ist ein Eldorado für Geologen: In nicht weniger Kaiserstuhl Kaiserstuhl figer bis grusiger Vulkanverwitterung oder Magmatitschutt auf. 51 als sieben Steinbrüchen lässt sich die Entstehungsgeschichte des Kaiserstuhls studieren. Dabei spielt der "Limburgit", ein Eruptivgestein, das auf seinem Weg zur Oberfläche besonders viele Fremdgesteine aus dem Erdmantel mit nach oben gebracht Kaiserstuhl und in die Lava eingeschlossen hat, weinbaulich eine eher 52 geringe Rolle. Bedeutend sind jedoch die als "Limburg-Schichten" bezeichneten sandigen Mergelsteine tertiären und jurassischen Ursprungs. Sie dominieren die Lage Sasbacher Limburg. Die Lage Sasbacher Rote Halde jedoch, die südlich der Ortschaft überwiegend auf Tephrit-Lava steht, erstreckt sich nördlich der Ortschaft am Limberg und am benachbarten Lützelberg vorwiegend auf OlivinNephelinit-Lava, einem kompakten, schwarzen bis rötlich-grauen Porphyrgestein. Damit zählt diese Lage zu den am stärksten von Vulkangestein geprägten des Kaiserstuhls überhaupt. Auch in allen anderen bislang noch nicht genannten Weinbauorten finden sich Aufschlüsse von Vulkangestein und Inseln schwarzer Böden inmitten des dominanten Lösses. Dabei treten zuweilen lokale geologische Besonderheiten zutage, deren Schilderung den Rahmen dieser Broschüre sprengen würde. Erwähnt werden LEGENDE Maßstab 1: 125 000 N Anthropogen verändertes Gelände Jüngere vulkanische Gesteine (Karbonatit) Quartäre Talfüllungen Mergel-, Kalk- und Sandsteine des Tertiärs Löss Kalk- und Mergelsteine des Mitteljuras Lösslehm Tonsteine des Mitteljuras Niedermoor Sand-, Mergel- und Kalksteine des Keupers und Unterjuras W O S Abschwemmmassen Jüngere vulkanische Gesteine BADEN TOP soll beispielhaft das Gewann Endhalden der Bötzinger Lage Lasenberg, in dem Intrusivkörper aus Phonolith anstehen, einem porösen Vulkangestein grünlicher bis grauer Farbe. REBSORTEN KAISERSTUHL 1. Spätburgunder (1614 ha) = 39 % 54 östlichen Kaiserstuhl örtlich, vor allem bei Eichstetten, auch tertiäre Mergel- und Kalksandsteine auf. Die Reben bei Nimburg und Bottingen schließlich wachsen auf Löss sowie auf Löss über 2. Müller-Thurgau (836 ha) = 20 % 3. Grauer Burgunder (814 ha) = 20 % 4. Weißer Burgunder (427 ha) = 10 % 5. Silvaner (93 ha) = 2 % Mergelsteinen des Mittleren Juras. Kaiserstuhl Kaiserstuhl Neben den zahlreichen Lösslagen am Kaiserstuhl treten am 55 Weintyp Der typischste und in der Ausprägung seines lokalen Charakters einzigartige Kaiserstühler Wein ist der Grauburgunder vom Vulkangestein: Nirgends anders als hier erreicht diese Sorte einen so komplexen Ausdruck und vereinigt so viele Gegensätze: Fülle und Kern, Schmelz und Salzigkeit, Feinheit und Kraft. Auch der Spätburgunder entwickelt am Kaiserstuhl einen markanten, deutlich wiedererkennbaren Charakter: Er hat eine dezente, doch klare Frucht, feingliedrigen, aber dennoch griffig-zupackenden Gerbstoff und eine belebende mineralische Ader. Auch andere Sorten gedeihen hervorragend: nervige, floral duftende Weißburgunder zum Beispiel, delikater Chardonnay und auch schwer anzubauende Bukettsorten wie Muskateller und Gewürztraminer. Eine beinahe in Vergessenheit geratene Kaiserstühler Spezialität ist der Silvaner: Vor allem im Südwesten des Kaiserstuhls bringt er reiche und tiefgründige, doch auch gutmütige und unbeschwerlich zu trinkende Weine hervor. Der mineralischen Vielfalt der Kaiserstühler Weine nachzuspüren, bleibt auch für Kenner ein Mysterium von niemals versiegendem Reiz. Kaiserstuhl Tuniberg Der blühende Weingarten Freiburgs Kalkstein Gesteinstyp: Löss und Lösslehm, Kalk Ausdehnung Das Weinbaugebiet des Tunibergs erstreckt sich auf dem gleichnamigen schmalen Bergrücken, der sich von Gottenheim im Westen von Freiburg etwa elf Kilometer in südsüdwestlicher Richtung bis nach Munzingen erstreckt. Der Tuniberg erreicht eine Höhe von 314 Metern. Er ist vom Niveau der Rheinebene bei rund 200 Metern bis zu seinem höchsten Punkt mit Reben bewachsen. Entstehung Trotz seiner großen räumlichen Nähe zum Kaiserstuhl – zwi- Tuniberg schen der nördlichsten Tuniberggemeinde Gottenheim und den Kaiserstühler Nachbarorten Wasenweiler und Bötzingen liegen weniger als vier Kilometer – teilt der Tuniberg nur wenig mit der Geologie seines größeren Nachbarn. Vulkanismus hat bei der Entstehung des Tunibergs keine Rolle gespielt. Vielmehr handelt es sich bei dieser milden Erhebung um eine Randscholle, die im Zuge des Einbruchs des Rheingrabens entlang der zahlreichen Verwerfungen am Grabenrand emporgehoben und gekippt wurde. Der nördliche Teil des Tunibergs ist dabei einige Hundert Meter tiefer in den Rheingraben eingesunken; hier sind vereinzelt Gesteine tertiären Ursprungs (Lymnäenmergel) aufgeschlossen. Am südwestlichen Ende des Tunibergs, wo die jüngeren Schichten Munzingen, Ehrentrudis Kapelle Spätburgunder der Erosion ausgesetzt waren, stehen ältere Gesteine an, vor allem solche des Mittleren Juras. Diese Formationen weisen allerdings Verwandtschaft zu jenen auf, die am östlichen Kaiserstuhl durch die jüngeren magmatischen Gesteinsbildungen überprägt wurden. Ammonit Müller-Thurgau Tuniberg Ertragsrebfläche: 1060 ha 57 Untersuchungen, die am südlichen Ende des Tunibergs vorgenommen wurden, belegen überdies, dass der Rheingraben auch heute noch weiter einsinkt, um etwa einen Millimeter pro Jahr. Boden 58 fast überall in einer Mächtigkeit von mehreren Metern ansteht. Die erwähnten Aufschlüsse von Lymnäenmergel befinden sich nördlich Merdingens – im Gewann Langenfelden am Nordwestfuß des Tunibergs. Mit einer einzigen Ausnahme liegen die Fundstellen jedoch rund 30 Meter unterhalb des Hochplateaus, auf dem hier Weinbau betrieben wird. Demnach stehen fast alle Weinberge Merdingens sowie diejenigen Gottenheims, Waltershofens, Opfingens und Tiengens durchgehend auf Löss und Lösslehm. Südlich und südwestlich von Merdingen verändert sich das Bild. Einige Parzellen der Lage Merdinger Bühl, die unmittelbar an das südwestlich des Orts befindliche Kalkwerk grenzen, stehen auf Jurakalk. Insbesondere charakterisiert dieser Bodentyp die sich südlich anschließende Lage Niederrimsinger Rotgrund. Die Reben wachsen hier verbreitet auf Hauptrogenstein, einem plattigen bis dickbankigen, grauen bis rötlich-braunen Oolithgestein aus LEGENDE Maßstab 1: 75 000 N Anthropogen verändertes Gelände W O Quartäre Talfüllungen S Löss Niedermoor Abschwemmmassen Jüngere vulkanische Gesteine Kalk- und Mergelsteine des Mitteljuras BADEN Tuniberg Tuniberg Bestimmend für den Weinbau des Tunibergs ist der Löss, der hier 59 TOP Kalk, aber auch auf Wedelsandstein (einem feinsandigen, blaugrauen Tonmergelstein mit Kalkbänken) sowie auf Humphriesi- 60 der Lage Munzinger Kapellenberg stehen Jurakalksteine an, 1. Spätburgunder (605 ha) = 57 % hier vor allem in den beiden südwestlichen Kuppen der weit 2. Müller-Thurgau (201 ha) = 19 % aufs Hochplateau ausgreifenden Einzellage. Neben Hauptrogen- 3. Weißer Burgunder (85 ha) = 8 % und Wedelsandstein treten zwei weitere Formationen zutage: 4. Grauer Burgunder (77 ha) = 7 % Ostreenkalk und Murchisonae-Oolith. Ersterer ist ein gebankter Mergelkalk, in dem austernähnliche Ostreen als Fossilien vorkommen, Letzter ist ein Ammoniten führender und eisenhaltiger Tuniberg Tuniberg Oolith (einem eisenschüssigen, spätigen Kalkstein). Auch in REBSORTEN TUNIBERG 61 Kalksandstein. Als besondere Kuriosität findet sich am südwestlichen Hangfuß unterhalb der Ehrentrudis-Kapelle ein schmaler Streifen Vulkangestein: Es handelt sich um den Rest eines Tuffschlots, der an dieser Stelle wie ein in die Nachbarschaft verirrter Ausläufer des verzweigten Kaiserstuhlvulkans zutage trat – und der wahrscheinlich nicht aus der aktiven Zeit der Kaiserstuhlvulkane stammt, sondern aus der ersten Phase vulkanischer Aktivität nach Einbruch des Rheingrabens im Mittleren Eozän (vor rund 45 Millionen Jahren). Weintyp Die Weine des Tunibergs sind warmherzige, ausdrucksstarke Sortentypen. Elegante Weißweine aus Burgundersorten, aromatischer Müller-Thurgau und auch anregender Weißherbst gehören zu den Spezialitäten. Der Spitzenplatz unter den TunibergWeinen gebührt indes dem Spätburgunder: Vom feinfruchtigen Tischwein bis zum gerbstoffbetonten Burgunder existiert ein breites Spektrum an Stilen, mit den mineralisch-komplexen Weinen der Jurakalk-Lagen als besondere Zugabe für Kenner. Tuniberg Markgräflerland Die Heimat des Gutedels Ertragsrebfläche: 3130 ha Ausdehnung Der Bereich Markgräflerland umfasst ein rund 60 Kilometer in südwestlicher Richtung gestrecktes, selten mehr als 10 Kilometer Weißburgunder Markgräflerland breites Band von Weinbergen, die in der Vorbergzone des mittleren und südlichen Schwarzwalds, im südlichsten Teil des Gebiets vereinzelt auch in Nähe des Rheins stehen. Die Weinberge des Markgräflerlands erstrecken sich in Höhenlagen zwischen 210 und 470 Metern. Entstehung Das kristalline Grundgebirge des Schwarzwalds steigt im Osten des Markgräflerlands zu größeren Höhen an, als dies in der Nachbarschaft des Breisgaus oder der Ortenau der Fall ist. Daher fällt die Begrenzung der Weinbergszone schärfer aus als in jenen Gebieten, die den Weinbau auch auf dem Gestein des Grundgebirges gestatten. Andererseits ist auch der flache, Staufen mit Geröll und Lehm verfüllte Rheingraben kein geeignetes Weinbaugelände, sodass sich die Rebflächen des Markgräflerlands auf die Vorbergzone beschränken. Die Vorberge des Markgräflerlands kann man sich wie ein Mosaik von Schollen vorstellen, das sich nach dem Einbruch des Rheingrabens vor rund 50 Millionen Jahren zu bilden begann. Durch Kalkstein tektonische Störungen, Kippungen, Senkungen und Hebungen können heute im Aufbau der Gesteinsschichten geologische Formationen nebeneinanderliegen, die aus völlig unterschiedlichen Erdzeitaltern stammen. Bedeutsam sind vielerorts auch die sogenannten Konglomeratgesteine. Als nach dem Einbruch des Gutedel Konglomerat des Tertiärs Markgräflerland Gesteinstyp: Löss, Lösslehm, Kalkgestein 63 hagen. Im östlichen Teil des Batzenbergs finden sich ebenso flossen, lagerten sich naturgemäß Sedimente ab. In diese Sedi- wie im Pfaffenweiler Oberdürrenberg Lymnäenmergel. Die Ehren- mente wurden auch Gerölle älterer Gesteine einbezogen, die als kirchener Lage Ölberg steht im Süden der Ortschaft auf Löss, im Erosionsprodukte von den gehobenen Rändern des Grabens herab- Norden auf Löss mit Tertiärkonglomerat und Lymnäenmergel. geschwemmt wurden. Durch die weitere Hebung des Schwarz- Charakteristisch für den vielerorts im Markgräflerland anzutref- walds und der Vogesen im Pliozän (vor 5,3 – 2,5 Millionen Jahren) fenden Flickenteppich geologischer Formationen ist der Boll- beginnt sich auch die Zerschlitzung der Täler zu beschleunigen, schweiler Steinberg: Auf engstem Raum findet man hier Mittleren die tief in den jurassischen Untergrund schneidet und Höhen- Jura, Unteren Keuper, Oberen Muschelkalk, Lösslehm und jüngere differenzen von bis zu 200 Metern schafft. Die Anwehung von Abschwemmmassen. Löss komplettierte schließlich im Zeitalter des Mittleren Dilu- Die besten Weinberge Laufens und Britzingens stehen auf Ter- viums (vor 800.000 – 100.000 Jahren) das heutige Aussehen des tiärkonglomerat und altpleistozänen Schottern, die teils tiefgrün- Markgräflerlands. dig lehmig-grusig verwittert sind. Hangschutt prägt auch den Boden in Badenweilers Römerberg. Schuttränder dieser Art sind Boden für den Weinbau wertvoll, weil sie in fester und verwitterter Form Im Markgräflerland ändert sich der Weinbergsboden mancher- all das enthalten, was in benachbarten Höhenlagen an Gestein orts von einem Meter zum nächsten; der Untergrund ist äußerst vorhanden ist – und auch, weil der Schutt mit Feuchtigkeit heterogen. Eine der wenigen Konstanten ist der Löss, der überall speicherndem (Löss-)Lehm gebunden ist. Auch in den Lagen Müll- im Gebiet große Flächen einnimmt, teils auch in seiner entkalk- heimer Reggenhag und Auggener Letten bereichert Gehängeschutt ten Erscheinungsform, als Lösslehm. Zweite Konstante ist das den Boden – in diesen Fällen sind es vor allem Süßwasserkalke Fehlen kristalliner Grundgesteinsböden im Weinbau. Ein einziger und Konglomerate tertiären Ursprungs, aus denen sich das Weinberg, nämlich derjenige im Gewann Roter Berg südlich Substrat zusammensetzt. In der Müllheimer Lage Pfaffenstück von Staufen, das weinrechtlich zur Lage Staufener Schlossberg stehen stellenweise Bohnerze an. Dabei handelt es sich um einen gezählt wird, steht auf Granitporphyr und Gneis. Die Reben des tief dunkelroten Ton – eine typische Terra rossa, die unter der namensgebenden, eigentlichen Staufener Schlossbergs unter- Beteiligung von Eisenoxid aus verwittertem Kalk entstanden halb der Burgruine wachsen auf Mittlerem Jura, auf tertiären ist. Auch in der Mauchener Lage Frauenberg steht Bohnerz an, Konglomeratgesteinen sowie auf Löss. Eine vergleichbare Gemengelage findet man auch in den Weinbergen von Merzhausen und Ebringen sowie – weiter südlich – in denjenigen BallrechtenDottingens, wobei vor allem im Osten von Ballrechten bedeutende Vorkommen an Mittlerem Jura anstehen. Der Batzenberg zwischen Wolfenweiler und Kirchhofen zeigt vor allem Löss mit einem Band an Tertiärkonglomerat in der Hangmitte. Einen etwas höheren Anteil an Tertiärkonglomerat besitzt die Lage Kirchhofener Höll- Staufen Betberg Markgräflerland Markgräflerland 64 Rheingrabens große Wassermassen in die neu entstandene Senke 65 ergänzt um Kalksteine des Malms (des Oberen Juras). Die Lage Schliengener Sonnenstück umfasst sehr unterschiedliche Weinbergsböden: Es gibt weiträumig Löss und Lösslehm, Markgräflerland Sehr begünstigt sind in diesem Teil des Markgräflerlands auch die Weinberge bei Feuerbach. Des guten Mesoklimas wegen sind sie nicht nur die höchstgelegenen des Anbaugebiets. Auch die kalkreichen Böden (Opalinuston und Gehängeschutt aus Oxfordkalken) machen diese Lagen zu einem wertvollen Unikat im Markgräfler Weinbau. 66 Die Weinberge Bad Bellingens, Bamlachs und Rheinweilers wachsen auf Löss, auf Lehm mit tertiärem Gehängeschutt sowie auf Inseln von Mergel und Septarienton. Auch bei Kleinkems und Blansingen mischen sich Konglomerate in den Löss, insbe- LEGENDE Maßstab 1: 275 000 N W O S BADEN Anthropogen verändertes Gelände Ton-, Mergel-, Kalk- und Sandsteine des Tertiärs Quartäre Talfüllungen Mergelsteine des Tertiärs Löss und Lösslehm Konglomerate und Mergelsteine des Tertiärs Fließerden Kalk-, Mergel- und Tonsteine des Jura Ältere Terrassenschotter Sand- und Sandmergelsteine des Mitteljuras Jüngere vulkanische Gesteine Tonsteine des Mitteljura Feinsande des Tertiärs Sandsteine & Konglomerate d. Buntsandsteins & d. Rotliegenden Ton-, Mergel- und Sandsteine des Keupers Quarzporphyr des Rotliegenden Kalk-, Dolomit- und Mergelsteine des Muschelkalks Gneise und Migmatite sondere Kalksandsteine. Auf der Gemarkung Istein erscheinen schließlich die Kalkgesteine des Oberen Juras, vor allem der Rauracienkalk, der am Hangfuß ansteht. Die Hangmitte des Isteiner Kirchbergs ist geprägt von Kalkschutt, Kalksandstein, Gelberden Markgräflerland aber auch tertiären Gehängeschutt, Malmkalk und Bohnerz. 67 und Bohnerzton. Auch weiße Feinsande, sogenannte Huppersande, finden sich. Das oberste Drittel des Weinbergs ist von Löss geprägt. Der Respekt gebietende Isteiner Klotz und das 68 privilegierten Rang der Ortschaft kenntlich zu machen. Auch auf Markgräflerland Markgräflerland an seiner Seite stehende Kalkwerk tun das ihre, den geologisch die Weinberge der Nachbargemeinde Efringen-Kirchen strahlt der Jurakalk aus: Am westlichen Hangfuß des Ölbergs stehen Schichten von Rauracien- und Séquanienkalk an, und im gesamten Hang durchmischt Kalkschutt den Löss. Ganz anders ist der Boden in Fischingen, Binzen und Haltingen: Er besteht aus 69 Tonmergel, Löss, Verwitterungslehm und Elsässer Molasse. Die Weiler Lage Schlipf deutet bereits in ihrem Namen an, dass natürliche Bodenbewegungen bei ihrer Formung beteiligt waren (und sind). Die an diesem Berg anzutreffende Schichtenfolge von (wasserdurchlässigem) Kalk mit undurchlässigen tonigen Horizonten führt – insbesondere angesichts der reichlichen Wasserquellen im Hang – immer wieder zu Rutschungen von einigen Metern Tiefgang, die mit dem Hanglehm stets auch Steine und Blöcke aus den Horizonten des Süßwasserkalks mit sich führen. TOP Weintyp Angesichts der extremen Vielfalt an Bodentypen ist es sicher kein Zufall, dass der Gutedel der Markgräfler Wein schlechthin ist. REBSORTEN MARKGRÄFLERLAND Diese oft unterschätzte Traube reagiert besonders sensibel auf 1. Gutedel (1049 ha) = 34 % den Boden. Ihr eher dezentes, weiniges Aroma ist bestens geeig- 2. Spätburgunder (926 ha) = 30 % net, feine Terroir-Komponenten hervorzuheben. Dabei reicht das Spektrum von den mineralisch vibrierenden, alkoholarmen, doch extraktreichen Weinen des Kalkbodens bis zu recht voluminösen, 3. Müller-Thurgau (315 ha) = 10 % 4. Weißer Burgunder (226 ha) = 7 % 5. Grauer Burgunder (144 ha) = 5 % milden und reich duftenden Weinen aus Löss- und Lehmlagen. Auch Burgundersorten gedeihen im Markgräflerland gut – der Weißburgunder entfaltet sein typisch zartes Säurespiel. Grauund Spätburgunder sind in Bestform feingliedrige, elegante und aromatische Weine, die es verzeihen, wenn man zur köstlichen Markgräfler Küche einmal ein Glas mehr als üblich trinkt. Staufen Bodensee Traumhafte Kulturlandschaft mit mediterranem Klima Sande und Sandsteine der Oberen Meeresmolasse Gesteinstyp: Moränenschotter, Süßwassermolasse, Vulkangestein Ausdehnung Das Zentrum des Weinbaubereichs Bodensee erstreckt sich den südlich orientierten Hängen des nördlichen Seeufers entlang, auf rund 20 Kilometer von Überlingen bis Immenstaad. Landeinwärts von Meersburg und Hagnau, in rund zehn Kilometern Entfernung zum See, stehen Reben bei Bermatingen und Markdorf. Östlich von Immenstaad folgen die Rebflächen des Württembergischen und Bayerischen Bodensees. Im Westen des Gewässers liegt auf dem Bodanrück bei Bodman einer der ältesten dokumentierten Überlingen Weinberge des Gebiets. Auf dieser Landzunge, die Überlingerund Untersee trennt, liegen auch die Reben Allensbachs und Konstanz. Die Ufer des vom Rhein durchflossenen Untersees sind vor allem auf Schweizer Seite von Reben bewachsen, auf deutscher Seite existieren Weinberge auf der Halbinsel Höri in Gaienhofen und insbesondere auf der Insel Reichenau. Auch die Birnau Weinberge des Hochrheins zählen weinrechtlich zum Bereich Bodensee. Die Kette der Reb-Inseln beginnt bei Gailingen und führt über Lottstetten-Nack bis nach Hohentengen, wo sich mit dem Anbau des Gutedels bereits das Markgräflerland ankündigt. Zum Bereich Bodensee zählen überdies die Reben bei Erzingen, die gemeinsam mit den Klettgauer Reben des Schweizer Kantons Schaffhausen eine räumliche Einheit bilden. Vom Bodensee und Rhein her markiert der Weinbau am Hegauvulkan Hohentwiel den nördlichsten Punkt des Bereichs. Die jüngst wieder angelegten Weinberge bei Bohlingen, südlich von Singen, darf man ihres vulkanischen Bodens wegen ebenfalls Müller-Thurgau Kirchberg Bodensee Ertragsrebfläche: 580 ha 71 zum Hegau zählen. Der Weinbau findet im ganzen Bereich in 252 Meter messenden Wanne liegt heute der Bodensee. Als beträchtlicher Höhenlage statt: Die tiefsten Lagen am Hochrhein Landschaftsbildner betätigten sich die Gletscher überdies auch stehen bei 350 Meter über Meer, vom Spiegel des Sees bei 396 durch ihre Fähigkeit, Material zu transportieren. Die Ablagerungen Meter, erheben sich die Weinberge des Ufers bis auf rund 460 der transportierten Sande, Gerölle und Gesteinsblöcke nennt man Meter, am Hohentwiel gar bis auf 560 Meter. Moränen. Es gibt zwei Formen von ihnen: Grundmoränen, über 72 Entstehung am Rand seiner maximalen Ausdehnung bildeten. Die Geologie des Bodenseeraums ist eng mit der Entstehung Auch Vulkanismus hat, örtlich begrenzt, Spuren im Weinbau des der Alpen verknüpft. Die Auffaltung dieses Gebirges begann am Bodenseeraums hinterlassen. Dabei begannen die Hegauvulkane Übergang des Erdzeitalters des Juras zu demjenigen der Kreide, erst aktiv zu werden, als die Vulkangruppe des Kaiserstuhls vor etwa 135 Millionen Jahren. In der späten Phase der Gebirgs- bereits erloschen war, vor rund 14 Millionen Jahren. bildung während des Zeitalters des Tertiärs setzten vor 30 Millionen Jahren Erosionsprozesse ein, die in den vorgelagerten Randzonen des Gebirges zur Bildung eines Süßwassersediments Spätburgunder Weinlese führten: der Molasse. Dabei handelt es sich um ein sandiges, relativ weiches Gestein meist weißgrauer, zuweilen gelblicher und vereinzelt auch rötlicher Farbe. Wie bedeutend die Bildung von Süßwassermolasse im Zeitalter des Tertiärs war, erkennt man daran, dass sie bei Konstanz eine Mächtigkeit von 900 Metern besitzt. Im Quartär, und hier vor allem während der letzten, sogenannten Würm-Eiszeit, die vor etwa 110.000 Jahren begann und die erst vor 10.000 Jahren endete, hatte der vorrückende Rheingletscher leichtes Spiel, in der weichen Molasse zu schürfen und schließlich ein Becken zu bilden. In dieser an ihrer tiefsten Stelle Birnau Weinlese Bodensee Bodensee die sich der Gletscher hinweg bewegte, und Endmoränen, die sich 73 LEGENDE Boden Anders als überall sonst in Baden, gibt es am Bodensee keinen Löss. Denn dieser Flugsand N W wurde bekanntlich während des Pleistozäns, vor etwa 2 Millionen Jahren, aus vereisten, S vegetationsfreien Regionen angeweht. Der im Alpenvorland befindliche Bodenseeraum war indes in diesen Zeiten selbst vergletschert. Die emblematischen Weinbergslagen des Bodensees am Ufer Meersburgs, von der Chor- Anthropogen verändertes Gelände Flussschotter des Pleistozäns Quartäre Talfüllungen Mergel und Sande des Tertiärs (Molasse) Löss Kalksteine des Oberjuras Niedermoore Tonsteine des Mitteljuras Quartäre Becken- und Seesedimente Kalk-, Mergel-, Ton- und Sandsteine des Unterjuras Geschiebemergel des Pleistozäns Ton- und Sandsteine des Keupers O BADEN Jüngere vulkanische Gesteine herrnhalde im Westen bis zur Haltnau im Osten, stehen auf Oberer Süßwassermolasse mit Kalkbänken in Sandsteine. So fehlt es an keinem Nährstoff für die Reben. Auch den steileren unteren Parzellen und auf Grundmoränenschotter bei Schloss Kirchberg dominiert der sandige, steinige, tonige weiter oben am Hang. Ähnliches gilt auch für die Weinberge Geschiebemergel der jungen Grundmoräne, während die see- beim Kloster Birnau sowie diejenigen Überlingens, während nach nahen Lagen Immenstaads von kiesigen und sandigen, oberfläch- Osten Richtung Hagnau die Moränenböden Oberhand gewinnen. lich verlehmten Aufschüttungen der Würm-Eiszeit geprägt sind. Der Moränenboden hat, wenngleich er nicht so fein ist wie die Der Bodmaner Königsweingarten, dessen Bewirtschaftung sich Molasse, einen ganz eigenen Reiz: In ihm findet sich alles, was bis zu Karl dem Dicken ins 9. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, der Gletscher herantrug, Material verschiedenster Zeitalter: steht auf Oberer Meeresmolasse und Unterer Süßwassermolasse. Urgestein des Grundgebirges ebenso wie Kalke, Dolomite und Die Weinberge der Stadt Konstanz stehen auf dem Moränen- zende Gletscher auf ihrem Rückzug hinterlassen haben. Denelben Untergrund besitzen auch die Weinberge der Reichenauer Hochwart. In den Weinbergen Gailingens am Hoch- 1. Spätburgunder (249 ha) = 43 % rhein mischen sich Böden der Grundmoräne mit fluvialen 2. Müller-Thurgau (168 ha) = 29 % Bodensee Vorstoßschottern. Weiter flussabwärts stehen die Weinberge 76 TOP REBSORTEN BODENSEE Nacks auf Moränen und Mittlerem "braunen" Jurakalk (Dogger) und die Weinberge bei Erzingen im Klettgau schließlich auf Lehm und Unterem "schwarzen" Jura (Lias). Ganz im Westen des Hochrheins stehen die Weinberge Hohentengens auf Lehm, Sand und Kies. In der Zone des Vulkangesteins liegen drei Einzellagen: Der Hohentwieler Elisabethenberg am Westhang des Vulkankegels steht am Hangfuß auf Süßwassermolasse, überwiegend jedoch auf Deckentuffen des Hohentwieler Vulkans, wobei in der Hangmitte eine schmale Schicht an Sinterkalken ansteht. Auch der jüngst neu terrassierte Olgaberg am Südhang des Hohentwiels besitzt einen Untergrund aus Tuff – ebenso wie der Galgenberg einige Kilometer südöstlich bei Bohlingen. Weintyp Zwei Weine können für sich beanspruchen, Archetypen des Bodenseeraums zu sein: zum einen der Müller-Thurgau, der von einem Sohn der Region gezüchtet wurde und der in den Höhenlagen des Sees geradezu rieslingartige Eleganz gewinnen kann. Zum anderen der Spätburgunder, der in Deutschland nirgends früher als hier angebaut wurde und der als typisch leichter, filigraner Seewein eine wahre Delikatesse ist. Auch der Spätburgunder Weißherbst hat lange Tradition: Er kann mit klarer Frucht und feinnerviger Frische gefallen, aber auch die fülligere, mit ein klein wenig Botrytis bereitete Variante nimmt den Kenner mit ihrer Würze für sich ein. 3. Grauer Burgunder (51 ha) = 9 % 4. Weißer Burgunder (34 ha) = 6 % Bodensee schotter zweier Drumlins: auf Ablagerungen also, die schmel- 77