N ATU R Lautlose Jäger Eulen in Siedlungen und Städten Eulen jagen in der Nacht. Ihr Flug ist fast lautlos. An ihren Rufen sind sie jedoch recht gut zu erkennen. Wie bei den Fledermäusen sind ihre Vorkommen in Siedlungen und Städten meist wenig bekannt. Anforderungen an einen idealen Nistplatz: • Die wetterfesten Nischen und Höhlen haben einen Durchmesser von etwa vierzig bis fünfzig Zentimeter • In der Nische ist es halbdunkel bis dunkel • In der Nischenmulde liegt loses Material; Eulen tragen kein Nistmaterial ein • An- und Abflugbahn sind hindernisfrei • Die Nische ist für Steinmarder und Katzen nicht erreichbar • In der Umgebung leben viele Mäuse und Kleinvögel (rh) Potentielle Stadteulen sind Arten aus vegetationsarmen Felsgebieten wie zum Beispiel der Steinkauz oder die Schleiereule. Es kann sich aber auch um Arten aus der baumarmen Offenlandschaft, wie die Waldohreule, oder aus aufgelockerten, parkartigen Wäldern, wie den Waldkauz, handeln. Auch der Uhu nutzt in der einen oder anderen Stadt die städtischen «Felswände». In Siedlungen kommen Eulen vor allem in waldnahen Gärten oder an Gebäuden vor. Manchmal können sie in Stadtparks, Industriegebieten oder in baumreichen Uferanlagen beobachtet werden, sei es an einem Tagesschlafplatz oder in der Dämmerung bei der Jagd. Uhus sind auch durchaus in Kirchtürmen mitten in der Stadt zu finden. Nachtaktive Tiere Nachtjäger müssen leise sein, denn die Gejagten haben gute Ohren. Den Eulen gelingt dies sehr gut, da die Flügel an der Oberseite samtartig weich sind. Zusätzlich sind die Aussen- 58 Juli 2014 kanten der äusseren Schwungfedern an der Vorderkante sägeartig ausgefranst. Diese Besonderheiten der Eulenfedern führen dazu, dass beim Flug nur geringe oder keine Luftturbulenzen entstehen, sodass Eulen nahezu geräuschlos durch die Nacht gleiten können. Auf diese Weise gelingt der Überraschungsangriff fast immer. Eulen jagen verschiedene andere nachtaktive Tiere. In der Vogelwelt sind sie fast ohne Konkurrenz. Ihre Hauptnahrung besteht meist aus Mäusen, je nach Art manchmal auch aus Insekten oder Amphibien. Aber auch Eichhörnchen, junge Hasen oder Kaninchen, Tauben, Kleinvögel, Fledermäuse und Jungfüchse können geschlagen werden. Zuweilen kommt es auch vor, dass grosse Eulen kleinere Eulenarten jagen. Während grosse Eulenarten Fettpolster für magere Zeiten anlegen können, sind kleinere Arten auf Vorräte angewiesen. Sie bewahren geschlagene Beute in Verstecken wie zum Beispiel Baumhöhlen auf. Unverdauliche Beuteteile wie Knochen, Haare, Federn und Teile von Insekten werden als Gewölle ausgewürgt. Schleiereulen-Nistkasten: Mit einem Nistkasten können Eulen unterstützt werden. Ein Nistkasten für Schleiereulen besteht beispielsweise aus einer Holzkiste mit einer internen Trennwand. Die Zwischenwand trennt den Eingangsbereich von der eigentlichen Nistkammer ab. Der Eingang sollte nicht bündig mit dem Nistkastenboden sein, um zu verhindern, dass sich die Jungen zu früh nach draussen wagen. Es ist besser, das Einflugloch in der oberen Hälfte des Nistkastens anzubringen. Der Boden der Nistkammer kann zwei bis fünf Zentimeter hoch mit Holzschnitzeln, trockenen Blättern oder Sägemehl bedeckt sein. Der Nistkasten wird innerhalb eines Gebäudes in möglichst hoher Lage angebracht. Er wird gesäubert, wenn die Bodenschicht auf etwa zehn Zentimeter angewachsen ist. Einige Gewölle belässt man, damit der Kasten wieder angenommen wird. Auf www.vogelwarte. ch/nesthilfen.html finden sich weitere Informationen zum Bau und Unterhalt von Schleiereulen-Nistkästen. Hervorragender Seh- und Hörsinn Mit ihren grossen, nach vorne gerichteten, lichtstarken Augen können Eulen auch bei starker Dunkelheit sehen und den Kopf dabei um 270 Grad drehen. Hierzu verfügen sie als einzige Wirbeltiere über vierzehn statt sieben Halswirbel. NAT UR nige Wochen weiter gefüttert, bevor sie selbstständig werden. Wichtig zu wissen ist, dass auf keinen Fall unverletzte «Ästlinge» «gerettet» und mitgenommen werden sollten. Eulen in Dachböden Extrem gut ausgebildet ist auch das Gehör der Eulen. Die schlitzförmigen Ohrenöffnungen sind am äusseren Rand des Gesichtsschleiers angebracht. Die Gesichtsfedern und deren Anordnung wirken wie eine Ohrmuschel, in dem sie die Töne verstärken und sie optimal zu den Ohröffnungen leiten. Diese liegen zudem nicht auf gleicher Höhe und sind asymmetrisch ausgerichtet. Damit ist es der Eule sowohl möglich festzustellen, ob ein Geräusch von rechts oder von links kommt als auch, ob es aus der Nähe oder von weit weg beziehungsweise von oben oder unten kommt. Eulen pendeln mit dem Kopf, halten ihn schräg und wieder gerade. So suchen sie die Umgebung ab und orten Beute. Auf diese Weise können sie im Dunkeln eine Maus erbeuten, die Geräusche macht. Die «Federohren» von Uhu und Waldohreule sind keine Ohren, sondern Schmuckfedern. besteht eine klare Reihenfolge, mit dem die Euleneltern sicherstellen, dass mindestens ein Nestling überlebt. Das bedeutet, dass der älteste Nestling den ersten Happen bekommt, danach wird der zweitälteste, zuletzt – und nur, wenn genug Beute vorhanden ist – der jüngste gefüttert. Die Jungvögel der meisten Eulenarten verlassen das Nest, bevor sie flügge sind. So kommt es zu einer Bodenlandung. Mithilfe von Schnabel und Krallen klettern sie dann auf Bäume und Sträucher und betteln da weiter nach Nahrung. Dort werden sie von den Eltern noch ei- Bei Eulen in Dachböden denkt man in erster Linie an die Schleiereule. Die Schleiereule ist bekannt für das Brüten in Gebäuden, vor allem in Dachstöcken, Türmen, Transformatorenhäusern, Scheunen, Vieh- und Maschinenunterständen, Ställen und Taubenschlägen. Auch in Kirchtürmen war sie früher regelmässig vertreten, heute ist sie da aber kaum mehr zu finden. Sie nimmt bereitgestellte Nistkästen gerne an. Ein zugänglicher Dachboden bietet der Schleiereule nicht nur Nistmöglichkeit, sondern auch Ruhe- und Jagdplätze, wenn Mäuse vorhanden sind. An älteren Gebäuden in ländlichen Gebieten gibt es oft noch so genannte Eulenlöcher im Dachgiebel. Sie sind ideale Einflugöffnungen nicht nur für Schleiereulen, sondern auch für Wald- und Steinkauz. Der Waldkauz brütet in Baumhöhlen, zum Teil aber auch in Schornsteinen, Dachböden, Mauernischen oder Taubenschlägen. Auch er nimmt Nistkästen gerne an. Der Steinkauz bewohnt neben Baumhöhlen und Nistkästen in ländlichen Gebieten oft kleinere Landwirtschaftsgebäude. Besonders im Winter und für die flügge gewordenen Jungvögel sind frei zugängliche und ungestörte Innenräume derartiger Gebäude sehr wichtig. Aufzucht der Nestlinge Eulen bauen kein Nest. Sie suchen sichere Brutplätze in einfachen Bodenmulden, in Baumhöhlen, Felsnischen oder Gebäuden. Im Abstand von etwa zwei Tagen werden die weissen Eier gelegt und meistens bereits ab dem ersten Ei bebrütet. Deshalb schlüpfen die Jungvögel nacheinander, und der Altersunterschied zwischen dem ältesten und dem jüngsten Nestling kann mehr als zwei Wochen betragen. Um die Brutpflege und die Jungenaufzucht kümmert sich das Weibchen, das Männchen schafft die Beute herbei. Bei der Fütterung Juli 2014 59