Beobachtungen - Volkssternwarte Darmstadt eV

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Mitteilungen
36. Jahrgang
D 13121
Volkssternwarte
Darmstadt e.V.
Nr. 3 / 2004
Planetenreigen im Frühjahr 2004. Abschiedsvorstellung von Venus,
Saturn, Jupiter und Mars am Abendhimmel des Frühjahres 2004.
Inhalt, Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Neues aus Astronomie und Raumfahrt — Bernd Scharbert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Die historische Bedeutung der Venusdurchgänge — Bernd Scharbert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Gleißend helle Schwärze — Jan Wilhelm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6
Jupiter mit Linse und Spiegel — Wolfgang Beike . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Komet C/2001 Q4 (NEAT) — Wolfgang Beike . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Vorschau Mai / Juni 2004 — Alexander Schulze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Die Milchstraße (Rezension) — Wolfgang Beike . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Veranstaltungen und Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Zum Titelbild
Abschiedsvorstellung der Planeten am Abendhimmel im Frühjahr 2004. Schon bald werden Venus, Mars
und Saturn in die Strahlen der Sonne geraten. Nur Jupiter im Sternbild Löwe bleibt uns noch erhalten. Die strahlende Venus zeigt sich als Abendstern in den nördlichen Gefilden des Tierkreises und läßt
sich noch lange nach Sonnenuntergang beobachten. Ihre nächste Konjunktion mit der Sonne geht mit
einem spektakulären Venustransit am 8. Juni 2004 einher. Die Größe der Planeten entspricht ihren scheinbaren Durchmessern zum Zeitpunkt der Aufnahme. Venus, am 11. April 2004 in der frühen
Abenddämmerung, 13 Tage nach der maximalen östlichen Elongation (Dichotomie). Die angeleuchtete
Phase beträgt 43%, die Sichel bildet sich aus. Der Durchmesser wächst auf 27”, er wird bis zum Transit
noch mehr als doppelt so groß. Mars, am 26. August 2003, zwei Tage vor der Opposition. Aufnahme
während der Schwarzwald-Exkursion der VSD im letzten Sommer, rechts oben die Große Syrte. WebcamAufnahme mit einem 102/920-mm-Apochromaten mit Barlow-Linse von Dr. Robert Wagner. Jupiter,
am 16. März 2004, zwölf Tage nach seiner Opposition. Vor einer halben Stunde erschien der Große Rote
Fleck am Planetenrand. Mehr dazu ab Seite 11. Saturn, am 17. März 2004, hat die Opposition seit Silvester hinter sich und verdankt seine gute Sichtbarkeit seiner nördlichen Stellung in der Ekliptik. Neben
einem intensiven Wolkengürtel zeigen kontrastverstärkte Aufnahmen noch mehrere schwächere Bänder.
Sofern nicht anders angegeben sind alle Aufnahmen Webcam-Summenbilder, aufgenommen am 200/4000
Nemec-Refraktor des Observatoriums.
-wb
Impressum
Die Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt“
”
erscheinen alle zwei Monate im Eigenverlag des Vereins
Volkssternwarte Darmstadt e.V. — Der Verkaufspreis
ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. Namentlich
gekennzeichnete Artikel geben nicht in jedem Fall die
Meinung des Herausgebers wieder. Urheberrechte bei
den Autoren.
Geschäftsstelle / Redaktion: Flotowstr. 19,
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2
Druck: Digital Druck GmbH & Co KG, Landwehrstr.
58, 64293 Darmstadt. Auflage: 200.
Volkssternwarte Darmstadt e.V.: Andreas Domenico (1. Vorsitzender), Bernd Scharbert (2. Vorsitzender), Paul Engels (Kassenwart), Ulrich Metzner (2.
Kassenwart), Heinz Johann (Sternwartenleiter), Peter
Lutz (Vetrieb Mitteilungen). Jahresbeitrag: 60 EUR
bzw. 30 EUR (bei Ermäßigung). Konto: 588 040,
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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astro-News
Neues aus Astronomie und Raumfahrt
von Bernd Scharbert
Wohl bekommts! Vielleicht... Mit Hilfe erdgebundener Teleskope wurde in der Marsatmosphäre
das Gas Methan nachgewiesen. Dieses Gas kann
sich nur einige hundert Jahre in der Atmosphäre
halten. Es muß also eine Quelle dafür geben. Und
da gibt es zwei Möglichkeiten - mindestens.
Zum einen bisher unentdeckte aktive Vulkane.
Das wäre schon interessant, aber nicht spektakulär.
Richtig aufregend wären Baktieren, deren Stoffwechselprodukt Methan ist. Auf unserem Planeten
gibt es Bakterien, die Methan aus Wasserstoff und
Kohlendioxid erzeugen und ohne Sauerstoff existieren können. Und dieser ist in der Marsatmosphäre
bekanntlich knapp.
Leider ist keiner der Mars-Rover der NASA in der
Lage, Methan nachzuweisen. Der verschollene europäische Lander Beagle 2“ wäre dazu in der La”
ge gewesen. So bleibt es zukünfitigen Marsmissionen vorbehalten, nach den Ursachen des Methanvorkommens zu forschen. [1]
Ende März wurde das Landegerät der Raumsonde Rosetta erstmals in Betrieb genommen und auf
seine Funktionsfähigkeit hin überprüft. Zwar dauert es noch mehr als 10 Jahre, bis die Raumsonde
ihren Zielkometen erreicht. Je früher jedoch Probleme erkannt werden, desto mehr Zeit hat man
auch sich mit ihnen auseinander zu setzen. Doch
das scheint nicht nötig: Philae – so heißt der Lander – funktioniert besten. [2]
Noch einmal Röntgen! In der Galaxie RXJ12421119 konnte mit einiger Wahrscheinlichkeit ein
schwarzes Loch nachgewiesen werden. Die Galaxie
ist recht weit weg, womit sich die Frage stellt, wie
man das herausgefunden hat.
Die Antwort: Man hat dem schwarzen Loch beim
Essen zugesehen! Schon vor mehr als 10 Jahren war
die Galaxie aufgefallen. Sie zeigte im Röntgenbereich einen starken Intensitätsanstieg und strahlte so stark, wie man das sonst nur von Quasaren
kennt. Aktuelle Beobachtungen mit den Satelliten
Chandra (NASA) und XMM-Newton (ESA) lieferten nun die Erklärung: Ein Stern war dem schwarzen Loch im Zentrum der Galaxie zu Nahe gekommen und dabei zerrissen worden. Das schwarze
Loch hat sich nach und nach dessen Materie einverleibt und so die starke Röntgenstrahlung erzeugt.
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 3/2004
Dazu muss das schwarze Loch in 10 Minuten eine
Erdmasse an Materie verschlucken. Diese Beobachtung ist ein weiterer Hinweis darauf, daß sich möglicherweise im Zentrum aller Galaxien ein schwarzes
Loch befindet. [3]
Kein Schnee mehr vor der Haustür? Kein Problem
– auf zur Venus! Radarbilder zeigen, daß die Spitzen der Venusberge mit einer glänzenden Substanz
bedeckt sind. Experimente auf der Erde geben nun
eine mögliche Erklärung, um welche Substanz es
sich handelt.
Schnee aus Wasser kann es bei einer Oberflächentemperatur von über 400 Grad natürlich nicht sein.
Auch nicht in 2600 Metern Höhe, wo sich der
Schnee findet. Der Venus-Schnee besteht aus Bleisulfid und Wismutsulfid, welches sich auch auf der
Erde in der Nähe von Vulkanen findet. Wie gut man
auf diesem Schnee Skifahren kann, wurde nicht publiziert. [4]
Neuer Wirbel um den Chicxulub-Krater. Der
entstand bekanntlich durch einen Asteroideneinschlag, dem die Saurier, aber vor allem die Hälfte
des Lebens im Ozean zum Opfer fiel. Zur genaueren
Untersuchung werden Bohrung durchgeführt, um
an die Erdschichten zu gelangen, welche die Grenze der Kreidezeit zum Tertiär markieren. Jene Zeit
also, in der es die Saurier erwischte.
Und da fand sich in einem Bohrkern – 60 Kilometer vom Kraterzentrum entfernt – Interessantes:
Oberhalb der Kreide-Tertiär-Grenze fanden sich in
einer 50 Zentimeter dicken Schicht Planktoorganismen. Diese sollten den Einschlag des Asteroiden allerdings ebensowenig überlebt haben, wie Tyrannosaurus und Co...
Dieser Fund könnte bedeuten, daß die Kreidezeit
noch 300.000 Jahre nach dem Einschlag andauerte. Schon früher wurde vermutet, daß der Asteroid
nicht der einzige Grund für das Ende der Saurier
war. Diese Theorie findet nun Unterstützung. [5]
Literatur:
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
www.astronews.com, 29.03.04
www.astronews.com, 25.03.04
www.astronews.com, 19.02.04
www.astronews.com, 20.02.04
www.wissenschaft-inline.de, 01.03.04
3
Sonnensystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die historische Bedeutung der Venusdurchgänge
von Bernd Scharbert
Na schön. Da schiebt sich also ein kleiner Planet – von dem man zudem nur eine wenig spektakuläre
schwarze Scheibe sieht – vor der Sonne vorbei. Was ist daran besonders? Die Seltenheit des Ereignisses?
Das dürfte kaum als Grund ausreichen, daß vor über 250 Jahren Menschen ihr Leben riskierten, um einen
Venusdurchgang zu beobachten. Und einige ihr Leben auch verloren.
Kapitän James Cook errichtete auf Tahiti ein
Fort, damit die Expeditionsteilnehmer den Venusdurchgang von 1769 in sicherer Umgebung beobachten konnten. Von einer anderen Expedition
auf Baja California überlebte nach Ausbruch einer
Epedemie nur ein Teilnehmer. Andere Expeditionen waren mehr als ein Jahrunterwegs um dann
vor Ort im Regen zu stehen.
Offensichtlich war es nicht nur wichtig, dieses Ereignis zu verfolgen, es war auch wichtig, dies weit
weg von der Heimat zu tun.
Der Stand der astronomischen Dinge
Was steckt hinter all diesen Risiken und dem enormen Aufwand? Im 18. Jahrhundert war die Größe
des Sonnensystems und insbesondere die Entfernung der Erde zur Sonne noch immer nicht genau
bekannt. Edmond Halley wies 1716 darauf hin, daß
4
es mit Hilfe der Venusdurchgänge möglich sei, die
Entfernung der Erde zur Sonne zu berechnen.
Das dritte Keplersche Gesetz
Zuvor hatte im Jahre 1619 Johannes Kepler
sein drittes Gesetz zu den Bahnen der Planeten
veröffentlicht. Dieses besagt, daß sich die Quadrate der Umlaufzeiten von zwei Planeten zu einander
verhalten wir die Kuben ihrer mittleren Sonnenentfernung. Also:
Dieses Gesetz liefert allerdings nicht die Entfernung zur Sonne. Durch die bekannten Umlaufzeiten
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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sonnensystem
der Planeten um die Sonne ließ sich lediglich das
Verhältnis der Entfernungen der Planeten zur Sonne ermitteln. Auf Erde und Venus bezogen (Zeitangaben in Jahren, Erdentfernung zur Sonne = 1):
Das ist auch der Grund, warum Expeditionen bis
auf die andere Erdhalbkugel geschickt wurden. Der
Abstand der Beobachtungsorte voneinander mußte
einfach groß genug sein.
Insgesamt nahmen 200 Astronomen an 120 Observatorien an der ersten großen Beobachtung eines
Venusdurchgangs im Jahre 1761 teil.
Das von Halley ersonnene mathematische Verfahren ist weitaus komplizierter als hier beschrieben.
Interessierte Leser mögen sich unter [4] durch die
Formeln und Gedankengänge quälen.
Somit war man genauso klug wie zuvor. Die Venus war 0,72 mal so weit von der Sonne entfernt
wie die Erde. Doch was bedeutete dies in Kilometern? Wüßte man nur von einem Planeten seine Sonnenentfernung, würde sich sofort die Größe
des gesamten Sonnensystems offenbaren. Und hier
kommen Edmond Halley und die Venusdurchgänge
ins Spiel.
Ein Daumen und etwas Mathematik
Peilen Sie über ihren Daumen doch mal ein weiter
entferntes Objekt an. Zum Beispiel ein Bild an der
Wand. Halten Sie nun abwechselnd ein Auge geschlossen. Sie werden feststellen, daß der Daumen
vor dem Bild scheinbar hin und her hüpft.
Halten Sie den Daumen etwas näher an die Augen und lassen Sie den Daumen erneut hüpfen. Sie
werden feststellen, daß sich der Daumen scheinbar
umso mehr hin und her bewegt, je näher er sich an
Ihren Augen befindet.
Ersetzen Sie nun Ihre Augen durch die Erde, den
Daumen durch die Venus und das Bild durch die
Sonne. Sie ahnen nun vielleicht schon, auf was dieses Experiment hinausläuft.
Aus der Zeitdauer des Venusdurchgangs kann für
den Beobachtungsort die Strecke berechnet werden,
auf der die Venus über die Sonne gezogen ist. In
der Zeichnung am Beginn des Artikels sind zwei
Strecken eingezeichnet. Aus deren Abstand voneinander kann der Winkel p berechnet werden. Da der
Abstand der Beobachtungsorte auf der Erde bekannt ist, kann über den Winkel p die Entfernung
zur Venus berechnet werden.
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 3/2004
Die Entfernung der Sonne
Das Ergebnis der Beobachtungen war allerdings
enttäuschend. Geplant war die Zeitnahme des Augenblicks, zu dem sich die Venusscheibe gerade
komplett innerhalb der Sonne befand bzw. wenn
sie gerade wieder den Sonnenrand berührte. Das
ist der sogenannte zweite bzw. dritte Kontakt“ .
”
Zum Entsetzen aller Beobachter zeigte die Venus
am Sonnenrand eine Tropfenform, was eine genaue
Zeitnahme unmöglich machte.
So ergab sich eine Entfernung von der Erde zur
Sonne zwischen 125 Millionen und 155 Millionen Kilometer. Das war zwar deutlich näher am
tatsächlichen Wert der Sonnenentfernung von 7,3
Millionen Kilometer, der im 16. Jahrhundert galt.
Aber die Ungenauigkeit war doch noch recht groß.
Immerhin beobachtete der russische Astronom Lomonossov kurz vor dem Eintritt der Venus vor die
Sonne einen dünnen Ring um die Venus herum.
Daraus schloß er, daß die Venus eine Atmosphäre
haben müsse, in der das Sonnenlicht gestreut wird.
Bis ins 19. Jahrhundert wurden die Venusdurchgänge verwendet, um die Entfernung der Erde
zur Sonne zu bestimmen. Durch die Beobachtung
von Kleinplaneten und dem Mars standen mittlerweile weitere Messergebnisse zur Verfügung.
Der aktuelle Werte der Entfernung Erde Sonne beträgt 149.597.836 Kilometer. Er wurde 1990 von der
NASA ganz schlicht aus der Laufzeit eines Radarsignals bestimmt.
¦
Literatur:
[1] dtv-Atlas zur Astronomie, 10. Auflage,1990
[2] Ahnerts astronomisches Jahrbuch 2003, Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft
[3] www.waa.at/hotspots/vtr20040608/
section4.html
[4] www.venus-transit.de/Halley/index.html
5
Beobachtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Gleißend helle Schwärze
Die Beobachtung des Venus-Transits 2004
von Jan Wilhelm
Venus auf dem Weg zur Sonne am 28.02.04, 19:13 MEZ, 80/910-mm-Refraktor mit 3 ×-Barlow-Linse sowie
Webcam Quickcam Pro 3000. 15 Bilder/s aufgezeichnet, jeweils 1/300 s belichtet. 3 % von 4691 Bildern mit
Giotto gemittelt, lineare Kontrastanpassung und RGB-Korrektur.
Venusdurchgänge vor der Sonnenscheibe sind ein
äußerst seltenes Ereignis. Für uns bieten sich in
unserem Leben nur zwei Beobachtungsmöglichkeiten, – nämlich am 8. Juni 2004 und am 12. Juni 2012. Dieses Jahr lässt sich das Himmelsereignis von Deutschland aus in seiner ganzen Länge
erleben. Deshalb kann ich jedem die Beobachtung
nur wärmstens ans Herz legen. Der folgende Artikel beschäftigt sich mit den Beobachtungsmethoden, den nötigen Vorsichtsmaßnahmen und den zu
erwartenden Phänomenen. An den Anfang möchte
ich eine Warnung stellen:
6
NIEMALS die Sonne direkt mit bloßem
Auge, einem Kamerasucher oder gar einen
Fernglas oder Fernrohr beobachten!!! Jeder noch so kurze Blick schädigt die Augen irreversibel — im schlimmsten Fall bis
zur völligen Erblindung!!! Besondere Vorsicht und Umsicht ist bei der Beobachtung
mit Kindern nötig. Autor und Redaktion
übernehmen keine Haftung für Augen- oder
Geräteschäden, - weder bei sachgemäßer
noch bei unsachgemäßer Anwendung der folgenden Beobachtungstipps!
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 3/2004
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beobachtungen
Die Venus bedeckt nur etwa 0,1% der Sonne. Deshalb erfordert die Beobachtung des Venustransits
die gleichen Schutzmaßnahmen wie die Sonnenbeobachtung. Prinzipiell gibt es folgende Möglichkeiten:
1. Indirekte Projektionsmethode
Am einfachsten und sichersten ist es, das Sonnenbild mit einem kleinen Fernrohr auf ein weißes
Stück Papier oder Pappe zu projizieren. Diese Methode hat den großen Vorteil, dass mehrere Personen gleichzeitig beobachten können. Auch Sonnenflecken sind gut zu sehen. Ein um das Fernrohr
angebrachter Schirm aus Pappe (ca. 50 × 50 cm)
sorgt dabei für Schatten und ein kontrastreiches
Bild. Als Alternative kann auch ein Zenitprisma
den Strahlengang um 90◦ umlenken. Das auf diese Weise auch einfache Sonnenfotos möglich sind,
zeigt Abb. 1. Auch der Venusdurchgang lässt sich
so mit minimalen Aufwand im Bild festhalten. Der
Nachteil ist allerdings, dass das Sonnenbild in der
Regel zu einer leichten Ellipse verzerrt wird. Legt
man ein Blatt Papier auf den Projektionsschirm, so
ist diese Anordnung auch ideal dazu geeignet, um
den Venustransit in Form von Zeichnungen festzuhalten.
ist natürlich auch mit einem Fernglas möglich, wobei wegen der geringeren Vergrößerung ein größerer Abstand zwischen der Optik und dem Projektionsschirm nötig ist. Um Doppelbilder zu vermeiden, muss außerdem eines der beiden Feldstecherobjektive verschlossen bleiben. Auch ein Stativ ist
zweckmäßig.
Achtung: Zum Ausrichten auf die Sonne
niemals durch das Fernrohr oder das Fernglas schauen (Erblindungsgefahr!!!) Das erfordert zwar ein wenig Geduld, aber die Augen sind
es wert! Auch verkittete Fernrohr- und Feldstecherokulare können eventuell Schaden nehmen. Daher
am besten unverkittete Okulare verwenden oder zumindest die Optik von Zeit zu Zeit abkühlen lassen.
2. Sonnenfinsternisbrillen
Sonnenfinsternisbrillen dienen ausschließlich zur
visuellen Beobachtung des Venustransit mit dem
bloßen Auge, also ohne optische Hilfsmittel. NIEMALS schwarze Filmstücke oder mit Ruß
geschwärzte Glasscheiben zur Sonnenbeobachtung benutzen! Diese filtern zwar das sichtbare Licht, lassen aber das Infrarotlicht unbemerkt
und ungeschwächt ins Auge gelangen. Da die Netzhaut keine Schmerzzellen hat, kann es so zu Augenschäden kommen, die erst auffallen, wenn es bereits zu spät ist.
Spezielle Sonnenfinsternisbrillen filtern auch die
gefährliche Infrarotstrahlung mit heraus. Als
Schutzfilter dient eine transparente Folie, die beidseitig mit Aluminium bedampft ist. Die Brillen
sind im Fachhandel erhältlich, können aber auch
mit spezieller Filterfolie (siehe nächster Abschnitt)
selbst gebastelt werden.
Das auf ein Stück Pappe projizierte Sonnenbild wurde
am 19.8.1991 mit einem Normalobjektiv abfotografiert.
Es sind einige Sonnenflecken und vorüberziehende Wolken zu erkennen.
Diese indirekte Methode der Sonnenbeobachtung
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 3/2004
Was ist nun bei der Beobachtung mit einer Sonnenfinternisbrille zu erwarten: Die Venus hat zum
Zeitpunkt des Transits einen scheinbaren Durchmesser von etwa einer Bogenminute. Dies bedeutet, dass sie vor der Sonne gerade so mit bloßem
Auge sichtbar sein sollte. Für manche Beobachter dürfte sie aber ohne optische Hilfsmittel nicht
zu sehen sein. Dies hat auch eine Untersuchung
der Vereinigung der Sternfreunde bestätigt. Deshalb empfiehlt sich vorab folgender Test: Mit einem
Zirkel male man einen Kreis mit 16,5 cm Durchmesser auf ein Blatt Papier. In diese Sonne“ wird
”
jetzt mit einem schwarzen Stift ein Venusscheib”
7
Beobachtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
chen“ mit 0.5 cm Durchmesser eingezeichnet. Wenn
man diese künstliche Venus aus 18 m Entfernung
noch ausmachen kann, sollte einer Beobachtung des
Venusdurchgangs ohne optische Hilfsmittel nichts
mehr im Wege stehen. Mit etwas Glück sind dann
zusätzlich auch noch Sonnenflecken auszumachen.
Angesichts sinkender Sonnenaktivität ist dies allerdings ehr unwahrscheinlich. Einen Überblick über
die scheinbaren Größenverhältnisse gibt Abb. 2.
Merkurtransit am 7. Mai 2003, 10:18 MESZ, Mosaik aus 6 Bildern; 80/910-mm-Refraktor mit Filterfolie von
Baader-Planetarium und Mintron MTV-12V1-EX, jeweils 100 von 500 Bilder (je 1/12000 s belichtet) mit Giotto
gemittelt, exponentielle Kontrasteinstellung, unscharfe Maske mit Corel Photopaint 7, Mosaikerstellung von Hand
mit Micrografx Picture Publisher 8; links oben: maßstabsgerechte Darstellung der Venus bei ihrem Transit am 8.
Juni 2004.
8
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 3/2004
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beobachtungen
3. Spezielle Filterfolie
(Direkte Beobachtung)
Im Fachhandel gibt es spezielle Filterfolie zur Sonnenbeobachtung [1]. In der Größe eines DIN A4
Blattes kostet sie etwa 20 Euro. Diese Filterfolie
kann zur visuellen und fotografischen Beobachtung
des Venustransits oder von Sonnenflecken vor (!)
das Objektiv eines Fernglases, Fernrohrs oder Fotoapparats gesetzt werden und auch Sonnenfinsternisbrillen lassen sich mit ihr basteln. Die Befestigung der Folie muss so sicher sein, dass keine Gefahr für das Augenlicht durch plötzliches Herunterfallen des Filters besteht. Außerdem darf die Folie nicht unter Spannung stehen, damit sie nicht
plötzlich reißt. Die Folie darf weiterhin niemals okularseitig eingesetzt werden, da sie innerhalb von
Sekundenbruchteilen durchschmilzt und das Auge dann ohne Schutz ist. Auch spezielle Okularfilter sind ungeeignet, da diese in der Hitze platzen können. Ebenso niemals einen Fotoapparat ohne Filter auf die Sonne richten, da sonst sowohl
das Auge, als auch oft der Foto Schaden nehmen
können. Eine Alternative zur Filterfolie stellen spezielle Glassonnenfilter dar. Diese sind allerdings in
ihrer Anschaffung teurer.
Vom oft beschriebenen Einsatz einfacher Rettungsfolie rate ich ab! Diese sind gerade bei längerer Beobachtung durch mikroskopisch kleine Löcher
kein optimaler Schutz für das Auge und es besteht schon nach wenigen Minuten Beobachtungszeit die Gefahr von Augenschäden. Außerdem liefern sie einen deutlich schlechteren Bildkontrast.
Deshalb gebe ich an dieser Stelle keine Hinweise
zu ihrer richtigen Handhabung, um niemanden zu
ihrem Einsatz zu verleiten.
Ein mit Sonnenfilter geschütztes Teleobjektiv oder
Fernrohr eignet sich nun hervorragend, den Venusdurchgang im Bild festzuhalten. Nach meinen
Erfahrungen mit Sonnenflecken sollte bei Einsatz
von herkömmlichem Film die Brennweite 500 mm
aufwärts betragen. Bis 2000 mm Brennweite passt
die ganze Sonne bequem ins Kleinbildformat. Bei
größeren Brennweiten sind dann Detailaufnahmen
möglich, z.B. wenn die Venus den Sonnenrand
berührt oder nahe an Sonnenflecken vorbeiziehen
sollte. Es ist zu empfehlen, nicht der Belichtungsautomatik der Kamera zu vertrauen, sondern Blende
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 3/2004
und Belichtungszeit manuell einzustellen und mit
verschiedenen Belichtungszeiten zu experimentieren. Am besten wird einige Zeit vor dem Ereignis ein Testfilm verschossen, um die richtige Belichtungszeit zu ermitteln. Aber auch dann sollte
diese noch um den Faktor 2–4 variiert werden.
Beim Einsatz einer Webcam sind schon Versuche mit einem 200-mm-Teleobjektiv erfolgversprechend und die Sonne ist bei dieser Anordnung formatfüllend. Bei längeren Brennweiten steigt der
Detailreichtum stark an, aber es wird nur noch
ein kleiner Ausschnitt der Sonne abgebildet. Der
Vorteil einer Webcam liegt in der unmittelbaren
Ergebniskontrolle und der bei entsprechender Datenverarbeitung erreichbaren wesentlich höheren
Auflösung. Um Unschärfen durch die Bewegung der
Venus oder durch die Veränderungen der Sonnengranulation zu vermeiden, sollten zwei- bis vierminütige Sequenzen aufgenommen werden, von denen dann jeweils die besten ein- bis zweihundert
Bilder gemittelt werden. Außerdem sollte ungedingt ein Flatfield angefertigt werden, um Staub im
Strahlengang wegrechnen“ zu können. Dieses kann
”
zum Beispiel durch ein einfaches Himmelsflatfield
gewonnen werden. Reizvoll ist es, aus in regelmäßigen Abständen gewonnenen Bildern am Computer eine Animation des Venustransits zu erstellen.
Natürlich kann auch eine Digitalkamera oder eine
Videokamera mit einem Teleskop kombiniert werden. Lässt sich das Objektiv der Kamera entfernen,
gleicht das Verfahren demjenigen mit herkömmlichem Film. Andernfalls wird mit der Kameraoptik
quasi in das Okular hinein fotografiert“.
”
Besondere Leckerbissen“
”
Kommt es zur Begegnung der Venus mit möglichen Sonnenflecken, so fällt auf, dass die Umbra von
letzteren im Vergleich zur schwarzen Venus etwas
heller erscheint. In Wirklichkeit leuchten Sonnenflecken nämlich immer noch heller als glühendes Eisen und erscheinen uns nur durch den Kontrast zur
hellen Sonnenscheibe schwarz. Neben der Begegnung der Venus mit möglichen Sonnenflecken gibt
es noch das Phänomen des schwarzen Tropfens“ zu
”
Beginn und Ende des Durchgangs. Es wurde 1769
erstmals von Captain Cook und Charles Green beschrieben. Kurz nach dem zweiten bzw. kurz vor
dem dritten Kontakt hängt das schwarze Planetenscheibchen für einige Momente am Sonnenrand wie
9
Beobachtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
ein Tropfen, der gleich abfällt. Dieser Effekt wird
durch Beugungserscheinungen des Lichts hervorgerufen [4]. Mit etwas Glück könnte die Venus auch
außerhalb der Sonnenscheibe vor einer Protuberanz
sichtbar sein. Für eine solche Beobachtung ist allerdings ein Protuberanzenansatz oder ein entsprechender Hα-Filter nötig. Wer sich für die praktische
Bestimmung der Sonnenentfernung bei diesem Venustransit interessiert, sei auf [5] und [6] verwiesen.
Dort findet sich auch ein umfangreiches Literaturverzeichnis zu diesem Thema.
Die große Unbekannte - das Wetter
Zum Abschluss noch ein kleiner Blick in die Wetterstatistik für Deutschland [2]: Die mittlere Sonnenscheindauer im Juni beträgt 230 Stunden und
52 % der Nächte sind bewölkt. Durchschnittlich
gibt es an acht Tagen Gewitter und an zehn bis
zwanzig Tagen Niederschlag. Bei letzterem gibt
es starke jährliche Schwankungen bezüglich der
Häufigkeit und Menge. Was den Witterungsverlauf
betrifft werden kurze Schönwetterlagen um den 3.
und 13. Juni von Einbrüchen kühlerer Meeresluft
unterbrochen.
Doch nun von der Theorie zur Praxis: Es empfiehlt sich, zwei oder drei Tage vor dem Ereignis
die Wetteraussichten zu verfolgen. Bei Tendenz zu
strahlend blauem Himmel kann dann schon ein Beobachtungsstandort gewählt werden. Bei der Prognose von schlechtem Wetter sollte im Extremfall
in der Nacht vor dem Venustransit mittels aktueller
Sattelitenbilder [3] nach Wolkenlücken gesucht werden und ein Beobachtungsgebiet ausgewählt werden. Der Zeitpunkt für den Start einer Autofahrt
sollte so gewählt sein, dass noch zwei- bis vierhundert Kilometer zurückgelegt werden können. Angesichts der Seltenheit eines Venustransits erscheint
dieser Aufwand durchaus gerechtfertigt. Außerdem
sollte man zu zweit oder noch besser zu dritt unterwegs sein: Ein Fahrer, ein Kartenleser und ein
Wolkenlückensucher“. Bei der totalen Sonnenfin”
sternis 1999 und den Leoniden 2001 habe ich mit
dieser Vorgehensweise sehr gute Erfahrungen gemacht. Wenn alle Stricke reißen, bleiben dann nur
noch die Bilder anderer Sternfreunde.
Viel Glück und clear skies!
¦
Literatur:
[1] www.baader-planetarium.de
[2] Hans-Ulrich Keller: Das Himmelsjahr 1991,
Franckh-Kosmos Verlags GmBH, Stuttgart
[3] www.dwd.de
[4] http://didaktik.physik.uni-essen.de/
backhaus/Venusproject/Transit.pdf
[5] http://didaktik.physik.uni-essen.de/
backhaus/VenusProject.htm
Die außergewöhnlich gute Abendsichtbarkeit der Venus im Frühjahr 2004. Der scheinbare Venusdurchmesser
wächst, dagegen nimmt die Phase ab. Aufnahmen mit dem Nemec-Refraktor, von Heinz Johann und Wolfgang
Beike. (Red.)
10
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 3/2004
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beobachtungen
Jupiter mit Linse und Spiegel
Die Jupiter-Opposition 2004
von Wolfgang Beike
Abb. 1: Zweimal die gleiche Region auf Jupiter im Abstand von fünf Tagen, Webcam Summenbilder, VSD. Links:
Jupiter am 3. März um 23:00 MEZ, dem Vorabend der Opposition, Newton 305/2100 mm, Luftruhe 2. Rechts:
Jupiter am 8. März um 21:50 MEZ, Nemec-Refraktor 200/4000 mm mit IR-Sperrfilter, Luftruhe 3; ganz rechts
vor dem Nordband (NEB) der weiße Eismond Europa samt Schatten, links der Schattendurchgang von Io. Io selbst
befindet sich aufgrund ihrer Nähe zu Jupiter direkt rechts neben dem Schatten, ist aber nicht zu erkennen. Die
Wolkenstrukturen sind gegenüber der Aufnahme vom 3. März etwas nach rechts verschoben. Süden ist oben.
Jupiter im Sternbild Löwe bildet den Abschluß des
Planetenreigens dieses Frühjahrs. Die Bezeichnung
Königsplanet“ trägt er wirklich zu Recht, keinem
”
anderen Planeten lassen sich so viele Details entlocken. Für den Einsteiger ist Jupiter zweifelsohne
der interessanteste Planet. Bei ihm ist viel mehr
los als auf Saturn und er gibt seine Einzelheiten
leichter preis als Mars. Also auf geht’s:
Obige Aufnahmen zeigen die dem Großen Roten Fleck (GRF) gegenüberliegende Seite. Zwischen
den beiden Mondschatten besitzt das Nordband
äquatorseitig drei Zacken, sogenannte Projektionen. Ein für den Südrand des NEB ganz typisches, schon seit Jahrzehnten immer wiederkehrendes Phänomen. Am Nordrand behaupten sich wie
schon im Vorjahr die NEBn-Barren, kleine, längliche Wirbel, die wegen ihrer dunkelroten Farbe
auch als Granatflecke“ bezeichnet werden. Im Zu”
sammenhang damit steht das fortdauernde NTBFading, das ebenfalls letztes Jahr seinen Anfang
nahm. Das sonst so intensive nördlich gemäßigte
Band (NTB) ist seitdem nur noch schwach sichtbar. Zu den beachtenswerten Zielen gehört auch das
breite ansatzweise geteilte Südband (SEB), dessen
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 3/2004
südlicher Teil manchmal fast vollständig verschwindet.
Jupiter im Zwölfzöller
Unser größtes Teleskop, ein Newton mit 30 cm
Spiegeldurchmesser und einem Öffnungsverhältnis
von f/7, stellt einen Kompromiß dar. Mit ihm lassen sich sowohl hohe Lichtstärken als auch hohe
Vergrößerungen erreichen. Bei der Planetenbeobachtung ist der Einfluß der störenden Luftunruhe noch deutlich stärker als beim 20 cm NemecRefraktor. Dafür begnügt es sich mit weniger als
einem Zehntel der Belichtungszeit und braucht als
reiner Newton (also ohne Barlow-Linse o.ä.) keinen lichtschluckenden Infrarot-Sperrfilter. Dies ist
aber keine wirkliche Kompensation, denn ob Jupiter mit 1/50 s oder einer 1/500 s belichtet wird
macht den Kohl nicht mehr fett. Dagegen sind homogene Luftschichten von 30 cm und mehr schon
sehr selten, so daß vor dem Spiegel praktisch immer
Luft mit unterschiedlicher optischer Dichte wabbert. Der Newton liefert helle, lichtdurchflutete Bilder, die beispielsweise geeignet sind um Helligkeitsunterschiede von großflächigen Strukturen aufzu-
11
Beobachtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
zeigen. So ist offenbar die Äquatorialzone zwischen
den Hauptbändern cremiger als die beiden kreideweißen Zonen zwischen Hauptbändern und Polkappen. Planetenbilder beinhalten neben realen Strukturen auch Artefakte, das sind bei der Aufnahme oder der Bildbearbeitung durch Störeinflüsse
entstandene Gebilde, die mit dem Planeten selbst
natürlich nichts zu tun haben. Artefakte sind Zufallsprodukte. Sie gaukeln Strukturen vor, oftmals
ist hier der Wunsch der Vater des Gedankens. In
Jupiters Wolkengürteln ist doch so ziemlich alles
möglich, oder ? Das schon. Trotzdem macht es
Sinn, Bilder mit gleichem Zentralmeridian mal kritisch zu vergleichen und nicht alles für bare Münze
zu nehmen, was Elektronik und Software so fabrizieren.
Jupiter im Nemec-Refraktor
Abb. 2: Jupiter am 16. März um 22:00 Uhr MEZ, Nemec-Refraktor mit IR-Filter, 500 Einzelbilder addiert, Luftruhe
1 – 2. An der Grenze zur Südpolkappe tummelt sich eine Gruppe von vier weißen Flecken, wirbelsturmartige, meist
langlebige Strukturen, kurz WOS genannt ( White Oval Spots“).
”
Mit einer Objektivöffnung von 20 cm und einer Brennweite von 4 m ist der gefaltete NemecRefraktor des Observatoriums für die Beobachtung
kleiner, heller Objekte ausgelegt. Seine hohe Abbildungsgüte macht ihn insbesondere zum beliebten Instrument für Monddetails, Sonnenflecken und
natürlich für Planeten. Bei der klassischen Planetenfotografie ist eine lange Brennweite Grundvoraussetzung, um überhaupt Details auf Planeten
erfassen zu können. Einzelheiten in Jupiters Wolkengürteln besitzen meist wenig Kontrast oder sind
12
nur sehr klein. Solche Feinheiten sind die eigentliche
Stärke des Nemec-Refraktors. Dagegen sind Schattendurchgänge der Monde sehr leicht zu erkennen.
Die Schatten erscheinen pechschwarz — wie ausgestanzt! Sie bieten visuell einen ungemein plastischen und ästhetischen Anblick. Die Szenerie wirkt
wie ein Sonnensystem im Kleinen, in das man am
liebsten hineingreifen möchte.
Die geringe Lichtstärke von f/20 erfordert selbst
bei einem so hellen Objekt wie Jupiter Belichtungs-
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 3/2004
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beobachtungen
zeiten von 1/50 s und länger. Günstig ist der Einsatz eines IR-Sperrfilters. Das durch die Lichtbrechung defokussierte Infrarotlicht bildet sonst einen
rot–blau polarisierten Schleier um den Planeten.
Bei 20 cm Öffnung ist der Beobachtungserfolg
schon entscheidend von der Luftruhe abhängig,
es gibt leider kein echtes Mittel gegen schlechtes
Seeing auch nicht nachträgliche Bildbearbeitung
oder eine erhöhte Zahl von Einzelaufnahmen.
Der Große Rote Fleck (GRF)
Abb. 4: Meridianpassage des GRF am späten Abend des 14. April, der Abstand der Aufnahmen beträgt jeweils 30
Minuten. Wie alle Einzelobjekte auf Jupiter bewegt sich auch der GRF nicht exakt mit der Geschwindigkeit der
umliegenden Wolkengürtel. Aus der Uhrzeit des Meridiandurchgangs läßt sich der aktuelle jovianische Längengrad
des GRF und damit wiederum seine Driftbewegung feststellen. Aufnahme am Nemec-Refraktor, Heinz Johann,
Wolfgang Beike.
Der berühmt-berüchtigte Große Rote Fleck ist
ein antizyklonal rotierendes Hochdruckgebiet in der
Südhemisphäre von Jupiter. Sein vergleichsweise
windarmes, dunkles Zentrum erinnert an das Auge
eines irdischen Hurrikans. Die Färbung des GRF
nahm seit Mitte der siebziger Jahre ab, wird aber
wieder intensiver. Seine Längsausdehnung beträgt
zur Zeit nur noch 20.000 km – so klein wie nie
seit Beginn regelmäßiger Aufzeichnungen. Das Oval
ist von einem dunklen Rand mit zwei länglichen
Ausläufern eingefaßt. Am Rande des GRF herrschen starke Strömungen. Wolken, die in seine Nähe
geraten, laufen Gefahr förmlich aufgewickelt zu
werden. Darunter die Bucht im Südband, in der
Umgebung des GRF zeigt sich das Südband gespalten.
¦
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 3/2004
13
Beobachtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Komet C/2001 Q4 (NEAT)
Der Knallerkomet des Jahres 2004?
von Wolfgang Beike
Falls es mit der Helligkeitsentwicklung von C/2001 Q4 doch nicht so weit her ist, hier lieber noch mal eine Aufsuchkarte für die Zeit vom 7. Mai bis zum 6. Juni. Die Sternbilder Einhorn, Krebs und Luchs enthalten keine hellen
Sterne, die beim Aufsuchen helfen könnten. Frühestens ab 7. Mai kann der Komet tief im Südwesten gefunden
werden. Ausgangspunkt der Suche ist dann Sirius. So gegen den 10. Mai kann der helle Prokyon und der Kopf der
Wasserschlange als Orientierung dienen. Sein Perihel wird der Komet Mitte Mai bei dem hellen Sternhaufen M 44
(Praesepe) erreichen. Im Sommer wird Q4 im großen Bären zirkumpolar. Ende September sinkt seine Helligkeit
voraussichtlich unter 9m .
Von der Südhalbkugel aus ist der Komet C/2001
Q4 (NEAT) an dunklen Standorten seit Mitte April
mit bloßem Auge zu sehen. Bereits im August 2001
wurde der neue Komet im Rahmen des Asteroidensuchprogramms NEAT mit einem 1,2 m SchmidtTeleskop auf dem Mount-Palomar-Observatorium
entdeckt. Der Sonnenabstand bei der Entdeckung
betrug rekordverdächtige 10.1 AE, das ist außerhalb der Saturnbahn.
Lange Zeit war Q4 nicht viel mehr als ein tiefgefrorener Schneeball, der lediglich Sonnenlicht reflektierte. Leider befand sich der Komet bisher am
14
Südhimmel, ab 8. Mai wird er auch für unsere Breiten sichtbar. In der späten Abenddämmerung sollte
Q4 tief im Südwesten aufzufinden sein. Er durchquert die Sternbilder großer Hund, Einhorn und
Krebs. Am 5. Mai befindet er sich mit 48 Millionen
km Entfernung in Erdnähe. Am 16. Mai erreicht der
Komet sein Perihel in 0,96 AE Sonnenabstand. Die
Helligkeitsschätzungen von Q4 sind allesamt mit
Vorsicht zu genießen. Auch hier wird nach Sensationsmeldungen von 0m schon fleißig zurückgerudert.
Warum das so ist? Kometen, die sich zum ersten
mal der Sonne nähern, besitzen noch leicht flüchtige
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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beobachtungen
Substanzen auf ihrer Oberfläche, die bereits bei geringer Sonneneinstrahlung zur Schweifbildung beitragen. Strohfeuer, das schnell erlischt und nicht für
Helligkeitsschätzungen in Sonnennähe hochgerechnet werden darf. Letzte Meldungen lassen ca. 2m
vom 5. bis 10. Mai als Maximum plausibel erscheinen. Mitte April betrug die Helligkeit 4,m5. Unter
Landhimmel erreichte die stark kondensierte Koma
ein Drittel der Vollmondgröße, der Schweif im Fernglas 3◦ Länge. Ein Beobachtungsplatz mit niedri-
gem Westhorizont und möglichst guter Transparenz ist wichtig, um den Kometen in voller Pracht
zu erleben.
Das A und O der Kometenbeobachtung ist der
dunkle Himmel. Im Lichtermeer einer Stadt wirken Kometen nicht viel anders als ein Schimmel
im Schnee. Wesentlich erfolgversprechender ist eine Beobachtung mit dem Fernglas auf einer Wiese
oder auf einer Anhöhe außerhalb der Stadt.
¦
Komet Q4 am 10. März im Sternbild Tukan. 14-Zöller, Chile: G. Masi, F. Mallia
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 3/2004
15
Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Vorschau Mai / Juni 2004
von Alexander Schulze
Alle Zeitangaben für ortsabhängige Ereignisse beziehen sich auf Darmstadt, 49◦ 50’ N, 08◦ 40’ O. Alle
Zeitangaben erfolgen (soweit nicht anders angegeben) in Ortszeit (CEST/MESZ).
Sonne
Die Sonne befindet sich zu Anfang Mai
im Sternbild Widder. Am 14. Mai verläßt sie dieses
gegen 00:30 in den Stier, wo sie sich bis zum 21.
Juni gegen 08:00 aufhalten wird, um dann weiter
in die Zwillinge zu wechseln.
Die Deklination steigt von 15◦ 04’24” am ersten
Mai auf 22◦ 03’05” am ersten Juni und auf ein Maximum von 23◦ 26’19,9” am 21. Juni gegen 04:19
an, um dann wieder auf 23◦ 06’29” am ersten Juli
abzunehmen. Das Deklinationsmaximum markiert
den längsten Tag des Jahres und die Sommersonnenwende 2004.
Der Abstand der Erde zur Sonne beträgt Anfang
Mai 1,0076 AU und steigt auf 1,0140 AU am ersten
Juni und 1,0167 AU am ersten Juli. Am 05. Juli er-
16
reicht die Erde gegen 12:31 mit einem Abstand von
1,01669 AU den sonnenfernsten Punkt ihrer Bahn
(Aphel).
Am 01. Mai beginnt gegen 19:42 die Sonnenrotation Nr. 2016, am 29. Mai gegen 00:58 die Sonnenrotation Nr. 2017 und am 25. Juni gegen 05:45 die
Sonnenrotation Nr. 2018.
Am 04. Mai ereignet sich die totale Mondfinsternis, auf die bereits im Astronomischen Kalender der
letzten Ausgabe der Mitteilungen hingewiesen wurde. Der Eintritt des Mondes in den Halbschatten erfolgt gegen 19:55, der Eintritt in den Kernschatten
gegen 20:50. Gegen 20:53 ist der Mond vollständig
in den Halbschatten, gegen 21:54 vollständig in den
Kernschatten eingetreten. Das Maximum der Totalität erfolgt gegen 22:31. Der Austritt aus dem
Kernschatten beginnt gegen 23:08, der Austritt aus
dem Halbschatten gegen 00:09. Gegen 00:12 ist der
Kernschatten verlassen; um 01:08 endet die Fin-
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 3/2004
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender
sternis mit dem Austritt aus dem Halbschatten.
befinden sich im Abschnitt zum Planeten Venus.
Die Details des Venusdurchgangs vor der Sonne
Datum
01.05.
15.05.
01.06.
15.06.
01.07.
Aufgang
06:04
05:42
05:24
05:19
05:23
Untergang
20:42
21:03
21:23
21:33
21:35
Tag
14:38
15:21
15:59
16:15
16:11
Nacht
09:22
08:39
08:01
07:45
07:49
Dämm. Beginn
23:04
23:48
–:–
–:–
–:–
Dämm. Ende
03:43
02:58
–:–
–:–
–:–
Astron. Nachtl.
04:40
03:11
00:00
00:00
00:00
Tabelle 1a: Dämmerungsdaten, Tag- und Nachtlänge
In Tabelle 1b sind Daten zur Sonnenbeobachtung
aufgeführt. Sie werden für jeden Sonntag im Vorschauzeitraum angegeben und gelten für 12 Uhr
Ortszeit. R ist der Durchmesser der Sonnenscheibe,
P beschreibt die seitliche Neigung der Sonnenachse.
Datum
02.05.
09.05.
16.05.
23.05.
30.05.
R
15’52,”1
15’50,”5
15’48,”9
15’47,”7
15’46,”6
P
−23,◦83
−22,◦33
−20,◦49
−18,◦34
−15,◦91
B
−3,◦99
−3,◦25
−2,◦47
−1,◦65
−0,◦82
L
351,◦02
258,◦48
165,◦91
73,◦31
340,◦69
B beschreibt die heliographische Breite, L die heliographische Länge der Sonnenmitte. R dient dem
Sonnenbeobachter zur Auswahl der richtigen Kegelblende, P , B und L zur Anfertigung eines Gitternetzes der Sonnenoberfläche.
Datum
06.06.
13.06.
20.06.
27.06.
R
15’45,”6
15’44,”9
15’44,”3
15’44,”0
P
−13,◦22
−10,◦34
−7,◦31
−4,◦17
B
+0,◦03
+0,◦87
+1,◦70
+2,◦51
L
248,◦04
155,◦39
62,◦74
330,◦08
Tabelle 1b: Beobachtungsdaten Sonne
Mond
In den Tabellen 2a, 2b und 2c sind die
Monddaten für Mai und Juni zusammengestellt.
Datum
04.05.
Zeit
22:31
Ereignis
Vollmond
06.05.
11.05.
19.05.
21.05.
27.05.
03.06.
06:32
13:21
06:33
14:01
09:39
05:57
Perigäum
letzt. Viert.
Neumond
Apogäum
erst. Viert.
Vollmond
03.06.
09.06.
17.06.
17.06.
25.06.
02.07.
15:12
22:20
18:01
21:54
20:51
00:57
Perigäum
letzt. Viert.
Apogäum
Neumond
erst. Viert.
Perigäum
(22◦ 02’ Transithöhe
um [05.] 01:28)
(359,811 km)
(Aufg. 03:17)
(406,264 km)
(Unterg. 02:45)
(14◦ 52’ Transithöhe
um 01:09)
(357,247 km)
(Aufg. [10.] 02:20)
(406,575 km)
(Unterg. [26.] 01:36)
(357,448 km)
Tabelle 2a: Astronomische Daten Mond
(Mondbahn und Phasen)
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 3/2004
Datum
04.05.
06.05.
10.05.
12.05.
17.05.
20.05.
25.05.
28.05.
01.06.
03.06.
07.06.
09.06.
13.06.
17.06.
25.06.
21.06.
28.06.
02.07.
Zeit
16:56
15:02
19:43
23:49
19:53
15:55
08:31
14:39
02:51
19:55
02:15
21:01
23:58
14:19
21:23
12:12
10:07
02:16
Ereignis
Nulldurchgang Lib. in Breite
Nulldurchgang Lib. in Länge
Max. Lib. in Breite (+6,◦689)
Max. Lib. in Länge (+6,◦822)
Nulldurchgang Lib. in Breite
Nulldurchgang Lib. in Länge
Min. Lib. in Breite (−6,◦758)
Min. Lib. in Länge (−7,◦618)
Nulldurchgang Lib. in Breite
Nulldurchgang Lib. in Länge
Max. Lib. in Breite (+6,◦689)
Max. Lib. in Länge (+7,◦679)
Nulldurchgang Lib. in Breite
Nulldurchgang Lib. in Länge
Min. Lib. in Länge (−7,◦416)
Min. Lib. in Breite (−6,◦758)
Nulldurchgang Lib. in Breite
Nulldurchgang Lib. in Länge
Tabelle 2b: Astronomische Daten Mond
(Librationsdaten)
17
Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Datum
04.05.
10.05.
17.05.
25.05.
01.06.
07.06.
14.06.
Zeit
17:00
19:57
20:18
08:55
03:20
02:47
00:49
Ereignis
Nulldurchgang ekl. Breite
Min. der ekl. Breite (−5,◦284)
Nulldurchgang ekl. Breite
Max. der ekl. Breite (+5,◦238)
Nulldurchgang ekl. Breite
Min. der ekl. Breite (−5,◦190)
Nulldurchgang ekl. Breite
Merkur
Ganze fünf Sternbilder durchstreift
die Bahn des innersten Planeten im aktuellen Vorschauzeitraum. Der Weg über den Himmel beginnt
Anfang Mai in den Fischen. Am 18. Mai wechselt
Merkur dann gegen 21:30 in den Walfisch, der kurze Zeit später, am 21. Mai gegen 10:30, bereits
wieder in Richtung Widder verlassen wird. Auch
hier hält es den flinken Merkur nicht allzu lange,
denn bereits am 01. Juni wechselt er gegen 18:00 in
den Stier weiter, der am 20. Juni gegen 00 Uhr in
Richtung Zwillinge verlassen wird. Kurz nach Ende des aktuellen Vorschauzeitraumes wird Merkur
dann bereits am 03. Juli gegen 10:30 in den Krebs
weiterziehen.
Noch in den Fischen erreicht Merkur am 05. Mai
gegen 07:47 das mit seiner nun vollendeten Schleife zusammenhängende Deklinationsminimum von
06◦ 12’02”. Seine Deklination steigt bis auf ein Maximum von 24◦ 47’36”, das am 22. Juni gegen 17:20
angenommen wird.
Merkurs ekliptikale Breite sinkt von −1◦ 45’34” zu
Anfang Mai auf ein Minimum von −3◦ 17’44”, das
am 16. Mai gegen 05:43 angenommen wird. Am 12.
Juni kommt es gegen 15:19 zum Nulldurchgang; ein
Venus
Venus durchläuft im Vorschauzeitraum
eine Rückläufigkeit, die sie nicht aus dem Sternbild Stier, in das sie Ende März eingetreten war,
hinausführen wird. Am 05. Mai erreicht ihre Bahn
gegen 11:14 mit einer Deklination von 27◦ 48’32”
ihren höchsten Punkt. Am 18. Mai beginnt gegen
02:27 bei einer Rektaszension von 5h 42m 26s die
Rückläufigkeitsschleife; sie endet am 29. Juni gegen
16:20 bei einer Rektaszension von 4h 34m 09s . Wenig
später, am 08. Juli gegen 01:59, erreicht Venus ein
Deklinationsminimum von 17◦ 31’38”.
Die Elongation erreicht einen Nulldurchgang am
08. Juni gegen 10:43 (Sonnenabstand 0,◦176214); die
18
Datum
21.06.
28.06.
04.07.
Zeit
12:47
10:38
09:57
Ereignis
Max. der ekl. Breite (+5,◦106)
Nulldurchgang ekl. Breite
Min. der ekl. Breite (−5,◦060)
Tabelle 2c: Astronomische Daten Mond
(ekliptikale Breite)
Maximum von 1◦ 54’05” wird am 30. Juni gegen
21:30 erreicht. Die Elongation fällt von −19,◦8 am
ersten Mai auf ein Minimum von −25,◦99 am 14.
Mai gegen 22:36, hat am 18. Juni gegen 23:24 einen
Nulldurchgang (Winkelabstand 1,◦042, Merkur hinter der Sonne) und steigt bis zum ersten Juli auf
13,◦8.
Der Erdabstand steigt von 0,6324 AU am ersten
Mai auf ein Maximum von 1,32416 AU am 19. Juni
gegen 15:08, um dann wieder auf 1,2475 AU am ersten Juli abzunehmen. Der Sonnenabstand erreicht
ein Maximum von 0,46670 AU am 04. Mai gegen
07:16, fällt auf ein Minimum von 0,30750 AU am
17. Juni gegen 06:53 und erreicht bis zum ersten
Juli wieder 0,3559 AU.
Im Mai zeigt sich Merkur am Morgenhimmel: Zum
Zeitpunkt des Sonnenaufganges erreicht er ab dem
10. Mai eine Höhe von über 5◦ ; ein Maximum von
05◦ 51’ wird am 26. Mai erreicht. Bis zum 05. Juni kann der Planet eine Höhe von 5◦ halten; danach fällt seine Höhe bei Sonnenaufgang schnell ab.
Ab dem 25. Juni erreicht Merkur dann am Abendhimmel zum Zeitpunkt des Sonnenunterganges eine
Höhe von über 5◦ , ab dem 01. Juli mehr als 7,◦5.
ekliptikale Breite fällt von 4◦ 35’53” am ersten Mai
auf −4◦ 07’53” am ersten Juli und hat am 07. Juni
gegen 16:47 einen Nulldurchgang. Der Erdabstand
der Venus erreicht am 08. Juni gegen 08:52 ein Minimum von 0,288881 AU; der Sonnenabstand steigt
von 0,7212 AU am ersten Mai auf 0,7280 AU am
ersten Juli. Die beiden kurz aufeinanderfolgenden
Nulldurchgänge bescheren dem Beobachter ein Ereignis, das sich nicht allzu häufig bietet (das letzte
Ereignis fand vor 122 Jahren statt, das nächste wird
– sozusagen als zweite Chance bei schlechtem Wetter – in 8 Jahren stattfinden), nämlich einen Venusdurchgang vor der Sonne. Der erste Kontakt findet
in Darmstadt gegen 07:20 statt, der zweite gegen
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 3/2004
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender
07:40. Das Maximum ereignet sich gegen 10:22 mit
einer Distanz von 10’40”. Der dritte Kontakt ereignet sich gegen 13:04, der vierte gegen 13:23. Sicherlich ein Ereignis, das man, gutes Wetter vorausgesetzt, nicht versäumen sollte, zumal die Beobachtungszeiten für den, der sich einen halben Tag
Urlaub einrichten kann, sehr günstig liegen.
Der Transit des Planeten verschiebt sich von 16:08
zu Anfang Mai auf 14:09 am ersten Juni und 11:21
am ersten Juli; die Transithöhe nimmt von 67◦ 56’
auf 64◦ 46’ bzw. 57◦ 57’ ab. Bis zum 08. Mai befindet
Datum
01.05.
15.05.
01.06.
15.06.
01.07.
Aufgang
07:29
06:58
05:54
04:50
03:49
Untergang
00:48
00:12
22:22
20:27
18:53
sich Venus zum Zeitpunkt des Sonnenunterganges
in einer Höhe von über 30◦ , bis zum 20. Mai über
20◦ und bis zum 29. Mai über 10◦ . Ab dem 18. Juni
befindet sich Venus zum Zeitpunkt des Sonnenaufganges in einer Höhe von über 5◦ , ab dem 26. Juni
über 15◦ und ab dem 03. Juli über 15◦ .
Eine Bedeckung von Venus durch den Mond ereignet sich am 21. Mai, ist aber nur gegen Mittag am
Taghimmel zu beobachten. Die Bedeckung beginnt
gegen 13:15 auf der dunklen Seite und endet gegen
14:34 am Rande der beleuchteten Mondsichel.
Helligkeit
−4,m4
−4,m4
−4,m2
−4,m2
−4,m5
Phase
29
16
2
2
14
Größe
36,”6
45,”7
56,”9
57,”2
47,”1
Elong.
+40,◦5
+31,◦8
+11,◦6
−10,◦3
−30,◦0
Erdabst.
0,46
0,37
0,30
0,30
0,36
Tabelle 3: Astronomische Daten Venus
Mars
Der rote Planet durchstreift in den kommenden zwei Monaten drei Sternbilder. Seine Bahn
beginnt im Stier, den er bereits am 07. Mai gegen
18:30 in die Zwillinge verlassen wird. Am 20. Juni wechselt Mars dann gegen 11:30 weiter in den
Krebs. Seine Deklination beträgt zu Anfang des
Vorschauzeitraumes 24◦ 35’58” und steigt auf ein
Maximum von 24◦ 40’29”, das am 07. Mai gegen
22:07 (und damit bereits in den Zwillingen) angenommen wird. Bis zum ersten Juli fällt die Deklination dann wieder auf 20◦ 20’40”.
Die ekliptikale Breite steigt von 1◦ 13’33” auf ein
Datum
01.05.
15.05.
01.06.
15.06.
01.07.
Aufgang
08:14
07:58
07:44
07:35
07:28
Untergang
00:47
00:30
00:05
23:37
23:03
Maximum von 1◦ 14’49” am 27. Mai gegen 03:18
und nimmt dann bis zum Ende des Vorschauzeitraumes wieder auf 1◦ 12’56” ab. Erd- und Sonnenabstand steigen beide weiterhin an, der letzte von
1,6192 AU auf 1,6590 AU. Die Elongation nimmt
weiter von 45,◦0 auf 25,◦0 ab.
Der Transit verschiebt sich geringfügig von 16:30
auf 15:16, die Transithöhe nimmt von 64◦ 47’ leicht
auf 60◦ 25’ ab. Bis zum 14. Mai erreicht Mars zum
Zeitpunkt des Sonnenuntergangs eine Höhe von
über 30◦ , bis zum 07. Juni von über 20◦ und bis
zum 22. Juni von über 15◦ .
Helligkeit
+1,m6
+1,m7
+1,m8
+1,m8
+1,m8
Phase
95
96
97
98
98
Größe
4,”3
4,”1
3,”9
3,”8
3,”7
Elong.
+45,◦0
+40,◦4
+34,◦8
+30,◦2
+25,◦0
Erdabst.
2,17
2,26
2,37
2,45
2,52
Tabelle 4: Astronomische Daten Mars
Jupiter
Auch in den hier diskutierten zwei Monaten wird sich an der Tatsache nichts ändern, daß
wir Jupiter im Löwen finden. Seine Rückläufigkeit
findet allerdings ihr Ende, und zwar am 05. Mai
gegen 14:53 bei eine Rektaszension von 10h 43m 52s .
Kurze Zeit zuvor, am 02. Mai gegen 16:48, durchlief der größte Planet des Sonnensystems ein Dekli-
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 3/2004
nationsmaximum von 09◦ 29’08”; seine Deklination
sinkt auf 09◦ 00’13” am ersten Juni und 07◦ 38’36”
am ersten Juli.
Nach der Opposition von Anfang März geht die
Elongation zurück, während Erd- und Sonnenabstand zunehmen, der letztgenannte von 5,4273 AU
am ersten Mai auf 5,4365 am ersten Juli. Die ek-
19
Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
liptikale Breite des Planeten sinkt von 1◦ 20’33” am
ersten Mai auf 1◦ 09’50” am ersten Juli.
Der Transit Jupiters verschiebt sich von 21:29 am
ersten Mai auf 19:31 am ersten Juni und 17:46
am ersten Juli; die Transithöhe fällt von 49◦ 39’
Datum
01.05.
15.05.
01.06.
15.06.
01.07.
Aufgang
14:41
13:47
12:46
11:58
11:07
Untergang
04:21
03:26
02:21
01:28
00:29
auf 47◦ 46’. Am 09. Mai erfolgt der Transit mit
dem Sonnenuntergang; bis zum 06. Juni hat Jupiter zum Zeitpunkt des Sonnenuntergangs eine Höhe
von über 40◦ , bis zum 24. Juni von über 30◦ und
bis zum 04. Juli von über 25◦ .
Helligkeit
−2,m1
−2,m0
−1,m9
−1,m8
−1,m7
Größe
40,”3
38,”7
36,”8
35,”2
33,”9
Elong.
+118,◦0
+104,◦6
+89,◦2
+77,◦1
+63,◦9
Erdabst.
4,88
5,09
5,35
5,57
5,81
Tabelle 5: Astronomische Daten Jupiter
Saturn
Auch im aktuellen Vorschauzeitraum
bleibt Saturn den Zwillingen weiterhin treu. Seine
Bahn führt ihn nun wieder in Richtung Südhalbkugel; die Deklination sinkt von 22◦ 45’46” am ersten
Mai auf 22◦ 34’12” am ersten Juni und 22◦ 13’53”
am ersten Juli.
Die Elongation Saturns geht weiter zurück; die
Auslenkung aus der Ekliptik wird ebenfalls geringer, die ekliptikale Breite steigt von −0◦ 23’08”
auf −0◦ 19’35” und schließlich −0◦ 16’41”. Erd- und
Sonnenabstand steigen an, letzterer von 9,0386 AU
auf 9,0423 AU. Nach dem Maximum der RingöffDatum
01.05.
15.05.
01.06.
15.06.
01.07.
Aufgang
09:22
08:33
07:35
06:49
05:56
Untergang
01:30
00:41
23:38
22:49
21:54
Helligkeit
+0,m1
+0,m1
+0,m1
+0,m1
+0,m1
nung von Mitte März schließen sich die Ringe Saturns von der Erde aus gesehen wieder.
Der Transit verschiebt sich von 17:24 am ersten
Mai auf 15:37 am ersten Juni und 13:55 am ersten
Juli; die Transithöhe sinkt geringfügig von 62◦ 56’
auf 62◦ 24’. Die Höhe Saturns bei Sonnenuntergang
beträgt bis zum 04. Mai über 40◦ , bis zum 17. Mai
über 30◦ , bis zum 31. Mai über 20◦ und bis zum
15. Juni über 10◦ – eine Beobachtung des zweitgrößten Planeten des Sonnensystems wird also in
naher Zukunft ihr Ende finden.
Größe
17,”4
17,”0
16,”7
16,”6
16,”5
Ringng.
−26,◦0
−25,◦8
−25,◦4
−25,◦1
−24,◦7
Elong.
+58,◦0
+45,◦8
+31,◦3
+19,◦6
+6,◦4
Erdabst.
9,53
9,72
9,89
9,99
10,05
Tabelle 6: Astronomische Daten Saturn
Uranus
Uranus befindet sich im Sternbild
Wassermann auf einer Bahn, die ihn zunächst in
Richtung Norden führt, bis er eine scharfe Umkehr seiner Bewegungsrichtung erfährt und eine Rückläufigkeit beginnt, die ihn in Richtung
Süden zurückführt. Seine Deklination steigt dabei
zunächst von −9◦ 58’23” am ersten Mai auf ein Maximum von −9◦ 45’14”, das am 08. Juni gegen 13:20
angenommen wird, und nimmt bis zum ersten Juli dann wieder auf −9◦ 49’40” ab. Die Umkehr der
Bewegungsrichtung erfolgt am 10. Juni gegen 22:17
bei einer Rektaszension von 22h 35m 03s .
Die Elongation sinkt weiter; Uranus steigert somit seinen Winkelabstand zur Sonne am Himmel.
20
Auch die Auslenkung aus der Ekliptik steigt an;
die ekliptikale Breite wächst von −0◦ 44’38” am ersten Mai auf −0◦ 46’59” am ersten Juli. Während
der Erdabstand rückläufig ist, steigt die Entfernung
zur Sonne von 20,045 AU auf 20,049 AU geringfügig
an.
Der Transitzeitpunkt verschiebt sich von 09:20 auf
05:22, die Transithöhe liegt knapp oberhalb 30◦ .
Die Höhe des Planeten zum Zeitpunkt des Sonnenaufganges steigt an; ab dem 14. Mai beträgt sie
über 20◦ , ab dem 01. Juni über 25◦ , ab dem 24.
Juni über 30◦ . Ab dem 30. Juni findet der Transit
vor Sonnenaufgang statt.
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 3/2004
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender
Die visuelle Helligkeit steigt von 5,m9 auf 5,m8, die
Datum
01.05.
15.05.
01.06.
15.06.
01.07.
Aufg.
04:05
03:11
02:04
01:10
00:06
Größe steigt weiter von 3,”2 auf 3,”4.
Unterg.
14:35
13:42
12:36
11:41
10:37
Elong.
−64,◦8
−77,◦9
−94,◦0
−107,◦4
−122,◦8
Erdabst.
20,45
20,23
19,95
19,72
19,48
Tabelle 7: Astronomische Daten Uranus
Neptun
Die Bahn Neptuns weist große Ähnlichkeit mit der von Uranus auf, bis auf den Unterschied, daß der Planet im Sternbild Steinbock steht
und alle Ereignisse hier etwas füher stattfinden. Die
Deklination steigt von −16◦ 18’19” am ersten Mai
auf ein Maximum von −16◦ 17’13”, das am 16. Mai
gegen 02:20 erreicht wird, und fällt dann wieder auf
−16◦ 26’34” am ersten Juli. Die Umkehr der Bewegungsrichtung Neptuns findet am 17. Mai gegen
11:32 bei einer Rektaszension von 21h 11m 15s statt.
Auch Neptuns Elongation und Auslenkung aus
der Ekliptik nehmen betragsmäßig zu. Die ekliptikale Breite sinkt von −0◦ 02’53” am ersten Mai auf
−0◦ 03’40” am ersten Juli. Der Erdabstand sinkt;
im Gegensatz zu Uranus sinkt aber auch der Sonnenabstand von 30,072 AU auf 30,070 AU.
Pluto
Pluto bewegt sich im Sternbild Schwanz
der Schlange in Rückläufigkeit. Seine Deklination
steigt dabei von −14◦ 17’26” am ersten Mai auf ein
Maximum von −14◦ 13’35”, das am 12. Juni gegen
10:29 angenommen wird, um bis zum Ende des Vorschauzeitraumes wieder auf −14◦ 14’28” abzunehmen.
Verbunden mit dem Deklinationsmaximum, das
recht genau in die Mitte der Rückläufigkeit fällt,
ist das Erreichen der Opposition Plutos am 11. Juni gegen 14:07 und ein Minimum des Erdabstandes von 29,80219 AU, das auf den 10. Juni gegen 13:19 fällt. Die ekliptikale Breite des Planeten
steigt von 8◦ 54’46” am ersten Mai auf ein Maximum von 8◦ 55’56” am 23. Mai gegen 09:57, um
dann wieder auf 8◦ 52’06” am Ende des Vorschauzeitraumes abzunehmen. Der Sonnenabstand steigt
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 3/2004
Der Transitzeitpunkt verschiebt sich von 07:59 auf
03:57, die Transithöhe liegt knapp unterhalb 24◦ .
Die Höhe des Planeten zum Zeitpunkt des Sonnenaufganges beträgt zu Beginn des Vorschauzeitraumes 19◦ 13’ und steigt noch um 4,◦5, bis ab dem 10.
Juni der Transit vor Beginn des Sonnenaufgangs
stattfindet.
Die Helligkeit Neptuns steigt von 7,m9 auf 7,m8, die
Größe liegt bei 2,”1.
Datum
01.05.
15.05.
01.06.
15.06.
01.07.
Aufg.
03:16
02:22
01:15
00:19
23:12
Unterg.
12:41
11:46
10:39
09:43
08:38
Elong.
−85,◦6
−99,◦0
−115,◦4
−129,◦0
−144,◦5
Erdabst.
30,13
29,90
29,62
29,42
29,24
Tabelle 8: Astronomische Daten Neptun
von 30,789 AU auf 30,814 AU an.
Der Transit Plutos verschiebt sich von 04:15 auf
00:09, die Tansithöhe liegt bei etwa 26◦ . Pluto ist
damit im Juni bestens beobachtbar – wenn man
professionell genug ausgestattet ist, dem schwachen
Lichtfleck am recht hellen Nachthimmel diese Aufmerksamkeit zu erweisen.
Die visuelle Helligkeit steigt von 13,m9 auf 13,m8,
die Größe der Planetenscheibe liegt bei 0,”3.
Datum
01.05.
15.05.
01.06.
15.06.
01.07.
Aufg.
23:18
22:22
21:13
20:17
19:12
Unterg.
09:07
08:11
07:03
06:07
05:02
Elong.
−138,◦2
−151,◦5
−166,◦3
+170,◦5
+159,◦1
Erdabst.
30,03
29,90
29,82
29,81
29,86
Tabelle 9: Astronomische Daten Pluto
21
Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sternbedeckungen durch den Mond
In Tabelle 10 finden sich alle in den Monaten Mai und
Juni von Darmstadt aus beobachtbaren Sternbedeckungen durch den Mond.
Es sind diesmal lediglich sechs Ereignisse zu nennen, deren Magnituden zwischen 4,m01 und 6,m64
liegen. Die geringste Mondphase beträgt 18 Prozent, die zugehörige Bedeckung betrifft den dritthellsten Stern. Der leuchtschwächste Stern wird
von einem mit 90 Prozent ausgeleuchteten Mond
Meteorströme
Tabelle 11 enthält Angaben zu
den im aktuellen Vorschauzeitraum beobachtbaren
Meteorströmen.
Der Strom der η Aquariden wurde bereits im letzten Kalender erwähnt. Durch ungünstige Auf- und
Untergangszeiten sowie Phase des Mondes ist eine
Beobachtung nur eingeschränkt möglich (der Mond
geht am 05. Mai gegen 22:09, am 06. Mai gegen
23:39 auf und hat eine Phase von mindestens 98
Der Sternenhimmel
Die Graphik am Anfang
dieses Artikels zeigt den Sternenhimmel für den ersten Juni um Mitternacht.
Der große Wagen ist aus dem Zenit in Richtung Westen weitergewandert und hat sich in die
Gruppe aus Sternbildern eingereiht, die den Zenit
kreisförmig umgeben; zu diesen gehören außer ihm
der Drache, der Herkules und der Bärenhüter sowie der kleine Wagen, der direkt in Zenitrichtung
weisend am Himmel steht. Von den zirkumpolaren
Sternbildern hat der Perseus seine tiefste Position
angenommen, gefolgt vom Fuhrmann mit einem tief
im Nordwesten stehenden Capella. Im Nordosten
steigt die Andromeda langsam wieder auf und folgt
dem Pegasus nach.
Im Osten finden wir den Schwan, die Leier und
22
bedeckt, was diese Bedeckung etwas anspruchsvoller gestalten dürfte. (E Eintritt, A Austritt)
Zeitpunkt
01.05. 21:27:06E
08.05. 02:06:30A
23.05. 22:23:42E
30.05. 01:10:39E
09.06. 02:52:07A
29.06. 23:16:26E
bed. Stern
10 Vir
CD−28◦ 14174
76 Gem
BD−2◦ 3567
71 τ2 Aqr
CD−23◦ 12597
Helligk.
5,m95
4,m48
5,m31
6,m64
4,m01
6,m64
Phase
0, 88+
0, 86−
0, 18+
0, 77+
0, 59−
0, 90+
Tabelle 10: Sternbedeckungen durch den Mond
Prozent). Die zwei weiteren Meteorströme sind vergleichsweise unspektakulär.
Meteorstrom
η Aquariden
Sagittariden
Juni-Bootiden
Beg.
19.04.
15.04.
26.06.
Ende
28.05.
15.07.
02.07.
Max.
06.05.
20.05.
27.06.
ZHR
60
5
var
Tabelle 11: Meteorströme
den Adler und damit das vollständige Sommerdreieck, bestehend aus Deneb, Vega und Altair. Den
Südhimmel bevölkern der Schlangenträger und die
Jungfrau, die die am Südhorizont stehende Waage
umgeben, über ihnen die bereits erwähnten Sternbilder Herkules und Bärenhüter. Im Westen steht
der Löwe und folgt dem untergehenden Krebs nach.
Von den Zwillingen, die im Nordwesten stehen, sind
nur noch die Köpfe“ Castor und Pollux übrig ge”
blieben.
Mars, Jupiter und Pluto sind die einzigen zu dieser
Zeit am Himmel befindlichen planetaren Objekte
(Saturn ist kurze Zeit zuvor untergegangen). Pluto
befindet sich im von den Sternen ξ Ser, ν Ser und
η Oph aufgespannten Dreieck.
¦
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 3/2004
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buchbesprechungen
Dieter B. Herrmann: Die Milchstraße —
”
Sterne, Nebel, Sternsysteme, Kosmos Verlags GmbH, Stuttgart 2003, 207 Seiten, 71 Fotos und 48 Illustrationen, gebunden, ISBN 3-44009409-X
In der zweiten Buchhälfte wird die Milchstraße
zum Hauptthema. Auch hier beginnt Herrmann mit
historischen Betrachtungen über die Entwicklung
unseres Wissens über die Heimatgalaxie, bevor er
die einzelnen Spiralarme und deren Besonderheiten vorstellt. Eine leicht verständliche Diskussion
der Theorien zum Ursprung der Milchstraße sowie
einen Blick auf die lokale Gruppe und wechselwirkende Galaxien schließen das Buch ab.
Bemerkenswert ist das Kapitel Ungelöste Rätsel
”
— brennende Fragen“ hier werden von Laien häufig
gestellte Fragen behandelt. Lauert im Zentrum der
Galaxis ein gefräßiges Schwarzes Loch? Oder wie
ist das mit der kaum erforschten dunklen Materie?
Die Historie mündet in die Gegenwart, der Autor
versäumt nicht darauf hinzuweisen, daß auch unser
heutiges Wissen nicht mehr als eine Momentaufnahme auf der Suche nach immer neuen Antworten
darstellt.
Was unterscheidet dieses Buch von vielen anderen Astrobüchern, die in Buchhandlungen und
Kaufhäusern ausgestellt werden? Es handelt von
der Milchstraße. Mond, Planeten, Kometen. Andere Objekte des Sonnensystems werden nicht behandelt — auch keine kosmologischen Strukturen.
Der so gesparte Raum läßt mehr Tiefgang für die
Phänomene unserer Galaxis zu.
Der Anblick der Milchstraße unter dunklem Himmel zählt zu den erhabensten Eindrücken, die wir
Menschen empfangen können. Prof. Dieter B. Hermann präsentiert in diesem Buch das aktuelle Wissen über unsere Heimatgalaxie und berichtet von
dem großen wissenschaftlichen Abenteuer ihrer Erforschung.
Das Buch trägt populärwissenschaftlichen Charakter und wendet sich an alle Interessierten ganz
unabhängig von deren Beobachtungserfahrung oder
astronomischer Vorbildung. In den ersten drei
Kapiteln werden die verschiedenen Objekttypen
des Milchstraßensystems besprochen also Sterne,
Sternhaufen, Gas und Staub. Zahlreiche Abbildungen und Fotos veranschaulichen den historischen
Weg der Erkenntnis.
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 3/2004
Die ansprechenden Graphiken unterstützen das
Textverständnis ganz erheblich, eine echte Stärke
dieses Buches zumal auch zahlreiche komplexe Problemstellungen behandelt werden (z. B. Spektralanalyse, Element-Entstehung in Sternen, die Entwicklung von Supernovae u .ä.). Definitionen und
Begriffe werden zusätzlich in separaten Textfeldern
erläutert, überhaupt ist das Layout des Buches
rundrum gelungen.
Wer sich einen eigenen Eindruck verschaffen will,
dem steht ein Exemplar von Die Milchstraße“ in
”
der Bibliothek des Observatoriums zur Verfügung.
Dieter B. Herrmann ist Direktor der ArchenholdSternwarte sowie des Zeiss-Großplanetariums in
Berlin und Wissenschaftshistoriker.
¦
Wolfgang Beike
23
Volkssternwarte Darmstadt e.V., Flotowstr. 19, 64287 Darmstadt
POSTVERTRIEBSSTÜCK
. . . . . . . . Veranstaltungen und Termine . . . . . . . . Mai / Juni 2004 . . . . . . . .
Donnerstags ab
19:30
Leseabend, Beobachtung, Gespräche über astronomische Themen,
Fernrohrführerschein
Sonntags ab
10:00
Sonnenbeobachtung mit Gesprächen über astronomische Themen
Dienstag,
04. 05.
20:47
Totale Mondfinsternis
Sternwarte bei klarem Himmel ab 20:00 Uhr geöffnet
Freitag,
07. 05.
19:00
Astro-Jugend
Samstag,
08. 05.
20:00
Öffentlicher Vortrag:
Sebastian Hönig: Kometen - die ältesten Begleiter un”
serer Sonne“
Donnerstag,
13. 05.
20:00
Themenabend: Die Gasriesen, fernen Eiswelten und Kometen
unseres Sonnensystems
Donnerstag,
20. 05.
20:00
Redaktionssitzung Mitteilungen 4/2004
Donnerstag,
03. 06.
20:00
Öffentliche Vorstandssitzung
Freitag,
04. 06.
19:00
Astro-Jugend
Dienstag,
08. 06.
07:13
Venus-Transit
Sternwarte bei klarem Himmel ab 9:00 Uhr geöffnet
Donnerstag,
17. 06.
20:00
Themenabend: Die Sonne
Donnerstag,
17. 06.
20:00
Redaktionssitzung Mitteilungen 4/2004
Samstag,
19. 06.
Samstag,
19. 06.
Redaktionsschluss Mitteilungen 4/2004
20:00
Öffentlicher Vortrag:
Prof. Dr. Wolfgang Duschl, Institut für theoretische
Astrophysik, Heidelberg: Vom Winde verweht - das
”
Schicksal der massereichsten Sterne“
Die Astro-Fotografie-Gruppe trifft sich nach telefonischem Rundruf. Interessenten mögen
Freitags- oder Samstagsabend auf der Sternwarte anrufen oder ihre Telefonnummer hinterlassen
Volkssternwarte Darmstadt e.V.
Observatorium Ludwigshöhe: Geschäftsstelle:
Auf der Ludwigshöhe 196
Flotowstr. 19
Telefon: (06151) 51482
64287 Darmstadt
email: [email protected]
Telefon: (06151) 130900
http://www.vsda.de
Telefax: (06151) 130901
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