34 Pflanze BAUERNBLATT l 24. Mai 2014 ■ Insektizideinsatz in der Spargelkultur Auch Käfer, Fliegen und Wanzen mögen Spargel Zwei bedeutende Schädlinge an Spargelpflanzen sind das zur Familie der Blattkäfer zählende Spargelhähnchen (Crioceris asparagi) und der Zwölfpunkt-Spargelkäfer (Crioceris duodecimpunctata). Die adulten Insekten werden 6 - 8 mm lang und sind gut zu unterscheiden: Der Spargelkäfer ist gleichmäßig orangerot gefärbt und besitzt auf jeder Flügeldecke jeweils sechs schwarze Punkte. Das Spargelhähnchen ist gekennzeichnet durch einen dunklen Kopf, einen roten Halsschild und helle Flecken mit schwarzer Umrandung auf orangeroten Flügeldecken. Beide Käferarten und deren Larven entwickeln sich ausschließlich an Spargelpflanzen (siehe Bild 1). Die adulten Tiere überwintern in Spargelanlagen sowie auf anderen Pflanzen in der Nähe der Anlagen. Die Weibchen legen Anfang Mai bis zu 100 stiftförmige, dunkle Eier senkrecht an den Spargeltrieben (Spargelhähnchen) beziehungsweise flach an Fiederblättchen, Blüten und Beeren (Spargelkäfer) ab, aus denen sich graugrüne Larven entwickeln. Diese durchlaufen einen zirka zweiwöchigen Reifungsfraß, bis sie sich im Boden verpuppen. Im Zeit- Bild 1: Spargelhähnchen mit Eigelege an Grünspargel. raum Mai bis September treten in Mitteleuropa zwei Generationen dieser Tiere auf. Junganlagen gefährdet Spargelhähnchen schädigen vor allem Junganlagen und müssen bei starkem Auftreten bekämpft werden. Da die Tiere in den Anlagen sehr ungleichmäßig verteilt vorkommen, muss der Anbauer seine Spargelflächen sorgfältig begutachten, um einen Befall als bekämpfungswürdig einschätzen zu können. Eine Insektizidspritzung ist angebracht, wenn sich mehr als zehn Käfer beziehungsweise Larven auf einer Pflanze befinden oder sich ein bis zwei Tiere pro Pflanze über den gesamten Bestand verteilen. Des Weiteren können die Hähnchen die Aufbereitung und Vermarktung von Grünspargel durch die an den Spargelpfeifen abgelegten Eier stark erschweren. Da während der Ernte sämtliche Pflanzenschutzmaßnahmen verboten sind, ist eine Eiablage nicht zu verhindern. Der Anbauer kann etwas Abhilfe schaffen, indem er einige Spargeltriebe durchwachsen lässt, an denen die Insekten bevorzugt ihre Eier ablegen. Spargelkäfer sind deutlich seltener in Spargelanlagen zu finden und daher in ihrem Schadpotenzial geringer als Spargelhähnchen einzustufen. Zur Bekämpfung eignen sich die zugelassenen beziehungsweise genehmigten Kontaktmittel aus der Gruppe der Pyrethroide: Fastac SC Super Contact, Karate Zeon und Trafo WG, das zur Gruppe der Neonico- tinoide zählende systemisch wirkende Produkt Calypso sowie das auch im ökologischen Anbau erlaubte Insektizid Spruzit Neu (siehe Tabelle). Vor allem in Junganlagen vom ersten bis dritten Standjahr ist die Spargelfliege (Platyparea poeciloptera) als Hauptschädling zu nennen. Die Fliegen mit dem auffälligen schwarz-weißen Zickzackmuster auf den Flügeln (siehe Bild 2) schädigen Bild 2: Adulte Spargelfliege an Bleichspargel. Tabelle: Insektizide im Spargel (Stand Mai 2014) Präparat (Wirkstoff/e) Zulassung Aufwandmenge Wasseraufwand Auflagen Gefahrensymbole, Auflagen Gewässer BienenTerrestrik gefährlichkeit beißende und saugende Insekten NW468 Xn, N, B4 _ NW604 NW607 NW701 Fastac SC Super Contact (alpha-Cypermethrin) 31.12.2015 max. 1 x 0,125 l/ha 400 - 800 l/ha Karate Zeon (lambda-Cyhalothrin) 31.12.2022 max. 2 x 0,075 l/ha Xn, N, B4 Trafo WG (lambda-Cyhalothrin) 31.12.2022 Spruzit Neu (Pyrethrine + Rapsöl) 30.6.2014 max. 2 x 0,15 kg/ha Xn, N, B4 max. 2 x 6,0 - 12,0 l/ha Xi, N, B4 max. 5 x 0,6 l/ha 400 l/ha Xn, N, B1 Perfekthion, Rogor 40 L (Dimethoat) 31.12.2015 Calypso (Thiacloprid) 31.12.2015 max. 2 x 0,2 l/ha 400 - 1200 l Wasser NW468 NW605 NW606 beißende Insekten NW468 NW604 NW607 NW468 NW604 NW605 NW606 NW607 Spargelfliege NW468 NW642 sonstige Hinweise Pyrethroid, Kontakt- und Fraßwirkung Junganlagen, Ertragsanlagen nach der Ernte NT108 Pyrethroid, Kontakt- und Fraßwirkung Junganlagen, Ertragsanlagen nach der Ernte NT108 Pyrethroid, Kontakt- und Fraßwirkung Junganlagen, Ertragsanlagen nach der Ernte NT101 NT103 NT109 Pyrethrine, Kontakt- und Fraßwirkung Junganlagen, Ertragsanlagen nach der Ernte langfristige Zulassung erwartet NT108 Organophosphat, systemisch, Kontakt- und Dauerwirkung Junganlagen, Ertragsanlagen nach der Ernte Nicht in blühenden Beständen! Spargelkäfer und -hähnchen, Blattläuse Xn, N, B4 NW 605 NW 606 NW 701 Neonicotinoid, Kontakt- und systemische Wirkung Junganlagen, Ertragsanlagen nach der Ernte Pflanze ■ BAUERNBLATT l 24. Mai 2014 Grafik: Flug der Spargelfliege 2013 45 40 35 Anzahl Fliegen 30 Alt-Mölln Buchholz Hamberge Aukrug Kl.-kummerfeld 25 20 15 Bild 3: Stableimfalle in zweijähriger Anlage. Fotos: Tobias Plagemann Spargelpflanzen durch den Fraß ihrer Larven. Die Fliege legt ihre Eier an die Spitzen der gerade ausgetriebenen Spargelpfeifen. Die sich entwickelnden Maden fressen Gänge in den unteren Teil der Pflanze und können das Erntegut stark beeinträchtigen. Dieses ortsfeste Insekt fliegt von frühestens Mitte April bis spätestens Anfang August. In Schleswig-Holstein ist mit dem Auftreten von Ende April bis Mitte Juli zu rechnen. Seit etlichen Jahren wird der Flugverlauf vom Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer überwacht, 2013 an insgesamt elf Standorten. In der Grafik sind aus Gründen der Übersichtlichkeit fünf markante Standorte dargestellt. Wie in den meisten Jahren zuvor gab es zwei Höhepunkte in der Flugaktivität des Tieres. Aufgrund der kühlen Temperaturen im Frühjahr 2013 wurde die Schadensschwelle relativ spät überschritten, zum einen in Kalenderwoche 20, zum zweiten Mal in Woche 23/34. In diesem Jahr haben hohe Temperaturen zu einem frühen Zeitpunkt dazu geführt, dass der erste Peak schon in Woche 18 verzeichnet wurde. Da die Spargelfliege wärmeliebend und windempfindlich ist, meidet sie die Küstenregionen und den Norden des Bundeslandes. Zudem sind die Tiere sehr standorttreu und haben sich in Gegenden etabliert, in denen seit vielen Jahren Spargel angebaut wird. In Schleswig-Holstein sind das die Räume Lübeck und Aukrug sowie das Herzogtum Lauenburg. 10 5 0 2.5. 8.5. 15.5. 22.5. Pflanzenstützstäbe mit einer Länge von 50 bis 60 cm und einer Breite von zirka 2 cm. Damit die Fliegen daran haften bleiben, werden die Stäbe mit Klebefolie umwickelt und dann mit Insektenleim bestrichen. Pro Spargelanlage sollten drei Fallen im Abstand von 10 m aufgestellt werden. Eine Auszählung der gefangenen Tiere erfolgt einmal pro Woche. Dabei wird die Anzahl der Fliegen von Woche zu Woche addiert. Wenn die Schadensschwelle von mehr als zehn Tieren pro Falle überschritten ist, sollte eine Insektizidbehandlung stattfinden. Die Bienengefährlichkeit der für die Bekämpfung zugelassenen dimethoathaltigen Pflan- 30.5. 6.6. 13.6. 20.6. 27.6. zenschutzmittel (B1) ist unbedingt zu beachten (siehe Tabelle). Sind erste Blüten an den Spargelpflanzen geöffnet oder befinden sich blühende Unkräuter im Bestand, dürfen derartige Mittel nicht mehr eingesetzt werden. Dann muss der Landwirt auf nicht bienengefährliche Insektizide aus der Gruppe der Pyrethroide ausweichen. Hierbei ist zu beachten, dass sich bei Mischungen von Pyrethroiden mit Azol-Fungiziden die Bienengefährlichkeit von B4 nach B2 verschiebt. In den Monaten Juli und August ist mit dem Auftreten von verschiedenen grünen und braunen Wanzenarten, häufig Wiesenwanzen der Gattung Lygus, zu rechnen. Bevor- Rundhölzer als Fallen Als Fallen für das Monitoring dienen grüne Rundhölzer, zum Beispiel Bild 4: Fahrbare Erntehilfe auf Spargelanlage mit Folienabdeckung. 3.7. 10.7. zugt werden junge, noch nicht entfaltete Triebe angestochen, die daraufhin zu welken beginnen und schließlich absterben. Verwechslungsgefahr besteht mit einem ähnlichen Symptom, das durch witterungsbedingten Kalziummangel ausgelöst wird. Im Zweifelsfall ist die Beratung durch den Pflanzenschutzdienst hinzuzuziehen. Befall an einzelnen Pflanzen ist tolerierbar, bei verstärktem Auftreten ist eine Insektizidspritzung angebracht. Schädlinge, die aufgrund der standardmäßigen Abdeckung der Dämme mit Folie (siehe Bild 4) kaum noch eine Rolle spielen, sind Wurzelfliegen, insbesondere die Bohnenfliege (Delia platura). Die Weibchen legen ihre Eier auf dem Spargeldamm ab, und die daraus schlüpfenden Larven dringen in die Sprosse ein. Eine Bekämpfung mit Insektiziden ist technisch und aufgrund einer fehlenden Zulassung nicht möglich. Gelegentlich können die Larven einiger nachtaktiver Schmetterlinge (Erdraupen), Wiesenschnakenlarven (Tipula) oder Schnellkäferlarven („Drahtwürmer“) Fraßschäden an Spargeltrieben im bodennahen Bereich verursachen. Der Befallsdruck kann mit Kalkstickstoff gemindert werden, wenn er zur Eiablage und im frühen Larvenstadium zum Einsatz kommt. Tobias Plagemann Landwirtschaftskammer Tel.: 0 41 20-70 68-225 [email protected] 35