Monographie - DIE LINKE. Friedrichshain

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Das Tempelhofer Feld
Die Nutzung des Tempelhofer Feldes
in der Zeit des
deutschen Nationalsozialismus
(1933-1945)
Das Tempelhofer Feld als
Zentrum des zivilen Luftverkehrs,
als Luftrüstungszentrum,
als Standort von Zwangsarbeit und
als Führungs- & Nachschubzentrum der Nazi-Luftwaffe.
Mirko Assatzk
Bezirksverordneter
Stand:
Dienstag, 6. September 2011
1
0.
Einleitung
I.
Das Tempelhofer Feld als Teil des Luftrüstungskomplexes Groß- Berlin
II.
Das Tempelhofer Feld als Heimatflughafen der Deutschen Luft Hansa AG.
II.1
Die Entwicklung des Tempelhofer Flugfelds zum Heimatflughafen der Deutschen Luft Hansa AG (Januar 1926 – Dezember 1932).
II.2
Der Flughafen Tempelhof und seine Entwicklung zum Weltflughafen (Januar 1933 - August 1939).
II.3
Die militärische Nutzung des (Welt-)Flughafens Tempelhof (Januar 1933 – August 1939).
III.
Die Metamorphose des Tempelhofer Feldes zu einem Zentrum der Luftrüstung und der deutschen Luftkriegsführung
III.1
Vom Weltflughafen zum Fliegerhorst der Nazi-Luftwaffe. Das Verglimmen der zivilen Nutzung.
Tempelhof als ein Zentrum der deutschen Luftkriegsführung (1939/43).
Vom DLH- Instandsetzungszentrum, über das „Umbauwerk Tempelhof“ zum innerstädtischen Luftrüstungszentrum
III.2
(September 1939 – Dezember 1942).
III.3
Von Qualitäts- über unfreie Arbeit zur Zwangsarbeit (1940-1942).
IV.
Die Nutzung des Tempelhofer Feldes in den Jahren 1943 und 1944.
IV.1
Das Verglimmen der zivilen Nutzung. Tempelhof als ein Zentrum der deutschen Luftkriegsführung (1943/44).
IV.2
Das Luftrüstungszentrum Tempelhof .
IV.3
Zwangsarbeit auf dem Tempelhofer Feld.
V.
Der Ruin der nationalsozialistischen Nutzung des Tempelhofer Feldes (1944/45).
V.1
Das Erlöschen der zivilen Nutzung. Tempelhof als einer der letzten Fluchtpunkte der Nazi-Elite aus Berlin.
V.2
Von der Luftkriegsführung zum Erdkampf. Letzte Kämpfe um Tempelhof.
V.3
Das Ende der Luftrüstung in Tempelhof .
V.4
Das Ende der Zwangsarbeit um und auf dem Tempelhofer Feld.
6.
Fazit
2
Einleitung
Vor über 30 Jahren initiierten Jusos, gemeinsam mit noch lebenden, ehemals verfolgten und inhaftierten Genossen von
KPD und SPD, eine Gedenkstätte für das KZ Columbia-Haus zu errichten. In der damaligen offiziellen Geschichtsschreibung der Frontstadt Berlin und der Bundesrepublik, in den Instituten der bundes-republikanischen Universitäten war die
Erforschung dieser umfangreichen Geschichte nur eine Fußnote. Anfang der 90er Jahre konnte mit Unterstützung des
damaligen Bildungsstadtrats Klaus Wowereit aus Tempelhof das Denkmal für das KZ Columbia-Haus an der Kreuzung
Golßener Straße / Columbiadamm geplant und errichtet (1994) werden. Doch es steht nicht am authentischen Ort und
die europäischen Zwangsarbeiter wurden in die Ehrung nicht einbezogen. - Nachdem im Oktober 2008 der Flughafen
Tempelhof endgültig geschlossen und umgewidmet wurde, machten sich die immer noch aktiven Mitglieder des „MieterRats Chamissoplatz“ daran, Unerledigtes unter neuen Bedingungen umzusetzen.
Nachdem zum Jahreswechsel 2009/2010 eine Verständigung zwischen SPD und DIE LINKE. im Abgeordnetenhaus nicht zustande kam, wandte sich Beate Winzer an die Fraktion DIE LINKE. in Friedrichshain-Kreuzberg mit der
Bitte, den verworfenen Antragstext in die BVV einzureichen. Dem wurde im Februar 2010 mit der Drucksache 1685/III
nachgekommen: „Schaffung eines Informations- und Gedenkortes am Columbiadamm bei der Entwicklung des Tempelhofer Feldes berücksichtigen!“ und am 29. Juni 2010 von der Bezirksverordnetenversammlung beschlossen.
Das Bezirksamt wird beauftragt, sich gegenüber dem Berliner Senat dafür einzusetzen, dass der Senat bei der Entwicklung des Tempelhofer Feldes die Schaffung eines Informations- und Gedenkortes in Erinnerung an das Konzentrationslager Columbia-Haus, das erste nationalsozialistische Konzentrationslager in Berlin, vorsehen möge. Der Ort
soll auch der Erinnerung an die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter dienen, die von 1938 bis 1945 auf, um und
unter dem Flughafengebäude rund um die Uhr Sturzkampfbomber der Junkers-Serie herstellen mussten, sowie auf
die militärische Bedeutung des Fliegerhorstes Tempelhof während des Zweiten Weltkrieges hinweisen. Als Standort
ist der Bereich auf der Südseite des Columbiadamms vorzusehen, der jederzeit, auch während der Internationalen
Gartenbauausstellung (IGA), frei zugänglich sein soll. Die Konzeptentwicklung und die Trägerschaft für diesen neuen
Informations- und Gedenkort sollen in den Händen der Stiftung Topographie des Terrors liegen. Der Informationsund Gedenkort ist aus der Maßnahme zur Entwicklung des Tempelhofer Feldes zu finanzieren.“
Bei der am 15. Juni 2010 stattgefundenen Anhörung zum Thema „Informations- und Gedenkort Tempelhof“ im
BVV-Saal von Friedrichshain-Kreuzberg, bei der Geschichtswissenschaftler und Zeitzeugen, hohe Berliner Beamte,
Bezirks- und Landespolitiker zusammenkamen, wurde bestätigt: Die Geschichte des Tempelhofer Flughafens besteht
nicht nur aus der Zeit der Luftbrücke 1948, sondern zur Geschichte des Tempelhofer Flughafens gehört auch die finstere
Nazi-Zeit (1933/45). Hier befand sich bis 1936 das wichtigste Konzentrationslager der frühen Nazi-Zeit, das KL Columbia-Damm, in dem berühmte Weimarer Demokraten gefangen und gequält wurden. Von hier aus nahm Struktur und
Logistik aller deutschen Konzentrationslager ihren Anfang. Vom „Weltflughafen Tempelhof“ aus flogen, die seit Anfang
1941 in den Abfertigungshallen („Bügel“) montierten Sturzkampfbomber in alle Richtungen Europas, um friedliche Städte
in Schutt und Asche zu legen. In den ober- und unterirdischen Flughafenanlagen mussten von Ende 1938 bis April 1945
Tausende europäische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter Luftrüstungsgüter erzeugen. Viele, viele von ihnen
starben und sind anonym beigesetzt worden.
Die BVV von Tempelhof-Schöneberg beschloss am 27. Oktober 2010 die Drucksache „Informations- und Gedenkort Tempelhof“ (DS 1494 und 1126/XVIII). „Das Bezirksamt wird ersucht, sich gegenüber dem Berliner Senat dafür
einzusetzen, dass bei der Entwicklung des Tempelhofer Feldes ein Informations- und Gedenkort in Erinnerung an das
Konzentrationslager in Tempelhof und die dort befindlichen Zwangsarbeiterlager geschaffen wird. Das 1994 von dem
Bildhauer geschaffene Columbia-Haus-Mahnmal soll dabei in die neu zu planende Gedenkstätte integriert werden. Darüber hinaus sollen Vertreter der angrenzenden Bezirke in den Planungsprozess mit einbezogen werden.“
Im Sommer 2010 bildete die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung eine Arbeitsgruppe „Gedenkstrategie“. In
ihr sind die Vertreterinnen und Vertreter des Alliierten-Museums, des Deutschen Historischen Museums, der Senatskanzlei, Abteilung Kultur, der Topographie des Terrors, der Landeskonservator, der Grün Berlin GmbH, der BIM, vom
Tempelhof Projekt, des Dokumentationszentrums ehem. Notaufnahmelager Marienfelde, der Gedenkstätte Deutscher
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Widerstand, des Mieterrats Chamissoplatz, des Deutschen Technischen Museums, des Heimatmuseums Tempelhof, der
Gedenkstätte Sachsenhausen, der Kulturstadtrat von FK, des Dokumentationszentrums Zwangsarbeit Schöneweide
sowie des Förderverein für ein Gedenken an die Nazi-Opfer um und auf dem Tempelhofer Flugfeld e.V. vertreten. Ferner
gründete sich das „Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart e.V.“ zur Erforschung der Geschichte des Tempelhofer
Felds unter der Leitung der Professorin Dr. Stefanie Endlich.
Am 23. Juni 2011 beschloss das Berliner Abgeordnetenhaus auf Antrag der Fraktion der SPD und der Linksfraktion mit deren Stimmen und denen von CDU und B90/Die Grünen: „Schaffung eines Gedenk- und Informationsortes
am Columbiadamm bei der Entwicklung des Tempelhofer Feldes berücksichtigen“. In der Drucksache 16 / 4267 wurde
der „Senat aufgefordert, bei der Entwicklung des Tempelhofer Feldes
 an das Konzentrationslager im Columbia-Haus, eines der ersten nationalsozialistischen Konzentrationslager in Berlin,
 die Zwangsarbeiterlager für die Rüstungsproduktion,
 die Nutzung des bei Kriegsbeginn fast fertiggestellten Flughafenbaus als Fliegerhorst der Luftwaffe
durch die Schaffung eines Gedenk- und Informationsortes am Columbiadamm dauerhaft zu erinnern und diese Aspekte
angemessen in das Gesamtkonzept zur Darstellung der historischen Entwicklung des Tempelhofer Feldes einzubeziehen.“
Die vor 30 Jahren gestartete Initiative ist trotz dieser Beschlüsse noch weit von ihrem Ziel entfernt: Schaffung eines
Informations- und Gedenkortes in Erinnerung an das Konzentrationslager Columbia-Haus und an die europäischen
Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sowie an die militärische Nutzung des Fliegerhorstes Tempelhof während des
Zweiten Weltkrieges.
Die Nutzung eines Teils des Tempelhofer Feldes als Konzentrationslager, die Geschichte des KL Columbia-Damm von
1933 bis 1936, wurden in der Monografie der Politikwissenschaftlerin Beate Winzer „Erinnerungsbroschüre für d as vergessene Columbia-Haus“ behandelt.
Diese Monografie jedoch soll zur Aufhellung dieses, von der Frontstadt West-Berlin (1949-1989) und auch bisher von der
zusammenwachsenden Bundeshauptstadt aus dem öffentlichen Bewusstsein weggesperrten Abschnitts der Geschichte
des Tempelhofer Flugfeldes dienen, nämlich seine Nutzung



als Standort von Zwangsarbeit (1938/39-1945),
als Führungs- & Nachschubzentrum der Nazi-Luftwaffe (1939-45) und
als Luftrüstungszentrum (1940-45).
Der Autor
Geboren 1963 in Berlin-Friedrichshain. Lebt in Prenzlauer Berg und arbeitet in FriedrichshainKreuzberg.
Mobil: 0162 / 544 1835
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I. Das Tempelhofer Feld als Teil des Luftrüstungskomplexes Groß- Berlin
Berlin war nach dem Ruhrgebiet und dem mitteldeutschen (Halle-Leipzig-Chemnitz) Industriegebiet, das drittgrößte Industriegebiet Deutschlands, und hinsichtlich seiner Industrialisierungsdichte und aufgrund seines räumlich komprimierten
ökonomischen Potentials seit Anfang des 20. Jahrhunderts einzigartig. Der Berliner Industrieraum beschränkte sich seit
den 20er Jahren nicht allein auf das Stadtterritorium (878 km²), sondern hatte auch seine Trabantenstädte (Oranienburg,
Hennigsdorf, Babelsberg, Teltow und Erkner) und die benachbarten Landkreise Brandenburgs in sein Profil mit einbezogen. Elektrotechnik, Maschinenbau und Konfektionsindustrie waren die drei wichtigsten Industriezweige der Stadt. Zusammen mit der sich gleichfalls entwickelnden Metall-Industrie bestimmte sie die Regionalstruktur der Wirtschaft, wobei
sich mehr und mehr die elektro-technische / elektronische Industrie in den Vordergrund zu schieben begann. 50 Prozent
der deutschen Produktion kamen schließlich aus Berlin. Von 1933 bis 1939 erreichte der Maschinenbau eine Verdreifachung der Beschäftigungszahlen. Zusammen mit Feinmechanik und Optik betrug die Zahl der Arbeitskräfte in der Elektrotechnik 1939 265.400. Innerhalb des Maschinenbaus (156.000) bestimmte die Teilefertigung für den Flugzeug- und
Kraftfahrzeugbau das Produktionsprofil. Im Juni 1941 wies das Statistische Amt der Reichshauptstadt Berlin bereits
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280.800 Metallarbeiter aus.
Der Großraum Berlin wurde in den Jahren von 1933 bis 1945 zum bedeutendste Standort der vornehmlich militärisch ausgerichteten Luftfahrtindustrie. Die großen Flugzeugmontage- und Flugmotorenwerke (ARADO, BÜCKER,
HEINKEL, HENSCHEL, WESERFLUG bzw. ARGUS, BMW, DAIMLER-BENZ und HIRTH), der große Verkehrsflughafen
Tempelhof, die kleineren Werks- und Militärflugplätze Döberitz, Gatow, Johannisthal, Oranienburg, Potsdam, Rangsdorf,
Schönefeld, Staaken, Tegel u.a., die exklusive Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt e.V., die Eprobungsstellen des
RLM in Diepensee und Werneuchen sowie die enorme Konzentration der Zulieferer- und Ausrüstungsindustrie in Form
der elektrotechnischen, fein-mechanischen und optischen Industrie machten in dieser Dichte den Standort einzigartig. Was war das für ein Gegensatz zu den 20er Jahren, wo sich um die DVL in Johannisthal nur wenige kleine Firmen gruppierten, die nicht einmal regionalen Charakter hatten, und deren Mitarbeiter an zwei Händen abzuzählen waren. Die
Berliner Luftfahrtindustrie übertraf bereits 1935/36 den Organisationsgrad und die Leistungsfähigkeit der kaiserlichen
Luftrüstungsindustrie von 1917/18.
Die Ansiedlung von Flugzeugzellen- und Flugmotorenwerke übte auf die Gestaltung der Infrastruktur im Berliner
Raum großen Einfluss aus. Die Flugzeugzellenkonzerne benötigten gute Straßen- und Schienenverbindungen zu den
Motorenherstellern nach Basdorf, Genshagen, Reinickendorf und Waltersdorf zu den Zulieferer- und AusrüstungsBetrieben sowie den Wohnbezirken des Stadtkernbereichs. Nicht zuletzt aus diesem Grund begann die Bautätigkeit an
der äußerst wichtigen Berliner Nord-Süd-Bahn/S-Bahn vom Stettiner Bahnhof zum Brandenburger Tor bereits 1934. Am
28. Juli 1936 wurde die erste Teilstrecke fertig gestellt. Im April 1939 konnte der nördliche Abschnitt bis zum Potsdamer
Platz eröffnet werden. Die südlichen Streckenabschnitte, die eine Verbindung zur "Ringbahn" herstellten und den Potsdamer und Anhalter Bahnhof berührten, wurden im Oktober und November 1939 in Betrieb genommen. Die Planung sah
eine Frequenz von 27 Zügen je Stunden in beide Richtungen für den Berufsverkehr vor, und die Züge verbanden jetzt
durchgehend die Strecken von Oranienburg nach Wannsee und von Velten nach Malchow. Die Linie führten über die
"Friedrichstraße" und verstärkte die Position des Bahnhofs als zentraler Fernbahnhof Berlins. Auch das Straßenbahnnetz wurde ausgebaut: Am 10. August 1940 wurde Berlins längste Straßenbahnlinie (147) von Schönefeld nach Nordend
eingeweiht. Der Ausbau des Autobahnringes um die Reichshauptstadt war bereits 1934 in Angriff genommen worden.
2
Berlin gab allein 1936 für das Bau- und Straßenwesen 66,23 Mio. RM aus!
Der Ausbau des Berliner Luftrüstungskomplexes wurde in der Zeit des Zweiten Weltkrieges fortgeführt. Im Zuge
der Mobilisierung der Berliner Wirtschaft (1939), des „Totalen Krieges“ (1943) wurden immer mehr Betriebe (besonders
aus der Textilindustrie) in diesen Komplex einbezogen und die vorhandenen Anlagen erweitert. 1941 waren in der Metall
verarbeitenden Industrie 280.000 Arbeiter beschäftigt - eine Steigerung gegenüber 1939 um 52 Prozent! Trotz der ab
1942 zunehmenden alliierten Bombenangriffe nahm die Produktion ständig zu und sie reproduzierte sich auch in ihrer
Qualität. In der Reichshauptstadt und Rüstungsschmiede befanden sich gegen ihren Willen im Sommer 1944 an die
400.000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter.
Mit dem 30. Januar 1933 determiniert, kam es zu einer fast ausschließlichen Produktion von militärischen Flugkörpern, zur hauptsächlichen Entwicklung von Destruktivkräften. Sie führte zur Abkehr des Traums vom Fliegen – führte
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Berlin in Zahlen. 1942, S. 36
Statistisches Jahrbuch der Stadt Berlin 1937, S. 220
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zum Alptraum der fliegenden Bombenteppiche, die schließlich auf die zurückschlug, die sie zuerst ersonnen, geführt und
durch Schweigen getragen hatten. Berlin wurde wie keine andere deutsche Stadt bombardiert. Am Ende des Krieges
waren 28,5 km² Berlins in ein Ruinenfeld verwandelt worden. Ein Fünftel der Gebäude und 612.000 Wohnungen waren
völlig zerstört worden. Von seinem ursprünglichen Wohnbestand verlor Groß-Berlin 30 Prozent, von seinen Industrieanlagen 35 Prozent. In 363 Luftangriffen hatten die Engländer und vor allem die Amerikaner 45.517 Tonnen Bomben abgeworfen. Davon trafen zwei Prozent Flugzeugwerke, drei Prozent militärische Objekte, viereinhalb Prozent industrielle
Anlagen. Der Rest ging auf die Wohngebiete nieder. Der Rest - das waren 90,5 Prozent. Die Zahl der Vermissten ist
ungewiss. Nach dem Abschluss der Kämpfe lebten im Mai 1945 noch 2,3 bis 2,5 Millionen Menschen inmitten einer
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Trümmermenge, die auf 70 bis 90 Millionen m³ geschätzt wurde.
Der Luftrüstungskomplex Groß-Berlin lässt sich grob in drei Zonen strukturieren. In der Zone 1 (Gebiet innerhalb des
S-Bahnrings) konzentrierten sich zentrale militärische, rüstungswirtschaftliche, finanzielle und wissenschaftliche Führungs- und Regulierungsorgane der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie: das Reichsluftfahrtministerium, die "Bank
der Deutschen Luftfahrt AG", die Wirtschaftsgruppe Luftfahrtindustrie, die Deutsche Akademie für Luftfahrt-Forschung,
weitere Reichsministerien. In den im Stadtkernbereich befindlichen Betrieben der arbeitsintensiven elektro-technischen,
elektronischen, feinmechanischen, optischen und Metall verarbeitenden Industrien wurden Teile, Geräte und Bausätze
für die Flugzeugzellen- und Montagewerke hergestellt. Besonderer Standort war der Flughafen Tempelhof, der eine
bedeutende Erweiterung aus nicht-militärischen Gründen erfuhr. Dieser Flughafen machte die Führung des Reiches im
Vergleich zur Eisenbahn auf eine neuartige Weise mobil, bildete während des Krieges eine neue Luftrüstungsbasis und
Zentrum der Luftkriegsführung. In der Zone 2, dem Gebiet zwischen S-Bahn-Ring und Stadtgrenze, lagen hauptsächlich
die alten Kapazitäten (Johannisthal) des Ersten Weltkrieges. Sie wurden in den 30er Jahren zum größten Teil reaktiviert
und produzierten Kleinserien und Spezialflugkörper (u.a. Hubschrauber und Lenkwaffen); doch ihre Lage machte sie für
eine Großserienfertigung ungeeignet. In dieser Zone war sowohl Endfertigung als auch Zulieferung angesiedelt. Besonderes Kennzeichen dieser Zone war die Großforschungsanlage "Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt e.V." In der
Zone 3, Stadtgrenze bis Autobahn-Ring plus 30 Kilometer Einzug darüber hinaus, wurden große und größte Montagewerke errichtet, in denen die Endfertigung von Flugzeugen und Flugmotoren erfolgte. - Für Anfang 1943 lassen sich in
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den drei Zonen über 54 „Bauaufsichten der Luftwaffe“ (BAL) nachweisen , die im Auftrage des RLM bei den Herstellern
das gefertigte Luftrüstungsgerät abnahmen.
Der Produktionsfluss begann bei den stadtentfernten bzw. -vorgelagerten Urerzeugern wie bspw. Lauta und
Bitterfeld. Die Zulieferung der Rohstoffe (Metalle, NE-Metalle, Leichtmetalle, Holz), Halbfabrikate nach Berlin erfolgte per
Schienen- und per Wasserweg. Im Stadtkern erfolgte die arbeitsintensive Veredlung - der Produktionsfluss wurde hier
praktisch umgewälzt - und ergoss sich wieder in die anlagenintensive Rüstungsendfertigung der Stadtperipherie. Von
dort aus gelangten die Flugzeuge an die Geschwader der Luftwaffe. Laut dem Statistischen Jahrbuch von Berlin von
1937 wurden nach Berlin 623 Tonnen Tonerde, Bauxit und Kryolith per Bahn, 854 Tonnen per Schiff transportiert. Hinzu
kamen 70.185 Tonnen Leichtmetalle, andere NE-Metalle, Altmetalle bzw. Abfälle von NE-Metallen sowie Ne5
Metallhalbzeuge. Aber 132.267 Tonnen von NE-Metallwaren wurden 1937 ausgeführt!
Im Mai 1933 wurde das Reichluftfahrtministerium gegründet. Im Unterschied zur Weimarer Republik und auch zum
Deutschen Kaiserreich entstand eine oberste Reichsbehörde, die die bisher wegen dem Versailler Vertrag in verschiedenen Reichsministerien versteckt untergebrachten Abteilungen zentralisierte. Der aus dem 1. Weltkrieg erhaltene Torso
der deutschen Luftfahrt wurde nun durch das RLM in einem rasanten Tempo ausgebaut. Seiner innen- und außenpolitischen Bedeutung gemäß wurde das RLM in Berlin-Mitte, in der Wilhelmstraße, dem politischen Machtzentrum Deutschlands, angesiedelt. 1936 bezog das RLM sein, nach den Plänen von Prof. Ernst Sagebiel neu fertiggestelltes Dienstgebäude. In dem ersten Monumentalbau der Nazis regulierte die Ministerialbürokratie in Interessen-Kongruenz mit den
beiden Monopolgruppen Kohle – Eisen – Stahl sowie Elektro -Chemie die wieder auferstehende Luftfahrtindustrie. Das
RLM verfocht von 1933 bis 1945 eine Politik zur Durchsetzung faschistischer Weltherrschaftspläne und privatkapitalistischer Interessen, verfocht eine Politik von außenpolitischem Machtkalkül und innenpolitischer Manipulation, welche
mittels hoher Fachkompetenz - aber auch mit realpolitischer Blindheit, mittels großzügiger Wissenschaftsförderung und
gezielter Produktivkraft-Vernichtung umgesetzt wurde.
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Autorenkollektiv: Berlin Handbuch. Das Lexikon der Bundeshauptstadt. FAB Verlag, Berlin, 1992, S. 493
Luftfahrt. Bilder, Texte, Dokumente. Band 5, S. 2032
Statistischen Jahrbuch von Berlin von 1937
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II. Das Tempelhofer Feld als Heimatflughafen der Deutschen Luft Hansa AG.
II.1 Die Entwicklung des Tempelhofer Flugfelds zum Heimatflughafen der Deutschen Luft Hansa AG
(Januar 1926 – Dezember 1932).
Mit Beginn des Flugbetriebes war am 6. April 1926 der Flughafen Berlin-Tempelhof zum Heimatflughafen der neu gegründeten „Deutsche Luft Hansa AG“ geworden, von dem aus sie 23 deutsche und zehn ausländische Städte anflog. Die
„Deutsche Luft Hansa AG“ war am 6. Januar 1926 gegründet worden. Von den 38 kleinen Fluggesellschaften, die seit
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1919 im Deutschen Reich entstanden waren , fusionierten unter staatlichen Druck Ende 1925 die beiden größten – die
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"Junkers Luftverkehr A.G." und die "Deutsche Aero-Lloyd A.G." Die neue Gesellschaft gab sich den Namen "Deutsche
Luft-Hansa AG", der Erinnerungen an die alte „Hansa“ weckten sollte. Das Reich hielt 26%, die Länder 19%, regionale
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Gesellschaften 27 1/3 % und der "Deutscher Aero-Lloyd" 27 1/3 Prozent.
Die Aufgaben der LUFT HANSA wurde in einem Drei-Punkte-Programm festgelegt: Deutschland mit den wichtigsten europäischen Wirtschaftszentren zu verbinden und zwar auf der Basis internationaler Zusammenarbeit mit den
ausländischen Luftverkehrsgesellschaften. Zweitens, den bedeutendsten Städten Deutschlands Anschluss an das europäische Luftverkehrsnetz zu schaffen und Drittens, Deutschland mit Ländern in Nord- und Südamerika sowie des Fernen
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Ostens zu verbinden, zu denen es besondere Handelsbeziehungen unterhielt.
Ende 1924 wurde der Bau der großen Flugzeughallen begonnen. Es entstanden die drei westlichen Hallen mit einer
Grundfläche von 64 × 25 Metern und
einer Höhe von sechs Metern. Diese
Dimensionen erwiesen sich aber schnell
als zu klein, weshalb die drei östlichen
Hallen mit einer Grundfläche von 80 ×
30 Metern und einer Höhe von acht
Metern gebaut wurden. Neben den
Hallen entstanden ein Scheinwerferturm
sowie eine Funkstation und das Abfertigungs-Gebäude. (Auf dem Foto, rechts
unten ist die Halle VI zu sehen.) Der
erste Bauabschnitt war im Jahr 1927
fertig und konnte über den damals
ebenfalls neu eröffneten U-Bahnhof
Flughafen (heute „Paradestraße“) er10
reicht werden. Um den Flugplatz herum siedelten sich erste Luftfahrtbetriebe an. So zum Beispiel die „C. Lorenz AG“, die Funkstationen für Flugzeuge und
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Flughäfen herzustellen begann.
Um Deutschland mit Ländern in Nord- und Südamerika sowie mit den Fernen Osten zu verbinden, starteten viele Expeditionen. Sie wurden unter maßgeblicher Leitung des DLH-Direktors für Sonderaufgaben, Carl-August Freiherr
von Gablenz, geplant und durchgeführt. Bereits am 24. Juli 1926 startete die DHL unter der Leitung von Dr. Robert
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Knauss zu einem Fernflug nach Peking mit zwei Junkers G 24 von Tempelhof aus. Am 30. August erreichten sie nach
Zehntausend Kilometer Flug (über Königsberg - Moskau - Kasan - Omsk - Nowosibirsk - Krasnojarsk - Irkutsk - Baikalsee - Tschita – Carbin – Mukden - Peiteiko – Tientsien) Peking. Eine reichliche Woche später, am 8. September 1926,
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starteten die Flugzeuge zum Rückflug, und am 26. September trafen sie in Tempelhof wieder ein.
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Am 1. September 1927 verfügte die DLH über 141 Flugzeugführer, 60 Bordwarte, 18 Bordfunker. Sie baute ein
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europäisches Nachtpostnetz auf und beflog es viele Jahre als einzige Gesellschaft. Der ehemalige Junkers-Luftverkehr6
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Irving, David: Tragödie der Deutschen Luftwaffe, Verlag Ullstein GmbH, Frankfurt/M * Berlin * Wien, 1971, S. 39
Fliegerkalender der DDR 1986, VEB Militärverlag der DDR, Berlin, 1985, S. 100
Autorenkollektiv: Jahrbuch für Luftfahrt 1928, Richard Pflaum Druckerei= und Verlags= A.G., München, 1929, S. 30
Streit / Taylor: Geschichte der Luftfahrt, Sigloch Edition, Künzelsau, 1988, S. 180
Wikipedia Flughafen Tempelhof - aufgerufen am 28. Juni 2011
Jahrbuch für Luftfahrt 1928, S.
Jahrbuch für Luftfahrt 1928, S. 112
Fliegerkalender der DDR 1986, VEB Militärverlag der DDR, Berlin (O), S. 101
Braunburg: Die Geschichte der Lufthansa, S. 23
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Pilot Alfred Helm eröffnete am 1. Mai 1926 die Nachtflugstrecke Berlin - Königsberg mit einem Verkehrsflugzeug des
Typs Junkers G 24. Er übernahm 1927 die erste Nachtpoststrecke Berlin - Frankfurt/Main, 1929 die internationale
Nachtpoststrecke Berlin – Köln - London. Hatte die LUFT HANSA 1926 56.268 Passagiere, 301 Tonnen Post, 1927
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102.681 Passagiere 479,8 Tonnen Post befördert, so waren es 1929 über 97.000 Passagiere und an Fracht und Post
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2.456 Tonnen . Amerikanische Luftfahrtgesellschaften beförderten dagegen 1929 rund 60.000 und britische 25.000
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Passagiere . Die Weltwirtschaftskrise traf Lufthansa schwer: 1930 befördert die DLH nur noch 55.584 Passagiere. Ende
1931 wurden 1.200 Arbeiter und Angestellte entlassen, hauptsächlich die aus den Lufthansa-Werkstätten in Staaken,
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Böblingen und Travemünde.
II.2 Der Flughafen Tempelhof und seine Entwicklung zum Weltflughafen
(Januar 1933 - August 1939).
Der Flughafen Tempelhof erfuhr nach der Machtübernahme der NSDAP im Januar 1933 eine enorme Erweiterung aus
nicht-militärischen Gründen. Der Bedeutung der Reichshauptstadt Berlin gemäß sollte zukünftig dieser Flughafen als
zentrales deutsches Luftkreuz den Mittelpunkt des von den Nazis beherrschten Weltflugverkehrs bilden. Die räumliche
Nähe zu den zentralen politischen, wirtschaftlichen Institutionen und Behörden des Dritten Reiches waren ein bedeutender Vorteil des DLH- Flughafen Tempelhofs. Zudem hatte das neue Verkehrsmittel Flugzeug durch die Verbesserung
seiner Verkehrssicherheit und Zuverlässigkeit, seines gestiegenen Komforts und seiner Schnelligkeit eine enorme Aufwertung erfahren. Der Vorsitzende der NSDAP, Adolf Hitler, nutzte 1932 in seinem Wahlkampf um die Reichskanzlerschaft eine, von der LUFT HANSA gecharterte Junkers Ju 52. Im Februar 1933 beauftragte Adolf Hitler den Lufthansa20
Flugkapitän Hans Baur, einen „Regierungsflugdienst“ in Tempelhof mit vorerst zwei Ju 52/3m einzurichten.
Am 3. Februar 1933 ernannte Reichskanzler Hitler Hermann Göring zum Reichskommissar für Luftfahrt, am 28.
März 1933 zum Reichsminister für Luftfahrt. Am 5. Mai wurde das Reichsluftfahrtministerium (RLM) gebildet, in dem
zivile und militärische Luftfahrtbelange vereint waren. Der innen- und außenpolitischen Bedeutung gemäß, wurde das
RLM in der Wilhelmstraße, dem zentralen politischen Machtzentrum Deutschlands angesiedelt und mit dem ersten Monumentalbau der Nazis begonnen. 1936 wurde der vom Architekt Ernst Sagebiel der groß angelegte Neubau von den
Abteilungen des Reichsluftfahrtministeriums bezogen. Verstärkt wurde der ganze Komplex durch die Nutzung des Preußischen Abgeordnetenhauses, das im gleichen Jahr in Haus der Flieger umbenannt wurde. Weitere zentrale rüstungswirtschaftliche, monetäre und
wissenschaftliche Führungs- und Regulierungsorgane der Luftfahrt
wie die „Luftfahrtkontor GmbH“, später "Bank der Deutschen Luftfahrt
AG", der "Reichsverband der Deutschen Luftfahrtindustrie", die
"Deutsche Akademie für Luftfahrtforschung" (Prinz-Albrecht-Straße
4) befanden sich in unmittelbarer Nähe zur Wilhelmstraße und so
auch zum Flughafen Tempelhof. Unweit vom RLM waren auch die
Kontaktbüros der großen Luftfahrtkonzerne (Am Tirpitzufer 90) konzentriert. In diesen Büros, in den 2.500 Räumen des RLM- Gebäudekomplexes, in den Foyers und Suiten großer Hotels mit klangvollen
Namen wie KAISERHOF oder ADLON, fand die physische Wechselwirkung zwischen NSDAP, RLM und Luftfahrtindustrie statt. Es war also kein Wunder, dass aus dieser Wechselwirkung
heraus der Plan zum Umbau des Flughafen Tempelhofs zum „Weltflughafen Tempelhof“ geboren wurde.
Nicht nur, weil sich von 1933 bis 1935 die Zahl der abgefertigten Passagiere in Tempelhof verdoppelte, sie stieg
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von 52.300 auf 113.200 Fluggäste , sondern auch aus den dargelegten Gründen wurde bereits 1935 mit dem Ausbau
Tempelhofs zum Weltflughafen Berlin begonnen. Er war für bis zu sechs Millionen Passagiere pro Jahr ausgelegt. Der
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zukünftige Flughafen Tempelhof, dessen Einweihung für das Jahr 1940 vorgesehen war, sollte als zentrales europäi-
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Hormann, / Zegenhagen: Deutsche Luftfahrtpioniere 1900 – 1950, Delius Klasing Verlag, Bielefeld, S. 70
Jahrbuch für Luftfahrt 1928, S. 37
Kuczynski, Jürgen: Geschichte des Alltags des Deutschen Volkes, Akademie-Verlag, Berlin (O), Band 5, 1982, S.75
van Ishoven: Udet, Paul Neff Verlag, Wien * Berlin, 1977, S. 225
Irving: Tragödie der deutschen Luftwaffe, S. 51
http://germanaircraftwwii.devhub.com/glider-transport/ - aufgerufen am 16. Juni 2011
Statistisches Jahrbuch der Stadt Berlin 1933 - 1939
Treibel, Werner: Die Geschichte der deutschen Verkehrsflughäfen, Bernard & Graefe Verlag, Bonn, 1992, S. 60
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sches Luftkreuz den künftigen Mittelpunkt des Weltluftverkehrs bilden, aber nicht nur. Die Anlage sollte
auch Massenveranstaltungen wie Reichsflug-Tagen
mit Flugschauen und -Wettbewerben sowie von Ausstellungen dienen. Zudem war das Gebäude ursprünglich als Sitz des RLM und von LuftfahrtInstitutionen geplant. Unterirdisch wurden Anschlüsse
an den S-Bahn-Ring und an die Stadtautobahn, Wasserwerke sowie ein Kraftwerk geplant und teilweise errichtet. – Auf
dem Foto sind die Hallen und Anlagen des alten Flughafens von der Landebahn aus zu sehen. Im Zuge der Raumordnungsmaßnahmen wurde das Gelände des 1933 gegründeten Konzentrationslagers am Columbia-Damm Dezember
1936 der „Berliner Flughafen G.m.b.H.“ überschrieben. (Berlin SW 29, Flughafen-Straße. Ende 1934 waren 54 Personen
beschäftigt, Ende 1937 78.) - Durch Einbeziehung des Volksparks Hasenheide und der um den alten Flughafen liegenden Sportplätze und Kleingartenflächen und durch Hinzunahme eines Teils des alten Garnisonsfriedhofs wurde das
Flughafengelände auf über 4,5 km² erweitert. Auf diesem Gelände wurde die neue Flughafenanlage gebaut, um den
alten Flugplatz herum, ohne dass es zu einer Beeinträchtigung des Flugbetriebes kam.
Der Ausbau des Tempelhofer Feldes zu Luftverkehrszwecken kollidierte mit den bisher auf dem Tempelhofer
Feld stattgefundenen Groß-Veranstaltungen wie Mai-Feiern etc. des Nazi-Regimes. Am 1. Mai 1935 beispielsweise fand
eine Großveranstaltung zur Vereidigung der neu gewählten Vertrauensräte auf dem Feld statt: „(…) Mitten im Schneegestöber eröffnet der Reichsorganisationsleiter der NSDAP, Dr. Ley, die Kundgebung [auf dem Tempelhofer Feld – M.A.]
mit der feierlichen Verpflichtung der Vertrauensräte. Satz für Satz spricht er vor und Satz für Satz sprechen im Chor
50.000 Vertrauensmänner nach einen Eid auf den Führer und das Volk. - Ich gelobe Adolf Hitler die Treue, ich gelobe,
die Gemeinschaft zu üben und zu fördern. Ich gelobe, meinen Arbeitskameraden ein ehrlicher Helfer in allen ihren Sor23
gen zu sein. Ich gelobe, immer dar die Interessen der Nation vor alle anderen zu setzen.“
Das Ziel der LUFTHANSA, Deutschland mit den wichtigsten europäischen Wirtschaftszentren zu verbinden,
wurde in den ersten drei Jahren der Hitler-Diktatur nicht erfüllt. Die außenpolitische Isolierung und die Konkurrenz französischer und englischer Luftverkehrsgesellschaften entfalteten ihre hemmende Wirkung. Aber es gab in jener Zeit weltweit genügend Wachstumsmöglichkeiten für die noch junge Verkehrsluftfahrt: 1934 nahm die LUFTHANSA den regelmäßigen Luftpostdienst nach Südamerika auf. Bis Spätsommer 1939 überflogen ihre Flugboote und Wasserflugzeuge
den Nord- und Südatlantik 500 Mal. –
Mit wachsender Anerkennung des Hitler-Regimes wurde Berlin mit weiteren Wirtschaftszentren verbunden. Am
1. Mai 1934 wurde der Flugverkehr Berlin – Warschau aufgenommen. Die planmäßige Reisegeschwindigkeit auf großen
internationalen Strecken wurde von 160-180 km/h auf 240 km/h heraufgesetzt. Grund der Steigerung war der zunehmende Einsatz von Ju-52-Flugzeugen. Ende 1934 verfügte die DHL von diesem Typ über 38 Maschinen. Ab 1935 ver24
kehrten auf 13 Inlandsrouten 21 Schnellverkehrsflugzeuge des Typs Ju 160. 1936 wurde Berlin mit weiteren Hauptstädten verbunden, mit Lissabon und Stockholm, 1937 mit Kopenhagen und Helsingfors. - 1937 fand der „Pamir-Flug“
unter Leitung des Direktors und DLH- Vorstand Carl-August Freiherr von Gablenz statt. Vom Flugplatz Kabul startet
1937 die Ju 52/3mte „Rudolf von Thüna“ (D-ANOY) der DLH
mit der Besatzung Robert Untucht, Karl Kirchhoff und von
Gablenz zu einem Flug nach China. Ziel war es, die Möglichkeit zu einer Flugverbindung von Afghanistan nach China,
dem letzten Teilstück der geplanten Fernost-Flugstrecke der
DLH, zu erkunden. Die größte Schwierigkeit dabei war der
Flug über das Pamir-Gebirge. Am 27. September 1937 wurde Kabul, der Ausgangspunkt des Fluges erreicht. Der Beweis, auf dieser Strecke China erreichen zu können, war
25
erbracht worden. In Afghanistan wird eine meteorologische
Beobachtungsstation eingerichtet. – Das Foto zeigt die Begrüßung der ganz in Fliegerweiß gekleideten Besatzung durch den Staatssekretär für Luftfahrt, Ehrhard Milch, am 22.
Oktober 1937 auf dem Flugfeld Tempelhof. - Am 27. März 1939 nahm die Lufthansa von Tempelhof Flugverbindungen
26
nach Budapest, Bagdad sowie nach Santiago de Chile (1. Januar 1939) auf und vom 22. April bis 22. Mai 1939 fanden
23
24
25
26
Rathenower Zeitung vom 2. Mai 1935 In: Seeger, Dieter: Rathenower Topografie des Terrors und des Widerstandes, Rathenow, 2010, S. 73
Walters, Brian: Bilder der Luftfahrt: Junkers, ein Pionier der Luftfahrt, Sutton Verlag GmbH Erfurt, 1997, S. 99
Fliegerkalender der DDR 1987, Militärverlag der DDR, Berlin (O), 1986, S. 121
Mader, Julius: Dr. Sorge funkt aus Tokio, Deutscher Militärverlag, Berlin (O), 1968, 3. Auflage, S. 439
9
erste Probeflüge nach Tokio statt. Am 22. Mai 1939 startete von Gablenz mit Alfred Helm u.a. zum Fernflug Berlin –
Tokio - Berlin mit Ju 52/3m über Bangkok, Hanoi und Taipeh. Schon ab Ende Juli 1939 gab es von Tempelhof aus planmäßige Flüge in fünf Tagesetappen von Berlin über Beirut, Basra, Karatschi und Kalkutta nach Bangkok. Ende Juni 1939
überquerte eine Focke-Wulf Fw 200 als erstes Landflugzeug den Südatlantik. 1939 befördert die DLH 254.716 Passagiere, 388 Tonnen Gepäck, 1321 Tonnen Fracht und 5 288 Tonnen Post. 1939 flog die Lufthansa 44 Flughäfen im Inland
27
und 35 im Ausland an. Das von ihr beflogene Streckennetz betrug ungefähr 80.000 km. (Siehe DLH- Streckennetz
Frühjahr 1939). 28
Von 1935 (113.000 Passagiere) bis 1938 (202.000 Passagiere) hatte sich fast die Passagierzahl verdoppelt.
Die Steigerungsrate des Inlandsanteils war wiederum höher als die Steigerungsrate des Auslandsanteils: Reisten 1934
auf den Auslandslinien der 48.793 Passagiere, so waren
250.000
es 1937 86.573. Auf den Inlandstrecken waren es 1934
29
39.344 und 1937 112.702 Passagiere. Die Steigerung
202.103
200.000
190.558
Inland betrug für den Zeitraum 1934/1937 186 Prozent,
170.486
160.889
Ausland dagegen 77 Prozent. 1936 erfolgte mit 47.000
150.000
Passagieren der größte absolute Zuwachs. Es war das
113.236
Jahr der 11. Olympischen Spiele zu Berlin, die Ende
95.636 98.715
100.000
August bis Mitte September stattfanden. 1937 und 1938
81.578
79.297
sank die Zuwachsrate stark ab. Ursachen dafür waren:
52.275
50.000
Markterschöpfung, zunehmende Bautätigkeit auf dem
Flughafen, Einführung einer neuen Flugzeuggeneration,
0
administrative Restriktionen, die sich auf Krieg zulaufende
1933
1934
1935
1936
1937
1938
1939
1940
1941
1942
außenpolitische Lage. Das waren rund zwei Drittel aller in
Deutschland abgefertigten Passagiere und unterstreicht die Bedeutung des Flughafens Berlin-Tempelhof als Heimathafen der Lufthansa und als Drehkreuz für den nationalen und internationalen Luftverkehr.
27
28
29
Neulen, Hans-Werner: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, Stedinger Verlag, Lemwerder, 2003, S. 8
Statistisches Jahrbuch der Stadt Berlin 1933 - 1939
Statistisches Jahrbuch der Stadt Berlin 1933 - 1939
10
Der Flughafen Tempelhof hatte die Nazi-Führung auf eine neuartige Weise mobil gemacht und beschleunigte
politische Entscheidungen. Mit Stand vom 31. Dezember 1936 verfügte die „Regierungsstaffel“ über 13 Flugzeuge des
Typs Ju 52/3m: Zwei waren für Adolf Hitler reserviert, drei für Hermann Göring und sieben für andere Nazi-Häuptlinge
wie Rudolf Hess, Robert Ley oder Heinrich Himmler. Diese Flugzeuge wurden auch ausländischen Staatsoberhäuptern
bzw. deren Beauftragten zur Verfügung gestellt. Die „Regierungsstaffel“ führte Flugkapitän Baur und unterstand direkt
der Reichskanzlei und dem persönlichen Stab von Hitler. Deshalb erhielten das fliegende Personal und einige Angehörige des Bodenpersonals der Lufthansa SS-Dienstränge „ehrenhalber“ und SS-Uniformen. Die Angehörigen der Regierungs-Staffel wurden aus den Reihen der Lufthansa bzw. der Luftwaffe sorgfältig ausgesucht.30
Der Baufortschritt am „Tempelhofer Bügel“ wurde
sichtbar: Die Verwaltungsbauten wurden ab 1937 sukzessive von der Hauptverwaltung der "Deutschen Lufthansa AG"
und „Hansa Luftbild GmbH“, von der Flughafenverwaltung,
der 1923 gegründeten „Berliner Flughafen GmbH“, sowie
von Dienststellen des RLM wie z.B. dem „Reichsamt für
Wetterdienst“ bezogen. Die technische Infrastruktur des
Weltflughafens wie Wasser- und Heizkraftwerke mitsamt
den auf 4 ½ Kilometer fast unter dem gesamten Gebäudekomplex verlaufenden Versorgungskanälen waren fertig
gestellt worden. In den zwei Untergeschossen waren neben
Lagerräumen auch ausgedehnte Luftschutz-Anlagen installiert. Das Reichsamt für Wetterdienst (1934 gegründet)
koordinierte die Aufgaben des Reichswetterdienstes, der in
erster Linie Beobachtungs- und Hilfsaufgaben für die zivile und militärische Fliegerei hatte. Das „Reichsamt für Wetterdienst“ war zunächst in Berlin-Zehlendorf, ab 1935 im ehemaligen Preußischen Abgeordnetenhaus untergebracht und
bezog 1938 am Columbiadamm einen Neubau. Mit der "Verordnung für den Reichswetterdienst" vom 6. April 1934 war
die bisher hauptsächlich bei den Ländern liegende Verantwortung für den Wetterdienst dem Reichsminister der Luftfahrt
übertragen worden. Der Wetterdienst umfasste den Flug-, Wirtschafts-, See-, Höhen- und Klimawetterdienst. 1935 wurde
die „Wetterschule des Reichswetterdienstes“ gegründet. Sie war im Gebäudekomplex des Reichsamtes für Wetterdienst
untergebracht.
So zogen in das Gebäude ab 1938 Teile des Reichsluftministeriums ein, unter ihnen Teile des Technischen
Amtes, die Forschungsstelle des RLM unter Ministerialdirigent Adolf Baeumker. Weitere Dienststellen des RLM wie
beispielsweise die Bauabteilungen des Luftwaffenverwaltungsamtes zogen hierher, die dem Staatssekretär für die Luftfahrt unterstellt waren: „Allgemeine Bauverwaltung“ (allgemeine Bauangelegenheiten und Haushalt, Rohstoffbewirtschaftung, Vergabe- und Abrechnungswesen sowie technische Überwachung), „Territoriale Bauangelegenheiten“ (Luftflottenkommando 1-5 einschließlich [später] besetzte Gebiete und Balkan), „Technische Fachgebiete“ (Hoch- und Ingenieurbau, technische Nachschubangelegenheiten, Maschinenwesen und 1939/40 Industrieausbau).
Die für Ende 1938 vorgesehene Fertigstellung des Baukomplexes an der Neuen Flughafenstraße [heutiger
Platz der Luftbrücke] musste immer weiter verschoben werden, da sich die Kriegsvorbereitungen durch Kontingentierung
31
von Stahl und Beton sowie Mangel an Arbeitskräften bemerkbar machten. Bis September 1939 waren die gesamten
Hochbauten, die für Büros und Verwaltungszwecke vorgesehen waren, voll belegt. Die Einweihung der gesamten Anlage
war für das Jahr 1940 vorgesehen. Knapp zwei Jahre nach Beginn der Bauarbeiten waren fast alle Teile der Bürobauten
im Rohbau fertig. Die für den Flugbetrieb bestimmten Anlagen konnten jedoch nicht mehr fertig gestellt werden. – Die
Luftfahrt entwickelte sich zu einem beachtlichen Wirtschaftszweig: Laut Berliner Betriebsstätten-Zählung vom 17. Mai
1939 waren 24.186 Erwerbspersonen im Wirtschaftsbereich Flugverkehr beschäftigt, darunter 5.230 Angestellte und
18.781 Arbeiter. Mai/Juni 1938 fand ein internationales Flughafentreffen in Tempelhof statt. 28 Delegierte aus sieben
32
Ländern nahmen teil und tauschten Erfahrungen auf technischem, wirtschaftlichem und organisatorischem Gebiet aus.
II.3
30
31
32
Die militärische Nutzung des (Welt-) Flughafens Tempelhof
(Januar 1933 – August 1939).
http://germanaircraftwwii.devhub.com/glider-transport/ - aufgerufen am 16. Juni 2011
Treibel, Werner: Die Geschichte der deutschen Verkehrsflughäfen, Bernard & Graefe Verlag, Bonn, 1992, S. 60
Treibel: Die Geschichte der deutschen Verkehrsflughäfen, S. 15
11
Die militärische Nutzung des Flughafens Tempelhof erfolgte erst versteckt, danach immer offener. Die Etappe der heimlichen Luftrüstung erstreckte sich vom 30. Januar 1933 bis 25. Februar 1935 und die Etappe der offenen Luftrüstung
vom 26. Februar 1935 bis 31. August 1939. Es können vielfältige militärische Nutzungen nachgewiesen werden, die
wegen ihrer Dualität als solche gar nicht zu erkennen waren. So zum Beispiel wurden 1933/35 Lufthansa-Kapitäne als
Flug- und Blindfluglehrer auf den so genannten „Reichsbahnstrecken“ wie Berlin – Königsberg oder Berlin – Breslau zur
Flugausbildung junger Luftwaffen-Besatzungen eingesetzt. So führte der bekannte und beliebte Kunstflieger der zwanziger Jahre Ernst Udet im November 1933 bei einem Kunstflugtag in Tempelhof dem Publikum, darunter viele Militärs,
atemberaubende Sturzflüge vor. Er hatte im Sommer 1933 in den USA zwei Curtiss-Sturzkampfflugzeuge SB 2 C-3 als
Privatmann gekauft. Nachdem Reichsluftfahrtminister, General der Infanterie Göring, die Grundsatzentscheid traf, ein
33
Sturzbomber- Programm aufzulegen, begannen bei JUNKERS im Dezember 1933 die Entwicklungsarbeiten, aus denen später das Sturzkampfbombenflugzeug vom Typ Ju 87 (Stuka) als Sieger hervorging.
Von 1935 bis 1939 legte die Abteilung V des Luftwaffen-Generalstabs eine riesige Zielkartei an. Die militärische
Luftaufklärung kannte keine Staatsgrenzen. In Europa wurden alle für die Kriegsführung wichtigen Einrichtungen, Hafenanlagen, Brücken, Flugplätze, militärische Objekte, Industrieanlagen, usw. durch Aufklärungsflugzeuge fotografiert. Mit
dem Spionagematerial wurde der militärkartographische Dienst beliefert, das für die Erstellung guten Kartenmaterials
34
notwendig war. Aus Tempelhof, Staaken und Oranienburg, den Zentren der Luftbildauswertung, flossen im RLM die
Detailbeschreibungen und Fotos britischer Werftanlagen, polnischer Brücken, lettischer Häfen, französischer Maginot
Bunker, belgischer Forts, norwegischer Küstenbatterien und holländischer Öltanks zusammen. Diese Informationen
machte die Luftwaffe erst zum gefährlichen Kriegsinstrument. Der Oberbefehlshaber der Luftwaffe wusste dank ihren
Luftspionen immer genau, wohin sie den Gegner am Tage des Überfalls zu schlagen hatte. Wer speiste nun den schier
unerschöpflichen Materialstrom? In der Hauptsache eine einzige Staffel von zwölf Maschinen, die anfangs auf dem
Tempelhofer Flugplatz („Bildstelle des RLM“), später bei Oranienburg zu Hause war.
Den Deckmantel und organisatorischen Rahmen für das heimliche Treiben lieferte ein Tempelhofer Unter35
nehmen der Zivilfliegerei - die "Hansa-Bild GmbH". Diese zunächst durchaus ehrbare Firma war seit 1926 als Tochtergesellschaft der „Deutschen Lufthansa AG“ im Handelsregister eingetragen. Sie fertigte Luftaufnahmen für topographische und kommerzielle Zwecke an; so auch jene hübschen Hochglanzpostkarten, auf denen man deutsche Städte aus
der Vogelschau sah. Die "Hansa-Bild" hatte gründliche Erfahrungen in der Luftvermessung und -Kartierung. Ihr Personal
bestand aus den sturmerprobten Flugpionieren, die in den frühen 20er Jahren die ersten Passagiermaschinen gesteuert
hatten. Darunter waren Flugkapitän Siegfried Kneemeyer, der Erfinder des Kursrechners für die Luftfahrt, und andere
Piloten, wie Graf Hoensbroech oder Flugkapitän Joachim Friedrich Graf v. Saurma, die über jahrzehntelange Flieger36
Erfahrung im In- und Ausland verfügten. Chef der Erkundungsstaffel wurde Oberstleutnant Wilhelm Rowehl. Die Staffel
trug von 1936 an intern die Bezeichnung "Z.b.V. - Staffel beim Reichsluftfahrtminister". Die übrigen Maschinen der "Hansa-Bild" setzten ihre Tätigkeit fort. Nichts unterbrach den normalen Dienstbetrieb, die Tarnung war vollkommen.
Vor Entfesselung des 2. Weltkrieges wurde zu Zwecken der völkerrechtswidrigen Luftspionage auch Verkehrsmaschinen der LUFTHANSA herangezogen. Sie fotografierten über den Kontinenten und Weltmeeren mit raffiniert getarnten Luftbildkameras strategische Objekte. (Getarnt als Strecken-Versuchsflüge für den Zivilluftverkehr flogen sie über
37
Großbritannien und Frankreich und der Sowjetunion bis zum Ural.) Zur optischen Luftaufklärung sind hauptsächlich von
CARL ZEISS zwischen 1935 und 1938 entwickelte Luftbildaufnahmegeräte sowie eine Reihe von neuen Weitwinkelbild38
kameras und Reihenbildgeräten (Rb 20/30, Rb 50/30, Rb 75/30) verwendet worden . - Die Senkrechtkammer ist mit 75
cm Brennweite die stärkste. Sie nimmt das unmittelbar unterm Flugzeug dahin gleitende Gebiet auf, projiziert es auf ein
Negativ vom Format von 40 mal 60 Zentimeter. Sobald es belichtet ist, rückt der Film automatisch nach. Er ist 60 Meter
lang und kann 100 Bilder aufnehmen. Die beiden nach Backbord und Steuerbord gerichteten Linsensysteme haben je 50
oder 20 Zentimeter Brennweite. Man schwenkt sie entweder um 30 oder um 60 Grad seitlich aus, je nachdem, ob ihre
Bilder sich mit dem senkrecht geschossenen größtenteils überdecken sollen, oder ob man einen möglichst breiten Geländestreifen aufnehmen will. Das ist schon vor dem Start geschehen, genau wie Belichtungszeit und Blende fest eingestellt worden ist. Aus 8.000 Meter bannt die Kameraausrüstung einen 27 Kilometer, aus 10.000 Meter einen 33 Kilometer
39
und aus 13.000 Meter Höhe einen 44 Kilometer breiten Geländestreifen der Erdoberfläche auf den Film.
33
34
35
36
37
38
39
Cooper, Matthew: Die Luftwaffe 1933-1945, Motorbuchverlag Stuttgart, 1988, 1. Auflage, S. 54
Felfe, Heinz: Im Dienste des Gegners, Verlag der Nationen, Berlin (O), 1988, S. 59
Jahrbuch für Luftfahrt 1928, S. 34
Schreyer, Wolfgang: Die Piraten-Chronik, Kongress-Verlag, Berlin, 1962, S. 30
Brütting: Das waren die deutschen Stuka-Asse, S. 254
Autorenkollektiv: Produktivkräfte in Deutschland 1917/18 – 1945, Verlag der Akademie, Berlin (O), 1988, Band 2, S. 130
Schreyer: Die Piratenchronik, S. 42
12
Das von Ernst Heinkel 1933/34 entwickelte Verkehrsflugzeug Heinkel He 111 V-2 [D-ALIX] wurde von der Staf40
fel Rowehl verwendet. Es war für zwei Mann Besatzung und zehn Passagiere vorgesehen. Das Spezialflugzeug Dor41
nier Do 17 V-13 (D-ATAH) wurde wie das »Lichtbildflugzeug« Do 17 V-14 (D-AFOU) ebenso von der Staffel eingesetzt.
- Doch nicht nur diese Staffel wurde vor Kriegsausbruch zur völkerrechtswidrigen Luftspionage herangezogen, sondern
42,43
im großen Maßstab auch Verkehrsmaschinen der LUFTHANSA wie etwa die zehn viermotorigen Ju 90.
Ein krasses
Beispiel schildert der damalige Generalstabschef der Sowjetarmee, Armeegeneral Merezkow in seinen Memoarien. „Am
15. Juni 1941 befand er sich auf einem Flugplatz im „Westlichen Besonderen Militärbezirk“ und alarmierte die Fliegerkräfte. Etwa eine Stunde nach Übungsbeginn, landete auf dem von uns gewählten Flugplatz plötzlich eine deutsche
Zivilmaschine, dessen Besatzung zum Zeugen des ganzen Geschehens wurde.“ 44
Im Juli 1936 überführten Lufthansakapitäne 20 Junkers Ju 52/3m der Luftwaffe von Tempelhof nach Sevilla und
Spanisch-Marokko. Diese 20 Transportflugzeuge schufen die Voraussetzung für den Sieg der Faschisten über die spanische Republik, denn sie transportierten dringend benötigte Truppen von Nordafrika zu den Putschisten. Ansonsten
wäre der Staatsstreich in sich zusammen gebrochen. Aus Tarnungsgründen wurde das Unternehmen der neu gegründeten „Compania Hispano-Marroqui de Transportes“ übertragen. Einige Lufthansa-Piloten griffen in ihrer Funktion als Reserveoffiziere der Luftwaffe in den Bürgerkrieg ein. Flugkapitän Alfred Henke etwa flog mit einer Ju 52/3m einen Angriff
auf das republikanische Schlachtschiff „Jaime Primero“ und versenkte den Veteranen aus dem 1. Weltkrieg mit zwei
250-kg-Bomben.45
III.
Metamorphose des Tempelhofer Feldes zu einem Zentrum der Luftrüstung
und der deutschen Luftkriegsführung (September 1939 – Juni 1941).
Mit der Entfesselung des Zweiten Weltkrieges wurde der Weltflughafen Tempelhof von der Nazi-Luftwaffe als (Einsatz)Flughafen übernommen. Der DLH-Luftverkehr wurde eingestellt, fast der komplette Flugzeugbestand an die Luftwaffe
übergeben und alle wehrpflichtigen Betriebsangehörigen eingezogen. Die "frei" gewordenen Kapazitäten, Ressourcen
und Arbeitskräfte wurden direkt und indirekt der Luftkriegsführung und der Luftrüstung zugeordnet. Das von britischen
Bombenangriffen gefährdete Werk 5 der „Weser-Flugzeugbau GmbH“ in Lemwerder bei Bremen, welches neben anderen Kriegsflugzeugen das damals wichtigste Luftangriffsmittel der Nazi-Luftwaffe herstellte, das Sturzkampfbombenflugzeug Ju 87, wurde 1940 nach Tempelhof verlegt. Betraf das zuerst das Umbauwerk, das entlastet werden sollte, so ab
1941 die komplette Flugzeug-Endmontage der Stukas. Damit wurde Tempelhof zu einem Zentrum der Luftrüstung und
die militärische Flugzeugindustrie zur Leitindustrie für viele Metallverarbeitenden und feinmechanisch-optische Industriebetriebe Neuköllns, Kreuzbergs, Schönebergs und von Tempelhof. Die Ausweitung des Raub- und Eroberungskrieges
von April 1940 bis Dezember 1941 führte zu einer stetig wachsenden Nachfrage nach Luftangriffsmitteln und so wuchsen Produktionsdruck und Beschäftigtenzahlen der Weserflug-Tempelhof und der ihr zuliefernden Betriebe.
Die zunehmenden Einberufungen von jungen Facharbeitern wurden durch den Einsatz von Zwangsarbeitern
„kompensiert“ und die vorhandenen Wohnbaracken für dienstverpflichtete WESER- Arbeiter und Angestellten umfunktioniert. Ab Frühjahr 1940 begannen die ersten zwangsverschleppten Frauen und Männer auf dem Tempelhofer Flugfeld zu
arbeiten. Im so genannten Lilienthallager der „Deutsche Lufthansa AG“ in der Flughafenstraße mussten Frauen aus
Serbien, Rumänien, Griechenland in deren Auftrag und im Auftrag der „Hansa Flugdienst GmbH“ Flugzeuge reinigen.
Bis zu ihrer Deportation in die Ermordung ab 1942 mussten Juden hier arbeiten. Es gab einen „geschlossenen Arbeitseinsatz“ jüdischer Berliner in der Rüstungsindustrie, [auch bei der „Deutsche Lufthansa AG“ auf dem Tempelhofer Flugfeld]. Jüdische Polinnen produzierten ab 1940 bei der „National-Krupp-Registrierkassen GmbH“ in der Thiemannstraße
Flugzeugteile. Ab 1942 wurden im großen Stil Frauen und Männer aus der UdSSR zur Zwangsarbeit verschleppt. So
wuchs der Anteil der Zwangsarbeiter an der Weser-„Gefolgschaft“ und erreichte 1941 30 Prozent. Entlang der am Tempelhofer Flugfeld angrenzenden Straßen können allein 25 kleinere und größere Zwangsarbeiter-Lager nachgewiesen
werden. Ihre zwangsweise eingebrachte Arbeitskraft war ebenso wie die der deutschen Arbeiter und Angestellten am
Bau der Ju 87 beteiligt, mit denen die Nazi-Luftwaffe ihre Heimatländer bombardierte.
40
41
42
43
44
45
Nowarra, Heinz-J.: Die deutsche Luftrüstung 1933 – 1945, Bernard & Graefe Verlag, Koblenz, Band 2, 1986, S. 161
http://www.nexusboard.net/sitemap/6365/aufklarungsflugzeuge-t297095/ aufgerufen am 27. Juni 2011
Eyermann K.-H.: Luftspionage, Deutscher Militärverlag, Berlin (O), Band 2, 1963, S. 230
Produktivkräfte in Deutschland 1917/18 – 1945, S. 130
Merezkow, Kyrill Afanasjewitsch: Im Dienste des Volkes, Deutscher Militärverlag, Berlin (O), 1982, S. 182
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 9
13
Im Einzelnen wird nun dargelegt, wie sich das Tempelhofer Flugfeld von dem Zentrum der zivilen deutschen
Verkehrsluftfahrt zum Zentrum der Transportfliegerkräfte, vom Weltflughafen zum Fliegerhorst der Nazi-Luftwaffe (III.1),
vom Instandsetzungszentrum der Lufthansa zu einem Zentrum der Berliner Luftrüstungsindustrie (III.2) entwickelte, sich
Qualitätsarbeit zur unfreien Arbeit bis hin zur Zwangsarbeit (III.3) wandelte.
III.1
Vom Weltflughafen zum Fliegerhorst der Nazi-Luftwaffe. Das Verglimmen der zivilen Nutzung.
Tempelhof als ein Zentrum der deutschen Luftkriegsführung (1939/43).
Am 25. August 1939 begann mit dem über Polizeifunk übermitteltes Stichwort „Waldlauf“ die Mobilisierung der Luftwaf46
fen-Verbände. Am 26. August trat der Mobilmachungsplan in Kraft, demnach der Flughafen von der Luftwaffe über47
nommen und dem Luftgau-Kommando III (Berlin) unter Generalmajor Hubert Weise unterstellt wurde. Alle wehrpflichti48
gen Betriebsangehörigen der DLH wurden eingezogen. Am 29. August vereinbarte Staatssekretär Milch und Albert
Speer, der „Generalbauinspekteur für die Neugestaltung der Reichshauptstadt“, die „zur Verfügungstellung von 14.000
49
Arbeitern für den beschleunigten Bau von Luftschutzräumen in Berlin“. Am 30. August wurde der Flugbetrieb einge50
51
stellt. Das betraf insgesamt 5.411 Arbeiter und Angestellten sowie 145 Flugzeuge und 182 Piloten der Lufthansa. Der
Krieg legte den zivilen Luftverkehr im Dritten Reich völlig lahm. Die Nah-, Fernost- und Südamerika-Flugstrecken wurden
storniert. Die Südamerikalinien wurden nach dem 481. Flug eingestellt. Die Linie von Berlin nach Santiago de Chile hatte
gerade begonnen durch das Postaufkommen rentabel zu werden.
Die nun "frei" gewordenen Kapazitäten, Ressourcen und Arbeitskräfte von Tempelhof wurden der Luftkriegsführung zur Verfügung gestellt. So wurde am 26. August auf dem Flugfeld unter Leitung des „mobilisierten“ Vorstandsmitglieds der „Deutschen Lufthansa AG“, des Majors der Reserve Carl-August Freiherr von Gablenz, aus 65 Passagierflugzeugen der Typen Ju 90, FW 200, G 38, Ju 52 und He 111 das „Kampfgeschwader zur besonderen Verwendung 172“,
abgekürzt KG z.b.V., formiert. Weitere 51 DLH-Maschinen gingen an Ausbildungseinheiten, an die „Sonderbildabteilung
des RLM“, an die „Versuchsstelle für Höhenflüge Oranienburg“, an die OKW-Kurierstaffel und an die Flugbereitschaft
52
des RLM in Staaken. - Ferner musste die DLH auf die neuen Flugboote, die viermotorige Do 26 und die sechsmotorige
BV 222, verzichten. Diese wurden ebenso wie zahlreiche FW 200 „Condor“ in den Geleitschutz für Schiffskonvois und
53
Aufklärungsdienste einbezogen.
Das Geschwader bestand aus drei Gruppen (I.-III./KGzbV172) zu je vier Staffeln (1.-12./KGzbV172). Während
die erste Gruppe Alfred Helm kommandierte (militärische Kennzeichen N3+..), führte die 2. Gruppe Hauptmann Krause
54
und die 3. Gruppe Hauptmann Otto Babekuhl. Fünf viermotorige Flugzeuge bildeten die 10. Staffel unter dem Kom55
mando des Hauptmanns der Reserve Otto Brauer. Am 31. August brachten deren Flugzeuge Reichstagsabgeordnete
56
der NSDAP aus allen Teilen Deutschlands nach Tempelhof. Sie lauschten in den Vormittagsstunden des 1. Septembers 1939 dem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler, als dieser in der Kroll-Oper erklärte, dass „nunmehr seit 5 Uhr 45
zurück geschossen“ werde. Das Geschwader KGzbV172 führte während des nur drei Wochen währenden Eroberungskrieges Nachschub-, Versorgungs- sowie Flugblatteinsätze durch.
Am 1. September 1939 fiel so der Deckname der "Hansa Bild GmbH" und die inzwischen auf etwa 20 Verkehrs57
flugzeuge angewachsene „Regierungsstaffel“ wurde in „Fliegerstaffel des Führers“ umbenannt. - Aus der Staffel
Rowehls wurde die "Aufklärungsgruppe des Oberbefehlshabers der Luftwaffe", die Generalfeldmarschall Hermann Göring persönlich unterstellt war mit Stab in Oranienburg. Sie wurde auf drei Staffeln verstärkt. In der 1. Staffel blieben die
früheren Hansa-Piloten zusammen; die Piloten für die 2. und 3. Staffel (ex. 8.(F)/LG2) zog man am 24. September aus
Luftwaffe heraus. Als 4. Staffel wurde die Aufstellung der „Versuchsstelle für Höhenflüge Oranienburg“ befohlen, deren
Chef Siegfried Kneemeyer wurde. Rowehl avancierte zum Gruppenchef. Er verfügte nun über 36 Spähmaschinen modernster Bauart. Ab 1940 trat u.a. an die Stelle älterer Flugzeugmuster die durchkonstruierte Sonderausführung Ju 86 P.
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
Winter, Franz F.: Die verlorenen Adler, Universitas Verlag, München, 1987, S. 16
http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Luftgaue/Luftgau3.htm - aufgerufen am 23. Juni 2011
Treibel: Die Geschichte der deutschen Verkehrsflughäfen, S.
Irving, David: Die Tragödie der Deutschen Luftwaffe, S. 134
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 25
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 27
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 28
http://www.berlin-spotter.de/airlines/lufthansa.htm - aufgerufen am 23. Juni 2011
http://www.ww2.dk/air/transport/kgzbv172.htm
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 29
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 29
http://germanaircraftwwii.devhub.com/glider-transport/ aufgerufen am 16. Juni 2011
14
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Von Oktober 1939 an bis Februar 1941 war die 1. Staffel der Aufklärungsgruppe 124 [1.(F)/124] in Tempelhof
mit neun Fernaufklärern des Typs Do 17 P stationiert. Diese Staffel war an der Vorbereitung des Norwegen- und des
Frankreichfeldzuges beteiligt. Mit ihrer Reichweite von 1.600 km konnten Dänemark und West-Frankreich aus neun
Kilometer Höhe abfotografiert werden.
Die Umnutzung von Ressourcen der DLH betraf auch die in Tempelhofer Kontrollwerkstatt sowie die Haupt- und
Überholungswerkstatt. Die „Deutsche Lufthansa AG“ musste die Luftwaffe nicht nur mit Flugzeugen und Personal unterstützen, sondern auch bei der Wartung, der Überholung und der Reparatur von reichseigenen Flugzeugen.
Nach Beendigung des so genannten Polenfeldzuges wurde der Luftraum über Deutschland für den zivilen Flugverkehr wieder frei gegeben. Ab dem 21. September wurde die Linie Berlin – Danzig – Königsberg wieder beflogen. Am
4. Oktober folgte die Strecke Berlin – Venedig – Rom und die Verbindung Berlin – Wien – Budapest – Belgrad – Sofia –
Saloniki. Auch der Verkehr zwischen Berlin und Stockholm und Kopenhagen wurde wieder aufgenommen. Weitere internationale Strecken wurden wieder in Betrieb genommen. Am 18. Oktober 1939 die Verbindung Berlin – Wien – Budapest
– Bukarest und am 1. November die Balkanstrecke über Saloniki bis Athen und gleichzeitig eine Abzweigung von Sofia
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nach Istanbul eingerichtet. Der Flugbetrieb des Weltflughafens Berlin-Tempelhof wurde insgesamt stark verringert und
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vom 1. November 1939 an vom südöstlich von Berlin gelegenen Sportflugplatz Rangsdorf durchgeführt. Am 10. No61
vember wurde das KGzbV172 aufgelöst . Dass das Gros der Lufthansa-Maschinen aus der Luftwaffe herausgelöst
werden konnte, machte der „komische Krieg“, den Franzosen und Briten gegen Hitler-Deutschland führten, möglich. Der
anhaltende Kriegszustand beeinträchtigte den zivilen Luftverkehr in Tempelhof: Die Zahl der abgefertigten Passagiere
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ging um 15 Prozent von 202.000 (1938) auf 170.500 Fluggäste (1939) zurück.
Am 9. Januar 1940 landete eine von Moskau aus gestartete DC-3 der sowjetischen Luftverkehrsgesellschaft
AEROFLOT in Rangsdorf bei Berlin. Die offiziell am 21. Januar 1940 eröffnete Linie Berlin - Moskau verkehrte täglich bis
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Sonntag, den 22. Juni 1941, in beide Richtungen mit einer Maschine.
Am 7. März wurde der zivile Luftverkehr wegen der schlechten Bodenverhältnisse auf dem Flugplatz Rangsdorf
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nach Tempelhof zurückverlegt.
Im März wurden die demobilisierten Lufthansa-Maschinen wieder mobilisiert. Es stand die luftkriegsmäßige
Vorbereitung des Überfalls auf Norwegen und Dänemark (9. April - 10. Juni) an, der sich dann - fast nahtlos – mit dem
Überfall auf die Benelux-Länder und Frankreich (10. Mai - 22. Juni 1940) fortsetzte. Die jeweils vier Staffeln, die im September 1939 in der I. und in der III./KGzbV172 über Polen eingesetzt worden waren, wurden nunmehr als III./KGzbV1
(9.-12./KGzbV1) und als I./KGzbV172 (1.-4./KGzbV172) formiert und unter Freiherr von Gablenz eingesetzt.
Im März wurde ein neues Luftwaffen-Kommando geschaffen: „Lufttransport-Chef Land“. Dieser LufttransportChef war für den Lufttransport von Soldaten, Munition und Material nach Norwegen und Dänemark verantwortlich:
Oberstleutnant der Reserve Freiherr von Gablenz. Er konnte nunmehr auf 533 in acht Kampfgruppen zur besonderen
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Verwendung (KGr.z.b.V. 101 bis KGr.z.b.V. 108) zusammengefasste Transportflugzeuge zurückgreifen. – Bei dem
Feldzug kam es zu einer legendären Verquickung seiner zivilen und militärischen Funktionen: Die Mehrzahl seiner Flugzeuge konnte am 9. April nicht nonstop bis Oslo fliegen, sondern musste in Kopenhagen zum Auftanken zwischenlanden. Zu jener Zeit war Dänemark noch nicht besetzt, sondern neutrales Ausland, das einem solchen Vorhaben nie zugestimmt hätte. Von Gablenz aber machte in Kopenhagen plötzlich auf seine Lufthansa-Funktion aufmerksam und bestellte
in seiner Eigenschaft als Direktor der LUFTHANSA bei SHELL den nötigen Treibstoff. Das Unglaubliche geschah! Am
Morgen des ersten Kriegstages für Norwegen fielen die Luftwaffen-Transporter in Kopenhagen ein und wurden friedensmäßig von SHELL aufgetankt: „Der Direktor Freiherr von Gablenz hatte dem Oberstleutnant Freiherr von Gablenz
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Amtshilfe geleistet.“
Nach dem 26. August 1939 wurde der Flughafen Tempelhof in hohem Maße von weiteren militärischen Dienststellen belegt, eine Fliegerhorst-Kommandantur eingerichtet. Die wichtigste Veränderung für den Weltflughafen aber war
der Befehl vom Generalluftzeugmeister Ernst Udet vom 14. Dezember 1939, den „Umbaubetrieb aus dem Werk [der
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http://www.ww2.dk/air/recon/aufkl124.htm
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 30
Treibel: Die Geschichte der deutschen Verkehrsflughäfen, S. 60
http://www.ww2.dk/air/transport/kgzbv172.htm
Berlin in Zahlen 1942
Groehler, Olaf: Selbstmörderische Allianz. Deutsch-russische Militärbeziehungen 1920-1941, Vision Verlag GmbH Berlin, 1992
Treibel: Die Geschichte der deutschen Verkehrsflughäfen, S. 60
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 35
Braunburg, Rudolf: Die Geschichte der Lufthansa, Rasch und Röhring Verlag, Hamburg, 1991, S. 156
15
„Weser Flugzeugbau GmbH“ – M.A.] Lemwerder nach dem Flughafen Tempelhof zu verlegen.“ Das betraf vorerst den
Umbau von Kriegsflugzeugen verschiedener Typen. Die Hallenkapazitäten des alten und neuen Flughafens wurden
zuerst für Umrüstungs- und Umbaumaßnahmen verwendet. Später betraf es die komplette Flugzeug-Endmontage des
Sturzkampfbombers Ju 87, die dann in die nach und nach fertiggestellten sechs großen Hallen des „Bügels“ verlegt
wurden.
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Unter den militärischen Einrichtungen befand sich auch das „Luftfahrtmedizinische Forschungsinstitut“, an dessen Fertigstellung [1938-40] mit Hochdruck gearbeitet wurde. Zum Raum-Programm gehörten eine große Zentrifuge,
eine Unterdruckkammer und ein Hörsaal. Im „Flugmedizinischen Institut“ wurden alle Fragen der militär-medizinischen
Grundlagen- und angewandten Forschung behandelt. – [Im Bezirk Tempelhof befanden sich außerdem das Heeres68
Zeugamt, das Heeres-Nebenzeugamt, das Standortlazarett Tempelhof und das Lazarett Tempelhof. ]
Am 3. Juni wurde die Linie Berlin – Bratislava aufgenommen mit den, von der ausgeraubten tschechoslowakischen Fluggesellschaft CLS „gecharterten“ modernen Verkehrsflugzeugen des amerikanischen Typs DC 3. 1940 entfielen bereits 18,5 Prozent der Gesamtverkehrsleistung der LUFTHANSA auf geklaute Maschinen der Typen DC 2 und DC
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3 (ex- KLM und ex- CLS), insgesamt 14 Stück Flugzeuge. Eine Vereinbarung vom 19. Juli 1940 über "Besondere Leistungen der Lufthansa auf Grund des Kriegszustandes" verpflichtete das Luftverkehrsunternehmen zu Verkauf oder Char70
ter. Sie veräußerte an die Luftwaffe neun Verkehrsflugzeuge vom Typ He 111, zwölf Ju 86 und zwei Dornier Wal zu
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einem Preis von 2,9 Millionen Mark an das Reichsluftfahrtministerium. Ende Juni 1940 wurde der Flugverkehr Berlin –
Amsterdam aufgenommen. Im Juni 1940 erhielt die dänische Luftverkehrsgesellschaft DDL die Erlaubnis zur Wiederauf72
nahme der Route Kopenhagen – Berlin.
Die 8. Staffel des Jagdgeschwaders JG 52 unter dem Befehl von Oberleutnant Rall war vom 18. bis 20. Juli auf
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dem Weltflughafen stationiert. Die Staffel mit zwölf Jägern des Typs Bf 109 E sicherten anlässlich einer Reichstagssitzung, bei der Hitler und andere Nazi-Führer sich dem Siegesrausch über Frankreich hingaben, den Luftraum in der Berliner Innenstadt. Am 19. Juli wurden in der neuen Reichskanzlei zwölf willfährige Generäle des Heeres zu Feldmarschällen und der Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Feldmarschall Göring, zum Reichsmarschall ernannt.
Am 12. August wurde die Strecke Berlin – Stuttgart über Lyon – Marseille – Barcelona nach Madrid verlängert.
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Die portugiesische Hauptstadt Lissabon wurde ab den 8. Oktober wieder angeflogen. Am 23. September 1940 war das
Flugfeld Tempelhof erstmals geplantes Angriffsziel britischer Bomber. Doch sie verfehlten den Flughafen und warfen ihre
Bomben in Wohngebiete. Am 29. Oktober stürzte unter Flugkapitän Wilhelm Zimmermann beim Start in Tempelhof die
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DC 3 (D-AAIH) „Prag“ ab. –
Die „Deutsche Lufthansa AG“ befand sich nach den relativ leichten Siegen in Nord- und Westeuropa im Spätherbst des Jahres 1940 bis März 1941 in einer „Konsolidierungsphase“ und begann umfangreiche Nachkriegsplanungen.
Es erfolgten Ausschreibungen. So für ein 18-sitziges Passagierflugzeug, das die Ju 52/3m ersetzen sollte. Aus ihr entstand die Ju 252. BLOHM & VOSS entwarf das sechsmotorige Flugboot BV 144, ein Schulterdecker aus Ganzmetall mit
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einziehbarem Fahrwerk für 18 bis 23 Passagiere. Ebenso projektierte B&V ein transatlantisches Flugschiff (P.200) mit
gigantischen Ausmaßen: Spannweite 85 Meter, Länge 70 Meter, Höhe 10 Meter. Das Rüstgewicht beträgt 115 Tonnen,
die Nutzlast 95 Tonnen. 120 Passagiere sollen in zwei Kabinendecks untergebracht werden. Die „Focke Wulf Flugzeugbau GmbH" in Bremen beabsichtigte ab Sommer 1940 aus seiner viermotorigen FW 200 Condor eine zweimotorige
Kurzstreckenversion abzuleiten, ein Verkehrsflugzeug für 14 bis 18 Passagiere mit einer Reichweite von 1.200 Kilometern. Am 11. September 1940 erging ein Angebot an das RLM, das 1940/41 den Bau von 13 Maschinen in Betracht
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zog. Ferner entwickelte FOCKE-WULF aus der FW 200 die Fw 300, ein viermotoriges Langstreckenflugzeug. Je nach
Bauvariante sollte es 24 bis 40 Passagiere über eine Strecke von 6.000 bis maximal 7.500 Kilometer mit einer Reisegeschwindigkeit von cirka 430 km/h befördern. JUNKERS entwickelte die Ju 90 weiter. Es entstand das Langstreckenflugzeug Ju 290 mit einer Reichweite von 6.500 Kilometern.
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Faksimile des Schnellbriefs des Reichsministers für Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe an die „Weser
Flugzeugbaugesellschaft mbH“, Bremen 1 vom 14. Dezember 1939. In - Wenz, F.-Herbert: Flughafen Tempelhof, S. 28
http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Kasernen/Wehrkreis03/KasernenBerlin-R.htm
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 45
http://www.berlin-spotter.de/airlines/lufthansa.htm - aufgerufen am 23. Juni 2011
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 49
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 47
http://www.jg52.net/kriegstagebuch/1940/6/ - aufgerufen am 27. Juni 2011
http://www.ww2.dk/air/jagd/jg52.htm - aufgerufen am 8. Juni 2011
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 47
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 50
Alles-Fernandez, Peter Flugzeuge von A bis Z, Bernard & Graefe Verlag, Koblenz, 1989, S. 259
Nowarra: Die deutsche Luftrüstung 1933 – 1945, Band 1, S. 120
Autorenkollektiv: Luftfahrt. Bilder, Texte, Dokumente. Bd 9, E.S. Mittler & Sohn GmbH, Herford, 1978, S. 3945 f
16
Immer weniger Verkehrsflugzeuge flogen in der Phase der Entfesselung und Ausbreitung des Zweiten Weltkrieges unter dem Zeichen des Kranichs. Zum 31. Dezember 1940 wies die Flottenliste – ohne die „gecharterten“ DC 2 und
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DC 3 – 121 Flugzeuge auf, darunter je vier FW 200 und Ju 90 sowie 80 Ju 52/3m. Die Zahl der 1940 abgefertigten
Passagiere in Tempelhof aber war um 52 Prozent von 170.500 Fluggästen (1939) auf 81.578 Fluggäste abgestürzt.
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Insgesamt transportierte die DLH 1940 95.200 zahlende Fluggäste. All diese Flüge dienten nicht zivilen Zwecken, sondern der indirekten Kriegsführung. Sie beförderten deutsche Beamte, die besetzte Länder verwalteten und auspressten,
Konzernvertreter, Botschafter, Gesandtschaften, Militärs, Vertreter der NSDAP und ihrer vielfältigen Gliederungen. Die
Lufthansa-Maschinen waren keine Ferienflieger. Sie beförderten neben der Dienstpost auch Expressgut, einschließlich
dringender militärischer Ersatzteile. Um all diese Funktion sicherzustellen und der Bevölkerung Normalität zu suggerieren, dafür wurden die Flugpläne aufgestellt.
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Am 1. Januar 1941 wurde auf dem Gelände des Weltflughafens die Luftnachrichten-Abteilung 41 aufgestellt , deren
Aufgabe es im Mai 1941 war, die Einsätze der Fallschirmjäger-Division der Wehrmacht (7. Flieger-Division) in Griechenland und auf Kreta nachrichtentechnisch sicherzustellen. Ebenfalls am 1. Januar 1941 wurde die Dienststelle Fliegerführer XI. Fliegerkorps in Berlin-Tempelhof neu geschaffen. Damit wurde Tempelhof zu einem logistischen Zentrum der
Fallschirmjägertruppe. Unter ihrem Kommandeur, Generalmajor Gerhard Conrad (seit 21.12.1940), erfolgte von hier aus
die Führung der dem Korps unterstellten Transportgruppen (Ju 52/3m u.a.) zum Zwecke des Einsatzes der Fallschirmjä80
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Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 52
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 75
http://www.ww2.dk/ground/ln/lna41.html
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ger-Regimenter, des Nachschubs, Ersatzes und der Ausbildung des in Aufstellung befindlichen Fallschirmjäger-Korps.
Conrad befehligte u.a. die für das Unternehmen „Merkur“ zugewiesenen Kampfgruppen zur besonderen Verwendung 40,
60, 101, 104 und 105, die alle im Februar 1941 in Berlin worden aufgestellt waren. Sie erlitten große Verluste über Kreta,
und wurden im Juni aufgelöst zum großen Teil. Conrad selbst nahm am Einsatz über Kreta teil und führte den Einsatz
der für das Unternehmen „Merkur“ abgestellten Transportfliegerkräfte. Von den 493 durch die Luftwaffe eingesetzten Ju
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52 wurden 271 abgeschossen oder waren so schwer beschädigt, dass sie nicht mehr einsetzbar waren.
Im Februar 1941 musste die Lufthansa ihre fünf FW 200 (Holstein, Rheinland, Saarland, Nordmark, Friesland)
der Luftwaffe überlassen, die sie nach Einbau von Zusatztanks beim Kampfgeschwader 40 (KG 40) in der Ausbildungsund Ersatzstaffel einsetzte. Bereits am 27. März 1941 flog Hauptmann der Reserve Bernhard Jope die ex. D-ACWG
„Holstein“ und nun F8+GL von Stavanger bis in die Dänemark-Straße zwischen Island und Grönland und zurück nach
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Drontheim einen Langstrecken-Aufklärungsflug im Interesse der Seekriegsführung gegen Großbritannien. Major Helmut
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Liman, Staffelkapitän der 9./KG40 und DLH-Flugkapitän, versenkte zwei alliierte Schiffe. Ab 1941 flog Flugkapitän Rudolf Mayr als Pilot der dritten Staffel des Kampfgeschwaders 40 (3./KG 40) zahlreiche Einsätze gegen alliierte Schiffe im
Nordatlantik, im Mittelmeer und sogar im Roten Meer. Am 24. September 1941 wurde er zum Technischen Offizier der
ersten Gruppe des Kampfgeschwaders ernannt (I./KG 40). Am 10. August 1942 übernahm er als Staffelkapitän die 9./KG
40. Im Mai 1943 wurde Hauptmann Mayr für die Versenkung von elf Schiffen mit 55.000 BRT das Ritterkreuz verliehen!
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Der Stab des „Kampfgeschwaders zur besonderen Verwendung 3“ unter Generalmajor Ulrich Buchholz wurde
in den Monaten Januar und Februar des Jahres 1941 in Berlin-Tempelhof aufgestellt und der Stab war hier bis zum 14.
Januar 1943 stationiert.
Auf dem Tempelhofer Flugfeld wurde im Mai 1941 Transportfliegerkräfte bereitgestellt und dem „Fliegerführer
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Irak“ zugewiesen. (*) Fliegerführer Oberst Junck verfugte nur über schwache Fliegerkräfte: die Bf 110 der 4./ZG 76, die
He 111 der 4./KG 4 sowie eine der Luftflotte 4 unterstellten Staffel Ju 52/m. Um diese Kräfte zu verstärken wurden am 7.
Mai drei Ju 90 der Lufthansa (Baden, Preußen und Thüringen) nebst ihren Besatzungen unter dem Kommando von
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Oberst von Gablenz dem „Sonderkommando Junck“ zur Verfügung gestellt.
Im Juni 1941 verlegte mit der Inbetriebnahme des Führerhauptquartiers „Wolfsschanze“ bei Rastenburg in Ostpreußen ein Teil der „Fliegerstaffel des Führers“ von Tempelhof auf den Flugplatz Wilhelmsdorf.
Im Verlaufe des Jahres 1941 transportierte die „Deutsche Lufthansa AG“ insgesamt 111.791 zahlende Fluggäste, was gegenüber 1940 eine Steigerung von 17 Prozent bedeutete. Die DLH verfügte über sechs BFM M 20, sieben
FW 58, zwei FW 200, 66 Ju 52/3m, vier Ju 90 und eine W 33. Die Flotte umfasste am 31. Dezember 1941 – ohne die
gecharterten DC 2 und DC 3 – noch 86 Maschinen, von denen zahlreiche für die Luftwaffe flogen. Im Luftwaffeneinsatz
waren neben zwei FW 200 bis zu 18 vercharterte Ju 52/3m der DLH verloren gegangen, mindestens vier davon bei den
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Blindflugschulen. - Die Zahl der in Tempelhof abgefertigten Passagiere betrug 96.636 Fluggäste.
Ab 1942 durften dann nur noch „kriegswichtige“ Bauvorhaben in Tempelhof weitergeführt werden, so dass das
Flughafen-Projekt insgesamt unvollendet blieb. Der Weiterbau der zivilen Teile kam zum Erliegen, so dass über der
Abfertigungshalle für 2.000 Gäste geplante Restaurant mitsamt Konferenz-, Fest- und Tanzsaal ebenso wenig fertig
gestellt wurde wie die Treppentürme zur Zuschauertribüne oder der Kontrollturm auf dem Dach des Hauptgebäudes. Mit
einer unter dem Rollfeld geplanten Postumschlagstation wurde gar nicht erst begonnen, der Bau der westlichen Platzum92
randung wurde eingestellt. –
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http://www.ww2.dk/air/hq/xifk.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Luftlandeschlacht_um_Kreta aufgerufen am 21. Juli 2011
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 62
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 64
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 87
In der Nacht vom 1. auf den 2. April 1941 stürzten irakische Offiziere die Regierung in Bagdad. Sie bildeten
eine Militärregierung und setzten am 10. April Raschid Ali al Gailani als Ministerpräsidenten ein. Er verbrachte 1936 mehrere
Wochen in Berlin, bewunderte das Dritte Reich und unterhielt enge persönliche Kontakte zu Dr. Fritz Grobba, dem ehemaligen
deutschen Botschafter in Afghanistan. Als Reaktion landeten die Briten 8.000 Soldaten in Basra, um sich den Zugang zum irakischen Öl zu sichern. Dem darauf folgenden irakischen Hilfeersuchen an die faschistische deutsche Regierung wurde aus verständlichen Gründen prompt entsprochen. Zur Verlegung nach dem Irak wurde ab dem 3. Mai 1941 unter dem Befehl von Oberst Junck ein
Sonderkommando der Luftwaffe zusammengestellt. Auf Bitten Berlins erlaubte die Petain-Regierung deutschen Flugzeugen die Zwischenlandung auf französischen Flugplätzen in Syrien. Die deutschen Kennungen und Hoheitszeichen wurden überspritzt und durch
irakische ersetzt. Die Kampfhandlungen begannen am 15. Mai 1941 und dauerten bis zum Ende des Monats an, dabei gingen acht He
111, zwölf Me 110 und zwei Ju 52 verloren. Schon am 31. Mai wurde zwischen den Putschisten und den Briten ein Waffenstillstand
abgeschlossen.
- FLiEGERREVUE International 07/1994, Flug Verlag Berolina, Berlin, S. 491 sowie
- Seidt, Hans-Ulrich: Berlin – Moskau – Kabul, Universitas in der F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH; München; 2002, S. 313
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 66
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 75
Berlin in Zahlen 1942
Heisig, Matthias / Walleczek, Sylvia: Tempelhofer Einblicke, Edition Berlin im Metropol Verlag, Berlin 2002, S. 28 f
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Nicht zum Erliegen kam nach Darstellung des Inspekteurs des Sanitätswesens der Luftwaffe, Prof. Dr. Erich
Hippke, die Bauarbeiten am neuen „Luftfahrtmedizinischen Forschungsinstituts des RLM“. Im Gegenteil. In einen Brief
an Reichsführer SS Himmler berichtet im Oktober 1942 er, dass Ergänzungsarbeiten begonnen wurden, um die „Unter93
druckkammer über alle Kälteeinrichtungen und auch über eine Nennhöhe von 30 km verfügen“ zu können.
Am 18. Februar 1942 musste die Lufthansa ihre sechs viermotorigen Verkehrsflugzeuge Ju 90, zusammengefasst als „Luftverkehrs-Gruppe Berlin“ unter dem Kommando des DLH- Flugkapitäns und Hauptmanns der Reserve Hugo
Wiskandt, an die Luftwaffe abgeben. Sie flogen Transporteinsätze zur Versorgung der 95.000 von der Roten Armee
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eingeschlossenen deutschen Soldaten bei Demjansk. Dafür erfuhr das Streckennetz der DLH Kürzungen: Am 19. Feb95
ruar wurden die Strecken Oslo – Stockholm – Pori, Berlin – München sowie Wien – Graz – Agram eingestellt. Im März
gehen die Oldenburg und die Thüringen an die Lufthansa zurück. Die restlichen vier Ju 90 flogen Transporteinsätze nach
Libyen und Tunesien. –
Im März 1942 wurde der „Deutschen Lufthansa AG“ befohlen, sechs Ju 52/3m mit Besatzung und je ein Wart
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an die neu aufgestellte „Luftfeldpoststaffel“ abzugeben.
Im Frühjahr beantragte die „Deutsche Lufthansa AG, Bauleitung Tempelhof“ beim Generalbau-Inspekteur Berlin
ein Lager für Arbeiter mit zwei Mannschafts-, einer Wirtschafts- sowie einer Wach- und Sanitätsbaracke zu errichten.
Auch die „Deutsche Lufthansa AG, Bauleitung Kontrollwerkstätte Tempelhof“ beantragte ein Lager mit fünf Mannschafts, einer Küchen-, einer Speise- sowie einer Wirtschaftsbaracke mit Wasch-, Abort- und Heizraum sowie Teeküche. Hinzu
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kam eine Wirtschaftsbaracke für Ausländer. Bewilligt wurden am 1. Oktober 1942 drei Mannschaftsbaracken. Ende des
Jahres 1942 waren auf dem nördlichen Flughafenfeld vor den Hallen 1, 2 und 3 eine sehr große Wirtschaftsbaracke
sowie an der östlichen Lilienthalstraße, südlich vom Garnisonsfriedhof vier Baracken aufgestellt.
Im November 1942 wurde die Luftnachrichten-Abteilung 41 zur Luftwaffen-Korps-Nachrichten-Abteilung 1 aufgewertet, da nunmehr die Fallschirmjäger-Division zu einem Korps vergrößert wurde, ab November 1943 gar zum Fallschirm-Armee-Nachrichten-Regiment 1. – Am 16. November musste die DLH die beiden Verkehrsflugzeuge Ju 90 (Oldenburg und Thüringen) an die „Luftverkehrs-Gruppe Berlin“ wieder abgeben. Die 6. deutsche Armee und Teile der 4.
Panzerarmee sind bei Stalingrad eingekesselt worden und die Lufthansa wurde in die Anstrengungen der deutschen
Luftwaffe eingebunden, 330.000 Soldaten aus der Luft zu versorgen.
Im Verlaufe des Jahres 1942 wurden 23, der an das Reich vercharterten Lufthansa-Flugzeuge, darunter 18 Ju
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52, zerstört. Eingestellt wurde am 3. Juli die Linie Hamburg – Kopenhagen und am 22. Dezember die Linien Wien –
Athen und Wien – Agram. Am 14. Dezember wurde die Verbindung Drontheim – Tromsö – Hammerfest stillgelegt. Ende
1942 flog die DLH noch sieben Flughäfen im Inland und 23 im Ausland an. Die Gesamtzahl der Passagiere belief sich
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1942 auf 100.864 , davon wurden in Tempelhof 98.712 Passagiere abgefertigt. Nachdem die Lufthansa im November
und Dezember weitere Maschinen an die Luftwaffe abgeben musste, war ihr Flugzeugpark Ende des Jahres auf 59
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Maschinen zusammen geschmolzen: zwei BFW M 20, vier FW 58, zwei FW 200, 47 Ju 52 und vier Ju 90.
Das Jahr 1943 wurde zum Jahr des strategischen Umschwungs zugunsten der Alliierten und zuungunsten des
Dritten Reiches und prägten Einsatz und Verwendung der Lufthansa. Der Kessel von Stalingrad wird am 3. Februar 1943
durch die Rote Armee liquidiert. Der Zufuhrkrieg im Nordatlantik geht für die deutschen U-Boot-Rudel im Mai endgültig
verloren. Am 9. Mai kapitulieren die Reste des deutsch-italienischen Afrika-Korps vor Tunis. Die Angriffsoperation «Zitadelle» vor Kursk (5. bis 17. Juli) scheitert, und es erfolgt am 9. Juli die anglo-alliierte Landung auf Sizilien, in deren Folge
Duce Mussolini in Rom gestürzt wird. Das Dritte Reich verliert seinen wichtigsten und stärksten Verbündeten und der
gefürchtete Zwei-Fronten-Krieg ist nun Realität. Im November 1943 wird Kiew als politisches, administratives, wirtschaftliches Zentrum der Ukraine befreit. Die koordinierten anglo-amerikanischen Luftschläge gegen das deutsche Hinterland
gewinnen immer mehr an Schärfe und gegen Ende des Jahres gewinnen die alliierten Luftstreitkräfte über Teilen WestEuropas und Deutschlands die Luftüberlegenheit. Dem koordinierten militärischen und politischen Vorgehen der Alliierten und der vollen Entfaltung ihres militär-ökonomischen Potentials kann die faschistische Koalition nichts Gleichwertiges
entgegensetzen. Der deutsche Griff nach der Weltherrschaft ist gescheitert.
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7th ARMY DOCUMENT CENTER 138267
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 69
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 67
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 100
Kubatzki, Reiner: Standorte und Topografie der Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiter-Lager in Berlin und Umgebung: 1939-1945, S.
http://www.berlin-spotter.de/airlines/lufthansa.htm - aufgerufen am 23. Juni 2011
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 94
Berlin in Zahlen 1942
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 99
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Die „Deutsche Lufthansa AG“ wurde von den meisten dieser Niederlagen noch nicht unmittelbar betroffen; doch
die Luftwaffe verlor immer mehr ihrer Maschinen und ihr „internationales“ Streckennetz verkleinerte sich. Doch noch
flogen Lufthansa-Maschinen ganzjährig, vom 1. Januar bis 31. Dezember 1943, von Tempelhof sechsmal die Woche
(über Stuttgart – Lyon – Barcelona – Madrid) nach Lissabon, (über Wien – Prag – Budapest – Belgrad – Saloniki) nach
Athen, (über Danzig – Königsberg – Kauen – Riga- Reval) nach Helsinki, (über München – Venedig) nach Mailand, über
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Kopenhagen nach Oslo sowie über Prag – Wien und Budapest nach Bukarest.
Am 2. Januar wurde in Berlin-Tempelhof die „Lufttransportstaffel 290“ unter Hauptmann Heinz Braun aufge103
stellt. Ihr waren zwei viermotorige Transportflugzeuge des Typs Ju 290 A, sieben Ju 90, eine dreimotorige Ju 252 und
zwei FW 200 B zugeordnet. Die Staffel flog Versorgungseinsätze in den Kessel von Stalingrad. – Am 15. Januar 1943
wurde der Stab des KGzbV3 unter Generalmajor Buchholz aus Tempelhof verlegt worden. Buchholz wurde Kommandeur der deutschen Transportfliegerkräfte für den Mittelmeer-Raum (Luftflotte 2). Am 28. März 1943 wurde die viermoto104
rige Transportstaffel nach Grosseto (Italien) verlegt, von wo aus die Versorgungsflüge begannen, um die Heeresgruppe Afrika in Tunesien zu versorgen. - Die Ju 90 D-ADFJ flog bei der LTS 290. Am 20. Mai 1943 erlitt sie (J4+FH) nach
105
Bombentreffer in Grosseto (Sizilien?) irreparable Schäden.
Die Flugleistungen der Lufthansa von Tempelhof aus blieben gegenüber 1942 gut konstant, jedoch nahm außerordentlich die Anzahl von Flügen im Auftrag der Reichsregierung zu. Gegenüber 1942 stiegen die Regierungsflüge
106
um 33,1 Prozent auf 1.226.391 geflogene Kilometer. Sie waren Ausdruck der Bemühungen der Nazi-Führung und des
Reichsaußenministeriums, den Übertritt der Satelliten des Dritten Reiches (Finnland, Portugal, Spanien, Italien, Kroatien,
Bulgarien, Rumänien, Slowakei und Ungarn) und der „Neutralen Staaten“ (Schweden, Schweiz, Türkei) auf die Seite der
„Großen Drei“ zu verhindern.
Die „Deutsche Lufthansa AG“ benötigte dringend neue Verkehrsflugzeuge. Die Nachkriegsplanungen vom Winterhalbjahr 1940/41 verbaute der Krieg. Die wenigen Exemplare, die 1943 gebaut worden sind (vier BVV 222, elf Ju 252,
vier Ju 352 und 24 Ju 290) gingen an die Transportfliegerkräfte. Zwar war im August 1941 noch die Baubeschreibung für
107
das Verkehrsflugzeug FW 206 fertig gestellt worden, doch am 1. Oktober 1942 wurden das „Programm 206“ gestoppt.
Als im November 1942 die Wehrmacht die bisher freie französische Zone („Vichy-Frankreich“) besetzte und der
„Air France“ der weitere Flugbetrieb verboten wurde, ergab sich eine „Gelegenheit“ an zusätzliche Verkehrsflugzeuge zu
kommen. Am 1. Februar 1943 schlossen die Lufthansa und Air France einen „Vertrag“ ab, der die Vercharterung von elf
Verkehrsflugzeugen Bloch 220 und sieben Dewoitine D.338 an die DHL zum Inhalt hatte. Die im Liniendienst eingesetz108
ten Bloch 220 legten bis Ende des Jahres 460.895 km zurück , etwa acht Prozent aller DLH-Flugkilometer 1943.
Im September 1943 mussten die drei italienischen Luftverkehrsgesellschaften ihren Flugbetrieb einstellen. Die
„Deutsche Lufthansa AG“ raubte von den 78 Maschinen, über die die „Ala Littoria“ (43), die „Ali“ (17) und LATI (18) verfügten, 62 Verkehrsflugzeuge! Von diesen übernahm sie vier Ju 52/3m, die ab dem 24. September auf der, bisher von
109
„Ala Littoria“ beflogene Strecke Rom - Venedig - München – Berlin, nun ab Mailand, einsetzte.
Die „Deutsche Lufthansa AG“ besaß am 31. Dezember 1943 nur noch 47 Flugzeuge: eine DC 3, drei FW 58,
110
eine FW 200, 41 Ju 52 und eine Ju 90. 42 weitere Maschinen waren an die Lufthansa verchartert.
[Es fehlen bei dieser Aufzählung die vercharterten Maschinen der Air France, KLM. – M.A.]
III.2 Vom DLH- Instandsetzungszentrum, über das „Umbauwerk Tempelhof“ zum innerstädtischen
Luftrüstungszentrum (September 1939 – Dezember 1942).
Das Branchen-Adressbuch 1938 Berlin und das Reichs-Adressenbuch Berlin 1939 hatten bereits einige Zulieferer und
Ausrüster der Luftfahrtindustrie aufgeführt, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Flughafen Tempelhof befanden:
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Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 101
http://www.ww2.dk/air/transport/lts290.html
http://www.ww2.dk/air/transport/lts290.html aufgerufen am 30. April 2011
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 116
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 101
Autorenkollektiv: Luftfahrt. Bilder, Texte, Dokumente. Band 9, E.S. Mittler & Sohn GmbH, Herford, 1978, S. 3945 f
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 104
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 111
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 114
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„Autoflug Inh. Gerhard Sedlinger“, Berlin-Tempelhof, Berliner Straße 167/168, Bauteile, Instrumente, Flugzeugmaterialien aller Art.
Fallschirme, Flugmotoren.
„Brandenburgische Metallverarbeitungs- GmbH“, SO 36, Schlesische Straße 26, Flugzeugbedarf. Ausrüstung. Zulieferung. Starre
und bewegliche Lafetten
„Dr. Ralph Sterzenbach“, Apparatebau, Abgassammler und Schalldämpfer, SW 61, Immanuelmannstraße 78
„Fluggerätebau KG Filter & Mann“, Flugzeugbedarf. Ausrüstung. Zulieferung, SW 68, Wassertorstraße 9
„Gesellschaft für Maschinen-Anlagen mbH“, Flugzeugbedarf. Ausrüstung. Zulieferung, SO 36, Graetzstraße 59
„Max Lindner“, Flugzeugbedarf, Ausrüstung, Zulieferung, Fabrik von Zubehörteilen wie Kabelführungs- und Ansaugrohre, Entlüfter,
SO 36, Hoffmannsdamm 59 - 61
Maximall-App. - Fabrik Paul Willmann“, Bordinstrumente, Betriebsstoff-Schläuche, Armaturen, SW 61, Zossener Straße 56 - 60
„Siemens Apparate und Maschinen Gesellschaft mbH“, Abteilung Flugmotorenwerk, SW 11, Askanischer Platz 4
„Voss & Stange“, Vorrichtungsbau, Lehren SW 68, Stallschreiberstraße 24/25
„Zander & Opitz“, Vorrichtungsbau größter Abmessungen, SW 68, Stallschreiberstraße 4/5
„Albert Rupp Propellernabenfabrik“, Neukölln, Flugzeugbedarf. Ausrüstung. Zulieferung, Hermannstraße 48
„Dipl.-Ing. Eduard Seppeler“, Konstruktionsbüro für Flug- und Fahrzeugindustrie, Neukölln, Luftschiffbau- und -bedarf., Am Oberhafen 4
„Seppeler Stiftung für Flug- und Fahrwesen, Neukölln, Flugzeugbedarf. Ausrüstung. Zulieferung. Motorenprüfstände, Brennstoffmessgeräte, Verstellpropeller, Niemetzstraße 47 - 49
"Flughof" Flugzeugmaterial GmbH, Tempelhof, Flugzeugbedarf. Ausrüstung. Zulieferung, SW 29, Flughafenstraße
„Autoflug Inh. Gerhard Sedlinger“, Tempelhof, Bauteile, Instrumente, Flugzeugmaterialien aller Art. Fallschirme, Flugmotoren
„Deutsche Benzinuhren G.m.b.H.“, SW 29, Bergmannstraße 102.
Denn mit dem Anwachsen des Flugzeugparks der „Deutschen Lufthansa AG“ in den 30er Jahren, mit dem Anwachsen der nationalen und internationalen Flugzeugrouten war auch der Bedarf nach Instandsetzungs- und Wartungskapazitäten zur Überprüfung von Flugzeugzellen, Flugmotoren und Avionik angewachsen. Es bedurfter entsprechender
Zulieferer. Das Tempelhofer Feld war zu einem wichtigen Instandsetzungszentrum der Lufthansa angewachsen. - Doch
diese aufgezählten Betriebe erreichten längst nicht Größe und Ausmaß derjenigen Betriebe, die nach Kriegsbeginn
hierher verlagert worden sind. Oder anders ausgedrückt, die zivile Nachfrage nach Luftfahrtgütern war viel kleiner als die
nun einsetzende Nachfrage nach militärischen Luftfahrtgerät.
Die Lufthansa verfügte über viele Werkstätten. Daher bedurfte es einer einheitlichen logistischen Lenkung und
Leitung. Diese Funktion übernahm Tempelhof („Gesellschaft für Luftfahrtbedarf mbH“) sowie die Kontrollwerkstatt sowie
die Haupt- und Überholungswerkstatt der DLH. Dafür war der Flughafen mit Verwaltungsgebäuden (Baracken) und großen Instandsetzungshallen (Hangars) bereits Ende der 20er Jahre erweitert worden. In ihnen befanden sich auch die
Ersatzteillager. Siehe dazu „Plan Flughafen Berlin- Tempelhof“ vom 17. April 1940: Hallen I bis V sowie die Gebäude
und Baracken a bis g.
Mit Kriegsbeginn des wurden alle wehrpflichtigen Betriebsangehörigen des Instandsetzungszentrums eingezogen. Die "frei" gewordenen Kapazitäten, Ressourcen und Arbeitskräfte des Weltflughafens wurden direkt und indirekt der
Luftkriegsführung und der Luftrüstung zugeordnet. Primäres Ziel der Luftrüstungspolitik war, die Produktion von Kriegsflugzeugen zu erhöhen. Der von britischen Bombenangriffen gefährdete Umbaubetrieb der „Weser-Flugbau GmbH“ in
Lemwerder an der Nordseeküste, der damals als einziger Betrieb das wichtigste Luftangriffsmittel der Luftwaffe herstellte, das Sturzkampfbombenflugzeug Ju 87, wurde Anfang 1940 nach Tempelhof verlegt, um das Hauptwerk zu entlasten.
Betraf das zuerst den Umbau verschiedener Militärflugzeuge, so betraf es dreizehn Monate später zwei Drittel der StukaEndmontage, die in den Hallen des fertiggestellten Flughafen-Gebäudes erfolgte.
Damit wurde Tempelhof zu einem Zentrum der Luftrüstung. In diesem Zusammenhang entstanden 1940 Wohnbaracken für Bremer Arbeiter und Angestellte und auch der LUFTHANSA auf dem Flughafengelände. Die Produktion der
Ju 87 bestimmte die Ausrichtung vieler Metallverarbeitenden und feinmechanisch-optischer Industriebetriebe Neuköllns,
Kreuzbergs, Schönebergs und von Tempelhof. Die Ausweitung des Raubkrieges führte zu einer stetig wachsenden
Nachfrage nach Luftangriffsmitteln (ab Mitte 1943 nach Luftverteidigungsmitteln) und so wuchsen Produktionsdruck und
Beschäftigtenzahlen der Weserflug-Tempelhof und der ihr zuliefernden Betriebe. Die Luftrüstungsindustrie auf dem
Tempelhofer Feld wurde zur Leitindustrie für die angrenzenden Betriebe.
Die Friedrichshainer, Kreuzberger, Neuköllner, Tempelhofer Betriebe wurden in die Luftrüstungsprogramme
einbezogen. Der Bau von Flugzeugteilen wurde Arbeitsgebiet der Metallbetriebe, die sich im Stande zeigten, technische
21
Neuerungen sofort in gewünschter Präzision massenhaft zu produzieren. Insgesamt arbeiteten in den Kreuzberger Firmen 1939 nicht weniger als 261.000 Menschen. Allein Kreuzberg hatte 26.854 Betriebe, wobei der größte Teil der Arbei111
ter und Angestellten in den 679 Betrieben mit 50 und mehr Beschäftigten arbeiteten.
Die Nutzung des Tempelhofer Feldes während des Zweiten Weltkrieges erfolgte hauptsächlich durch die „Weser Flugzeugbau GmbH“. Der 1938 fünftgrößte Luftrüstungskonzern Nazi-Deutschlands stand am Ende der Metamorphose des Tempelhofer Feldes als Mit-Nutzer der größten Flughafenanlage Europas und war der größte Profiteur. - So
wandelte sich von September 1939 bis Dezember 1942 die Nutzung des Tempelhofer Feldes: Vom Instandsetzungszentrum der „Deutschen Lufthansa AG“, über das „Umbauwerk Tempelhof“ zu einem innerstädtischen Luftrüstungszentrum, welches bereits 1942 dem alten von Berlin-Johannisthal aus dem Jahre 1918 ebenbürtig war.
Für Anfang 1943 lassen sich in den drei Zonen des Luftrüstungskomplex Groß-Berlin über 54 „Bauaufsichten
der Luftwaffe“ (BAL) nachweisen, die im Auftrage des RLM bei den Herstellern das gefertigte Luftrüstungsgerät – ganze
Flugzeuge und Motoren sowie deren Teile wie Luftschrauben, Naben, Zahnräder, geschützte Behälter, Wälzlager, Vergaser, Kühler- und Behälter, Pumpen und Motorenzubehör, Geräte, etc. abnahmen. Innerhalb der Zone 1, um den Welt112
flughafen Tempelhof herum, gab es 26 Bauaufsichten der Luftwaffe. Das waren in Folge ihrer Nummerierung:
BAL 72: Tempelhof, „Weser Flugzeugbau GmbH“, Flieger-Stabsingenieur Herbert Windmüller;
BAL 90: RLM für Navigation, Tempelhof, Berliner Straße 3, Flieger-Stabsingenieur Oskar Obst;
BAL 269: „Hugo Heine Propellerwerk“, Friedrichshain, Warschauer Straße 58, Ing. Heinz Wens;
BAL 274: „Albert Rupp Propellernabenfabrik“, Neukölln Hermannstraße 48, Bruno Arlt;
BAL 401: „Pallas Apparate GmbH“, Mitte, Ackerstraße 71-76, Flieger-Stabsingenieur Rubelt;
BAL 402: AEG, Mitte, Ackerstraße 71-76, Flieger-Stabsingenieur Rubelt;
BAL 403: „Deutsche Vergaser Gesellschaft Solex Vergaserfabrik“, Tiergarten, Heidestraße, Flieger-Stabsingenieur Rubelt;
BAL 406: „Sum Vergaser KG“, Kreuzberg, Michaelkirchstraße 17, Flieger-Stabsingenieur Rubelt;
BAL 408: „Fluggerätebau KG Filter und Mann“, Kreuzberg, Wassertorstraße 7, Bauleitung Bruno Arlt;
BAL 411: „Neue Kühler- und Flugzeugteilefabrik Kurt Hodermann, Tempelhof, Colditzstraße 27-29, Bruno Arlt;
BAL 417: „Hans Windhoff AG“, Neukölln, Ziegrastraße 21, Diplom-Ingenieur Dr. Sommer;
BAL 421: Deutsche Benzinuhren GmbH“, Kreuzberg, Bergmannstraße 102, Flieger-Hauptingenieur Joh. Franke;
BAL 425: „Ehrich und Graetz AG“, Treptow, Elsentraße 90-96; Flieger-Hauptingenieur Joh. Franke;
BAL 434: „Ernst Herion Werkzeugfabrik“, Prenzlauer Berg, Lottumstraße 9, Diplom-Ingenieur Dr. Sommer;
BAL 439: „Neue Effzett Motoren-Fabrik Otto Kunze“, Lichtenberg, Hauptstraße 5, Flieger-Hauptingenieur Joh. Franke;
BAL 447: „Preschona Armaturen Apparatefabrik Adolf Meyer“, Kreuzberg, Gneisenaustraße 27, Joh. Franke;
BAL 503: „Franz Lange“, Kreuzberg Köpenicker Straße 10a, Flieger-Stabsingenieur Hubert Trautwein;
BAL 540: „Textilwerke S. Henking GmbH“, Tempelhof, Friedrich-Wilhelm-Straße 52-54, Ing. Theodor Rehbein;
BAL 553: „AEG Treptow“, Hoffmannstraße 15-24, Ingenieur August Dörnemann;
BAL 563: „Nockelwerk GmbH“, Charlottenburg, Fritschestraße 27-28, Bauleitung Hellmuth Becker;
BAL 565: „Telefunken GmbH“, Kreuzberg, Schroederdamm 13, Flieger-Stabsingenieur Hermann Scholtz;
BAL 568: „AEG Maschinenfabriken“, Mitte, Brunnenstraße 107a,
BAL 571: „Julius Pintsch AG“, Friedrichshain, Andreasstraße 71-73, Ingenieur Otto Kozak;
BAL 577: „Märkische Kabelwerke AG“, Charlottenburg, Brahestraße 2-5, Ingenieur Ernst Stern;
BAL 592: „Deutsche Telefon und Kabelwerke“, Kreuzberg, Zeughofstraße 6-10, Flieger-Ingenieur Hermann Schoor;
BAL 593: „Hartmann und Braun“, Mitte, Friedrichstraße 73 II, Flieger-Ingenieur Hermann Schoor.
Unmittelbar am und um das Flugfeld Tempelhof gab es 1942 acht Bauaufsichten: „Weser Flugzeugbau GmbH“,
„RLM für Navigation“, „Albert Rupp Propellernabenfabrik“, „Neue Kühler- und Flugzeugteilefabrik Kurt Hodermann“,
„Deutsche Benzinuhren GmbH“, „Preschona Armaturen Apparatefabrik Adolf Meyer“, „Textilwerke S. Henking GmbH“
und die „Telefunken GmbH“. Sie bezeugen den Wandel des Tempelhofer Flugfeldes zum innerstädtischen Luftrüstungszentrum. Betrachten wir einige Firmen und einige Werke etwas genauer. (III.2.1 – III.2.3)
III.2.1 Die „Weser Flugzeugbau GmbH“
111
112
Kaak, Heinrich: Kreuzberg, Colloquium Verlag, Berlin (W), 1988, S. 110
Luftfahrt. Bilder, Texte, Dokumente. Band 5, S. 2032
22
Die April 1934 in Bremen gegründete "Weser-Flugzeugbau GmbH" gehörte zur "Deutschen Schiffs- und Maschinenbau
AG" (DESCHIMAG), die wiederum zur „Friedrich Krupp AG“, und sie war ein reines Nachbauwerk. Der Einstieg der
„Friedrich Krupp AG“ in die Luftfahrtindustrie erfolgte 1934 über die Pachtung der stillgelegten Anlagen der "RohrbachMetallflugzeugbau GmbH" in Berlin-Johannisthal und der Technische Leiter der Weser-Werke wurde Dipl.-Ing. Adolf
Rohrbach. Innerhalb des DESCHIMAG- Konzerns spielte Weser-Flugzeugbau bis Mitte der 30er Jahre eine nachgeordnete Rolle. Doch mit Beginn der offenen Luftrüstung wuchs WESER bis Anfang der 40er Jahre zu einem bedeutenden
Luftrüstungskonzern. Die "Weser-Flugzeugbau GmbH" konzentrierte Ende 1939 sieben Werke entlang der Weser und
der Nordseeküste: in Bremen, in Lemwerder, in Einswarden und in Nordenham.
Die Weser Flugzeugwerke erhielten 1934 erste Aufträge zur Flugzeug-Teilefertigung und für Umbauten von
verschiedenen Flugzeugmustern wie Do 23, Ju 86, W 34, He 60. 1936 erhielt WESER den Auftrag, 35 Sturzkampfbombenflugzeuge vom Typ Ju 87 zu bauen, der 1937 auf 112 Stukas erhöht wurde. Die "Weser-Flugzeugbau GmbH" leitete
ab 1938 die gesamte Entwicklung und Steuerung der Serienfertigung der Ju 87. Wenn man beachtet, dass der Ju 87Konstrukteur Hermann Pohlmann nach Fertigstellung der ersten Versuchsmaschinen von der „Junkers Flugzeugbau und
Flugmotoren AG“ zu WESER nach Bremen wechselte, wenn man beachtet, dass in Dessau selbst nur 583 Stukas gefer113
tigt wurden, dann kann man mit Fug und Recht behaupten, dass der Stuka genau genommen kein Produkt von JUNKERS, sondern von KRUPP war. Bereits 1938 war WESER mit 9.433 Beschäftigten der fünfstärkste deutsche Flugzeug114
zellenkonzern. Bis zum 1. Juli 1942 wuchs die Zahl der Beschäftigten auf 18 595.
In der Phase der Entfesselung und der Ausbreitung des Weltkrieges (1. September 1939 bis 6. Dezember
1941) wurde der Produktionsschwerpunkt durch den für die Luftrüstung verantwortlichen RLM- Bereich, dem Generalluftzeugamt unter Generalmajor Ernst Udet, auf Angriffsflugzeuge wie auf das einmotorige Sturzkampfbombenflugzeug
vom Typ Junkers Ju 87 und auf die zweimotorigen mittleren Bombenflugzeuge der Typen Ju 88 und Heinkel He 111
gelegt. Im Zuge des anlaufenden Ju-88-Programms wurden fast alle zur Verfügung stehenden Luftrüstungskapazitäten
115
darauf ausgerichtet, um monatlich 300 Ju 88 zu bauen, darunter auch die vom Junkers-Stammwerk in Dessau. Es gab
im Sommer 1940 nach dem Auslaufen der B-Serie die gesamte Weiterentwicklung der Ju 87 an die "Weser Flugzeugbau
116
AG" in Lemwerder ab .
Die „Weser Flugzeugwerke GmbH“ wurde so zum Hauptproduzenten der Ju 87, des wichtigsten Luftangriffsmittels, über das die Luftwaffe in der Anfangsphase des Krieges auf dem Schlachtfeld verfügte. Als Nazi-Deutschland Polen
überfiel, verfügten die Stuka-Verbände über 348 Ju 87 der B-Version. Da sich ihr Stammsitz und ihre Werke in der Hansestadt Bremen und Umgebung und somit in der Reichweite britischer Bombergeschwader befanden, wurden bereits vor
dem 1. September 1939 Überlegungen im RLM angestellt, die Produktion in das Landesinnere zu verlegen. Doch nicht
nur die Verlagerung der Produktion drückte die Auslieferungsrate. Viel schwerwiegender waren fehlende Materialressourcen und mangelnde Durchschlagskraft der Lobbyisten der „Weser Flugzeugbau GmbH“ innerhalb des Technischen
Amtes des Reichsluftfahrtministeriums.
Obwohl Generalfeldmarschall Göring als „Beauftragter für den Vierjahresplan“ in eigener Machtvollkommenheit
7,2 Millionen Mark in Devisen für seine Luftwaffen-Rüstung zur Verfügung stellte, um die größten Löcher bei der Material- und Rohstoffversorgung zu stopfen, musste Generalluftzeugmeister Udet Juli 1939 eine erneute Programmkürzung
mit dem Generalstabs-Chef Jeschonnek aushandeln. Im Lieferplan 12 verzichtete Jeschonnek auf die Schachtflugzeug117
version der FW 189 und akzeptierte die kurzfristige Einstellung [der Fertigung – M.A.] des Stukas Ju 87. – Die pau118
schale Kürzung um bis zu 20 Prozent wurde genau ein Jahr später mit dem „RLM-Lieferprogramm 18“ vom 1. Juli
1940 zurückgenommen. Die Materiallage hatte sich nach dem erfolgreichen Raubzug in Westeuropa entspannt, das
Liefer-Soll von WESER wurde erhöht.
III.2.1b Das „Weser Flugzeugwerke GmbH“- Umbauwerk Tempelhof
Gemäß dem Befehl des Generalluftzeugmeisters Udet vom 14. Dezember 1939, den „Umbaubetrieb aus dem Werk
119
Lemwerder nach dem Flughafen Tempelhof zu verlegen“, wurden WESER am 31. Dezember Gebäude zur Nutzung
113
114
115
116
117
118
119
Nowarra: Die deutsche Luftrüstung 1933 – 1945, Band 4, 1988, S. 37
Wenz: Chronik des Lemwerder Flugzeugwerkes 1935 – 1963, S. 163 ff
Budraß, Lutz: Flugzeugindustrie und Luftrüstung in Deutschland 1918 – 1945, Droste Verlag, Düsseldorf, 1998, S. 948
Groehler, Olaf: Geschichte des Luftkrieges S. 408
Budraß: Flugzeugindustrie und Luftrüstung in Deutschland 1918 – 1945, S. 586
Kohl/Bessel: Auto Union und Junkers. Die Geschichte der Mitteldeutschen Motorenwerke GmbH Taucha 1935-1948, Franz
Steiner Verlag Wiesbaden GmbH, 2001, S. 310
Faksimile des Schnellbriefs des Reichsministers für Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe an die „Weser
Flugzeugbaugesellschaft mbH“, Bremen 1 vom 14. Dezember 1939. In - Wenz, F.-Herbert: Flughafen Tempelhof, S. 28
23
zugewiesen. Si am alten Flughafen die Halle I mit Anbau, der Verbindungsbau zwischen Halle I und II, die Hälfte der
Halle II, Halle a und die Steinbaracke/Gebäude c sowie am neuen Flughafen der Flugsteig A, die Halle 3 und 4. Noch am
gleichen Tag wurde die Steinbaracke als Bürogebäude und Wohnheim eingerichtet. Die Hallen I und a wurden am 9.
bzw. 12. Januar 1940 in Betrieb genommen und mit den ersten Umbauten begonnen. Etwa 200 He 111 P wurden bis
Ende April umgebaut bzw. ausgerüstet. Im Februar 1940 erfolgte die Zuweisung der Halle b. In ihr erfolgte der Austausch der Dieselmotoren Jumo 205 C der veralteten Bombenflugzeuge des Typs Ju 86 A-1 und D-1 gegen Sternmotoren des Typs BMW 132 F und ihre Umwidmung zu Transportern Ju 86 E-1/G-1. Ende Februar 1940 waren über 100
Arbeiter und Angestellte auf 10.000 m² Hallen- und Büroräume tätig.
Am 9. März führte Direktor Dipl.-Ing. Fritz Feilcke, Hauptbetriebsführer und Technischer Leiter der „Weser"
Flugzeugbau GmbH“, einen ersten Betriebsappell durch. Zum Führungspersonal des Werkes Tempelhof gehörten: Dr.
H.-A. Paeper, kaufmännischer Leiter, Wilhelm Prange, Gesamtbetriebsleiter und Dr. jur. Hans Albrecht Caspari, Betriebsführer und technischer Leiter. In der Zeit, als
der Flugbetrieb des Weltflughafens BerlinTempelhof in Rangsdorf stattfand (1. November
1939 bis 7. März 1940), erfolgte aus Geheimhaltungsgründen die wesentlichsten Umbauten.
Deutsche und Nicht-deutsche Flugpassagiere
sollten ihre Beobachtungen nicht ins Ausland
tragen, dass in den zivilen Anlagen des alten
und neuen Flughafens Kriegsflugzeuge umgebaut wurden.
Am 8. April erfolgte die Belegung der
Halle 3 im neuen Flughafen, wo dann in He 111
Doppelsteuerungen eingebaut wurden, am 9.
April die Übernahme des Flugkommandos zwischen den Hallen II und III des alten Flughafens
und am 15. April die Belegung der Lagerbaracke f. Am 30. April verfügte das Werk Tempelhof über 40.345 m² Nutzfläche und 403 Arbeiter und Angestellte. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich 156 Flugzeuge (Ju 52, Ju 86, W 34 und He 111) zur Durchführung von Umbau- bzw. Umrüstungsarbeiten (Einbau von Zusatztanks, von neuen Motoren) im Werk. An weiteren Hallen wurden bis Ende 1940
bezogen und in Betrieb genommen: am 1. September Halle 5 und am 31. Dezember Halle 6 und 7 mit insgesamt 21.418
m². Somit standen am 31. Dezember 1940 dem Umbaubetrieb Tempelhof ca. 62.000 m² gedeckte Fläche zur Verfügung.
Die Anzahl der „Betriebsgefolgschaft“ erhöhte sich auf 800 Arbeiter und Angestellte. Das (Umbau-)Werk Tempelhof
baute bzw. rüstete 1940 insgesamt 609 Flugzeuge der Typen W 34 (194), Ju 52 (101), Ju 86 (72), FW 58 (17) und He
120
111 (225) um. –
Nach dem schweren britischen Bombenangriff vom 4. Juli 1941 auf Bremen, bei dem in der Halle I des Werkes
Bremen (Werk I) ein großer Schaden im Rumpfbau der Ju 87 anrichtet worden war, wurde am 18. Juli der Direktion von
FOCKE-WULF befohlen, Zweidrittel der Gesamtfertigung nach Tempelhof zu verlegen. Mit dieser Entscheidung wurden
Bremer Arbeiter und Angestellten gemäß dem der Verordnung zur Sicherstellung des Kräftebedarfs für Aufgaben von
besonderer staatspolitischer Bedeutung vom 22. Juni 1938 nach Tempelhof „dienstverpflichtet“. Mit Stand vom 31. Juli
1941 betraf es 429 „Gefolgschafter“. Schon Anfang des Jahres war vom RLM angeordnet worden, dass ein Drittel des
Teile- und Endzusammenbaus nach Berlin zu verlegen ist. Diese Maßnahmen waren vom 1. März bis Ende Mai durch121
geführt worden und bereits im Juni wurden [die ersten] 16 Ju 87 montiert , die dann auf dem Flugfeld von den Einfliegern H. Amling, Dr. Hans-Albrecht Caspari und Horst Zimmermann eingeflogen und abschließend von der „Bauaufsicht
der Luftfahrt“ Nr. 72 unter der Leitung des Flieger-Stabsingenieurs Herbert Windmüller abgenommen wurden.
Die Verlagerung der Fertigung setzte geeignete Unterkünfte für die dienstverpflichteten WESER- Arbeitskräfte
voraus. Deshalb wurden Baracken für 400 Arbeiter vor den Hallen 5, 6 und 7 des „Bügels“ vorgesehen. Ferner wurde
durch die Rüstungsinspektion III (Berlin) auf Wunsch der Weserflug-Direktion das im Bau befindliche Verwaltungsgebäude der „Gagfa“ in Schmargendorf, Kahlstraße, beschlagnahmt, um etwa 1.500 Bremer Arbeitskräfte unterzubringen.
120
121
Wenz, F.-Herbert: Flughafen Tempelhof, S. 29-40
Wenz, F.-Herbert: Flughafen Tempelhof, S. 46f
24
Außerdem wurde von der Direktion beantragt, für weitere 1.900 Bremer Arbeitskräfte 25 Wohnbaracken, eine Wirt122
schaftsbaracke und ein Heizhaus zu errichten.
„Bis zum 5. März 1942 wurden der Firma Weserflug insgesamt 600 Kriegsgefangene Russen und 42 russische
Zivilarbeiter zugeführt. Weitere russische Zivilarbeiter werden laufend zugeteilt. Da die Auswahl der Russen in den Gefangenenlagern von Weserflug-Ingenieuren vorgenommen wird, ist eine gewisse Gewähr für die Zuweisung geeigneter
123
Arbeitskräfte gegeben.“ - Im nördlichen Flughafenbereich (südlich der Columbiastraße, Neue Flughafenstraße bis zur
Ecke Lilienthalstraße) wurde ein Lager für 300 Personen mit je drei Mannschaftsbaracken für „Russenmänner“ und
„Russenfrauen“, aber auch je eine Mannschaftsbaracke für französische Kriegsgefangene und für Ehepaare (Zivilarbei124
ter), eine Küchen-, eine Wach-, eine Wirtschafts-, eine Wasch- und eine Abortbaracke errichtet. - Ab Mitte 1943 erblickten dort mindestens 20 Kinder das Licht der Welt, meist von Ehepaaren aus der Sowjetunion. Ein einziges Mal
konnte ein Ehepaar im Joseph-Krankenhaus ihr Kind zur Welt bringen, ansonsten fanden die Geburten im Lager statt.
Mitte 43 auffallend viele Ehepaare (meist “Landarbeiter”) aus dem Gebiet Woroschilowgrad. Von 1943 bis 1945 ist der
125
Tod zweier Ostarbeiter, wie auch zweier Kinder beurkundet, die bei ihren Müttern lebten.
Während die Fertigung und Endmontage zum Erreichen der Forderung des RLM „Verlagerung von 1/3 des Teile- und Endzusammenbaus der Ju-87-Fertigung nach Tempelhof“ auf relativ einfachen und für kleine Stückzahlen ausgelegten Taktstraßen relativ reibungslos verlief, wurden in den Konstruktionsbüros bereits an einer, nach modernsten
Fertigungsgesichtspunkten und für große Stückzahlen ausgelegten Taktstraße gearbeitet. Dies wurde notwendig, um die
„Verlegung von 2/3 der gesamten Ju-87-Fertigung nach Tempelhof“ zu gewährleisten. Gegen Ende des Jahres 1942 war
126
diese Umstellung beendet und die Auslieferungszahlen stiegen 1943 sprunghaft an.
Nach der amerikanischen Quelle „Aircraft Division Industry Report, Second Edition January 1947“ wurden von
den 5.314 im Dritten Reich gebauten Ju 87 (Stuka) in Tempelhof 4.107 hergestellt. Das sind 77 Prozent. Wenn die Se127
kundärquelle Wenz von 5.215 bis Oktober 1944 gefertigten Stukas ausgeht, von denen zwischen Juli 1941 bis September 1944 1.960 Ju 87 in Tempelhof ausgeliefert und abgenommen worden sind, so spricht es nicht gegen die Tatsache, dass ab 1941 im Zentrum Berlins tödliche Luftangriffsmittel gefertigt wurden und diese von Tempelhofer Flugfeld
aus in alle Himmelsrichtungen aufstiegen, um friedliche europäische Städte in Schutt und Asche zu legen. Für die Jahre
1939 und 1940 stehen keine genauen monatlichen Produktionszahlen zur Verfügung, aber ab Januar 1941 bis Septem128
ber 1944 :
Summe
Jahr
Jan.
Feb.
Mär.
Apr.
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
557
1939
611
1940
476
1941
70
67
58
54
22
54
37
26
12
25
2
49
862
1942
50
54
88
112
81
84
60
95
68
60
59
51
1140
1943
57
60
191
179
135
103
76
61
22
90
81
84
461
1944
40
58
57
65
69
46
56
49
21
Die Ju 87 war das Sturzkampf-Bombenflugzeug der deutschen Luftwaffe und deren wichtigstes Schlachtflugzeug in der zweiten Hälfte des WK II. Diese und ihre Nachfolgemuster trugen mit ihrer Zielgenauigkeit erheblich zu den
Anfangserfolgen der Wehrmacht bei. Nachdem die Luftherrschaft verloren war, wurde die Ju 87 eine leichte Beute für
gegnerische Jäger. Der Ju 87 A-1 folgte die mit verbesserten Funkanlage ausgestattete Version A-2, mit der die Ausrüstung der Staffeln begann. Die Ju 87 B-1/B-2 mit fast doppelter Triebwerksleistung und verstärkter Bewaffnung wurden
1938 ausgeliefert. Die späteren Versionen der Ju 87 wurden als Schlachtflugzeuge, vor allem als Panzerjäger eingesetzt. Ältere Maschinen wurden als Zugmittel für Lastensegler in Luftlandegeschwadern eingesetzt. –
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123
124
125
126
127
128
Wenz: Flughafen Tempelhof, S. 49
Wenz: Flughafen Tempelhof, S. 61 – Stellungnahme des Chefs der Rüstungsinspektion III Admiral Anker vom 5. März 1942
Kubatzki: Standorte und Topografie der Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiter-Lager in Berlin und Umgebung: 1939-1945, S.
Bremberger, Bernhard: Lager und Ausländerunterkünfte in Berlin-Tempelhof während des 2. Weltkriegs. Stand Frühling 2001.
Auf: http://www.zwangsarbeit-forschung.de/Lagerstandorte/Tempelhof/Tempelhof-Lagerstandorte/tempelhof-lagerstandorte.html Aufgerufen am 18. August 2011
Wenz: Flughafen Tempelhof, S. 76
Wenz: Flughafen Tempelhof, S. 120
Aircraft Division Industry Report, Second Edition January 1947, auf http://www.sturmvogel.orbat.com/images/ussbs/exiiicpt1.gif und http://www.sturmvogel.orbat.com/images/ussbs/exiii-cpt2.gif - aufgerufen am 1. April 2011
25
Am 6. Juni 1941 erhielt das Werk Bremen-Lemwerder einen Auftrag über 1037 Ju 87 D-1. Ab Frühjahr 1942 erhielten die Verbände an der Ostfront die Ju 87 D-1. Für den Einsatz in Afrika stand eine Notausrüstung zur Verfugung.
Die D-3-Serie sah einen erweiterten Panzerschutz für Triebwerk, Kühler, Kühlstoffleitungen und Besatzung vor. Von
dieser Version wurden 1942 bis 1944 1349 Maschinen gebaut, 752 in Tempelhof, 597 in Bremen. Die D-4-Flugzeuge
waren für den Torpedoeinsatz geplant. 1943 kam die letzte Version an die Front - die Ju 87 D-5. Die Spannweite war auf
15 m vergrößert, das Fahrwerk absprengbar. Diese Version wurde fast nur noch für Tiefangriffe eingesetzt und schließlich mehr und mehr für Nachteinsätze. Insgesamt wurden von dieser Version 1178 Flugzeuge gebaut. Mit der Ausführung der Ju 87 D-8 lief die Serie aus. - Sonderbauten waren die G-1 mit zwei 37-mm-Kanonen zur Panzerbekämpfung,
die Ju 87 H als Schulflugzeug mit Doppelsteuerung, die Ju 87 R mit auf 1.225 Kilometer vergrößerter Reichweite für den
129
Einsatz im Mittelmeerraum. Die Ju 87 G war ein reines Frontflugzeug, das wegen seiner Spezialisierung ausschließlich
gegen angreifende sowjetische Panzerkeile eingesetzt wurde. Zur Vorbereitung der deutschen Angriffs-Operation an der
deutsch-sowjetischen Front, Zitadelle vom Juli 1943, wurde die Produktion der Ju 87 noch einmal enorm erhöht.
Besonders die Produktion der Version G-1, eines Panzerjägers mit Kanonen-Bewaffnung, wurde stark erweitert. Im März
1943 wurden 191 Ju 87 gebaut, April 179 und im Mai 135. - Einige wenige Exporte von Ju 87 gingen an die Luftwaffen
130
der deutschen Satelliten wie Ungarn , Italien und die Slowakei.
III.2.2 Die „Conrad Lorenz AG“
III.2.3 Die „Textilwerke S. Henking GmbH“
III.3
Von Qualitäts- über unfreie Arbeit zur Zwangsarbeit (1940-1945).
Das Tempelhofer Feld als Teil des Berliner-Zwangsarbeitersystems.
War Tempelhof vor Kriegsausbruch der Inbegriff von ingenieurtechnischer Qualitätsarbeit, darauf ausgerichtet Raum und
Zeit zu verkürzen, die Flugsicherheit und Flugkomfort zu verbessern, einen neuen Träger im Transport- und Verkehrswesen der deutschen Volkswirtschaft zu verankern, so änderte das sich grundlegend. Die Arbeit die auf dem Tempelhofer Flugfeld wandelte sich von Qualitätsarbeit ziemlich schnell über unfreie Arbeit zur Zwangsarbeit.
Die Arbeit im Krieg, unter Kriegsrecht, ist allgemein unfreie Arbeit. Tatsächlich steht der Arbeiter im Krieg überall unter staatlicher bzw. militärischer Gewaltandrohung. Er ist prinzipiell dem Zugriff des Staates ausgeliefert. Das traf im
2. Weltkrieg auf den faschistischen Block zu, aber auch auf Staaten der Antihitlerkoalition. Überall wurden besondere
Institutionen geschaffen, die die Arbeit für den Krieg organisierten und verwalteten. Nicht darin, sondern das Außergewöhnliche und ausschließlich das für die deutsche Kriegswirtschaftsorganisation Typische bestand bei der Arbeit unter
Kriegsrecht darin, dass eine Sonderbehörde – der „Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz“ (GBA) in Gestalt des
Gauleiters Fritz Sauckel – geschaffen wurde. Bereits zu Kriegsbeginn war in Bezug auf deutsche Arbeiter ein umfassendes System unfreier Arbeit (Zwang zur Arbeit in einem bestimmten Betrieb, Arbeitspflicht, etc.) kodifiziert und erprobt. –
Dies traf vor Kriegsentfesselung nur bedingt auf die LUFTHANSA und auf die Luftfahrtunternehmen in Tempelhof zu. Denn die Arbeit auf dem Flugfeld bzw. in den Hallen und Gebäude bedurfte einer entsprechenden (meist hohen)
Qualifikation, die gut bezahlt wurde. Durch Filme und Werbung bedingt war die Zahl der Bewerber auf durch die Lufthansa angebotenen um ein Mehrfaches höher als vorhandenen Arbeitsplätze. Doch das änderte sich mit der Übernahme
untypischer Aufgaben durch die Lufthansa: Im Mai 1941 wurde der LUFTHANSA die Aufstellung und Führung von drei
131
Frontreparaturbetrieben befohlen.
Aus dem Vortrag des Direktors Freyer im Junkerswerk Kassel-Bettenhausen vom 22. Juni 1943: "Der größte
Vorteil der Ausländerbeschäftigung liegt darin, dass wir nur Befehle erteilen brauchen, kein Widerspruch erfolgt, kein
Verhandeln ist nötig. Der Ausländer ist sofort zur Stelle, wenn er für Überstunden und Sonntagseinsatz benötigt wird.
Viel überflüssige Schwatzarbeit ist in Fortfall gekommen und eine nahezu hundertprozentige Anwesenheit des Ausländers am Arbeitsplatz der Fall. Selbst die Abortzeit mit zehn Minuten wird kontrolliert, überwacht und bei Übertretung
bestraft. Der Arbeitsbeginn ist pünktlich, da die Ausländer zum größten Teil abgeholt werden; Fehlzeiten wegen Besorgungen auf Behörden und in den Geschäften kommen kaum in Frage. Der Arbeitszeitanteil ist im Ganzen größer als bei
129
130
131
Flieger-Revue 6/1988, S. 190, Militärverlag der DDR, Berlin
Neulen, Am Himmel Europas, S. 141
Braunburg, Die Geschichte der Lufthansa, S. 146
26
deutschen Gefolgschaftsmitgliedern. Die Entlastung deutscher Männer an gesundheitsschädlichen Plätzen ist eingetreten und von erheblichen Wert (...) Sprachkenntnisse sind an sich nicht erforderlich, weil mit den nur als Nummern existierenden ausländischen Arbeitskräften eine Verständigung in deutscher Befehlsform völlig ausreicht. (...) Nur mit Macht
hält alles zusammen, und wehe uns, wenn es anders wäre. Der Deutsche hat sich mit dem Ausländereinsatz zum ersten
132
Mal in einem riesigen Umfange die Tätigkeit von Hilfsvölkern zu eigen und zunutze gemacht."
Von den 5.976.673 Zwangsarbeitern im schrumpfenden Dritten Reich waren am 31. September 1944 im Gau133
arbeitsamtsbezirk Berlin 271.444 Männer und 103.554 Frauen verschleppt worden. Diese Dimension und Größe kommentiert der Wirtschaftswissenschaftler Kuczynski folgendermaßen: "... Zwar wurden auch die Sklaven im Römischen
Reich von den römischen Herren überall in der Welt umsonst aufgebracht, dann aber auf dem Sklavenmarkt verkauft.
Sie stellten eine ökonomische Anlage dar, mit der reiche Männer nur in Zeiten reicher Sklavenzufuhr verschwenderisch
umgehen konnten. Die Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen des Faschismus aber wurden den Unternehmern vom
Staat zugeführt, die Unternehmer brauchten für ihren Erwerb nichts zu zahlen und konnten sie bis zum Tode ausbeuten.
134
Bis zum Tode! wörtlich."
Mit Ausweitung des Zweiten Weltkrieges, mit dem Eintritt des Dritten Reiches in die Phase des unmittelbaren
Kampfes um die Weltherrschaft wurde einerseits die Produktion von Rüstungsgerät, Waffen und Munition stark vergrößert (Göringprogramm Juni 1941), was viele und qualifizierte Rüstungsarbeiter brauchte, und andererseits entzogen die
Einberufungen in die Wehrmacht den Rüstungsbetrieben viele qualifizierte Arbeiter. Am 31. Mai 1941 standen bereits 1,7
Millionen deutsche Arbeitskräfte der Wirtschaft weniger zur Verfügung als zum 31. Mai 1940. Deshalb ordnete nach der
Niederlage der deutschen Wehrmacht vor Moskau Wirtschaftsdiktator Hermann Göring am 7. November 1941 die höchste Ausnutzung der russischen Arbeitskraft an. Die Gewinnung neuer deutscher Soldaten durch Masseneinsatz von sowjetischen Kriegsgefangenen wurde in der Rüstungswirtschaft zentraler Punkt. Am 21. März 1942 erfolgte die Ernennung
des Generalbeauftragten für den Arbeitseinsatz (GBA) Sauckel. Unter seiner Leitung wurde die Zwangsarbeit mit immer
rücksichtsloseren und brutaleren Methoden betrieben. 1942 verschleppte der GBA-Apparat fast drei Millionen Menschen
zur Zwangsarbeit nach Deutschland. Die gewaltige Rüstung erforderte mehr Arbeitskräfte. Zunehmend setzte das Dritte
Reich sowohl die besetzten Länder als auch die befreundeten pro-faschistischen Staaten unter Druck, um „ausländische
Zivilarbeiter“ zu bekommen. Ende 1942 arbeiteten cirka sechs Millionen Kriegsgefangene und zivile ausländische
Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Deutschland. Waren am 1. Oktober 1941 unter den 3,5 Millionen ausländischen Zwangsarbeitern 25.000 Sowjetbürger, so stellten sie Ende 1942 über 25 Prozent, rund 1,4 von 5,1 Millionen; 1,2
Mio. stammten aus Polen und 1,1 Mio. aus Frankreich.
Durch die Einberufungen von mehr als eine Million u.k. gestellte Rüstungsarbeiter im Herbst 1944 stieg das
Durchschnittsalter der deutschen Arbeitskräfte von Monat zu Monat an. In vielen Betrieben leiteten ältere, bereits berentete oder invalide Meister Kolonnen von zunehmend widerwillig arbeitenden Zwangsarbeitern an. Die wenigen noch
verbliebenen deutschen Facharbeiter sahen sich in der Rolle von Unteroffizieren der Produktion fungieren. Ihre Aufgabe
bestand darin, die ihnen zugeteilten Fremdarbeiter zu Höchstleistungen zu bringen. - Dieses System wurde mit dem
Sturm der Roten Armee auf Berlin endgültig beendet und die Tempelhofer Etappen Weltflughafen und Luftrüstungszentrum unter Trümmern begraben.
Reiner Kubatzki führt in seinem Standardwerk „Standorte und Topografie der Kriegsgefangenen- und ZwangsarbeiterLager in Berlin und Umgebung: 1939-1945“ in die Wohnverhältnisse ein:
„Baracken. Typen, Maße, Funktionen
Das Äußere der meisten Lager wurde durch standardisierte Holzbaracken geprägt. Je geringer die nationalsozialistische
Bewertung der Betroffenen, um so höher die Belegung, um so mehr kamen auf eine Baracke, einen Abort und eine
Waschstelle, was, ganz ohne heutige Maßstäbe, beim Überschlagen von Belegungen nach Bauanträgen stumm werden
lässt. […] Die Hersteller für den Rüstungsbedarf boten zu Beginn des Krieges mehrere Barackentypen an. Dazu gehörten die beim Oberkommando des Heeres entwickelten OKH 260 und OKH 263 und ein beim Beauftragten für Holz entwickelter Typ BFH, außerdem die beim Reichsluftfahrtministerium kreierte RLM 501/34. Um 1941 wurde die vom
Reichsarbeitsdienst seit 1936 gewählte RAD-Baracke aus Kiefernholz mit Spanplatten bevorzugt und schließlich zum
Haupttyp des Lagerbaues, der in verschiedenen zusammensetz- und kombinierbaren Ausführungen geliefert wurde. Die
132
133
134
Autorenkollektiv: Deutschland im 2. Weltkrieg, Akademie-Verlag, Berlin, 1981, Band 4, S. 490
Spoerer, Mark: NS-Zwangsarbeiter im Deutschen Reich. Eine Statistik vom 30. September 1944. In: VJZ 4/2001, S. 672
Kuczynski, Jürgen: Geschichte des Alltags des deutschen Volkes, Akademie-Verlag, Berlin, 1982, Band 5, S. 79
27
Grundausführung hatte ein Gebäudetiefe von 8,14 Meter, eine Tafelbreite von 1,10 und eine Seitenwandhöhe von 2,55
Meter. Die Mindestlänge betrug 3,30 Meter, die um dieses Maß verlängert werden konnte. Die RAD wurden für bestimmte Funktionen erst empfohlen, ab April 1942 vorgeschrieben. RL IV war zu verwenden für Einzelstuben und Küchen,
insbesondere in Kriegsgefangenenlagern, weil diesen keine Wirtschaftsbaracke mit Speise- und Aufenthaltsraum zustand. Sie konnte mit anderen Teilen, etwa für Unterkunfts- und Speiseräumen der Wachmannschaft, zusammengesetzt
werden. Sie war auch als Waschraum für Kriegsgefangene, 200 auf einen, vorgeschrieben. Bei Zivilarbeitern wurden
100 auf eine RL IV Waschraum gerechnet. Sie konnte bei Belegungen bis zu 200 Mann als Speise- und Aufenthaltsraum
eingesetzt werden. RL IV/2 und RL IV/3 hatten Zwischenwände und waren als Mannschaftsbaracken für männliche
Arbeiter vorgesehen. Für Kriegsgefangene rechnete man wieder die hohe Belegung ein. RL IV/2 und RL IV/3 dienten
auch als Waschräume, Küchen, Aufenthalts- oder Verwaltungsräume. Die RL IV/1/2 als zusätzliche Raumeinheit war
einzusetzen als Revier- oder Wachstube, bei Unterkünften zur Vergrößerung. Auch RL V/1 konnte mit anderen Teilen
kombiniert werden. RL VII/4 und VII/5 dienten als Wirtschaftsbaracken für Lager mit mindestens 150 Zivilarbeitern oder
als Unterkünfte für Frauen. Als Speiseraum sollten sie jeweils bis zu 500 Personen in Durchgängen Platz bieten. Zur
Vergrößerung war die Kombination mit RL VII/0 möglich. RL XVIII/2, als Waschbaracke vorgeschrieben, kam nur für
Lager mit 150 Mann in Frage, kleinere Lager mussten Waschteile in die Mannschaftsbaracke RL IV einbauen. Bei RL
Xa, einem Aborthaus, rechnete man für ein Exemplar 250 bis 300 Kriegsgefangene oder 150 bis 250 Zivilarbeiter. Abort
RL Xc kam ab 50 Zivilisten und bis 250 Kriegsgefangene zum Einsatz. Bei kleineren Lagern musste der Abort behelfsmäßig mit Balken aufgebaut werden. Es gab die Waschbaracke mit Dusche RL XVIII/2K. Der Pferdestall OKH 260/9
ohne Fenster war für Lagerungszwecke vorgesehen oder für Kriegsgefangene. Die Fahrzeughalle OKH 263/8 entsprach
der Barackenhalle 263/9. Die Fundierung der Aufbauten ruhte auf Pfahlrosten wenige Zentimeter über dem Boden. Sie
konnte durch Schwellenroste, verankert auf bloßer Erde, ersetzt werden.'
Inneneinrichtungen
Auch die innere Einrichtung und die Ausstattung unterlagen der nationalsozialistischen Bewertung der Betroffenen, die
dazu im Gefälle 1. Zivilarbeiter aus dem Westen, 2. aus dem Osten, 3. Kriegsgefangene, 4. Häftlinge Ausstattungspläne
vorschrieb. Spinde, Tische und Doppelstockbetten mit Strohsack und Decke, in besserer Variante etwa für italienische
Arbeiter bis 1943 Bettwäsche, Stiefelschrank und Stuhl, gehörten für alle zum Standard. Blechschüssel, Blechtasse,
Aluminium- und Holzlöffel, auch Bestecke und Porzellan konnten bestellt werden. Geheizt wurden eiserne Öfchen mit
Abzugsrohr ohne Rauchsperren. Warmwasseröfen, Duschöfen und Waschhaus konnten ab mindestens 150 Personen
aufgebaut werden. Kleine Lager hatten nächstgelegene Möglichkeiten zu nutzen. Elektrisches Licht war obligatorisch,
aber provisorisch zu installieren. In Kriegsgefangenenlagern kamen etwa 30 Mann auf ein Abortloch, teilten sich vier bis
fünf Mann einen Spind, noch mehr einen Stuhl. Solche Vorgaben konnten unterschritten werden. Nach Bauanträgen und
Belegungszahlen gerechnet, gab es viele Baracken, in denen auf einen Mann vier Quadratmeter für seinen Schlaf- und
Luftplatz kamen. Für einen deutschen Bauarbeiter waren 10 Quadratmeter Lagerschlafplatz vorgeschrieben.“
III.3.1 Zwangsarbeiter-Lager auf und um das Tempelhofer Feld
http://www.zwangsarbeit-forschung.de/Lagerstandorte/Tempelhof/Tempelhof-Lagerstandorte/tempelhoflagerstandorte.html
http://www.tenhumbergreinhard.de/05aaff9bed107112f/index.html
Zwangsarbeiter-Lager im nördlichen Flugfeldbereich
Wegen der ständig wachsenden Nachfrage nach Luftangriffsmitteln wuchsen Produktionsdruck und Beschäftigtenzahlen.
Ab Frühjahr 1940 begannen die ersten zwangsverschleppten Frauen und Männer zu arbeiten. Die meisten kamen aus
Polen. Bei der „National-Krupp-Registrierkassen GmbH“ in Neukölln, Thiemannstraße, erfolgte die Produktion von Flugzeugteilen durch jüdische Polinnen ab 1940. Im so genannten Lilienthallager der „Deutsche Lufthansa AG“ in der Flughafenstraße waren Frauen aus Serbien, Rumänien, Griechenland konzentriert. Diese Zwangsarbeiterinnen mussten Flugzeuge im Auftrag der „Lufthansa AG“ und der „Hansa Flugdienst GmbH“ putzen. Spätestens am 4. Februar 1943 wurde
das „Ostarbeiterlager Berlin-Tempelhof“ in der Columbiastraße 9 eröffnet, in dem sowjetische Zwangsarbeiter/innen
gefangen waren. Im „Gemeinschaftslager für ausländische Arbeiter Berlin-Tempelhof“ in der Colditzstraße 27/29 waren
italienische Zwangsarbeiter konzentriert, die in der „Neue Kühler und Flugzeugteile Fabrik Kurt Hodermann“ (BAL 411,
Bauleitung Bruno Arlt) [These] Kühlerteile der Flugzeugmotoren Jumo 211 und Flugzeugbehälter herstellen mussten. In
Tempelhof arbeiteten bis zu ihrer Deportation in die Ermordung 1942 auch jüdische Berliner. Allein im Flughafen Tem28
pelhof arbeiteten für die „Weser Flugzeugbau GmbH“ April 1944 2.103 Zwangsarbeiter Tag und Nacht in den Montagehallen des Bügels.
Kriegsgefangene, Dienstverpflichtete, italienische Militärinternierte, Verschleppte waren bei der WESERFLUG
Tempelhof. Meist sind in den erhalten gebliebenen Statistiken nur die produktiv tätigen Zwangsarbeiter genannt. Prozentual gesehen können dies ca. 2/3 aller Zwangsarbeiter gewesen sein. Viele der unproduktiv eingesetzten Zwangsarbeiter
(z.B. im innerbetrieblichen Transport oder im Lager) hatten keine berufliche Vorbildung oder eigneten sich nicht für eine
direkte oder indirekte Arbeit am Flugzeug. Am 1. Juli 1942 arbeiteten 18.595 Menschen bei der „Weser Flugzeugbau
GmbH“. Sie setzen sich aus 4.602 Facharbeitern, 2.074 angelernten Arbeitern, 1.072 ungelernten Arbeitern,
135
3.390 Angestellten, 2.458 Frauen und 4.999 Ausländern, insgesamt 18.595 Menschen zusammen. Im Werk 8 –
Berlin Tempelhof waren zu diesem Stichtag 2.560 Menschen beschäftigt.
Belegschaft
1940
1941
Deutsche
/
903
1.536
1.847
2.048
2.388
Ausländer
/
387
1.024
1.848
2.103
1.592
Insgesamt
1.100
1.290
2.560
3.695
4.151
30%
40%
50%
Anteil der Ausl.
1. Juli
1942
1943
20. April
1944
51%
1945
3.980
40%
Das größte Problem für die Nazi- Verwaltung war die Unterbringung der Zwangsarbeiter, die aus dienstverpflichteten
Ausländern, angeworbenen und eingefangenen Zivilisten sowie Kriegsgefangenen bestanden und somit nicht einheitlich
untergebracht werden konnten. Aus diesem Grunde mietete man für 1.200 dienstverpflichtete Ausländer aus den
westlichen Ländern (Belgier, Dänen, Franzosen, Holländer, Italiener, usw.) im Verwaltungsgebäude der Gagfah
in Schmargendorf, wo schon ca. 300 ledige deutsche Arbeiter wohnten, entsprechende Unterkünfte an. Für maximal 1.300 europäische Zwangsarbeiter (Polen, Russen, Tschechen, Ukrainer usw.) wurden auf dem Flughafengelände (neben der Halle 1) ca. 30 neue Baracken aufgestellt. Darunter ein Heizwerk, Wirtschaftsbaracken und eine
Großküche. Für die ärztliche Betreuung befand sich vor dem Flugsteig A eine Krankenstation. Sie bestand aus mehreren Massivbaracken, in denen der Werksarzt praktizierte und diverse Krankenzimmer untergebracht waren. Der Einsatz
der Ausländer erfolgte entsprechend den erlassenen Ausländerbestimmungen, von denen bis April 1942 bereits über
1.175 Gesetze und Anordnungen in Kraft getreten waren. Strengste Absonderung von deutschen Mitarbeitern und eine
räumliche Trennung von so genannten geschützten Arbeitsplätzen, damit kein Einblick in geheime Fertigungen und
Fertigungsunterlagen möglich war, gehörten zu den grundsätzlich zu erfüllenden Randbedingungen für einen Ausländer136
einsatz.
Am 18. Februar 1942 wurde „ein aus Charkow angekündigter Transport von cirka 300 Zivilrussen aus der [sow137
jetischen] Flugzeugbauindustrie WESERFLUG umgehend zugewiesen.“
„Bis zum 5. März 1942 wurden der Firma
Weserflug insgesamt 600 Kriegsgefangene Russen und 42 russische Zivilarbeiter zugeführt. Weitere russische Zivilarbeiter werden laufend zugeteilt. Da die Auswahl der Russen in den Gefangenenlagern von Weserflug-Ingenieuren vor138
genommen wird, ist eine gewisse Gewähr für die Zuweisung geeigneter Arbeitskräfte gegeben.“ - Im nördlichen Flughafenbereich (südlich der Columbiastraße, Neue Flughafenstraße bis zur Ecke Lilienthalstraße) wurde ein Lager für 300
Personen mit je drei Mannschaftsbaracken für „Russenmänner“ und „Russenfrauen“, aber auch je eine Mannschaftsbaracke für französische Kriegsgefangene und für Ehepaare (Zivilarbeiter), eine Küchen-, eine Wach-, eine Wirtschafts-,
139
eine Wasch- und eine Abortbaracke errichtet. –
Ab Mitte 1943 erblickten dort mindestens 20 Kinder das Licht der Welt. Ein einziges Mal konnte ein Ehepaar im
Joseph-Krankenhaus ihr Kind zur Welt bringen, ansonsten fanden die Geburten im Lager statt. Mitte 43 auffallend viele
Ehepaare (meist “Landarbeiter”) aus dem Gebiet Woroschilowgrad. Von 1943 bis 1945 ist der Tod zweier Ostarbeiter,
140
wie auch zweier Kinder beurkundet, die bei ihren Müttern lebten.
135
136
137
138
139
140
Die verwendeten Zahlen stammen aus dem Bericht der Geschäftsführung zur Aufsichtsratssitzung vom 30. Juli 1942. In: Wenz:
Flughafen, Tempelhof. 1939-1945, S. 135
Wenz, F.-Herbert: Flughafen Tempelhof. 1939-1945, S. 135
Wenz, F.-Herbert: Flughafen Tempelhof, S. 59
Wenz: Flughafen Tempelhof, S. 61 – Stellungnahme des Chefs der Rüstungsinspektion III Admiral Anker vom 5. März 1942
Kubatzki: Standorte und Topografie der Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiter-Lager in Berlin und Umgebung: 1939-1945, S.
Bremberger, Bernhard: Lager und Ausländerunterkünfte in Berlin-Tempelhof während des 2. Weltkriegs. Stand Frühling 2001.
Auf: http://www.zwangsarbeit-forschung.de/Lagerstandorte/Tempelhof/Tempelhof-Lagerstandorte/tempelhof-lagerstandorte.html -
29
Über die Bedeutung der Zwangsarbeit schrieb am 19. Juni 1943 Generalluftzeugmeister Ehrhard Milch an Reichsmar141
schall Hermann Göring, dass „die Stukas Ju 87 zu 80 Prozent von Russen“ gefertigt werde.
699.
Columbiastraße, gegenüber Einmündung Golßener Straße. A=Deutsche Lufthansa AG, Bauleitung, Tempelhof.
C =Spätestens 1942, Lager für Arbeiter mit 2 MannB, 1 WirtschB, 1 Wach- und SanitätsB. F= Angaben nach einem
Lageplan in der Bauakte, datiert mit: 31. Juli 1942, Lager 1073. Stempel: Lagerbauaktion 1942. Standort: Flugplatz, vor
Hallen 1, 2 und 3.
700.
Columbiastraße, Neue Flughafenstraße, Ecke Lilienthalstraße. A=Weser Flugzeugbau Bremen GmbH, Werk
Tempelhof, Berlin SW 29, Neuer Flughafen. C =Lager für 300 Personen mit 3 MannB Russenmänner, 3 MannB Russenfrauen, 1 MannB französische Kriegsgefangene, 1 MannB Ehepaare, KüchB, WachB, WirtschB, WaschB, AboB. F=
Erweiterungen: August 1942 beantragt 1 MannB, 1 SaniB, bewilligt am 21. August 1942 mit Baunummer 576. 1942 nicht
fertig. Januar 1943 beantragt für 400 Mann 4 MannB, bewilligt am 4. Februar 1943 mit Baunummer 1261. 1943 fertig. Im
April 1943 beantragt 9 MannB für 1200 Mann mit WachB, BadeB, SaniB, SpeiseB, bewilligt am 30. April 1943 mit Baunummer 1904. Vermerk vom 1. Mai 1944: Lager zu 90 Prozent fertig.
710. Lilienthalstraße, südlich vom Garnison Friedhof. A= Deutsche Lufthansa AG, Bauleitung, Kontrollwerkstätte Tempelhof. C=Lager mit 5 MannB, 1 KüchB, 1 SpeiseB, 1 WirtschB mit Wasch-, Abort- und Heizraum und Teeküche, 1
WirtschB für Ausländer. D=1. Oktober 1942 für 3 MannB. F=Nach einem Lageplan zum Bauantrag wurden mehrere
MannB vor Oktober 1942 mit anderen Baunummer aufgebaut.
Das sind 25 Baracken. Aufnahme 1944: cirka 2.000 Menschen
142
Zwangsarbeiter-Lager im südlichen Flugfeld-Bereich (*)
694.
Tempelhof, Borussiastraße 22-26. A=Otto Leh Blechbearbeitung Flugzeugteile Apparatebau, Tempelhof,
Borussiastraße 52. C=6. August 1942, 1 MannB, 1 AboB. D=21. August 1942.E=1942 oder 1943. F =Vermerk vom 6.
Januar 1943: fertig für 52 Personen, mit 52 belegt.
695.
Tempelhof, Borussiastraße 45-49. F= Als Ausländerlager erwähnt.
696.
Tempelhof, Colditzstraße 21-23. A=Paul Knopp KG, Tempelhof, Colditzstraße21-23. C=11. Juli 1943, Lager für
100 Mann mit 1 MannB Typ RL IV/2. D=8. August 1942. E=1942 oder 1943. F =Vermerk vom 8. Januar 1943: fertig.
141
142
Aufgerufen am 18. August 2011
Budraß: Flugzeugindustrie und Luftrüstung in Deutschland 1918 – 1945, S. 586
nach Kubatzki, Reiner: A= Auftraggeber; B= Nutzer; C= Nutzung; D= GBI-Bewilligung; E= fertig; F= Hinweise; G= Quellen
30
697.
Tempelhof, Colditzstraße 27-29. A=Kurt Hodermann, Neue Kühler und Flugzeugteile Fabriken, Tempelhof,
Colditzstraße27-29. C =November 1942, Ausländerlager durch Umbau eines Schuppens als Unterkunft für 150 russische Zivilarbeiter, außerdem 1 WirtschB. D=2. September 1942, F = Vermerk vom 31. Dezember 1942: fertig, bezogen.
698.Tempelhof, Colditzstraße 38. F =Als Ausländerlager mit tschechischen Zwangsarbeitern für die Lorenz AG erwähnt.
702.
Tempelhof, Germaniastraße 10-11, zwischen Götzstraße, Felixstraße und Werbergstraße. A =Steffens & Noelle AG, Tempelhof, Gottlieb-Dunkel-Straße 20. C =Januar 1943, Lager für 280 Kriegsgefangene und ausländische Zivilarbeiter mit 4 WellblechB, 3 HoIzB, 1 WachB, Stacheldraht. F=Im März 1943 von der Luftwaffe beschlagnahmt, Bau
nicht ausgeführt.
703.
Tempelhof, Germaniastraße 12-20. A =Carl Lerm & Gebrüder Ludewig Barackenbau, Tempelhof. C=7. Oktober 1942, Lager für 66 Personen mit MannB und WirtschB der Typen RL IV/3, IV 1/2, V/1. D=15. Oktober 1942, Baunummer 493. E=1943. F =Das Lager wurde auf einem Grundstück der Grundbesitz Verwaltungs AG, Berlin SW, Saarlandstraße* 12, aufgebaut. Die Firma Barackenbau Lerm & Ludewig hatte wahrscheinlich nur als Baufirma, nicht als
Auftraggeber oder Nutzer fungiert. Vermerk über das Lager vom 5. Januar 1943: fertig, noch nicht belegt. Vermerk auf
einem Lageplan zum Bauantrag: Russenlager.
704.
Tempelhof, Germaniastraße 80-83. A=Richard Weber GmbH, Tempelhof, Germaniastraße 80-83. C =August
1942, Unterkunft für 22 Ausländer durch Ausbau einer Garage und eines Schuppens. D=10. August 1942. E=1942.
F=Ein Lageplan vom 28. Juli 1942 zum Antrag vermerkt: Umbau der Garage zu Gefangenen-Unterkunftsräumen.
705.
Tempelhof, Germaniastraße 148-149. F= Als Ausländerlager mit tschechischen Zwangsarbeiterinnen und
Zwangsarbeitern für die Hüttenwerke GmbH Tempelhof erwähnt.
706.
Tempelhof, Germaniastraße, Gelände zur Oberlandstraße 75-84. A=Roth Büchner GmbH, Tempelhof, Oberlandstraße 75-84. D=12. August 1942, Lager für 536 Personen, 320 Männer, 216 Frauen mit 5 MannB vom Typ
RL501/34, WirtschB. D = 21. September 1942. E =1943. F = Vermerk vom 31. Dezember 1942: nicht fertig. Bombenschäden: am 1. März 1943 2 Baracken abgebrannt, 3 beschädigt. Wiederaufbau: am 29. März 1943 mit Baunummer
1926 bewilligt. 1943 fertig.
707.
Tempelhof, Gottlieb-Dunkel-Straße 52. F= Als Ausländerlager mit sowjetischen Zwangsarbeitern für die Krupp
& Druckenmüller Eisenhandel GmbH erwähnt.
708.
Tempelhof, Götzstraße. A =Roeder Stahlzackwerk Hein KG, Berlin SW 68, Ritterstraße 123. C =Juli 1943,
Lager für 150 Mann mit 3 MannB, 1 WirtschB, 1 AboB. D=3. August 1942. E=1942. F =Vermerk vom 31. Dezember
1942: fertig mit 150 Plätzen, 50 belegt mit Ostarbeitern.
709.
Tempelhof, Industriestraße 32-34. F= Als Ausländerlager mit französischen Zwangsarbeitern für die Deutsche
Eisenhandel AG, Charlottenburg, erwähnt. Frühester Beleg: 15. Mai 1944.
711.
Tempelhof, Oberlandstraße 26-35. A=UFA Universum Film AG, Berlin SW 68, Krausenstraße 37-39.
C=September 1942, Lager für 120 ausländische Arbeiter mit 1 MannB. D=8. September 1942. E=1942. F= Vermerk vom
31. Dezember 1942: fertig, 90 Plätze belegt.
712. Tempelhof, Oberlandstraße 85-87. A =Elektrolux AG, Tempelhof, Oberlandstraße 36-38. C=Oktober 1942, Zivilrussenlager mit 3 MannB vom Typ RL 501/34, 1 WirtschB Typ RL VII/4 und weitere Aufbauten. D=13. Oktober 1942,
Baunummer 450 a. F =Ein Lageplan zum Bauantrag gibt eine Belegung von 470 Personen sowie 1 Arrestzelle, Wache,
Arzt- und Krankenzimmer an. Vermerk zum Standort: gegenüber Oberlandstraße 36-38.
713.
Tempelhof, Oberlandstraße, Ecke Holzmannstraße. A = Paersch & Kersten, Berliner Gummiwarenfabrik,
Berlin 0 16, Michaelkirchstraße 20. C=13. Juli 1942, Lager für 160 russische Zivilarbeiter mit 1 MannB für Männer, 1
MannB für Frauen, 1 KrankenB, 1 WirtschB, 1 AboB. E= 1943. F= Vermerke vom 31. Dezember 1942: nicht fertig, kein
Platz belegt, vom 19. September 1943: mit 160 Plätzen fertig. Erweiterungen: 1 KüchB, aufgebaut Februar 1943.
714. Tempelhof, Ordensmeisterstraße 39. F=Als Ausländerlager für die Firma Erich Timm Fabrik für Metallbau erwähnt.
715. Tempelhof, Ringbahnstraße 16. F=Als Wohnlager, auch als NBV-Lager, für Berliner Verkehrsbetriebe erwähnt.
31
716.
Tempelhof, Ringbahnstraße 51-57 oder Borussiastraße 45-49. A =UFA Universum Film AG, Atelierbetrieb,
Tempelhof, Borussiastraße 45-49. C =September 1942, Lager für 100 Personenmit 1 MannB, 1 WachB, Drahtzaun. D=8.
September 1942, Baunummer 883. E=1942. F =Vermerk vom 31. Dezember 1942: fertig, 60 Plätze belegt.
717.
Tempelhof, Roonstraße. F =Als Ausländerlager, auch als RPD-Lager 537, für die Deutsche Reichspost, RPD,
Direktion Berlin, erwähnt. Frühester Beleg: 24. August 1943. Mindestens 6 Aufbauten, MannB, WirtschB. Standort
Roonstraße* auch in den Bezirken Reinickendorf, Spandau, Steglitz, Zehlendorf möglich.
718.
Tempelhof, Schaffhausener Straße 44-52, Ecke Germaniastraße, Grundstück des Antragstellers. A =Eduard
Linnhoff Maschinenfabrik und Kesselschmiede, Tempelhof, Oberlandstraße 104-107. C=24. Juni 1942, Russenlager
für 80 Mann 1 MannB Typ RL IV/4, 1 WaschB. D=26. Juni 1942, Baunummer 525. E=1942. F = Vermerk zu den 80
Mann: zum 5. Juli 1942 im Betrieb einzustellen. Vermerk vom 31. Dezember 1942: Lager belegt mit 125 Personen. Erweiterungen: Umbau einer Holzhalle als Unterkunft für Ausländer, im Oktober 1943 beantragt, am 6. Oktober 1943 bewilligt. 1943 fertig.
719.
Tempelhof, Straße 262, Gelände zur Straße 96. F =Als Gemeinschaftslager der Luftwaffe unter Verantwortung
des Luftwaffengaukommandos Berlin erwähnt. Verwendung nicht eindeutig, möglicherweise Kriegsgefangenenlager,
Zwangsarbeiterlager oder Militärlager.
32
Hungernd, frierend, Misshandlungen und Vergewaltigungen rechtlos ausgesetzt, starben zahllose Menschen. Unter
ihnen waren viele Kinder, die gemeinsam mit ihren
Eltern verschleppt wurden, oder aber hier geboren
wurden. Sie verhungerten vor aller Augen in und um
den Flughafen Tempelhof. Die Überlebenden wollte
Industrie und Militär bei Kriegsende wieder loswerden. Nur das Eintreffen der Roten Armee hat den
noch lebenden Zwangsarbeitern in Berlin das Leben
bewahrt. Die SS, die Betriebe und der größte Teil der
Berliner Bevölkerung hätten sie als unbequeme Zeugen ihrer Verbrechen ermordet bzw. dem Hungertod
überlassen. Die überlebenden Zwangsarbeiterinnen
und Zwangsarbeiter des Luftrüstungszentrums Tempelhof wurden am 28. April 1945 befreit.
Sehr viele ausländische Zwangsarbeiter/innen befanden sich bei Kriegsende noch an ihrem Einsatzort.
Viele der später so genannten "Displaced Persons"
gelangten im Frühsommer 1945 in ihre Heimat. In
verschiedenen Ländern standen die ehemaligen
Zwangsarbeiter/innen im Verdacht, mit den Deutschen kollaboriert zu haben. Für zahlreiche "Ostarbeiter" und sowjetische Kriegsgefangene endete das
Leiden nicht mit der Befreiung, sondern ging nahtlos
in die Verschleppung in sowjetische Straflager über.
III.3.4 Zwangsarbeiter-Lager im Bezirk Kreuzberg
Über die Dichte von Zwangsarbeiterlager in den Kreuzberger Stadtquartieren, die unmittelbar am Flughafen Tempelhof
anschlossen, kann man sich auch: http://www.kreuzbergmuseum.de/mu_unter/zwangsarbeit/zwangs_frkr/start.htm informieren. Das Portal ist unter der Leitung vom Chef des Kreuzbergmuseums Martin Düspohl erarbeitet worden.
Zwangsarbeiter fertigten nicht nur die Stukas vom Typ Junkers Ju 87, sondern sie waren auch in den Ausrüstungs- und
Zuliefererbetrieben eingesetzt. So bei der Firma „Max Lindner“, Kreuzberg, Hoffmannsdamm 59-61 (Flugzeugbedarf,
Ausrüstung, Zulieferung), in den BMW Flugzeugmotorenwerken, Kreuzberg, Lobeckstraße 81, (Franzosenlager), bei
der Firma „Windhoff-Flugzeugkühlerbau“, Neukölln, bei der Firma „Albert Rupp Propellernabenfabrik“, Neukölln,
Herrmannstraße 48 (BAL 274) und bei der Firma „C. Lorenz AG“, Tempelhof (Funkstationen für Flugzeuge und Flughäfen).
Das Kreuzbergmuseum führt an: „Zu Kriegsbeginn war diese Entwicklung weder geplant noch abzusehen. Die Erfolge
der "Blitzkriege" gegen Polen und Frankreich erlaubten, die Soldaten wieder zu demobilisieren. Ausländische Zwangsarbeiter/innen wurden zuerst in der Landwirtschaft, in Berlin auch im Bauwesen eingesetzt. Beim Ausbau der Reichshauptstadt wurden seit Frühjahr 1939 die ersten zwangsrekrutierten Arbeitskräfte aus einem besetzten Land, der Tschechoslowakei, beschäftigt. Erst der Übergang der "Blitzkriege" im Osten in einen langen Abnutzungskrieg erzwang im
Herbst 1941 die Umstellung der Rüstungspolitik und die Intensivierung in der Arbeitseinsatzpolitik.
Das Jahr 1942 brachte auch für Berlin die Wende im Zwangsarbeitereinsatz, vor allem durch die "Ostarbeiter". Mindestens 18.000 ausländische Zivilarbeiter wurden im Durchschnitt monatlich neu eingesetzt. Zwischen Herbst 1943 und
Frühjahr 1944 sank die Zahl der ausländischen Zivilarbeiter vorübergehend aufgrund von Industrieverlagerungen in
weniger bombengefährdete Gebiete, blieb insgesamt aber bis Kriegsende auf hohem Niveau. Seit 1943 waren etwa 20
Prozent aller Beschäftigten in Berlin Zwangsarbeiter/innen; in der Rüstungsindustrie betrug ihr Anteil rund 30 Prozent, in
einigen Unternehmen über 80 Prozent. Hier wurde die gesamte Produktion von Zwangsarbeiter/innen mit Ausnahme der
Vorgesetzten und einiger Spezialisten erbracht. Nahezu jedes Unternehmen beschäftigte Zwangsarbeiter/innen, vom
33
Handwerksbetrieb bis zum Großkonzern, städtische Versorgungseinrichtungen wie Gaswerke oder Straßenreinigung,
große Staatsbetriebe wie die Reichsbahn und sogar Privathaushalte. Zu den mehr als 400.000 Zwangsarbeiter/innen in
der Berliner Wirtschaft kam seit Sommer 1944 in Berlin schließlich die letzte Reserve an verfügbaren Arbeitskräften: KZHäftlinge.
Die meisten Zwangsarbeiter/innen waren in rund 1200 "Lagern", Sammelunterkünften aller Art, untergebracht. Meist
waren es kleinere Lager, sogenannte Saallager, die in leerstehenden Schulen, stillgelegten Ausflugslokalen oder Fabrikhallen eingerichtet wurden, oder separat stehende, nur für diesen Zweck errichtete Baracken. Ihre Kapazitäten lagen
gewöhnlich zwischen 20 und 200 Personen.
Im heute fusionierten Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ließen sich über 800 Orte finden, an denen nachweislich Zwangsarbeit geleistet wurde bzw. Zwangsarbeiter/innen untergebracht waren. Im von den Nazis in "Bezirk Horst Wessel" umbenannten Friedrichshain waren es 76 Arbeitsstätten und 98 Lager bzw. Unterkünfte; nur an 14 Orten waren die Lager
direkt im Betrieb. Für Kreuzberg ermöglicht ein Zufallsfund eine in Deutschland wohl einmalige Dokumentation von insgesamt 652 Orten: eine beim Internationalen Suchdienst des Roten Kreuzes erhalten gebliebene Akte aus dem
Gesundheitsamt Kreuzberg mit einer Vielzahl von Listen von Zwangsarbeiterlagern und den dazugehörigen Beschäftigungsbetrieben für die Zeit von November 1940 bis November 1944. In Kreuzberg befanden sich 425 Lager bzw. Unterkünfte und 374 Betriebe, die Zwangsarbeiter/innen einsetzten; 154 Firmen oder öffentliche Arbeitgeber unterhielten
Zwangsarbeiterlager auf dem Betriebsgelände.“ Unter anderem:
Marheinekeplatz / Hausnr. 1 (früher Hausnr. 1/2): Hier, im Gemeindehaus der ev. Passionskirche, befand sich das Lager
3 der „Siemens Apparate- und Maschinenbau GmbH“, in dem 28 Kroatinnen und 17 Italiener (1943) bzw. 25 Kroatinnen,
11 Litauerinnen und 4 Italienerinnen (1944) wohnten.
Hausnr. 3/4
In diesem sonst unauffälligen Wohnhaus war das Lager 2 von Siemens; hier wohnten 1942/43 bis zu 33 Kroaten, 1944
elf Kroaten und ein Rumäne bzw. 17 Männer unterschiedlicher Herkunft.
Hausnr. 15
Hier, in der stadteigenen Marheineke-Markthalle, befand sich auch der Gerätehof 26 der Straßenreinigung der Stadt
Berlin, in dem 1944 zehn polnische Zwangsarbeiter untergebracht waren, die höchstwahrscheinlich auch für diese kommunale Einrichtung zu arbeiten hatten.
Bergmannstraße Nr. 39-41
Auf dem Kirchhof der Dreifaltigkeitsgemeinde arbeiteten und wohnten 4 Bulgaren (1942) bzw. 3 Männer (1944) unterschiedlicher Herkunft, wahrscheinlich hoben sie die Gräber aus. Die Aufsicht als Lagerleiter hatte der Friedhofsinspektor
Chr. Meier.
Nr. 102
Hier beschäftigten die „Aerobau Heinrich Lehmann GmbH“ insgesamt 20 (deportiert meist 1943) und die „Deutsche
Benzinuhren-Gesellschaft mbH“ 7 jüdische Zwangsarbeiter/innen (deportiert meist 1941/42) bei der Produktion von
Flugzeugzubehör. Beide Gesellschaften sollen auch in der Oranienstr. 6 unter Einsatz jüdischer Zwangsarbeiter/innen
produziert haben, gesichert ist das für die „Deutsche Benzinuhren-Gesellschaft mbH“ in der Belle-Alliance-Straße (heute
Mehringdamm 22/28). [BAL 421]
III.3.4 Lebensbedingungen in den Zwangsarbeiter-Lager
„Neben der oft über zehnstündiger Arbeit war die Unterbringung im Lager der bestimmende Faktor im Leben der meisten
Zwangsarbeiter/innen. Kennzeichnend für das "Lagerleben" war das Fehlen jeder Privatsphäre in den beengten, mit
doppelstöckigen Pritschen ausgestatteten Stuben.
Die Bombenangriffe verschlechterten die Lebensbedingungen der Zwangsarbeiter/innen in besonderem Maße. Im April
1944 waren rund 200.000 Unterkunftsplätze zerstört, etwa 60 Prozent aller damals in Berlin eingesetzten ausländischen
Arbeitskräfte waren ausgebombt. In wachsendem Maß "verlausten" die Lager. Entwesungsaktionen brachten kaum
Erfolg, Fleckfiebererkrankungen breiteten sich aus. Die typische "Lagerkrankheit" war die Tuberkulose, Folge von Mangelernährung und Überbelegung. Vermutlich mehrere Tausend Zwangsarbeiter/innen in Berlin starben an dieser Krankheit.
34
Nachweisbar sind anhand von Bestattungsunterlagen etwa 12.500 Todesfälle unter den ausländischen Zwangsarbeiter/innen in Berlin, sehr wahrscheinlich eine unvollständige Zahl, weil in Berlin verstorbene Zwangsarbeiter/innen auch
außerhalb der Stadt beigesetzt wurden und möglicherweise nicht alle Todesfälle auf den Friedhöfen erfasst wurden.
Nicht enthalten sind in dieser Zahl verstorbene KZ-Insassen und die große Anzahl der in den Vernichtungslagern ermordeten jüdischen Zwangsarbeiter/innen.
Etwa 20 Prozent der in Berlin eingesetzten ausländischen Arbeitskräfte waren Frauen. Sie stammten in der Mehrzahl
aus der Sowjetunion und Polen. Für "Ostarbeiterinnen" galten nicht die üblichen Arbeitsschutzbestimmungen für Frauen.
Stattdessen konnten sie zu körperlichen Schwerstarbeiten eingesetzt werden, Mutterschutzregelungen galten nur eingeschränkt. Das ausgewogene Geschlechterverhältnis bei "Ostarbeitern" und Polen sollte Geschlechtsbeziehungen zu
Deutschen vermeiden helfen
Schwangere "Ostarbeiterinnen" wurden bis Ende 1942 noch in ihre Heimat abgeschoben. Dann änderte sich die Praxis.
Daraufhin wurden für Polinnen und "Ostarbeiterinnen" besondere Entbindungsanstalten eingerichtet, in Berlin beispielsweise im zentralen Ausländerkrankenhaus des Siemenskonzerns, dem "Scheringhaus" am S-Bahnhof Jungfernheide.
Geburten fanden aber auch in normalen Krankenhäusern statt, oft auch in den Unterkunftslagern. Abtreibungen waren
osteuropäischen Frauen - anders als deutschen - gestattet, aus Kostenersparnis und aus rassenideologischen Gründen.
Auch die Todesfälle von Zwangsarbeiter/innen sind häufig in den städtischen Krankenhäusern verzeichnet, so auch in
Friedrichshain und Kreuzberg. Im Krankenhaus Am Urban wurde beispielsweise eine ganze, außerhalb untergebrachte
Station als "Sterbelager" eingerichtet. Im Frauengefängnis Barnimstraße (Friedrichshain) fällt dagegen die Häufung von
Geburten auf.
In der zweiten Hälfte des Krieges wurden sogar ganze Familien, Männer, Frauen und Kinder, nach Deutschland deportiert. Im Juli 1943 verfügte das Reichssicherheitshauptamt, Kinder von osteuropäischen Müttern, die als "gutrassig" eingestuft wurden, von ihren Eltern - auch gegen deren Willen - zu trennen und "einzudeutschen". Für die übrigen Kinder
wurden "Ausländerkinder-Pflegestätten" eingerichtet, die der Aufsicht der Deutschen Arbeitsfront bzw. in der Landwirtschaft dem Reichsnährstand unterstanden. Die Kindersterblichkeit in diesen Einrichtungen war überdurchschnittlich
hoch. Auch ältere Kinder wurden, unter Verletzung von Arbeitsschutzbestimmungen, zur Arbeit in Fabriken und in Lagern gezwungen.“
IV. Die Nutzung des Tempelhofer Feldes in den Jahren 1943 und 1944.
143
Ab Ende 1944 wurde nach Tempelhof Teile der Fertigung des Hubschraubers Fa 223 verlegt . Der Pilot Hans144
Helmut Gerstenhauer war an der Erprobung der Fa 330 in Tempelhof beteiligt. Das „Reduzierte Jägerstab-Flugzeug145
Programm“ vom 3. Juni 1944 (TA GL/C-B) führte auch noch die Ju 87 F/G auf. Die Beschäftigtenzahlen betrugen bei
Weserflug-Tempelhof April 1944 4.151 Arbeiter und Angestellte, darunter 2.103 Zwangsarbeiter. Die Produktion von
Jagdflugzeugen des Typs Focke-Wulf FW 190 aufgenommen. Weserflug, die durch die Streichung der Ju 87 im Juli
1944 gezwungen war, in einen Modus für die Abgabe von Arbeitskräften und die Hereinnahme einer neuen Produktion
zu finden. Die Firma verlor im zweiten Halbjahr 1944 ein Viertel ihrer Belegschaft durch Umsetzungen, zählte im Oktober
1944 immerhin noch über 18.000 Beschäftigte, die ebenfalls mit der Teileherstellung und Endmontage der FW 190 be146
gannen, aber im Januar 1945 nur 108 Exemplare produzierten. Flugkapitän Paul Gutschmidt flog mit seiner viermotorigen Focke-Wulf-Verkehrsmaschine vom Typ Fw 200 A-0
der Bezirksdirektion Tempelhof zu Versorgungsflügen nach Norwegen.
Im Mai 1944 übernahm die SS die „Manfred Weiss Werke AG“, den größten Konzern Ungarns. Der 60 Personen umfassenden Familienverband Weiss, Chorin, Mauthner, Kornfeld gehörende Industrie-Komplex repräsentierte in
seiner Gesamtheit einen großen Teil des Kohlenbergbaus, der Eisen- und Maschinenbau-Industrie, der Energieerzeugung, der Aluminiumindustrie und des Flugzeugbaus Ungarns. Der seit 67 Jahren im jüdischen Familienbesitz befindliche Konzern hatte eine einzigartige Stellung erlangt, ähnlich wie die der Familie Krupp in Deutschland. Die führenden
143
144
145
146
Wenz, F.-Herbert: Flughafen Tempelhof. 1939-1945, Stedinger Verlag, Lemwerder, 2002, S. 108
Traditionsverband Boelcke e.V., Bearbeitung der Flugbuchsammlung: Walter Waiss, Stand 05.2005
Hentschel: Die geheimen Sitzungen des Generalluftzeugmeisters, S. 210
Budraß: Flugzeugindustrie und Luftrüstung in Deutschland 1918 – 1945, S. 874
35
Mitglieder der Familie wurden Ende März 1944 wegen ihrer jüdischen Herkunft verhaftet und genötigt, 51 Prozent der
Konzernaktien auf 25 Jahre an das SS Wirtschafts-Verwaltungshauptamt abzugeben. Als „Gegenleistung“ sollten 45
Mitglieder der Familie in ein neutrales Land transportiert und ihnen 600.000 Dollar sowie 2,5 Millionen Mark in bar ausgezahlt werden. In der Nacht vom 17. zum 18. Mai 1944 unterschrieben alle volljährigen Mitglieder des Familienverbands vier Knebelverträge, die ihre Enteignung, aber auch ihre Rettung vor den Gastod in Auschwitz bedeuten. –Bis auf
einige Geiseln in Wien wurden 32 Mitglieder der Familie Weiss-Chorin am 25. Juni 1944 in einer Linienmaschine der
147
LUFTHANSA [Berlin-Tempelhof - Lissabon] nach Portugal ausgeflogen.
Im Juli 1944 wurde die 1942 aufgestellte „Luftfeldpoststaffel“ aufgelöst.
148
Später kamen die Luftnachrichten-Abteilungen 101, 102 und 129, die die Berliner Flak nachrichtlich sicherstellten und der 1. Flak-Division und dem III. Flak-Korps unterstellt waren.
Trotz der so offensichtlichen militärischen Nutzung Tempelhofs wurde die riesige, aus zehn Kilometer Höhe gut
erkennbare Flughafenanlage nicht von anglo-amerikanischen Bombenverbänden angegriffen. Warum? Die Ju 87 spielte
weder im Luft-, noch im Seekrieg Deutschlands gegen das Vereinigte Königreich von Großbritannien und gegen die
Vereinigten Staaten von Amerika in den Jahren von 1941 bis 1944 eine Rolle. Sie wurde nach dem Verlust der Luftherrschaft nicht mehr über Westeuropa, sondern an der deutsch-sowjetischen Front eingesetzt. Der Flughafen Tempelhof
war für die USAAF und RAF kein prioritäres Bomben-Ziel.
V.
Der Ruin der nationalsozialistischen Nutzung des Tempelhofer Felds (1944/1945).



Ruin der Nutzung des Tempelhofer Feldes als Luftrüstungsstandort
Ruin der zivilen Nutzung des Tempelhofer Feldes
Ruin der militärischen Nutzung des Tempelhofer Feldes als Einsatzzentrale der Luftwaffen-Transportfliegerkräfte.
Weserflug war die durch die Streichung der Ju 87 G (März/Juni 1944) gezwungen, in einen Modus für die Abgabe von
Arbeitskräften und die Hereinnahme einer neuen Produktion zu finden. Die Firma verlor im zweiten Halbjahr 1944 ein
Viertel ihrer Belegschaft durch Umsetzungen, zählte im Oktober 1944 immerhin noch über 18.000 Beschäftigte, die
ebenfalls mit der Teileherstellung und Endmontage der FW 190 begannen, aber im Januar 1945 auch nur 108 Exempla149
re produzierten.
Am 22. April 1945 verließen die letzten Maschinen der Lufthansa Berlin in Richtung Travemünde und München, wohin
sich die Lufthansa zurückgezogen hatte. - Die letzten Flüge führten am 4. Mai 1945 mit der FW 200 "Thüringen" (DASVX) von Oslo nach Flensburg und mit einer Ju 52 3/m (D-AFFF) von Aalborg nach Oslo. Die Besetzung von Flensburg durch kanadische Truppen am 6. Mai 1945 besiegelte das endgültige Ende der „Deutschen Lufthansa AG“ jener
Fluggesellschaft, deren weltumspannendes Streckennetz nur sechs Jahre zuvor von Berlin bis nach Santiago de Chile
150
und Bangkok reichte.
151
Am 23. April 1945 erreichten sowjetische Panzerspitzen den Teltowkanal bei Teltow und nördlich von Stahnsdorf. Am
Morgen des 24. April trat die 1. Ukrainische Front unter Marschall der Sowjetunion Pawel Stepanowitsch Konew zum
Sturm Berlins über den Teltowkanal an. 15.000 deutsche Soldaten und Volkssturmmänner, über 250 Geschütze und
Granatwerfer, 130 Panzer und Schützenpanzerwagen sowie über 5.000 Maschinengewehre verhinderten die Forcierung
152
des Kanals aus der Bewegung, so dass der Angriff am 25. April wiederholt werden musste. Schließlich überwand die
3. Gardepanzerarmee unter Generalleutnant Pawel Semjonowitsch Rybalko und rückte in Richtung Stadtzentrum über
die Bezirke Reinickendorf, Steglitz und Neukölln vor.
147
148
149
150
151
152
Darvas, Stadt auf Sumpfboden, S. 196
Neulen: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, S. 100
Budraß: Flugzeugindustrie und Luftrüstung in Deutschland 1918 – 1945, S. 874
http://www.berlin-spotter.de/airlines/lufthansa.htm - aufgerufen am 23. Juni 2011
Oberst i.G. Refior, Hans: Mein Berliner Tagebuch. In: Von zu Mühlen, Bengt: Der Todeskampf der Reichshauptstadt, CHRONOS-Film
GmbH, Berlin – Kleinmachnow, 1994, S. 124
Autorenkollektiv - Deutschland im Zweiten Weltkrieg. Band 6, Akademie-Verlag, Berlin (O), 1985, S. 719
36
„Der Artillerie-Kampf wird vorwiegend von der 1. Flakdivision geführt, die für den Erdkampf dem Kommandant des Verteidigungsbereichs von Berlin unterstellt ist. Die Einsatzfähigkeit der Flakartillerie für die Luftverteidigung muss so lange
wie möglich erhalten bleiben.“ 1. Flakdivision unter Generalmajor Otto Sydow (Gefechtsstand: Zoo, Tiergartenufer, LTurm) Abschnitts-Kommandeur D mit Abschnitts-Flakführer D: Major Weber. Gefechtsstand: Tempelhof, FlughafenVerwaltungs-Gebäude, Organisation der 1. Flak-Division am 1. Dezember 1944: Stab/Flak-Regiment 22 (o) (Flakgruppe
Berlin-Süd) in Berlin-Lankwitz; Stab/Flak-Regiment 53 (o) (Flakgruppe Berlin-Nord) in Berlin Heiligensee; Stab/FlakRegiment 126 (o) (Flakgruppe Berlin-Ost) in Berlin-Reinickendorf; Stab/Flak-Regiment 82 (o) (Flakscheinwerfergruppe
Berlin) in Berlin W15; Stab/Flak-Regiment 72 (Eisb.) in Berlin; Flak-Transport-Bttr. (mot.) 24./III, 122./IV and 126./IV und
die Luftnachrichten-Abteilung 121 (aufgelöst Februar 1945). Die 1. Flak-Division war vom 20. Februar bis 25. April 1945
dem Luftgau-Kommando III unter Generalleutnant Walter Boenicke und bis zum 8. Mai dem II. Flakkorps unter General
der Flak-Artillerie Job Odebrecht unterstellt.
Als sich die Front Ende April 1945 näherte, sollte der Flughafen verteidigt werden. Der damalige Flughafenkommandant Oberst Rudolf Böttger und einige leitende Lufthansa-Angestellte umgingen jedoch diesen Befehl, indem sie
die bereitgestellten Waffen beiseite schaffen ließen und ein Feldlazarett einrichteten. Dadurch kam es nicht zu einer
Verteidigung des Flughafens, die möglicherweise zu einer völligen Zerstörung geführt hätte.
Am 28./29. April 1945 besetzten Truppen der Roten Armee den Bezirk Tempelhof und den Flughafen. Die neuen Gebäude blieben weitgehend von Zerstörungen verschont, jedoch kam es zu mehreren Bränden, die auch die Stahlkonstruktion der Hallenbauten schwer beschädigten. Die Gebäude des alten Flughafens waren restlos zerstört und das
Flugfeld von Einschlägen übersät. Auch der unterirdische Bunker mit dem Filmarchiv brannte komplett aus und alle Filme wurden dabei zerstört. Bei den Kämpfen um den Flughafen soll der stellvertretende Bürgermeister von Tempelhof,
153
Dr. Roland Faulhaber, ums Leben gekommen sein.
Am 1. Mai 1945 landete um 5 Uhr morgens ein Luftregiment der 3. Garde-Luftsturmdivision auf dem Flughafen
Berlin-Tempelhof. Zu diesem Zeitpunkt wurde im Stadtzentrum noch erbittert gekämpft. Der Flughafen Tempelhof beeindruckte uns durch seine Größe, seine modernen technischen Einrichtungen. Er hatte zwei große Startbahnen, die vollkommen windunabhängig waren, besaß umfangreiche Reparaturwerkstätten und Tankeinrichtungen. Vieles davon befand sich unter der Erde. Es gab auch ausgezeichnete Räumlichkeiten für Verpflegung, in denen sich unser Versor154
gungsdienst niederließ.
153
154
Heisig / Walleczek: Tempelhofer Einblicke, S. 98
Roman Konbrand (geb. 1925), damals Unterleutnant, im Juli 1994 Interview über seinen Einsatz im Rahmen der Berliner Operation
In: Von zu Mühlen, Bengt: Der Todeskampf der Reichshauptstadt, CHRONOS-Film GmbH, Berlin – Kleinmachnow, 1994, S. 262
37
Nach der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945 verlor Deutschland seine Lufthoheit. Der Kontrollrat der vier
alliierten Siegermächte erließ am 20. September 1945 die "Proklamation No. 2". Sie untersagte fortan die Herstellung,
den Besitz und den Betrieb von militärischen und zivilen Flugzeugen. Das "Gesetz 52" verfügte überdies die Beschlagnahme des gesamten Vermögens der „Deutschen Lufthansa AG“. Das Vermögen aller als "officer or official" tätigen
Lufthanseaten wurde beschlagnahmt, die seit der Machtergreifung durch die Nazis am 1. April 1933 für das Unternehmen tätig waren. Lediglich 300 RM gestanden die Alliierten jedem einstigen Mitarbeiter monatlich zu. Als Begründung
wurde die paramilitärische Rolle der Lufthansa im 2. Weltkrieg angeführt. (...)
Um nicht in der Trümmerwüste Berlins zu verhungern, formierte sich schon wenige Wochen nach Kriegsende
eine Gruppe von Lufthanseaten. Mit Erlaubnis der sowjetischen Kommandantur vom 16. Mai 1945 machten sie sich an
die ersten Aufräumungsarbeiten im schwer beschädigten Flughafen Berlin-Tempelhof. Am 31. Mai folgte die Genehmigung, den verwüsteten Lufthansa-Betrieb in Berlin-Staaken provisorisch wieder herzurichten. Das frühere LufthansaVorstandsmitglied Martin Wronsky wurde am 9. Juni 1945 von den sowjetischen Behörden und dem Tempelhofer Bürgermeister mit der Geschäftsleitung der neu gegründeten "Hansa Werkstätten GmbH" beauftragt. Der am 10. September
in das Handelsregister eingetragene Reparaturbetrieb mit den Standorten Tempelhof und Staaken zählte im August
1945 in Tempelhof 290 Mitarbeiter. An die Instandsetzung von Flugzeugen war jedoch noch nicht im Entferntesten zu
denken. Die einstigen Lufthanseaten tauschten vielmehr notdürftig reparierte Fahrzeuge mit den sowjetischen Truppen
gegen die so heiß begehrten Lebensmittel. Zudem beauftragten die sowjetischen Behörden Wronsky mit der kommissarischen Leitung der „Deutschen Lufthansa AG“. Dabei unterstützten ihn die ehemaligen Lufthanseaten Carl zur Nieden in
technischen Fragen und Arthur Fehlert im kaufmännischen Bereich. Doch das hoffnungsvolle Projekt währte nicht lange.
Nach dem Wechsel der Kontrollhoheit Tempelhofs im Februar 1946 von der UdSSR an die USA beschlagnahmten die
Amerikaner das Vermögen der „Hansa Werkstätten GmbH“ unter Berufung auf das Kontrollratsgesetz No. 52. Der Be155
trieb Staaken und eine Zweigstelle in Leipzig wurden zeitgleich durch den sowjetischen Befehl No. 124 geschlossen.
155
http://www.berlin-spotter.de/airlines/lufthansa_2.htm - aufgerufen am 23. Juni 2011
38
Anhang: Quellen und Literaturverzeichnis
1.
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2.
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4.
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6.
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Andere unveröffentlichte Quellen
Archiv der Stadt Oranienburg, Regalfach 60, Aktenkarton „Versuchsstelle für Höhenflüge“
Gedruckte Quellen
Autorenkollektiv: Aircraft Division Industry Report, Second Edition January 1947
Von zu Mühlen, Bengt: Der Todeskampf der Reichshauptstadt, CHRONOS-Film GmbH, Berlin – Kleinmachnow, 1994
Statistisches Jahrbuch der Stadt Berlin 1937, Mitteilungen des Luftamtes Berlin, Flughafenleitung
Tempelhof für das Jahr 1935
Berlin in Zahlen. 1942
Reichsministerium für Bewaffnung und Munition, Nummerung der Bauaufsichten, Ausgabe 1.1.1943,
Blatt 43 ff in: Luftfahrt. Bilder, Texte, Dokumente. Band 5, 1975
Nachschlagewerke
Autorenkollektiv: Berlin Handbuch. Das Lexikon der Bundeshauptstadt. FAB Verlag, Berlin, 1992
Branchenbuch der Reichshauptstadt Berlin, 1938
Adressen-Buch Berlin, 1939
Zeitgenössische Zeitungen und Zeitschriften
DER LUFTHANSEAT (1938-1940)
Vierteljahresschriften für Zeitgeschichte, München (1956-2006)
Memoarien und andere Zeitzeugenberichte
Von zu Mühlen, Bengt: Der Todeskampf der Reichshauptstadt, CHRONOS-Film GmbH, Berlin – Kleinmachnow, 1994
Darvas, Jozsef: Stadt auf Sumpfboden, Verlag Volk & Welt, Berlin (O), 1980, Erschienen 1955,
Budapest
Literatur
Autorenkollektiv - Deutschland im Zweiten Weltkrieg, Band 6, Akademie-Verlag, Berlin (O), 1985
Autorenkollektiv: Produktivkräfte in Deutschland 1917/18 – 1945, Verlag der Akademie, Berlin (O),
1988, Band 2
Braunburg, Rudolf: Die Geschichte der Lufthansa, Rasch und Röhring Verlag, Hamburg, 1991
Budraß, Lutz: Flugzeugindustrie und Luftrüstung in Deutschland 1918 – 1945, Droste Verlag, Düsseldorf, 1998
Cooper, Matthew: Die Luftwaffe 1933 - 1945. Eine Chronik, Motorbuchverlag Stuttgart, 1988, 1.
Auflage
Eyermann, K.-H.: Luftspionage, VEB Deutscher Militärverlag, Berlin (O), Band 2, 1963
Groehler, Olaf: Geschichte des Luftkrieges 1910 – 1980, Militärverlag der DDR, Berlin (O), 3.
Auflage, 1981
Groehler, Olaf: Selbstmörderische Allianz. Deutsch-russische Militärbeziehungen 1920-1941, Vision
Verlag GmbH Berlin, 1992
Heisig, Matthias /Walleczek, Sylvia: Tempelhofer Einblicke, Edition Berlin im Metropol Verlag,
Berlin 2002
Hentschel, Georg: Die geheimen Konferenzen des Generalluftzeugmeisters, Bernard & Graefe Verlag,
Koblenz, 1989
Hormann, Jörg-M. / Zegenhagen, Evelyn: Deutsche Luftfahrtpioniere 1900 – 1950, Delius Klasing
Verlag, Bielefeld
Irving, David: Die Tragödie der Deutschen Luftwaffe. Aus den Akten und Erinnerungen von Feldmarschall Milch. Verlag Ullstein GmbH, Frankfurt/Main * Berlin * Wien, 3. Auflage, 1971
Kaak, Heinrich: Kreuzberg, Colloquium Verlag, Berlin (W), 1988
39
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7.
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8.
Kohl / Bessel: Auto Union und Junkers. Die Geschichte der Mitteldeutschen Motorenwerke GmbH
Taucha 1935-1948, Franz
Steiner Verlag Wiesbaden GmbH, 2001
Kubatzki, Reiner: Standorte und Topografie der Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiter-Lager in
Berlin und Umgebung: 1939-1945, Berlin, 1999
Kuczynski, Jürgen: Geschichte des Alltags des deutschen Volkes, Akademie-Verlag, Berlin, 1982,
Band 5
Mader, Julius: Hitlers Spionagegeneräle sagen aus, Verlag der Nationen, Berlin (O), 9. Auflage,
1978
Merezkow, Kyrill Afanasjewitsch: Im Dienste des Volkes, Deutscher Militärverlag, Berlin (O),
1982, 3. Auflage
Neulen, Hans Werner: Am Himmel Europas. Luftstreitkräfte an deutscher Seite 1939 – 1945,
Universitas Verlag in der F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München, 1998
Neulen, Hans-Werner: Deutsche Lufthansa 1933 – 1945, Stedinger Verlag, Lemwerder, 2003
Nowarra, Heinz-J.: Die deutsche Luftrüstung 1933 – 1945, Bernard & Graefe Verlag, Koblenz, Band
1-4, 1993
Schreyer, Wolfgang: Die Piraten-Chronik, Kongress-Verlag, Berlin, 1962
Seidt, Hans-Ulrich: Berlin – Moskau – Kabul, Universitas in der F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung
GmbH; München; 2002
Treibel, Werner: Die Geschichte der deutschen Verkehrsflughäfen, Bernard & Graefe Verlag, Bonn,
1992
Walters, Brian: Bilder der Luftfahrt: Junkers, ein Pionier der Luftfahrt, Sutton Verlag GmbH
Erfurt, 1997
Wenz, F.-Herbert: Flughafen Tempelhof. 1939-1945, Stedinger Verlag, Lemwerder, 2002
Wenz, F.-Herbert: Chronik des Lemwerder Flugzeugwerks. 1935-1963, Stedinger Verlag, Lemwerder,
2., überarbeitete Auflage, 2003
Winter, Franz F.: Die verlorenen Adler, Universitas Verlag, München, 1987
Internet-Portale / Web-Side
http://www.kreuzbergmuseum.de/mu_unter/zwangsarbeit/zwangs_frkr/start.htm
http://www.sturmvogel.orbat.com/images/ussbs
http://www.berlin-spotter.de/airlines/lufthansa.htm
http://www.ww2.dk/
http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/
Register
Mit großgeschriebenen Familiennamen (zum Beispiel JUNKERS) sind juristische Personen (bspw. die
Kapitalgesellschaft "Junkers Flugzeugwerke AG") gemeint und nicht die natürliche Person Hugo Junkers
(1859-1935). Gleiches gilt für HEINKEL, MESSERSCHMITT etc.
8.1 Abkürzungsverzeichnis
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BAL
GBA
JG
Jumo
KG
KGzbV
KGrzbV
LG
LFI
LRI
OKW
OT
RLM
RMfBuM
RMfRüKr
St.G
TG
ZG
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Bauaufsicht der Luftwaffe
Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz
Jagdgeschwader
Junkersmotor
Kampfgeschwader
Kampfgeschwader zur besonderen Verwendung
Kampfgruppe zur besonderen Verwendung
Lehrgeschwader
Luftfahrtindustrie
Luftrüstungsindustrie
Oberkommando der Wehrmacht
Organisation Todt
Reichsluftfahrtministerium
Reichsministerium für Bewaffnung und Munition
Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion
Sturzkampffliegergeschwader
Transportgeschwader
Zerstörergeschwader
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8.2 Personenverzeichnis
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Arlt, Bruno () – 21, 30
Babekuhl, Otto () – 14
Baeumker, Adolf (1891-1976) - 11
Baur, Hans (1897-1993) – 8, 11
Becker, Hellmuth () - 21
Boenicke, Walter (1895-1947) - 37
Brauer, Otto (1897-1976) - 14
Braun, Heinz () - 20
Buchholz, Ulrich (1893-1974) – 18, 20
Caspari, Hans-Albrecht (1908-1993) – 25
Conrad, Gerhard (1895-1982) – 18
Dörnemann, August () - 22
Faulhaber, Roland (-1945) - 37
Feilcke, Fritz (1882-1977) – 25
Franke, Joh. () - 22
Freyer, () - 27
Friedeburg, Hans-Georg von (1895-1945) - 38
Gablenz, Carl August von (1893-1942) – 7, 9, 14, 15, 19
Gerstenhauer, Hans-Helmut () - 25
Göring, Hermann (1893-1946) – 8, 10, 11, 14, 16, 22, 26, 29
Gutschmidt, Paul (1896-1944) - 36
Heinkel, Ernst (1888-1958) - 13
Henke, Alfred (1902-1940) - 13
Helm, Alfred (1894-1965) – 8, 10, 14
Hess, Rudolf (1894-1987) – 11
Himmler, Heinrich (1900-1945) – 11, 19
Hippke, Erich () - 19
Hitler, Adolf (1889-1945) – 8, 9, 11, 14, 15, 16
Hoensbroech, () - 12
Jeschonnek, Hans (1898-1943) - 24
Jope, Bernhard (1914-1995) - 18
Junck, Werner (1895–1976) - 18
Kirchhoff, Karl (1901-1938) - 9
Knauss, Robert (1892-1955) - 7
Kneemeyer, Siegfried (1909-1979) – 12, 15
Konew, Pawel Stepanowitsch (1897-1973) - 37
Kozak, Otto () - 22
Krause, () - 14
[Lang, Emil (1909-1944) - ]
Liman, Helmut (1905-1944) - 18
Mayr, Rudolf (1910-198?) - 18
Meier, Chr. () - 35
Merezkow, Kyrill Afanasjewitsch (1897-1968) - 13
Milch, Ehrhardt (1892-1972) – 9, 14, 30
[Morzik, Fritz (1891-1985) – ]
Mussolini, Benito (1883-1945) – 20
Obst, Oskar () – 20
Odebrecht, Job (1892-1982) - 35
Pohlmann, Hermann (1894-195?) - 22
Rall, Günther (1918-2009) - 15
Rehbein, Theodor () - 21
Rohrbach, Adolf (1889-1939) - 22
Rowehl, Wilhelm (1894-1978) – 12, 14
Rybalko, Pawel Semjonowitsch (1894-1948) - 35
Sagebiel, Ernst (1892-1970) – 6, 8
Sauckel, Fritz (1894-1946) – 26, 27
Saurma, Joachim Friedrich Graf v., () - 12
Scholtz, Hermann () – 21
Schoor, Hermann () - 21
Speer, Albert (1905-1981) - 14
Stern, Ernst () - 21
Stumpff, Hans-Jürgen () - 36
Sydow, Otto (1896-1970) - 35
Trautwein, Hubert () - 21
Udet, Ernst (1896-1941) – 11, 15, 22, 23
41
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Untucht, Robert (1897-1938) – 9
Windmüller, Herbert () – 20, 23
Wiskandt, Hugo () - 18
Weise, Hubert (1884-1950) - 14
Wens, Heinz () – 21
Wronsky, Martin (1877-1946) – 36
Zimmermann, Wilhelm (1897-1956) – 16
Zimmermann, Horst () – 24
8.3 Verzeichnis der Firmennamen
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„AEG Maschinenfabriken“ „Aerobau Heinrich Lehmann GmbH“ - 25
„Albert Rupp Propellernabenfabrik“ –
„Arado Flugzeugwerke GmbH" / ARADO „Argus Motoren Gesellschaft m.b.H.“ / ARGUS „Bank der Deutschen Luftfahrt AG“ –
„BMW Flugmotorenwerke Brandenburg GmbH“ –
„Berliner Flughafen G.m.b.H.“ –
„Bücker Flugzeugbau GmbH“ / BÜCKER „Compania Hispano-Marroqui de Transportes“ (HISMA) „Daimler-Benz-Motoren GmbH Genshagen“ / DB "Deutsche Aero-Lloyd A.G." „Deutsche Benzinuhren GmbH“ – 17, 28
„Deutsche Lufthansa AG“ (DLH) –
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"Deutschen Schiffsmaschinenbau AG" „Deutsche Telefon und Kabelwerke“ „Deutsche Vergaser Gesellschaft Solex Vergaserfabrik“ „Eduard Linnhoff Maschinenfabrik und Kesselschmiede“ „Ehrich und Graetz AG“ „Elektrolux AG“ „Erich Timm Fabrik für Metallbau“ „Ernst Heinkel Flugzeugwerke GmbH“ –
„Ernst Herion Werkzeugfabrik“ „Fluggerätebau KG Filter und Mann“ –
„Friedrich Krupp AG“ „Hans Windhoff AG“ „Hansa Flugdienst GmbH“ „Hansa Luftbild GmbH“ „Hartmann und Braun“ „Henschel Flugmotorenbau GmbH“ „Hüttenwerke GmbH Tempelhof“ „Hugo Heine Propellerwerk“ „Junkers Flugzeug- und Motorenbau AG“ –
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„Julius Pintsch AG“ „Krupp & Druckenmüller Eisenhandel GmbH“ „Lorenz AG“ „Luftfahrtkontor GmbH“ „Märkische Kabelwerke AG“ „National-Krupp-Registrierkassen GmbH“ –
„Neue Effzett Motoren-Fabrik Otto Kunze“ „Neue Kühler- und Flugzeugteilefabrik Kurt Hodermann“ „Nockelwerk GmbH“ „Otto Leh Blechbearbeitung Flugzeugteile Apparatebau“ „Paersch & Kersten, Berliner Gummiwarenfabrik“ „Pallas Apparate GmbH“ –
„Preschona Armaturen Apparatefabrik Adolf Meyer“ „Paul Knopp KG“ „Richard Weber GmbH“ –
„Roeder Stahlzackwerk Hein KG“ „Roth Büchner GmbH“ SHELL - 14
„Siemens Apparate- und Maschinenbau GmbH“ „Steffens & Noelle AG“ 42
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„Sum Vergaser KG“ „Telefunken GmbH“ „Textilwerke S. Henking GmbH“ -
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„Vereinigte Aluminium-Werke AG“ /VAW „Vereinigte Industrie-Unternehmungen AG“ / VIAG –
„Weser-Flugzeugbau GmbH“ -
8.4 Flugzeugverzeichnis
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B 17
BV 222
Bloch 220
D.338
Do 17
DC 2
DC 3
Do 23
Do 26
Fa 223
FW 190
FW 200
FW 206
G 24
G 38
He 60
He 111
He 177
Ju 52
Ju 86
Ju 87
Ju 88
Ju 90
Ju 160
Ju 252
Ju 290
Me 109
Me 110
W 34
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8.5 Verzeichnis der zivilen Institutionen
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Bauaufsichten der Luftwaffe (BAL) Deutsche Akademie für Luftfahrt-Forschung Deutschen Aero Club e.V. Luftfahrtmedizinische Forschungsinstitut Heeres-Zeugamt –
Heeres-Nebenzeugamt –
Lazarett Tempelhof Preußisches Abgeordnetenhaus Reichsamt für Wetterdienst Reichsluftfahrtministerium / RLM –
Reichsministerium für Bewaffnung und Munition / RMfBuM Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion / RMfRüKr. –
Reichsverband der Deutschen Luftfahrtindustrie Reichswirtschaftsministerium / RWM –
Standortlazarett Tempelhof Wirtschaftsgruppe Luftfahrtindustrie -
8.6 Verzeichnis der militärischen Institutionen, Truppenteile, Verbände und Einheiten
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1. Flak-Division 1. Staffel der Aufklärungsgruppe 124 3. (sowjetische) Garde-Luftsturmdivision 43
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3. (sowjetische) Garde-Panzerarmee 8. Staffel Jagdgeschwader JG 52 8. Fernaufklärungsstaffel Lehrgeschwader 2 (8.(F)/LG2) II. Flak-Korps III. Rüstungsinspektion Fliegerführer XI. Fliegerkorps Fliegerstaffel des Führers –
Fallschirm-Armee-Nachrichten-Regiment 1 Kampfgeschwader 4 Kampfgeschwader 40 Kampfgeschwader zur besonderen Verwendung 1 Kampfgeschwader zur besonderen Verwendung 3 Kampfgeschwader zur besonderen Verwendung 172 Kampfgruppe zur besonderen Verwendung 101 bis 108 Luftgau-Kommando III Luftnachrichten-Abteilung 41 Luftnachrichten-Abteilung 101 Luftnachrichten-Abteilung 102 Luftnachrichten-Abteilung 129 Lufttransportstaffel 290 Luftwaffen-Korps-Nachrichten-Abteilung 1 Rüstungsinspektion des Wehrkreises III (Berlin) Z.b.V. - Staffel beim Reichsluftfahrtminister –
Zerstörergeschwader 76 -
8.7 Verzeichnis der geografischen Namen
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Afghanistan Agram Athen Babelsberg Bagdad Bangkok Barcelona Basdorf Basra Beirut Belgrad Berlin Bitterfeld Böblingen –
Bratislava Budapest Bukarest Bulgarien Chemnitz –
China Dänemark Danzig Demjansk - 17
Diepensee Döberitz Drontheim Einswarden Erkner Finnland Frankreich Gatow Graz Grönland Grosseto Halle Hanoi Hasenheide Helsingfors Hennigsdorf 44
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Irak Italien Johannisthal Kabul Kalkutta Karatschi Kassel-Bettenhausen Königsberg –
Kopenhagen Kroatien Lauta Leipzig Lemwerder Lissabon –
Lyon Madrid Mailand Malchow Mittelmeer Moskau –
München Neukölln Nordatlantik Nordenham Norwegen Oranienburg –
Oslo Polen Pori Portugal Potsdam Prag Rangsdorf Rastenburg Reinickendorf Rote Meer Rumänien Saloniki Santiago de Chile Schmargendorf Schönefeld Schweden Schweiz Sevilla Slowakei Sofia Sowjetunion / UdSSR Spanien Stahnsdorf Stalingrad Stavanger Steglitz Stockholm Staaken –
Taipeh Tegel Teltow Tokio Travemünde Türkei Ungarn Ural Velten Waltersdorf Wannsee Werneuchen –
Wien –
45
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Wilhelmsdorf -
8.8 Verzeichnis der Namen von Straßen und Plätzen
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Alte Flughafenstraße Bergmannstraße Columbia-Damm Gneisenaustraße Herrmannstraße –
Neue Flughafenstraße Prinz-Albrecht-Straße –
9.
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Abbildungsnachweise
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Bundesarchiv, Bild 146-1998-041-09, Foto: Klinke & Co, 1928/1930
Der Todeskampf der Reichshauptstadt, S. 91
Deutsche Lufthansa 1933-45, S. 8
Deutsche Flugpioniere 1900-1950, S. 92
Tempelhofer Einblicke, S. 29
Flughafen Tempelhof. 1939-1945, S. 137
Der Todeskampf der Reichshauptstadt, S. 10
Der Todeskampf der Reichshauptstadt, S. 41
10.
Tabellen
10.1
10.2
S. 24 – Aircraft Division Industry Report, Second Edition January 1947
S. 28 – Flughafen Tempelhof. 1939-1945, S. 135
11.
Diagramme
11.1
S. 10 – Statistisches Jahrbuch der Stadt Berlin 1933–39 und Berlin in Zahlen 1942.
12.
Karten
12.1.
12.2.
12.3.
12.4.
Karte Seite 10
Karte Seite 17
Karte Seite 24
Karte Seite 32
(1944) April –
- Flughafen Tempelhof.
- Flughafen Tempelhof.
- Flughafen Tempelhof.
– Landesarchiv Berlin_
May 1945 Germany. Town
1939-1945, S. 25
1939-1945, S. 54
1939-1945, S. 27
F Rep. 270 – Allgemeine Kartensammlung A 8585
Plan of Berlin, Third Edition
46
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