ZOO BASELMAGAZIN 09|10

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ZOO BASEL MAGAZIN
09|10
FREUNDEVEREIN ZOO BASEL
Inhalt
3 Worte des Vereinspräsidenten
Aktuelles aus dem Zolli
4
6
8
10
12
Nashornkäfer Zu Besuch bei den Nashörnern
Javaneraffen Der neue Javaneraffenfelsen im Sautergarten
Aga-Kröte Vom Hoffnungsträger zum Schädling
Geburtshilfe bei Fischen Eine seltsame Geburt im Vivarium Seelöwen Seelöwen-Kinderstube
Hinter den Kulissen
14 Heuschreckenzucht Saftiges Grün und hochwertiges Eiweiss
Naturschutz
18 Somali-Wildesel Schutz der bedrohten Somali-Wildesel
Impressum
Ausgabe November 2010
Herausgeber
19
19
20
20
Beilage
Bunte Vielfalt im Zolli – zweiter Teil
Redaktion
Zoo Basel
Bilder
Gestaltung
Karin Rütsche, Basel; www.focus-grafik.ch
Lithografie
Bildpunkt AG, Münchenstein
Druck
Kreis Druck AG, Basel
Verkaufspreis
CHF 3.–
Nächste Ausgabe
Mai 2011
Poster
«WER WAS WO WIE» IM ZOLLI Freundeverein Zoo Basel
c/o Zoologischer Garten Basel
Postfach, CH - 4011 Basel
freunde @ zoobasel.ch
Zoo Basel;
ausser
Seite 3: Zentralbibliothek Zürich,
Graphische Sammlung und Fotoarchiv
Seite 6: Elsbeth Siegrist-Knöll
Seite 18: Bjorn Figenschou Rückblick
Veranstaltungskalender
Freundeverein Zoo Basel
Vorschau
Nilpferde und Ehrfurcht vor dem Leben
Im September 1915 fuhr Albert Schweitzer (1875 – 1965) auf einem alten Dampfer
in Afrika den Ogowefluss über zweihundert Kilometer stromaufwärts, weil er
einer Patientin ärztliche Hilfe bringen wollte. Auf seiner langen Bootsfahrt verfügte er über ausreichend Zeit, um über eine Frage nachzudenken, die ihn seit
geraumer Zeit beschäftigte. Er war auf der Suche nach einer ethischen Grundhaltung, die den Menschen und den Tieren gerecht werden konnte. Er entdeckte auf
einer Sandbank vier wandernde Nilpferde mit ihren Jungen. Angesichts dieses
Bildes kam er plötzlich auf das Wort «Ehrfurcht vor dem Leben». Der schlichte
Begriff – inzwischen tausendfach zitiert – war damals neu.
Schweitzer wurde gewahr, dass er den Schlüssel zur Lösung des Problems fand,
mit dem er sich abquälte. Eine Ethik, die sich nur mit den Verhältnissen des Menschen zu den anderen Menschen beschäftigt, bleibt zwingend unvollständig. Er
entwickelte schrittweise sein berühmtes Werk «Kultur und Ethik». Der gedankliche Weg, den Schweitzer sehr intensiv verfolgte, war lang. Ich kann ihn hier nur
verkürzt beschreiben.
Albert Schweitzer war nicht nur «Urwalddoktor in Lambarene». Er war Theologe
mit beachtlicher Publikationstätigkeit, Mediziner, begabter Organist, profunder
Kenner der Musik Bachs und der Dichtung Goethes. Er war alles andere als ein
eindimensionaler Mensch.
Schweitzer fiel früh auf, dass die Tierschutzbewegung in der europäischen Philosophie kaum Unterstützung fand. Mitleid für die Tiere galt als Sentimentalität
oder als Nebensache. Er erkannte, dass im chinesischen und indischen Denken
die Verantwortlichkeit des Menschen der Kreatur gegenüber eine viel grössere
Rolle spielte als in dem europäischen. So wird in den Regeln der taoistischen
Mönchsorden die Gütigkeit gegenüber den Geschöpfen zur Pflicht gemacht. Die
Mönche sollen es vermeiden, kochendes Wasser auf den Boden zu giessen, weil
dadurch Insekten getötet oder geschädigt werden könnten. Bei allem Respekt vor
chinesischer und indischer Ethik erkannte Schweitzer, dass sie weit davon entfernt war, die Fragen Mensch und Kreatur in ihrem ganzen Umfang aufzurollen.
Auch ist es ihr nicht wirklich gelungen, im breiten Volk verbindlich zu werden,
eine Tatsache die uns aus Gegenwart und Europa bekannt vorkommen muss.
Die fundamentale Tatsache, die Schweitzer ausspricht, beschreibt das notwendige
Bewusstsein des Menschen wie folgt: «Ich bin Leben, das leben will, inmitten von
Leben, das leben will.» Schweitzer ist alles andere als naiv. Er weiss sehr wohl,
dass der junge Vogel, der überleben will, eine Mücke oder einen Wurm fressen
wird.
«Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.» Diese schlichte Erkenntnis ist für mich ein Wegweiser auch durch den Basler Zolli. Der Dreiklang der Basler Zoofreunde: Neugierde wecken, Ehrfurcht vor dem Leben pflegen, Bescheidenheit üben. Peter Schmid, Präsident
Albert Schweitzer
4
Aktuelles aus dem Zolli | Nashornkäfer
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Nashornkäfer zu Besuch bei den Nashörnern
Was tun, wenn plötzlich eines
Morgens ein Nashorn mehr im Stall
auftaucht? Diese Erfahrung machte
der Tierpfleger bei den Panzernashörnern im Zolli. Allerdings handelte es sich nicht um ein echtes
Nashorn, sondern um einen Nashornkäfer, einen der grössten Käfer
Mitteleuropas.
Einen nicht gerade alltäglichen Fund machte im Frühling 2010 der Tierpfleger
im Bullenstall des Nashornhauses. Was da zwischen den Rindenschnitzeln krabbelte, entpuppte sich beim genaueren Hinsehen als ein eher seltener, männlicher
Nashornkäfer. Noch grösser war seine Verwunderung, als im Laufe der Wochen
weitere Exemplare auftauchten. Drei Männchen mit ihrem deutlich sichtbaren
Horn und drei Weibchen, die nur einen kleinen Höcker auf dem Kopf tragen.
Alle Weibchen lagen seltsamerweise im leeren Badebecken. Hatten sie vielleicht
nachts versucht zu entkommen und waren an der trennenden Scheibe zwischen
Innenstall und lockendem Sternenhimmel gescheitert?
Eine Nachfrage bei Experten des Naturhistorischen Museums Basel ergab, dass
sich Nashornkäfer in Holzschnitzeln entwickeln. Und ebendiese Schnitzel gibt
es im Nashornhaus als bis zu 60 Zentimeter hohen Bodenbelag in rauen Mengen.
Diese grossen Haufen lieben die Käfer ganz besonders, denn sie sind durch die
Verrottungswärme innen schön warm. Nashornkäfer sind in Europa, Nordafrika
und Teilen Asiens zu Hause. Der Handel mit Baumrinde zum Gerben von Leder
hat vermutlich wesentlich zur Verbreitung der Tiere beigetragen. Die Käfer im
Zolli scheinen vor langer Zeit noch als Larven mit einer Lastwagenladung Holzschnitzel ins Nashornhaus geliefert worden zu sein.
Nashornkäferweibchen legen kleine kugelrunde Eier einzeln in das Holz abgestorbener Bäume. Diese werden in unserer aufgeräumten Natur immer seltener,
was wohl die Seltenheit dieses eigenartigen Käfers teilweise erklärt. Die riesigen,
bis zwölf Zentimeter langen Larven leben unter der Erde und ernähren sich von
Zellulose, dem Hauptbestandteil von pflanzlichen Zellwänden. Inzwischen findet man Nashornkäferlarven auch öfters in Komposthaufen, sofern man diesen
lange genug Zeit zur Reife lässt, denn das Larvenstadium kann bis zu fünf Jahre
dauern. Die fertigen Nashornkäfer haben eine Lebensdauer von nur zwei bis drei
Monaten.
Im Zolli blieb nach all diesen spannenden Auskünften die Frage, was nun zu tun
sei mit diesem überraschenden Gast. Kann man ihn einfach aussetzen, oder bedeutet dies seinen sicheren Tod? Die Experten gaben Entwarnung und fanden,
es wäre schön, wenn die Käfer im Zolli weiterleben könnten. Als einheimische
Art könne man Nashornkäfer auch problemlos fliegen lassen. Da sie für ihre Entwicklung sonnige, warme Orte mit Häcksel- oder Schnitzelhaufen brauchen, deponierte der Tierpfleger die gefundenen Exemplare auf einem Haufen Holzspäne
bei einer gefällten Pappel nahe dem Zwergflusspferdgehege. Nun heisst es ein
paar Jahre abwarten, bis klar ist, ob sich die Nashornkäfer im Zolli so wohl fühlen, dass sie auch für Nachwuchs sorgen.
Über eine Frage grübeln die Mitarbeitenden des Zolli immer noch: Weshalb sich
die Nashornkäfer im Zolli ausgerechnet die Nashörner für ihren ersten Besuch
ausgesucht haben, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Tanja Dietrich
Eine imposante Erscheinung ist das Männchen des eher seltenen Nashornkäfers.
Ein solcher wurde unlängst im Nashornhaus entdeckt.
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Aktuelles aus dem Zolli | Javaneraffen
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Der neue Javaneraffenfelsen im Sautergarten
Der Transport von 59 Affen anfangs Juni stellte für Tierpflegerinnen, Handwerker, Tierärzte und Kuratoren eine aufwendige und anspruchsvolle Aufgabe dar.
Jedes Tier wurde einer gründlichen medizinischen Untersuchung unterworfen.
Dabei zeigte sich, dass weitaus die Mehrzahl der Tiere von ausserordentlich guter Gesundheit ist. Auch die durchwegs intakten Zähne lieferten wertvolle Rückmeldungen für die richtige Ernährung im Zolli.
Während der folgenden 24 Stunden blieben die 26 männlichen und 33 weiblichen Tiere in den drei mit Laufstegen, Seilbrücken, Sitzbrettern und Wasserbecken möblierten Innenräumen. Am Abend des 5. Juni war es dann so weit. Unter
aufmerksamer Beobachtung der Dienstpflegerin, des Kurators und einiger Besucher wurden die drei Schieber zur Aussenanlage geöffnet. Es dauerte keine fünf
Sekunden, da entströmte die ganze Affengesellschaft ihrem neuen Affenfelsen.
Neugierig wurden nicht nur alle erhöhten Sitzplätze und Nischen erkundet, auch
die zehn eingebrachten Kletterbäume, die verschiedenen Bodensubstrate und das
fliessende Bächlein mit den zwei Weihern wurden sofort begutachtet. Für die Affen
unbekannt war das in einer Höhe von vier bis neun Metern den ganzen Aussenraum überspannende feine Stahlnetz. Hier waren es vor allem die jüngeren und
leichteren Tiere, welche sehr schnell auch diese Klettermöglichkeit nutzten und
die Übergänge am Felsen und am Boden auf Lücken untersuchten. Zur erleichternden Genugtuung der Zooleute hielt die Anlage dieser Prüfung ebenfalls stand.
Auf dem neuen Affenfelsen lebt nun eine Javaneraffengemeinschaft, welche
in Grösse und innerer Zusammensetzung einer frei lebenden entspricht. In der
rund 60 Tiere umfassenden Horde besteht eine allen erwachsenen Mitgliedern
bekannte soziale Ordnung, welche von einer Rangstufenleiter bei den männlichen Tieren und einer Hierarchie von acht Blutsverwandtengruppen bei den
weiblichen Tieren geprägt ist. Diese gewachsene Struktur darf weitum als einmalig angesehen werden. Seit den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts ist sie
Gegenstand von wissenschaftlichen Untersuchungen und Veröffentlichungen.
Die neue Anlage bietet den Affen im Innern etwa gleich viel Platz wie bis anhin. Aussen stellt sie für die Tiere eine wesentliche Vergrösserung dar. Es ist aber
nicht allein diese Tatsache, in welcher eine entscheidende qualitative Verbesserung liegt. Neu für die Javaneraffen ist, dass sie sich in jedem Moment über den
Besuchern aufhalten können. Das gibt ihnen Sicherheit und mindert Stress. Hinzu kommt, dass sich die Tiere wirklich von den Menschen zurückziehen können.
Der Felsen ist nicht mehr rundherum von Besuchenden umgeben. Die Nachbarschaft zu den Schneeleoparden zeigt sich als Teil des erweiterten Reizangebots
und in keiner Weise als Ursache von Stress.
Die über 80-jährige Erfahrung des Zolli in der Haltung von Javaneraffen hat einen weiteren Entwicklungssprung ermöglicht. Die neue Anlage bedeutet zwar
den Abschied von einem stadtbekannten Wahrzeichen, dem Affenfelsen, für die
Javaneraffen wie auch für die Besuchenden stellt sie einen eindeutigen Gewinn
dar. Jakob Huber
Besuchende am alten Affengraben (Historisches Bild von 1955).
Im Rahmen des Projektes «Neue
Erlebniswelten für Menschenaffen»
mussten die Javaneraffen von
ihrem stadtbekannten Affenfelsen
weichen. Im Sautergarten, wo
schwerpunktmässig Tiere aus Asien
gezeigt werden, finden sie seit
Anfang Juni 2010 am Felsen neben
den Schneeleoparden ein neues
Zuhause. Affen wie Menschen
haben den tierhalterischen Entwicklungssprung mit Freude entgegengenommen.
Der mit Kletterwänden, Nischen und Liegeplatt-
formen reich gegliederte Affenfelsen bietet Raum für
eine Vielzahl von sozialen Interaktionen.
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Aktuelles aus dem Zolli | Aga-Kröte
9
Vom Hoffnungsträger zum Schädling
1935 importierte die australische Regierung eine Ladung Aga-Kröten, im Englischen auch cane toad («Zuckerrohr-Kröte») genannt, aus Venezuela. Wissenschaftlern zufolge hatten sie sich in Venezuela und in Hawaii perfekt als Schädlingsvertilger in Zuckerrohrplantagen bewährt. Wie sich später herausstellte,
waren die Schädlinge dort aber von selbst verschwunden – ein paar nasskühle
Wochen reichten jeweils, den Insekten den Garaus zu machen. Hundert AgaKröten wurden nach Australien gebracht und mittlerweile bevölkern sie zu
Millionen praktisch ganz Queensland, New South Wales und grosse Teile des
Northern Territory. Mit ungefähr dreissig Kilometern pro Jahr breiten sie sich
Richtung Süden und Westen aus.
Die meisten Australier würden das fremde Tier am liebsten so schnell als möglich wieder loswerden, andere bringen ihnen ein gewisses Mass an Sympathie
entgegen. Vielerorts werden sie als Haustiere gehalten und einige ihrer Hautgifte sind wegen ihrer starken halluzinogenen Wirkungen beliebt. Andere Gifte
sind schmerzhaft: In die Augen geriebenes Hautsekret soll höllische Schmerzen
auslösen und zu temporärer Blindheit führen. Kein Wunder, findet sich in ganz
Australien kaum ein heimisches Tier, das dieser Kröte an den Kragen möchte.
Nachdem die Aga-Kröte den berühmten Kakadu-Nationalpark mit seiner einmaligen Fauna und Flora bedroht, versucht die australische Umweltbehörde
das Problem mit biologischen Mitteln zu beheben. Aga-Weibchen legen bis zu
30’000 Eier monatlich. Vor ein paar Jahren sollte ein ins Erbgut eingeschleustes
«entschärftes» Amphibienvirus die Tiere unfruchtbar machen. Das Projekt wurde abgebrochen, weil auch einheimische Amphibien davon betroffen waren. Momentan ist ein genetisches Verfahren im Gespräch, das die Weibchen zu einer
Geschlechtsumwandlung veranlassen soll. Einige australische Tierarten stellen
sich nach und nach auf die fremde Kröte ein: Schwarzmilane attackieren vermehrt die giftfreie Bauchseite der Kröte, und eine Laubfroschart bedient sich
seit einigen Jahren an den Kaulquappen.
Die Aga-Kröte ist unglaublich anpassungsfähig. Sie übersteht auch längere Trockenzeiten problemlos und kann in Süss- und leichtem Brackwasser leben. Allerdings ist sie keine «Meereskröte», wie uns der wissenschaftliche Name Bufo
marinus weismachen möchte. Ansprüche an die Nahrung haben die Riesenamphibien kaum. Es wird verzehrt, was in Australien kreucht und fleucht. Manchmal werden sogar unbewachte Hundenäpfe leergefressen. Australien scheint für
die Aga-Kröte ein Paradies zu sein. Ihre Bevölkerungsdichte ist hier zehn Mal
höher als in ihrem Heimatland Venezuela. Thomas Jermann
Sie haben schöne Augen, sind riesengross, robust und immer
hungrig. Aga-Kröten stammen aus
Mittel- und Südamerika und wurden vor 75 Jahren in Australien
zur Schädlingsbekämpfung in
Zuckerrohrplantagen angesiedelt.
Wie meistens in solchen Fällen,
ging das Projekt schief. Aga-Kröten
bedrohen die australische Fauna
und breiten sich rasant aus. Die als
biologische Waffe eingeführte Art
muss nun selbst bekämpft werden.
Im Zolli sind die bis eineinhalb Kilogramm schweren Aga-Kröten ein
gewichtiger thematischer Teil des Hauses «Australis», das sich
der Fortpflanzung australischer Tiere widmet.
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Aktuelles aus dem Zolli | Geburtshilfe bei Fischen
Eine seltsame Geburt im Vivarium
An einem frühen Morgen im letzten Frühling herrschte im Vivarium Aufregung. Ein Tierpfleger
sah im Aquarium Nummer 41 einen
Brandungsbarsch, dem offenbar
über Nacht eine zweite Afterflosse
gewachsen war. Weitere Tierpfleger,
Kurator, Tierarzt strömten herbei
und staunten Bauklötze. Was war
geschehen? Ein anatomisches
Rätsel!
Die letzten Frühling einem Fisch scheinbar über Nacht gewachsene zusätzliche
Fisch-Flosse entpuppte sich als Hinterende eines Jungtiers, das offensichtlich
Schwierigkeiten hatte, das Licht des Aquariums zu erblicken. Schnell wurde das
trächtige Weibchen eingefangen und im Vivariumslabor untersucht. Es war allen klar: Hier musste schnell gehandelt werden, und so zog der Kurator vorsichtig am eifrig zappelnden Flösschen und – schwupp – hielt er ein kleines Fischchen in den Händen. Aber damit nicht genug: Weitere Flösschen erschienen an
der Kloake des Weibchens, und bald waren drei quietschfidele Jungfische auf die
Welt gebracht. In den folgenden Tagen gebaren weitere drei Weibchen insgesamt
acht Jungfische. Diesmal ohne Geburtshilfe.
Das Geschehen war in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Niemand im Vivarium
erwartete eine Lebendgeburt bei Cymatogaster aggregata – so heisst diese Art
von Brandungsbarsch, der keinen deutschen Namen besitzt, wissenschaftlich.
Barschfische legen eigentlich Eier. Es sind kaum Arten bekannt, die fertig entwickelte Junge zur Welt bringen können. Die Tiere hatten zwar schon häufig
«Balzsymptome» gezeigt, sie vollführten Scheinattacken und umkreisten sich,
aber die runden Bäuche wurden eher einer allzu guten Ernährung zugeschrieben.
Dass die Geburten in «Steisslage» – mit dem Schwanz voran – gelingen konnten,
erstaunt ebenso. Die Jungen besitzen nämlich die für Barsche typischen stacheligen Rückenflossen, die nach hinten herunterklappen und eigentlich perfekte
Widerhaken sind. Offenbar ist jedoch die Steisslage die normale: Alle bei der Geburt beobachteten Jungen kamen mit dem Hinterende voran zur Welt.
Wer fertig entwickelte Junge gebärt, muss auch eine innere Befruchtung zeigen,
und dazu braucht es eine Begattung. Gesehen hat solches Gebaren im Vivarium
niemand. Ein Literaturstudium gibt Folgendes her: Die Begattungsorgane der
Männchen sind während der Fortpflanzungszeit im Sommer auf beiden Seiten der Afterflosse sichtbar. Die Männchen jagen in Gruppen einzelnen Weibchen hinterher, bis sich ein Pärchen herausbildet. Nach intensivem Balzen, das
Umkreisen, Kopfstossen und Seite-an-Seite-Schwimmen beinhaltet, findet die
Paarung in Seitenlage – und in Windeseile – statt: Sie dauert eine Sekunde. Im
folgenden Frühling werden die Jungfische geboren. Ein Weibchen von 15 Zentimeter Länge kann bis zu 20 Jungfische gebären, die bei der Geburt etwa dreieinhalb Zentimeter lang sind. Cymatogaster aggregata lebt an den Felsküsten
und in Kelpwäldern des nordöstlichen Pazifiks von Kalifornien bis Alaska. Die
Fische halten sich in Buchten, in Seegraswiesen und in Häfen auf und dringen
auch in Brack- und Süsswasser vor. Sie leben in kleinen Schwärmen und jagen
vor allem Krebs- und Weichtiere, Jungfische oder weiden an Algenbeständen.
Der Knüller zum Schluss: Die jungen Männchen von Cymatogaster aggregata
sind bei der Geburt bereits geschlechtsreif. Die Weibchen stehen ihnen in nichts
nach: Sie werden kurz nach ihrer Geburt schon begattet! Thomas Jermann
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Aktuelles aus dem Zolli | Seelöwen
Seelöwen-Kinderstube
Zu Beginn waren die beiden am
16. und 26. Juni geborenen
Seelöwen nur sehr selten zu sehen.
Dies änderte sich nach ein paar
Wochen, denn im Alter von zwei bis drei Monaten beginnen
Seelöwen-Junge sich für Wasser zu interessieren. Zuerst ganz vorsichtig und nur kurz, später dann
immer mehr. Irgendwann trauen sie
sich in das tiefe Becken und lernen, genauso akrobatisch durchs
kühle Nass zu flitzen wie ihre
Mütter. Ihre Scheu vor Wasser hat
gute Gründe. Seelöwen können nach der Geburt nicht schwimmen
und ihr schlanker Körper mit den
nur acht Kilogramm Geburtsgewicht
kühlt bei den niedrigen Temperaturen des Pazifischen Ozeans schnell
aus. Zudem fehlten ihnen noch die Kraft und die Geschicklichkeit, es mit der starken Brandung aufzunehmen, um sicher ins, aber auch
wieder aus dem Wasser zu kommen.
Im Juni herrscht bei den Seelöwen im Zolli jeweils grosse Aufregung. Die
Tiere sind unruhig, fressen schlecht und der Bulle kann recht aggressiv werden.
Es ist die Zeit, in der die jungen Seelöwen zur Welt kommen. Am 16. Juni gebar
Seelöwin «Ukaiah» ihr sechstes Junges und zehn Tage später brachte «Tuba»
ihr achtes Junges zur Welt. Dass eine Geburt problemlos verläuft, ist bei Seelöwen
nicht selbstverständlich. Das Verhältnis zwischen Leben und Tod lag lange Zeit
bei rund eins zu eins. Neue Erkenntnisse in der Fütterung, Haltung und Tiermedizin haben dazu beigetragen, dass sich dieses Verhältnis zugunsten gesunder Jungtiere verschoben hat. Totgeburten kommen aber immer wieder vor. So auch dieses
Jahr am 16. Juni bei «Robia». Oft handelt es sich um lebensschwache Junge und
die Gründe bleiben trotz pathologischer Untersuchungen meistens ungeklärt.
Die beiden gesunden Jungen von diesem Jahr entwickelten sich prächtig. Seelöwen gebären im Zoo mit Vorliebe im Stall. Nach der Geburt bleiben die Kleinen
noch für mehrere Wochen an Land, denn sie müssen das Schwimmen erst erlernen. Kalifornische Seelöwen leben an der Küste Kaliforniens. Die kühlen Temperaturen des Pazifischen Ozeans sowie die Brandung stellen für die schlanken und
nur acht Kilogramm leichten Jungen zu Beginn ihres Lebens ein unüberwindbares Hindernis dar. Deshalb bleiben sie so lange an Land, bis sie durch die fettreiche Muttermilch an Gewicht und vor allem an «Blubber» zugenommen haben. Diese Unterhautfettschicht schützt die Jungen vor Auskühlung.
Im Zolli wagen die Jungen anfangs nur ab und zu neugierige Blicke nach draussen oder wagen erste Hopser ins niedrige Vorbecken. Nach der Geburt werden
die Seelöwinnen vom Tierpfleger im Stall gefüttert. So kann er ihre Nahrungsaufnahme kontrollieren und die Jungen aus nächster Nähe beim Säugen beobachten. Da junge Seelöwen ausgesprochen verspielt sind, wird ihnen in den
ersten Wochen im Stall ein kleines Planschbecken angeboten. Das hilft, die erste Scheu vor dem Wasser zu überwinden. Mit zwei bis drei Monaten haben sie
bereits die typische, stromlinienförmige Seelöwenfigur und ihre Neugier ist so
gross, dass sie den Sprung ins grosse Becken wagen.
Wer viel spielt und sich im Wasser tummelt, muss auch viel schlafen, und dies tun
die Jungen am liebsten in der Nähe ihrer Mütter. Das Junge von «Tuba» hat sich
dabei eine besonders bequeme Position ausgesucht. Es schläft nicht nur neben
der Mutter, sondern noch lieber quer über ihr und manchmal sogar auf einer
«Tante», der Seelöwin «Queen», die immer besonders freundlich zu jungen
Seelöwen ist. Wie lange diese Schlafposition aber noch toleriert wird, hängt
sicher mit dem schnell steigenden Gewicht des Kleinen zusammen.
Friederike von Houwald
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14 Hinter den Kulissen | Heuschreckenzucht
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Zu jeder Jahreszeit frisch –
saftiges Grün und hochwertiges Eiweiss
Schätzungsweise 600 im Zolli selbst
gezüchtete Wanderheuschrecken
landen täglich als Futtertiere in den
hungrigen Mägen verschiedenster
Vögel, Säugetiere und Reptilien. Der Aufwand dafür ist beträchtlich:
Ein halbes Tierpfleger-Arbeitspensum ist nötig, um die hochwertige Nahrung zu produzieren. Im
Untergeschoss des Etoscha-Hauses
befindet sich die grosse Produktionsstätte der nimmersatten Insekten. Dabei macht man sich den
Umstand zunutze, dass sie sich bei
optimalen äusseren Bedingungen in Massen vermehren. Da die Qualität der Futtertiere nur so gut wie
ihr eigenes Futter ist, wird dieses
grösstenteils vor Ort angepflanzt.
Um eine Heuschreckenzucht im grösseren Stil zu betreiben, müssen auch geeignete Nahrungsquellen bereitgestellt werden. Dazu legen die Mitarbeiter des
Zolli selbst Hand an. Mit der Eigenproduktion der Hauptnahrungsquelle, die aus
Weizenkeimlingen besteht, ist eine einwandfreie Qualität in der Versorgung der
Heuschrecken garantiert. Täglich werden ungefähr 20 Kilogramm Saatweizengut zum Keimen gebracht: Nach einem 24-stündigen «Quellbad» werden die
Weizenkörner gleichmässig auf Schalen ausgelegt. Durch täglich mehrmaliges,
behutsam dosiertes Wässern und geeignete Licht-, Feuchtigkeits- und Temperaturverhältnisse beginnen die Körner zu sprossen. Innerhalb von acht Tagen
verwandeln sich die Saatschalen zu saftigen Rasenteppichen von einigen Zentimetern Höhe. Ein gefundenes und obendrein hochwertiges Fressen für die
Heuschrecken.
Die zur Kühlung des Weizenkeimraums entzogene Energie wird gleich nebenan für die Heizung der Heuschreckenzucht eingesetzt. Kein Zirpen und kein
Singen – das typische Geräusch von wachsenden Wanderheuschrecken ist das
Malmen der Kauwerkzeuge, mit denen sie unerbittlich jeden grünen Weizenkeimhalm vertilgen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass die Insekten täglich
knapp ihr eigenes Körpergewicht fressen. Die Versorgung der Tiere mit Weizenkeimlingen stellt denn auch die Hauptarbeit des Tierpflegers dar. Während
der zirka 20 bis 30 Tage dauernden Wachstumsphase von der sechs Millimeter
grossen Larve zum vier Zentimeter grossen Insekt werden die Fressphasen nur
unterbrochen, um den zu eng gewordenen Chitinpanzer abzustreifen und durch
eine neue «Haut» zu ersetzen, was insgesamt fünf Mal der Fall ist. Die ausgewachsenen Heuschrecken verfügen über voll entwickelte Flügelpaare. Sie werden nach gut einer Woche geschlechtsreif und paaren sich. Wenige Tage nach
der Befruchtung beginnt die Eiablage. Dabei fährt das Weibchen seinen Unterleib teleskopartig aus und legt sogenannte Schaumsäulen zu je etwa 50 Eiern in
den Boden. Auf diese Weise kann ein Weibchen in seinem kurzen Leben bis zu
500 Nachkommen produzieren. Im Zolli wird als Bodensubstrat ein spezielles
Tonmineral verwendet. Das porige Material speichert Feuchtigkeit, verhindert
so ein Austrocknen der Eier und gewährleistet gleichzeitig eine gute Durchlüftung, was der Fäulnis entgegenwirkt. Somit kann der Zyklus nach zehn bis 20
Tagen Entwicklung im Ei mit dem Schlupf der Larve wieder von vorne beginnen.
Die Massenvermehrung der Wanderheuschrecken, die sich der Zolli zunutze
macht, wurde bereits im alten Testament als Landplage beschrieben. Die Entwicklung zu Riesenschwärmen, zu der nur zehn Heuschrecken-Arten befähigt
sind, wird durch bestimmte Klimaverhältnisse ausgelöst, welche die Ei- und
Larvenentwicklung begünstigen. Durch vermehrte gegenseitige Berührungen
kommt es zur Ausschüttung von Botenstoffen, welche die Umwandlung der
weitgehend ortstreuen, einzeln lebenden Insekten (solitäre Phase) in umherziehende Schwarmtiere (gregäre Phase) erst ermöglicht. Diese Umwandlung ist unter anderem auch mit Veränderungen der Gestalt der Heuschrecken verbunden:
«Weizenkeim-Rasenteppiche» bereit zur Verfütterung an die Wanderheuschrecken.
Rechte Seite: Produktionsstätte der Weizenkeimlinge im Untergeschoss des Etoscha-Hauses.
16 Hinter den Kulissen | Heuschreckenzucht
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So haben Forscher herausgefunden, dass Wüstenheuschrecken im Schwarm im
Vergleich zu ihren einzelgängerischen Artgenossen eine um bis zu 30 Prozent
grössere Hirnmasse aufweisen und insbesondere die für das Sehen, Riechen und
Lernprozesse zuständigen Teile des Gehirns stärker ausgeprägt sind.
Die im Etoscha-Haus produzierten Wanderheuschrecken sind bei den verschiedensten Tierarten heiss begehrt. Der Bärenanteil wird – passend zur Thematik
des Hauses – in den dortigen Nahrungskreislauf eingespiesen. Die Scharlachspinte sind die Hauptabnehmer, gefolgt von den Erdmännchen und den Rüsselspringern. Auch verschiedene Reptilien, Affen und weitere Vögel haben ihre wöchentliche Ration zugute, welche auch einer ausgezeichneten Beschäftigung der
Insektenfresser dient.
Heuschrecken haben einen Roheiweissgehalt von bis zu 70 Prozent und nehmen
damit die Spitzenposition unter den Insekten ein. Sie sind insbesondere dann
eine hervorragende Futterquelle, wenn sie noch mit wertvollen pflanzlichen Inhaltsstoffen angereichert werden, was durch den Verzehr der Weizenkeimlinge
im Etoscha-Haus gewährleistet ist. Der einzige Nachteil ist der relativ geringe Gehalt an Mineralstoffen, der hauptsächlich mit der Tatsache erklärbar ist, dass Insekten kein Kalkskelett besitzen. Wie eigene Untersuchungen gezeigt haben, ist
es deshalb sehr wichtig, dass Tiere mit einem gesteigerten Bedarf – zum Beispiel
Jungtiere im Wachstum – zusätzliche Mineralstoffe erhalten. Im Zolli wird dies
durch «Bestäubung» der Heuschrecken mit einem mineralstoffhaltigen Pulver
unmittelbar vor der Verfütterung erreicht.
Die Heuschreckenzucht verlangt vom Tierpfleger viel Fingerspitzengefühl. Es
liegt in seiner vorausschauenden Verantwortung, Populationsschwankungen
abzufedern, deren Ursachen oft durch verschiedene äussere Faktoren bedingt
sein können. In den Sommermonaten kann zum Beispiel Schimmelbefall bei
den Weizenkeimlingen Probleme verursachen, wenn der Raum zu warm und
feucht wird. So einfach ist aber dessen Auswirkung auf die Heuschreckenzucht
nicht: Eigene Erfahrungen haben gezeigt, dass der Schimmelbefall nicht nur zu
vermehrten Ausfällen bei den Heuschrecken selbst, sondern auch zu gesundheitlichen Problemen bei anderen Tieren führen kann, die sich hauptsächlich von
Heuschrecken ernähren. Fressen und gefressen werden – die Verbindung ist und
bleibt eng gekoppelt. Stefan Hoby
Wanderheuschrecken: Leckerbissen auf dem Speiseplan von Scharlachspint und Erdmännchen.
In acht Tagen vom Saatkorn zum Keimling.
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Der Somali-Wildesel ist die am
stärksten bedrohte Art unter den
Equiden oder Pferdeartigen, zu welchen Wildesel, Halbesel,
Pferde und Zebras gehören. Wildesel leben in der Danakilwüste
in Äthiopien und Eritrea in felsi-
gem Gebiet mit Vulkanbergen und sandbedeckten Tälern mit spärlicher Vegetation und weniger
als zehn Zentimeter Regen pro Jahr.
Damit gehört die Danakilwüste zu den trockensten Lebensräumen
der Erde und die Lebensbedingungen für die Wildesel sind hart.
Der Zolli unterstützt finanziell die Doktorarbeit des Äthiopiers
Fanuel Kebede: «Ökologie und
Schutz von Somali-Wildesel und
Grevy-Zebra in der Afar-Region
Äthiopiens unter Einbezug der lokalen Bevölkerung».
Fanuels Forschungsergebnisse werden wichtige Informationen für
den Schutz dieser beiden gefährdeten Equidenarten liefern und ihm
ermöglichen, Initiativen zur Er-
haltung dieser Arten in Äthiopien
und Ostafrika zu ergreifen, welche nachhaltig wirken und auf
wissenschaftlichen Grundlagen
beruhen.
Patricia Moehlman und Mitarbeiter.
Naturschutz | Somali-Wildesel
19
Schutz der bedrohten Somali-Wildesel
Rückblick
1994 unternahm ich mit meinen Kollegen Fanuel Kebede in Äthiopien und
Hagos Yohannes in Eritrea die ersten Bestandszählungen, nachdem seit den frühen
70er-Jahren keine Informationen mehr zum Vorkommen der Somali-Wildesel vorlagen. Zu unserer Freude stellten wir fest, dass kleine Populationen in der Danakilwüste überlebt haben, jedoch hat die Population in den letzten zwanzig Jahren um
mehr als 90 Prozent abgenommen. Gemäss der Roten Liste der bedrohten Arten ist
die Art vom Aussterben bedroht. Wir schätzen, dass in der Natur weniger als 1000
Individuen verbleiben. Das Streifenmuster auf den Beinen der Esel erlaubt uns, Individuen zu unterscheiden und Informationen zu Geburtsdaten, Sozialverhalten,
Ökologie, Futtersuche, Wanderverhalten und Überlebensrate zu sammeln. So fanden wir heraus, dass eine Stute erst im Alter von ungefähr sechs Jahren ihr erstes
Fohlen wirft und die Population nur langsam wächst. Auch hat die Regenmenge
während der Tragzeit einen grossen Einfluss auf die Anzahl der Fohlen.
Das Verhalten der afrikanischen Wildesel ist typisch für Equiden, welche in trockenen Gebieten mit wenig verfügbarem Futter vorkommen. Die dominanten
Hengste verteidigen Territorien in der Nähe einer Wasserquelle und die einzige
stabile soziale Einheit ist eine Stute mit ihrem Fohlen. Vermutlich ist es für Stuten und Jungtiere schwierig, bei dem geringen Nahrungsangebot in stabilen Gruppen zu leben. Stutfohlen bleiben bei ihrer Mutter, bis sie ihr erstes Fohlen haben.
Hengstfohlen verlassen die Mutter im Alter von zwei bis drei Jahren. So wird Inzucht vermieden und eine Durchmischung der Gene gewährleistet.
Die Somali-Wildesel sind hauptsächlich von Jagd und der Zerstörung ihres Lebensraums bedroht. In Äthiopien arbeitet mein Mitarbeiter Fanuel Kebede mit lokalen
Gemeinden und religiösen Führern zusammen, um die Bevölkerung von der Jagd
auf diese bedrohte Art abzuhalten und ihren Schutz zu verbessern. Dank ihrer Arbeit wächst die Population wieder langsam. Die Viehhalter in Eritrea haben ein
stärkeres Bewusstsein für Naturschutz. Sie teilen die knappen Ressourcen mit den
Wildtieren und schützen sie. Meine Mitarbeiter beziehen die Lokalbevölkerung
in ihre Arbeit mit ein, um ihre positive Haltung zu fördern und wichtige Informationsgrundlagen zu erarbeiten. Damit wird ein Plan zum Schutz des Lebensraums
erstellt, von dem Wildtiere und Lokalbevölkerung profitieren.
Um diese Ziele zu erreichen, benötigen unsere Mitarbeiter aus Eritrea und Äthiopien eine fundierte wissenschaftliche Ausbildung, damit sie die sich über viele
Jahre erstreckende Forschung und Naturschutzprojekte kompetent durchführen
können. Der Zolli beteiligt sich an der Finanzierung von Fanuels Doktorarbeit. Sie
wird wichtige Informationen für den Schutz dieser gefährdeten Arten liefern und
Grundlagen für nachhaltige und wissenschaftlich fundierte Initiativen zur Erhaltung dieser Arten in Ostafrika erarbeiten. Die Herausforderungen sind gross, aber
mithilfe unserer motivierten Mitarbeiter, unserer Forschung und dem Einbezug
der Bevölkerung in den Schutz der Arten und Lebensräume wird es uns gelingen,
die Wildesel vor dem Aussterben zu bewahren. Patricia Moehlman, Vorsitzende
der IUCN/SSC Equiden-Spezialistengruppe
Elefantenkuh «Ruaha» gestorben
In der Nacht auf den 29. Juli ist die Elefantenkuh «Ruaha»
im Alter von geschätzten 59 Jahren gestorben. «Ruaha»
war die weltweit älteste in einem Zoo lebende Afrikanische
Elefantenkuh. Sie wurde 1952 von Dr. Ernst Lang in Afrika
gefangen und per Schiff und Zug mit vier weiteren kleinen
Elefanten in den Zolli gebracht. Bald gehörten Elefantenspaziergänge im Allschwilerwald oder zum Wägen in die
Markthalle ins alltägliche Stadtbild. «Ruaha», die als Kind
eher scheu war, entwickelte in späteren Jahren eine starke
Persönlichkeit und wurde zur unangefochtenen Chefin der
Gruppe. Ihre Betagtheit war «Ruaha» zuletzt zwar anzusehen, ausser den üblichen Alterserscheinungen hatte sie aber
keine gesundheitlichen Probleme. Die Elefantenherde konnte gebührend von ihr Abschied nehmen. «Maya», «Rosy»,
«Heri» und «Malayka» sammelten sich um «Ruaha» und berührten sie mit dem Rüssel.
Tag der Artenvielfalt am 11. und 12. Juni
Am 8. Tag der Artenvielfalt drehte sich alles um die Vielfalt
an Pilzen, Pflanzen und Tieren zwischen den Gehegen. Dass
auch Spinnen und Schnecken im Zolli auf Interesse stossen,
zeigten die Besucherzahlen: 282 Personen besuchten zwölf
Führungen und betrachteten am Infostand die Organismen
im Binokular oder Mikroskop.
Wie viele Arten gefunden wurden, wissen wir im November, da die Bestimmung aufwendig ist. Bei den Wirbeltieren
erwarten wir keine Überraschungen, aber bei den Pflanzen
wird es neue Arten geben, die im Projekt «Vielfalt zwischen
den Gehegen» nicht erfasst wurden. Eines ist bereits sicher:
Der Zolli ist ein wahrer Hotspot für Regenwürmer!
Dem Naturhistorischen Museum Basel, dem Museum.BL,
den Naturforschenden Gesellschaften Basel und Baselland
danken wir für die spannenden Führungen und die ausgezeichnete Organisation des Anlasses.
Veranstaltungskalender
Der Santiglaus im Zolli
Samstag, 4. Dezember 2010, 14 –17 Uhr
dem Santiglaus auf der Bühne des Alle Kinder sind eingeladen,
Zolli-Restaurants einen Vers aufzusagen. Auch jene Kinder, die sich
nicht trauen, erhalten ein kleines Geschenk.
Museumsnacht im Vivarium
Freitag, 21. Januar 2011, 18– 02 Uhr
Das Zolli-Vivarium präsentiert Profis aus der Natur. Ob Gärtnerin, Kleinkindbetreuer, Einbrecher, Kosmetiker oder
Travestiekünstlerinnen – erfahren Sie, was Seespinnen, Maulbrüter,
Seesterne, Putzerlippfische und Meerjunkern so drauf haben. Mit Sushi- und Getränkebar. Beim Rundgang hinter die Kulissen zeigen Tierpflegerinnen und Tierpfleger, was ein Vivariumsprofi alles können muss.
Der Zolli an der Natur-Messe
Donnerstag, 10. – 13. Februar 2011, täglich 10 –18 Uhr
Besuchen Sie den Zolli-Messestand am zweiten Muba-Wochenende im
Messezentrum Basel. Mehr unter www.natur.ch
Beck-Tag
Freitag, 24. Juni 2011, 16 – 22 Uhr
Musikalische Unterhaltung vor dem Zolli-Restaurant, Gratiseintritt ab 16 Uhr.
Zoonacht
Samstag, 2. Juli 2011, 17–24 Uhr
Informationsposten, Ponyreiten etc.
Weitere Informationen und aktualisierte Veranstaltungsliste unter:
www.zoobasel.ch Das grosse Zolli-Tiermärchen-
buch Rabenlist und Löwenmut.
Viele prächtige Bilder, über-
raschende Informationen zu
den Tieren und eine Hör-CD laden ein zum Lesen, Lernen und Lauschen und alles nur für CHF 10.–!
Erhältlich im Zoo-Laden
und im Online-Shop
www.zoobasel.ch.
Bei Postversand zuzüglich Versandkosten.
Freundeverein Zoo Basel
Mitgliedschaft
Unterstützen Sie den Zoo Basel und werden Sie Mitglied im Freundeverein.
Als Freundin oder Freund des Zoo Basel erhalten Sie den Zolli-Jahresbericht und zweimal jährlich das «Zoo Basel Magazin».
Sie haben die Möglichkeit, beim Aufsichtsdienst im Haus Gamgoas, den regelmässigen Einsätzen der Infomobile oder anderen Aktivitäten
der Freunde mitzumachen. Zollikuratoren führen Sie durch die vier
Zolli-Jahreszeiten und hinter die Kulissen des Zoos und wir organisieren
für Sie die jährliche «Freunde-Reise». Die Generalversammlung bietet
neben dem geschäftlichen Teil jeweils einen Vortrag.
Vorschau
Mitgliedschaftskosten pro Jahr
Privatpersonen, CHF 35.–
Haushalte, CHF 50.–
Firmen, CHF 100.–
Jugendliche bis 18 Jahre gratis
Zögern Sie nicht, wenn Sie sich für den Basler Zoo und für aktiven
Naturschutz einsetzen wollen, und besuchen Sie uns unter:
www.zoobasel.ch
An den Zolli-Kassen können Sie den Freunde-Prospekt mit Anmeldetalon
beziehen.
Aktivitäten der Freunde
Montag, 24. Januar 2011, 18.15 –19.15 Uhr
Freunde-Winter, Anmeldung siehe unten
Samstag, 7. Mai 2011, 7.45 – 8.45 Uhr
Freunde-Frühling, Anmeldung siehe unten
Mittwoch, 15. Juni 2011, 19.30 Uhr, Zolli-Restaurant
Freunde-Generalversammlung
Donnerstag, 25. August 2011, 20 – 21 Uhr
Freunde-Sommer, Anmeldung siehe unten
Samstag, 17. September 2011
Freunde-Reise Samstag, 22. Oktober 2011, 10 – 11 Uhr
Freunde-Herbst, Anmeldung siehe unten Für die Freunde-Rundgänge ist eine telefonische Anmeldung unerlässlich
(061 295 35 35). Wegen der erfreulich grossen Nachfrage müssen wir die Teilnehmerzahl aus organisatorischen Gründen auf 150 Personen beschränken. Anmeldungen werden vier bis eine Woche vor der Führung entgegengenommen und in der Reihenfolge des Eintreffens berücksichtigt.
ZolliGumper, Kinderangebot des Freundevereins.
Infos unter www.zolligumper.ch.
In der Zolli-Bank werden keine Konten,
sondern Blutproben eingefroren. Mehr zur Gewinnung, der Verarbeitung,
der Aussagekraft und dem Zweck der
Aufbewahrung von Blutproben unserer
Tiere erfahren Sie in der nächsten
Ausgabe.
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