Wildbienen im Anflug - Projekt Wildbienenschutz

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Wildbienen im Anflug
Flechten
überstehen
Hitze und Kälte
Obstbaumblüten müssen durch Fremdpollen bestäubt werden – Nisthilfe selbst bauen
Flechten sind anspruchslos und
führen für das menschliche
Auge nur eine Statistenrolle.
Doch auch sie gehören zum Gartentheater des Sommers.
Wildbienen sind keine geflüchteten Honigbienen, sondern deren wildlebende Verwandte –
und genauso tüchtig. Durch die
Bestäubung der Obstblüten tragen sie dazu bei, dass es eine
gute Ernte gibt.
BRIGITTE GOSS
MAX BACH
Eine reiche Obsternte kann es
nur geben, wenn die Obstblüte bestäubt wird, also Pollen auf die
Narbe gelangen. Nur so können Befruchtung und Fruchtbildung erfolgen. Fast alle modernen Kirsch-, Apfel- und Birnensorten sind aber
selbststeril: die Blüten können
nicht durch den Pollen dieser Sorte
befruchtet werden. Die Fruchtbildung ist folglich nur möglich, wenn
es zur Fremdbestäubung kommt,
also Pollen einer fremden Sorte
durch Insekten auf die Narbe übertragen werden, betont Meinrad Lohmüller vom Projekt Wildbienenschutz in Rottenburg. Für einen Vollertrag müssen bei Steinobst rund 20
bis 25 Prozent, bei Kernobst 12 bis
15 Prozent der Blüten befruchtet
sein. Voraussetzung für eine gute
Ernte ist also nicht eine reiche
Blüte, sondern die Bestäubung mit
der geeigneten Befruchtersorte,
und dies zur rechten Zeit.
In der Bestäuber-Gesellschaft im
Obstbau stellen die Wildbienen neben Honigbiene und Hummel einen weiteren wichtigen Bestäuber
dar, insbesondere der Arten aus den
Gattungen Sandbienen (Andrena)
und Mauerbienen (Osmia). Diese
Wildbienen sind einzeln lebende Arten (Solitärbienen), bei denen jedes
Weibchen sein eigenes Nest baut,
darin Brutzellen anlegt und diese
mit einem Pollen-Nektar-Gemisch
versorgt. In der Brutzelle legt sie ihr
Ei ab, dann wird Zelle mit einer
Querwand verschlossen. Nach dem
Brutgeschäft sterben die Weibchen.
Die abgelegten Eier entwickeln
sich zu Bienen, überdauern den
Wildbienen lieben
ein sonniges,
überdachtes Quartier
Winter in völliger Ruhe und verlassen im darauf folgenden Frühjahr
ihr Nest. Baumpflegearbeiten beeinträchtigen die Wildbienen somit
nicht. Als Material für den Nestbau
wird feuchte Erde verwendet.Ein
freier Zugang zu Erde muss daher
vorhanden sein. Im Obstbau kommen als Bestäuber vor allem zwei
Mauerbienenarten zum Einsatz:
Die Gehörnte Mauerbiene (Osmia
Eine Mauerbiene beim Bestäuben einer Obstbaumblüte.
Quartier an Quartier: Wildbienen nisten sich gerne in überdachten „Insektenhotels“ ein. Schmale Pappröhrchen und Bienenbrettchen eignen sich dafür.
Schilfhalme sind ideale Nisthilfen für
die Wildbienen.
Eine Mauerbiene schließt die Brutzelle.
Fotos: Projekt Wildbienenschutz
mit ist die eigene Ansiedlung durch
geeignete Nistangebote und -hilfen
problemlos möglich, sagt Lohmüller. Alle diese Nistangebote müssen
vor dem Flugbetrieb im Frühjahr
aufgestellt oder angebracht werden
und sind unbedingt vor Regen und
Nässe zu schützen. Sie sollten sich
mindestens einen Meter über dem
Boden befinden oder an einer geschützten Schuppenwand, Pergola,
Garagenwand oder Balkon angebracht werden.
Die Öffnungen sollten nach Süden oder Südosten ausgerichtet
sein und müssen aus mindestens
zwei Meter frei anzufliegen sein,
ohne beispielsweise störendes Blattwerk. Zum Schutz gegen Vögel kann
in einem Abstand von circa fünf
Zentimetern zu den Nistgängen ein
Drahtgitter angebracht werden.
Sonnenexponierte,
geschützte
Standorte werden gut beflogen, zu
schattige
Standorte
werden
schlecht angenommen. Da diese
Mauerbienen nur eine Generation
im Jahr haben, verbleiben die Nist-
hilfen an ihrem Ort, können aber
auch an einem trockenen und winterkühlen Platz bis zum kommenden Frühjahr gelagert werden.
Für die Erstansiedlung im Garten, also für die Gewinnung eines
Zuchtstockes, und für den Aufbau
der Zucht am Obstbaumstandort
eignen sich Pappröhren (gebündelt,
hinten verschlossen und regengeschützt angebracht) und zusammengespannte
Bienenbrettchen
mit entsprechender Fräsung der
Brutgänge.
cornuta), deren Hauptflugzeit ab
Mitte März bis Ende April dauert.
Sie ist als Bestäuber besonders für
Steinobst geeignet. Dann die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis),
deren Hauptflugzeit ab Mitte/Ende
April bis Ende Mai dauert. Sie ist
ideal zur Bestäubung von Steinund Kernobst. Beide Arten werden
bereits züchterisch vermehrt. Die
Kokons mit schlupfreifen Tieren
werden im Winterhalbjahr als „Starterpopulationen“ für Obstanlagen
im Handel verkauft. Diese Ausgaben kann man sich jedoch sparen,
wenn man selbst einen Zuchtstock
anlegt. Dazu bringt man Nisthilfen
zur Ansiedlung dieser Mauerbienenarten im Siedlungsbereich oder in
Gärten an. Diese so besiedelten Nisthilfen eignen sich im darauf folgenden Jahr als Zuchtstamm in der
Obstplantage. In wenigen Jahren
kann bereits eine stabile BestäuberPopulation aufgebaut werden.
Die Biologie und die Nutzung
von Nistmöglichkeiten sind für
beide Mauerbienenarten gleich, so-
Arbeitsgruppe befasst sich mit Wildbienen
Die Arbeitsgruppe
„Wildbienenschutz“ hat
sich 1989 gegründet und
hat ihren Schwerpunkt neben dem Bau von Nisthilfen
und Insektenhäusern in der
Öffentlichkeitsarbeit durch
Vorträge, Informationspfad,
Wanderausstellungen, in
der Beratung von Schulen
und Vereinen. Bei der Arbeitsgruppe sind auch Pappröhren und Bienenbrettchen sowie weitere Informationen zu erhalten.
www.wildbienenschutz.de
Vortrag: Sonntag, 2. Mai,
10 Uhr. Informationstag
„Obstbau und Wildbienen"
der Obstbaugemeinschaft
Nellingsheim. Begehung
der Obstanlage Nellingsheim und Besichtigung des
Wildbienenhotels.
Aktionsnachmittag am
Sonntag, 9. Mai, von 14 bis
17 Uhr im Freilichtmuseum
Beuren. Informationen zu
Wildbienen. Kinder und Erwachsene können sich für
den heimischen Garten
eine Schilf-Nisthilfe selbst
bauen. Die Veranstaltung
wird vom Projekt Wildbienenschutz, der Landesanstalt für Bienenkunde und
der Universität Hohenheim
gestaltet.
Informationstag zu
„Wildbienen, Hummeln
und Hornissen“ am 19.September von 11 bis 17 Uhr
im Natur-Info-Center der
Akademie für Natur- und
Umweltschutz in der Wilhelma Stuttgart.
Die Bedeutung von Flechten als
Wegbereiter für pflanzliches Leben
wird gewöhnlich unterschätzt. Mit
einem bunten Kleid überziehen sie
Steine, Dächer, den Holzlattenzaun
und die Rinde der Bäume. Überall
dort, wo höhere Pflanzen nicht überleben können und daher nicht mit
Flechten konkurrieren, lassen sich
die anspruchslosen Lebewesen nieder. Als wahre Überlebenskünstler
besitzen sie die Eigenschaft, nach
schnellem Austrocknen bei einem
geringen Wassergehalt von nur zwei
bis zehn Prozent nicht abzusterben.
Selbst glühende Hitze und arktische
Kälte überstehen manche von ihnen schadlos.
Flechten sind eine Besonderheit
in der Botanik. Die Lebensgemeinschaften aus Pilz-, Bakterien- und
Algenarten nehmen Wasser und
Nährstoffe direkt über ihre Oberfläche auf. Deshalb können Luftverunreinigungen, insbesondere Schwefeldioxid, die Entwicklung der Flechten maßgeblich beeinflussen und
schädigen. In Gebieten mit sauberer Luft ist die Wuchsfreudigkeit dieser Organismen infolgedessen ein
offenkundiger Indikator.
Flechten sind an der Bodenbildung beteiligt. Auf Gesteinen schließen Flechten mit ihren Säureausscheidungen einige Mineralien auf
und machen sie dadurch für höhere
Pflanzen verfügbar. Einige Flechten
enthalten Bakterien, die dem Boden pflanzenverfügbaren Stickstoff
zuführen.
Auf der Rinde von Bäumen und
Sträuchern werden Flechten hingegen häufig als Schadorganismen betrachtet. An sich schädigen sie weder Pflanzen noch das Holz des Lattenzauns. Allerdings können Schädlinge, zum Beispiel an Obstgehölzen, unter einem Flechtenmantel
gut überwintern. Teile aus Holz
oder Rinde trocknen unter dem
Flechtenbelag schlechter ab, so
dass sich schädigende Pilze darunter ansiedeln könnten. Ein sehr starker Flechtenbelag könnte das
Wachstum von Gehölzen durchaus
beeinflussen.
Starker Bewuchs lässt sich mit
Hilfe von Bürste oder Baumkratzer
recht einfach reduzieren. Beim Reinigen der Baumstämme fallen
Flechten, lose Borke und am Stamm
überwinternde Schädlinge zu Boden. Wird hier zuvor rund um das
Gehölz eine Folie ausgelegt, ist der
Abfall leicht wegzubringen.
DER G R ÜNE RAT
viele große Käferlarven. Kann man sagen, um welche Tiere es sich dabei
handelt?
Oft verkriechen sich Larven des Rosenkäfers im Kompost. Sie bleiben dort
zwei oder drei Jahre, bevor sie sich verpuppen. Die goldgrün glänzenden Käfer ernähren sich von Nektar und Blütenstaub. Oft sitzen sie einzeln in den
Blüten und Blütenständen der Gartenpflanzen. Weder die Larven noch die
erwachsenen Tiere richten Schäden
an Pflanzen an.
Wie heißt die Hortensie?
Eine weiß blühende Hortensienart
hatte Clemens Faller bei Reisen in die
nordöstlichen US-Staaten gesehen. Er
wüsste gern, wie sie heißt. Außerdem
fragt er nach Fuchsien, die in deutschen Mittelgebirgslagen im Freien
überwintern können.
Ohne botanische Beschreibung oder
einem detailreichen Foto kann man
über eine Pflanzenart nur spekulieren. Außerdem wäre es wichtig zu wissen, wo die Pflanzen wachsen. Es gibt
80 Arten von Hortensien, viele blühen
weiß, manche kommen in Nordamerika wild vor. Die Wald-Hortensie (Hydrangea arborescens) ist in den östlichen Staaten der USA heimisch und
blüht weiß bis grünlich weiß, von Juni
bis September. Es gibt von ihr viele
Gartenformen, die zum Teil gefüllte
Blüten haben.
Tatsächlich kennt man einige recht
winterharte Fuchsien. Am meisten
Kälte hält wohl Fuchsia regia mit rotvioletten Blüten aus, gefolgt von Fuchsia magellanica, die es in unterschiedlichen Farben gibt. Andere Fuchsien ertragen kurzzeitig Temperaturen um
den Gefrierpunkt, sterben jedoch bei
anhaltendem Frost ab. Man sollte die
Halbsträucher recht tief in den Boden
eingraben und im Herbst alle Triebe
bodennah zurückschneiden. Das verringert die Gefahr von Infektionen.
Ein lockerer Laubhaufen über der
Pflanze schützt zusätzlich.
Braune Blätter am Buchs
Mehrere große Buchskugeln zieht Leser E. Holtgrave. Eine davon bekommt stellenweise gelbe Blätter, die
absterben. Was kann man dagegen
tun?
Name für Riesenkartoffel
Die Wald-Hortensie kommt im östlichen Nordamerika wild vor und wird häufig in
Gärten gezogen.
Foto: Agnes Pahler
Wenn Blätter verbleichen und ganze
Zweigpartien des Buchs absterben, ist
wahrscheinlich das Volutella-Zweigsterben schuld, verursacht durch einen pilzlichen Krankheitserreger.
Man kann versuchen, im Frühjahr den
Strauch bis weit ins gesunde Holz
stark zurückzuschneiden. Dabei muss
man alle kranken Teile entfernen. Der
Strauch braucht danach im Sommer
viel Wasser, man sollte den Boden mit
viel Kompost versorgen und abdecken. Ein Umpflanzen verträgt so ein
groß gewordener Buchs schlecht.
Dunkle Blattränder
Die Kamelie blüht nicht, die Blätter
rollen sich ein, werden am Rand
braun und fallen, klagt Leserin Jeanette Rasner. Die Pflanze steht an ei-
nem hellen, kühlen Platz im Keller.
Was fehlt ihr?
Kamelienblätter werden im Normalfall drei Jahre alt, bevor sie gelb werden und abfallen. Bekommen sie
braune Flecken oder Blattränder,
stimmt etwas mit dem Topfsubstrat
nicht: Es mag zu trocken, überdüngt,
zu kalkhaltig oder zu sehr verdichtet
sein. Am besten topft man die Pflanze
in lockere Torf- oder Rindenerde um.
Verwenden Sie zum Gießen kalkarmes Wasser, am besten Regenwasser.
Im Winter wollen es Kamelien durchaus kühl, nahe am Gefrierpunkt. Kalte
Zugluft aber ist Gift.
Große Larven im Kompost
Leserin Ursula Spitzberg findet in ihrem Thermokomposter immer wieder
Eine große Kartoffel fand Leser Hartmut Breuer im Abfall einer Gärtnerei.
Er hat die Knolle kultiviert und wieder
große Kartoffeln geerntet. Welche
Sorte könnte es sein?
Kartoffelsorten gibt es Hunderte. Von
der Größe einer Kartoffel kann man
ebenso wenig auf die Sorte schließen,
wie man eine Hunderasse nicht aus
der Höhe des Tieres bestimmen kann.
Eine Sorte beruht auf mehreren Merkmalen wie das Aussehen der Blüten
und Blätter, den Gehalt an Inhaltsstoffen. Um aus einer Kartoffelknolle die
Sortenidentität zu bestimmen, bedarf
es schon einer genetischen Analyse.
Verfaulte Walnüsse
Viele Nüsse trägt der Walnussbaum
von Leserin Elisabeth Pfuhler. Die
Früchte fallen jedoch schon im Sommer ab und sind innen verfault. Was
ist das für eine Krankheit und was
kann man dagegen unternehmen?
Ein Bakterium namens Pseudomonas
juglandis hat den Baum befallen. Die
Krankheit breitet sich auf Blättern
und Früchten aus. Spritzungen helfen
bei einem großen Baum nichts mehr.
Besser man entfernt im Herbst alle erkrankten Nüsse und alles Falllaub aus
dem Garten. Ein Auslichtungsschnitt
trägt dazu bei, dass die Blätter nach
Regen schnell abtrocknen und sich
Krankheitserreger weniger rasch entwickeln.
Kumquat ohne Früchte
Die Kumquat blüht und fruchtet seit
zwei Jahren nicht mehr, klagt Elisabeth Veurhold aus Ulm. Die Pflanze
steht im Sommer hell und geschützt,
doch irgendwas behagt ihr offenbar
nicht.
Gartenexpertin
Agnes Pahler
beantwortet
Leserfragen
Zitruspflanzen brauchen einen großen Topf und immer wieder frische,
wenn auch karge, sandreiche Erde.
Sie vertragen eher Trockenheit als zu
viel Nässe. Wenn die Pflanze nicht
(mehr) blüht, sollte man sie im Frühjahr in frische Erde setzen. Schwarze,
faulige oder trockene Wurzeln werden entfernt. Wichtig ist ein guter
Wasserabzug am Topfboden. Alle Zitruspflanzen wollen ganzjährig hell
stehen. Im Winter brauchen sie einen
kühlen, frostfreien Standort, ein Platz
am Nordfenster ist zu dunkel. Bei
Lichtmangel blühen Kumquat nicht
mehr. Außerdem sollte man möglichst mit Regenwasser gießen, kalk-
haltiges Leitungswasser schadet auf
Dauer.
Dunkle Streifen im Chinakohl
Leserin Andrea Wolf aus Tübingen beobachtet immer wieder braune Flecken an den Blattspitzen von gekauftem Chinakohl, die Blattadern weisen
schwarze Streifen auf. Woran liegt
das?
Da Chinakohl von vielerlei Schädlingen und Krankheiten befallen wird,
muss man verschiedene Schadursachen bedenken: Schadpilze (Alternaria-Arten) rufen Blattflecken hervor,
die bei hierzulande angebautem Chinakohl fast schon obligatorisch sind.
Sorgfältige Sortenwahl, eine weite
Fruchtfolge und sorgfältige Lagerung
schränken die Ausbreitung der Krankheit ein. Bei der Adernschwärze handelt es sich um eine häufige Bakterienkrankheit
an
Kohlgewächsen.
Feuchte, warme Witterung beschleunigt die Vermehrung der Bakterien in
den Leitbahnen. Manche ChinakohlSorten sind dafür besonders anfällig.
Bei sehr kühler Lagerung verstärkt
sich das Schadbild.
Leser fragen
Manchmal ist auch der erfahrenste Hobbygärtner mit seinem Latein am Ende. Sollten Sie
Fragen haben, schreiben Sie
uns. Haben Sie einen tollen Gartentipp, wir geben ihn gerne
weiter. Schreiben Sie an: Neue
Pressegesellschaft, Redaktion
Hof und Garten, Frauenstraße
77, 89073 Ulm.
[email protected]
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