1 Workshop: Der Goldene Schnitt und das Pascal-Dreieck T eil 2 ! 2! 2.1! 2.2! 2.3! 2.3.1! 2.3.2! 2.3.3! 2.3.4! 2.4! 2.4.1! 2.4.2! 2.5! 2.5.1! 2.6! Fibonacci ! Zahlen Herleitung der Fibonacci-Zahlen und rekursive Definition Vorkommen der Fibonacci-Zahlen in der Natur Eigenschaften der Fibonacci-Zahlen Summen Beziehungen zwischen den Folgegliedern Teilbarkeitsregeln für Fibonacci-Zahlen Binomialdarstellung der Fibonacci-Zahlen Zusammenhang zum Goldenen Schnitt Herleitung über den Quotienten Herleitung über die Linarisierung der Goldenen Schnittzahl Explizite Definition der Fibonacci-Zahlen Formel von Binet Folgerungen Goldenes Dreieck, Goldenes Rechteck, Goldene Spirale 2! 2! 5! 7! 7! 10! 12! 13! 14! 14! 15! 17! 19! 20! 2 2 Fibonacci ! Zahlen In der Natur und in der Kunst wird das Auftreten des Goldenen Schnitts häufig an Fibonacci-Zahlen deutlich gemacht, so dass in diesem Kapitel die Eigenschaften dieser speziellen Zahlen behandelt werden. 2.1 Herleitung der F ibonacci-Z ahlen und rekursive Definition Fibonacci oder mit richtigem Namen Leonardo von Pisa war ein bedeutender Mathematiker. Er lebte im 12. Jahrhundert (geb. 1190) und war zu seiner Zeit u.a. bekannt für die Einführung des Zehnersystems und seiner Rechenregeln, die für den Aufschwung des Handels wichtige Begleitumstände waren. Als Sohn von Guido Bonacci (Sohn des Bonacci ); einem Notar am Handelshof der pisanischen Kaufleute in Bougie (Küstenstadt Algeriens/Nordafrika), unternahm er mit seinem Vater diverse Reisen nach Ägypten, Syrien, Griechenland, Sizilien und in die Provence und studierte dort die verschiedenen Varianten der Rechenkunst, die er aber gegenüber der indischen für Irrwege hielt. 1202 kehrt er nach Pisa "#$%&'( #)*( +,-..,( /0( 1./2-$( 323&&/45( -/)-0( 63,7-03,/'2#&75( *3+( 3..-( wichtigen damaligen Erkenntnisse enthielt, das dem damals gebräuchlichen, römischen Zahlensystem überlegene arabische Zahlensystem vor. Als geachteter Magister und auch Steuerschätzer lebt er in der Stadt Pisa bis zu seinem Tod ca. im Jahre 1240. Abb. 2.1 Erinnert man sich heute an Fibonacci, so denkt man eher an eine spezielle Zahlenfolge, die er als Kaninchen- oder Hasenproblem behandelt hat, oder an den Goldenen Schnitt. Im Liber abaci erscheint dazu folgende Übungsaufgabe zur Addition: Ein neugeborenes Hasenpaar wird in einen umzäunten Garten gesetzt. Jedes Hasenpaar erzeugt während seines Lebens jeden Monat ein weiteres Paar. Ein neugeborenes Paar wird nach einem Monat 3 fruchtbar und bekommt somit nach zwei Monaten seine ersten Nachkommen. Es soll angenommen werden, dass die Hasen nie sterben. Wie viele Hasenpaare sind nach einem Jahr in diesem Garten?1 In der Abb. 2.2 wird das Fortpflanzungsverhalten der Hasen veranschaulicht. Dabei bedeutet N, nicht gebärfähiges Kaninchenpaar und G gebärfähiges Kaninchenpaar. Mit f n bezeichnen wir die Anzahl der Kaninchenpaare, die im n-ten Monat leben (einschließlich derer, die in diesem Monat geboren werden). Abb. 2.2 Somit ist f0 0 f1 1 f2 1 f3 2 f4 3 f5 5 f6 8 f 7 13 und so weiter bis ein Jahr vorbei ist. Aber wie geht es weiter? Verfolgt man nun die Zunahme der Hasenpaare über mehrere Monate, stellt man fest, dass die Anzahl in einem Monat gleich der Summe der Hasenpaare der beiden vorhergegangenen Monate ist. 1 Markus Kuhn, Die Fibonacci-Zahlen, Seite 2, frei übersetzt liber abaci, Seite 123 - 124 4 fn 2 f fn n (1) 1 Zum Beweis betrachten wir die Situation im n-ten Monat. Nach Definition gibt es zu diesem Zeitpunkt genau f n 1 Hasenpaare. Von diesen sind f n im gebärfähigen Alter (Sie sind im (n+2)-ten Monat mindestens 2 Monate alt.) und gebären zwei Monate später jeweils ein junges Paar. Das heißt im Monat (n+2) fn 2 = Leben f + = fn 1 + fn n 1 Hasenpaare Anzahl die im (n+2)-ten Monat geborenen Hasenpaare f n ! Der Funktionswert f n 2 ergibt sich durch Verknüpfung bereits vorher berechneter Werte f n 1 und f n , das heißt er ist rekursiv. Bei der rekursiven Definition einer Funktion f ruft sich somit die Funktion so oft selbst auf, bis ein vorgegebenes Argument erreicht ist. Dieser Satz ermöglicht nun, die Zahlenfolge f1 , f 2 , f 3 , ! f n rekursiv auszurechnen. Die Fibonacci-Zahlen sind definiert durch die Zahlen f1 , f 2 , f 3 , ! f n , für die gilt: 1. f1 1 und f 2 1 fn fn 1 fn 2. f n 2 f n 1 f n oder 2 Für die Aufgabe aus dem liber abaci war nun f13 gesucht, denn mit Beginn des 13. Monats ist genau ein Jahr verstrichen. Das heißt es sind 233 Hasenpaare in dem Garten. n fn 8 21 9 34 10 55 11 89 12 144 13 233 14 377 ..... ...... Der Name für diese Folge stammt von dem französischen Mathematiker E. Lucas, der die Folge allgemein erfasste und sie zu Ehren von Fibonacci derartig betitelte. Eine Lucas-Folge ist eine Zahlenfolge, die gegeben ist durch 1. die beiden Anfangsglieder a1 und a2 und 2. das (rekursive) Bildungsgesetz an = an-1 + an-2 5 Für den Spezialfall, dass a1 = 1 und a2 = 1 ergibt sich die FibonacciFolge. 2.2 Vorkommen der Fibonacci-Zahlen in der Natur Für das Auftreten oder vermeintliche, zumindest nährungsweise Auftreten der Fibonacci-Zahlen gibt es innerhalb der Mathematik aber auch außerhalb in Kunst, Architektur, Musik, Poesie, Rhetorik und Natur eine erstaunlich große Anzahl von Belegen. Die bekanntesten Beispiele sind die Sonnenblume oder der Tannenzapfen, aber auch die Blattstände mancher Pflanzen weisen in ihrem Bauplan Spiralen auf, deren Anzahl durch Fibonacci-Zahlen gegeben sind. Abb. 2.3 Die Schuppen des Tannenzapfens gehören wie in der Abb. 2.3 angedeutet, zu einer links- und einer rechtsdrehenden Spirale. Die Anzahlen der rechts und linksdrehenden Spiralen bei Tannenzapfen sind benachbarte Fibonacci-Zahlen Abb. 2.4 Bei dem Romanesco-Kohl ist jeder "Hügel" ein kleineres Abbild des ganzen, so dass sich Spiralen einfach erkennen lassen. Man entdeckt Romanesco mit 13 Spiralen oder auch mit 21 Spiralen ! beides Fibonacci-Zahlen. 2 2 Vgl. zu den Bildbeispielen folgende Internetseite: http://images.google.de/imgres?imgurl=http://www.casioschulrechner.de/de/teilnehmervektoria2008/erben_des_pyhtagoras/pineconeyellow.gif&imgrefurl=http://w ww.casioschulrechner.de/de/teilnehmervektoria2008/erben_des_pyhtagoras/seite%25202.html&usg=__xK5Gvzq7 6 Abb. 2.53 Der Samen in der Sonnenblume ist rechtsdrehend 34, linksdrehend 55 Spiralen. spiralartig angeordnet, Beutelsbacher und Petri führen als mehr oder weniger künstliche Beispiele für die Fibonacci-Zahlen das Treppensteigen, den Stammbaum einer Drohne und Energiezustände eines Elektrons auf.4 Für die Illustration soll ein Beispiel genügen, und wir demonstrieren die Zahlenfolge an dem treppensteigenden Briefträger. !"#$%&'#()*'+,('%-*(#,*%*+,.#/0%(#$(%.1$,(%2reppe nach folgendem Muster empor: Die erste Stufe betritt er in jedem F all. Von da an ni mmt er jeweils nur eine Stufe oder aber zwei Stufen auf einmal. Auf wie viel verschiedene Arten kann der Briefträger die n-te Stufe (''(#/0($345 Abb. 2.6 UXCu8a0zT1ukl8c3hG8=&h=279&w=285&sz=59&hl=de&start=135&um=1&tbnid=Vz47z8qLqJMP6M :&tbnh=113&tbnw=115&prev=/images%3Fq%3DTannenzapfen%26ndsp%3D20%26hl%3Dde%26client %3Dfirefox-a%26rls%3Dorg.mozilla:de:official%26sa%3DN%26start%3D120%26um%3D1 3 Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Goldener_Schnitt_Bluetenstand_Sonnenblume.jpg 4 Vgl.A. Beutelspacher/B. Petri; Der Goldene Schnitt, Seite 89 ff. 5 A. Beutelsbacher/B. Petrie, Der Goldene Schnitt, Seite 89 7 Der Briefträger hat bei der ersten und zweiten Stufe nach Voraussetzung lediglich eine Möglichkeit die Treppe hinauf zu steigen. Wie der Abbildung zu entnehmen ist, ergeben sich ab Stufe drei mehrere Möglichkeiten und zwar gemäß der folgenden Regel: Es existieren einmal die Möglichkeiten, die er bei der vorigen Stufe schon hatte (orange eingefärbt), hier tritt er eine Stufe weiter , und zum zweiten die Möglichkeiten, die er bei der vorvorletzten Stufe hatte, bei denen er nun zwei Stufen auf einmal nimmt. Das heißt: f3 f2 f1 oder allgemein fn fn 1 fn 2 Damit erfüllen die Zahlen genau die definierten Eigenschaften der Fibonacci-Zahlen. Also lässt sich die Anzahl der verschiedenen Arten auf die n-te Stufe zu gelangen durch die Fibonacci-Folge angeben. 2.3 Eigenschaften der Fibonacci-Zahlen Auf den ersten Blick wirkt die Fibonacci-Folge sehr unregelmäßig, es gibt bei ihr jedoch eine Fülle interessanter Eigenschaften zu entdecken. 2.3.1 Summen Um Eigenschaften der Folge zu erschließen, untersuchen wir zunächst verschiedene Summen der Fibonacci-Folge. Wie lautet die Summe von n Folgengliedern? n i 1 fi ? Für jedes Glied der Summe lässt sich eine Gleichung schreiben, in der das Glied durch Nachbarglieder ausgedrückt wird. Aus der Definition der Folge f 3 f 2 f1 f1 f 3 f 2 folgt unmittelbar: f 2 f 4 f3 Also auch: f3 f4 f5 f6 f4 f5 !!! fn fn 1 fn fn 2 1 fn fn 1 Nun addieren wir jeweils die rechten und die linken Seiten. Links ergibt sich die Summe aller Folgenglieder, rechts wird in einer Zeile 8 etwas addiert, was in der nächsten Zeile subtrahiert wird, so dass sich fast alle Summenglieder aufheben und wir erhalten: f1 f2 f3 " f n 1 n oder i 1 n mit f2 1 i 1 fn f2 fn 2 fi f2 fn 2 fi fn 2 1 (2) Bei der Fibonacci-Folge ist die Summe der Folgenglieder von 1 bis n gleich dem übernächsten Folgenglied minus 1. Die Summe der ersten n Zahlen ist um 1 kleiner als die (n+2)-te Zahl. 1 1 = 2-1 2 1+1 = 3-1 3 1+1+2 = 5-1 4 1+1+2+3 = 8-1 Ebenso können wir jetzt die Summe der ungeraden bzw. geraden Fibonacci-Folgen-Glieder herleiten: Wir entwickeln analog dem oberen Beispiel die Summe der ungeraden Folgen-Glieder: 1 2 3 f1 f2 f4 f2 f4 f6 4 f6 f8 f3 f5 f1 f3 f5 f2 f4 f6 f2 f4 f7 f7 f8 f6 ! !! n f 2n 2 f 2n n i 1 f 2n f 2i f 2n 1 1 f 2n 1 f 2n f 2n 2 (3) Wir addieren die linke Seite als Summe der ungeraden Folgenglieder. Auf der rechten Seite ergibt sich bei der Addition, dass die meisten Folgenglieder wieder subtrahiert werden. Die Summe der ersten n ungeraden Folgenglieder ist gleich dem Wert des Folgenglieds an der Stelle von 2n. 9 Beispiel: Die Summe der ersten ungeraden Folgenglieder für n 4 ist dem Wert des Folgengliedes für 2n 8 . f1 f 3 f 5 f 7 f 8 1 2 5 13 21 Analog lässt sich jetzt auch die Summe der ersten n geraden Folgenglieder herleiten. Nr. des Folgengliedes 1 2 f1 f3 f2 f5 f4 da: f 3 4 f5 f7 n f 2n 3 f7 f9 1 f6 f8 f 2n f 2n 1 f2 f4 f2 f4 f6 f8 f 2n f1 f5 f3 f1 ist f5 f 2 f7 f5 f9 f7 f 2n 1 f1 f 2n 1 Wir addieren wieder einerseits die rechten, andererseits die linken Seiten. Da f1 f 2 1 ergibt sich: n i 1 f 2i f 2n 1 1 (4) Die Summe der alternierenden Folge: n 1 i 1 i 1 fi 1 i 1 fi 1 1 (5) Die Summe der Quadrate: n i 1 fi 2 fn fn 1 (6) Die Summe der Quadrate der ersten n Fibonaccizahlen ist gleich dem 8$9*#',(3#+(*-$():,-)(#)*(;)<=>:,-)(?/29)3&&/-Zahl. 6 6 Vgl. dazu Goldenes Rechteck 10 12 11 12 12 1 2 12 12 12 12 22 2 3 22 32 3 5 Anders ausgedrückt: Teilt man die Summe der Quadrate durch die letzte Zahl, die aufaddiert wurde, so erhält man die nächste Zahl der Fibonacci-Folge. Beispiel: 12 12 32 52 82 132 212 342 552 4895 4895 89 552 89 55 34 2.3.2 Beziehungen zwischen den Folgegliedern Weitere Eigenschaften lassen sich durch die Beziehungen zwischen den Folgegliedern angeben. So ist ab dem zweiten Folgenglied, also für alle n 1, das Quadrat jeder Zahl um 1 kleiner oder größer als das Produkt der vorhergehenden und der nachfolgenden Zahl: f 22 12 1 2 1 f 32 22 1 3 1 f 42 32 2 5 1 2 5 38 1 82 5 13 1 f f 2 5 2 6 !!! f n2 fn 1 fn 1 1 n (7) Dieser Satz wurde bereits 1682 von dem französischen Mathematiker und Astronom Cassini entdeckt. Er gilt auch als Spezialfall des Identitätssatzes von Catalan mit k 1 . Das Folgenglied m n lässt sich durch die Summe von zwei Produkten vier anderer Folgeglieder bestimmen. fn m Beispiel: n 13 fn 1 fm fn fm f13 1 233 für alle m, n 1 m 8 (8) f8 21 11 f12 144 f9 34 f 21 f12 f 8 f13 f 9 10.946 144 21 233 34 Da die Fibonacci-Zahlen rekursiv definiert sind, bietet sich bei Beweisen mit ihnen natürlich oft auch ein rekursives Beweisverfahren an: die vollständige Induktion, die wir für diesen Satz exemplarisch ausführen. Für den Induktionsanfang wird gezeigt, dass die Formel für m=1 und m=2 gilt: m sei 1: fn m fn 1 fm fn fm 1 fn fn Dies ist die Definition. m sei 2: f n 1 f1 f n f 2 fn 1 fn 1 1 fn m fn 2 fn 1 fn 1 fn 1 fn 1 fm fn fm f n 1 f 2 f n f3 fn 1 fn 2 fn 1 fn fn fn 1 fn fn fn 1 fk fn 1 fk 1 Wir nehmen an, dass fn k k 1 1 fn fk 1 fn fk 1 1 Zu zeigen ist, dass: fn k 2 fn 1 fk 2 fn fk 3 Durch Addition der beiden Annahmen ergibt sich: fn k fn k 1 fn 1 fk fn fk 1 fn 1 fk 1 fn fn k 2 fn fk 1 fn 1 fk 1 fk 1 fn fk fn fk 2 fn fk 1 fk 2 2 3 q.e.d. Das Folgeglied für m n lässt sich durch die Differenz zweier Produkte von vier anderen Folgegliedern bestimmen. fm n fm fn 1 fn fm 1 1 n (9) 12 Das Folgeglied für 2n lässt sich aus den Folgegliedern von n , n 1 und n 1 bestimmen. f 2n Da aus fn 1 fn fn fn Gilt für Satz 8 auch: fn fn 1 1 fn folgt, dass 1 f 2n f 2n fn f 2 n 1 fn 1 f 1 (10) fn 1 fn fn 1 fn 1 1 2 n 1 Das Folgeglied für 3n lässt sich ebenfalls aus den Folgegliedern von n , n 1 und n 1 bestimmen. f 3n f n3 1 f n3 f n3 1 (11) 2.3.3 Teilbarkeitsregeln für Fibonacci-Zahlen Auch für die Fibonacci-Zahlen lassen sich Teilbarkeitsregeln festhalten. ggT f m , f n f ggT m,n Je zwei benachbarte Fibonaccizahlen sind teilerfremd, d.h.: ggT f n , f n 1 1 (12) m|n f m | f n , falls m > 2 ist, gilt auch die Umkehrung. Insbesondere kann fn für n > 4 nur dann eine Primzahl sein, wenn n eine Primzahl ist. Der euklidische Algorithmus zur Bestimmung des größten gemeinsamen Teilers lässt sich durch den Einsatz der FibonacciZahlen ermitteln. 13 2.3.4 Binomialdarstellung der Fibonacci-Zahlen Die Fibonacci-Zahlen lassen sich im Pascal-Dreieck entdecken und als Summe von Binomialkoeffizienten darstellen.7 n 1 fn Mit k und n k k 2 1 n k 0 (13) k n k ! k ! n 2k ! Die Summe läuft also über alle k, für die 7 k n k k 0 ist. Vgl. http://www.ijon.de/mathe/fibonacci/node2.html#0002400 14 2.4 Zusammenhang zum Goldenen Schnitt 2.4.1 Herleitung über den Quotienten Als weitere Eigenschaft untersuchen wir den Quotienten zweier fn 1 Folgenglieder der Fibonacci-Zahlen q . fn Folgenglied q = Quotient der Folgenwerte 1 1,000000000000 2 2,000000000000 3 1,500000000000 4 1,666666666667 5 1,600000000000 6 1,625000000000 7 1,615384615385 8 1,619047619048 9 1,617647058824 10 1,618181818182 11 1,617977528090 12 1,618055555556 13 1,618025751073 14 1,618037135279 15 1,618032786885 16 1,618034447822 17 1,618033813400 Schon beim 17. Folgenglied weichen die jeweiligen Quotienten bis zur dritten Nachkommastelle nicht voneinander ab, so dass sich die Vermutung aufdrängt, dass der Quotient gegen eine Zahl konvergiert und dass: fn 1 ~ 1,618 lim fn n fn Nach Definition ist Division durch f n 1 ergibt: Nimmt man an, dass fn fn fn fn 2 fn 1 lim n fn 2 fn fn 2 1 1 1 1 lim n fn fn 1 15 So erhält man die Gleichung: 1 1 bzw. die quadratische Gleichung 2 2 Mit der positiven Lösung 1 2 1 oder 1 0 1 1 5 1 4 2 1, 6180 ist gezeigt, dass ein Grenzwert existiert. Die Zahl entspricht genau dem Verhältnis des Goldenen Schnitts, wie in Kapitel 1 berechnet. Damit gilt: Unabhängig von Fibonacci beschäftigte sich der Astronom und Mathematiker Johannes Kepler (1571-1630) mit der Zahlenfolge 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21 . ! . So entdeckte er die Fibonacci-Zahlen bei den Umlaufzeiten von Planeten, und zwar stehen die Umlaufzeiten von Venus und Erde im Verhältnis 8 zu 13. Ebenso war auch ihm schon bekannt, dass sich der der Quotient zweier aufeinander folgender Fibonacci-Zahlen dem Goldenen Schnitt nähert. fn 1 (14) lim fn n 2.4.2 Herleitung über die Linearisierung der Goldenen Schnittzahl In Kapitel über den Goldenen Schnitt8 hatten wir die Eigenschaft der goldenen Schnittzahl dargestellt, dass es möglich ist, alle positiven und b mit geeigneten negativen Potenzen in linearer Form a ganzzahligen a und b zu schreiben. 2 1 1 Hier sieht man, dass das Quadrat von 1 1 Das heißt für 3 2 Durch weiteres Einsetzen von (15) linearisierbar ist durch 2 1 2 1 ergibt sich: 3 2 1 usw. 8 @A.B(C9$'+79D(1E-$(F9.*-)-$(G&7)/,,(#)*(*3+(83+&3.- Dreieck, Kapitel 1.4, Seite 9 16 2 1 1 3 2 1 4 3 2 5 5 3 6 8 5 7 13 Folge der linearen Ausdrücke 8 Die lineare Darstellung einer Potenz ergibt sich durch die Addition der beiden vorherigen Zeilen. n Das heißt allgemein: n 1 (a a an b b) 2 a b a ( 1) b a a b ( a b) a n 1 a b a an an 1 Bei dem linearen Ausdruck von n 1 ist der Koeffizient des Produktes mit gleich der Summe aus dem Koeffizienten a (und der Konstanten b des vorherigen Folgengliedes in der Folge der linearen Ausdrücke). Die neue Konstante ist der vorherige Koeffizient a. Kennt man also die linearen Ausdrücke für n und man den linearen Ausdruck für die nächste Potenz Addition erzeugen. Die Potenzen von lassen sich damit schreiben als n 1 n an 1 oder an n 1 n 2 , so kann einfach durch an (16) an 1 Für die ganzen Zahlen a n bzw. a n -1 gilt offensichtlich die Rekursion: f n 2 f n 1 f n mit den Startwerten f1 f 2 1 . Die Fibonacci-Zahlen erscheinen in den Potenzen von . 17 2.5 Explizite Definition der Fibonacci-Zahlen - Formel von Binet Bisher mussten wir zur Berechnung einer Fibonacci-Zahl alle vorhergehenden Folgenglieder bestimmen. Das ist ein sehr aufwendiges Verfahren, so dass wir nun überlegen, wie wir zu einem expliziten Ausdruck dieser Folge kommen können Entsprechend der Grenzwert-Berechnung im letzen Kapitel haben wir gesehen, dass der Quotient der Folgenglieder annähernd einer Zahl ist, d. h. wir annähernd durch die Multiplikation mit einem konstanten Faktor von einer Fibonacci-Zahl zur nächsten kommen. Dies ist eine wichtige Eigenschaft einer Exponentialfunktion f ( x) x n bzw. einer geometrischen Folge f n a0 q n . Analogie zu einer geometrischen Folge: Unter einer geometrischen Folge versteht man eine Folge, bei der zwei aufeinanderfolgende Glieder stets den gleichen Quotienten q haben mit: an 1 q an Damit ist eine geometrische Folge festgelegt durch die Folgenglieder: a1 , a 2 a1 q a3 a2 q a1 q 2 !!! an an 1 q a1 q n Nehmen wir jetzt an, dass die Fibonacci-Folge sich als geometrische Folge darstellen lässt, dann muss gelten: a1 f1 a 2 f 2 f1 q a3 f3 f1 q 2 gleichzeitig gilt: f3 also f1 q 2 f2 f1 , f2 f1 oder da f 2 f1 q gilt auch q2 f1 q 2 f1 q q2 q 1 q 1 0 f1 18 Für diese quadratische Gleichung erhält man die beiden Lösungen q1 und q2 bzw. und , die bereits als Zahlen des Goldenen Schnitts bekannt sind. und 1 für q1 für q2 5 1 5 n (11) 0, 6180 2 Beide Zahlenfolgen Z n (10) 1, 6180 2 n und Z n erfüllen dann annähernd die Bedingungen der Fibonacci-Folge. Korrekturfaktoren Eine geometrische Folge, die eine Fibonacci-Folge ist, muss weiterhin folgendermaßen darstellbar sein: Zn Zn 2 Zn 1 Für die beiden berechneten Quotienten heißt das: Zn Zn n Zn Zn 2 Zn Zn und 1 n Zn 2 Zn 1 Wir führen Ausgleichfaktoren ein und multiplizieren die beiden Gleichungen mit c1 bzw. c 2 . c1 Z n c1 Z n 2 c1 Z n c2 Z n und 1 c2 Z n 2 c2 Z n 1 Die Addition ergibt: c1 Z n c2 Z n c1 Z n c2 Z n Die Zahlenfolge c1 Z n Zn c1 Z n c1 Z n c1 Z n 2 2 c2 Z n 1 c2 Z n 2 c1 Z n 2 c2 Z n 1 1 c2 Z n 1 c2 Z n erfüllt die Form Z n . Damit ist c1 Z n c2 Z n c1 n c2 n c1 und c 2 lassen sich jetzt so bestimmen, dass sich Z n f n ergibt, also die Zahlenfolge Z n der Fibonacci-Folge f entspricht. Dazu lösen wir das Gleichungssystem: Z0 Z1 f0 0 f1 1 19 I c1 II c2 0 c1 c2 0 Daraus ergibt sich: I c2 c1 0 0 und c1 c2 und II eingesetzt 1 c1 c1 1 1 1 1 1 c1 1 1 c1 c1 1 1 5 2 c1 und damit: c2 1 5 2 1 5 1 . Als explizite Darstellung der n-ten Fibonacci5 Zahl erhalten wir: 1 n 1 n 5 5 Diese Formel wurde 1843 von Jacques Philippe Marie Binet veröffentlicht, gelang unabhängig von ihm auch Abraham de Moives im Jahr 1730. Setzen wir für und die weiter oben berechneten Terme ein (10) und (11) ein, so erhalten wir: fn fn 1 1 5 2 5 fn 1 5 1 5 2 n 1 1 5 2 5 n 1 5 n n 2 Faszinierend ist bei diesem Term, dass das Zusammenwirken der irrationalen Zahlen für alle natürliche n immer ganzzahlige Lösungen ergibt. 2.5.1 Folgerungen Die Formel von Binet erlaubt uns, Summen der Fibonacci-Folgen wie f 3 f 6 f 9 " als endliche geometrische Reihen aufzufassen und auszurechnen. Beispiele sind wie oben schon angegeben: n 1 f 3k f 3n 2 1 2 k 1 20 2.6 Goldenes Dreieck, Goldene Spirale Goldenes Rechteck, Beim goldenen Rechteck verhalten sich die Seitenlängen wie phi: Das goldene Rechteck hat die Eigenschaft, dass nach Wegnahme eines Quadrates der Seitenlänge phi wieder ein (kleineres) goldenes Rechteck übrig bleibt usw. Ein Fibonacci-Rechteck ist ein Rechteck, deren Seitenlängen zwei aufeinanderfolgenden Zahlen der Fibonacci-Folge entsprechen. Dabei lässt sich die Fläche so eines Fibonacci-Rechtecks als Summe der Quadrate der ersten Zahlen der Fibonacci-Folge darstellen: f 02 f12 f 22 " f n2 n i 0 fi 2 fn fn 1 Beispiele: f6 f5 8 13 f 9 f10 f 8 f 9 13 21 21 34 Die Folge der Fibonacci-Rechteckzahlen beginnt: 1, 2, 6, 15, 40, 104, 273, ... Eine solche Summe aus den Quadraten der Fibonacci-Zahl ist zugleich ein Ausschnitt der Fibonacci-Spirale: !