Quarks & Co | Die geheimnisvolle Welt des Spielens | 22.01.2013 http.//www.quarks.de Die geheimnisvolle Welt des Spielens Alle spielen: Tiere und Menschen, Kinder und Erwachsene, Männer und Frauen, Alte und Junge. Das Spiel ist kein unnützer Zeitvertreib, sondern existenzieller Bestandteil unseres Lebens - es kann gesund, aber auch krank machen; Quarks & Co taucht ein in die Welt des Spiels und erklärt, welchen Einfluss es auf die kindliche Entwicklung hat und warum Männer anders spielen als Frauen. Redaktion: Jonathan Focke Autoren: Jens Hahne, Ilka aus der Mark Mike Schaefer, Silvio Wenzel Faszination Spielen Spielend groß werden Das Als-ob-Spiel Tierisch verspielt Verbotenes Spiel Die Spielifizierung des Alltags Assistenz: Ein Spiel – zwei Welten Miryam Hauf Fördern durch Spielen Seite 1 Quarks & Co | Die geheimnisvolle Welt des Spielens | 22.01.2013 http.//www.quarks.de Faszination Spielen Warum das Spiel uns alle in seinen Bann zieht Alle spielen: Kinder und Erwachsene, Männer und Frauen, Alte und Junge. Doch von außen betrachtet wirkt Spielen ganz schön verrückt: Die Menschenbabys verbrauchen wertvolle Zeit mit Aktivitäten, die offenbar nicht dem Überleben dienen. Und auch die Älteren konzentrieren sich beim Spielen auf Objekte, die zu rein gar nichts nütze sind. Sie verschwenden scheinbar ihre Zeit, ohne einen rationalen Plan zu verfolgen. Trotzdem zieht das Spielen uns alle in seinen Bann. Sehen Sie faszinierende Zeitlupenaufnahmen von spielenden Menschen - im Quarks-Film. Filmautor: Mike Schaefer Linktipp: Lew S. Wygotski: Das Spiel und seine Bedeutung http://www.th-hoffmann.eu/archiv/wygotski/wygotski.1933.pdf „Im Spiel ist das Kind quasi einen Kopf größer als in Wirklichkeit“ - ist einer der Kernsätze des russisches Psychologen Lew Wygotski. 1933 fasste er in diesem Aufsatz seine wichtigsten Erkenntnisse über das Kinderspiel auf nur 15 Seiten zusammen. Wygotski hat einen enormen Einfluss auf die moderne Entwicklungspsychologie des Spiels. Sein Ansatz fasziniert Wissenschaftler bis heute Seite 2 Quarks & Co | Die geheimnisvolle Welt des Spielens | 22.01.2013 http.//www.quarks.de Literaturtipps: Lasst unsere Kinder spielen! Der Schlüssel zum Erfolg Autor: André Frank Zimpel Verlagsangaben: Vandenhoeck & Ruprecht ISBN-10: 3525701292, ISBN-13: 978-3525701294 Sonstiges: 158 Seiten, 17,99 € Ein Buch zur Psychologie des Spiels, das auch für interessierte Laien gut lesbar ist. André Frank Zimpel von der Universität Hamburg erklärt, warum Spielen für Kinder keineswegs nur nutzloser Zeitvertreib ist und warum gerade freies und unkontrolliertes Spiel für die Entwicklung förderlich sein könnte. Spannend besonders dort, wo es um die wichtigsten Spielpädagogen und ihre Theorien geht, und welche neuen neurobiologischen Erkenntnisse Zimpels Thesen stützen könnten. Übersichtlich gegliedert, interessant auch durch Zusammenfassungen und Anleitung zu Selbstbeobachtungen am Schluss jedes Kapitels. Psychologie des Kinderspiels Vom frühesten Spielen bis zum Computerspiel Autor: Hans Mogel Verlagsangaben: 3. aktualisierte und erweiterte Auflage 2008, Springer ISBN-10: 3540466231, ISBN-13: 978-3540466239 Sonstiges: 262 Seiten, 32,95 € Hans Mogel hat sich in der empirischen Beobachtung des Kinderspiels in neuerer Zeit verdient gemacht. In einem aufwändigen Projekt, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, wurden zahlreiche Experimente auf Video festgehalten und akribisch ausgewertet. Sie bilden einen Kern des Buches, darum herum entwirft Mogel eine ausführliche Gesamtbetrachtung des Kinderspiels. Seite 3 Quarks & Co | Die geheimnisvolle Welt des Spielens | 22.01.2013 http.//www.quarks.de Psychologie des Spiels Autor: Rolf Oerter Verlagsangaben: 2. Auflage 2011, Beltz ISBN-10: 3407220464, ISBN-13: 978-3407220462 Sonstiges: 344 Seiten, 19,95 € Rolf Oerter ist einer der bedeutendsten deutschen Spieleforscher. Über Jahrzehnte hat er das Kinderspiel wissenschaftlich beobachtet - viele der dabei protokollierten Szenen werden im Buch ausgewertet. Davon ausgehend entwirft Oerter einen „handlungstheoretischen“ Ansatz der Spielpsychologie mit dem er Selbstzweck, Ritual, Wiederholung und Realitätskonstruktion beim Spielen untersucht. „Die Vernunft ist mir noch nicht begegnet“ Zum konstitutiven Verhältnis von Spiel und Erkenntnis Autorin: Natasha Adamowsky (Hg.) Verlagsangaben: Transkript ISBN-10: 3899423526, ISBN-13: 978-3899423525 Sonstiges: 288 Seiten, 26,80 € „Bei der Wissenschaft hört das Spielen auf!“ - könnte man wegen strengen Regeln im Wissenschaftsbetrieb glauben. Aber ebenso klar scheint es, dass neue Ideen und revolutionäre Konzepte kreativen Umgang mit Bewährtem erfordern. „Spielerisches um die Ecke denken“ gehört unverzichtbar dazu. Wie aber hängen nun Spiel und Erkenntnis genauer zusammen? Elf Autoren gehen in „Gedankenexperimenten“ aus verschiedenen Perspektiven dieser Frage nach. Seite 4 Quarks & Co | Die geheimnisvolle Welt des Spielens | 22.01.2013 http.//www.quarks.de Spielend groß werden Wann Kinder was spielen Wenn ein Kind geboren wird, ist es fast hilflos. Seine Bewegungen sind unkoordiniert, es kann nicht alleine essen und sich nicht durch Sprache ausdrücken. Beim Spielen lernt das Kind in immer komplexer werdenden Handlungen vieles, was es für seine Entwicklung braucht. Dabei interessiert es sich jeweils für solche Spiele, die gerade zu seiner Entwicklungsstufe passen vom einfachen Funktionsspiel wie dem Greifen nach Gegenständen bis zum richtigen Regelspiel wie zum Beispiel „Mensch ärgere dich nicht“. Sehen Sie im Quarks-Film in welchem Alter Kinder was spielen. Filmautor: Silvio Wenzel Linktipp: Spiellabor der Uni Göttingen https://exp.psych.bio.uni-goettingen.de/abt4/kindskoepfe/presse.htm Im Spiellabor der Universität Göttingen haben die Wissenschaftler nur eines im Kopf: spielen, spielen, spielen. Sie versuchen so herauszufinden, in welchem Alter Kinder verschiedene kognitive Fähigkeiten entwickeln. Die Ergebnisse veröffentlichen sie dann auf dieser Internetseite. Eine immer wieder aufs Neue verblüffende Lektüre. Literaturtipp: Babyjahre – die frühkindliche Entwicklung aus biologischer Sicht Autor: Remo Largo Verlagsangaben: Piper ISBN: 978-3-492-25762-6 Sonstiges: 584 Seiten, 12,95 Euro Ein der Klassiker, wenn es um die Beschreibung der gesamten Entwicklung eines Kindes geht. Auch dem Spielverhalten von Kindern in ihren ersten vier Lebensjahren ist ein Kapitel des Buches gewidmet. Diese 90 Seiten offenbaren viele Details über die spezifische Entwicklung des Spielverhaltens. Seite 5 Quarks & Co | Die geheimnisvolle Welt des Spielens | 22.01.2013 http.//www.quarks.de Das Als-ob-Spiel Wie Spielen auf das Leben vorbereitet Wenn Kinder mit Holzklötzchen „essen spielen“, tun sie so „als ob“: Da wird mit fiktiven Messern geschnitten, imaginäre Portionen werden aufgeteilt und „gegessen“ – und wehe, jemand isst aus Versehen “das Messer“! Professor Hannes Rakoczy und sein Team von der Universität Göttingen haben mit psychologischen Versuchen bewiesen, dass Kinder solche Spielsituationen von realen Situationen deutlich unterscheiden können. Das kindliche Spiel ist viel mehr als die Imitation der Erwachsenen-Welt: Die Wissenschaftler vermuten, dass das Als-ob-Spiel in der Entwicklung von Kindern eine Grundlage für unser gesellschaftliches Zusammenleben legen könnte – denn auch das beruht darauf, mit anderen zusammen Regeln zu erfinden und sie einzuhalten. Quarks & Co hat sich das Als-ob-Spiel ganz genau angeschaut. Filmautor: Mike Schaefer Linktipp: Spielforschung bei den „Göttinger Kindsköpfen“ https://exp.psych.bio.uni-goettingen.de/abt4/kindskoepfe/index.htm Webseite der Forschungsgruppe „Entwicklungspsychologie“ an der Universität Göttingen. Das Psychologenteam um Prof. Hannes Rakoczy hat sich mit einem eigenen Spielzentrum auf die Erforschung kindlichen Verhaltens spezialisiert und untersucht auch das Spielverhalten von Kindern in spannenden Experimenten. Auf der Webseite wird gut verständlich über die Ergebnisse der Forschung berichtet. Übrigens: Eltern können hier auch ihre Kinder für Studien anmelden. Seite 6 Quarks & Co | Die geheimnisvolle Welt des Spielens | 22.01.2013 http.//www.quarks.de Tierisch verspielt Was die Wissenschaft über spielende Tiere weiß Schildkröten beschäftigen sich mit Ringen, Komodowarane veranstalten mit ihren Wärtern ein Tauziehen. Und selbst bei in Gefangenschaft lebenden Kraken haben Forscher beobachtet, dass die Tiere Legosteine von Arm zu Arm weitergeben, ohne dass ein bestimmter Sinn dieser Handlung erkennbar war. Ein Spielsignal bei Hunden ist der typisch gebogene Rücken. Das Spielverhalten der Tiere gibt Wissenschaftlern viele Rätsel auf: Ist das, was in unserem Augen wie Spielen aussieht, für die Tiere auch Spiel? Oder hat es für sie eine ganz andere Bedeutung? Heute sind sich einige Verhaltensbiologen ziemlich sicher, dass selbst solche Tiere spielen, denen man es gar nicht zugetraut hätte. Woran man das Spiel erkennt Bei Säugetieren fällt es noch am leichtesten, ein Verhalten als Spiel zu identifizieren. Hunde etwa zeigen vor dem Spielen sogenannte Spielsignale. Sie strecken die Vorderbeine aus und signalisieren damit: Das, was jetzt kommt, ist kein Ernst. Ich will nur spielen! Eine ähnliche Funktion hat bei vielen Primaten wie etwa Gorillas ein weit geöffneter Mund, das sogenannte Open-Mouth-Face. Bei Vögeln ist Spielverhalten schon schwieriger zu erkennen. Um sicher zu sein, dass ein Tier wirklich spielt, richten sich viele Wissenschaftler nach fünf Kriterien, die der US-Verhaltensbiologe Gordon Burghardt für das Tier-Spiel entwickelt hat: 1. Das Verhalten ist „unvollständig funktional“ in dem Kontext, in dem es erscheint. Das heißt: Wenn eine Katze eine Maus jagt und frisst, ist der Kontext die Jagd. Wirft eine Katze eine Maus immer wieder in die Luft, ohne die Maus zu fressen, dann spielt sie höchstwahrscheinlich. 2. Das Verhalten ist spontan, lustvoll, sich selbst belohnend oder freiwillig. 3. Das Verhalten unterscheidet sich von anderen, für diese Tierart üblichen Verhaltensweisen durch Übertreibung oder durch den Zeitpunkt, zu dem es in Seite 7 Quarks & Co | Die geheimnisvolle Welt des Spielens | 22.01.2013 http.//www.quarks.de Erscheinung tritt. Rangkämpfe treten zum Beispiel oft schon spielerisch bei Jungtieren auf, ohne dass sie bereits ernste Folgen für das Zusammenleben der Gruppe hätten. 4. Das Verhalten wird öfter wiederholt. Allerdings nicht in einer immer gleichen Form wie bei Stereotypien, die Tiere in Gefangenschaft entwickeln können. Zum Beispiel zeigt ein Eisbär im Zoo, der seit Wochen ständig im Kreis läuft, eher kein Spielverhalten, sondern leidet unter einer krankhaften Störung. 5. Das Verhalten kommt in Situationen vor, in denen das Tier frei von Stress ist, also nicht hungrig oder krank ist und auch nicht von Fressfeinden bedroht wird. Wer spielt, dem geht es gut Mit diesen fünf Kriterien glauben einige Verhaltensbiologen, Spielverhalten auch bei Tieren zu erkennen, denen man Spielen gar nicht zugetraut hätte Schildkröten zum Beispiel. „Pigface“, eine inzwischen verstorbene afrikanische Weichschildkröte im National Zoo in Washington, begann in den 1980er Jahren, sich die eigene Haut aufzukratzen. Eine Reaktion auf die reizarme Umwelt in Selbst Kraken sollen Spielverhalten zeigen. Gefangenschaft, vermuteten die Tierpfleger. Daraufhin gaben sie dem Tier eine Reihe von Objekten wie zum Beispiel Kugeln, Stangen und Schläuche. Pigface begann zu spielen und die Selbstverletzungen gingen zurück. Heute ist Spielverhalten für viele Wissenschaftler ein sicherer Indikator dafür, dass es einem Tier gut geht. Tiere spielen ähnlich wie Kinder Wissenschaftler unterteilen das Spielverhalten der Tiere in drei Hauptkategorien: In die Kategorie „Bewegungsspiele“ gehören zum Beispiel Fohlen, die umherspringen. „Objektspiele“ beobachten die Verhaltensbiologen auch bei bestimmten Papageienarten und Rabenvögeln. Letztere lassen beispielsweise im Flug kleine Objekte fallen und fangen diese wieder auf. Das „soziale Spiel“ kommt vor allem bei Tieren vor, die auch sozial leben. Dazu gehören beispielsweise viele Säugetiere oder einige Vogelarten. Bei jungen Löwen sind zum Beispiel „Spielkämpfe“ beliebt. Seite 8 Quarks & Co | Die geheimnisvolle Welt des Spielens | 22.01.2013 http.//www.quarks.de Bewegungsspiele, Objektspiele und soziale Spiele lassen sich auch bei spielenden Kindern erkennen. Allerdings ist das Spielen von Kindern oft wesentlich komplexer. Tiere zeigen kein so kompliziertes Regelspiel, wie es zum Beispiel für Brett- oder Kartenspiele nötig wäre. Das Spielverhalten der Keas ist gut belegt. Sie gelten als besonders intelligente Tiere. Warum Tiere spielen Es gibt eine ganze Reihe von Theorien darüber, warum Tiere spielen. Relativ einig sind sich viele Wissenschaftler, dass junge Säugetiere durch das Spielen auf ihr späteres Leben vorbereitet werden. Spielerische Kämpfe zum Beispiel können auf spätere, reale Rangkämpfe vorbereiten. Die Tiere lernen dadurch, wie weit sie bei ihrem Gegenüber gehen können, wer der Stärkere ist oder wie man sich verhält, um Konflikte zu vermeiden. Außerdem trainieren sie dadurch Reflexe sowie Muskelkraft. Eine Schwäche dieser Theorie ist, dass sie eigentlich nur Spielverhalten erklärt, dessen Vorteil in der Zukunft eintritt, also dann, wenn die Tiere erwachsen sind. Es gibt jedoch eine Reihe von Tieren, die auch als Erwachsene noch spielen. Bei Affen zum Beispiel kann Spiel unter Erwachsenen die Funktion haben, soziale Bindungen zu knüpfen. Bei Wölfen wurde beobachtet, dass einige Individuen anscheinend durch Spiel Konflikte in der Gruppe schlichten. Schwer zu überprüfen Wie auch immer man Spielverhalten definiert und erklärt, beweisen lassen sich die meisten Theorien nur schwer. Die Schwierigkeit der Wissenschaftler: Sie müssten zwei Tiergruppen einer Art vergleichen, während die eine Gruppe spielt und die andere nicht. Doch das Spielverhalten lässt sich nur schwer unterdrücken. Die nicht-spielende Gruppe sollte ja ansonsten völlig „normal“ aufwachsen – also ohne Bewegungseinschränkungen oder Beruhigungs-Medikamente. Ein fiktives Beispiel macht das Problem der Verhaltensforscher deutlich: Nehmen wir an, Wissenschaftler wollen herausfinden, ob spielende Jungtiere später bessere Jäger werden. Sie unterdrücken das Spielverhalten, indem sie die Tiere festbinden. Die Tiere spielen nicht mehr. Das Problem: Mit dieser Methode haben die Wissenschaftler auch die Entwicklung der Muskulatur eingeschränkt. Warum später die Tiere, deren Spielverhalten unterdrückt wurde, schlechtere Jäger sind, Seite 9 Quarks & Co | Die geheimnisvolle Welt des Spielens | 22.01.2013 http.//www.quarks.de bleibt damit unklar. Entweder liegt es daran, dass sie nicht gespielt haben oder daran, dass ihre Muskeln schlechter entwickelt sind. Ganz abgesehen davon wären solche Versuche natürlich auch ethisch problematisch. Über das Sozialverhalten können junge Löwen lernen, sich und andere Tiere in der Gruppe besser einzuschätzen. Jens Hahne Lesetipp Buchtitel: The Genesis of Animal Play: Testing the Limits Autor: Gordon M. Burghardt Verlagsangaben: MIT Press, Cambridge, 2005 ISBN-10: 0262524694 Sonstiges: 518 Seiten, ca. 25 Euro In dem englischsprachigen Fachbuch stellt Gordon Burghardt die wichtigsten Theorien zum Spielverhalten der Tiere dar und entwickelt seine Definition, die von einigen anderen Verhaltensbiologen, die sich mit dem Thema beschäftigen, übernommen wurde. Seite 10 Quarks & Co | Die geheimnisvolle Welt des Spielens | 22.01.2013 http.//www.quarks.de Verbotenes Spiel Wenn Spiele den Zeitgeist offenbaren Zu allen Zeiten gab es Spiele, die verboten waren. Zur Zeit der Römischen Republik zum Beispiel das Glücksspiel: Die Römer spielten heimlich in Tavernen und wer erwischt wurde, musste mit hohen Geldstrafen rechnen. Im Mittelalter galten Kartenspiele als „Machwerk des Teufels“ und wurden öffentlich verbrannt, weil sie angeblich die „göttliche Ordnung“ durcheinander brachten. Und in den Ostblockstaaten war das kapitalistische Monopoly bei den Machthabern verpönt. Selbst in den 1980er-Jahren waren in der BRD Spiele verboten, die im Nachhinein völlig harmlos erscheinen. Tauchen Sie ein in die Vergangenheit der verbotenen Spiele, die auch immer ein Spiegel der Gesellschaft ihrer Zeit waren. Filmautor: Silvio Wenzel Linktipp: Verbotene Spiele in der DDR http://nachgemacht.blogspot.de/ In der DDR waren viele Spiele verboten oder durften zumindest nicht hergestellt werden. Doch Not macht erfinderisch und so haben die Menschen unzählige der Spiele heimlich im Keller nachgebaut. Die Macher dieses Blogs sammeln nun möglichst viele dieser Spiele und präsentieren sie in einer Ausstellung. Seite 11 Quarks & Co | Die geheimnisvolle Welt des Spielens | 22.01.2013 http.//www.quarks.de Literaturtipps: Volles Risiko – Glücksspiel von der Antike bis heute Herausgeber: Badisches Landesmuseum Karlsruhe ISBN: 978-3-7650-8387-7 Sonstiges: 288 Seiten, 14,95 Euro, zu beziehen über das Badische Landesmuseum Karlsruhe unter www.landesmuseum.de Dieses Buch ist ein wahrer Goldschatz für jeden, der sich mit dem Thema “Verbotene Spiele” intensiv beschäftigen möchte. Dieser reich bebilderte Ausstellungskatalog der gleichnamigen Ausstellung entführt in die verschiedensten Epochen der menschlichen Geschichte und präsentiert spannende und manchmal unglaubliche Geschichten rund um das Verbot von Spielen. Monopoly – Das Spiel, die Stadt und das Glück Autor: Andreas Tönnesmann Verlagsangaben: Verlag Klaus Wagenbach, ISBN: 978-3803151810 Sonstiges: 144 Seiten, 22,90 Euro Ein ganzes Buch über ein einzelnes Brettspiel? Richtig. Und nach der Lektüre muss man sagen: absolut zu recht! Denn die Erfolgsgeschichte dieses Spiels ist einen genauen Blick in seine Geschichte wert. Und dieser Blick wird nicht auf einer einzigen Seite langweilig. Spiele der Menschheit – 5.000 Jahre Kulturgeschichte der Gesellschaftsspiele Autor: Ulrich Schädler Verlagsangaben: WBG Darmstadt, ISBN: 978-3-534-21020-6 Sonstiges: 224 Seiten, 29,90 Euro Auch wenn es in diesem Buch nicht um verbotene Spiele geht –die Geschichte des Spiels ist mindestens genauso spannend. Der Autor nimmt uns mit auf eine Reise durch die Jahrtausende und zeigt, welche Spiele die Menschen im Laufe der Geschichte fasziniert haben. Seite 12 Quarks & Co | Die geheimnisvolle Welt des Spielens | 22.01.2013 http.//www.quarks.de Die Spielifizierung des Alltags Wie man den menschlichen Spieltrieb nutzen kann Wenn spielerische Mechanismen in Situationen eingesetzt werden, die mit Spielen eigentlich nichts zu tun haben, sprechen Fachleute von Gamification. Meist handelt es sich um eine Schnittstelle zwischen Handy- oder Computerspielen und der Realität. Apps für das Smartphone sollen zum Beispiel motivieren, unsere Hausarbeit zu machen. Auch die Idee, einen Flaschencontainer zum Spiel zu machen, gehört dazu: Wo das Licht aufleuchtet, müssen die Flaschen rein. Gegen Punkte – versteht sich. Spiele können uns motivieren, Dinge zu tun, die wir sonst nicht so gerne machen. Aber unser Spieltrieb könnte auch ausgenutzt werden, um an unsere Daten zu kommen oder uns an Produkte und Dienstleistungen zu binden. Der Quarks-Film über die Kraft unseres Spieltriebs – jetzt angucken. Filmautor: Jens Hahne Seite 13 Quarks & Co | Die geheimnisvolle Welt des Spielens | 22.01.2013 http.//www.quarks.de Ein Spiel - zwei Welten Warum Frauen anders spielen als Männer Männer mögen nicht nur andere Spiele als Frauen, sie spielen auch ganz anders. Das zeigen Studien, in denen mehrere Tausend Männer und Frauen nach ihren Spielvorlieben und -gewohnheiten befragt wurden. Das unterschiedliche Spielverhalten wirft die Frage auf, warum Mann und Frau so anders spielen. Die Wissenschaftler streiten über die richtige Erklärung... Ein Spiel – zwei Welten. Der Quarks-Film. Filmautorin: Ilka aus der Mark Literaturtipp: Von Natur aus anders. Die Psychologie der Geschlechterunterschiede Autorin: Doris Bischof-Köhler Verlagsangaben: Kohlhammer, 4. überarbeitete Auflage, Stuttgart 2011 ISBN: 978-3-17-021625-9 Sonstiges: 29,90 €, 367 Seiten Doris Bischof-Köhler hat sich ihr Leben lang mit dem Thema Geschlechterunterschiede beschäftigt. Die Professorin für Psychologie ist davon überzeugt, dass Unterschiede zwischen Mann und Frau angeboren sind und belegt diese These mit einer umfassenden Sammlung wissenschaftlicher Arbeiten. „Von Natur aus anders“ ist ein wissenschaftliches Lehrbuch, aber verständlich und unterhaltsam geschrieben - auch für interessierte Laien eine bereichernde Lektüre. Seite 14 Quarks & Co | Die geheimnisvolle Welt des Spielens | 22.01.2013 http.//www.quarks.de Fördern durch spielen Im Spiel ist das Lernen „kinderleicht“ An der Universität Hamburg fördern der Psychologe André Frank Zimpel und sein Team Kinder mit Entwicklungsdefiziten auf scheinbar einfache Weise: Sie spielen mit ihnen. Dabei entlocken sie den Kindern die in ihnen bereits schlummernden Fähigkeiten - und jede Menge Selbstbewusstsein. Die Forscher vermuten: Spiel ist eine besonders effektive Strategie des Lernens. Voraussetzung ist, dass der Spielende weder unter- noch überfordert ist. Dann setzt das Spiel positive Emotionen frei, sorgt für Erfolgserlebnisse und bringt das spielende Kind in einen „Flow“-Zustand, bei dem es alles um sich rum vergisst – aber nie mehr das, was es beim Spielen lernt. Lernen durch spielen – sehen Sie mehr im Quarks-Film. Filmautor: Mike Schaefer Seite 15 Quarks & Co | Die geheimnisvolle Welt des Spielens | 22.01.2013 http.//www.quarks.de Impressum: Herausgeber: Westdeutscher Rundfunk Köln Verantwortlich: Quarks & Co Claudia Heiss Redaktion: Jonathan Focke Gestaltung: Designbureau Kremer & Mahler, Köln Bildrechte: Alle: © WDR, außer: Seite 7: Imago Seite 8: Prof. Michael Kuba Seite 9: Zoo Frankfurt, Sabine Binger Seite 10: Imago © WDR 2013 Seite 16