Anleitung Römerkoffer - LVR

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Bonn
LVR-LandesMuseum
Die
Römerkoffer
des
LVR-LandesMuseums Bonn
Bonn
LVR-LandesMuseum
Die Römerkoffer des LVR-LandesMuseums Bonn
Inhalt:
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Willkommen in den römischen Rheinlanden!
Zum Mitschreiben – die Wachstafel
Religion im römischen Imperium
3.1. Merkur
3.2. Matronen
Unterwegs auf genagelten Sandalen
Kleidung aus der Römerzeit
5.1. Für Frauen – Peplos und Palla
5.2. Für Männer – Tunika und Pallium
5.3. Für Senatoren – Tunika und Toga
Handel und Handwerk
6.1. Amphorenfuß
6.2. Dachziegel
Keramik
7.1. Gallisches Gefäß
7.2. Krug und Schüssel
7.3. Terra Sigillata Scherben
7.4. Kelch aus Terra Sigillata
Ende der Römerzeit im Rheinland – Ende und Ausblick
1. Willkommen in den römischen Rheinlanden!
Dieser Satz aus zwei Koffern (einer mit Gegenständen, einer mit Kleidung) soll Ihnen und Ihrer Klasse
dabei helfen sich das Leben in unserer Region während der römischen Herrschaft über das linksrheinische
Germanien vorzustellen.
Auf die Eroberung des Rheinlandes durch Cäsar 55 vor Christus folgte die Schrittweise Eingliederung der
linksrheinischen Gebiete des heutigen NRW in das römische Imperium. Die folgenden Versuche auch den
Rest Germaniens bis zur Elbe zu erobern mussten nach der katastrophalen römischen Niederlage im Jahr
9 nach Christus – der Varusschlacht – aufgegeben werden und die eroberten Gebiete wurden als Germania
superior (Obergermanien – der Südwesten Deutschlands, Teile der Schweiz und Frankreichs mit dem
Regierungssitz Mainz) und Germania inferior (Niedergermanien – Deutschland westlich des Rheins, die
Niederlande und Teile von Belgien mit dem Regierungssitz Köln) in das römische Reich eingegliedert und
blieben bis zum Untergang des Imperiums während der Völkerwanderungszeit (im 4. und 5. Jahrhundert
nach Christus) Teil des Reiches.
Der Rhein als Trennung des Reiches vom freien und immer noch „barbarischen“ Germanien war eine der
am besten bewachten Grenzgebiete des Imperiums. Den Großteil der römischen Kaiserzeit über standen
acht Legionen (fast ¼ der gesamten Armee) in den beiden germanischen Provinzen bereit um das Reich vor
Überfällen und Plünderungszügen zu schützen.
Zur Unterbringung der Legionäre und zur Verwaltung der Provinzen entstanden eine Vielzahl von
blühenden Städten, wie etwa: Bonna – Bonn, Mogontiacum – Mainz, Colonia Ulpia Traiana – Xanten und
Colonia Claudia Ara Agrippinensium – Köln.
In diesen Städten lebten die Menschen nur wenig anders als im Rest des Imperiums. Sie lebten in
Steinhäusern, sprachen und schrieben Latein, trugen römische Kleidung und beteten zu den römischen
Göttern. Dem Leben der normalen Bürger in den germanischen Provinzstädten während der hohen
Kaiserzeit (vom 1. bis zum 3. nachchristlichen Jahrhundert) sind diese beiden Koffer gewidmet.
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2. Zum Mitschreiben – die Wachstafel
Papier war in römischer Zeit noch unbekannt. Man benutzte stattdessen das
aus Ägypten kommende Papyrus (gepresstes Pflanzenmark) oder Wachstafeln.
Letztere konnte man nach Benutzung einfach durch abschaben oder erhitzen
wieder glätten und erneut benutzen. Man benutzte sie daher für Notizen,
Rechnungen und in der Schule zum Schreiben lernen. Man konnte sie aber
auch wie eine frühe SMS benutzen. Der Sender schrieb seine Nachricht auf die
Tafel und ließ sie von einem Boten überbringen, woraufhin der Empfänger die
Nachricht las, die Tafel glättete und direkt auf dieser antwortete, ohne lange
nach Papyrus und Tinte suchen zu müssen.
Tipp: Wenn Sie die Tafel benutzt haben, können Sie diese bei ca. 50° in den
Backofen legen bis das Wachs schmilzt und von alleine wieder eine glatte
Oberfläche bildet.
3. Religion im römischen Imperium
Die Römer waren sehr liberal was die Religionsausübung ihrer Bürger anging. Solange sie die Allmacht
und Göttlichkeit des Kaisers anerkannten und an dem darauf beruhenden Staatskult teilnahmen,
konnten sie ansonsten ihren lokalen Kulten folgen oder einer größeren Religionsgemeinschaft (wie dem
Mithraskult) angehören. Problematisch war dies bei den Juden und Christen, denen ihre heiligen Schriften
die Anbetung von anderen Göttern verboten.
3.1. Merkur
Merkur gehört zum klassischen römischen Pantheon, dem Jupiter und Juno vorstanden
und der Götter wie Mars, Neptun, Venus und eben Merkur umfasste. Alle diese Götter
erfüllten bestimmte Funktionen und kontrollierten einzelne Lebensbereiche. Mars den
Krieg, Neptun das Meer, Venus die Liebe und Merkur die Reise und den Handel.
3.2. Matronen
Die Matronen waren eine lokale germanische Göttergruppe des Rheinlandes, die
immer als Gruppe von drei Frauen dargestellt wurden. Die beiden äußeren sind dabei
als verheiratete Frauen mit Hauben (die in dieser Form und Funktion zur Tracht der
Ubierinnen gehörte – dem germanischen Stamm in der Region um Köln), die in der Mitte als unverheiratete
junge Frau mit offenem Haar, dargestellt. Wir wissen nicht genau welche Rolle die Matronen erfüllten,
aber da sie meistens mit Früchten oder Füllhörnern und manchmal auch Kindern dargestellt sind, wird ein
Fruchtbarkeitskult vermutet.
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4. Unterwegs auf genagelten Sandalen
In allen von den Römern eroberten Gebieten bauten sie
gepflasterte Straßen die in einer Gesamtlänge von mehreren
Tausend Kilometern ganz Europa durchzogen und auch heute
oftmals noch in Benutzung sind – wie etwa die gleichnamige
Römerstraße in Bonn. In Sandalen wie den beiliegenden zogen
die Römer über diese Straßen und flanierten durch die Städte.
Die Nägel unter der Sohle hatten den Zweck die Sandalen
geländegängig und haltbar zu machen. Solche Nägel aus den
schweren Militärsandalen der Legionäre gehören zu den häufigsten
archäologischen Fundstücken.
5. Kleidung aus der Römerzeit
5.1. Für Frauen – Peplos und Palla
Frauen im Rheinland trugen entweder die einheimische Tracht der Ubier (wie sie auf dem Matronenbild
zu sehen ist) oder die aus Griechenland kommende Kombination von Peplos und Palla. Der Peplos war
ein von oben über den Kopf gestülptes Kleid mit Verschlüssen auf der Schulter und einem Gürtel in der
Taille. Die Palla war ein Übergewand, ähnlich wie das von den Männern getragene Pallium, und wurde auf
verschiedene Arten um den Körper gewickelt, wobei Frauen oftmals einen Zipfel der Palla als Schleier über
ihre Haare zogen.
5.2. Für Männer – Tunika und Pallium
Männer trugen anstelle des Peplos die Tunika, eine Art sehr langes T-Shirt mit Gürtel. Die Tunika konnte
sehr unterschiedlich geschnitten sein. Es gab sie mit und ohne Ärmel und sie konnte zwischen Knie- und
Knöchellang sein. Darüber wurde bei schlechtem Wetter das Pallium als Mantel getragen. Zwar hatten
römische Bürger auch das Recht die Toga zu tragen, aber dies war den meisten Menschen im Alltag zu
umständlich und sie bevorzugten die praktischere Tunika.
5.3. Für Senatoren – Tunika und Toga
Die herrschende Klasse des römischen Reiches waren die Senatoren und Würdenträger der Städte. Sie
trugen spezielle Kleidung um direkt von allen erkannt zu werden. Wie alle anderen Männer auch trugen sie
zu unterst eine Tunika (allerdings mit einem Purpurstreifen am Rand verziert) aber darüber die Toga, das
Gewand des römischen Bürgers - Wie
eine Toga genau gewickelt wird, kann
der dem Kleiderkoffer beiliegenden
Anleitung entnommen werden - Alle
römischen Bürger hatten das Recht
eine Toga zu tragen, aber nur die
Senatoren durften eine Toga mit einem
Purpurstreifen tragen und damit ihre
besondere Stellung kenntlich machen.
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6. Handel und Handwerk
Im römischen Reich gab es bereits hoch entwickelte Bauwerke mit Fußbodenheizungen und fließendem
Wasser, fast wie heute bei uns. Gleichzeitig wurden Handelsgüter aus dem gesamten Imperium auf den
Märkten der Städte angeboten – Wein aus Gallien, Fischsauce aus Italien, Getreide aus Ägypten. Das
Rheinland war in dieser Zeit besonders für seine hochwertigen Glasprodukte bekannt.
6.1. Amphorenfuß
In Amphoren, großen Tongefäßen mit Füllmengen zwischen 5 und 50 Litern,
wurden die meisten Lebensmittel und Flüssigkeiten im römischen Reich
transportiert und am Zielort nach Entleerung weggeworfen. Anhand der Form
und der Herstellerstempel können wir sehr genau rekonstruieren, entlang
welcher Routen damals der Handel stattgefunden hat und welche Produkte
man in welchen Regionen besonders gerne kaufte.
6.2. Dachziegel
Die Römer produzierten Gebrauchsgegenstände bereits in nahezu industriellen Mengen
mit einheitlicher Qualität, festgelegten Maßen und staatlichen Kontrollen. Ein gutes
Beispiel dafür ist dieser Dachziegel, auf den der Herstellerstempel der Werkstatt, aus
der er stammt, eingedrückt wurde, bevor er in den Brennofen kam und der uns daher
Aufschluss über seine Herkunft geben kann.
7. Keramik
Zu den Funden die Archäologen am häufigsten aus der Römerzeit machen gehören verschiedene
Arten von Keramik. Das mag zuerst langweilig klingen, aber aus diesen Funden kann man viel über die
Lebensbedingungen der Menschen damals lernen und die Wege ihrer Handelsbeziehungen verfolgen.
7.1. Gallisches Gefäß
Diese Scherbe stammt von einem Gefäß, das zwar im Rheinland hergestellt
wurde, aber so aussieht, als sei es aus einer Werkstatt in Gallien. Deren
Produkte waren im Rheinland eine Zeitlang anscheinend sehr beliebt. An
ihm kann man ablesen, wie der Geschmack der Käufer die Warenströme
innerhalb des Imperiums beeinflusste.
Entweder haben sich nämlich gallische Handwerker in Germanien
niedergelassen oder germanische Handwerker haben in Gallien die
entsprechenden Handwerkstechniken gelernt um die Kunden im Rheinland
mit den gewünschten Gefäßen versorgen zu können.
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7.2. Krug und Schüssel
Dieser Krug und diese Schüssel sind einfache
Töpferwaren aus lokaler Produktion, wie sie die
gesamte römische Zeit im Rheinland über benutzt
wurden. So sah das Ess- und Tischgeschirr der
einfachen Leute aus. Den Krug benutzte man um
damit bei Tisch Wein oder Wasser anzubieten und
die Schüssel konnte als Servierschüssel oder
Kochgefäß benutzt werden.
7.3. Terra Sigillata-Scherben
Terra Sigillata war sozusagen das Porzellan der Antike. Es war
hart, glänzte wunderbar rot und war zumeist stark verziert und
somit nur für eine wohlhabende Käuferschicht erschwinglich.
7.4. Kelch aus Terra Sigillata
Ein Beispiel für ein aus Terra Sigillata
gefertigtes Gefäß ist dieser Kelch, der
von den Römern zum gemeinsamen
Weintrinken benutzt wurde. Außen ist der Kelch mit Musikanten und
zusammen liegenden (die Römer saßen nicht wie wir beim Essen sondern
legten sich dazu auf eine Art Sofa) und trinkenden Menschen verziert. Er gibt
also genau das Ereignis wieder, zu dem er benutzt wurde.
8. Ende der Römerzeit im Rheinland – Ende und Ausblick
Nachdem das römische Reich lange Zeit Frieden gehabt hatte, geriet es im 3. Jahrhundert in eine
Tiefe Krise, während der die Germanen im Westen und die Perser im Osten das Reich militärisch stark
bedrängten. Zugleich fand eine neue Religion, das Christentum, immer mehr Anhänger im Reich. Die
Römer misstrauten den Christen, weil diese den Kaiser nicht als Gott verehren wollten. Daher kam es
immer wieder zu grausamen Christenverfolgungen die das Reich zusätzlich destabilisierten.
Rom brauchte dringend Soldaten und fand sie in den kriegerischen germanischen Stämmen jenseits
des Rheins. Eines der erfolgreichsten von ihnen waren die Franken. Die Franken durften den Rhein
überqueren und erhielten von den Römern im Rheinland Bauernhöfe und Felder. Dafür kämpften sie gegen
andere Germanenstämme die nicht mit dem Römern verbunden waren. Bald aber wurden die Franken so
mächtig, dass sie die Römer ganz von der Herrschaft im Rheinland verdrängten und, so wie viele andere
germanische Stämme (wie die Goten, Alemannen, Langobarden oder Vandalen), ein eigenes Königreich
errichteten.
Bei uns waren dies die Salfranken die einen ihrer Königssitz in Köln hatten (so wie zuvor der römische
Statthalter) und im 5. Jahrhundert unter ihrem König Chlodwig I. alle Provinzen des römischen Reiches in
Gallien und Germanien kontrollierten und die letzten Reste der römischen Herrschaft beseitigten.
Viel später sollte einer ihrer Könige sogar Kaiser werden, der berühmte Karl der Große, aber das ist eine
ganz andere Geschichte…
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Inhalt des Materialkoffers:
Wachstafel mit Griffel
Merkurfigur
Matronenstatue
Sandalen
Amphorenfuß
Dachziegel
Gallisches Gefäß
Schüssel
Krug
Terra Sigillata Scherben
Kelch
Inhalt des Kleiderkoffers:
Peplos aus grüner Seide
Palla aus violetter Seide
Gürtel aus grüner Seide
Tunika aus Naturbaumwolle
Tunika aus roter Wolle
Pallium aus blauer Wolle
Gürtel aus Naturbaumwolle
Tunika aus weißer Wolle mit purpurner Streifen
Toga aus weißer Wolle mit purpurnen Streifen
Paar Schuhe aus Leder
Anleitung zum Anlegen der Toga
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