Stefanie Ettling 25.01.2011 Protokoll: Arzneipflanzen von Las Tolas (Pichincha, Ecuador) Einleitung Alle Völker der Welt verfügen über ein traditionelles Wissen um die heilende Wirkung der Pflanzen ihrer Umwelt. Dieses Wissen geht, mangels der Kenntnis der chemischen Inhaltsstoffe, oft auf eine lange Zeit des Ausprobierens, Beobachtens und der mündlichen Überlieferung zurück. In der folgenden Arbeit ist es von Interesse, die in Las Tolas verwendeten Pflanzen ihren wissenschaftlichen Namen zuzuordnen und die überlieferten Heilanwendungen mit den Wirkungen der chemischen Inhaltsstoffen zu vergleichen. Pflanzliche Sekundärstoffe und ihre Wirkung Als Sekundärstoffe einer Pflanze bezeichnet man jene niedermolekularen Naturstoffe, die nicht am Primärstoffwechsel beteiligt sind. Sie sind die tatsächlichen Wirkstoffe einer Art. Für Pflanzen sind diese Substanzen in Belangen der Konkurrenzvermeidung und als Mittel zur Abwehr von Fressfeinden von Bedeutung. Sekundärstoffe lassen sich in verschiedene Gruppen einteilen, die im Folgenden näher erläutert werden. Alkaloide Als Alkaloide bezeichnet man eine Gruppe von Sekundärstoffen, die heterocyclisch gebundene N-Atome aufweisen und basisch reagieren. Häufig werden auch andere, ein N-Atom enthaltende Naturstoffe in diese Gruppe gezählt, so sie sich nicht eindeutig anderen Kategorien zuordnen lassen. Alkaloide lassen sich schon in den Familien früher Landpflanzen, wie den Equisetaceae, nachweisen. Unter den höheren Pflanzen sind sie unter anderen typisch für Amarillidaceae, Papaveraceae, Fabaceae, Asteraceae, Rubiaceae und Solanaceae. Alkaloide finden sich vornehmlich in Geweben, die entweder überlebenswichtig für die Pflanze sind oder in solchen, die Schutzfunktionen übernehmen. Zudem bilden einige Familien (z.B. Papaveraceae) alkaloidhaltigen Milchsaft. Die Zusammensetzung und der Anteil an Alkaloiden verändern sich desweiteren im Verlaufe des Lebens- und Jahreszyklus der Pflanze. 1 Stefanie Ettling 25.01.2011 Die starke Wirkung von Alkaloiden geht mehrheitlich auf ihre Beeinflussung der Signalübertragung- und Verarbeitung zurück. Dies ist möglich, da sie von den gleichen Aminosäuren aus gebildet werden, wie die Neurotransmitter Serotonin, Noradrenalin, Dopamin, GABA, Glutaminsäure und Histamin und somit ähnliche Strukturen aufweisen. Glykoside Die meisten Sekundärstoffe liegen in der Pflanze inaktiv als sogenannte Glykoside vor, damit ihre Eigenschaften nicht die Pflanze selbst beeinträchtigen. In dieser Form sind an die jeweiligen Wirkstoffe Zuckerreste gebunden. Meist sind sie in der Vakuole gespeichert. Terpenoide Die Terpenoide sind eine Stoffgruppe, die sich strukturell von Isopren ableiten und von diesem ausgehend eine große Zahl verschiedener Kohlenstoffgerüste mit unterschiedlichen reaktiven Gruppen bilden. Ihre unterschiedlichen Klassen sind die Monoterpene, Sesquiterpene, Diterpene, Triterpene, Steroide, Tetraterpene, Iridoide und Polyterpene. Die ersten drei haben einige Eigenschaften, die gemeinsam besprochen werden können. Sie sind alle lipophile Substanzen, die sich in Biomembranen einlagern und somit deren Fluidität erhöhen. Geschieht dies in der Nähe von Natrium-, Kalium- oder Calciumkanälen, kann es zur Störungen der Reizleitung kommen. Dies bedingt die antimikrobielle, zytotoxische Wirkung dieser Stoffe, erklärt aber auch den Einsatz gegen Erkältungskrankheiten, da die Wassersekretion und Zilliartätigkeit in den Bronchien angeregt wird. Zudem sind Monoterpene in der Lage die Bluthirnschranke zu überwinden und haben somit sowohl sedative als auch analeptische Wirkung. Mono- und Sesquiterpene sind zusammen mit Phenolen die Hauptbestandteile ätherischer Öle. Triterpene und Steroide leiten sich gemeinsam von C-30-Körpern ab. Beide können auch mit Glykosiden verbunden sein und werden dann als Saponine bezeichnet. Während die Aglyka lipophil sind, lösen sich Saponine sowohl in polaren, wie auch in unpolaren Lösungsmitteln. Saponine werden oft in inaktiver Form in der Vakuole gespeichert. Bei mikrobiellen Angriffen wirken sie im Falle von Steroidsaponin wie 2 Stefanie Ettling 25.01.2011 Tenside, da der Terpenteil in der Membran angreifender Zellen eingelagert wird und der hydrophile Zuckerrest außerhalb der Zelle mit Glykoproteinen und –lipiden interagieren kann, bilden sich Poren in der Membran und die Zelle läuft aus. Daher werden Saponine häufig zur äußerlichen Behandlung von Infektionen angewandt, lösen innerlich angewendet jedoch nur in geringen Dose toleriert werden, wobei sie die Wassersekretion in den Bronchien anregen. Bei höherer Dosierung wird der Brechreiz ausgelöst. Iridoide werden als Glykoside im Körper gespeichert. Die zugehörigen Aglyka können durch die Öffnung eines Lactonringes zu einer reaktiven Aldehydfunktion kovalent an Proteine koppeln. Durch Interaktion mit Enzymen der Prostaglandin- oder Leukotriensynthese können Entzündungsprozesse unterbrochen werden. Phenolische Substanzen Phenylpropane sind eine weitere große Gruppe der Sekundärstoffe. Sie leiten sich von den Aminosäuren Phenylalanin und Tyrosin ab und treten als Säuren, Alkohole und Aldehyde auf oder in komplizierterer Form als Aromaten. Allgemein können sie als proteinmodifizierende Stoffe angesehen werden. Ein wichtiges Beispiel für einfache Phenylpropane ist die Salicylsäure, die als Hauptwirkstoff in Aspirin® fungiert. Phenylpropane sind die Vorstufe der Cumarine und Furanocumarine. Erstere werden bei Gewebeverletzungen der Pflanze freigesetzt und ansonsten als Cumaroylglucoside in der Vakuole gespeichert. Weisen die aus zwei C6-Ringen bestehenden Cumarine zusätzlich einen Furanring auf, so werden sie Furanocumarine genannt. Diese können DNA-Basen oder Proteine vernetzen und haben somit mutagene Eigenschaften. Phenylpropane können auch Lignane bilden, die der Pflanze als Lignin Stabilität verleihen, aber auch antimikrobielle Eigenschaften haben. Flavonoide, Anthcyanidine und Chalkone sind eine weitere Gruppe der phenolischen Substanzen. Sie kommen in den Blüten von Pflanzen vor und dienen der Anlockung von Bestäubern. Über ihre OH-Gruppen können sie leicht Wasserstoffbrücken mit Proteinen ausbilden und so molekulare Targets verändern. Desweiteren enthalten viele Pflanzenarten Gerbstoffe, eine Untergruppe der Flavonoide. Von Gerbstoffen spricht man, wenn Flavonoide zu Di- oder Oligomeren kondensieren und mehr als 15-20 OH-Gruppen aufweisen. Sie werden eingesetzt um Infektionen an Schleimhäuten und im Verdauungstrakt zu behandeln, da sie mit Rezeptore, Transportmolekülen und Enzymen wechselwirken können. 3 Stefanie Ettling 25.01.2011 Material und Methoden Standortbeschreibung Sowohl die Biologische Station, als auch das Dorf Las Tolas liegen im Choco-Gebiet. Dies ist die Bezeichnung für ecuadorianische Wälder zwischen der Pazifikküste bis auf eine Höhe von 2200m und fasst mehrere Ökoregionen zusammen, die sich jedoch alle durch hohe Biodiversitätsraten auszeichnen. Die Station liegt im Bergregenwald der Provinz Pichincha in der Region Ayapi auf 1200m Höhe. Eine von Sekundärwald und Weideland umgebene Straße führt in das 11km entfernte Las Tolas, das auf 1900m Höhe liegt. Die Region zeichnet sich durch hohe Niederschläge vor allem während der Regenzeit zwischen November und April aus. Die Temperaturen liegen meist zwischen 16 und 26°C. Arzneipflanzen Die Namen der aufgeführten Arzneipflanzen entstammen der Befragung der Inhaberin eines Heilpflanzengartens in Las Tolas. Die aufgenommenen Trivialnamen wurden im Folgenden mittels der angegebenen Literatur zugeordnet oder durch Nachbestimmung der Pflanzen ermittelt. Zudem wurden Fotographien der Pflanzen des Gartens gemacht. Die Ermittlung der Inhaltsstoffe erfolgte in Form einer Literaturrecherche. Desweiteren wurde das Vorkommen der Arten entlang der Straße zwischen Las Tolas und der biologischen Station „Un poco del Choco“ ermittelt. Hierbei wurde die Strecke abgefahren und die gefundenen Arten alle 100m qualitativ notiert. Für die Auswertung wurden den Arten Häufigkeit ihres Vorkommens in den angegebenen Intervallen zugeordnet und mit dem Programm Graph Pad Prism® für Windows, Version 4 (GraphPad Software, San Diego, U.S.A.) graphisch dargestellt. Ergebnisse Bei den in der Umgebung von Las Tolas oder im Medizinalpflanzengarten des Dorfes gefundenen und angewendeten Heilpflanzen handelt es sich um….. Arten aus 24 Familien. Dabei muss beachtet werden, dass den Trivialnamen je nach Quelle teils unterschiedliche wissenschaftliche Namen zugeordnet werden können, die der Vollständigkeit halber alle aufgeführt werden. Die Anwendungen nach CERON (2006) werden mitangegeben. 4 Stefanie Ettling 25.01.2011 Amaranthaceae Iresine celosioides L.: Escancel (CERON 2006) Beschreibung Es handelt sich um eine krautige Pflanze mit aufrechtem Stängel, an dem gegenständige ovale Blätter von rötlicher Farbe wachsen. Die Blüten sind weißlich. Traditionelle Anwendung Iresine celosioides wird in Las Tolas gegen Fieber eingesetzt, während CERON (2006) ihr auch positive Wirkung bei Prostatabeschwerden und Entzündungen, sowie allgemein stärkende Eigenschaften zuordnet. Wirkstoffe und Pharmakologie Die Art enthält Iresin, Dihydroiresin, iso-Iresin und Tlatlancuayin (LACHNEREITZENBERGER 2006). Apiaceae Foeniculum vulgare Mill.: Eneldo (CERON 2006) Beschreibung Bei F. vulgare handelt es sich um eine mehrjärige krautige Pflanze, die bis zu 1,5 m hoch werden kann. Sie hat stark geschlitzte fadenförmige Blätter und in Dolden stehende kleine gelbe Blüten (VAN WYK 2004). Traditionelle Anwendung In Las Tolas wird Eneldo gegen Gallenentzündung eingesetzt. Nach CERON (2006) wird ihr positive Wirkung auf Magenbeschwerden, Entzündungen und Diabetes zugeordnet, sowie die Anwendung als Aromatikum und Zusatz warmer Bäder. Wirkstoffe und Pharmakologie F. vulgare enthält Phenylpropane, vorwiegend trans-Anethol. Zudem weist er Flavonoide und Furanocumarine auf. Anethol besitzt krampflösende Wirkung und wirkt Entzündungen entgegen. Zudem lassen sich östrogene und antimikrobielle Eigenschaften feststellen (VAN WYK 2004). 5 Stefanie Ettling 25.01.2011 Anethum graveolens L.: Eneldo Beschreibung Am hohlen blau gestreiften Stängel von A. graveolens stehen mehrfach gefiederte Blätter. Die kleinen gelblichen Blüten wachsen in Dolden beisammen. Dill bildet breiteiförmige, brau trocknende Samen (VAN WYK 2004). Traditionelle Anwendung Anethum graveolens wird in Las Tolas als Eneldo gegen Gallenentzündung angewendet. Wirkstoffe und Pharmakologie Die Früchte enthalten ätherische Öle, Carvon, Flavonoide, Furanocumarine und Cumarine. A. bakteriostatische graveolens weist Eigenschaften nachgewiesenermaßen auf. Ätherische Öle krampflösende gelten ebenfalls und als krampflösend (VAN WYK 2004). Pimpinella anisum L.: Anis Berschreibung Es handelt sich um eine etwa 50cm hohe Pflanze, deren Grundblätter ganzrandig, die oberen aber geschlitzt sind. Die kleinen weißen Blütchen stehen in Dolden und bilden 2mm große, graugrüne Früchte (VAN WYK 2004). Traditionelle Anwendung In Las Tolas wird Anis als Magentee verabreicht. Wirkstoffe und Pharmakologie Aus den Früchten lässt sich ätherisches Öl mit Anethol als Hauptinhaltsstoff gewinnen. Desweiteren werden Estragol, Anisketon, Anisaldehyd, und Anissäure nachgewiesen. Anethol besitzt antimikrobielle und krampflösende Wirkung. Zudem regt es die Zilienbewegung der Bronchien an (VAN WYK 2004). Asphodelaceae 6 Stefanie Ettling 25.01.2011 Aloe vera Burm.f.: Aloe vera/ sabila (CERON 2006) Beschreibung Bei Aloe vera handelt es sich um eine stammlose Pflanze mit einer Rosette aus fleischigen, wachsüberzogenen Blättern. Sie bildet einen aufrechten Blütenstand mit roten oder gelben Blüten (VAN WYK 2004). Traditionelle Anwendung In Las Tolas verwendet man Aloe vera als Mittel gegen Harnwegsentzündungen, nach CERON (2006) wird sie allgemein gegen Entzündungen, sowie gegen Haarausfall eingesetzt. Wirkstoffe und Pharmakologie A. vera enthält Aloin. Im Gel sind 0,5-2% feste Bestandteile enthalten, darunter Polysaccharide (Glucomannane), Glycoproteine, Aminosäuren und Salycilsäure (VAN WYK 2004). Aloe vera verfügt nachgewiesenermaßen über abführende Wirkung, welche durch die Umwandlung des Aloin zu Aloe-Emodin-Anthron bedingt sind. Dieser Prozess wird von Bakterien im Dickdarm durchgeführt. Anthranoide verstärken die Darmperistaltik und fördern die Abgabe von Wasser in den Darm, durch die Interaktion mit Chloridkanälen. Dadurch wird jedoch auch die Resorption des Wassers im Dickdarm gehemmt. Das Gel der Aloe besitzt zudem entzündungshemmende, wundheilende und immunstimmulierende Wirkung (VAN WYK 2004). Asteraceae Aristeguieta glutinosa (Lam.) R.M. King& H. Rob.: Matico (CERON 2006) Traditionelle Anwendung Die Pflanze wird in Las Tolas zur Bekämpfung von Magenschleimhautentzündungen verwendet. Nach CERON (2006) wird sie zusätzlich zur Heilung von Entzündungen auch bei Erkältung, zur Wundheilung und gegen Krebs eingesetzt. Desweiteren werden warme Bäder damit zubereitet, in denen sich Wöchnerinnen baden sollen. Wirkstoffe und Pharmakologie 7 Stefanie Ettling 25.01.2011 In vielen Arten der Asteraceae finden sich häufig Alkaloide, sowie Mono- und Sesquiterpene. Baccharis latifolia (Ruiz &Pav.) Pers.: Chilca (CERON 2006) Beschreibung Baccharis latifolia ist ein Strauch mit dunkelgrünen Blättern, die deutliche Äderung aufweisen. Die Infloreszenzen bestehen aus weißen Zungenblüten. Traditionelle Anwendung Nach CERON (2006) wird Chilca bei Rheuma und Entzündungen, sowie zu warmen Bädern und Reinigungen eingesetzt. In Las Tolas ist die Anwendung gegen Prellungen bekannt. Wirkstoffe und Pharmakologie Studien zeigen eine entzündungshemmende Wirkung von hexanolischen Auszügen des überirdischen Pflanzenmaterials (ABAD et al. 2006). Taraxacum officinale Weber: Diente de Leon Beschreibung Taraxacum officinale ist eine mehrjährige krautige Rosettenpflanze mit tief gezähnten Blättern. Die Infloreszenzen setzen sich aus gelben fünfzähligen Zungenblüten zusammen und stehen auf hohlen, Milchsaft enthaltenden Stängeln (VAN WYK 2004). Traditionelle Anwendung Diente de Leon kennt man in Las Tolas als Mittel gegen Gallenentzündung. Wirkstoffe und Pharmakologie Die Hauptwirkstoffe der Pflanze sind Sesquiterpenlactone (Tetrahydroridentin B, Taraxacolid-β-D-glucosid und andere), Taraxacosid und Triterpene (hauptsächlich Taraxasterol). Die harntreibende Wirkung von Taraxacum officinale ist allgemein anerkannt, die erfolgreiche Anwendung als gallenflussförderndes Mittel geht wahrscheinlich auf die enthaltenen Sesqui- und Triterpene zurück (VAN WYK 2004). 8 Stefanie Ettling 25.01.2011 Caprifoliaceae Sambucus niger L.: Tilo (CERON 2006) Beschreibung S. niger ist ein Baum oder Strauch, dessen Äste weißes Mark enthalten. Seine weißen Blüten stehen in schirmförmigen Trugdolden und bringen saftreiche schwarze Beeren hervor (VAN WYK 2004). Traditionelle Anwendung Unter dem Name „Flor de Tilo“ ist S.nigra in Las Tolas als Mittel gegen Stress bekannt oder wird in Milch gekocht gegen Erkältungen eingenommen. Nach CERON (2006) werden ihm vergleichbare Anwendungsgebiete zugeordnet. Wirkstoffe und Pharmakologie In den Blüten und Früchten der Pflanze befinden sich die Flavonoide Rutosid, Isoquercitin und Hyperosid. Die Blüten enthalten zudem Chlorogensäure, α-Amyrin und β-Amyrin. Die Früchte weisen Gerbstoffe und Anthocyane sowie Lektine. In den Samen lassen sich verschiede Cyanoglykoside finden. Den Inhaltsstoffen der Blüten sind antivirale, entzündungshemmende und abführende Eigenschaften zugeordnet (VAN WYK 2004). Caricaceae Carica papaya L.: Papaya Beschreibung Die Papaya ist ein kleiner Baum mit handförmig gelappten Blättern, die einen schirmförmigen Schopf bilden. Die fleischigen Früchte sind zuerst grün und bei Reife orange (VAN WYK 2004). Traditionelle Anwendung Die Kerne der Papaya werden in Las Tolas als Abführmittel und gegen Wurmbefall angewendet. Wirkstoffe und Pharmakologie 9 Stefanie Ettling 25.01.2011 Der Latex der Pflanze enthält Rohpapain, aus dem sich das Enzym Papain gewinnen lässt. Zudem lassen sich noch weitere Enzyme wie Chymopapain A und B und Papayapeptidase nachweisen. Blätter, Wurzeln und Samen enthalten Glucoinolate, die Blätter desweiteren Saponine und Alkaloide. Papain besitzt antibakterielle und abschwellende Eigenschaften. Die Wirksamkeit gegen Eingeweidewürmer von Papain, sowie von Rohpapain wird pharmakologisch bezweifelt (VAN WYK 2004). Chenopodiaceae Chenopodium ambosioides L.: Paico (CERON 2006) Beschreibung Chenopodium ambosioides ist eine bis zu 1m hoch werdende Pflanze, an deren Stängel lanzettliche, rötliche Blätter wachsen. Sie bildet unscheinbare Blüten, die in Rispen wachsen (VAN WYK 2004). Traditionelle Anwendung Die Pflanze wird in Las Tolas als Mittel zur Unterstützung des Gedächtnissen genutzt, nach CERON (2006) findet es zudem antiparasitäre Anwendung und wird als Cerebraltonicum verwendet. Wirkstoffe und Pharmakologie Im ätherischen Öl der Pflanze sind Ascaridol, p-Cymol, α-Terpinen, sowie Limonen und Campher enthalten. Ascaridol wird in der Veterinärmedizin gegen Saugwürmer verwendet, da der Wirkstoff diese lähmt und abtötet (VAN WYK 2004). Chrysobalanaceae Hirtella: Pigua Traditionelle Anwendung Pigua kurriert in Las Tolas blaue Flecken. Crassulaceae Dulcamara: Kalanchoe gastonis-bonneri Ham&Per (www.mapacho.de) Berschreibung 10 Stefanie Ettling 25.01.2011 Kalanchoe gastonis-bonneri wird bis zu 60cm hoch und hat ovale, fleischige Blätter mit gesägtem Rand. Die doldige Infloreszenz setzt sich aus glockenförmigen Blüten von rosaner bis gelblicher Färbung zusammen. Traditionelle Anwendung In Las Tolas wird die Pflanze gegen Krebs eingesetzt. Wirkstoffe und Pharmakologie Anthcyane, Katechol-Gerbstoffe, Kumarine, sowie Sterole und Terpene zählen zu den Inhaltstoffen der K. gastonis-bonneri. (www.mapacho.de) Equisetaceae Equisetum bogotense Kunth.: Caballochupa (CERON 2006) Beschreibung Die Arten der Gattung Equisetum sind mehrjährige krautige Pflanzen mit hohlen Stielen, die oft von bräunlichen Scheiden umgeben sind. Ihre Blätter sind buschig und dick. Traditionelle Anwendung Caballochupa wird in Las Tolas gegen Nierenentzündung eigesetzt, von CERON (2006) als Equisetum bogotense eingeordnet ist der Pflanze neben entzündungshemmender und kreislauffördernder Wirkung auch der Einsatz gegen blaue Flecken zugeordnet. Wirkstoffe und Pharmakologie Im der Gattung Equisetum können Alkaloide nachgewiesen werden, sowie die Wirkung als Diuretikum (VAN WYK 2004). Equisetum giganteum L.: Caballochupa (CERON 2006) Beschreibung s. Equisetum bogotense. E. giganteum wird bis zu 5m hoch. Traditionelle Anwendung 11 Stefanie Ettling 25.01.2011 Caballochupa wird in Las Tolas gegen Nierenentzündung eigesetzt, von CERON (2006) als Equisetum giganteum beschrieben wird die Pflanze auch als Hustenmittel, gegen Krebs und bei Entzündungen allgemein eingesetzt. Wirkstoffe s. Equisetum bogotense. Fabaceae Inga: Guaba Beschreibung Die Guaba ist ein Strauch mit paarig gefiederten Blättern, deren Rachis gefiedert ist und die an den Knoten der Nervatur drüsige Vertiefungen aufweist. Traditionelle Anwendung Der Tee dieser Pflanze wird in Las Tolas zur Geburtseinleitung getrunken. Wirkstoffe und Pharmakologie In Fabaceae finden sich häufig Alkaloide, sowie Mono- und Sesquiterpene (VAN WYK 2004). Lamiaceae Clinopodium nubigenum Kuntze: Sunfo (CERON 2006) Beschreibung Clinopodium nubigenum ist eine krautige Pflanze mit niederliegendem Stängel. Ihre Krone ist zu einer Röhre verwachsen, weist allerdings fünf Lappen am oberen Rand auf. Die Kronblätter sind blass-lila. Traditionelle Anwendung Nach CERON (2006) wird die Pflanze als entzündungshemmendes Mittel, zur Stärkung und gegen Magenbeschwerden eingenommen. Letztere Anwendung ist auch in Las Tolas bekannt. Wirkstoffe und Pharmakologie 12 Stefanie Ettling 25.01.2011 Alle Arten der Familie enthalten ätherische Öle (STÜTZEL 2002). Lepechinia bullata (Kunth) Epling: Matico (CERON 2006) Beschreibung Traditionelle Anwendung Die in Las Tolas bekannte Anwendung gegen Magenschleimhautentzündung deckt sich mit den von CERON (2006) beschriebenen Einsätzen gegen Entzündung und Magenbeschwerden. Wirkstoffe und Pharmakologie Die Art enthält Sesquiterpene (EGGERS et al.). Mentha spicata L.: Hierba Buena (CERON 2006) Beschreibung M. spicata ist eine mehrjährige Pflanze mit elliptischen, gesägten Blättern, die keine Haare aufweisen und deren Rand gewöhnlich gesägt oder gewellt ist. Die weißen Blüten stehen in endständigen Infloreszenzen (VAN WYK 2004). Traditionelle Anwendung Als Tee wird der Pflanze in Las Tolas eine Wirkung gegen Erbrechen und Durchfall zugeschrieben. Nach CERON (2006) sind ihr antiparasitäre und kreislaufbegünstigende Eigenschaften zugeordnet, sowie Anwendungsmöglichkeiten bei Prostataproblemen. Desweiteren werde sie als Aromatikum und zu Reinigungsbädern verwendet. Wirkstoffe und Pharmakologie Das Öl der Pflanze enthält Carvon als Hauptbestandteil, sowie Limonen und Pulegon in kleineren Mengen. In den Blättern sind zudem verschiedene Flavonoide und Gerbstoffe enthalten Dem Öl von M. spicata kommt pharmakologische Bedeutung bei der Mundhygiene zu. Pulegon verfügt zudem über abortative, sowie lebertoxische Wirkung (VAN WYK 2004). 13 Stefanie Ettling 25.01.2011 Origanum vulgare L.: Oregano (CERON 2006) Beschreibung Der Oregano ist eine bis zu 90 cm behaarte Pflanze von krautigem Wuchs. Die Blätter wachsen kreuzgegenständig am vierkantigen Stiel. Die Blüten sind rosa (VAN WYK 2004). Traditionelle Anwendung Diese Pflanze wird in Las Tolas als Bestandteil von Verdauungstees gegen Erbrechen und Durchfall eingesetzt. Wirkstoffe und Pharmakologie Das Öl aus Origanum vulgare enthält hauptsächlich Carvacrol, zudem p-Cymen und γ-Terpinen. Die ätherischen Öle wirken gegen Bakterien, Viren und Pilze, zudem sind krampflösende und entzündungshemmende Eigenschaften nachgewiesen (VAN WYK 2004). Salvia sagittata Ruiz & Pav.: Matico (CERON 2006) Beschreibung S. sagittata ist eine krautige Pflanze mit gelb-grünen Blättern, deren Oberseite weißlich behaart ist. Die Blüten sind intensiv blau mit stark ausgeprägter Unterlippe (CLEBSCH 2003). Traditionelle Anwendung Zusätzlich zur Anwendung gegen Magenschleimhautentzündung in Las Tolas wird Matico nach CERON (2006) auch bei Beschwerden im Kopfbereich eingenommen. Wirkstoffe und Pharmakologie Im gesamten Genus Salvia können ätherische Öle nachgewiesen werden, sowie Flavone und Rosmarinsäure (VAN WYK 2004). 14 Stefanie Ettling 25.01.2011 Lauraceae Persea.: Aguacate Beschreibung Bei Avocadoarten handelt es sich um große, immergrüne Bäume, deren längliche Blätter unterseits von etwas hellerem grün sind als oberseits. Auf die kleinen gelben Blüten folgen birnenförmige Früchte mit grüner Schale und gelblich-blassem Fruchtfleisch (VAN WYK 2005). Traditionelle Anwendung Perseablätter dienen in Las Tolas zur Geburtsherbeiführung. Wirkstoffe und Pharmakologie Das Fleisch der Avocado gilt als guter Lieferant für Folsäure, Vitamin C und A, Riboflavin, Niacin, Thiamin, Eisen und Kalium (VAN WYK 2005). Aus den Blättern lässt sich Ätherisches Öl gewinnen, dessen Hauptinhaltsstoffe Estragol, Eugenol und Anethol sind, sowie die Monoterpene Pinen, Linalool und Cymol (LACHNEREITZENBERGER 2006). Malvaceae Sida: Escobilla (GENTRY …) Beschreibung Bei Escobilla handelt es sich um eine krautige Pflanze, mit dunkelgrünen gezahnten Blättern. Die die fünfzähligen Blüten sind hellorange. Traditionelle Anwendung Die zerriebene Pflanze wird in Las Tolas auf Schnitte aufgetragen. Wirkstoffe und Pharmakologie Typische Inhaltsstoffe der Familie sind Malvaliasäure und verschiedene Anthocyane, darunter Malvidinchlorid. Zudem lassen sich Gerb- und Schleimstoffe finden (GIEBELMANN 2006). Mehrere Arten der Familie werden wegen der entzündungshemmenden Wirkung der Gerbstoffe und der schleimhautschützenden 15 Stefanie Ettling 25.01.2011 Eigenschaften der Schleimstoffe als Hustenmittel oder bei Magendarmbeschwerden eingesetzt (VAN WYK 2004). Myricaceae Ficus carica L.: Higo (CERON 2006) Beschreibung Bei F. carica handelt es sich um einen kleinen Baum oder Strauch von etwa 5m Höhe. An den behaarten Zweigen wachsen palmig gelappte Blätter. Aus den kleinen Blüten entwickeln sich mehrsamige Früchte mit violetter Färbung. Traditionelle Anwendung Nach CERON (2006) wird F. carica bei Duchblutungsstörungen, Magenbeschwerden und als Bad nach der Geburt verwendet. In Las Tolas kennt man es als Hormonmittel während der Wechseljahre. Wirkstoffe und Pharmakologie Feigenfrüchte enthalten die Vitamine B1, B2, C, Nicotinamid, Saccharose und Pektine, sowie die Furocumarine Psoralen und Bergapten. Letztere lassen sich auch in den Blättern nachweisen, zusätzlich zu Umbelliferon, Marmesin und Scopoletin. Sie enthalten auch Triterpene, Gerbstoffe. Der Milchsaft weist die Protease Ficin auf (www.awl.ch) Myristicaceae Otoba: Sangre del Drago (GENTRY …) Traditionelle Anwendung Das Harz dieses Baumes wird in Las Tolas zum Wundverschluss auf Verletzungen aufgetragen. Wirkstoffe und Pharmakologie In der Gattung Otoba sind Xanthoxylol and Phillygenol häufig. 16 Stefanie Ettling 25.01.2011 Piperaceae Piper carpunya Ruiz & Pav.: Guabiduca (CERON 2006) Beschreibung Bei P. carpunya handelt es sich um einen Strauch mit breit ovalen bis herzförmigen Blättern, denen gegenüber kolbige Infloreszenzen mit reduzierter Blütenkrone stehen. Traditionelle Anwendung In Las Tolas wird die Pflanze gegen Magenschleimhautentzündung eingesetzt und um die Verdauung zu fördern. Wirkstoffe und Pharmakologie Das Öl der Blätter enthält α-Terpinen, p-Cymen, Chineol, Spatulenol und Safrol (http://findarticles.com). Plantaginaceae Plantago major L.: Llanteng Beschreibung P. major ist eine ausdauernde Pflanze mit grundständiger Blattrosette und breiten eiförmigen Blättern. Die unscheinbaren Blüten stehen an einem langen Kolben (WENDELBERGER 2001). Traditionelle Anwendung P. major gilt in Las Tolas als Mittel gegen Harnwegsentzündung. Wirkstoffe und Pharmakologie P. major enthält neben verschiedenen Gerbstoffen das bittere Glykosid Aucubin (WENDELBERGER 2001). Aucubin hat entzündungshemmende Eigenschaften und wird zur Behandlung von Infekten eingesetzt (VAN WYK 2004). 17 Stefanie Ettling 25.01.2011 Poaceae Cymbopogon citratus Stapf: Hierba Louisa (CERON 2006) Beschreibung Cymbopogon citratus ist ein ausdauerndes Polstergras mit relativ breiten Blattspreiten. Die Blätter sind von matter bis gräulich grüner Farbe (VAN WYK 2004). Traditionelle Anwendung Nach CERON (2006) wird das Gras zur Behandlung von Gelbsucht und gegen Entzündungen angewendet. Zudem wird ihm positive Beeinflussung des Blutdrucks, sowie der Nerven zugeordnet. In Las Tolas wird es als Aromatikum Tees beigefügt. Wirkstoffe und Pharmakologie Das Öl der Pflanze setzt sich hauptsächlich aus den Monoterpenen Citral, Geranial und Neral zusammen. Zudem lassen sich Geraniol, Citronellol und Citronellal finden. Citronellal wirkt insektenabwehrend, die lipophilen Monoterpene können durch Interaktion mit den Ionenkanälen die Durchlässigkeit von Membranen beeinflussen und so antimikrobielle, beruhigende, krampflösende oder blähungslindernde Wirkung aufweisen (VAN WYK 2004) . Smilacaceae Smilax aff kunthii Killip & C.V. Morton: Zarzaparilla (CERON 2006) Beschreibung Smilax aff kunthii ist eine Kletterpflanze mit stachligen Stängeln und herzförmigen Blättern. Sie bildet kleine grünlich Blüten und rote Beeren (VAN WYK 2004). Traditionelle Anwendung In Las Tolas wird die Pflanze gegen Wochenbettfieber verabreicht, CERON (2006) hingegen ordnet ihr positive Wirkungen zur Menopause, bei Entzündungen und bei Prostataleiden zu. Wirkstoffe und Pharmakologie 18 Stefanie Ettling 25.01.2011 Aus Smilax-Arten wurden Sarsasapogenin, Smilagenin und Diosgenin isoliert. Die Wurzeln enthalten Steroidsaponine, die zur Sythese von Cortison benutzt werden, zudem organische Säuren, Flavonoide und Phytosterole. Die arzneiliche Verwendung der Pflanze wird skeptisch bewertet, da für die traditionell beobachteten Wirkungen keine klinischen Studien vorliegen (VAN WYK 2004). Solanaceae Cestrum peruvianum Willd.ex Roem & Schunt.: Sauco (CERON 2006) Beschreibung Die Gattung Cestrum zeichnet sich durch Sträucher mit breit lanzettlichen Blättern und fünfzähligen Blüten, die bis auf fünf Zipfel zu einer Röhre verwachsen sind. Traditionelle Anwendung Nach CERON (2006) findet diese Pflanze Anwendung gegen Schuppen und Erkältung, sowie als Zusatz für Bäder und Reinigungen. In Las Tolas wird sie gegen Stress und Insektenstiche eingesetzt. Wirkstoffe und Pharmakologie Für die Familie der Solanaceae ist das Vorkommen von Alkaloiden, vor Allem Tropan-Alkaloide, typisch (VAN WYK 2004). Cestrum tomentosum L. f: Sauco (CERON 2006) Beschreibung s. Cestrum peruvianum Traditionelle Anwendung In Las Tolas wird Sauco gegen Stress und Insektenstiche eingesetzt. Cestrum tomentosum wird nach CERON (2006) als Badezusatz und zur Reinigung verwendet. Wirkstoffe und Pharmakologie s. Cestrum peruvianum 19 Stefanie Ettling 25.01.2011 Urticaceae Urtica dioica L.: Hortiga (charga) (CERON 2006) Beschreibung U. dioica ist eine bis zu 1,5m hoch werdende krautige Pflanze, deren spitz zulaufende Blätter stark gesägt sind. Die schlanken Infloreszenzen setzen sich aus unscheinbaren grünlichen Blüten zusammen und sind länger als die Blattstiele. (VAN WYK 2004) Traditionelle Anwendung In Las Tolas verwendet man die Hortiga zur Behandlung von Stress, CERON (2006) ordnet ihr zudem positive Wirkung für den Kreislauf, Arthritis, Bronchitis und Entzündungen allgemein zu. Wirkstoffe und Pharmakologie In den Blättern sind vor Allem Amine (Hostamin, Acetylcholin, Seretonin), Flavonolglycoside, Phenolcarbonsäuren, Scopoletin, β-Sitosterol und Gerbstoffe enthalten. In den Wurzeln finden sich Polysaccharide, Lignane und Cumarine, ferner verschiedene Sterole. Den Phenolen der Blätter ist harntreibende, schmerzstillende sowie entzündungshemmende Wirkung zugeordnet. Klinische Studien belegen die Wirksamkeit bei Arthritis (VAN WYK 2004). Urtica leptophylla Kunth: Hortiga (macho) (CERON 2006) Traditionelle Anwendung In Las Tolas verwendet man die Hortiga zur Behandlung von Stress, nach CERON (2006) findet sie Anwendung zur Stärkung, bei Arthritis und Kreislauf-, Herz und Kopfbeschwerden, sowie bei Entzündungen und Erkältung. Zudem wird es zu Reinigungen eingesetzt. 20 Stefanie Ettling 25.01.2011 Verbenaceae Verbena litoralis Kunth: Verbena (CERON 2006) Beschreibung Es handelt sich um eine bis zu 60cm hohe krautige Art, deren Blätter oval und stark gesägt sind. Die Blütenkronen sind von blass blauer bis weißer Farbe. Traditionelle Anwendung Nach CERON (2006) finden sich etliche Anwendungen für V. litoralis; gegen entzündete Stiche, Gift, Parasiten, Glatzenbildung, Grippe, Diabetes, Arthritis und bei Kreislaufbeschwerden. In Las Tolas ist die Anwendung gegen Fieber verbreitet. Wirkstoffe und Pharmakologie In der Gattung Verbena sind Iridoidglykoside verbreitet. Die von ihnen abgeleiteten Aglyka verfügen über eine reaktive Aldehydfunktion, die kovalent an Proteine binden kann. Geschieht dies bei Enzymen der Prostaglandin- und Leukotriensynthese, so können Entzündungsprozesse unterbrochen werden (VAN WYK 2004). Violaceae Viola odorata L.: (Flor de) Violeta (CERON 2006) Beschreibung Bei V. odorata handelt es sich um eine etwa 5 cm hohe krautige Pflanze mit herzförmigen Blättern. Die Blütenkrone ist von dunkelvioletter Farbe und von einem grünen Kelch umgeben. Traditionelle Anwendung Nach CERON (2006) wird V. odorata gegen Grippe, Bronchitis und Husten verwendet, in Las Tolas ist letztere Anwendung bekannt. Wirkstoffe und Pharmakologie V. odorata enthält Salicylsäuremethylester Saponine, abspaltet, Alkaloide, Flavonoide, Methylsalicyclat, Schleimstoffe und ätherische Öle (www.natur-forum.de) 21 ein Odoratin, Glykosid, Vitamin das C, Stefanie Ettling 25.01.2011 Zingiberaceae Costus: Cana agria Beschreibung Das Genus ist gekennzeichnet durch ausdauernde krautige Arten mit Rhizomen als Überdauerungsorganen. Um den Stängel sind die Blätter spiralig angeordnet. Traditionelle Anwendung In Las Tolas ist der zerdrückte Stiel Bestandteil von Nierentees. Wirkstoffe und Pharmakologie Für die Familie typisch sind ätherische Öle und Zimtsäurederivate, sowie Curcumine, Polyphenole und flavonoide Verbindungen. Außerdem lassen sich Steroidsaponine und Chinone nachweisen (LACHNER-EITZENBERGER 2006). Vorkommen der Arten 22 Stefanie Ettling 25.01.2011 Die Ergebnisse der Sammlung entlang der Straße zwischen Las Tolas und der Station „Un poco del Chocó“ zeigen, dass die Arten nicht mit gleicher Häufigkeit vorkommen. Sunfo und Verbena ließen sich am meißten finden. Sauco und Caballochupa kamen kaum vor. Diskussion Obwohl es in einigen Fällen möglich war, nicht nur den Pflanzen Wirkstoffe, sondern diesen auch konkrete Wirkungen zuzuordnen, war dies bei vielen Arten aufgrund der Ungenauigkeit der Angaben nicht möglich. Zum einen konnte nicht jedem Trivialname ein lateinischer Artname zugeordnet werden, sondern manche waren nur bis auf Gattungsebene zu bestimmen. Dem Matico werden sogar drei verschiedene Arten aus drei unterschiedlichen Gattungen zugeordnet. Desweiteren war nicht immer ein bestimmter Wirkstoff zu finden, sondern oft nur eine Gruppe, gerade wenn nur Gattung oder Familie zu bestimmen waren. Obwohl im Grunde zu sagen ist, dass die Anwendungen der Pflanzen mit den enthaltenen Wirkstoffen übereinstimmen, konnte dieser Zusammenhang in der Arbeit nicht immer durch Literatur belegt werden. Darum sollen im Folgenden Krankheiten und Wirkstoffe diskutiert werden. Gallenentzündung Während die entzündungshemmenden des Foeniculum vulgare direkt nahelegt ihn bei Gallenentzündung anzuwenden und diese Indikation bei Taraxacum officinale in der Literatur zu finden ist, bedarf die Anwendung im Falle des Anethum graveolens der Erklärung. Infektionen der Gallenblase werden oft durch Bakterien ausgelöst, welche die Wirstoffe des A. graveolens abtöten. Seine krampflösende Wirkung bekämpft die bei Gallenbeschwerden auftretenden Krämpfe symptomatisch. Magenbeschwerden Hierbei handelt es sich um eine weites Feld an Erkrankungen mit mehreren Symptomen, darunter Durchfall, Erbrechen und Verdauungsstörung Die Anwendung von Arten mit krampflösenden und antimikrobiellen Eigenschaften wie P. anisum und O. vulgare ist symptomatisch und ursächlich sinnvoll, da entsprechende Gründe und Symptome sich bei den meisten Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes finden lassen. Auch die Wirkung von M. spicata bei Durchfall ist naheliegend, da sie 23 Stefanie Ettling 25.01.2011 Gerbstoffe enthält und diese Stoffgruppe in der Lage ist an Darmrezeptoren zu binden und so die Darmaktivität heruntersetzen kann. Magenschleimhautentzündung Magenschleimhautentzündung kann durch den Genuss von zu viel Alkohol oder auch durch manche Arzneimittel hervorgerufen werden und führt zum Reflux des Darminhaltes in den Magen, was zu Geschwüren führen kann. Zwar wird zur Behandlung mit Alkaloiden geraten, die in Asteraceen wie A. glutinosa zu finden sind, doch sind die benötigten Tropanalkaloide eher typisch für Solanaceen. Auftretende Krämpfe können allerding mittels ätherischer Öle gelindert werden, deren Bestandteile häufig Mono- und Sesquiterpene sind, die auch in Asteraceen vorkommen. Die Angaben zu A. glutinosa sind allerdings zu ungenau um sichere Aussagen treffen zu können. Gleiches gilt auch für C. nubigenum und L. bullata, bei welcher auch keine Angaben zur Wirkung von Spirolepechinenen gefunden wurden. Bei S. sagittata legen die in der Gattung vorkommenden Flavone eine krebsvorbeugende Wirkung der Art nahe. Die Anwendung von P.carpunya legt auf Grund der Monoterpene und Phenolpropane (krampflösend und antimikrobiell) eher die Anwendung bei Durchfall und Erbrechen nahe, wobei die entzündungshemmenden Eigenschaften auch der Magenschleimhaut zuträglich sein mögen. Nieren- und Harnwegserkrankungen Entzündungen von Nieren und Harnwegen bedingen sich häufig gegenseitig und haben ihren Ursprung meist in bakteriellen Infektionen, Harnwegsverengung oder kristallisierender Harnsäure. Die Anwendung von Aloe vera ist durch die entzündungshemmende Wirkung ihres Gels nachzuvollziehen, ebenso die von P. mayor und der Gattung Costus auf Grund der ebenfalls entzündungshemmenden Eigenschaften ihrer Inhaltsstoffe. E. bogotense und E. giganteum weisen diuretische Wirkung auf, was dafür sorgt, dass Infektionen ausgespült werden und Urin auch in verengten Harnwegen besser abfließen kann und nicht auskristallisiert. Fieber Da das Auftreten erhöhter Körpertemperatur keine eigenständige Krankheit, sondern die Reaktion des Körpers auf Infekte oder auch Tumore ist, sind alle Behandlungen 24 Stefanie Ettling 25.01.2011 rein symptomatisch. Die Anwendung von I. celosioides kann hier nicht weiter bewertet werden, da sich über die Art der Wirkstoffe (Iresine) nichts herausfinden ließ. Was die Verwendung von V. litoralis angeht, so ist es naheliegend, dass die Wirkung der Art tatsächlich auf Iridoidglykoside zurückgeht, da durch der Hemmung von Prostaglandinsynthese im Hypothalamus Gefäße erweitert und die Schweißproduktion erhöht werden, womit der Körper vermehrt Wärme abgibt. Erkältung und Husten Als Erkältung werden eine Reihe von Erkrankungen der Atemwege bezeichnet, als deren Symptom meist Husten auftritt. Neben den antibakteriellen und entzündungshemmenden Bei der Anwendung von S. niger ist vor Allem die antivirale Wirkung der Blüteninhaltsstoffe von Bedeutung, da die meisten Erkältungen initial durch Viren verursacht werden, die Zellen zum Absterben bringen. Erst in die abgestorbenen Zellen nisten sich Bakterien ein. Gegen diese wirken die in S. niger ebenfalls enthaltenen Triterpene und Gerbstoffe. Die Anwendung von V. odorata liegt auf Grund der antibakteriellen Saponine und der Schleimstoffe nahe, da diese die Schleimhäute beruhigen und so Reizhusten entgegenwirken. Zudem gilt Salicylsäure als schmerzstillend. Stress Aus den Inhaltsstoffen des gegen Stress angewendeten S. niger ergeben sich keine direkten Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Anwendung und Inhaltstsoffen. Bei den Urtica-Arten ist davon auszugehen, dass in Las Tolas nicht U. dioica verwendet wird und über U. leptophylla liegen zu wenige Informationen vor um eine Aussage treffen zu können. Allein die für Solanaceen typischen TropanAlkaloide weisen entspannende Wirkung auf und legen die Anwendung gegen Stresszustände somit zumindest nahe. Geburtseinleitung Die Einleitung einer Geburt wird gewöhnlich durch das Hormon Oxytocin oder Prostaglandin herbeigeführt, welche weheneinleitend wirken. Weder bei der verwendeten Inga noch bei Persea ließen sich Angaben über entsprechende Stoffe finden. Die beobachtete Wirkung könnte im Falle von allerdings auf die Alkaloide 25 Stefanie Ettling 25.01.2011 zurückzuführen sein, von denen einige zum Schwangerschaftsabbruch führen können. Wunden, Stiche Den gegen Wunden und Stiche angewandten Pflanzen (Sida, Cestrum und B. latifolia) konnten zwar keine direkt wundschließenden Wirkstoffe zugeordnet werden, aber antimikrobielle und entzündungshemmende, sodass der Heilungsprozess bei Gabe der erwähnten Arten vielleicht weiniger durch Infektionen behindert wird. Zudem mögen die Schleimstoffe von Sida die Haut beruhigen. Für weitere Anwendungen wie die der F. carica als Hormonmittel während der Wechseljahre ließen sich zwar weitere Empfehlungen in der Naturheilkunde finden, doch war es in dieser Arbeit nicht möglich die Wirkung einem bestimmten Inhaltsstoff zuzuordnen. Für andere Arten wie Pastomiel, Meona, Feno greco und Mama Juana ließen sich keine zuverlässigen Angaben zum wissenschaftlichen Name finden. 26 Stefanie Ettling 25.01.2011 Quellen ABAD, M. J.: Anti inflammatory activity of four Bolivian Baccharis Species (Compositae). 2006. Journal of Ethnopharmacology Volume 103. CLEBSCH, B. et al.: The new book of Salvias. 2003. Timber Press EGGERS, M. D. et al.: Spirolepechine, a Spirosesquiterpene from Lepechinia bullata. 1999. Phytochemistry Volume 51 GENTRY, A. H.: Woody Plants of Northwest South America (Colombia, Ecuador, Peru) A Field Guide. 1993. The University of Chicago Press, Chicago, London. GIEBELMANN, R.: Kulturgeschichtliches zu Malvengewächsen. 2006. T+K. GILBERTO FERRERIA, A.: Farnesyl-homogetisic acid derivatives from Otoba parvifolia. 1989. Phytochemistry Volume 28. LACHNER-EITZENBERGER, U., M.: Medicina Traditional Ergebnisse einer ethnomedizinischen Feldstudie bei den Chiquitano in Bolivien. 2006. unveröffentlich. STÜTZEL,T.: Botanische Bestimmungsübungen. 2002. Verlag EugenUlmer. Stuttgart. WENDELBERGER, E.: Heilpflanzen. 2001.BLV Verlagsgesellschaft. München. WYK, B.-E. van : Handbuch der Arzneipflanzen. 2004. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH. Stuttgart. WYK, B.-E. van : Handbuch der Nahrungspflanzen. 2005. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH. Stuttgart. Internetquellen http://www.awl.ch/heilpflanzen/index.htm www.natur-forum.de/lexikon/kraeuter/26.html www.efloras.org www.mapacho.de www.awl.ch http://findarticles.com www.natur-forum.de 27 Stefanie Ettling 25.01.2011 Anhang Zugehörigkeit der wichtigsten Wirkstoffe Wirkstoff Gruppe Acetylcholin Aloin Amyrin Anethol Anisaldehyd Ascaridol Aucubin Bergapten Campher Carvacrol Carvon Chineol Chymopapain Citral Citronellal Citronellol Cymen Cymol Diosgenin Estragol Eugenol Ficin Geranial Geraniol Hostamin Hyperosid Isoquercetin Limonen Linalool Malvaliasäure Neral Odoratin Papain Papayapeptidase Pinen Psoralen Pulegon Rosmarinsäure Rutosid Saccharose Safrol Amin Polyketid Triterpen Phenylpropan Methoxybenzaldehyd Monoterpen Iridoid Furanocumarin Monoterpen Monoterpen Monoterpen Monoterpen Enzym Monoterpen Monoterpen Monoterpen Monoterpen Monoterpen Steroidsaponin Phenylpropan Phenylpropan Enzym Monoterpen Monoterpen Amin Flavonoid Flavonoid Monoterpen Monoterpen Carbonsäure Monoterpen Alkaloid Enzym Enzym Monoterpen Furanocumarin Monoterpen Phenylpropan Flavonoid Kohlehydrat Phenylpropan 28 Stefanie Ettling Salycilsäure Sarsapogenin Scopoletin Serotonin Smilagenin Spatulenol Taraxacosid Taraxasterol Terpinen Umbelliferon Vitamin B1 Vitamin B2 Vitamin C Zimtsäure 25.01.2011 Phenylpropan Spirostanol Cumarin Amin Saponinsteroid Sesquiterpen Phenylpropan Triterpen Monoterpen Cumarin Vitamin Vitamin Vitamin Phenylpropan 29