Pflanzenschutz 77 Phosphonate für den Apfelanbau? Dr. Gerd Palm1), Petra Kruse2) Jork, 2)Obstbauversuchsring des Alten Landes 1) Dr. Gerd Palm Zusammenfassung In Gewächshausversuchen konnten kurative Behandlungen mit Phosphonaten den Schorfbefall vermindern, das Fungizid Syllit war jedoch wirksamer. Höhere Aufwandmengen konnten die kurative Wirkung nicht steigern. Präventiv angewendet, können Phosphonate den Schorfbefall erheblich reduzieren, Kontaktfungizide waren eindeutig wirksamer. Der Wirkungsgrad konnte durch erhöhte Phosphonat-Aufwandmengen gesteigert werden und wurde dadurch vergleichbar mit Syllit. Durch wiederholte präventive Behandlungen wurde die Wirkung gegen Schorf wesentlich gesteigert. In Freilandversuchen haben die Phosphonate bei wiederholten präventiven Behandlungen in Kombination mit Delan WG eine bessere Wirkung als vergleichbare Anwendungen ausschließlich mit Delan WG. Wiederholte Anwendungen von Phosphonaten waren in ihrer Wirkung vergleichbar mit Kontaktfungiziden. Lagerschorfinfektionen konnten vermindert werden. Infektionen durch den Apfelmehltau wurden durch Phosphonate wirksam bekämpft, das Vergleichsmittel Topas war in allen Versuchen wirksamer. Eine geringe Nebenwirkung gegen Infektionen der Bitterfäulen an den Früchten ist nicht auszuschließen. In den Schorf- und Mehltauversuchen konnte eine direkte Wirkung der Phosphonate nachgewiesen werden. Eine Wirkungssteigerung durch wiederholte Behandlungen war möglicherweise auf eine Mobilisierung von pflanzeneigenen Abwehrmechanismen zurückzuführen. Phosphonate sind als nicht Raubmilben schädigend einzustufen. Nach häufiger Anwendung mit den geprüften Aufwandmengen sind keine Fruchtberostungen zu erwarten. Die jüngsten Apfelblätter weisen nach der wiederholten Anwendung Blattdeformationen auf. Die Symptome sind später nicht mehr sichtbar. Toxikologisch sind die Rückstände der Phosphonate unbedenklich. Rückstände sind analytisch nachweisbar. Phosphonates for apple production? Schlagwörter: Apfelschorf, Apfelmehltau, Düngemittel, Fruchtberostung, Fungizide, Lagerfäulen, Lagerschorf, Pflanzenstärkungsmittel, Phosphite, Phosphonate, Phytotoxizität, Raubmilben, Wirkstoffrückstände Keywords: Apple scab, apple powdery mildew, fertiliser, fruit russeting, fungicide, pesticide residues, phosphite, phosphonate, phytotoxicity, plant strengthener, predatory mites, storage rots, storage scab Summary Curative applications of phosphonates were able to reduce the incidence of apple scab in greenhouse trials, although the fungicide Syllit was more effective. Increasing phosphonate dosages did not lead to enhanced curative effects. Phosphonates were also able to reduce apple scab when applied preventively, contact fungicides showing superior effects. Increasing dosages of phosphonates enhanced their efficacy and rendered them comparable to Syllit. Repeated preventive scab treatments greatly enhanced the efficacy. In field trials, phosphonates applied as repeated preventive treatments in combination with Delan WG gave an improved efficacy as compared to applications exclusively with Delan WG. Repeated phosphonate applications were comparable to contact fungicides. Storage scab infections were reduced. Infections by apple powdery mildew were controlled effectively by phosphonates, although the standard product Topas gave superior control in all trials conducted. A slight effect against fruit infections by bitter rot fungi cannot be ruled out. A direct effect of phosphonates could be demonstrated in scab and powdery mildew trials. An enhancement of efficacy due to repeated applications was possibly due to the induction of plant defence mechanisms. Phosphonates should not be classed as being harmful to predatory mites. Even frequent applications of dosages as used in our trials are not expected to lead to fruit russeting. Deformations of the youngest leaves develop after repeated phosphonate applications, but these are not visible later in the season. Phosphonate residues are considered safe in toxicological terms, although they are detectable by analytical methods. [email protected]; [email protected] Mitt. OVR 69 ·03/2014 Petra Kruse Phosphor ist ein essenzielles Element für alle Lebewesen. Es ist an lebenswichtigen biologischen Prozessen wie der Photosynthese und dem Wachstum beteiligt. Als Baustein von Molekülen wie dem ATP hat es beim Energietransfer in den Zellen eine zentrale Funktion. Phosphor ist Bestandteil der Nukleinsäuren und demzufolge der DNA und RNA als Träger des genetischen Codes. Im Boden liegt Phosphor in anorganischen und organischen Bindungen vor. Er wird hauptsächlich aus der Bodenlösung durch Wurzeln oder durch die Hyphen von Mykorrhizapilzen aufgenommen. Die Verlagerung von Phosphor im Boden beträgt nur wenige Millimeter im Jahr. MykorrhizaPilze sichern auch bei niedrigen Phosphor-Bodenwerten eine ausreichende Versorgung bei Obstgehölzkulturen. Im Obstbau wird empfohlen, vor der Neupflanzung den Phosphorgehalt des Bodens zu untersuchen und ggf. eine Düngung durchzuführen. Eine Nachdüngung bis zur Rodung der Kultur wird dadurch nicht erforderlich (Klopp, 2013). Phosphate stehen in verschiedenen Dünger-Formulierungen für die Nutzung in der Landwirtschaft und dem Gartenbau zur Verfügung. Deren PGehalt wird als Phosphoroxid (P2O5) dargestellt. Neben den klassischen P-Bodendüngern stehen Blattdünger mit verschiedenen Bestandteilen aus den Hauptelementen N, P, K, Mg und z. T. Spurenelementen zur Verfügung, der Phosphor liegt als Phosphonat vor. Phosphonate Phosphonate sind alle organischen und anorganischen Derivate der Phosphonsäure (H3PO3), die auch als phosphorige Säure bezeichnet wird. In einigen Blattdüngern und Pflanzenstärkungsmitteln sind es Salze wie das Kalium- oder Natrium-Hydrogenphosphonat bzw. -phosphit (K2HPO3, KH2PO3, NaH2PO3) (Tab. 1). Nachfolgend werden diese Salze als Phosphonate bezeichnet. 78 Pflanzenschutz Tab. 1: Phosphonat-haltige Dünge-, Pflanzenstärkungs- und Pflanzenschutzmittel. Präparat Vertriebsfirma Firmen Empfeh- in Versuchen Zulassung Bestandteile 1) Phosphonat 2) lung für Kernobst geprüft g/l HPO32- l/ha l/ha m Kh bisher / aktuell als .. Proagro Proagro Biolchim 1,2 - 1,5 2,0 - 3,0 0,9; 1,0; 1,5 1,5 2,0 Blattdünger EG-Düngemittel Blattdünger 10% Ges. N, 5% K2O, 48% P2O5 10% Ges. N, 5% K2O, 43% P2O5 3% Ges. N, 18% K2O, 27% P2O5, 652 652 430 PhosFung NU-PHOS 38 Proagro Sudau Agro (Weinbau) 2,0 - 3,0 2,0 2,5 EG-Düngemittel EG-Düngemittel <0,01% B, Fe, Mn, Zn 3% Ges. N, 18% K2O, 27% P2O5 4% Ges. N, 15% K2O, 38% P2O5, 415 622 Nutri-Phite Magnum S Basfoliar Aktiv Agroplanta Compo Expert 1,25 - 1,75 2,0 - 3,0 EG-Düngemittel EG-Düngemittel <0,01% Mg, Fe, Cu, Mn, B, Mo 5% Ges. N, 15% K2O, 38% P2O5 3% Ges. N, 18% K2O, 27% P2O5, 622 415 Lebosol (Erdbeeren, Keltertrauben) 2,0 - 3,0 Düngemittel PHOS 60 PHOS 60 EU Phosfik Lebosol Kalium-Plus <0,02% B, Cu, Fe, Mn, Mo, Zn EG-Düngemittel LOKER L Frutogard M Biolchim Spiess-Urania Chemicals / 3% Ges. N, 18% K2O, 27% P2O5, 415 <0,02% B, Cu, Fe, Mn, Mo, Zn (Erdbeeren, Keltertrauben) EG‐Düngemittel 2% Ges. N, 6% K2O, 8% P2O5, 3,3% MgO 17,5% K2O, 5,5% P2O5 260 189 Pflanzen- Algen, pfl. Aminosäuren, 189 stärkungsmittel 17,5% K2O, 5,5% P2O5 Pflanzen- 2% Ges. N, 6% K2O, 10% P2O5, 5% MgO, stärkungsmittel 5,1% org. Substanz 1,0; 2,0 Fungizid-Zulassung im Weinbau bis 31.12.16 755 g/l K-Phosphonat 489 1,125; 1,5 Prüfmittel 500 g/l Na-Phosphonat 314 3,0 - 5,0 EG-Düngemittel Tilco Biochemie Pflanzenstärkungsmittel 3) Spiess-Urania Chemicals / Frutogard / Alginure BioSchutz 3,4) LOKER Pflanzenschutzmittel VERIPHOS 3,0 - 5,0 1,0; 1,7; 2,5 Tilco Biochemie Biolchim 3,0 ‐ 3,5 Feinchemie Schwebda Versuchsmittel BCP 1) Angaben der Hersteller/Vertriebsfirmen 2) 4) Frutogard und Alginure BioSchutz identisch 1,0 (Weinbau) Mengenangabe ohne Gewähr Bisher wurden die Flüssigpräparate als Blattdünger und Pflanzenstärkungsmittel vermarktet. Die Pflanzenstärkungsmittel LOKER und Frutogard, das letztgenannte ist identisch mit Alginure BioSchutz, sind nicht mehr als solche zugelassen. Es besteht eine unbegrenzte Aufbrauchfrist. Beide Präparate werden seit 2013 mit den identischen anorganischen Bestandteilen der Vorgängerprodukte als EG-Düngemittel LOKER L und Frutogard M angeboten. Weitere Düngemittel (Tab. 1) sind gemäß der EG-Düngemittelverordnung vom 05.12.2012 zugelassen. Das Natrium-Phosphonat VERIPHOS hat seit 2013 als erstes Mittel eine Zulassung als Pflanzenschutzmittel für den Weinbau. In den 1970er Jahren wurde die fungizide Wirksamkeit der Phosphonate gegen Oomyceten entdeckt. Phosphonate werden im Xylem und Phloem basipetal und akropetal transportiert. Nur von bodenbürtigen Bakterien können diese Stoffe langsam ab- und umgebaut werden. Eine direkte Düngewirkung des Phosphors als Kalium-, Natrium- und Magnesium-Phosphonat kann nicht nachgewiesen werden 0,375; 1,5 3) 260 keine Zulassung als Pflanzenschutzmittel, unbegrenzte Aufbrauchfrist, Herstellergarantie max. 4 Jahre (Michalik, 2010). „Die Wirkungsweise der Phosphite (Phosphonate) auf die pilzlichen Erreger erfolgt prinzipiell auf zwei verschiedenen Wegen, direkt auf das Pathogen durch eine Beeinträchtigung des Phosphor-Stoffwechsels des Pilzes und eine Hemmung der oxydativen Phosphorylierung und indirekt durch die Mobilisierung der Abwehrkräfte der Pflanze und die Bildung von Phytoalexinen. Die direkte Wirkung ist von untergeordneter Bedeutung, entscheidend ist die indirekte Wirkung“ (Michalik, 2010). Die wirksame Komponente der Blattdünger bzw. der Pflanzenstärkungsmittel ist das Phosphonat. Die persistenten Phosphonate hinterlassen auf den behandelten Blättern und Früchten Rückstände, der aktuelle Rückstandshöchstgehalt für Kernobst ist mit 75 mg/kg sehr hoch. Untersuchungen Am ESTEBURG-Obstbauzentrum Jork wurde in Versuchen die Wirkung von verschiedenen Phosphonat-haltigen Präparaten auf obstbaulich relevante pilzliche Schadorganismen und auf Nebenwirkungen untersucht. Schorfversuche im Gewächshaus Kurative Wirkung gegen Apfelschorf Von 2007 bis 2011 wurde in sechs Versuchen unter kontrollierten Bedingungen im Gewächshaus an in Container gepflanzten 1jährigen Apfelbäumen, vorrangig 'Golden Delicious', die kurative Wirkung gegen Apfelschorf untersucht. Die Blätter der kleinen Bäume wurden mit 100.000 Apfelschorfkonidien/ml mit einem Wasserfilm besprüht. In Abhängigkeit vom anschließenden Temperaturverlauf wurden die Blätter an den Bäumen solange feucht gehalten, bis mittlere Infektionsbedingungen nach MILLS erfüllt waren. Je Versuchsglied wurden fünf Bäume mit jeweils 3-5 Trieben mit den Prüfmitteln nach Stunden-Temperatursummen (∑ °C) behandelt. Nachdem in der Kontrollvariante die Blattschorfsymptome deutlich sichtbar waren, erfolgte die Bonitur des Befalls. Über ein sechsstufiges Boniturschema wurde der Befallsgrad errechnet (Palm, 1987). Der Befallsgrad in den unbehandelten Kontrollen der Versuche lag zwischen 38,9 und 57,3, d. h. im Mittel Mitt. OVR 69 · 03/2014 Pflanzenschutz 79 Präventive Wirkung gegen Apfelschorf Die Prüfung der präventiven Wirkung Phosphonat-haltiger Präparate erfolgte ebenfalls an 1jährigen Apfelbäumen im Gewächshaus. Vor einem bestimmten Infektionstermin erfolgten die vorbeugenden Behandlungen. Die Inokulation mit Konidien und die anschließende Bonitur wurden wie oben beschrieben durchgeführt. 2011 fan- Mitt. OVR 69 ·03/2014 Tab. 2: Kurative Wirkung von Frutogard und Syllit gegen Blattschorf in Gewächshaus-Versuchen. Versuch Sorte 1) Behandlung kurativ nach °C Frutogard Syllit 20,473 l HPO3 / 0,625 l / ha m Kh ha m Kh Befallsgrad 1) 8,4 9,9 2,0 9,2 22,0 Kontrolle 38,9 2007 Braeburn 187 418 686 2008 Golden Del. 160 320 630 1014 34,0 35,6 43,6 35,0 6,9 33,8 39,5 42,6 43,4 2009 Golden Del. 296 610 727 892 25,1 21,3 37,9 26,3 19,3 30,5 56,2 2011/1 Golden Del. 583 20,4 2011/2 Golden Del. 304 567 6,4 2,1 5,4 10,7 45,4 2011/3 Golden Del. 151 290 453 19,9 24,5 21,6 7,6 19,1 21,9 42,9 57,3 Befallsgrad: 0 = ohne, 20 = 1, 40 = 2-5, 60 = 6-10, 80 = 11-20, 100 = > 20 Schorfflecken/Blatt 60 HPO32‐ [l/ha m Kh] 0,473 50 Befallsgrad [0‐100] wurden 2-5 bzw. 6-10 Schorfflecken je schorfanfälliges Blatt gezählt (Tab. 2). Die kurativen Behandlungen mit Frutogard und dem Vergleichsmittel Syllit verminderten in allen Varianten den Schorfbefall. Bei einer Gesamtbewertung der Ergebnisse war Syllit etwas wirksamer. Bis zu einer Stunden-Temperatursumme von ca. 200 (Bsp.: 20 Stunden bei 10°C) hatte Syllit unter Berücksichtigung der sehr günstigen Schorfinfektionsbedingungen eine zufriedenstellende Wirkung, wie sie auch in früheren Freiland- und Gewächshausversuchen festgestellt wurde (Palm & Kruse, 2010). In einem Versuch im Jahre 2009 wurde an 'Golden Delicious' (Abb. 1) die kurative Wirkung von Frutogard in drei Aufwandmengen geprüft, in der Firmen-Empfehlung von 2,5 l/ha m Kh (0,473 l HPO32-/ha m Kh) sowie um 50% und 100% erhöht. In allen behandelten Varianten war der Blattschorfbefall erheblich geringer als in der Kontrolle. Es bestand eine Dosis-Wirkung Beziehung der kurativen Behandlungszeiten und derPhosphonatmengen. Insbesondere bei der Behandlungszeit ∑ °C 727 fiel der Wirkungsgrad in der niedrigsten Aufwandmenge erheblich ab. In einem weiteren Versuch wurden Frutogard und PHOS 60 kurativ zu drei Zeiten bzw. Temperatursummen (∑ °C 151, 290 und 453) angewendet. In allen Varianten wurde der Schorfbefall im Vergleich zur Kontrolle erheblich reduziert (Abb. 2). Der Befallsgrad in den drei Kurativ-Varianten war unabhängig von den Versuchsgliedern und Aufwandmengen vergleichbar. Die Phosphonatmenge hatte keinen signifikanten Einfluss auf die kurative Wirkung, d. h. 0,473 l/ha m Kh Phosphonat im Frutogard war vergleichbar mit der um ca. 40% und 100% höheren Menge im PHOS 60. 0,71 0,946 40 30 20 10 0 Kontrolle 296 610 727 892 Behandlung nach °C] Abb. 1: Wirkung von Frutogard gegen Blattschorf an 'Golden Delicious' in Abhängigkeit von kurativen Behandlungszeiten (S °C) und der Phosphonatmenge (l HPO32- /ha m Kh) im Gewächshaus. den drei Versuche an 'Golden Delicious' (Tab. 3) statt. Das Pflanzenstärkungsmittel Frutogard, das Versuchsmittel BCP und das Fungizid Syllit wurden in den Versuchen häufig zeitgleich eingesetzt. Die Anzahl der Blattschorfinfektionen in den Kontrollen mit Befallsgraden zwischen 42,9 und 57,3 war hoch. Die präventiven Behandlungen erfolgten in den Versuchen zwischen 22 und 113 Stunden vor der Infektion. In der Annahme, dass ein Befallsgrad von ca. 5 zu tolerieren ist, konnte das Fungizid Syllit mit einer Ausnahme (Versuch 2011/2, 70 h präventiv) Blattschorfinfektionen sehr wirksam verhin- 80 Pflanzenschutz dern. Die beiden Phosphonat-haltigen Präparate haben Infektionen erheblich reduzieren können, wobei in der Gesamtbewertung Syllit wirksamer war. Aus den Versuchsergebnissen war nicht zu erkennen, dass bei längeren präven- tiven Behandlungszeiten die Wirkung vermindert wurde. Frutogard und BCP hatten eine vergleichbare Wirkung. Frutogard hat als einen Bestandteil anorganisches Kalium-Phosphonat und BCP Natrium-Phosphonat, der Phosphonat- 50 ∑ °C 151 45 ∑ °C 290 Befallsgrad [0‐100] 40 ∑ °C 453 35 30 25 20 15 10 5 0 Kontrolle Frutogard 0,473 PHOS 60 0,652 PHOS 60 0,978 HPO32‐ [l/ha m Kh] Abb. 2: Wirkung von Frutogard und PHOS 60 bei unterschiedlichen Phosphonatmengen (l HPO32- /ha m Kh) gegen Blattschorf an 'Golden Delicious' in Abhängigkeit von kurativen Behandlungszeiten (S °C) im Gewächshaus. Tab. 3: Präventive Wirkung von Frutogard, BCP und Syllit gegen Blattschorf in Gewächshaus-Versuchen. Versuch Sorte 2011/1 Golden Del. 2011/2 Golden Del. 2011/3 Golden Del. 1) Behandlung in Stunden vor der Infektion Frutogard BCP Syllit 0,473 l HPO32- / 0,472 l HPO32- / 0,625 l / ha m Kh ha m Kh ha m Kh Befallsgrad 1) 22 46 61,5 23 46,5 70 14,1 16,9 22,2 20 44 68 91,5 113 5,2 11,8 19,2 9,5 2,5 2,0 2,5 3,4 2,1 Kontrolle 0,6 3,3 4,3 42,9 0,2 1,5 8,4 57,3 45,4 8,6 15,8 18,2 2,5 2,5 5,5 Befallsgrad: 0 = ohne, 20 = 1, 40 = 2-5, 60 = 6-10, 80 = 11-20, 100 = > 20 Schorfflecken/Blatt gehalt ist in beiden Präparaten gleich. In einem weiteren Versuch wurde im direkten Vergleich Frutogard, BCP und PHOS 60 eingesetzt. Frutogard und BCP wurden mit 0,473 l/ha m Kh Phosphonat, Frutogard wurde zusätzlich in 2/3 und PHOS 60 in doppelter Phosphonatmenge eingesetzt (Tab. 4). Unabhängig vom Behandlungszeitpunkt konnte der Blattschorfbefall in allen Versuchsvarianten erheblich reduziert werden. PHOS 60 war mit seiner vergleichsweise hohen Phosphonatmenge wirksamer, vergleichbar mit Syllit. Phosphonate sind in den pflanzlichen Zellen persistent. Um zu klären, ob durch vorangegangener Behandlungen die präventive Wirkung verstärkt wird, wurde in zwei Versuchen mit Frutogard eine erste Behandlung ca. eine Woche (166 h bzw. 164 h) vor der zweiten durchgeführt. Die zweite erfolgte ein bzw. zwei Tage (23 h, 20 h bzw. 46,5 h, 44 h) vor der künstlichen Infektion. Im Vergleich wurde zum zweiten Termin einmalig Frutogard ausgebracht (Tab. 5). Der Blattschorfbefall war in den Kontrollen hoch. Das Vergleichsmittel Syllit (2011/1) hatte erwartungsgemäß eine sehr gute Wirkung. In drei von vier Versuchsvarianten konnte die präventive Wirkung einer einmaligen Phosphonat-Behandlung kurz vor der Infektion dadurch erhöht werden, dass eine Woche zuvor eine Behandlung vorausgegangen war. Versuche im Freiland Bekämpfung des Apfelschorfes Aus den Versuchen im Gewächshaus konnten durch die definierten Bedingungen, insbesondere durch die Kenntnis des Infektionstermins, wichtige Informationen über die Präparate erarbeitet werden. Für die Übertragung Tab. 4: Präventive Wirkung gegen Blattschorf in Abhängigkeit von der Phosphonatmenge in Gewächshaus-Versuchen. Versuch 2011 1) Sorte Golden Del. Behandlung in Stunden vor der Infektion Frutogard 0,321 l 20 44 68 91,5 113 13,4 22,5 18,0 11,9 Frutogard 0,473 l BCP 0,472 l PHOS 60 0,978 l HPO32- / ha m Kh Befallsgrad 1) 5,2 11,8 19,2 9,5 8,6 15,8 18,2 2,0 3,5 3,3 3,8 Syllit 0,625 l / ha m Kh Kontrolle 45,4 2,5 2,5 5,5 Befallsgrad: 0 = ohne, 20 = 1, 40 = 2-5, 60 = 6-10, 80 = 11-20, 100 = > 20 Schorfflecken/Blatt Mitt. OVR 69 · 03/2014 Pflanzenschutz 81 Tab. 5: Präventive Wirkung von Frutogard gegen Blattschorf nach einer bzw. zwei Behandlungen in Gewächshaus-Versuchen. Versuch Sorte 2011/1 Golden Del. 2011/2 Golden Del. 1) 1. 2. Frutogard Syllit 2- Behandlung 0,473 l HPO3 / in Stunden vor der Infektion ha m Kh 23 166 46,5 166 46,5 2,5 0,7 2,0 10,6 20 164 44 164 20 44 5,2 2,4 11,8 1,4 23 Kontrolle 0,625 l / ha m Kh Befallsgrad 1) 0,2 57,3 1,5 45,4 Befallsgrad: 0 = ohne, 20 = 1, 40 = 2-5, 60 = 6-10, 80 = 11-20, 100 = > 20 Schorfflecken/Blatt zungen erfolgten im Sprühverfahren mit 250 l/ha m Kh Wasser. Zwischen dem 15.04. und 02.05. (Versuch 2012/5 am 28.03.), d. h. vor der Apfelblüte (Stadium: Grüne/Rote Knospen) erfolgte jeweils die erste Behandlung. Die Abstände der Behandlungen wurden von den jeweiligen Schorfinfektionsbedingungen und der vom Blattzuwachs bestimmten praxisüblichen präventiven Wirkungsdauer der im Vergleich eingesetzten Schorffungizide bestimmt. Die Anwendungshäufigkeit war abhängig von der Versuchsfrage. Die Bonitur des Schorfbefalls erfolgte in Abhängigkeit von der Dauer des Versuches und Tab. 6: Bekämpfung von Apfelschorf mit Phosphonat-haltigen Präparaten im Vergleich zu zugelassenen Schorffungiziden in Freilandversuchen. Jahr Sorte Variante 2010 Gloster Kontrolle Frutogard + Delan WG Delan WG 2011 Elstar Kontrolle Frutogard Frutogard + Delan WG Delan WG 2012/1 Jonagold Kontrolle Frutogard Frutogard + Delan WG Delan WG 2012/2 Jonagold Kontrolle PHOS 60 EU + Delan WG Delan WG 2012/3 Jonagold Kontrolle Phosfik + Kontaktfungizid Kontaktfungizid 2012/4 Red Jonaprince Kontrolle VERIPHOS Merpan 80 WDG 2012/5 Red Jonaprince Kontrolle BCP BCP Delan WG Aufwandmenge l HPO32- / ha m Kh l bzw. kg / ha m Kh Blattschorf befallene WirkungsBlätter [%] grad [%] Fruchtschorf befallene WirkungsFrüchte [%] grad [%] 2,5 + 0,25 0,25 0,473 12 12 90,8 16,6 43,2 81,7 52,4 99,8 11,3 32,0 88,7 67,9 2,5 2,5 + 0,25 0,25 0,473 0,473 6 6 6 5,8 4,3 0,6 0,6 25,9 89,7 89,7 1,8 0,0 0,0 0,0 100 100 100 2,5 2,5 + 0,25 0,25 0,473 0,473 6 6 6 6,8 1,7 0,75 3,1 75,0 89,0 54,4 12,5 3,3 0,7 1,5 73,6 94,4 88,0 1,5 + 0,25 0,25 0,978 14 14 12,4 0,5 0,7 96,0 94,4 12,0 0,0 0,0 100 100 2,0 0,860 6 6 24,9 5,5 7,8 77,9 68,7 8,0 1,0 3,0 87,5 62,5 1,0 0,625 0,489 9 9 7,2 0,6 0,3 91,7 95,8 1,5 0,0 0,0 100 100 1,5 1,125 0,25 0,472 0,354 8 8 8 6,4 0,8 0,6 0,9 87,5 90,6 85,9 0,8 0,3 0,0 0,0 62,5 100 100 der Ergebnisse in die obstbauliche Praxis in Form sicherer Empfehlungen sind die Versuche im Freiland unter Praxisbedingungen von großer Bedeutung. Mitt. OVR 69 ·03/2014 Anzahl Behandlungen Von 2010 bis 2012 wurden sieben Versuche zur Bekämpfung des Apfelschorfes mit Phosphonaten durchgeführt (Tab. 6). Die Sprit- den Witterungsbedingungen. 2,5 bis 4 Wochen nach der letzten Behandlung wurde an 4 x 5 Langtrieben je Versuchsvariante der Blattschorf bo- 82 Pflanzenschutz Tab. 7: Bekämpfung von Lagerschorf mit Phosphonat-haltigen Präparaten. Jahr Sorte Variante 2004 Elstar Kontrolle Frutogard 2008 Elstar Kontrolle Frutogard 2010 Elstar Kontrolle Frutogard Kontrolle Frutogard 2010 Pinova Kontrolle PHOS 60 Standard Aufwandmenge l HPO32-/ ha m Kh Anzahl Behandlungen Befallene Früchte [%] Wirkungsgrad [%] 0,189 6 63,1 24,4 61,3 0,473 4 18,4 12,9 29,9 0,473 3 0,473 0,587 nitiert, der Fruchtschorf nach 4 bis 6 Wochen an 4 x 100 Früchten. In den Versuchen von 2010, 2011, 2012/1, 2012/2 und 2012/3 hat die Kombination aus Frutogard, PHOS 60 EU oder Phosfik mit Delan WG bzw. einem Kontaktfungizid die Wirkung gegen Blatt- und Fruchtschorf im Vergleich zur ausschließlichen Behandlung mit einem der Fungizide weitestgehend verbessert. In dem Versuch 3 9,0 3,8 15,6 5,1 67,3 3 3 8,4 2,6 1,5 69,0 82,1 taktfungizid (Versuche: 2011, 2012/1, 2012/4 und 2012/5). Es konnte nach wiederholten Behandlungen eine gute Wirkung der geprüften Phosphonate (Ausnahme: Versuch 2011) bestätigt werden. Eine Korrelation zwischen der Phosphonatmenge und dem Wirkungsgrad ist aus diesen Ergebnissen nicht erkennbar. Lagerschorf 57,8 von 2010 an 'Gloster' mit einem hohen Befallspotential wurde die Wirkungssteigerung besonders deutlich. Durch den Zusatz von Phosphonaten konnte die Wirkung gegen Blattschorf um ca. 30% und gegen Fruchtschorf um 20% gesteigert werden. Im direkten Vergleich standen Frutogard, VERIPHOS und BCP mit den Schorffungiziden Delan WG, Merpan 80 WDG und einem weiteren Kon- Ab dem Spätsommer bis zur Ernte kann es zu Schorfinfektionen bei Äpfeln kommen, deren Symptome erst mit zunehmender Lagerdauer als Lagerschorf sichtbar werden. In den Versuchen zur Bekämpfung von Lagerfäulen wurde nach dem Ende der Lagerung ebenfalls der Befall durch Lagerschorf ausgewertet. Die Phosphonate Frutogard und PHOS 60 wurden in 10-14tägigen Abständen bis wenige Tage vor der Ernte wiederholt eingesetzt (Tab. 7). In den Kontrollen waren zwischen 8,4% und 63,1% der Früchte befallen. In den Versuchen wurde durch Frutogard und PHOS 60 im Mittel ein Wirkungsgrad von 57,1% erreicht. Der relativ geringe Wirkungsgrad im Versuch 2008 ist nicht zu erklären. Die relativ geringe Phosphonatmenge im Versuch 2004 hatte einen Wirkungsgrad von 61,3%. Höhere Aufwandmengen Tab. 8: Wirkung von Phosphonat-haltigen Präparaten gegen Apfelmehltau in Freilandversuchen. Versuchsjahr Sorte Präparat Aufwandmenge l HPO32- / 2009 Braeburn 2010 Elstar 8 7 11,9 12,3 2011/1 2011/2 2011/3 2012/1 Red Jona- Red Jona- Red Jona- Red Jonaprince prince prince prince Anzahl Behandlungen 8 6 7 9 mittlerer Behandlungsabstand in Tagen 8,3 13,8 13,5 11,1 Befallsstärke [1-4] ha m Kh Kontrolle Frutogard PHOS 60 PHOS 60 NU-PHOS 38 BCP LOKER LOKER VERIPHOS 3) Topas 2) 1) 2) 0,473 0,652 0,978 1,555 0,471 0,104 0,390 0,489/0,978 0,125 2,59 2,55 1,85 2,11 1,95 2,12 2,25 1,55 2012/2 Elstar 2012/3 Elstar 9 7 11,0 13,8 1,88 1,88 1) 2,16 1,53 1,44 1,94 1,31 1,47 1,51 1,53 1,35 1,31 1,89 1,34 1,33 1,16 1,17 1,30 Befallsstärke: 1 = ohne, 2 = einzelne Infektionen, 3 = bis 1/2 Blatt, 4 = > 1/2 Blatt mit Myzel 3) Aufwandmenge in l/ha m Kh Präparat 3 Behandlungen mit 0,489 l/ha m Kh, anschl. 4 mit 0,978 l/ha m Kh Mitt. OVR 69 · 03/2014 Pflanzenschutz 83 Tab. 9: Wirkung von Phosphonat-haltigen Präparaten gegen Apfelmehltau in Schorfversuchen, Behandlungstermine entsprechen den Schorfinfektionszeitpunkten. Versuchsjahr Sorte Präparat 2011 Gloster Aufwandmenge l HPO32- / Anzahl Behandlungen 6 14 9 8 mittlerer Behandlungsabstand in Tagen 7,6 9,0 5,0 6,0 5,0 ha m Kh Befallsstärke [1-4] 1) Kontrolle Frutogard PHOS 60 EU BCP BCP VERIPHOS 1) 2012/1 2012/2 2012/3 2012/4 Jonagold Jonagold Red Jona- Red Jonaprince prince 0,473 0,978 0,393 0,471 0,489 6 1,93 1,96 1,51 1,47 1,99 2,20 2,22 1,34 1,78 1,68 1,43 Befallsstärke: 1 = ohne, 2 = einzelne Infektionen, 3 = bis 1/2 Blatt, 4 = > 1/2 Blatt mit Myzel in den Versuchen konnten die Wirkung nur unwesentlich steigern. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Phosphonate einen Wirkungsgrad von ca. 60% gegen Lagerschorf erwarten lassen, damit liegt er ca. 20% bis 30% unterhalb des Wirkungsgrades der zugelassenen Fungizide (Palm & Kruse, 2012). Bekämpfung des Apfelmehltaus im Freiland Eine Wirkung der Phosphonate gegen Oomyceten wie den Falschen Mehltau (Plasmopara viticola) in Wein ist schon länger bekannt. Seit 2013 besteht für VERIPHOS eine Zulassung als Pflanzenschutzmittel in dieser Kultur. Der Echte Mehltau des Apfels gehört wie der Apfelschorf zu den Ascomyceten. In mehrjährigen Mehltauversuchen wurden Phosphonat-haltige Präparate im direkten Vergleich zu dem Mehltaufungizid Topas eingesetzt (Tab. 8). Die ersten Behandlungen waren vor Beginn der Apfelblüte. Die Anzahl der Behandlungen und die Abstände wurden von den jährlichen Witterungs- und Infektionsbedingungen bestimmt. Zwei bis drei Wochen nach der letzten Behandlung bei Triebabschluss fand an 4 x 5 Langtrieben die Bonitur des Mehltaus statt. Die Befallsstärke (1-4) wurde an sämtlichen Blättern bewertet. Nach sechs bis neun Behandlungen bei mittleren Behandlungsabständen von 8,3 bis 13,8 Tagen und Aufwandmengen von 0,104 bis 1,555 l Phosphonat/ha m Kh konnten in den acht Versuchen Mehltauinfektionen erheb- Mitt. OVR 69 ·03/2014 lich reduziert werden. Das Vergleichsmittel Topas war wirksamer, obwohl in den letzten Jahren eine abnehmende Wirkung dieser Wirkstoffgruppe durch ein Shifting nachgewiesen wurde (Palm & Kruse, 2006). Die Wirkung der Phosphonate gegen Apfelmehltau wurde ebenfalls in Schorfversuchen bonitiert. Entsprechend der Infektionsbedingungen des Schorfpilzes waren es kürzere Behandlungsabstände. Die Bonitur des Apfelmehltaues fand ca. zwei Wochen nach der letzten Behandlung statt (Tab. 9). Im Vergleich zu den Ergebnissen der speziellen Mehltauversuche (Tab. 8) haben die kürzeren Behandlungsabstände der Phosphonate zu keiner weiteren Wirkungssteigerung geführt. Die niedrigere Aufwandmenge des Versuchspräparates BCP war geringer wirksam. Aus den Ergebnissen aller Mehltauversuche ist nicht erkennbar, dass höhere Aufwandmengen die Wirkung der Phosphonate verbessern. Andererseits sollten ca. 0,470 l/ha mKh nicht unterschritten werden, da die Versuche mit Frutogard, LOKER und BCP die relativ geringere Wirkung zeigten. Bekämpfung von Lagerfäulen Während der Lagerung von Äpfeln wird Fäulnis sichtbar. Die Infektionen der pilzlichen Lagerkrankheiten können während der gesamten Fruchtentwicklung am Baum stattfinden. An der Niederelbe sind zurzeit die Bitterfäuleerreger Neofabraea alba und N. perennans mit ca. 80% an dem Gesamtfäulnisbefall beteiligt. In Versuchen sollte geklärt werden, ob die Phosphonate Fäulnis verhindern können. Von 2004 bis 2012 wurden vorrangig Frutogard bzw. das identische Alginure BioSchutz und in einem Versuch PHOS 60 geprüft. Die Behandlungen erfolgten wiederholt bis zur Ernte im Abstand von 10-14 Tagen (Tab. 10). Die Anzahl der Behandlungen variierte in den jeweiligen Versuchen. Vor dem Versuchsbeginn wurden die Parzellen der Kontroll- und Phosphonat-Varianten gleichartig behandelt, so dass die während der Lagerung ersichtlichen Unterschiede des Fäulnisbefalls auf die Wirkung der verwendeten Präparate zurückzuführen waren. Je Versuchsvariante wurden in der Regel 10 Kisten a 19 kg vergleichbare Früchte geerntet. Bis zur Bonitur des Fäulnisbefalls wurden sie im Kühllager gelagert. In den Kontrollen waren zwischen 23,6% und 29,2% der Früchte durch Tab. 10: Bekämpfung von Lagerfäulen mit Phosphonat-haltigen Präparaten. Jahr Sorte Variante 2004 Elstar Kontrolle Frutogard 2009 Pinova Kontrolle Frutogard 2010 Elstar Kontrolle Frutogard 2010 Pinova Kontrolle PHOS 60 Aufwandmenge l HPO32-/ ha m Kh Anzahl Behandlungen Befallene Früchte [%] Wirkungsgrad [%] 0,189 6 29,2 40,1 0,0 0,473 11 23,6 18,2 22,9 0,473 3 24,9 24,9 0,0 0,587 3 25,8 18,4 28,7 84 Pflanzenschutz Fäulnis befallen. Die sechsmalige Anwendung von Frutogard mit nur 0,189 l/ha m Kh Phosphonat (Versuch 2004) hat offensichtlich den Fäulnisbefall gefördert. In weiteren Versuchen wurde mit Frutogard ein Wirkungsgrad zwischen 0% und 22,9% erreicht. Die hohe Aufwandmenge von PHOS 60 (Versuch 2010) mit 0,587 l/ha m Kh Phosphonat hatte einen Wirkungsgrad von 28,7%. Es ist nicht ganz auszuschließen, dass die Phosphonate eine gewisse Nebenwirkung gegen Fruchtfäulen haben. Weitere Versuche wären erforderlich, um die teilweise widersprüchlichen Ergebnisse zu klären. Nach dem aktuellen Kenntnisstand sind die Phosphonate keine Alternative für die zurzeit für die Indikation pilzliche Lagerfäulen im Kernobst zugelassenen Fungizide. In mehrjährigen Versuchen wurden mit diesen Fungiziden Wirkungsgrade von >50% erreicht (Palm & Kruse, 2012). Nebenwirkung auf die Raubmilbenpopulation Die Nebenwirkung von Pflanzenschutzmitteln und anderen Stoffen auf Nützlinge sind mitentscheidend für deren Anwendung. Raubmilben-schonende Mittel haben dazu geführt, dass im Kernobstanbau an der Niederelbe nur noch selten Spezialakarizide zur Bekämpfung von Spinnmilben zur Anwendung kommen. In den dargestellten Schorf- und Mehltauversuchen wurden von Ende April bis Ende Juni bzw. Juli sieben bis 14 Behandlungen ausgebracht. Entsprechend der Versuchsfrage war der mittlere Behandlungsabstand zwischen 5,0 und 13,8 Tagen (Tab. 11). Die insgesamt ausgebrachte Phosphonatmenge lag zwischen 3,3 bis 14,0 l/ha m Kh. Ein bis drei Wochen nach der letzten Behandlung wurde die Populationsdichte der Raubmilben untersucht. Je Versuchsvariante wurden für die Bonitur in einer Stichprobe 4 x 10 Blätter aus dem mittleren Bereich der Langtriebe entnommen und anschließend im Labor mit einem Binokular ausgewertet. Jeweils einen Zentimeter beidseitig der Mittelrippe auf der Blattunterseite wurden die Raubmilben gezählt, damit werden über 80% der Milben erfasst (Jansen, 1990). Fast ausschließlich war die Raubmilbe Typhlodromus pyri Tab. 11: Wirkung Phosphonat-haltiger Präparate auf Raubmilben in Freilandversuchen. Aufwandmenge l HPO32-/ ha m Kh 2011/1 Red Jonaprince Jahr Sorte Variante Anzahl Behandlungen Gesamtmenge l HPO32-/ ha m Kh mittlerer Behandlungsabstand in Tagen Kontrolle Frutogard 0,473 7 3,311 13,8 PHOS 60 0,652 7 4,564 13,8 Topas 1) 0,125 7 13,8 2012/1 Elstar Kontrolle VERIPHOS 2) 0,489 /0,978 7 5,379 13,8 Topas 1) 0,125 7 13,8 2012/2 Elstar Kontrolle NU-PHOS 38 1,555 9 13,995 11,0 LOKER 0,390 9 3,510 11,0 BCP 0,472 9 4,248 11,0 Topas 1) 0,125 9 11,0 2012/1 Red Jonaprince Kontrolle Frutogard 0,473 7 3,311 10,8 Topas 1) 0,125 7 10,8 2012/2 Red Jonaprince Kontrolle Frutogard 0,473 9 4,257 11,1 Topas 1) 0,125 9 11,1 2012/3 Red Jonaprince Kontrolle VERIPHOS 0,489 9 4,401 5,8 BCP 0,472 8 3,776 5,7 2012/1 Jonagold Kontrolle Frutogard 0,473 7 3,311 9,6 Delan WG 1) 0,250 7 9,6 2012/2 Jonagold Kontrolle PHOS 60 EU 0,978 14 13,692 5,0 1) Aufwandmenge in l bzw. kg/ha m Kh Präparat 2) 3 Behandlungen mit 0,489 l/ha m Kh, anschl. 4 mit 0,978 l/ha m Kh vertreten. In den Kontrollen wurden im Mittel 1,1 bis 3,1 Raubmilben pro Blatt gezählt, diese Populationsdichte erlaubt eine differenzierte Bewertung. Als Vergleichsmittel wurden in den Versuchen das nicht Raubmilben schädigende Topas oder Delan WG (BVL, 2014) eingesetzt. Die Phosphonate kamen in unterschiedlicher Aufwandmenge und Häufigkeit zum Einsatz. In den mit Frutogard behandelten Parzellen war im Vergleich zur Kontrolle und den Vergleichsmitteln Topas und Delan WG eine Nebenwirkung auf Raubmilben häufig erkennbar. Andererseits war Frutogard im Versuch 2012/2 an 'Red Jonaprince' in einer höheren Gesamtmenge neutral. PHOS 60 zeigte in dem Versuch 2011/1 an 'Red Ø Raubmilben je Blatt Wirkungsgrad [%] 3,1 2,4 2,3 2,8 22,6 15,8 9,6 1,7 1,2 1,8 29,4 0,0 1,4 1,5 1,2 1,4 1,3 0,0 14,3 0,0 7,1 2,4 1,7 2,1 29,2 12,5 1,2 1,2 0,7 0,0 41,7 2,8 2,2 1,9 21,4 32,1 1,1 1,0 1,2 9,1 0,0 1,2 1,2 0,0 Jonaprince' mit insgesamt 4,564 l/ha m Kh Phosphonat eine Wirkung auf die Raubmilben, in dem Versuch 2012/2 'Jonagold' mit 13,692 l/ha m Kh dagegen keine. VERIPHOS hatte in zwei Versuchen Wirkungsgrade von 29,4% und 21,4% auf Raubmilben. BCP zeigte in einem Versuch keinen Effekt und in dem zweiten einen Wirkungsgrad von 32,1%. In drei von fünf Versuchen wurde nach wiederholten Behandlungen mit dem als nicht Raubmilben schädigend klassifizierten Topas eine Wirkung auf die Raubmilben festgestellt. Bei langjährigen Praxisanwendungen wurden auch nach wiederholten Anwendungen von Topas und Delan WG keine negativen Auswirkungen auf Raubmilben oder gar Mitt. OVR 69 · 03/2014 Pflanzenschutz 85 eine Förderung der Spinnmilben beobachtet. Daher könnten nach diesen Untersuchungen die Phosphonate als neutral oder ebenfalls als nicht Raubmilben schädigend bewertet werden. Tab. 12: Wirkung Phosphonat-haltiger Präparate auf die Fruchtberostung. Jahr Sorte Variante 2011 Elstar Aufwandmenge l HPO32-/ ha m Kh Anzahl Behandlungen Gesamtmenge l HPO32-/ ha m Kh mittlerer Behandlungsabstand in Tagen Kontrolle Frutogard 0,473 6 2,838 7,6 Delan WG 1) 0,250 6 7,6 2012/1 Elstar Kontrolle VERIPHOS 2) 0,489 / 0,978 7 5,379 13,8 Topas 1) 0,125 7 13,8 2012/2 Elstar Kontrolle NU-PHOS 38 1,555 9 13,995 11,0 BCP 0,472 9 4,243 11,0 LOKER 0,098 9 0,588 11,0 LOKER 0,314 9 2,826 11,0 Topas 1) 0,125 9 11,0 2012/1 Red Jonaprince Kontrolle Frutogard 0,473 9 4,257 11,1 Topas 1) 0,125 9 11,1 2012/2 Red Jonaprince Kontrolle BCP 0,472 8 4,248 5,7 Delan WG 1) 0,250 8 5,7 2012/3 Red Jonaprince Kontrolle VERIPHOS 0,489 9 4,401 5,8 Merpan 80 WDG 1) 0,625 9 5,8 2012/1 Jonagold Kontrolle Frutogard 0,473 7 3,311 9,6 Delan WG 1) 0,250 7 9,6 2012/2 Jonagold Kontrolle PHOS 60 EU 0,978 14 13,692 5,0 1) Aufwandmenge in l bzw. kg/ha m Kh Präparat 2) 3 Behandlungen mit 0,489 l/ha m Kh, anschl. 4 mit 0,978 l/ha m Kh 3) Fruchtberostung: 1 = 0, 2 = 1-10%, 3 = 10-30%, 4 = > 30% Fruchtberostung 3) Index [1-4] 2,32 2,40 2,45 3,12 2,84 2,97 2,84 3,13 2,91 2,96 3,13 2,84 1,55 1,32 1,42 2,44 2,41 1,90 1,96 1,47 1,96 2,27 2,17 2,00 2,40 1,89 Abb. 3: Blattdeformationen nach Behandlungen mit Phosphonat-haltigen Präparaten. Mitt. OVR 69 ·03/2014 Fruchtberostungen Die äußere Fruchtqualität der Äpfel entscheidet wesentlich über den Marktwert, daher sind insbesondere Fruchtberostungen durch exogene Wirkungen wie u. a. durch Pflanzenschutzmittel und Blattdünger zu untersuchen. In den bisher dargestellten Schorf- und Mehltauversuchen wurde zum Erntetermin eine Bonitur der Früchte auf Berostungen durchgeführt. Jeweils an 4 x 100 Früchten je Versuchsvariante wurde der Anteil der berosteten Fruchtschale visuell in Berostungsstufen (Index 1-4) bewertet. Die sortenspezifischen Fruchtberostungen bestimmen wesentlich den Index. Die Differenz zur Kontrolle ist auf die Behandlungen zurückzuführen. Häufig sind die Fruchtberostungen in der Kontrolle stärker ausgeprägt als in Parzellen mit Fungizid-, Insektizid- und Akarizidbehandlungen. Mikroorganismen und Milben können ebenfalls Berostungen auslösen; sie können durch diese Pflanzenschutzmittel dezimiert werden. Daher sollten bei der Bewertung vorrangig die Fungizide Topas, Delan WG und Merpan 80 WDG als Vergleich herangezogen werden (Tab. 12). In acht Versuchen an 'Elstar', 'Jonagold' und 'Red Jonaprince' wurden verschiedene Phosphonate mit unterschiedlicher Aufwandmenge, Anwendungshäufigkeit und Behandlungsabstand eingesetzt. Nur bei NU-PHOS 38 mit insgesamt 14 l Phosphonat/ha m Kh und LOKER mit 2,828 l/ha m Kh (Versuch 2012/2) waren deutlich verstärkte Fruchtberostungen zu erkennen. Mit hoher Sicherheit kann daher davon ausgegangen werden, dass die geprüften Phosphonate bis zu 1 l/ha m Kh auch bei häufiger Anwendung als berostungsneutral zu bewerten sind. (Fotos: Petra Kruse) 86 Pflanzenschutz Blattdeformationen Wiederholt wurden in den Versuchen mit Phosphonat-haltigen Präparaten an den zum Zeitpunkt der Behandlung jüngsten Blättern der Kurz- und Langtriebe Blattdeformationen beobachtet (Abb. 3). Die Blätter hatten eine reduzierte Blattspreite und waren versteift. Die Interkostalfelder der Blätter zeigten chlorotische Aufhellungen. Die Symptome waren nach wenigen Wochen nicht mehr sichtbar. Ein Einfluss auf die Trieblänge der Langtriebe und die Fruchtgröße wurde nicht festgestellt. Diskussion Das Wirkungsspektrum der anorganischen Salze der Phosphonsäure, der Phosphonate, gegen wirtschaftlich bedeutende Schadpilze im Apfelanbau wurde untersucht. In Gewächshausversuchen wurde unter definierten Bedingungen die kurative und präventive Wirkung geprüft. Die Phosphonate verminderten sowohl nach kurativen als auch nach präventiven Behandlungen den Schorfbefall, das Vergleichsmittel Syllit war jedoch wirksamer. Durch eine Erhöhung der Aufwandmenge konnte nur die präventive Wirkung gesteigert werden. Wiederholte präventive Behandlungen mit ca. 0,5 l/ha m Kh Phosphonaten oder eine einmalige Behandlung in der erhöhten Aufwandmenge von 1 l/ha m Kh entsprachen der Wirkung von Syllit. In Freilandversuchen haben die Phosphonate bei wiederholten präventiven Behandlungen in Kombination mit Delan WG eine bessere Wirkung als alleinige Behandlungen mit Delan WG. Unsere mehrjährigen Ergebnisse bestätigen die Arbeiten von Scheer (2010) und Rizzolli & Acler (2013). Die Wirkungssteigerung ist sehr wahrscheinlich mit der begrenzten kurativen Wirkung der Phosphonate zu erklären. Nach wiederholten Behandlungen mit Phosphonat-haltigen Präparaten und Kontaktfungiziden konnte eine gute Wirkung festgestellt werden. Eine Korrelation zwischen der Phosphonatmenge und dem Wirkungsgrad ist aus den Ergebnissen dieser Versuche nicht erkennbar. Auch Rühmer (2011) hatte in Freilandversuchen ebenfalls die Wirkung von Frutogard (6 l/ha) und Basfoliar Aktiv (3 l/ha) gegen Schorf festgestellt. Nach sog. Stoppspritzungen, vermutlich kurative Behandlungen, konnte Blattschorf mit einem Wirkungsgrad zwischen 79% und 94% und Fruchtschorf zwischen 65% und 89% verhindert werden. Präventive Behandlungen mit Basfoliar Aktiv gegen Blattschorf hatten dagegen nur einen Wirkungsgrad von 48%. Späte Fruchtinfektionen durch Schorf, die als Lagerschorf erst während der Lagerung sichtbar werden, konnten durch die geprüften Phosphonate vermindert werden. Der Wirkungsgrad ist um ca. 20% bis 30% niedriger als jener der für diese Indikation zugelassenen Fungizide. Es ist aber ein deutlicher Hinweis, dass auch die großvolumigen Früchte vor Infektionen geschützt werden können. Insbesondere durch die Ergebnisse der Gewächshausversuche wird deutlich ersichtlich, dass die Phosphonate eine direkte Wirkung haben. Blattinfektionen des Apfelmehltaus werden durch Phosphonate wirksam bekämpft. Das Vergleichsmittel Topas war in allen Versuchen wirksamer. In Versuchen von Rizzolli & Acler (2012, 2013) war mit 1359 g/ha Kalium-Phosphonat die Wirkung vergleichbar mit der von Topas. Es ist nicht auszuschließen, dass die Phosphonate eine geringe Nebenwirkung gegen Infektionen durch die Bitterfäulen an den Früchten haben. Widersprüchlich waren die Versuchsergebnisse von Scheer (2010), in denen sowohl befriedigende als auch fehlende Wirkungen festgestellt wurden. Weitere Versuche sind erforderlich, um die Widersprüche aufzuklären. Die Phosphonate sind nach den Versuchen unter Praxisbedingungen als nicht Raubmilben schädigend einzustufen, wie es auch die Ergebnisse von Rizzolli & Acler (2013) bestätigen. Bei häufiger Anwendung und Aufwandmengen von 0,5-1,0 l/ha m Kh der geprüften Phosphonate sind keine Fruchtberostungen zu erwarten. Wie schon von Rühmer (2011) nach wiederholter Anwendung von Basfoliar Aktiv beobachtet, waren in unseren Versuchen verbreitet Blattdeformationen in Form einer verringerten Blattspreite und chlorotischen Blattflächen an den jüngsten Blättern sichtbar. Das ist darauf zurückzuführen, dass die Phosphonate in die Triebspitzen verlagert werden (Kast & Schiefer, 2005). Die Symptome sind später nicht mehr sichtbar. Weitere Unverträglichkeiten wurden nicht beobachtet. Toxikologisch sind die Rückstände der Phosphonate unbedenklich (Michalik, 2010). Der Rückstandshöchstgehalt für Kernobst ist mit 75 mg/l sehr hoch. Vier Behandlungen in Versuchen der ESTEBURG vom 09.08. bis 09.09.2008 mit 2,5 l/ha m Kh Frutogard hinterließen auf den Früchten einen Rückstand von 5,1 mg/kg Phosphonat (HPO32-) (Welte, 2008). Versuche in der Steiermark (Rühmer, 2011) führten nach 23 Behandlungen mit jeweils 6 l/ha Frutogard bzw. 3 l/ha Basfoliar Aktiv zu einem Rückstand von 12 mg/kg bzw. 10 mg/kg Phosphonat in den Früchten. In einem weiteren Versuch wurden nach 19 Behandlungen 38 mg/ kg analysiert. Der 11malige Einsatz bis Ende Mai, d. h. bis kurz nach der Blüte, hatte noch einen Rückstand von 19 mg/kg. „Da Phosphonate in den Pflanzen kaum abbauen, muss auch im Folgejahr mit messbaren Rückständen gerechnet werden“ (Rizzolli & Acler, 2012). Nach Untersuchungen des Versuchszentrums LAIMBURG/Südtirol haben Behandlungen mit Kalium-Phosphonat vor der Blüte keine Rückstände auf Äpfeln hinterlassen. Andererseits haben Behandlungen nach der Blüte bis nach einer fünfmonatigen Lagerung zu Rückständen geführt. Zum Teil wurden Rückstände auf Früchten im Folgejahr und in den Austriebsblättern zwei Jahre nach der Behandlung nachgewiesen (Kelderer et al., 2008). Empfehlungen für den Apfelanbau Bisher wurden Phosphonat-haltige Präparate als N-, K- und Mg-Düngemittel oder als Pflanzenstärkungsmittel mit organischen Bestandteilen vermarktet. Für die seit 2013 nicht mehr genehmigten Pflanzenstärkungsmittel besteht eine unbegrenzte Aufbrauchfrist. Nach der EG-Düngemittelverordnung sind es nach Beantragung sog. EG-Düngemittel. Sie können nach guter fachlicher Praxis zur Blattdüngung u. a. im Obstbau verwendet werden. Die Nährstoffgehalte dieser flüssigen Düngemittel sind relativ gering (Tab. 1). Der Phosphor in Form von Kalium-, Magnesium- oder NatriumPhosphonat wird erst über den Boden Mitt. OVR 69 · 03/2014 Pflanzenschutz 87 durch Mikroorganismen längerfristig pflanzenverfügbar. Das Phosphonat ist die fungizide Komponente in den Düngemitteln. Wirkungsunterschiede bezogen auf den vergleichbaren Phosphonatgehalt konnten bei den geprüften Präparaten nicht festgestellt werden. Es besteht eine direkte Wirkung gegen den Apfelschorf und Apfelmehltau. Eine zeitlich begrenzte kurative Wirkung gegen Apfelschorf ist vorhanden. Das z. Z. einzige kurativ wirkende Mittel Syllit war sicherer in der Wirkung. Es sollten 0,470 l/ha m Kh Phosphonat nicht unterschritten werden. Eine präventive Wirkung gegen den Schorf ist in der gleichen Aufwandmenge vorhanden, sie sollte bei einmaliger Behandlung auf ca. 1 l/ha m Kh Phosphonat erhöht werden. Dadurch wird eine vergleichbare Wirkung wie die der Schorffungizide erreicht. Wiederholte Behandlungen mit Phosphonaten in Kombination mit Schorffungiziden haben zu einer deutlichen Wirkungssteigerung geführt. Der alleinige präventive Einsatz eines Phosphonats ist nicht zu empfehlen. Lagerschorfinfektionen werden durch Phosphonate reduziert, wenn diese vor günstigen Infektionsbedingungen bis unmittelbar vor der Ernte eingesetzt werden. Eine Wartezeit besteht nicht. Die Phosphonat-haltigen Düngemittel konnten Mehltauinfektionen wirksam reduzieren. In einer Anti-Resistenzstrategie könnten sie wertvoll sein. Zu empfehlen sind mindestens zwei Behandlungen in Folge. Höhere Aufwandmengen als 0,470 l/ha m Kh Phosphonat können den Wirkungsgrad nur unwesentlich verbessern. Es besteht kein Fruchtberostungsrisiko, auch nicht durch vielfache Behandlungen in höheren Aufwandmengen. Phosphonate schädigen die Raubmilbenpopulationen nicht. Die wiederholt beobachteten Blattdeformationen verwachsen und sind ohne wirtschaftliche Bedeutung. Die Phosphonate gelten als verhältnismäßig anwender- und umweltfreundlich (in: Kelderer & Gramm, 2010). Behandlungen nach der Blüte lassen Rückstände auf den Früchten erwarten. Es ist nicht auszuschließen, dass Äpfel von Bäumen ohne zwischenzeit- Mitt. OVR 69 ·03/2014 liche Behandlungen im Folgejahr Rückstände aufweisen. Es ist sicherlich nur eine Frage der Zeit, wann der Lebensmitteleinzelhandel die Phosphonate in seine fachlich sehr umstrittenen Forderungen zur Begrenzung der Anzahl nachweisbarer Wirkstoffe einbezieht. In einer Kosten-Nutzen Analyse sollte der Obstbauer entscheiden, ob, wogegen und wann er eines der EG-Düngemittel in seinem Betrieb anwendet. Danksagung Unser Dank geht an die Obstbauern, die uns Obstanlagen für die Versuche zur Verfügung gestellt haben: Heiner Borstelmann, Michael Clever, Ulrich Dammann, Fred Ehlers, Thies Feindt, Ulrich Feindt, Hermann Gevekoth, Stefan Heinrichs, Andreas Kreft, Jon Kotulla, Jan Köpcke, Diedrich von Riegen, Ahrend Schuback, Sönke Seebohm, Gerd Stechmann, Uwe Sumfleth. Dankeschön an Paul Benitt, der jederzeit die Versuchsbehandlungen im Freiland mit großer Sorgfalt durchgeführt hat. Literatur BVL (2012). Verzeichnis zugelassener Pflanzenschutzmittel. Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. http://www.bvl. bund.de Jansen, A. (1990). Zum Vorkommen von Raubmilben in Obstkulturen des Alten Landes. Diplomarbeit der Uni. Hannover. Kast, W. K. & Schiefer, H.-G (2005). Phosphorige Säure – Wirkstoff gegen Peronospora auch in Blattdüngern. LVWO Weinsberg. www.lvwo-bw. de/.../Phosphorige+Saeure. Kelderer, M., Matteazzi, A. & Casera, C. (2008). Degradation behaviour of potassium K-phosphite in apple trees. 13th International Conference on Cultivation Technique and Phytopathological Problems in Organic Fruit-Growing. Weinsberg, Germany. Kelderer, M. & Gramm, D. (2010). Zitiert: Draft assessment report, April 2005: Initial risk assessment provided by the Rapporteur Member State France fort he new active substance Potassium Phosphite. Klopp, K. (2013). Arbeitstagebuch für das Obstjahr 2013, 80. Ausgabe: Kapitel 7, Düngung. Obstbauversuchsring des Alten Landes. Michalik, S. (2010). Phosphonate: Dünger? Pflanzenstärkungsmittel? Fungizide? 14. Fachgespräch: Pflanzenschutz im Ökologischen Landbau – Probleme und Lösungsansätze. Berichte aus dem Julius Kühn-Institut, Heft 158. Palm, G. (1987). Untersuchungen zur Verringerung der Aufwandmengen an Schorffungiziden unter den klimatischen Bedingungen des Niederelbegebietes. Dissertation der Uni. Hannover. Palm, G. & Kruse, P. (2006). Die Bekämpfung des Apfelmehltaues. Mitteilungen des Obstbauversuchsringes des Alten Landes 61: 9-13. Palm, G. & Kruse, P. (2010). Syllit – Versuche zur kurativen Bekämpfung des Apfelschorfes und Fruchtverträglichkeit. Mitteilungen des Obstbauversuchsringes des Alten Landes 65: 104-107. Palm, G. & Kruse, P. (2012). Maßnahmen zur Verhinderung von Lagerschorf bei Äpfeln. Mitteilungen des Obstbauversuchsringes des Alten Landes 67: 276-279. Palm, G. & Kruse, P. (2012). Wie ist in der Zukunft Lagerfäulnis zu verhindern? Mitteilungen des Obstbauversuchsringes des Alten Landes 67: 306-311. Rizzolli, W. & Acler, A. (2012). Kaliumphosphit, ein Blattdünger gegen Pilzkrankheiten im Apfelanbau. Südtiroler Obstbau Weinbau. 5: 169-175. Rizzolli, W. & Acler, A. (2013). Cyflufenamid, ein neuer Wirkstoff gegen den Apfelmehltau. Südtiroler Obstbau Weinbau. 2: 54-59. Rühmer, T. (2011). Mit Pflanzenstärkungsmittel gegen Apfelschorf. Besseres Obst 3: 4-7. Scheer, C. (2010). Schorf- und Lagerkrankheitenregulierung an Apfel mit Phosphonaten – mehrjährige Versuchsergebnisse. 14. Fachgespräch: Pflanzenschutz im Ökologischen Landbau – Probleme und Lösungsansätze. Berichte aus dem Julius Kühn-Institut, Heft 158. Welte, H. (2008). Unveröffentlichte Rückstandsanalysenergebnisse der Spiess-Urania Chemicals.