50 Wald & Jagd BAUERNBLATT l 24. Januar 2015 ■ Baum des Jahres 2015 Der Feldahorn Zum Baum des Jahres wurde von der gleichnamigen Stiftung für das Jahr 2015 der Feldahorn (Acer campestre) gewählt. Neben dem Spitzahorn und dem Bergahorn ist der Feldahorn nicht nur die kleinste der drei einheimischen Ahornarten, sondern auch eher unauffällig und wird deshalb leicht übersehen. Zum Gedeihen braucht das häufiger strauch- als baumartig wachsende Gehölz mäßige Sonne bis lichten Schatten und wächst entsprechend vorwiegend an Waldrändern sowie typischerweise an Rainen und in Wildsträucherhecken zwischen Feldern und Wiesen. Stellvertretend wird eine typische Pflanze der einheimischen Wildsträucherhecken gewürdigt, welche vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten und so zur biologischen Vielfalt beitragen. So finden Igel und Kröten in Feldhecken ebenso Unterschlupf wie Spinnen, Käfer und andere Insekten, die wiederum als Nahrungsgrundlage für Vögel dienen. Speziell der Feldahorn bietet vielen Vogelarten Schutz und Nistgelegenheit sowie mit seinen Samen Nahrung im Spätherbst und Winter. Nektar und Pollen der Blüten ernähren im Spätfrühjahr Bienen, Wildbienen und Hummeln. Zahlreichen Schmetterlingsarten dient der Strauch zudem als Raupenfutterpflanze. Zwar kann der häufig mehrstämmig wachsende Feldahorn bis zu 20 m hoch werden, häufiger aber erreicht er nicht mehr als 5 bis 10 m. Seine Blätter sind ahorntypisch drei- bis fünffach gelappt und im Gegensatz zu den Blättern von Spitzahorn und Bergahorn durchweg stumpf gerundet. Die leuchtend gelbe bis orangefarbene Mehrstämmiges Wachstum ist typisch für den Feldahorn. Fotos: Anke Brosius Herbstfärbung setzt sehr spät ein, entsprechend spät erfolgt auch der Laubabwurf. Typisch ist eine ausgeprägte Korkleistenbildung, die sich besonders an den Trieben junger Pflanzen zeigt. Die graubraune Borke der Stämme wird bei älteren Bäumen rissig. Die Flügelfrüchte, die beim Feldahorn in fast waagerechtem Winkel gespreizt sind, reifen von August bis September. Feldahorn kommt mit Extremen zurecht Feldahorn ist wärmeliebend und verträgt Hitze und Trockenheit, zugleich ist er aber auch sehr frosthart und windfest. Er stellt kaum Ansprüche an den Boden, bevorzugt allerdings etwas kalkhaltige, mäßig trocke- Das Laub diente in früheren Zeiten Menschen und Tieren als Nahrung. ne bis frische Standorte. Auch zeitweilige Überflutung, wie sie in Auwäldern vorkommt, wird vertragen, solange keine dauerhafte Staunässe herrscht. Da der Feldahorn sogar auf verdichteten Böden gedeiht und als stadtklimaverträglich gilt, wird er auch gern als kleinkroniger Straßenbaum gepflanzt. Im Garten lässt sich Feldahorn ähnlich wie in freier Landschaft in eine frei wachsende, gemischte Wildsträucherhecke integrieren. Da er sehr schnittverträglich ist, eignet er sich aber auch gut für Schnitt- und Formhecken. Bei diesen kommt es zwar kaum zur Blüten- und Fruchtbildung, ihre sehr dichte Verzweigung bietet aber Unterschlupf und Nistplatz für kleine Vögel wie den Zaunkönig und die Heckenbraunelle. Für eine geschnittene Feldahornhecke sollte der Pflanzabstand 50 bis 60 cm betragen, für eine frei wachsende Hecke je nach Wüchsigkeit der Nachbargehölze 1 m bis 1,50 m. Blätter standen früher auf dem Speisezettel Feldahorn wird auch „Maßholder“ genannt, ein Name, der sich vom altsächsischen „mat“ für Speise ableitet. Das Laub diente früher als Futter für Schafe, Ziegen und Pferde, weshalb der Baum gezielt auf und an die Ränder von Weiden gepflanzt wurde, vermutlich ein Ursprung der späteren Feldhecken. Junges Ahornlaub war aber auch Bestandteil des menschlichen Speisezettels. Dazu wurden die Blätter ähnlich wie Sauerkraut milchsauer vergoren und anschließend als Gemüse gekocht. Auch die Blüten, unreifen Samen und die abgeschabte innere Rinde von Ahornzweigen gelten als essbar. Bäume werden 200 Jahre alt Aufgrund dieser vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten wurde der Maßholder traditionell häufig in Niederwaldkultur, verbunden mit regelmäßigem Rückschnitt, genutzt. So ist es nicht verwunderlich, dass Feldahorn zwar zweihundert Jahre alt werden und dann frei stehend einen Stammdurchmesser von 60 cm erreichen kann, solch alte und charaktervolle Solitärbäume aber selten anzutreffen sind. Anke Brosius freie Autorin