Der Feldahorn

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Wald & Jagd
BAUERNBLATT l 24. Januar 2015 ■
Baum des Jahres 2015
Der Feldahorn
Zum Baum des Jahres wurde von
der gleichnamigen Stiftung für das
Jahr 2015 der Feldahorn (Acer campestre) gewählt. Neben dem Spitzahorn und dem Bergahorn ist der
Feldahorn nicht nur die kleinste der
drei einheimischen Ahornarten,
sondern auch eher unauffällig und
wird deshalb leicht übersehen.
Zum Gedeihen braucht das häufiger
strauch- als baumartig wachsende Gehölz mäßige Sonne bis lichten Schatten
und wächst entsprechend vorwiegend
an Waldrändern sowie typischerweise
an Rainen und in Wildsträucherhecken
zwischen Feldern und Wiesen. Stellvertretend wird eine typische Pflanze der
einheimischen Wildsträucherhecken
gewürdigt, welche vielen Tier- und
Pflanzenarten Lebensraum bieten und
so zur biologischen Vielfalt beitragen.
So finden Igel und Kröten in Feldhecken ebenso Unterschlupf wie Spinnen, Käfer und andere Insekten, die
wiederum als Nahrungsgrundlage für
Vögel dienen. Speziell der Feldahorn
bietet vielen Vogelarten Schutz und
Nistgelegenheit sowie mit seinen Samen Nahrung im Spätherbst und Winter. Nektar und Pollen der Blüten ernähren im Spätfrühjahr Bienen, Wildbienen und Hummeln. Zahlreichen
Schmetterlingsarten dient der Strauch
zudem als Raupenfutterpflanze.
Zwar kann der häufig mehrstämmig
wachsende Feldahorn bis zu 20 m
hoch werden, häufiger aber erreicht er
nicht mehr als 5 bis 10 m. Seine Blätter
sind ahorntypisch drei- bis fünffach gelappt und im Gegensatz zu den Blättern von Spitzahorn und Bergahorn
durchweg stumpf gerundet. Die
leuchtend gelbe bis orangefarbene Mehrstämmiges Wachstum ist typisch für den Feldahorn. Fotos: Anke Brosius
Herbstfärbung setzt sehr spät ein, entsprechend spät erfolgt auch der Laubabwurf. Typisch ist eine ausgeprägte
Korkleistenbildung, die sich besonders
an den Trieben junger Pflanzen zeigt.
Die graubraune Borke der Stämme
wird bei älteren Bäumen rissig. Die
Flügelfrüchte, die beim Feldahorn in
fast waagerechtem Winkel gespreizt
sind, reifen von August bis September.
Feldahorn kommt mit
Extremen zurecht
Feldahorn ist wärmeliebend und
verträgt Hitze und Trockenheit, zugleich ist er aber auch sehr frosthart
und windfest. Er stellt kaum Ansprüche an den Boden, bevorzugt allerdings etwas kalkhaltige, mäßig trocke- Das Laub diente in früheren Zeiten Menschen und Tieren als Nahrung.
ne bis frische Standorte. Auch zeitweilige Überflutung, wie sie in Auwäldern
vorkommt, wird vertragen, solange
keine dauerhafte Staunässe herrscht.
Da der Feldahorn sogar auf verdichteten Böden gedeiht und als stadtklimaverträglich gilt, wird er auch gern als
kleinkroniger
Straßenbaum
gepflanzt.
Im Garten lässt sich Feldahorn ähnlich wie in freier Landschaft in eine frei
wachsende, gemischte Wildsträucherhecke integrieren. Da er sehr schnittverträglich ist, eignet er sich aber auch
gut für Schnitt- und Formhecken. Bei
diesen kommt es zwar kaum zur Blüten- und Fruchtbildung, ihre sehr dichte Verzweigung bietet aber Unterschlupf und Nistplatz für kleine Vögel
wie den Zaunkönig und die
Heckenbraunelle. Für eine geschnittene Feldahornhecke sollte der Pflanzabstand 50 bis 60 cm betragen, für eine frei wachsende Hecke je nach
Wüchsigkeit der Nachbargehölze 1 m
bis 1,50 m.
Blätter standen früher
auf dem Speisezettel
Feldahorn wird auch „Maßholder“
genannt, ein Name, der sich vom altsächsischen „mat“ für Speise ableitet.
Das Laub diente früher als Futter für
Schafe, Ziegen und Pferde, weshalb
der Baum gezielt auf und an die Ränder von Weiden gepflanzt wurde, vermutlich ein Ursprung der späteren
Feldhecken. Junges Ahornlaub war
aber auch Bestandteil des menschlichen Speisezettels. Dazu wurden die
Blätter ähnlich wie Sauerkraut milchsauer vergoren und anschließend als
Gemüse gekocht. Auch die Blüten, unreifen Samen und die abgeschabte innere Rinde von Ahornzweigen gelten
als essbar.
Bäume werden
200 Jahre alt
Aufgrund dieser vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten wurde der
Maßholder traditionell häufig in Niederwaldkultur, verbunden mit regelmäßigem Rückschnitt, genutzt. So ist
es nicht verwunderlich, dass Feldahorn
zwar zweihundert Jahre alt werden
und dann frei stehend einen Stammdurchmesser von 60 cm erreichen
kann, solch alte und charaktervolle Solitärbäume aber selten anzutreffen
sind.
Anke Brosius
freie Autorin
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