Mitteilungen VSD - Volkssternwarte Darmstadt eV

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Inhalt, Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Editorial: Der Euro kommt – und der Beitrag ändert sich — Andreas Domenico . . . . . . . . . . . . 3
Neues aus Astronomie und Raumfahrt — Bernd Scharbert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Gasnebel auf schwarzem Karton — Andreas Domenico . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Sonnenfinsternis 1999 — Helmut Saupe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Vorschau Juli / August 2001 — Alexander Schulze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Wie funktioniert das? – Der Raketenantrieb — Michael Grundmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Neutrinos haben eine Masse! — Yasmin A. Walter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
MAP mißt das Nachglühen“ des Urknalls — Yasmin A. Walter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
”
Inflationstheorie, Teil II — Yasmin A. Walter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17
Deep-Sky Reiseführer (Rezension) — Andreas Domenico . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Sterne und Weltraum Spezial: Gravitation (Rezension) — Bernd Scharbert . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Überregionale Astronomische Veranstaltungen — Yasmin A. Walter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Veranstaltungen und Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Über das Titelbild
Unser Titelbild zeigt das 4m Victor M. Blanco Teleskop des Cerro Tololo Inter-American Observatory
(CTIO) (http://www.ctio.noao.edu/telescopes/4m/base4m.html). Das 1974 in Betrieb genommene
Gerät ist das größte dieser Sternwarte und wird kontinuierlich weiterentwickelt.
Im Hintergrund dieser Aufnahme sind einige der faszinierendsten Objekte des südlichen Himmels sichtbar:
Die Kleine (oben links) und Große (links) Magellansche Wolke sowie die Milchstraße mit dem Kreuz des
Südens (rechts).
Bildrechte: Copyright Association of Universities for Research in Astronomy Inc. (AURA), all rights
reserved. Image used under public license for non-profit organizations.
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Impressum
Die Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt“
”
erscheinen alle zwei Monate im Eigenverlag des Vereins
Volkssternwarte Darmstadt e.V. — Der Verkaufspreis
ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. Namentlich
gekennzeichnete Artikel geben nicht in jedem Fall die
Meinung des Herausgebers wieder. Urheberrechte bei
den Autoren.
Geschäftsstelle / Redaktion: Am Blauen Stein 4,
64295 Darmstadt, Tel.: 06151-130900, Fax.: 06151130901. Vertrieb: Peter Lutz. Redaktionsltg.: Andreas Domenico. Layout, Satz: Philip Jander. Druck:
2
Digital Druck GmbH & Co KG, Landwehrstr. 58, 64293
Darmstadt. Auflage: 250.
Volkssternwarte Darmstadt e.V.: Andreas Domenico (1. Vorsitzender, Jugend), Bernd Scharbert (2. Vorsitzender), Paul Engels (Kasse), Philip Jander, Heinz
Johann, Peter Lutz, Ulrich Metzner (Kasse), Yasmin
A. Walter. Jahresbeitrag: 100 DM bzw. 50 DM (bei
Ermäßigung). Konto: 588 040, Sparkasse Darmstadt
(BLZ 508 501 50). Internet: http://www.vsda.de,
email: [email protected]
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2001
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Editorial
Der Euro kommt – und der Beitrag ändert sich
Der Euro ist da, auch wenn er noch nicht in der Geldbörse klingelt. Zwar werden die nationalen Banknoten
und Geldmünzen erst im Jahre 2002 abgeschafft bzw. die Euro-Noten und -Münzen erst zum 1.1.2002
eingeführt; doch wir müssen heute schon die Voraussetzungen dafür schaffen, dass der Übergang von DM
auf EUR planmäßig vorgenommen werden kann. Das gilt im privaten wie im öffentlichen Bereich.
Allein aufgrund der Währungsumstellung besteht eigentlich keine Notwendigkeit zur Änderung von Mitgliedsbeiträgen. Die Umstellung auf die Bezeichnung Euro kann als redaktionelle Anpassung“ im Zuge
”
ohnehin notwendiger Änderungen erfolgen. Aber bei der Umrechnung der Eintrittsgelder und Mitgliedsbeiträge besteht grundsätzlich die Wahl zwischen der Akzeptanz von krummen Beträgen (50,00 DM =
25,56 EUR) oder der Glättung der Beträge. In Bereichen des Bargeldverkehrs sollten Beträge aus Gründen
der Praxistauglichkeit geglättet werden (z.B. Mitgliedsbeiträge, Eintrittsgelder, ermässigte Beiträge). Eine
Glättung ist sinnvoll nicht nur aus optischen Gründen (Signalwirkung), eine ungerade Zahl ist auch nicht
durch 12 teilbar für Umrechnung auf Monatsbeiträge. Die Glättung ist also aus Gründen der Praktikabilität erforderlich. Es darf auch nicht zu einer einseitigen Belastung von Gruppen im Verein (Erwachsene,
Kinder) kommen.
Sobald der Beitrag nicht rein rechnerisch umgerechnet, sondern vielmehr neu festgesetzt wird, hat das
Vereinsorgan (in unserem Fall die Mitgliederversammlung) eine Beitragsangleichung herbeizuführen. Laut
§ 6, Abs. 7e) der Vereinssatzung legt die Mitgliederversammlung als Instanz die Höhe der Mitgliedsbeiträge
und deren Fälligkeit fest. Deshalb wurden auf der Jahreshauptversammlung am 19. Mai die Vereinsbeiträge im Rahmen der Umrechnungen auf den Euro geändert und gleichzeitig auf eine längst erforderliche
Beitragshöhe angepasst:
Ab dem 1.1.2002 beläuft sich der volle Beitragssatz für Mitglieder des Vereins 60,00 EUR, der ermässigte
Beitrag (Schüler, Studenten) beträgt 30,00 EUR. Damit erhöhen sich die Beiträge um ca. 17 %. Die
folgende Übersicht soll Ihnen die derzeitige und zukünftige Beitragssituation verdeutlichen:
Der Verein hat 147 zahlungspflichtige Mitglieder, 110 zahlen den vollen Beitragsatz, 37 den ermässigten
Beitrag. Der volle Jahresbeitrag (Erwachsene) beträgt bisher 100,00 DM, dies entspricht 51,13 EUR. Die
Glättung nach oben auf 60,00 EUR bedeutet nun Mehreinnahmen von 8,87 EUR pro Mitgliedsbeitrag (12
gleiche Beträge à 5,00 EUR = + 17,35 %). Beim ermässigten Beitrag gilt annähernd das gleiche: Bisher
zahlen Jugendliche und Studenten 50,00 DM (25,56 EUR). Die Erhöhung auf 30,00 EUR entspricht einem
Plus von 4,44 EUR pro Mitglied (12 gleiche Beträge à 2,50 EUR = + 17,4 %).
Die Gründe für diese Beitragserhöhung sind mannigfaltig: Unser erster satzungsgemässer Auftrag ist die
Errichtung (und natürlich der Erhalt und Betrieb) unserer Sternwarte. Einen Anstieg der Kosten, die
damit verbunden sind, müssen wir als Non-Profit-Organisation an unsere Mitglieder weitergeben. Wir
haben mittlerweile einen Punkt erreicht, an dem die allgemeine Teuerungsrate an unseren Reserven zehrt.
Insbesonde die Betriebskosten für das Sternwartengebäude sind in den letzten Jahren immens angestiegen. Auch ein Ende der Ausbau- und Instandsetzungsarbeiten — die von den Mitgliedern in Eigenarbeit
durchgeführt werden — ist noch lange nicht abzusehen. Ebenso erhöht haben sich die Kosten für Herstellung und Vertrieb der Mitteilungen, die Sie in Händen halten. Da wir uns nicht mehr auf spontane
Unterstützung durch Spenden verlassen können, ist diese Beitragserhöhung die einzige Möglichkeit, die
entstehenden Kosten aufzufangen. Wir sind sicher, dass Sie hierfür Verständnis haben und bitten Sie, Ihre
Daueraufträge ab nächstem Jahr entsprechend zu ändern.
Als kleinen Ausgleich hat die Mitgliederversammlung die Einführung eines Familienbeitrags beschlossen:
Ab dem dritten Familienmitglied, das unserem Verein beitritt, zahlt jedes 10,00 EUR weniger pro Jahr —
bei Bezug nur eines Exemplars der Mitteilungen (statt drei). Eine dreiköpfige Familie (zwei Erwachsene,
ein Kind) würde also 30,00 EUR sparen, eine vierköpfige 40,00 EUR usw.
Einen ausführlichen Bericht über die Mitgliederversammlung bringen wir im nächsten Heft.
Clear Skies
Andreas Domenico
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2001
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Astro-News . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Neues aus Astronomie und Raumfahrt
von Bernd Scharbert
So etwas macht einen Wissenschaftler glücklich!
Da sitzt man jahrelang an seinem Supercomputer
und geht Theorien über die frühen Strukturen des
Universums nach und dann — dann werden diese
tatsächlich entdeckt!
Astronomen haben auf eine Art Pech, denn die
Prozesse, mit denen sie sich beschäftigen, dauern
sehr lange oder liegen sehr weit zurück. Viel länger
als ein Astronom lebt. In einem Punkt sind sie aber
auch im Vorteil: je weiter sie ins All hinausschauen,
desto weiter schauen sie in die Vergangenheit. Und
in einer Entfernung von ca. 13 Milliarden Lichtjahren — das entspricht einem Alter des Universums
von 2 Milliarden Jahren — wurden Galaxien entdeckt, die wie Perlen auf einer Schnur aufgereiht
sind. Viele dieser Filamente wurden in einer räumlichen Anordnung beobachtet, so wie es die Theorie
voraussagt. Die Theorien über die frühe Entwicklung des Universums haben durch diese Beobachtung eine Bestätigung erfahren. [1]
Na, wer von Ihnen ist alt genug und erinnert sich
noch an Pioneer 10? Zumindest die NASA! Sie
hat nach 10 monatiger Funkstille die Raumsonde
angefunkt und Antwort erhalten (für die jüngeren
unter uns: Pioneer 10 war die erste Raumsonde, die
zu den äußeren Planeten flog). Toll was? 29 Jahre
alt und funktioniert! Wartungsfrei! Da fällt mir gerade der Auspuff und das hinterer Radlager meines
7 Jahre alten Autos ein. Und das ist noch keine 11
Milliarden Kilometer gefahren. Seufz. . . [2]
Der Orionnebel ist schon länger als ein großes
Sternentstehungsgebiet bekannt. Nun wurden Beobachtungen gemacht, die zeigen, daß dort Vorstufen von Planeten auch zerstört werden. In den
Staubscheiben um junge Planeten verklumpt sich
der Staub zu immer größeren Brocken. Im Idealfall
wachsen diese bis zu Planeten von Erdgröße und
mehr heran. Befindet sich in der Nähe des jungen
Sterns ein massereicher anderer Stern, so zerstört
dieser mit seiner starken UV-Strahlung die kleinen
Staubklumpen und es bildet sich kein Planet. Zumindest ist die Wahrscheinlichkeit geringer. [3]
Über die Abläufe in einem jungen Planetensystem gibt es eine Menge Theorien, die Bestätigung
ist jedoch schwierig. Möglicherweise entstehen viele
kleine Planeten aus der stellaren Staubscheibe, von
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denen viele zu größeren Planeten verschmelzen, aus
dem Planetensystem herausgeworfen werden oder
in den Stern stürzen.
Für den letztgenannten Fall gibt es nun ein Indiz. Im Spektrum des Sterns HD 82943 wurde Lithium-6 gefunden. Dieses chemische Element
wird schon in der Frühphase der Sternentwicklung
durch die hohe Temperatur im Stern zerstört. Der
Stern besitzt Planeten und man geht davon aus,
daß einer der Planeten in den Stern gestürzt ist
und so wieder Lithium-6 in den Stern kam. [4]
Im Juli wird es die erste Veranstaltung geben, in
der Partner aus der Industrie für die Internationale Raumstation ISS gesucht werden. Bekanntlich ist die ISS in erster Linie ein politisches Projekt, für das nun Experimente gesucht werden und
Partner, die dort oben industriell fertigen wollen.
Kritiker sagen schon seit einiger Zeit voraus, daß
sich das Interesse der Industrie in Grenzen hält.
Nun wird sich also zeigen, was tatsächlich dort oben
geforscht und produziert werden wird. Vielleicht
war der Flug eines reichen Amerikaners zum Hotel
”
ISS“ nicht der letzte dieser Art. [5]
Letztes Jahr wurde beobachtet, wie der Komet
Linear zerbrach. Seine Trümmerstücke wurden
analysiert und sorgten für einiges Aufsehen. Die
Astronomen fanden kleine Partikel, aus denen sich
der mehr als 100.000 km lange Staubschweif zusammensetzt. Und sie fanden 16 Objekte von der Größe
eines Fußballfeldes. Aber sie fanden keine Objekte
mit dazwischenliegender Größe, weil sie von der Erde aus visuell nicht beobachtbar sind. Sollten sie jedoch existieren, so hätte das Konsequenzen für die
Theorie zur Entstehung des Sonnensystems. Gemäß
dieser sollten Kometen aus Brocken von 100 Meter
Größe zusammengesetzt sein. Die 16 beobachteten
Brocken machen jedoch nur 1/100 der Masse des
gesamten Kometen aus. Das spricht dafür, daß es
viele kleinere Bruchstücke gibt, was wiederum für
die Theoretiker Arbeit bedeutet. . . [6]
Literatur:
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
Wissenschaft online, 22.05.01
Wissenschaft online, 02.05.01
Press Release StSci 01-13
ESO Press Release 10/01
ESA Press Release 28-2001
Press Release StSci 01-14
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2001
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beobachtungsberichte
Gasnebel auf schwarzem Karton
Teil 3: Messier 17, der Omega-Nebel
von Andreas Domenico
Zeichnung der Omega-Nebels. Newton 457/1850 mm, AP 5 – 8 mm, [OIII]-Filter, A. Domenico.
Messier 17 (NGC 6618) ist ein Emissionsnebel
im Sternbild Schütze. Der Nebel trägt auch die
Bezeichnungen Omega-, Schwanen- oder Hufeisen-
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2001
Nebel. Seinen Namen Omega-Nebel erhielt M17
durch Lord Rosse, welcher den Nebel der Form dem
griechischen Buchstaben Omega ähnlich fand.
5
Beobachtungsberichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
M17 wurde nicht — wie man meinen sollte — von
Messier entdeckt, sondern 1746 von dem Schweizer Astronomen de Chéseaux, der ihn wie folgt beschreibt: Ein Nebel der noch niemals zuvor beobachtet wurde, er sieht anders als die übrigen aus.
Er gleicht einem Strahl oder Schwanz eines Kometen, sieben auf zwei (Bogen-)Minuten gross. Seine Begrenzungen sind sehr deutlich zu erkennen.
Die Mitte ist heller als die Ränder. Charles Messier
nahm das Objekt am 3. Juni 1764 in seinen Katalog auf, zusammen mit dem nahegelegenen M16.
Er schreibt: Lichtstreif ohne Sterne, von fünf bis
sechs Minuten Länge, spindelförmig und ein wenig
wie der im Gürtel der Andromeda, aber von sehr
schwachem Licht; es sind zwei teleskopische Sterne nahebei und parallel zum Äquator angeordnet.
Bei einem guten Himmel erkennt man diesen Nebel
sehr gut mit einem einfachen Refraktor von dreieinhalb Fuss. Nochmals beobachtet am 22. März 1781;
fünf Minuten Durchmesser.
Als erster Astronom untersuchte Sir William
Huggins im Jahre 1866 das Spektrum von M17. Er
stellte fest, dass es sich hierbei um einen Nebel handelt und nicht um einen auflösbaren Sternhaufen.
Dieser Nebel enthält nicht wie beispielsweise M8
einen sichtbaren, eingebetteten Sternhaufen, obwohl das ganze Feld mit Sternen übersät ist. Wahrscheinlich sind die anregenden Sterne im Nebel
selbst versteckt. Bis jetzt wurden im Omega-Nebel
35 eingebettete Sterne gefunden. Die Gesamtmasse des Nebels beträgt etwa 800 Sonnenmassen. Die
Masse des Nebels erstreckt sich auf mindestens 40
Lichtjahre. Die Ausdehnung des hellen Nebelteils
ist ca. 15 Lichtjahre gross. Die Gesamthelligkeit von
Sternhaufen und Nebel wird mit 6,m9 (visuell 7,m5)
angegeben. Der scheinbare Durchmesser des Sternhaufens beträgt 20 Bogenminuten, die Grösse des
Nebels am Himmel beträgt 46 auf 37 Bogenminuten.
CCD-Aufnahme des Omega-Nebels (Celestron 11 f/10, CCD-Kamera SBIG ST7, AO-7, 2 x 8 min, Bildautor
leider unbekannt)
John L. E. Dreyer identifizierte mit IC 4706 nach
seinen Angaben einen kleinen, schwachen Nebel um
zwei Sterne neunter Grössenklasse, etwa 20 Bogen-
6
minuten in nordwestlicher Richtung von M17 gelegen. Der Nebel scheint aber so schwach zu sein, dass
er selbst auf dem STScI Digitized Sky Survey nur
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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beobachtungsberichte
mit viel Phantasie aus dem Rauschen heraus interpretiert werden kann. In der Simbad-Datenbank
(http://cdsweb.u-strasbg.fr/Simbad.html)
findet sich dazu ebenfalls kein Eintrag. Es ist fraglich, ob es sich bei IC 4706 um ein echtes Objekt
handelt, das schon vor 100 Jahren gesichtet worden sein soll. Vermutlich handelte es sich um einen
Fleck Streulicht auf der Fotoplatte, hervorgerufen
von den beiden Sternen.
Kosmische Staubschwaden
Der Omega-Nebel leuchtet in einem rötlichen
Licht mit einigen Abweichungen nach Rosa; die
hellste Region erscheint weiss, aber nicht als Folge einer Überbelichtung, wie man vielleicht annehmen würde. Dieses Phänomen ist augenscheinlich
ein Resultat aus einer Mischung von Emissionslicht des heissen Gases und des Staubes in dieser
Region, der das Licht der hellen Sterne reflektiert.
Der Nebel enthält einen grossen Anteil an dunkler
und verdunkelnder Materie, die aus seinen bemerkenswerten Eigenschaften offensichtlich wird. Die
Masse des Gases wurde auf etwa das 800fache des
Sonnenmasse geschätzt. Das genügt, um einen gut
erkennbaren Sternhaufen zu bilden und es ist deutlich mehr als die Masse des Orion-Nebels. Während
der helle Nebel eine Ausdehnung von etwa 15 Lichtjahren zu haben scheint, erstreckt sich die gesamte Gaswolke, einschliesslich des nicht sehr leuchtkräftigen Materials, mindestens über 40 Lichtjahre. Die Angaben für die Entfernung spannen sich
über einen grösseren Bereich, die modernen Werte
jedoch liegen zwischen 5.000 und 6.000 Lichtjahren
und damit ein wenig unter dem seines scheinbaren
Nachbars M16. In der Tat sind diese beiden Sternenstehungsgebiete nah beieinander: sie befinden
sich im gleichen Spiralarm unserer Galaxis.
Sternen-Kinderstube
In unserer Milchstrasse entstehen Sterne vor allem
in sogenannten Riesen-Molekülwolken. Gerade entstehende massearme Sterne lassen sich dort relativ
leicht entdecken, massereichere Vertreter machen
da schon mehr Schwierigkeiten. Hauptgrund dafür
ist, dass die Geschwindigkeit, mit der ein Stern die
unterschiedlichen Phasen seines Lebens durchläuft,
mit der Masse des Sterns zunimmt. Somit ist es
besonders schwer, diese ohnehin selteneren Objekte gerade in der Entstehungsphase zu aufzuspüren.
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2001
In der Entstehung befindliche Sterne kann man
nicht im sichtbaren Bereich des Lichtes beobachten:
Der Staub in der Molekülwolke, in der die Sterne geboren werden, versperrt jeden Blick in diese galaktische Kinderstube. Daher behilft man sich
mit Infrarot und Millimeter-Beobachtungen dieser
Objekte, da diese Strahlung den Staub durchdringen kann. Massereiche Sterne sind für die Astronomen besonders deswegen interessant, weil sie eine Schlüsselrolle in der Entwicklung einer Galaxie
spielen: Durch ihr recht kurzes Leben (eine Million
Jahre im Vergleich zu mehreren Milliarden Jahren
für sonnenähnliche Sterne) und ihr dramatisches
Ende als Supernova, reichern sie den interstellaren
Raum mit Gas und Staub und damit mit schweren
Elementen an. Bei der Entstehung dieser massereichen Sterne ist noch so manche Frage offen: Ähnelt
ihre Geburt der sonnenähnlicher Sterne oder läuft
sie grundsätzlich verschieden ab und sind diese Objekte gar das Produkt von Verschmelzungen vieler
Sterne im Inneren eines sehr dichten Sternhaufens?
Die Zeichnung von M17
Die Zeichnung des Omega-Nebels war die bisher letzte grosse Nebelzeichnung, die ich am 18”Newton (457/1850 mm) anfertigen konnte. Beobachtungsort waren diesmal die Waliser Alpen (3000
m ü.d.M.), und zwar während eines spontanen
Wochenend-Aufenthalts im Spätsommer 1998. Obwohl M17 auch von den Schweizer Alpen aus
nicht besonders hoch über den Horizont steigt,
ermöglichte der dunkle Himmel (visuelle Grenzgrösse: 6,m7) eine bisher nie gesehene Detailfülle in
dem Objekt. Der helle, schwanenförmige Zentralteil
entpuppte sich tatsächlich nur als der hellste Bereich eines noch viel ausgedehnteren Nebelgebiets,
in dem filigrane Strukturen sichtbar sind: Helle Nebelflächen werden von dunklen Bereichen geteilt.
Insgesamt erschienen die schwächeren Nebelregionen den Strukturen des Rosetten-Nebels sehr ähnlich. Die Eindrücke am Okular ließen erahnen, was
ich schon in so vielen Beobachtungsberichten gelesen hatte: Dieser Nebel muss von weiter südlich
gelegenen Gefilden — etwa dem Mittelmeerraum,
Nordafrika oder gar einem Beobachtungsplatz auf
der südlichen Halbkugel — einen absolut überwältigenden Anblick bieten, obwohl man sich nur schwer
vorstellen kann, wie diese visuelle Detailfülle zu
…
überbieten sein soll.
7
Beobachtungsberichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sonnenfinsternis 1999
Erinnern Sie sich noch? Wir waren damals in Saarlouis.
von Helmut Saupe
Viel Zeit hatte ich mir nicht genommen, mich auf
die Sonnenfinsternis vorzubereiten. Einige Wochen
vor den Sommerferien ein Blick in den Ahnert, um
meine Schüler über die Totalitätszone informieren
zu können, weil ich sie für dieses Ereignis heiß machen will; aber wohin meine Familie und ich fahren
werden — irgendwie finden wir einfach keine Zeit,
uns damit zu beschäftigen. Nur einen Vorsatz haben wir: Nur keine Autostaufinsternis außerhalb der Totalitätszone.
Also werden wir am Tag vorher los fahren und
Quartier beziehen. Meine Eltern will ich auch dazu überreden mitzukommen. Meine Mutter meint,
sie hätte das schon einmal erlebt. Auch mein
Schwiegervater spricht davon. Beide erzählen, dass
es damals kurz nach dem Krieg in Darmstadt
bzw. Pfungstadt dämmerig-grau gewesen sei und
die Hühner schlafen gegangen seien, aber von der
schwarzen Sonne erzählen sie nichts — die gab es
zu der Zeit auch nicht in Deutschland und beide
haben sich wohl an eine kräftig ausgeprägte par-
8
tielle Sonnenfinsternis erinnert. Wohin also? Meine Frau wird ungeduldig. Da kommt der Zufall zu
Hilfe. Am Wochenende vor dem 11. August findet
in Saarlouis das erste europäische Seniorenturnfest
statt. Ganz soweit ist es mit uns zwar noch nicht,
aber der Geselligkeit halber fahren wir mit unseren
Sportfreunden mit. Am Freitag abend besuchen wir
einen Vortrag zur Sonnenfinsternis. Der Vortragende Gernot Meiser ist ein Finsternisfan. Seit seiner
ersten totalen Sonnenfinsternis reist er durch die
ganze Welt und hat seidem keine Finsternis verpasst — 16 bisher. Er kann interessant erzählen
und zeigt wunderbare Bilder seiner letzten Expedition. Aber das wichtigste: Saarlouis liegt gerade
mal 20 km von der Zentrallinie entfernt.
Das ist es. Wir werden die Sonnenfinsternis hier beobachten. Unsere Unterkunft liegt in
der Stadtmitte, der Frühstücksraum befindet sich
im ersten Stock und hat einen Balkon nach Süden
genau am Rand eines großen freien Platzes. Also
ganz schnell zwei Zimmer für Dienstag auf Mitt-
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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beobachtungsberichte
woch mieten, am Sonntag nach Hause fahren, Koffer neu packen, Feldstecher, Fernrohr und Videokamera samt Schutzfolie nicht vergessen, Eltern
überzeugen und am Dienstag mit nach Saarlouis
nehmen. Der große Tag beginnt freundlich. Der
Himmel ist weitgehend klar. In der Fußgängerpassage wird ein Fernrohr mit Videokamera und eine
große Projektionsleinwand aufgebaut, das Eiskaffee
offeriert einen Sonnenfinsternisbecher und die CDU
lädt zur Sonnenfinsternisparty ein und verteilt Brillen. Ein Jugendlicher schimpft, weil ihm seine Finsternisbrille aus der Hosentasche geklaut wurde.
Aber dann zieht sich der Himmel zu. Nur noch
vereinzelt kann man einen Blick auf die sich verfinsternde Sonne erhaschen. In solchen Momenten
sind die Gesichter der Menschen auf den Stühlen
vor den Cafés hinter Folie versteckt. Auf unserer
Veranda sitzen wir gemütlich beieinander, hoffen
auf ein Wolkenloch zur rechten Zeit und finden uns
doch langsam damit ab, dass es wohl nichts werden
wird mit dem Blick zur schwarzen Sonne, denn die
Lücken werden seltener und die Wolken dichter.
Drinnen im Speiseraum läuft das Fernsehgerät
und zeigt strömenden Regen in Saarbrücken und
Schlangen auf der Autobahn. Die Hotelchefin ist
noch von einem Telefonat vom Vorabend genervt,
als ein Anrufer nach einem freien Zimmer fragte,
weil er lieber hier als zu Hause sterben wolle, wenn
die Welt unterginge. Die Hausherrin steigt auf ihr
Motorrad und flieht für diesen Tag aus der Stadt.
Draußen beginnt es zunächst unmerklich, dann immer deutlicher zu dämmern. In den Geschäften
werden die Lichter angeschaltet. Das ZDF schaltet
nach Straßburg, wo gerade die Totalität eingesetzt
hat. Dort werden jetzt alle künstlichen Lichter abgeschaltet und es ist richtig dunkel — so dunkel
hatte ich mir das nun doch nicht vorgestellt. Ich
gehe wieder nach draußen auf die Veranda. Kein
Wolkenloch ist zu sehen. Wir richten uns endgültig
darauf ein, nur die Auswirkungen, nicht aber die
Sonnenfinsternis selbst zu erleben. Also nehme ich
die Kamera vom Stativ, vollführe einen Schwenk
über den Platz und filme die Menschen. Und dann,
mitten im Schwenk, ist es, als würde ähnlich wie
im Kino mit einem Dimmer das Licht abgedreht.
Die Totalität ist da. Und die Wolken. Ich
schalte die Kamera auf höhere Empfindlichkeit,
um die Reaktionen der Menschen besser filmen zu
können: Ein junges Pärchen feiert das Ereignis mit
einem langen Kuss — da erhebt sich plötzlich ein
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2001
Chor vielstimmiger Rufe und ich schwenke sofort
nach oben: Ein Wolkenloch und die schwarze
Sonne steht am Himmel, geisterhaft durch
den Nebel der Wolken leuchten! Ja, wir sehen sie doch noch! Unser siebenjähriger Sohn
jauchzt vor Begeisterung — genau wie seine Eltern. Jetzt aber schnell! Kamera nicht aufs Stativ,
einfach aus der Hand weiterfilmen. Die AufnahmeEmpfindlichkeit passt genau, um den Anblick der
Korona zu einem Wahnsinnsanblick zu machen.
Aber ich will die Sonnenfinsternis mit eigenen Augen sehen und nicht nur durch den Schwarz-WeißMonitor meiner Kamera, wenigstens ein paar Sekunden. Also blind weiterfilmen und vorbeischauen. Der Strahlenkranz ist viel besser zu sehen, als
ich erwartet hatte. Da leuchtet es rot am Rand. Habe ich Protuberanzen erblickt? Egal! Jetzt wieder
Blick durch den Sucher, Tele-Vorsatz anschrauben
und weiterfilmen. Lichtempfindlichkeit verändern
— falsche Richtung, alles ist überstrahlt, schnell in
die andere Richtung, um auch die Protuberanzen
richtig aufzunehmen — zu spät. Der Mond gibt die
Sonne wieder frei. Wieder finden sich einige tausend
Menschen zu einem Chor der Begeisterung zusammen und applaudieren der Natur. Unsere Kellnerin
packt ihren Sohn und dreht ihn im Kreis.
Jetzt haben wir wieder Zeit, uns anzuschauen. Wir
haben die verfinsterte Sonne etwa eine Minute sehen können. Das Erlebnis hat uns tief bewegt, die
Augen sind ein wenig feuchter als sonst. Der schöne
Morgen, der sich bewölkende Himmel, dann doch
noch das Wolkenloch — die Natur hat eine perfekte Dramaturgie aus Hoffen, Bangen und erlösender Freude geboten. Während sich die MenschenAnsammlungen in der Stadt auflösen, bleiben wir
auf dem Balkon sitzen und lassen das Ereignis in
uns nachklingen, während der Mond Sück um Stück
die Sonne wieder ganz frei gibt. Etwas später genießen wir im Eiskaffee gleich nebenan den Sonnenfinsternisbecher aus dunkler Schokoladeneiskugel und umgebender Sahnekorona und fahren gegen
Abend fast ohne Stau nach Hause. Ich könnte auch
sonnenfinsternissüchtig werden. Ob wir in diesem
Jahr nach Südafrika fliegen werden? Wohl nicht.
Wir denken eher an eine weitere kleine Sonne, damit in Zukunft ein Doppelstern unser Elternherz
erleuchtet. Aber Gernot Meiser, der Sonnenfinsternisfan aus dem Vortrag von jenem Freitag, wird
bestimmt wieder dort sein. Er hat dieses Mal in
Saarbrücken im Regen gesessen.
…
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Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Vorschau Juli / August 2001
von Alexander Schulze
Alle Zeitangaben für ortsabhängige Ereignisse beziehen sich auf Darmstadt, 49◦ 50’ N, 08◦ 40’ O. Alle
Zeitangaben erfolgen in Ortszeit (CEST/MESZ).
Sonne
Die Zeit der länger werdenden Tage ist
nun für dieses Jahr vorbei. Mit anfangs noch unmerklicher Rate wird sich die Tageslänge in den
kommenden Wochen von über 16 auf unter 14 Stunden wieder verkürzen. Was vielen Menschen negativ erscheinen mag, wird den Astronomen allerdings eher erfreuen, da man von Tag zu Tag
länger den (hoffentlich wolkenfreien) Nachthimmel
genießen kann. Ist Anfang Juli noch keine Zeit für
anspruchsvollere Beobachtungen zu melden, dauert die astronomische Nacht Anfang August bereits
fast vier und Anfang September schon über sechs
Stunden.
10
Die Sonne befindet sich am ersten Juli im Sternbild Zwillinge. Am 20. Juli wechselt sie ins Sternbild Krebs über, am 10. August ins Sternbild Löwe.
Letzteres wird sie erst gegen Mitte September wieder in Richtung Jungfrau verlassen.
Die Deklination unseres Zentralgestirns reduziert
sich von 23◦ 07’ Anfang Juli auf 18◦ 03’ am ersten
August und auf 8◦ 20’ am ersten September.
Am 27. Juli beginnt um 10:08 die Sonnenrotation
1979, am 23. August um 15:38 die Sonnenrotation
1980.
Am 04. Juli erreicht die Erde gegen 16:00 den sonnenfernsten Punkt (Aphel) ihrer Bahn um die Sonne (Abstand 1,01664 AU). Es wird Zeit für unsere
Sonnenbeobachter, die kleinste Kegelblende für unser Protuberanzenrohr bereitzulegen. . .
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2001
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender
Datum
01.07.
15.07.
01.08.
15.08.
01.09.
Aufgang
05:23
05:36
05:57
06:17
06:42
Untergang
21:35
21:26
21:05
20:41
20:07
Tag
16:11
15:50
15:08
14:24
13:25
Nacht
07:49
08:10
08:52
09:36
10:35
Dämm. Beginn
–:–
00:48
23:40
22:56
22:07
Dämm. Ende
–:–
02:15
03:21
04:01
04:42
Astron. Nachtl.
00:00
01:27
03:41
05:05
06:34
Tabelle 1: Allgemeine Daten Sonne
Mond
In den Tabellen 2a und 2b sind wieder
eine Vielzahl von Monddaten zusammengestellt.
Datum
05.07.
Zeit
16:55
Ereignis
Vollmond
09.07.
13.07.
20.07.
21.07.
27.07.
04.08.
13:26
21:05
21:27
22:45
11:53
07:25
Apogäum
letztes Viertel
Neumond
Perigäum
erstes Viertel
Vollmond
05.08.
12.08.
19.08.
19.08.
25.08.
02.09.
02.09.
22:58
10:12
04:31
07:41
21:39
01:25
23:21
Apogäum
letztes Viertel
Neumond
Perigäum
erstes Viertel
Apogäum
Vollmond
(16◦ 06’ Transithöhe um 00:57)
(405,567 km)
(Aufgang 00:54)
(359,027 km)
(Unterg. 00:27)
(18◦ 34’ Transithöhe um 01:23)
(406,269 km)
(Aufgang 23:57)
(357,157 km)
(Unterg. 23:44)
(406.330 km)
(23◦ 45’ Transithöhe um 00:52)
Datum
01.07.
05.07.
08.07.
12.07.
16.07.
19.07.
22.07.
25.07.
28.07.
01.08.
05.08.
08.08.
13.08.
15.08.
19.08.
21.08.
25.08.
28.08.
02.09.
04.09.
Zeit
00:05
01:46
13:24
14:39
01:23
10:35
03:42
10:45
10:12
06:41
08:59
19:26
08:40
19:04
08:47
17:34
09:10
09:29
08:05
21:49
Ereignis
Max. Lib. in Länge (+6,◦10017)
Nulldurchgang Lib. in Breite
Nulldurchgang Lib. in Länge
Max. Lib. in Breite (+6,◦86098)
Min. Lib. in Länge (−7,◦05201)
Nulldurchgang Lib. in Breite
Nulldurchgang Lib. in Länge
Min. Lib. in Breite (−6,◦72720)
Max. Lib. in Länge (+7,◦30547)
Nulldurchgang Lib. in Breite
Nulldurchgang Lib. in Länge
Max. Lib. in Breite (+6,◦75066)
Min. Lib. in Länge (−7,◦37983)
Nulldurchgang Lib. in Breite
Nulldurchgang Lib. in Länge
Min. Lib. in Breite (−6,◦59624)
Max. Lib. in Länge (+7,◦95344)
Nulldurchgang Lib. in Breite
Nulldurchgang Lib. in Länge
Max. Lib. in Breite (+6,◦62551)
Tabelle 2a: Astronomische Daten Mond
(Mondbahn und Phasen)
Tabelle 2b: Astronomische Daten Mond
(Librationsdaten)
Merkur
Der innerste Planet befindet sich zu
Anfang Juli im Sternbild Stier. Am 10. Juli wechselt Merkur ins Sternbild Orion, am 14. Juli bereits
wieder weiter ins Sternbild Zwillinge. Dort nimmt
er am 22. Juli gegen 20:52 mit 22◦ 34’ ein Maximum
in seiner Deklination an. Danach geht es nur noch
abwärts mit ihm; am 29. Juli tritt er ins Sternbild
Krebs, am 07. August ins Sternbild Löwe ein. Am
28. August finden wir ihn dann im Sternbild Jung-
frau. Hier wird er am 31. August um 19:21 den
Himmelsäquator passieren.
Venus beginnt ihre Bahn im VorschauVenus
zeitraum im Sternbild Stier. Am 30. Juli wechselt
sie dann ins Sternbild Orion; dieser Besuch währt
allerdings nur sehr kurz, denn schon am 01. August
wechselt der Planet weiter ins Sternbild Zwillinge.
Am 25. August entscheidet sich Venus für einen Besuch im Krebs.
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2001
Am 09. Juli erreicht Merkur gegen 19:04 eine maximale Elongation von −21,◦1. Allerdings wird sich
dieses Ereignis für uns nicht verwerten lassen: Bei
einem Sonnenstand von 8◦ unter dem Horizont befindet sich Merkur noch nicht einmal 2◦ über diesem. Auch im August wird sich Merkur für Beobachter reichlich rar machen.
Venus erreicht am 06. August gegen 23 Uhr ein
Maximum in ihrer Deklination von 21◦ 54’.
Venus bleibt ein Beobachtungsobjekt der zweiten
Nachthälfte und des Morgens. Sie entfernt sich in
den kommenden Wochen immer weiter von der Erde, was mit zunehmender Phase und (geringfügig)
abnehmender Helligkeit und Größe verbunden ist.
11
Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Datum
01.07.
15.07.
01.08.
15.08.
01.09.
Aufgang
02:57
02:46
02:47
03:03
03:38
Untergang
17:48
18:14
18:42
18:55
18:56
Helligkeit
−4,m2
−4,m2
−4,m1
−4,m1
−4,m0
Phase
61
67
73
77
82
Größe
19,”2
17,”1
15,”2
14,”0
12,”9
Elong.
−44,◦4
−42,◦4
−39,◦5
−36,◦6
−32,◦9
Erdabst.
0,88
0,99
1,11
1,21
1,32
Tabelle 3: Astronomische Daten Venus
Mars
Mars befindet sich Anfang Juli im Sternbild Schlangenträger in einer Rückläufigkeitsphase.
Diese dauert noch bis zum 20. Juli gegen Mitternacht; kurz vor Überquerung der Grenze zum Skorpion stoppt Mars und kehrt seine Bewegungsrichtung um. Am ersten September wechselt Mars dann
in den Schützen.
Datum
01.07.
15.07.
01.08.
15.08.
01.09.
Aufgang
20:12
19:07
18:05
17:27
16:50
Untergang
03:30
02:25
01:22
00:41
00:04
Mars verschiebt seine Beobachtungszeiten immer
mehr in die erste Nachthälfte und geht Anfang September bereits gegen Mitternacht unter. Der Planet setzt seine Entfernung von der Erde fort und
verringert dabei Helligkeit und Größe. Die Horizontnähe beeinträchtigt ferner weiterhin die Beobachtbarkeit.
Helligkeit
−2,m1
−1,m9
−1,m5
−1,m2
−0,m9
Phase
98
95
91
88
86
Größe
20,”5
19,”2
17,”0
15,”2
13,”3
Elong.
+158,◦0
+142,◦6
+127,◦2
+117,◦3
+107,◦6
Erdabst.
0,46
0,49
0,55
0,61
0,70
Tabelle 4: Astronomische Daten Mars
Jupiter
Jupiter befindet sich Anfang Juli im
Sternbild Stier und wechselt am 13. Juli weiter
in die Zwillinge. Am 16. Juli erreicht Jupiter mit
23◦ 10’ seine größte Deklination.
Der Gasriese wird in Zukunft für Beobachtungen
wieder interessanter werden: Nachdem er Mitte Juni seine Konjunktionsstellung erreichte, entfernt er
sich wieder langsam von der Sonne und verringert
seine Erddistanz. Damit verbunden ergibt sich in
den nächsten Wochen die Möglichkeit, Jupiter am
Datum
01.07.
15.07.
01.08.
15.08.
01.09.
Aufgang
04:31
03:49
02:58
02:16
01:24
Untergang
20:41
20:00
19:08
18:25
17:30
Morgen bzw. später auch in der zweiten Nachthälfte aufzufinden. Man erhält schon einen Eindruck
davon, welche Möglichkeiten sich am Jahresende
ergeben werden: Spätestens am ersten Januar 2002
wird sich Jupiter mit einem Transit um 00:30 MEZ
(CET) in einer Transithöhe von 63◦ 11’ einer Beobachtung nicht mehr entziehen können. Jupiter befindet sich zu dieser Zeit dann in den Zwillingen
und somit in Nachbarschaft zu dem an der Sternwarte traditionell im Winter beobachteten Orion
mit seinem bekannten Nebel.
Helligkeit
−1,m9
−1,m9
−2,m0
−2,m0
−2,m1
Größe
32,”3
32,”6
33,”2
34,”0
35,”3
Elong.
−11,◦9
−22,◦1
−34,◦7
−45,◦3
−58,◦6
Erdabst.
6,10
6,04
5,92
5,78
5,58
Tabelle 5: Astronomische Daten Jupiter
Saturn
Aufgrund der Nähe zu Jupiter kann
man vieles aus dem letzten Abschnitt auch auf Saturn übertragen. Der zweite Gasriese unseres Sonnensystems bewegt sich derzeit im Sternbild Stier.
12
Im Gegensatz zu Jupiter wird der weitaus langsamer laufende Saturn aber auf absehbare Zeit dieses Sternbild nicht verlassen, zumal er auch Ende
September rückläufig wird und diese Rückläufigkeit
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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astronomischer Kalender
noch bis Anfang Februar des nächsten Jahres beibehalten wird. Die größte Deklination wird Saturn
dabei Mitte September erreichen.
Das langsame Voranschreiten Saturns hat für den
Beobachter einen angenehmen Seiteneffekt: Saturn
behält seine Position am Sternhimmel fast bei,
während sich letzterer infolge der Erdbewegung
langsam in Richtung der Wintersternbilder weiterDatum
01.07.
15.07.
01.08.
15.08.
01.09.
Aufgang
03:32
02:42
01:41
00:50
23:43
Untergang
19:03
18:16
17:18
16:28
15:26
Helligkeit
0,m9
0,m9
0,m8
0,m8
0,m7
dreht. Infolge dessen liegen die Beobachtungsdaten
Saturns noch besser als bei Jupiter und können sich
sogar noch schneller weiter verbessern. Schon Anfang Dezember erreicht Saturn einen Transit gegen
Mitternacht mit einer Höhe von 60◦ 30’.
Als besonderen Bonus verwöhnt uns der Planet
außerdem zur Zeit mit einer großen und stetig weiter wachsenden Öffnung seiner Ringe.
Größe
16,”6
16,”9
17,”2
17,”6
18,”2
Ringng.
−25,◦9
−26,◦0
−26,◦1
−26,◦1
−26,◦2
Elong.
−30,◦3
−42,◦0
−56,◦6
−68,◦8
−84,◦2
Erdabst.
9,95
9,81
9,60
9,40
9,12
Tabelle 6: Astronomische Daten Saturn
Uranus
Bei Uranus gibt es, was seine Position am Himmel betrifft, nichts Neues zu vermelden. Noch immer durchläuft der Planet das Sternbild Steinbock, und wie auch bei Saturn wird die
Rückläufigkeit des Planeten, die er Ende Mai begonnen hat und noch bis Ende Oktober beibehalten wird, dafür sorgen, daß sich an diesem Zustand
in der nächsten Zeit auch nicht viel ändern wird.
Die Beobachtungszeiten von Uranus werden zunehmend günstiger. Wie man an Tabelle 7 erkennen
kann, erreicht Uranus am 15. August (gegen 17:08)
seine Opposition zur Sonne. Damit könnte Uranus
Neptun
Bei Uranus und Neptun ist die Situation wie bei Jupiter und Saturn. Auch diese beiden
Gasriesen scheinen in der Weite des Alls nach Gesellschaft zu suchen und stehen dicht benachbart
am Himmel (zumindest was den Blickwinkel von
der Erde aus betrifft; die realen Abstände sind nicht
ganz zu vernachlässigen). Neptun befindet sich zur
Zeit im Sternbild Steinbock, wird dieses auf absehbare Zeit nicht verlassen (geschweige denn seine Position überhaupt wesentlich ändern), und auch hier
beobachten wir zur Zeit eine Rückläufigkeit, die der
Planet noch bis Mitte Oktober beibehalten wird.
Am 30. Juli erreicht Neptun gegen 13:30 seine Oppositionsstellung.
Die starke Ähnlichkeit mit Uranus bringt uns auch
hier wieder einen Vorteil: Auch Neptun könnte
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2001
schon vor Saturn und Jupiter ein gutes Beobachtungsobjekt abgeben, wäre da nur nicht die geringe
Größe und Helligkeit: Erstere mit 3,”5, letztere mit
5,m7. Auch die geringe Transithöhe von unter 26◦
wird nicht gerade Begeisterung aufkommen lassen.
Datum
01.07.
15.07.
01.08.
15.08.
01.09.
Aufg.
23:39
22:43
21:35
20:39
19:30
Unterg.
09:30
08:33
07:23
06:24
05:14
Elong.
−134,◦7
−148,◦5
−165,◦3
−179,◦0
+163,◦6
Erdabst.
19,25
19,10
19,00
18,96
19,00
Tabelle 7: Astronomische Daten Uranus
(geeignetes Beobachtungsgerät natürlich vorausgesetzt) in den nächsten Wochen ein gutes Beobachtungsobjekt abgeben, zumindest was die Beobachtungszeiten angeht. Mit einem scheinbaren Durchmesser von 2,”1 und einer Helligkeit von 7,m8 relativiert sich dann die Begeisterung doch, zumal auch
die Transithöhe mit nicht einmal 22◦ nicht gerade
berauschend ist.
Datum
01.07.
15.07.
01.08.
15.08.
01.09.
Aufg.
22:55
21:59
20:51
19:55
18:47
Unterg.
08:03
07:06
05:56
04:59
03:50
Elong.
−151,◦0
−164,◦7
+178,◦6
+164,◦8
+148,◦0
Erdabst.
29,31
29,12
29,09
29,12
29,24
Tabelle 8: Astronomische Daten Neptun
13
Astronomischer Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pluto
Wir kommen nun zum letzten und (derzeit) äußersten Planeten unseres Sonnensystems.
Wäre da nicht sein Mond Charon, würde Pluto
wirklich vollständig verlassen seine Bahn durch das
Nichts ziehen, denn zur Zeit scheint der Felsbrocken
von den Gasriesen gemieden zu werden. Von der
Erde aus gesehen befindet sich Pluto derzeit (und
auch für die nächsten Jahre) im Sternbild Schlangenträger; die Rückläufigkeitsperiode, über die wir
schon im letzten astronomischen Kalender berich-
Veränderliche Sterne
Die Tabelle enthält
Angaben über veränderliche Sterne betreffende Ereignisse in den Monaten Juli und August.
Datum
17.07. 23:45
25.07. 00:30
26.07. 20:30
27.07. 01:15
Ereignis
Min
Max
Max
Min
Stern
TV Cas (Bedeckungsver.)
δ-Cephei
η Aql (δ-Cephei-Stern)
TV Cas (Bedeckungsver.)
teten, wird noch bis zum 25. August beibehalten
werden.
Datum
01.07.
15.07.
01.08.
15.08.
01.09.
Aufg.
18:33
17:37
16:29
15:34
14:28
Unterg.
04:47
03:51
02:43
01:47
00:39
Elong.
+152,◦1
+139,◦3
+123,◦3
+110,◦0
+ 93,◦9
Erdabst.
29,50
29,63
29,84
30,05
30,33
Tabelle 9: Astronomische Daten Pluto
Datum
03.08. 00:45
05.08. 22:50
15.08. 23:45
20.08. 20:30
26.08. 00:30
Ereignis
Max
Min
Min
Max
Min
Stern
η Aql (δ-Cephei-Stern)
β Per (Bedeckungsver.)
TV Cas (Bedeckungsver.)
δ-Cephei
β Per (Bedeckungsver.)
Tabelle 10: Veränderliche Sterne
Sternbedeckungen durch den Mond
In Tabelle 11 sind wieder alle in Darmstadt beobachtbaren Sternbedeckungen durch den Mond für die
Monate Juli und August zusammengefaßt. Besonders betont werden sollte hier das Ereignis vom 19.
Juli: Der Mond hat eine Phase von gerade einmal
4 Prozent, der bedeckte Stern eine Magnitude von
3,m28. Die Sonne befindet sich allerdings zu diesem
Zeitpunkt nur noch −5◦ 47’ unter dem Horizont. (E
Bedeckungsbeginn, A Bedeckungsende)
Zeitpunkt
12.07. 03:06:12A
13.07. 01:45:07A
17.07. 03:40:45A
19.07. 04:57:19A
26.07. 23:45:16E
07.08. 05:11:23A
26.08. 20:58:20E
30.08. 21:51:04E
Noch im letzten astronomiMeteorströme
schen Kalender konnte man sich darüber beklagen, nur wenig Meteorströme nennen zu können;
in diesem Heft ist genau das Gegenteil der Fall.
Aus diesem Grund führen wir die Meteorstromdaten diesmal auch in tabellarischer Form auf. Besondere Erwähnung mögen dabei die Perseiden finden:
Am 12.08. um 18:30 (einem Sonntagabend) liegt
das vorhergesagte Häufigkeitsmaximum.
Meteorstrom
Sagittariden
Pegasiden
Piscis Austriniden
δ Aquariden (S)
α Capricorniden
ι Aquariden (S)
δ Aquariden (N)
Perseiden
κ Cygniden
ι Aquariden (N)
α Aurigiden
bed. Stern
BD−6◦ 11
20 Cet
BD+16◦ 569
7 η Gem
BD−5◦ 3762
BD−11◦ 6032
BD−21◦ 4449
BD−22◦ 5442
Helligk.
6,m10
4,m77
7,m10
3,m28
7,m40
6,m30
7,m10
6,m20
Phase
0, 67−
0, 58−
0, 18−
0, 04−
0, 44+
0, 93−
0, 60+
0, 92+
Tabelle 11: Sternbedeckungen durch den Mond
Beg.
15.04.
07.07.
15.07.
12.07.
03.07.
25.07.
15.07.
17.07.
03.08.
11.08.
25.08.
Ende
15.07.
13.07.
10.08.
19.08.
15.08.
25.08.
25.08.
24.08.
25.08.
31.08.
05.09.
Max.
20.05.
09.07.
28.07.
28.07.
30.07.
04.08.
08.08.
12.08.
17.08.
19.08.
31.08.
ZHR
5
3
5
20
4
2
4
140
3
3
10
Tabelle 12: Meteorströme
14
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2001
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Raumfahrt
Der Sternenhimmel
Die Graphik zeigt den
Sternenhimmel, wie wir ihn am ersten August
gegen Mitternacht sehen werden. Das Band der
Milchstraße, das sich quer über den Sommerhimmel
zieht, fällt sofort ins Auge. Auf ihm aufgereiht finden sich die bekannten Sternbilder Perseus, Cassiopeia und Schwan, etwas daneben in Zenitnähe die
Leier. Das Sommerdreieck, bestehend aus den hellen Sternen Deneb, Vega und Altair, ist gut in der
Mitte des Bildes zu erkennen. Im Süden sieht man
die Sternbilder Skorpion und Schütze; man sollte
die Gelegenheit wahrnehmen, sich diese interessante Himmelsregion, die nur kurze Zeit beobachtbar
ist, noch einmal genauer anzusehen. Auf der anderen Hälfte der Abbildung sehen wir im Osten Andromeda, Perseus, Fuhrmann und Stier aufsteigen,
während im Westen der große Wagen im Absteigen
…
begriffen ist.
Wie funktioniert das? – Der Raketenantrieb
von Michael Grundmann
Sie kennen das doch auch: alltägliche Dinge, bei
denen eigentlich niemand so recht weiß, warum sie
funktionieren. Vor kurzer Zeit erreichte uns eine eMail mit der Frage, was es eigentlich mit den Raktenantrieben so auf sich hat. Warum also tonnenschwere Dinge wie das Space Shuttle oder die Ariane V überhaupt abheben können. Dazu müssen wir
zunächst einmal verschiedene Dinge betrachten.
Zugegeben eine etwas merkwürdige Vorstellung,
aber haben Sie sich schon mal auf ein Skateboard
gestellt mit einem Sandsack in den Händen? Nein?
Dann hätten Sie die Wirkungsweise einer Rakete bereits praktisch nachvollziehen können — und
zwar dann, wenn Sie den Sack von sich wegschleudern. In diesem Moment würde das Skateboard mit
Ihnen in die zum geworfenen Sack entgegengesetzte
Richtung fahren. Man nennt dieses Phänomen auch
Doch warum brennen eigentlich Raktenantriebe
noch in so großen Höhen — und sogar dort, wo
es eigentlich keine Luft mehr gibt? Die Lösung: —
Sie wissen es schon — man nimmt sich die Luft
(genauer den Sauerstoff) zur Verbrennung einfach
mit. Andere Antriebsarten sollen hier mal ausgelassen werden, denn der Hauptteil der Antriebstechnik
von Raketen basiert auch heute noch auf dem System der Verbrennung von Wasserstoff durch Sauerstoff. Feststoffrakten seien hier an dieser Stelle
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2001
das Rückstoßprinzip. Oder pusten Sie mal einen
Luftballon auf und lassen diesen dann unverschlossen wieder los. Raketen funktionieren exakt nach
dem gleichen Prinzip. Da ist es gleichgültig, wie
der Antrieb von einem Raumfahrzeug technisch genau realisiert ist, ob es sich um chemische Antriebe, Ionenantriebe oder sonstiges handelt: der physikalische Teil ist immer gleich. Man möchte einen
Vortrieb erzeugen. Bei der Ariane oder dem Space
Shuttle handelt es sich um chemische Antriebe, die
darauf basieren, Wasserstoff und Sauerstoff miteinander reagieren zu lassen. Die Mischung dieser beiden Elemente ergibt das berühmte Knallgas, das
sehr explosionsgefährlich ist und bei Zündung große
Energie freisetzt. Hierdurch wird Materie davongeschleudert, was wiederum für den gewünschten
Vortrieb sorgt.
nicht weiter betrachtet, jedoch wird auch hier nach
einem ähnlichen Prinzip verfahren und das Oxidationsmittel (der Sauerstoff) auf die Reise mitgenommen. Dadurch ist man unabhängig von dem Sauerstoffgehalt der Umgebung.
Sie sehen also, manche geheimnisvollen Dinge aus
dem Alltag erscheinen bei genauerem Hinsehen eigentlich recht logisch und überhaupt nicht mehr
rätselhaft.
…
15
Kosmologie – Aktuell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Neutrinos haben eine Masse!
Erste Ergebnisse des Sudbury Neutrino Observatoriums
von Yasmin A. Walter
Nach mehr als einem Jahr des Datensammelns liegen die ersten Ergebnisse des Sudbury NeutrinoObservatoriums (SNO) vor. Diese Ergebnisse lösen
ein mehr als 30-jähriges Mysterium der Neutrinoforschung. Die Daten zeigen, daß die solaren Neutrinos in der Tat eine Masse besitzen. Ein Vergleich
der SNO-Daten mit den Super Kamiokande-Daten
(Japan) deutet darauf hin, daß die solaren Neutrinos auf ihrem Weg aus der Sonne zu z.B. der Erde
tatsächlich oszillieren“, d.h. sich von einer Art in
”
eine andere Art von Neutrinos umwandeln.
Die Wahrscheinlichkeit dafür, daß die solaren Neu-
trinos oszillieren, liegt nach Aussage des Physikers Kevin Lesko (Berkley National Laboratory)
bei über 99 Prozent. Rechnet man aus, wieviel Masse alle Sorten Neutrinos insgesamt zur Masse des
Universums beitragen, erhält man einen Wert, der
etwa der Masse aller leuchtenden Sterne im Universum entspricht. Das bedeutet gleichsam, daß die
Neutrinos keinen Beitrag zur dunklen Energie liefern können, die das Universum dominiert.
Quellen:
[1] Berkley Lab Newsletter, June 18, 2001
[2] SNO Press Release, http://snohpl.lbl.gov
MAP mißt das Nachglühen“ des Urknalls
”von Yasmin A. Walter
Ende Juni 2001 startet die NASA die Sonde Map
(Microwave Anisotropy Probe), um ein Geheimnis
des Universums zu erforschen, nämlich die Frage
nach dem Urknall. Die Sonde soll nach den Messungen von Boomerang und anderen Instrumenten weitere Details über den Inhalt, das Aussehen,
die Geschichte und das Schicksal des Universums
enthüllen.
versum weitgehend aufgedeckt scheint, soll Map
diese Anisotropien mit noch niemals zuvor erreichter Genauigkeit vermessen. Die Sonde startet am
30.06.2001 an Bord einer Delta II-Rakete von Cape
Canaveral. Nach einem Flug von rund drei Monaten bis zu ihrem Einsatzpunkt wird Map rund 18
Monate lang eine Karte der Hintergrundstrahlung
erstellen.
Glaubt man der Theorie des Urknalls, so war
das frühe Universum sehr heiß und dicht. Durch
die Ausdehnung des Universums hat sich seine
Temperatur stetig verringert und das Universum
wurde schließlich durchsichtig. Die übriggebliebenen Photonen (Lichtteilchen) berichten vom sog.
Nachglühen des Universums aus seiner frühen Entwicklung vor rund 10–15 Milliarden Jahren.
Die von Map gewonnenen Daten sollen zum Beispiel mit einer Genauigkeit von 4 Prozent Aufschluß über die Krümmung des Universums, d.h.
seine Form, geben. Diese Genauigkeit reicht eventuell nicht aus, um zu entscheiden, ob das Universum offen oder geschlossen ist, jedoch wären diese Messungen rund fünf Mal genauer als die der
Vorgängersonden Boomerang und Maxima, deren Ergebnisse in den Jahren 1999 und 2000 für
Aufsehen sorgten. Wenn alles wie vorgesehen funktioniert, könnte Map die Expansionsrate und das
Alter des Universums bis auf 10 Prozent genau bestimmen.
Bereits im Jahre 1992 entdeckte COBE (Cosmic Background Explorer) Unregelmäßigkeiten in
der Temperaturverteilung des Nachglühens des Urknalls, der sog. Hintergrundstrahlung. Aus diesen
Unregelmäßigkeiten, sog. Anisotropien, haben sich
während der Entwicklung des Universums erste Galaxien und Galaxienhaufen gebildet.
Obwohl das Rätsel der dunklen Energie“ im Uni”
16
Quellen:
[1] www.astronews.de, 19.06.2001
[2] Ciel et Espace, Juin 2001
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2001
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kosmologie
Inflationstheorie, Teil II
oder die Frage nach dem Ursprung der Struktur des Universums
von Yasmin A. Walter
Die Frage nach dem Ursprung und dem Beginn des Universums ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst. Ganz allgemein kann man die Frage, ob das Universum einen Anfang hatte, mit ja“ be”
antworten. Diesen Anfang nennt man im allgemeinen Urknall“. Genauere Überlegungen bereiten jedoch
”
Schwierigkeiten, die eigentliche Ursache des Urknalls zu erklären. Die sog. Inflationstheorie versucht darzustellen, ob es möglich ist, daß das Universum einen Anfang und welcher Mechanismus die Ausdehnung
des Universums in Gang gebracht hat.
Beweise für die Inflation
Welche Gründe gibt es dafür anzunehmen, daß unser Universum mit Inflation begann?
(1)
Der erste Grund ist die Tatsache, daß das Universum aus unglaublich viel Masse besteht. Es enthält
rund 1090 Teilchen im sichtbaren Universum. Die
Inflation kann die Existenz von 1090 Teilchen oder
mehr problemlos erklären und reduziert diese Frage
auf die Erklärung, weshalb es 100 oder mehr Verdopplungsprozesse der Inflation gab. [Da das Volumen proportional zum Kubus des Durchmessers ist,
wächst das Volumen des Universums bei 100 Ver3
dopplungen um einen Faktor (2100 = 2300 = rund
2∗1090 .] Dabei ist die Zahl 100 für die Zahl der Verdopplungen keine besonders große Zahl und liegt im
Rahmen der Parameter aus der ihr zugrunde liegenden Teilchenphysik und/oder geometrischen Faktoren; die Inflation scheint daher die richtige Theorie
zu sein, um ein großes Universum zu erklären.
(2)
Der zweite Grund ist die Hubble-Expansion selbst,
d.h. die Tatsache, daß das Universum sich nicht im
Zustand gleichförmiger Expansion befindet. Eine
gewöhnliche Explosion wie die von TNT oder einer
Atombombe führt nicht einmal annähernd zu einer
Expansion, die das Expansionsmuster des Universums widerspiegeln könnte. Jedoch erzeugt die gravitative Abstoßung der inflationären Modelle exakt
die Expansion wie sie von Edwin Hubble in den
Zwanziger Jahren erstmals beobachtet wurde.
(3)
Die Inflation ist die einzige Theorie, die wir kennen, die die Homogenität und Isotropie des Universums, d.h. die Gleichmäßigkeit des Weltalls, erklären kann. Diese Gleichmäßigkeit kann am besten
durch die kosmische Hintergrundstrahlung dargestellt werden, die wir sozusagen als Nachglühen“
”
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2001
des Universums wahrnehmen. Die Intensität dieser
Strahlung wird durch eine Temperatur beschrieben.
Die Hintergrundstrahlung besitzt in alle Himmelsrichtungen die gleiche Temperatur, mit einer Genauigkeit von einem Hunderttausendstel Grad. In
anderen Worten, die Hintergrundstrahlung ist erstaunlich glatt“. Als Analogie kann man sich ei”
ne Murmel vorstellen, deren Oberfläche so glatt
ist, daß ihr Durchmesser an allen Stellen bis auf
ein Hunderttausendstel gleich ist. Im sichtbaren
Licht entspräche diese Genauigkeit einem Viertel
der Wellenlänge des sichtbaren Lichtes, dies ist so
genau wie die besten optischen Linsen, die man
heute herstellen kann.
In der Standard-Urknalltheorie existiert keine
Erklärung für diese Gleichmäßigkeit des Universums. Man kann sogar zeigen, daß innerhalb der
Standard-Urknalltheorie keine Erklärung für diese
Gleichmäßigkeit des Universums zu finden ist. Wie
kann man das verstehen? — Während der ersten
rund 300.000 Jahre der Geschichte des Universums
war das Universum heiß genug, daß sich ihre Materie im Zustand eines Plasmas befand. In einem
Plasma sind Elektronen und Atomkerne getrennt.
Ein derartiges Plasma ist für Photonen (Lichtteilchen) undurchsichtig, denn diese werden ständig
durch die Wechselwirkung mit den freien Elektronen gestreut. Obwohl sich die Photonen mit Lichtgeschwindigkeit bewegen, verändern sie ihre Bewegungsrichtung so rasch, daß sie sich effektiv nicht
bewegen. Während der ersten 300.000 Jahres der
Geschichte des Universums waren die Photonen an
die Materie gebunden und konnten nicht entfliehen.
Nach diesen rund 300.000 Jahren kühlte sich das
Universum so weit ab, daß das Plasma neutral wurde. Elektronen wurden an die Atomkerne gebunden und bildeten neutrales Gas aus Wasserstoff und
Helium. Dieses Gas ist für Photonen durchsichtig.
17
Kosmologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Seit diesem Zeitpunkt können sich Photonen frei im
Universum bewegen. So wie ich ein Bild der Photonen, die von Ihnen, dem Leser, stammen, sehen
könnte, wenn Sie jetzt direkt vor mir stünden, kann
man die Hintergrundstrahlung beobachten. Jedoch
sehen wir dann ein Bild des Universums wie es
rund 300.000 Jahre in der Geschichte des Universums entsprach. Die Gleichmäßigkeit dieser Strahlung bedeutet, daß die Temperatur zu diesem Zeitpunkt im gesamten damaligen Universum gleich gewesen sein muß.
Wenn wir darüber nachdenken, wie die Temperatur zu einem derartig frühen Zeitpunkt im Universum gleich geworden sein könnte, können wir
uns vorstellen, daß das Universum zu dieser Zeit
von kleinen purpurfarbenen Gestalten angefüllt gewesen sein könnte. Deren einzige Aufgabe soll es
gewesen sein, die Temperatur des Universums so
gleichmäßig wie möglich zu machen. Wir können
uns vorstellen, daß jede der kleinen purpurfarbenen Gestalten mit einem kleinen Kühlschrank ausgestattet gewesen war sowie einem Mobiltelefon,
um mit den anderen kleinen purpurfarbenen Gestalten zu kommunizieren. Jedoch muß die Kommunikation untereinander — jedenfalls für uns —
ein unüberwindliches Problem gewesen sein. Eine einfache Rechnung zeigt, daß die kleinen purpurfarbenen Gestalten mit mehr als hundertfacher
Lichtgeschwindigkeit kommuniziert haben müssen,
um das Universum so gleichmäßig zu machen wie
wir es beobachten. Jedoch erlaubt kein Prozeß Geschwindigkeiten schneller als die des Lichtes. Daher
können selbst kleine purpurfarbene Gestalten, ausgestattet mit Kühlschränken und Mobiltelefonen,
nicht erklären, weshalb die Hintergrundstrahlung
so gleichmäßig ist.
In der Standard-Urknalltheorie müßte man daher annehmen, daß das Universum eben bereits so
gleichmäßig begann wie es heute ist. Die ursprüngliche Gleichmäßigkeit des Universums bliebe so erhalten. Diese Idee sorgt zwar für eine Gewöhnung
an die Gleichmäßigkeit der Hintergrundstrahlung,
jedoch nicht für ihre Erklärung.
Die Inflation umgeht dieses Problem in einer einfachen Weise. In inflationären Theorien entwickelt
sich das Universum aus einem sehr kleinen ursprünglichen Gebiet. Währendem dieses Gebiet
sehr klein ist, hatte es doch ausreichend Zeit, so
gleichmäßig zu werden wie der Prozeß, der ein
Stück Pizza auf dem Tisch auf Raumtemperatur
18
abkühlen läßt: Die Dinge besitzen die Tendenz, eine gleichmäßige Temperatur anzunehmen. Ist diese
Gleichmäßigkeit erst einmal für das kleine Raumgebiet erreicht, kann die Inflation stattfinden und das
kleine Gebiet auf das (heute beobachtbare) Universum vergrößern. Daher ist die Inflation eine sehr
natürliche Erklärung für die Gleichmäßigkeit des
Universums.
(4)
Der vierte Grund ist das Flachheitsproblem. Dieses
Problem hängt mit dem Wert der Massedichte des
Universums, der sog. kritischen Dichte, zusammen.
Die kritische Dichte ist die Dichte, die das Universum haben muß, wenn es räumlich (geometrisch)
flach ist. Um dies zu verstehen, muß man sich klarmachen, daß im Rahmen der Allgemeinen Relativitätstheorie der Begriff Geometrie des Raumes
durch die Materie, die der Raum enthält, bestimmt
wird. Ist die Materiedichte des Universums hoch,
krümmt sich der Raum zurück in sich selbst und
bildet ein geschlossenes Universum, das dreidimensionale Analogon einer zweidimensionalen Kugeloberfläche. Die Winkelsumme im Dreieck wäre höher
als 180 Grad und Parallelen würden sich schneiden.
Wäre die Materiedichte des Universums sehr niedrig, würde sich der Raum in die entgegengesetzte
Richtung krümmen und ein offenes Universum bilden. Die Winkelsumme im Dreieck wäre geringer
als 180 Grad und Parallelen würden sich voneinander entfernen. Jedoch mit der richtigen Massedichte
wäre die räumliche Geometrie exakt so wie die Euklidische Geometrie, so wie die Geometrie, die wir
alle in der Schule gelernt haben. Die Winkelsumme in einem Dreieck wäre 180 Grad und Parallelen
schneiden sich niemals. Die diese drei Fälle unterscheidende Dichte ist die kritische Dichte.
Die Kosmologen benutzen den griechischen Buchstaben Ω, um das Verhältnis der mittleren Massedichte des Universums relativ zur kritischen Massedichte auszudrücken:
Ω = aktuelle Massedichte / kritische Massedichte
Gegenwärtig gibt es Anzeichen dafür, daß der
Wert von Ω gleich Eins ist — innerhalb einer Unsicherheit von 10%. Ansonsten ist es möglich, daß
Ω einen Wert zwischen 0,1 und 2 besitzt.
Vielleicht nehmen Sie an, daß man alleine aus dieser Formel und den für Ω möglichen Werten nicht
viel anfangen kann. Sieht man sich die Gleichungen für die Entwicklung des Universums an, so erweist sich Ω=1 als ein instabiler Gleichgewichts-
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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kosmologie
punkt, wie ein Bleistift, der auf seiner Spitze balanciert. Startet die Position des Bleistifts vertikal
und stationär (unbewegt), so beinhalten die Newtonschen Gesetze, daß der Bleistift für den Rest seines Daseins in einer vertikaler Position verbleiben
wird. Befindet sich der Bleistift jedoch nicht exakt
in einer vertikalen Position, so beginnt er rasch, in
die Richtung zu fallen, in die er sich lehnt. Analog bleibt der Wert von Ω immer gleich Eins, wenn
er zu Beginn gleich Eins war. Jedoch bewirkt jegliche Abweichung von dem Wert Eins ein enormes
Anwachsen dieser Abweichung, wenn sich das Universum entwickelt. Befindet sich der Wert von Ω
heutzutage in der Nähe des Wertes Eins, so muß Ω
ursprünglich mit einem Wert nahe Eins begonnen
haben. Wenn man bis zu einem Zeitpunkt von einer
Sekunde nach dem Urknall extrapoliert, so muß Ω
bis auf 15 Dezimalstellen gleich Eins gewesen sein.
Der Zeitpunkt von einer Sekunde nach dem Urknall
erscheint Ihnen vielleicht extrem früh, um ein 11–
16 Milliarden Jahre altes Universum zu diskutieren, jedoch beginnen die Kernfusionsprozesse für
die Entstehung der leichten Elemente bereits eine
Sekunde nach dem Urknall.
Allerdings versuchen die Teilchenphysiker, die Geschichte des Universums sogar bis zur Planckzeit,
rund 10−43 Sekunden, zurückzuverfolgen. Dies ist
die Ära, wenn Quantengravitationseffekte wichtig
werden. Da unser Verständnis der Quantengravitation (Effekte von Gravitation und Quantentheorie)
noch immer sehr gering ist, macht man im allgemeinen keinen Versuch, die Geschichte des Universums zu noch früheren Zeitpunkten zu erkunden.
Machen wir jedoch den Versuch, den Wert von Ω
bis zur Planckzeit zurückzuverfolgen (ohne die Inflation zu berücksichtigen), findet man, daß er bis
auf 58 Dezimalstellen gleich Eins gewesen sein muß.
Ohne Inflation ergibt sich keine Erklärung für den
Anfangswert von Ω. Die Urknalltheorie ist für jeden
Wert von Ω selbstkonsistent, daher gibt es a priori
keinen Grund, einen Wert gegenüber einem anderen zu bevorzugen. Soll jedoch die Theorie mit der
Beobachtung übereinstimmen, muß man sich auf
einen Anfangswert von Ω einigen, der sehr nahe
bei Eins liegt. Mit Inflation verläuft die Entwicklung von Ω während der kurzen inflationären Phase
vollständig anders. Anstelle sich von dem Wert Eins
zu entfernen, wird Ω während der Inflation immer
mehr zum Wert Eins gesteuert. Mit der Inflation
kann man annehmen, daß Ω ursprünglich mit dem
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Wert 1 oder 2 oder 10 oder 10−6 begann, völlig
egal; solange es ausreichend Inflation gab, wird Ω
gegen den Wert Eins gesteuert und zwar mit der
notwendigen Genauigkeit, um die Beobachtungen
zu erklären.
(5)
Der fünfte Grund, um an die Inflationstheorie zu
glauben, ist die Abwesenheit von magnetischen
Monopolen. Vereinigte Teilchentheorien, die alle
bekannten Teilchenwechselwirkungen miteinander
vereinigen (außer der Gravitation), sagen vorher,
daß es stabile Teilchen geben sollte, die eine magnetische Nettoladung besitzen. Das bedeutet, diese Teilchen sollen einen Nettonordpol oder einen
Nettosüdpol besitzen; diese Eigenschaft unterscheidet sich grundlegend von einem gewöhnlichen Stabmagneten, der stets sowohl einen Nordpol als auch
einen Südpol aufweist. Diese magnetischen Monopole sollen sehr schwere Teilchen sein, die rund 1016
mal schwerer sind als ein Proton. In der traditionellen Urknalltheorie (ohne Inflation) würden diese Teilchen in großer Zahl in frühen Universum
erzeugt. Nimmt man eine konventionelle Kosmologie unter Berücksichtigung von typischen Vereinigten Theorien an, so sollte die Massedichte der
magnetischen Monopole alle anderen Massedichten
um einen Faktor von rund 1012 übertreffen. Jedoch
wurde noch niemals ein magnetischer Monopol beobachtet.
Die Inflation liefert eine einfache Erklärung für
das Schicksal der Monopole: in Inflationsmodellen
kann man ihre Zahl leicht auf eine vernachlässigbare Dichte reduzieren. Findet die Inflation während
oder nach der Ära der Monopolerzeugung statt, so
kann die Dichte der Monopole durch die enorme
Expansion des Universums durch die Inflation bis
auf Null reduziert werden.
(6)
Der sechste und letzte Grund für eine Phase der
Inflation im frühen Universum ist die Vorhersage
der Theorie über die detaillierte Struktur der kosmischen Hintergrundstrahlung. Das bedeutet, die
Inflation macht sehr bestimmte Vorhersagen nicht
nur über die Abweichungen der Hintergrundstrahlung von der Gleichmäßigkeit durch Quantenunsicherheiten. Die Größe der Abweichungen hängt
von Deteils der zugrunde liegenden Teilchenphysik
ab; daher wird die Inflation nicht in der Lage sein,
die Größe der Abweichungen exakt vorherzusagen,
ehe wir wirklich dieTeilchenphysik von sehr hohen
19
Kosmologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Energien verstehen.
Ewige Inflation: Der Mechanismus
Die Standard-Urknalltheorie scheint relativ sicher
zu sein. Inflation scheint die plausibelste Theorie
zu sein, wie der Urknall begonnen haben könnte,
jedoch ist diese Theorie nicht so stark etabliert wie
der Urknall selbst. Die Inflationstheorie ist vage. Sie
ist eigentlich nicht wirklich eine Theorie, sondern
vielmehr eine Klasse von Theorien; daher existiert
eine gewisse Flexibilität in der Beschreibung ihrer
Vorhersagen. Ewige Inflation scheint sogar eine nahezu unausweichliche Konsequenz der Inflation zu
sein. Dabei bedeutet ewige Inflation“, daß die In”
flation beginnt, jedoch niemals endet. Die Bezeichnung zukünftig ewig“ wäre vielleicht zutreffender,
”
da sich ewig“ nur auf die Zukunft, nicht aber auf
”
die Vergangenheit bezieht.
Der Mechanismus, der zur ewigen Inflation führt,
ist relativ einfach zu verstehen. Inflation endet,
wenn das abstoßend wirkende Material instabil
wird und wie ein radioaktives Element zerfällt.
Analog dem radioaktiven Zerfall ist der Zerfall
des abstoßend wirkenden Materials im allgemeinen
ebenfalls exponentiell: während der halben Lebenszeit des Materials zerfällt die im Mittel die Hälfte
des Materials (Halbwertszeit). Jedoch ist das Verhalten des Materials in einer Hinsicht anders als der
allgemein bekannte radioaktive Zerfall: denn das
abstoßend wirkende Material expandiert während
seines Zerfalls zugleich exponentiell. In den meisten Inflationsmodellen verläuft die Expansion viel
schneller als der Zerfall. Anders ausgedrückt: die
Verdopplungszeit für die Inflation ist viel kürzer als
die Halbwertszeit des Zerfalls. Während man darauf warten würde, wie eine Halbwertszeit für den
Zerfall des abstoßend wirkenden Materials verläuft
und das Material in gewöhnliche Materie zerfällt,
wäre der Rest des Materials bereits zahlreichen Verdopplungen des Durchmessers der Raumzeit unterlegen und wäre daher in einem wesentlich größeren
Raumzeitgebiet angesammelt als ursprünglich vor
dem Zerfall. Trotz der Ausdehnung zerfällt das Material weiterhin innerhalb jeweils einer Halbwertszeit, jedoch vergrößert sich das Volumen, in dem es
sich befindet. Das Volumen fährt unaufhörlich damit fort, sich weiter und weiter zu vergrößern, ohne
Ende. In der Zwischenzeit zerfällt das Material und
erzeugt eine niemals endende Kette von nachfolgenden Miniuniversen (pocket universes). Das neue
20
Miniuniversum wird mithilfe der durch den Zerfall
freigesetzten Energie erzeugt. Das neue Miniuniversum wiederum wird sich inflationär ausdehnen und
dadurch sehr groß werden und daher für seine Bewohner wie ein vollständiges Universum erscheinen.
Die Bezeichnung Miniuniversum ist jedoch angebracht, da es durch den obigen Prozeß nicht nur
ein Miniuniversum, sondern eine unendliche Zahl
von ihnen gibt.
Der Prozeß der Erzeugung von Miniuniversen und
abstoßend wirkendem Materiel, die neue Miniuniversen erzeugen, läuft unendlich weiter. Großskalig
gesehen besitzt das Universum auf diesem Wege eine fraktale Struktur. Das bedeutet, ewige Inflation
führt zu einer fraktalen Struktur des Universums;
hat die Inflation erst einmal begonnen, so werden
eine unendliche Zahl von Miniuniversen erzeugt.
Ewige Inflation: Schlußfolgerungen
Im Gegensatz zu unserem eigenen Universum sind
die vielen Miniuniversen nicht beobachtbar. Man
könnte daher fragen, ob es überhaupt einen physikalischen Sinn hat, sich über ihre Existenz zu
unterhalten. Nun, ihre Entstehung und Existenz
ist im Rahmen der Inflationstheorie, einer Theorie, die wir bereits beweisen können, eine logische
Konsequenz. Die Validität der Inflationstheorie beruht auf dem Beweis, den wir aktuell beobachten,
und von der Richtigkeit dieser Beobachtungen sind
wir überzeugt. Daher sollte man auch die Schlußfolgerungen aus der Theorie anerkennen, auch wenn
diese Aussagen enthalten, die nicht direkt bewiesen
werden können.
Akzeptiert man die Existenz von Miniuniversen,
so kann man dennoch deren Relevanz für die Wissenschaft anzweifeln. Jedoch hat ihre Existenz unausweichliche Konsequenzen für die Art und Weise,
wie wir neue Theorien konstruieren und Folgerungen aus diesen ziehen, selbst wenn sie unbeobachtbar sind.
Eine wichtige Frage, für die die ewige Inflation relevant ist, ist die Frage des wirklichen Beginns des
Universums — was wir daraus lernen können und
wie wir es lernen können. Wenn sich die ewige Inflation als wahre Beschreibung des Universums herausstellen sollte, dann werden wahrscheinlich sämtliche Hypothesen über den Beginn des Universums
unabhängig von jeglichen beobachtbaren Konsequenzen sein. Da unser Miniuniversum irgendwo
in dem unendlichen Verzweigungsast der Univer-
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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kosmologie
sen liegt, die durch die ewige Inflation erzeugt wurden, werden wir uns mit unserem Universum sehr
schnell sehr weit vom Beginn des Universum entfernt wiederfinden. Das Netzwerk der unendlichen
Inflation wird dann in einem statischen“ Zustand
”
sein, in dem es sich nicht mehr daran erinnert, wie
es eigentlich begann; daher werden die statistischen
Vorhersagen für unser Universum durch die Eigenschaften dieses statischen“ Zustandes bestimmt
”
sein, unabhängig von den Hypothesen über den
wirklichen Beginn des Universums. Wahrscheinlich
bleiben Theorien über den wirklichen Beginn des
Universums aus intellektueller Sicht weiterhin interessant, und mit einem verbesserten Verständnis der grundlegenden physikalischen Gesetze, treten diese Theorien vielleicht sogar in einen Wettbewerb untereinander. Jedoch wird wahrscheinlich
eine Schlußfolgerung einer solchen Theorie im Detail von der ewigen Entwicklung des Universums
einfach verwaschen“ werden. Daher wird es nie”
mals möglich sein, Eigenschaften des wirklichen Beginns des Universums mit irgendeiner Beobachtung
zu vergleichen, die wir im heutigen Universum machen.
Unglücklicherweise tauchen bei der Behandlung
ewiger Inflation einige Probleme auf: So führt die
Entwicklung von Universen mit ewiger Inflation
zu einer Physik, die wir gegenwärtig nicht verstehen. Insbesondere scheinen die Quantenfluktuationen dazu zu führen, daß das abstoßend wirkende
Material immer höhere Energiedichten besitzt. Bei
hohen Energiedichten werden die Effekte der Quantengravitation zunehmend wichtiger. Jedoch besitzen wir gegenwärtig ein lediglich unvollständiges
Verständnis der Quantengravitation. Selbst wenn
wir annehmen, daß wir eine Theorie zur Beschreibung der Miniuniversen besitzten, wissen wir nicht,
wie wir die Eigenschaften des entstehenden unendlichen Netzwerkes von Miniuniversen definieren sollen.
Eine zweite Konsequenz der ewigen Inflation ist,
daß die Wahrscheinlichkeit des Beginns der ewigen
Inflation vollkommen irrelevant wird, d.h die Frage
wie wahrscheinlich es ist, daß sich eine ursprünglichen Menge von abstoßend wirkendem Materials
bildet, wird irrelevant. Inflation muß nur einmal beginnen. Wenn es möglich ist, daß sich abstoßend
wirkendes Material bildet — wenn die Wahrscheinlichkeit dafür nicht Null ist —, dann wird es irgendwann geschehen. Wenn es geschieht, dann wird eine
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unendliche Anzahl von Universen erzeugt.
Die dritte Konsequenz der ewigen Inflation ist,
daß sie mit keiner anderen Theorie, die nicht ewig
andauert, verglichen werden kann. Man kann diese Argumentation mit folgendem Analogon vergleichen: Nehmen wir an, Sie gehen in den Wald und
finden dort eine sehr seltene Art eines Hasen, der
niemals zuvor beobachtet wurde. Sie können dann
entweder annehmen, daß dieser seltene Hase durch
einen einzigartigen kosmischen Prozeß erzeugt wurde, bei dem eine unwahrscheinliche Kollision einer großen Zahl von Molekülen stattfand (und so
den Hasen erzeugt haben), oder Sie können annehmen, daß der Hase das Resultat eines gewöhnlichen
Prozesses von Hasenreproduktion — durch welchen
Prozeß auch immer — ist, auch wenn es keine sichtbaren Kandidaten für die Haseneltern gibt. Wahrscheinlich werden wir alle die zweite Möglichkeit in
Betracht ziehen, wenn wir jemals in eine derartige
oder ähnliche Lage kommen. Die zweite Möglichkeit ist wesentlich plausibler als die erste.
Wenn wir erst davon überzeugt sind, daß sich Universen ewig reproduzieren, dann wird die Situation sehr ähnlich der des seltenen Hasen, und man
kann die gleiche Logik anwenden. Daher erscheint
es mehr als plausibel, daß unser Universum das Ergebnis einer Reproduktion von Universen ist als daß
es durch ein einzigartiges kosmisches Ereignis erzeugt wurde.
Hatte das Universum einen Anfang?
Hatte das Universum einen Anfang oder nicht? Die
Bezeichnung ewige Inflation“ sollte eigentlich ge”
nauer als ewige Inflation in der Zukunft“ bezeich”
net werden. Das bisher Gesagte beinhaltet, daß
wenn die Inflation erst einmal begonnen hat, sie in
der Zukunft unendlich andauert. Dabei ist es mehr
als schwierig zu bestimmen, was über die Vergangenheit des Universums gesagt werden kann.
Innerhalb der expliziten Konstruktion von Modellen mit ewiger Inflation ist die Antwort klar. Derartige Modelle beginnen mit einem Zustand, in dem
es keine Miniuniversen gibt, sondern in dem pures
abstoßend wirkendes Material den Raum erfüllt. In
diesem Sinne existiert ein Anfang der Modelle.
Im Jahre 1993 zeigten Borde und Vilenkin, daß
unter plaubsiblen Annahmen jedes Universum mit
ewiger Inflation mit einer ursprünglichen Singularität beginnen und daher einen Anfang besitzen
21
Buchbesprechungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
muß. Jedoch bemerkten sie im Jahre 1997, daß eine ihrer Annahmen für derartige Modelle zwar im
Rahmen der klassischen Physik gilt, jedoch bei Existenz von Quantenfluktuationen, die in Modellen
mit ewiger Inflation wesentlich sein können, verletzt wird. In diesem Rahmen konnten zwar Modelle ohne einen Beginn theoretisch konstruiert werden, jedoch führte dies in der Praxis zu keinem Erfolg.
Gegenwärtig sind wir weit davon entfernt zu sagen, daß es eine offene Frage ist, ob Theorie existieren, in denen Universen mit ewiger Inflation keinen Anfang haben. Wahrscheinlich scheint es so zu
sein, daß Modelle mit ewiger Inflation einen Anfang besitzen müssen. Diese Aussagen kann man
begründen: So hart wie die Physiker daran arbeiten, alternative Modelle zu konstruieren, die ewige
Stoyan, Ronald C.: Deep Sky Reiseführer
— Nebel, Sternhaufen und Galaxien mit eigenen Augen entdecken. Erlangen, Oculum-Verlag,
2000, 416 Seiten, 16 Farbtafeln, 303 Abbildungen, 93 Karten, 16 Grafiken, Hardcover, 59,80
DM, ISBN 3-9807540-0-6
Die Zielsetzung dieses Buches geht bereits aus Titel und Untertitel eindeutig hervor: es ist eine Beschreibung der interessantesten visuell zu beobachtenden Deep-Sky-Objekte. Der Leser wird zu eigenen Beobachtungen angeregt, zum Erleben der
Objekte mit dem eigenen Auge ohne die Hilfe von
herkömmlichen oder digitalen Kameras. Deshalb
ist dieses Buch auch besonders für den Einsteiger
geeignet, der sich lohnende Objekte heraussuchen
und wissen möchte, was ihn erwartet und was er
mit den zur Verfügung stehenden Mitteln erkennen
kann. Der Deep Sky Reiseführer ist eine Motivationshilfe in bedeckten und praktischer Ratgeber
in klaren Nächten und zeigt dabei die Faszination des Erlebens des nächtlichen Sternenhimmels.
Im Vordergrund des Inhaltes steht nicht die zur
Beobachtung notwendige Technik, sondern der Inhalt der Beobachtung: Sternhaufen, Nebel, Galaxien und interessante Sterne. Grundsätzlich wird nur
an der Stelle auf die technische Ausstattung des Beobachters eingegangen, wo hervorgehoben wird, ob
ein beschriebenes Objekt mit dem Teleskop, einem
Feldstecher oder dem bloßen Auge beobachtbar ist.
22
Inflation besitzen, hat sich bisher immer gezeigt,
daß diese Modelle einen Anfang besitzen. Die Modelle sind zwar in der Zukunft ewig, nicht jedoch in
der Vergangenheit.
Wahrscheinlich hat unser Universum einen Anfang, jedoch würde wahrscheinlich kein Wissenschaftler wirklich wetten wollen, daß es so ist . . .
Quellen:
[1] Vortrag Ein Boomerang kehrt zurück – Neues
”
über das frühe Universum“, 10.03.2001, Yasmin
A. Walter
[2] Weinberg, S., Die ersten drei Minuten
[3] Guth, A.H., Phys. Rev. D 23, 347 (1981)
[4] Guth, A.H., MIT-CTP-3007, astro-ph/0101507,
January 29, 2001, Proceedings of The New York
Academy Science Press, 2001
Das Buch gliedert sich in vier Teile. Im ersten Teil
werden die Grundlagen und die wichtigsten Techniken der Beobachtung erläutert. Dazu gehören Informationen von echtem praktischem Nutzwert, die
in vielen anderen Büchern zu kurz kommen, wie
Tabellen zur Maximalvergrößerung, sinnvolle Okularsätze für kleine Teleskope und deren Leistungsvermögen, Auswahl des Beobachtungsstandortes,
Starhopping, indirektes Sehen und die Verwendung
von Filtern. Der zweite Teil beschreibt die physikalische Natur der einzelnen Typen von Deep-SkyObjekten. Bereits hier finden sich für die einzelnen
Objektklassen Tabellen besonders lohnender Mitglieder, z.B. Galaxiengruppen für mittlere Fernrohre und Sternhaufen mit markanten farbigen Mitgliedern. Der dritte Teil ist der Hauptteil des Buches, hier werden 300 der schönsten Objekte des
Nord- und Südhimmels einzeln beschrieben. Dabei
geht es vor allem um den visuellen Eindruck mit
Feldstecher und Teleskop. Die Auswahl geht über
die bekannten Messier-Objekte hinaus und liefert
viele lohnenswerte Anregungen für eigene Beobachtungen sowie herausragende Eigenschaften der
beschriebenen Objekte. Der vierte Teil, ein Objektindex, der nach Katalognummer oder Eigennamen sortiert ist, ergänzt die Beschreibungen und
ermöglicht es, zu jedem Namen oder jeder Nummer
eines Objektes schnell die zugehörige Beschreibung
zu finden.
Andreas Domenico
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2001
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buchbesprechungen
Sterne und Weltraum Spezial 6 Gravitation“,
”
05.2001, Verlag Sterne und Weltraum, Hüthig
GmbH & Co. KG, Heidelberg, DM 16,80, ISBN
3-87983-979-X
Mit Gravitation“ hat Sterne und Weltraum“ das
”
”
sechste Spezial vorgelegt. Und ein sehr interessantes dazu. Letztenendes ist die Gravitation die bestimmende Kraft im Universum. Sie hält die Planeten auf ihren Bahnen, bestimmt die Struktur des
Universum und seine Zukunft.
So lernt der Leser, daß die Planeten nicht von
der Gravitation auf eine Bahn gezwungen werden,
sondern aus ihrer Sicht immer geradeaus fliegen.
Dabei folgen sie allerdings einer Verzerrung des
Raum-Zeit-Kontinuums, die für uns die Planentenbahn wie eine Ellipse aussehen läßt. Durch Massen (Planeten, Sterne, Galaxien) wird das RaumZeit-Kontinuum verzerrt, ein Effekt, der sich dann
auch wieder auf Massen auswirkt. Um dies nachvollziehen zu können, werden die Unterschiede der
Gravitationstheorie Newtons und der allgemeinen
Relativitätstheorie Albert Einsteins dargelegt. Das
hört sich jetzt alles kompliziert an, wird aber gut
und einfach erklärt.
Jedoch: Zum einen hätte ich mir an einigen Stellen
etwas detailliertere Erklärungen gewünscht, zum
anderen finden sich gleich zu Beginn des Heftes vier
Artikel über Gravitationswellen. Deren Inhalt wiederholt sich teilweise — insbesondere taucht der
Doppelquasar PSR1913+16 derart oft auf, daß er
einem schon fast auf die Nerven geht. OK, an diesem Objekt wurden Gravitationswellen zum ersten
mal indirekt nachgewiesen, das weiß der Leser aber
auch nach dem ersten Artikel.
Das Sonderheft enthält sehr interessante Artikel
z.B. über den Mechanismus, der einen Stern bei einer Supernova zerreißt, über kollidierende schwarze
Löcher, Gravitationslinsen, die Strukturbildung im
Universum, Dunkle Materie und überlichtschnelle
Raumschiffantriebe (Warp-Drive). Ein Artikel über
Elementarteilchen und kosmische Strings ist ebenfalls im Heft enthalten, gerade hier habe ich tiefergehende Informationen vermißt.
Insgesamt ein sehr gutes Sonderheft, das äußerst
lesenswert ist! Der Leser bekommt einen faszinierenden Einblick in Wirkungsweise der Gravitation.
Darüber hinaus — und das finde ich noch spannender — wird gezeigt, daß Raum und Zeit nicht
so unabhängig und linear sind, wie wir das aus unserem täglichen Leben ableiten.
Bernd Scharbert
Überregionale Astronomische Veranstaltungen
von Yasmin A. Walter
Datum
11.–18.08.2001
Veranstaltung/Kontaktadresse
6. Internationale Astronomiewoche Arosa
Informationen: www.astro.arosa.ch
Volkssternwarte Schanfigg Arosa
Ort
Arosa/Schweiz
17.–19.08.2001
Starparty auf dem Gurnigel
Informationen: www.starparty.ch
Gurnigelpass, Berner Alpen
02.09.2001
Tag der offenen Tür
der Walter Hohmann-Sternwarte
Informationen:
www.walter-hohmann-sternwarte.de
Essen
Die nächsten Vorträge in der Sternwarte Darmstadt
Datum
Samstag, 15.09.2001, 20:00 Uhr
Samstag, 27.10.2001, 20:00 Uhr
Samstag, 24.11.2001, 20:00 Uhr
Thema
Unsere kosmische Nachbarschaft (Bernd Scharbert)
Supernovae und Schwarze Löcher (Yasmin A. Walter )
Wie funktioniert Raumfahrt? (Bernd Scharbert)
Mitteilungen Volkssternwarte Darmstadt Nr. 4/2001
23
Volkssternwarte Darmstadt e.V., Am Blauen Stein 4, 64295 Darmstadt
POSTVERTRIEBSSTÜCK
. . . . . . . .Veranstaltungen und Termine. . . . . . . .Juli / August 2001. . . . . . . .
donnerstags ab
19:30
Leseabend und Übungen an den Fernrohren
sonntags ab
10:00
Sonnenbeobachtung mit Gesprächen über astronomische Themen
Freitag,
06. 07.
21:00
Astro-Fotografie
Donnerstag,
19. 07.
20:30
Redaktionssitzung
Freitag,
20. 07.
21:00
Astro-Fotografie
Donnerstag,
26. 07.
20:30
Vorstandssitzung
ab Montag,
bis Freitag,
30. 07.
03. 08.
10:00
Astro Jugendwoche 2001
Samstag,
04. 08.
Freitag,
10. 08.
Sonntag,
12. 08.
Freitag,
17. 08.
21:00
Astro-Fotografie
Donnerstag,
23. 08.
20:30
Vorstandssitzung
Freitag,
24. 08.
19:00
Astro-Jugend
Planetariumsfahrt zur Astro Jugendwoche
19:00
Astro-Jugend
Redaktionsschluss Mitteilungen 5/2001
Sommerpause: Im Juli und August finden keine Öffentlichen Vorträge auf der Sternwarte statt.
Die Termine der nächsten Vorträge finden Sie — zusammen mit weiteren, überregionalen Veranstaltungshinweisen — auf Seite 23 in diesem Heft.
Unsere Termine im Internet: www.vsda.de
Volkssternwarte Darmstadt e.V.
Observatorium Ludwigshöhe: Geschäftsstelle:
Auf der Ludwigshöhe 196
Am Blauen Stein 4
Telefon: (06151) 51482
64295 Darmstadt
email: [email protected]
Telefon: (06151) 130900
http://www.vsda.de
Telefax: (06151) 130901
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