4.3.2-Höhlen und Stollen bei Olsberg und Bestwig

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Unterlage 12
Anhang 4.3
Artensteckbriefe der relevanten Arten des
Natura 2000-Gebietes DE-4616-304 Höhlen und
Stollen bei Olsberg und Bestwig
Stand August 2006
Projekt-Nr.:
1244-00-W
Auftraggeber:
Landesbetrieb Straßenbau NRW,
Regionalniederlassung Sauerland Hochstift
Projekt:
Neubau der L 776 Nuttlar/Evenkopf - Zubringer A 46 (B 480n)
Gegenstand:
Landschaftspflegerischer Begleitplan
Datum:
November 2011
planungsbüro schumacher
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Artensteckbriefe der relevanten Arten des Natura 2000-Gebietes
DE-4616-304 Höhlen und Stollen bei Olsberg und Bestwig
Inhaltsverzeichnis
Seite
Vögel
Uhu (Bubo bubo) ............................................................................. 2
Säugetiere
Bechsteinfeldermaus (Myotis bechsteini) ........................................ 4
Teichfeldermaus (Myotis dasycneme) ............................................. 6
Großes Mausohr (Myotis myotis)..................................................... 7
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Artensteckbriefe der relevanten Arten des
Natura 2000 Gebietes DE-4616-304
Höhlen und Stollen bei Olsberg und Bestwig
Vögel
Uhu (Bubo bubo)
Schutzstati
VSRL-Art-Code: A 215
Anh. I
RL BRD: gefährdet
RL NW: gefährdet, von Naturschutzmaßnahmen abhängig
RL NRW, Sauer-/Siegerland: stark gefährdet, von Naturschutzmaßnahmen abhängig
Bestand
Nach BAUER (2002) kommen im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland ca. 660 bis 780
Brutpaare vor. Der Uhu ist in Nordrhein-Westfalen mit 160 Brutpaaren (Stand 2004) vertreten. Der Vogel war Anfang der 1960-iger Jahre ausgerottet. Ab 1965 erfolgte eine erfolgreiche Wiederbesiedelung durch Aussetzungsprojekte, begleitet mit Schutzmaßnahmen. Seither steigt der Brutbestand kontinuierlich an.
Verbreitung im Plangebiet und dessen Umfeld
Für das Plangebiet und dessen Umfeld liegen keine Meldungen über das Vorkommen vom
Uhu vor.
Wanderung
Der Uhu ist ein ganzjähriger Standvogel. Die Altvögel sind meist orts- und reviertreu, Jungvögel wandern selten bis zu 300 km ab.
Biotop
In Mitteleuropa ist eine reich gegliederte, mit Felsen durchsetzte Landschaft das typische
Uhubiotop. Besiedelt werden felsenreiche Wälder sowie Steinbrüche. Die Jagdgebiete sind
bis zu 38 km² groß. Die Entfernung zwischen Nahrungshabitat und Nistplatz beträgt meist
weniger als 5 km. Als Brutplätze werden Felswände und Steinbrüche ausgewählt, es sind
aber auch Baum- und Bodenbruten, vereinzelt auch Gebäudebruten bekannt. Wichtig ist ein
freier Anflug zum Nest.
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Nahrung
Der Uhu ist ein Pirsch- und Ansitzjäger. Die Nahrung besteht aus Säugetieren, wie z.B. Ratten, Mäusen, Igel, gelegentlich auch Kaninchen und Hasen sowie aus Vögeln, von Singvogel- bis zur Greifvogelgröße. Der Uhu ist auch in der Lage, den Mäusebussard zu schlagen.
Siedlungsdichte
In Abhängigkeit vom Habitat- und Nahrungsangebot kann die Populationsdichte mehr als
5 Brutpaare pro 100 km² betragen. Meist ist die Populationsdichte jedoch deutlich geringer.
Fortpflanzung
Die Fortpflanzungszeit reicht von März bis Juni. Die Regel bildet eine Jahresbrut.
Sterblichkeit / Alter
Die Sterblichkeit liegt im ersten Jahr bei 70 %, später bei 20 %. Freilebende Uhus wurden
mit 19 Jahren erfasst, wobei Schätzungen von 20 bis 30-jährigen Altvögeln liegen vor.
Feindverhalten / Störungen
Empfindliche Störungen sind für den Uhu der Straßen- und Eisenbahnverkehr, Ausflugsbetriebe in der Nähe der Brutfelsen sowie die Verdrahtung der Landschaft. Über
die Fluchtdistanzen liegen keine offiziellen Daten vor.
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Säugetiere
Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteini)
Schutzstati
VSRL-Art-Code: 1323
Anhang II + IV
RL BRD: gefährdet
RL NW: stark gefährdet
Bestand
Die Bechsteinfledermaus ist in Deutschland weit verbreitet, mit einem Verbreitungsschwerpunkt in Baden-Württemberg und Nordbayern. In Nordrhein-Westfalen ist sie stark gefährdet.
Die wenigen Vorkommen liegen in den Mittelgebirgsregionen und deren Randlagen. Insgesamt sind in Nordrhein-Westfalen 8 Wochenstubenkolonien sowie 2 bedeutende Schwarmquartiere bekannt (Stand 2005).
Verbreitung im Plangebiet und dessen Umfeld
Für das Plangebiet und dessen Umfeld liegen keine Meldungen über das Vorkommen von
Bechsteinfledermäusen vor.
Wanderung
Kurzstreckenwanderer, der zwischen Sommer- und Winterlebensraum maximal 35 / 43 km
zurücklegt. Der Bezug der Wochenstuben in den Sommerquartieren findet ab Ende April bis
Anfang Juli statt. Die Sommerquartiere werden von August bis September aufgelöst, wobei
dann Jungtiere oder Jungtiergruppen Zwischenquartiere aufsuchen können. Der Bezug der
Winterquartiere findet ab etwa Mitte August bis Oktober statt. Von Oktober bis Januar kann
witterungsabhängig der Winterschlaf einsetzen, der bis in den März / April dauert.
Biotop
Die Bechsteinfledermaus ist eine typische Waldfledermaus mit sehr hoher Orts- und Lebensraumtreue. Sie bevorzugt strukturreiche mehrschichtige, teilweise feuchte Laub- und Mischwälder mit einem hohen Altholzanteil. Untergeordnet findet man sie auch in Kiefern- und
Fichten-Kiefernwäldern, parkartigen Offenlandbereichen sowie Parkanlagen oder Gärten. Sie
meidet unterwuchsfreie Hallen- und Alterswälder. Die Jagdreviere weisen je nach Habitatqualität Größen zwischen 3 und 100 ha auf. In ausgesprochen schlechten Habitaten können
die Reviere bis 600 ha Größe annehmen. Im Revier liegt der Radius zwischen Nahrungshabitat und Quartier 500 bis 1.500 m. Außerhalb von Wäldern werden Jagdgebiete über traditionell genutzte Flugrouten erreicht. Die Männchen schlafen in der Regel einzeln, oftmals in
Spalten hinter abstehender Baumrinde. Die Weibchen suchen Quartiere auf (siehe Fortpflanzung). Als Winterquartiere werden oft unterirdische Habitate wie Höhlen, Stollen, Keller,
Brunnenschächte angenommen. Es wird unterstellt, dass ein Großteil der Tiere in noch un-
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bekannten Winterquartieren überwintert, wobei hier auch möglicherweise Baumhöhlen angenommen werden. Bevorzugt werden als Winterquartier feuchte Standorte mit einer Temperatur zwischen 3 bis 7 °C.
Nahrung
Die Bechsteinfledermaus ist ein geschickter, wendiger, allerdings relativ langsamer Flieger,
die auch in der Lage ist, Rüttelflüge durchzuführen. Im Jagdverhalten meidet sie größere
Höhen über 5 m. Sie jagt auch im freien Luftraum aber überwiegend vegetationsnah, wo sie
ihre Beutetiere von Blättern und vom Boden aufsammelt. Sie erfasst ihre Beute nicht mit Ultraschall sondern über ihre Ohren. Sie gehört damit zu den Fledermausarten, die nachweisbar passiv akustisch detektieren. Zur Nahrung gehören Tag- und Nachtschmetterlinge, Zweiflügler, Laufkäfer, Waldschaben, Zikaden, Köcherfliegen, Raupen, Ohrwürmer, Spinnen,
Weberknechte, Hundertfüßler. Die Entfernung zwischen Quartier und Jagdgebiet kann bis zu
3 km betragen. Die Distanzen betragen aber meist nur wenige 100 m.
Siedlungsdichte
Die Populationsdichte schwankt nach Angaben aus Bayern zwischen 0,7 bis 16 adulten
Weibchen auf 100 ha. Im Durchschnitt weisen die Weibchenwochenstuben 10 bis 30 Individuen auf, die Männchen nehmen einzelne Sommerquartiere in Anspruch. In den Winterquartieren sind Einzeltiere oder kleinere Gruppen bis ca. 11 Individuen die Regel.
Fortpflanzung
Alle 1 bis 2 Jahre wird ein Junges zur Welt gebracht. Häufig bilden mehrere Wochenstuben
einen gemeinsamen Wochenstubenverband. Zusätzlich werden die Quartiere alle 2 bis 3
Tage gewechselt, sodass zur Reproduktion die Tiere auf ein hohes Quartierangebot im
Quartierwald angewiesen sind. Bechsteinfledermäuse nehmen jedoch auch Fledermausund Vogelkästen als Quartier an. Zum Teil werden diese wegen der höheren Innentemperatur während der Aufzucht der Jungen präferiert.
Sterblichkeit / Alter
Bekanntes Höchstalter: 21 Jahre.
Feindverhalten / Störungen
Fledermäuse stehen generell an der Nahrungsspitze. Natürliche Feinde sind kaum gegeben.
Fledermäuse werden gelegentlich durch Eulen, Marder oder Hauskatzen gejagt. Die
Bechsteinfledermaus ist gegenüber Lichtimmissionen indifferent. Inwieweit Lärm, z.B. durch
Straßenverkehr, das Jagdverhalten beeinflusst, ist wissenschaftlich zurzeit noch nicht geklärt. Präventiv muss davon ausgegangen werden, dass Straßenverkehrsgeräusche die Geräusche von Beutetieren maskieren, sodass verlärmte Nahrungshabitate in ihrer Funktion
stark beeinträchtigt werden.
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Teichfeldermaus (Myotis dasycneme)
Schutzstati
VSRL-Art-Code: 1318
Anhang II + IV
RL BRD: Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt
RL NW: gefährdeter Durchzügler
Bestand
Die Teichfledermaus ist in Nordrhein-Westfalen sehr selten. Sie kommt überwiegend als
Überwinterer in die Gebiete, wobei in den vergangenen Jahren auch vereinzelt übersommernde Männchenkolonien, vor allem im nördlichen Westfalen festgestellt wurden.
Verbreitung im Plangebiet und dessen Umfeld
Für das Plangebiet und dessen Umfeld liegen keine Meldungen über das Vorkommen von
Teichfledermäusen vor.
Wanderung
Die Teichfledermaus ist ein Mittelstreckenwanderer, die Entfernungen zwischen ca. 100 und
330 km zwischen Sommer- und Winterquartier zurücklegt. Ihre Sommerquartiere liegen in
den Niederlanden und Nordwestdeutschland. Der Bezug der Wochenstuben findet ab etwa
Anfang März bis Ende Mai statt. Die Auflösung der Sommerquartiere reicht von Mitte Juli bis
Ende August. Nutzungen von Zwischenquartieren sind bekannt. Im Herbst und im Frühjahr
ist Paarungszeit. Der Bezug der Winterquartiere erfolgt ab September bis Dezember. Das
Verlassen der Winterquartiere erfolgt ab Mitte März bis Mitte April.
Biotop
Die Teichfledermaus ist eine Gebäudefledermaus, die gewässerreiche, halb offene Landschaften im Flachland besiedelt. Als Jagdgebiete werden große, stehende oder langsam
fließende Gewässer mit einer freien Wasseroberfläche bevorzugt. Seltener findet man sie an
Waldrändern oder über Offenlandbereichen. Die Jagdgebiete werden über traditionelle Flugrouten, z.B. entlang von Hecken oder kleineren Gewässern erreicht und liegen innerhalb
eines Radius von ca. 10 bis 15, max. 22 km um die Quartiere. Als Wochenstuben suchen die
Weibchen Quartiere in und an alten Gebäuden, Dachböden, Spalten im Mauerwerk oder
Hohlräumen hinter Verschalungen auf. Wochenstubenkolonien der Weibchen können zwischen 50 und 300 Tiere umfassen, während die Männchen einzeln oder in kleineren Männchenkolonien von ca. 30 bis 40 Tieren anzutreffen sind. Auch hier werden Gebäudequartiere
bevorzugt. Außerdem werden Baumhöhlen, Fledermauskästen oder Brücken angenommen.
Als Winterquartiere werden unterirdische Verstecke wie Höhlen, Stollen, Brunnenschächte
oder Eiskeller bevorzugt. Dabei werden frostfreie Standorte mit hoher Luftfeuchtigkeit und
Temperaturen zwischen 0,5 und 7 °C präferiert. Die Tiere hängen einzeln oder in kleinen
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Clustern (Gruppen mit max. 20 Tieren) frei an Decken und Wänden oder verstecken sich in
Spalten und Löchern.
Nahrung
Der Jagdflug erfolgt in schnellem, geradlinigem Flug in ca. 10 bis 60 cm Höhe über der Wasseroberfläche. Die Hauptnahrung besteht aus Zuckmücken, deren Larven sowie aus Köcherfliegen, untergeordnet Schmetterlingen und Käfern. Sie jagt aber auch zum Teil über Wiesen
und Äckern.
Siedlungsdichte
Wochenstubenkolonien von Weibchen können 50 bis 300 Tiere umfassen. Männchenkolonien liegen zwischen 30 und 40 Tieren. Sie halten sich jedoch auch einzeln auf. In den Winterquartieren sind maximal 20 Tiere die Regel. Massenquartiere bilden die Ausnahme.
Fortpflanzung
In der Regel 1 Junges pro Fortpflanzungssaison, wobei Zwillingsgeburten möglich sind. Geburtszeit ist die erste Junihälfte (in den Niederlanden). Die Säugezeit beträgt ab Geburt ca.
30 bis 40 Tage.
Sterblichkeit / Alter
Die Lebenserwartung freilebender Tiere wird im Schnitt mit 13 Jahren angegeben. Das bekannte Höchstalter wurde mit 20,5 Jahren erreicht.
Feindverhalten / Störungen
Gegen Lichtimmissionen und verkehrsbedingten Schadstoffimmissionen ist die Art weitgehend indifferent. Eine akustische Maskierung beim Beutefang ist aufgrund der Nutzung des
Ultraschalls weitgehend auszuschließen. Die Tiere reagieren relativ empfindlich gegenüber
Zerschneidungen ihrer räumlichen Orientierungspunkte, wie Bachverläufe, Hecken, etc.
Großes Mausohr (Myotis myotis)
Schutzstati
VSRL-Art-Code: 1324
Anhang II + IV
RL BRD: gefährdet
RL NW: stark gefährdet
Bestand
Im Bergland ist die Art mittlerweile in weiten Teilen vorhanden. Aus der Westfälischen Bucht
sind dagegen deutlich weniger Vorkommen bekannt. Am Niederrhein und in der Kölner
Bucht fehlt sie weitgehend. In Nordrhein-Westfalen existieren mindestens 14 Wochenstuplanungsbüro schumacher
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benkolonien mit insgesamt 2.200 Weibchen sowie mehr als 50 Winterquartiere mit insgesamt ca. 700 Tieren (Stand 2004).
Verbreitung im Plangebiet und dessen Umfeld
Für das Plangebiet und dessen Umfeld liegen keine Meldungen über das Vorkommen des
Großen Mausohrs vor.
Wanderung
Überwiegend Kurzstreckenwanderer, der zwischen Sommer- und Winterquartier in der Regel
Strecken unter 50 km zurücklegt. Es sind aber auch Wanderungsstrecken von über 300 km
bekannt.
Biotop
Das Große Mausohr ist eine Gebäudefledermaus. Sie bevorzugt strukturreiche Landschaften
mit einem hohen Wald- und Gewässeranteil. Die Jagdgebiete liegen überwiegend in geschlossenen Waldgebieten, wo sie Laubwälder mit geringer Kraut- und Strauchschicht und
einem hindernisfreien Luftraum in 2 m Höhe bevorzugt. Seltener werden auch andere Waldtypen oder kurzrasige Offenlandbereiche bejagt. Die individuellen Jagdgebiete der sehr
standorttreuen Weibchen sind nur 30 bis 35 ha groß. Die Aktionsdistanz der Tiere liegt zwischen 4 und 17 km, maximal können 25 km zwischen Quartieren und Jagdgebieten zurückgelegt werden. Das Aufsuchen der Jagdreviere erfolgt über traditionell genutzte Flugrouten
entlang linearer Landschaftselemente. Die Wochenstuben der Weibchen befinden sich in der
Regel in geräumigen Dachböden, z.B. von Kirchen, Klöstern, Schlössern und anderen großen Gebäuden. Die Standorte müssen frei von Zugluft und ohne Störungen sein. Die Tiere
hängen im Firstbereich in großen Clustern zusammen und können sich bei sehr warmer Witterung auch vereinzeln. Große Kolonien bestehen meist aus 20 bis 300 Weibchen, zu denen
sich auch bisweilen junge Männchen gesellen. Die älteren Männchen hängen oft einzeln
oder in kleinen Gruppen in Dachböden, Baumhöhlen oder Fledermauskästen. Als Winterquartiere werden unterirdische Verstecke in Höhlen, Stollen, Eiskellern, Festungsanlagen,
Brunnenschächten und ähnliche Habitate aufgesucht. Bevorzugte Wärmebereiche liegen
zwischen 2 °C und 10 °C mit hoher Luftfeuchte. Die Tiere hängen hier als Einzeltiere oder in
Clustern frei an der Decke, an Wänden oder verstecken sich in Spalten. Zwischen Sommerund Winterquartier werden auch Zwischenquartiere angenommen. Es handelt sich insbesondere um Dachböden, Höhlen und Stollen, vor allem während der Schwärmzeit. Es werden jedoch auch Baumhöhlen und Fledermauskästen angenommen.
Nahrung
Das Große Mausohr jagt seine Beute wahrscheinlich ohne Ultraschall mit bloßem Gehör. Die
Nahrung besteht vor allem aus Großinsekten, insbesondere Laufkäfern, außerdem aus anderen Käferarten, Spinnen, Laubheuschrecken, Schmetterlingen und Zweiflüglern.
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Siedlungsdichte
Die weiblichen Tiere kommen überwiegend in größeren Kolonien mit 20 bis 300 Individuen,
die männlichen Tiere einzeln oder in kleineren Gruppen vor.
Fortpflanzung
Die Geburtszeit reicht von Ende Mai bis Anfang Juli. Es wird in der Regel ein Junges pro
Fortpflanzungssaison geboren. Selten Zwillinge. Die Säugezeit beträgt bis zu 9 Wochen.
Sterblichkeit / Alter
Das Durchschnittsalter liegt bei Freilandtieren zwischen 4 und 5 Jahren. Das bekannte
Höchstalter beträgt 22 Jahre.
Feindverhalten / Störungen
Die Art ist gegenüber Lichtimmissionen indifferent. Störungen im Bereich der Quartiere, insbesondere den Wochenstuben, sollten vermieden werden. Es ist ferner möglich, dass Verkehrs- oder anderer Lärm zu Beeinträchtigungen des Jagderfolges führen kann. Ferner ist
die Zerschneidung von Leitstrukturen, die die Tiere zur Orientierung auf dem Weg zwischen
Quartier und Nahrungshabitat benötigen, von erheblichem Ausmaß.
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