All-Wissen Susanne M. Hoffmann Wieviele Sterne gibt es? Weißt du, wieviel Sternlein stehen... singt bereits ein Volkslied unter der Annahme, dass ihre Zahl für Menschen nicht messbar sei. In einer klaren Nacht wölbt sich der Sternhimmel über uns und beflügelt die Gedanken. Mit seiner ruhigen Stetigkeit dreht er sich seit Jahrtausenden immer im gleichen Takt. Die fernen Sterne werden von zahlreichen Poeten besungen: Doch wie fern sind sie eigentlich, die Sterne? Und sind es überhaupt alles Sterne, die wir da sehen? Foto aus Internet Mitnichten! Klar, die meisten Lichtpünktchen sind tatsächlich Sterne, also entfernte Sonnen. Neben diesen „echten Sternen“ gibt es aber auch Planeten und sehr weit entfernte Sternhaufen, Galaxien u.a., das wir mit bloßem Auge am Himmel sehen können. Aber wie kann man das unterscheiden? Die Worte Sterne und Sonne sind in der Astronomie synonym, d.h. Sterne sind ferne Sonnen und die Sonne ist ein Stern. Von den Planeten unterscheidet sie, dass sie selbst durch Kernfusion Energie erzeugen. Im Inneren brennt also ein „Ofen“, dessen Wärme und Licht an der Oberfläche abgesstrahlt werden. Planeten hingegen werden nur angeleuchtet. Sie reflektieren das Licht ihres Sterns und erzeugen selbst kein Licht. Mit dem bloßen Auge sehen wir also Planeten unseres Sonnensystems neben Sternen als sehr weit entfernte Sonnen. Beides sind nur Pünktchen für unsere Augen, aber der Planet ist vielleicht einige Lichtminuten entfernt, während der Stern einige Lichtjahre, -jahrhunderte oder -jahrtausende weit weg ist. Mit dem Teleskop sehen wir dann vielleicht neben so einem Pärchen noch eine Galaxie, die ein paar Lichtjahrmillionen entfernt ist: All das steht nebeneinander am Himmel und man sieht ihm seine Entfernung nicht an. Was wir über diese Objekte trotzdem wissen und woher wir es wissen, davon handelt dieses Büchlein. 1 Sternenhimmel in der Nacht hast mich um den Schlaf gebracht hast mich behutsam fasziniert und aufs Neue inspiriert. Wieviele Sterne kann man sehen? (Dalena) Mit dem bloßen Auge sehen wir grob 3000 Sterne am Nachthimmel - aber nur dann, wenn der Himmel wirklich nicht von Wolken getrübt ist und auch kein Mondlicht oder Straßenbeleuchtung den Himmel aufhellt. In modernen, europäischen Großstädten sind aufgrund der Himmelsverunreinigung durch Luft- und Lichtverschmutzung oft nur einige zehn Sterne sichtbar. 2 Wieviele Sterne gibt es? Im Universum hat die Materie, die wir sehen nur einen geringen Anteil (etwa 4 %). Sie ist in nicht gleichmäßig verteilt, sondern gruppiert sich entlang von Filamenten (links unten im Bild), die wir am Rechner als leuchtende Strukturen abbilden können. Schauen wir etwas genauer hin, sehen wir, dass sich diese Filamente aus zahlreichen Galaxienhaufen zusammensetzen, welche wiederum aus vielen Galaxien bestehen. Insgesamt schätzt man die Anzahl der Galaxien im Universum auf 125 Milliaren. Unsere Heimatgalaxie heißt Milchstraße und ist Teil des so genannten Virgo-Clusters. Der Haufen trägt diesen Namen, weil wir die anderen Galaxien der Gruppe im Sternbild Jungfrau (Virgo) am Nachthimmel sehen. Jede Galaxie besteht aus Milliarden von Sternen, von denen einige wiederum Belgeiter haben wie die Erde. Planeten sind sicher keine Rarität im Universum und seit 1992 finden wir sie auch bei anderen Sternen. Im Kleinen kann man diese Struktur sicher noch beliebig fortsetzen: Auf der Erde gibt es Steine, die aus Molekülen, Atomen, Elementarteilchen ... bestehen. All diese kleinen und großen Strukturen stellt dieses Büchlein vor. 3 4 Was sind Sterne? Grafik bitte überarbeiten Sterne im Sinn der Wissenschaft definiert man danach, woher die Himmelskörper ihre Energie bekommen: Sterne erzeugen das Licht, das sie aussenden, durch Kernfusion selbst. Im Inneren eines Sterns ist es also sehr heiß und es herrscht ein immenser Druck, damit dort Wasserstoffatomkerne (Protonoen) zu Heliumatomkernen verschmolzen werden können. Unsere Sonne beispielsweise ist ein typischer Stern mittleren Alters und praktischerweise ist sie nah an der Erde. Daher können wir an ihr exemplarisch verstehen, wie Sterne sind: Ihren Aufbau stellen wir uns in drei Schichten vor: Im Kern wird Energie erzeugt, die sich dann zunächst in der Strahlungszone ungehindert ausbreitet. Da der Druck nach außen hin abnimmt, sinkt auch die Temperatur, denn Temperatur ist ein Maß für die Geschwindigkeit der Teilchen. Ist diese klein genug, rekombinieren die Protonen und Elektronen zu Atomen, so dass sie das Licht absorbieren können. Zwar sendet ein Atom das verschluckte Licht dann auch prompt wieder aus, allerdings ist es ja immernoch sehr schnell und inzwischen ein Stück weiter geflogen – und zwar in eine beliebige Richtung, also vielleicht auch gen Kern und damit weg von der Oberfläche. Daher wird das Licht in dieser so genannten Konvektionszone auf- und abwärts getrieben, weil es hier mit der Materie mitgerissen wird. Manches Lichtteilchen verweilt Jahrtausende in diesem Bereich, bevor es zur „Oberfläche“ gelangt, von wo aus es sich frei ins Weltall ausbreitet. Die Korona ist jedoch so dünn (etwa ein Millionstel der Erdatmosphäre), dass wir durch sie hindurchschauen können. Wir sehen sie nur bei totalen Sonnenfinsternissen als Kranz um die verfinsterte Sonnenscheibe. Daher hat sie ihren Namen: das lateinische Wort für Krone. [Foto: Axel Mellinger, 1999] Die Oberfläche der Sonne heißt Photosphäre (grch.: Lichtkugel), weil aus ihr das Licht zu kommen scheint. Obwohl die Sonne durch und durch aus Gas ist, können wir durch die Photosphäre nicht hindurch schauen: Alles, das darunter liegt, sehen wir nicht. Die Photosphäre ist der kühlste Bereich eines Sterns. In der darüber liegenden stellaren Atmosphäre, der so genannten „Korona“ wird es wieder einige tausend Grad Celsius heißer. Was lernt man aus den Farben der Sterne? Die Farbe gibt unmittelbaren Schluss auf die Temperatur an der Sternoberfläche. Rote Sterne sind die kühlsten (3000 K), orangefarbene und gelbe etwas wärmer und weiße und blaue Sterne die heißesten (30000 K). Wenn wir allein die Sonne betrachten, so gilt auch auf ihrer Oberfläche: je dunkler etwas erscheint, desto kühler ist es. Sonnenflecken sind "nur" 4000 K warm, was weniger ist als die 6000 K, die wir normalerweise an der Oberfläche sehen. Darum erscheinen sie im Vergleich dunkler. 6 Was sind Sterne? Viele Geschwister der Sonne sind kühler oder heißer als unser Stern. Ihre Temperaturen können wir aus ihrer Farbe ablesen: Kühle Sterne strahlen weniger Energie ab, d.h. ihr Licht ist weniger energiereich, was sich in einer größeren Wellenlänge äußert. Unsere Augen sehen es daher röter als das der heißen Sterne, die mehr energiereiches blaues Licht aussenden. Foto aus Internet Im Sternbild Orion sehen wir quasi direkt nebeneinander mehrere verschiedene Sterntypen: Beteigeuze oben links ist ein Roter Riesenstern mit einer Oberflächentemperatur von ca. 4000 K. Ihr Pendant ist der Blaue Riesenstern Rigel (unten rechts), der ca 10000 K warm ist. Die Gürtelsterne in der Mitte sind ähnlich heiße Sterne mittlerer Größe; Alnitak (linker Gürtelstern) ist beispielsweise ein O-Stern und damit einer des seltenen heißesten Typs. 7 Der rosarote Fleck in der Mitte ist ein Wasserstoffnebel (eine so genannte HII-Region), in dem gerade junge Sterne geboren werden. Diesen Zusammenhang hat man erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts erkannt, als die beiden Astronomen Henry N. Russell und Ejnar Hertzsprung unabhängig voneinander den grundlegendsten Zusammenhang der Sternphysik fanden: das Hertzsprung-Russell-Diagramm (HRD). In diesem Schaubild sind die Leuchtkräfte der Sterne über ihren Oberflächentemperaturen dargestellt. Dabei fällt auf, dass sich die meisten Sterne entlang einer rüsselförmigen Diagonale ansiedeln und auch außerhalb dieser so genannten Hauptreihe auffällige Gruppen bilden. Hieran kann die Astronomie das Entwicklungsstadium ablesen: Die „erwachsenen“ Sterne sind auf der Hauptreihe, die alternden auf dem Riesenast rechts oberhalb dieser und der Sternenfriedhof ist unten links der Bereich der Weißen Zwerge (siehe nächste Seite). Im HRD können wir die Entwicklung eines Sterns verfolgen: Er wandert von rechts auf die Hauptreihe und verweilt dort einige Milliarden Jahre. Erst wenn der Wasserstoff im Innersten 9 aufgebraucht ist, entwickelt er sich weiter: Durch Zusammenziehen steigert er Temperatur und Druck im Zentrum, bis das Heliumbrennen zündet und den weiteren Kollaps aufhält. Da dies nicht so viel Energie liefert, verlässt er als Roter Riesenstern die Hauptreihe nach rechts oben. 8 Was bleibt von den Sternen? Normalerweise ist ein Stern als Gaskugel stabil, weil von innen die Strahlung nach außen drückt und somit dem Gravitationsdruck von außen entgegen wirkt. Dieser Gravitationsdruck besteht seit seiner Geburt aus einer interstellaren Gaswolke: Ein Stern wird dadurch geboren, dass sich eine Gaswolke (von denen es in einer Galaxie zahlreiche gibt) zusammenzieht. Nehmen wir an, dass solch eine Wolke zu kollabieren anfängt, dann gibt es im Weltraum zunächst nichts, das sie bremsen würde: sie fällt einfach zusammen. Ist das Zentrum dicht genug zusammengeklumpt, dann entwickelt es eine gravitative Anziehungskraft und beschleunigt sogar den Kollaps. Dadurch wird das Zentrum der Wolke immer dichter, weshalb die Temperatur im Inneren steigt bis sie hinreicht, um Kernfusion zu zünden. Dadurch wird Energie erzeugt, die nun nach außen drückt und (vorübergehend) den Kollaps aufhält. Diese stabilen Phasen werden immer kürzer, je älter der Stern wird, da der jeweilige Brennstoffvorrat bei jeder Phase kleiner ist. Sobald aber der „Ofen“ im Zentrum ausgeht, lässt der Strahlungsdruck nach und die Gravitation lässt die Gaskugel kollabieren. Dabei wird das Zentrum weiter aufgeheizt, und es können Heliumkerne zu höheren Elementen wie Kohlenstoff-, Stickstoff- und Sauerstoffkernen verschmolzen werden. Wenn auch das Helium aufgebraucht ist, gewinnt wieder kurzzeitig die Gravitation das stellare Armdrücken: das Zentrum kollabiert erneut, die Temperatur steigt und die Produkte des Heliumbrennens werden wiederum zu großen Kernen zusammengeschmolzen. Sternentwicklung können wir also auch betrachten als einen Jahrmilliarden währenden Gravitationskollaps einer Gaskugel, der von vorübergehenden stabilen Phasen unterbrochen ist. Je nach Ausgangsmasse des Sterns kann sich dieses Spiel unterschiedlich oft wiederholen. Die massereichsten Sterne erzeugen zum Schluss Eisenkerne. Danach bringt jedoch aus kernphysikalischen Gründen die Fusion keine weitere Energie mehr, so dass der Gravitationskollaps durch nichts mehr aufgehalten werden kann. Diese Greise unter den Sternen sind die Roten Riesen oder Roten Überriesen. In Ihrem Inneren ist der Wasserstoffvorrat verbraucht, wenngleich die äußeren Hüllen noch immer hauptsächlich aus Wasserstoff bestehen. Die äußerste Wasserstoffhülle wird schlussendlich explosionsartig abgestoßen, was man aufgrund eines Deutungsfehlers in alter Zeit Nova (neuer Stern) oder – je nach Sterngröße – Supernova (besonders heller neuer Stern) nennt. Was übrig bleibt ist also diese Gaswolke als Planetarischer Nebel und ein kleiner dichter Sternkern, ein Weißer Zwerg. 9 10 Was passiert am Schwarzen Loch? Ein Raumschiff am Rande eines Schwarzen Loches würde zunächst ohne Behelligung um es kreisen können. Auch wenn das Raumschiff auf das Schwarze Loch zu flieg, würden die Insassen zuerst nichts davon merken, dass man soeben in ein Schwarzes Loch fliegt (bevor man irgendwann von den Gezeitenkräften zermalmt wird, was übrigens gewissen Erkundungssonden auch bei den Gasplaneten in unserem Sonnensystem so erging, also nichts spezielles im Schwarzen Loch ist). Für außen stehende, ferne Beobachter sieht es allerdings so aus, als würde das Raumschiff in die Länge gezogen und gar nicht den Horizont überschreiten, hinter dem es kein Zurück mehr gibt. Das Besondere hier erleben die Insassen des Raumschiffs, sobald man versucht, den Umkehrschub zu zünden. Dann merkt man, dass man in der Falle sitzt: Es kann nämlich noch so schnell werden, sogar 99,9 % der Lichtgeschwindigkeit c wären noch nicht die benötigte Fluchtgeschwindigkeit. Und c kann Materie nicht erreichen oder überschreiten: das steht in den Gleichungen der Relativitätstheorie. Eine Rakete braucht von jedem Himmelskörper eine andere Fluchtgeschwindigkeit. Sie hängt davon ab, wieviel Masse der Himmelskörper hat und wie weit das Raumschiff vom Massenzentrum entfernt ist. Wenn es an der Oberfläche steht, dann ist diese Entfernung der Radius des Himmelskörpers. Bei einem Schwarzen Loch müsste das Raumschiff mit Lichtgeschwindigkeit oder schneller starten, um fortzufliegen. Das ist aber für jegliche Materie laut Relativitätstheorie unmöglich, weil für große Geschwindigkeiten die Masse des Raumschiffs bei der weiteren Beschleunigung wächst, was eine weitere Geschwindigkeitszunahme verhindert. 11 Was bleibt von den Sternen? Am Ende des Roten Riesenstadiums kollabiert der Stern unter seinem eigenen Gewicht und kein Strahlungsdruck kann ihn aufhalten, weil die Kernfusion keine Energie mehr liefern kann, sondern nur Energie verbraucht. Wird aber die Dichte im Zentrum sehr groß und der Druck von außen nicht weniger, dann bricht die gewohnte Struktur der Materie auf: Das erste stabile Stadium dieser entarteten Materie heißt Fermigas (nach dem Physiker Enrico Fermi) und kann für die meisten Sterne wieder einen stabilen Gasball herstellen, der allerdings nur noch durch seine Restwärme aus dem Kollaps „glüht“ und keine Energie mehr erzeugt: ein Weißer Zwerg. Bei sehr massereichen Sternen jedoch hält es dem Druck von außen nicht stand und dann werden sogar die Elektronen in die Atomkerne gepresst. Das Resultat ist eine reine Neutronenkugel, die dann wieder stabil ist: ein Neutronenstern. Im sehr seltenen Fall von supermassereichen Sternen kann es vorkommen, dass der Gravitationsdruck auf den Neutronenstern weiterhin dermaßen groß ist, dass die Kugel kollabiert. Dann kann aber nichts mehr diesen Kollaps aufhalten und irgendwann unterschreitet der Kugeldurchmesser den so genannten Schwarzschildradius (nach dem Astrophysiker Karl Schwarzschild). Ab dann können wir nichts mehr über die Zustände im Inneren der Kugel sagen und nennen sie deshalb Schwarzes Loch. Aufgrund einer Außenwirkung kann man dem Schwarzen Loch eine Masse, einen Radius und einen Drehimpuls zuordnen. Weil aber kein Licht und damit keine Botschaft aus ihm heraustreten kann, wissen wir nichts über das Innere. 12 Woher wissen wir, wie Sterne funktionieren? Es ist die große Herausforderung und gleichzeitig die große Chance der Astrophysik, dass unsere Studienobjekte so weit entfernt sind: Als beispielsweise die Biologie wissen wollte, wie ein Frosch aufgebaut ist, konnte man einen fangen und aufschneiden. Hinterher ist der Frosch allerdings tot, also das zu Erforschende zerstört. Zweites Beispiel: Wenn die Ethnologie ein neues Volk entdeckt und dessen Sitten und Bräuche erforschen will, schickt man ein Erkundungsteam hin, das sich mit den Menschen unterhält, deren Sprache und Kultur lernt. Dadurch findet allerdings immer ein Austausch statt, so dass man das zu Erforschende auch verändert. Ein zweites Erkundungsteam wird also nicht mehr die ursprüngliche Kultur vorfinden. Durch die großen Entfernungen in der Astronomie hat sich also die Physik sehr raffinierte Methoden ausgedacht, alles über die Sterne herauszufinden, ohne sie zu verändern oder zu zerstören. Wir können zwar leider nicht einfach hinfliegen und nachschauen, aber wir müssen es auch nicht, weil wir sehr vieles bereits aus der Ferne verstehen: wir lesen Temperatur, Größe, Alter, Geschwindigkeit und sogar große Begleiter (Planeten) durch Photometrie und Spektroskopie aus dem Licht der Sterne. Was würden wir also erst noch alles herausfinden, falls uns tatsächlich einmal eine Reise zu einem anderen Stern als der Sonne beschert sein sollte? Die Astronomie „seziert“ nicht die Himmelskörper selbst, sondern sie untersucht alles, das von ihnen zu uns kommt: das sichtbare Licht und andere elektromagnetische Strahlung – großteils mit Satelliten, weil außer Radiostrahlung fast alles von der Erdatmosphäre absorbiert wird und nicht bei unseren bodengebundenen Sternwarten ankommt. Schneiden wir aber das Licht eines Sterns auf (bzw: spalten wir es, bspw. mit einem Glasprisma), dann erhalten wir einen „Regenbogen“ (genannt Spektrum), aus dem wir die Temperatur, den Druck und die chemische Zusammensetzung an seiner Oberfläche ablesen können. Die Abbildung oben zeigt, dass wir in einem Spektrum, grob gesagt, die Farbe über der Helligkeit darstellen. Genau genommen schreibt man in der Physik unten die Wellenlänge oder Frequenz des Lichts und senkrecht die Intensität der Strahlung. Als Eselsbrücke erfanden amerikanische Studenten einen Merkspruch: "Oh, Be A Fine Girl, Kiss Me". (von hohen zu niederen Temperaturen) Auf deutsch antwortet man darauf: "Ordinäre Berufs-Astronomen Finden Gewöhnlich Komische Merksprüche." 14 Woher wissen wir, wie Sterne funktionieren? Im Grunde müssen wir eingestehen, dass die Antwort auf die Überschrift lauten muss, dass wir es gar nicht wissen. Allerdings sprechen alle Beobachtungen dafür, dass es so ist, weil man die Modelle der Theoretischen Physik stets mit den Beobachtungsdaten vergleicht und bei Bedarf anpasst. Beispielsweise kann man nur diejenige Temperatur an der Sternoberfläche direkt messen, die unmittelbar als Strahlung in Erscheinung tritt. Auf die Temperatur im Inneren kann man z.B. schließen, weil man weiß, welches Milieu für die Kernfusion von Wasserstoff zu Helium nötig ist. Außerdem kann man natürlich dagegen rechnen, wie heiß es innen sein muss, wenn man die Außentemperatur kennt. Wäre das hier Ausgerechnete zu wenig für die Fusion, dann wüsste man, das das Modell nicht stimmt. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts hatte man nicht verstanden, woher die Sonne ihre Energie bekommt, denn alle bis dato bekannten Energiequellen lieferten nicht genug Energie oder funktionierten nicht hinreichend lange, dass man sich die Sonne hätte erklären können. Die antike Theorie, dass die Sonne ein glühender Stein sei (Anaxagoras, 450 v. Chr.), war spätestens im 19. Jh. widerlegt, als man mithilfe der Spektralanalyse herausgefunden hatte, dass die Sonne aus Wasserstoff und Helium besteht. Ein Feuer will stets genährt sein und so musste ein Mechanismus entdeckt werden, der aus dem nachgewiesenen Material Energie erzeugen kann. Diese Entdeckung gelang bei der Erforschung der Kernphysik: Otto Hahn und Lise Meitner fanden, dass die Spaltung großer Atomkerne sehr viel Energie liefert. Noch mehr bringt das Verschmelzen kleiner Atomkerne wie Wasserstoffkernen zu Heliumkernen. 15 In der Stellarphysik modelliert man seit den 1960er Jahren mit Computern Sterne, indem man einer Gaskugel eine bestimmte Temperatur und Chemie gibt. Dann schaut man, welches Spektrum ein solches Objekt produzieren würde und vergleicht dieses „künstliche“, berechnete Spektrum mit einigen beobachteten Spektren echter Sterne. Im oben gezeigten Bild ist das rote das berechnete Spektrum für einen Stern besonders exotischen Typs (WR steht für WolfRayet-Sterne); die blaue Kurve ergibt sich aus echten Beobachtungsdaten. Man sieht, dass der grobe Verlauf übereinstimmt und die meisten Peaks der Beobachtung auch in der Rechnung auftauchen. So kann man also zuordnen, welcher Peak zu welchem chemischen Element gehört. Aus der Breite der Linien (Peaks) kann man den Druck und damit die Fallbeschleunigung an der Oberfläche ermitteln. Verantwortung im Umgang mit Wissenschaft Es ist ein sehr trauriges Kapitel in der Geschichte der Astrophysik: Kaum hatte man die lange ersehnte Erkenntnis, wie der "solare Ofen" funktioniert, prompt wurde sie ausgerechnet für militärische Zwecke technisch umgesetzt: Für die erste praktische Nutzung der Kernfusion hatte der Mensch nämlich keine bessere Idee, als den Bau der Atombombe. Glücklicherweise hat man mittlerweile auch Wege zur friedlichen Nutzung dieser starken Kraft gefunden, da insbesondere fusionsgetriebene Kernreaktoren konstruiert werden können. Einer ihrer Vorteile gegenüber Kernspaltungsreaktoren liegt darin, dass sie keinen radioaktiven Abfall produzieren. 16 Ein Planet ist ein Nichtfusor, der um einen Fusor kreist, also ein Objekt, das selbst keine Kernfusion hat und um einen Himmelskörper mit Kernfusion umläuft. Objekte ohne Kernfusion und von planetarer Masse, die nicht in einer Umlaufbahn sind, sondern frei durchs All surfen, heißen daher englisch Freefloater - oder ausführlicher: freefloating objects of planetary mass (freifliegende Objekte planetarer Masse). Woher kommen die Planeten? 9 Wie wir gelernt haben, entstehen Sterne beim Kollaps einer interstellaren Gaswolke. In so einer Wolke bewegen sich die Teilchen normalerweise kreuz und quer durchs Weltall, d.h. keineswegs geordnet ausschließlich gen Zentrum. Darum bleibt gleich am Anfang der Sterngeburt ein Restdrehimpuls übrig, der für eine Rotation der gesamten Wolke sorgt. Durch die dabei auftretenden Kräfte plattet die Wolke ab: In der Äquatorebene des werdenden Sterns bildet sich eine flache Gasscheibe aus, in der sich auch die schwereren Staubteilchen bewegen. Allmählich spiralisiert die Materie ins Zentrum. Doch würde die Fliehkraft ihn bald wieder zerreißen, wenn nicht ein erheblicher Anteil des Drehimpulses in der Scheibe bliebe. Dort klumpen nämlich auch die Staubflusen und Gasballen zusammen und bilden kleinere Gravitationszentren, die auf Umlaufbahnen um den Stern bleiben. Aus diesen Planetesimalen werden dadurch Planeten, dass sie auf ihren Umlaufbahnen immer mehr Material einsammeln. Schlussendlich bläst der junge Stern nach dem Zünden der Kernfusion den restlichen Staub und das restliche Gas fort. Dann bewegen sich die Planeten frei um den Stern, der selbst erst dann für außenstehende Beobachter (wie uns) sichtbar wird. In der Abbildung oben sehen wir nur den Gegenschein des Sternlichts in der Wolke, die ihn noch umgibt. Das Dunkle ist die Staubscheibe, in der Planeten entstehen (können). 17 Letztlich bleibt nur ein kleiner Rest an interplanetarem Material, das unaufhörlich auf die Planeten prasselt und auch ständig durch Mikroimpakte auf Kleinstkörpern wie Monden und Planetoiden neu angereichert wird. Foto aus Internet 18 Woher kommen die Planeten? Sind wir aus Sternenstaub? Im Universum gab es zuerst nur Wasserstoff und Helium. Alles andere Material, insbesondere unser In unserem Sonnensystem sind die festen Steinplaneten (Merkur, Venus, Erde, Mars) nahe an der Sonne und die Hauptbestandteil, der Kohlenstoff Gasriesen (Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun) weiter außen. und der Sauerstoff, den wir atmen, Früher erklärte man das ebenfalls aus der Entstehung des musste erst in Sternen ausgebrütet Sonnensystems und meinte, dass es normalerweise so sein werden. Wir sind also aus der Asche müsse wie bei uns, weil der schwerere Staub der dieser ersten Sterne. Anziehungskraft des Sterns ins innere Sonnensystem folge. Dass das Material aus den Sternkernen heraus ins Freie kam, Seitdem man aber Planeten um andere Sterne findet und also ist das Resultat von Novae bzw Vergleiche ziehen kann, wird deutlich, dass diese Supernovae. Ohne diese scheinbare Ordnung des Sonnensystems wohl doch nur dramatischen Vorgänge, die purer Zufall ist: In anderen Sonnensystemen gibt es Planeten aus ihrer Bahn werfen Gasriesen auf sehr engen Bahnen um ihren Mutterstern; können, gäb es uns also nicht. teilweise sind ihre Umlaufbahnen enger als die Merkurbahn um die Sonne. Die bewohnbare (habitable) Zone um einen Stern hängt vom Sterntyp ab. Für die Sonne liegt nur die Erde in diesem lebenermöglichenden Bereich; Mars ist an der Grenze. Für kühlere Sterne läge die Zone eher bei Venus oder gar Merkur; für die heißesten Sterne beim Jupiter. (Grafik: Observatoire de Paris) Es stellt sich in der Tat die Frage, ob unsere Modelle zur Entstehung des Sonnensystems für alle Planetensysteme gelten. Was dabei besonders herausfällt, sind die Planeten um den Pulsar PSR1257+12, die Wolszczan und Frail 1992 in Nature vorstellten: Es sind Planeten von einigen Erdmassen, aber sie umkreisen eine Sternleiche: Pulsare sind Neutronensterne, d.h. sie haben bereits eine Supernova hinter sich. Nach unseren bisherigen Beobachtungen solcher Ereignisse müsste der gewaltige Sturm, wenn der Stern seine äußeren Hüllen wegbläst, alle eventuell vorhandenen Planeten mitreißen. Es ist also unverständlich, warum dieses System die Supernova unbeschadet überstanden haben soll. Daher glaubt man, dass diese Planeten eventuell nachträglich eingefangen wurden und vorher als Freefloater durchs Weltall flogen. 19 20 Wie finden wir Exoplaneten? Nach der eben angeführten Planetendefinition kann es um alle möglichen Arten von Sternen auch Planeten geben. Diese Erkenntnis gewann die Astronomie jedoch erst im ausgehenden 20. Jahrhundert, da man vorher nur die Planeten um unsere Sonne kannte. Was die Suche nach den anderen so schwer gemacht hat, waren folgende Eigenschaften: 1. Weil Planeten per definitionem nicht selbst leuchten, sind sie aus der Ferne sehr unscheinbar. Wir können Planeten um andere Sterne also nicht so leicht direkt fotografieren. Dies ist erst durch hochmoderne Teleskop- und Rechentechnik des 21. Jahrhunderts möglich. Folglich bestand die einzige Chance zu ihrem Nachweis früher in indirekten Methoden, also der Suche nach winzigen verräterischen Effekten im Licht von Sternen. 2. Da Planeten naturgemäß sehr klein sind und geringe Massen haben im Vergleich zu Sternen, sind alle Effekte, die sie auf ihre Umgebung ausüben winzig: Die Gravitationswirkung des Sterns auf den Planeten ist nunmal deutlich größer als die Gravitationswirkung des Planeten auf den Stern, wenngleich diese natürlich auch existiert. Bei der anfangs ergiebigsten Methode nutzt man aus, dass ein Planet auch geringfügig seinen Stern anzieht. Wenn also der Planet von uns aus in der Sichtlinie steht, kommt uns der Stern ein wenig entgegen und wenn der Planet sich hinter den Stern stellt, kippelt der Stern ein wenig von uns weg. Wir beobachten dies als „optischen Dopplereffekt“, bei dem das Licht des Sterns rhythmisch blau bzw. rot verschoben wird. (oben) Steht der Planet exakt zwischen dem Stern und uns, verdeckt er bei jedem Vorübergang (Transit) ein Stückchen des Sterns, so dass dieser verfinstert wird. Wir sehen also wiederum nicht den Planeten, aber einen leichten Helligkeitseinbruch von seinem Heimatstern. (Abb. unten) Daher mussten die Beobachtungsinstrumente erst sehr genau, die Methoden sehr subtil und die Messkampagnen sehr systematisch werden, bis man extrasolare Planeten (kurz: Exoplaneten, also Planeten, die nicht um unsere Sonne kreisen) auffinden konnte. beide Bilder aus Internet, wird best. freigegeben für educational purpose 21 22 Wie finden wir Exoplaneten? Eine sehr raffinierte Methode der Suche nach Exoplaneten sind Mikrogravitationslinsen: Ein Ergebnis der Relativitätstheorie ist, dass die Gravitationskraft nicht nur Massen wirkt, sondern auch auf Licht. Das heißt, das jede Masse nicht nur jede andere Masse anzieht, sondern außerdem auch das Licht anzieht. So kann man im Kosmos seit den 1980er Jahren Galaxien und Sterne beobachten, die das Licht von weiter entfernten Objekten derart ablenken und verstärken, dass die Astronomie sie als „natürliche Teleskope“ gebrauchen kann. Wir nennen sie daher Gravitationslinsen, da sie leider im Vergleich zu echten Teleskopen den Nachteil haben, dass man sie nicht dahin ausrichten kann, wo man sie gerade braucht, sondern abwartet, wo Mutter Natur sie uns hinstellt. Wenn also ein Stern vor einem anderen Stern in viel größerer Entfernung steht, dann wird der Hintergrundstern für die Dauer dieses Ereignisses heller. Wird der vordere Stern von einem Planeten begleitet, dann wird auch dieser einen Helligkeitsanstieg des Hintergrundsterns bewirken. So verrät er sich in der Lichtkurve des Hintergrundsterns. Poster aus Internet, wird best. freigegeben für educational purpose OGLE und MOA sind zwei konkurrierende Teams auf der Suche nach Exoplaneten. Da beide Gruppen unabhängig den Himmel überwachen, sollte jede Gruppe stets die Daten der anderen bestätigen oder wiederlegen können. So bleiben Beobachtungen überprüfbar, obwohl alle Ereignisse einzigartig sind. 67Abgebildet ist hier der Mechanismus der Lichtverstärkung beim Vorübergang eines Sterns mit Begleiter vor einem hellen Hintergrundstern. 23 Die Mikrogravitationslinsen-Methode ist die weitreichenste von allen: Man findet Planeten überall in der Galaxis und nicht nur in wenigen zehn Lichtjahren Entfernung wie mit den anderen Methoden. Eine vierte Methode der Suche nach Exoplaneten ist die astrometrische Messung der Veränderung der Sternposition. Sie ist die schwächste von allen, da es leichter ist z.B. den Dopplershift zu registrieren als die winzige Positionsveränderung des Muttersterns an unserem Himmel. 24 Grafik erstellt aus Poster Sind wir allein im All? Seit Menschengedenken fragen wir uns, ob wir Menschen im Weltall einzigartig sind. In antiker Zeit erträumte die Phantasie Zivilisationen auf den Mond (z.B. in Johannes Keplers „Somnium“) oder im teleskopischen Zeitalter auf die Venus oder den Mars, was z.B. in Radiohörspielen von H.G. Wells gipfelte, die unabsichtlich sogar Massenhysterien von Gläubigen auslösten. Moderne Raumfahrt hat die Gesteinskörper des Sonnensystems erkundet und ernüchternde Erkenntnisse hervorgebracht: Merkur rotiert gebunden um die Sonne, so dass seine Sonnenseite stets gekocht wird und die Nachtseite in ewiger Kälte liegt. Es gibt also auch kein Wasser auf dem Merkur und er hat nicht einmal eine Atmosphäre und ist somit auch dauerndem Bombardement von Mikrometeoriten ausgesetzt. Daher kann sich auf ihm kein Leben entwicklen. Ähnlich geht es unserem Erdmond und auch den meisten Monden von anderen Planeten. 19 Alle Planeten hinterm Mars sind zu weit von der Sonne entfernt, als dass sie noch genug wärmen könnte, um erdähnliches Leben zu ermöglichen. So hat Saturnmond Titan zwar eine Atmosphäre und auf Jupitermond Europa fand man Wasser und vermutet unterirdische Seen oder Meere. Auf beiden können sich aber bestenfalls Bakterienkulturen entwickeln, für anspruchsvollere Lebenwesen wie uns ist es zu kalt und unwirtlich. Da Venus mit ihrer dichten CO2-Atmosphäre durch zu hohen Druck und zu hohe Temperatur zu unwirtlich für Leben ist, bleibt nur der Mars als jahreszeiten-variabler und erdähnlichster Hoffnungsträger. 25 Bisher sieht es also so aus, als wäre das irdische Leben in unserem Sonnensystem einzigartig. Doch wie sieht es in anderen Sonnensystemen aus? Europa – einzige Kandidatin für Leben hinterm Mars? Unter der Eiskruste von Jupitermond Europa gibt es einen flüssigen Ozean, der durch aktiven schwefligen Vulkanismus geheizt wird. Der Mond ist sehr aktiv, da er Jupiter in nur 3,5 Tagen umläuft und mithin sehr starken Gezeitenkräften ausgesetzt ist: Seine Oberfläche wird um 300 m gehoben und gesenkt. Mars hat als einziger Planet erdähnliche Bedingungen. In der rostbraunen Atmosphäre sind Sonnenuntergänge zwar blau und es ist etwas kühler. Es gibt aber flüssiges Wasser und Sümpfe. Marsbild: Nasa Europa-Schnitt: im Internet gefunden: Bodensee-Stw 26 Foto von mir, aber kann auch ein anderes hin jedenfalls irgendein tolles weitfeldiges Himmelsbild Sind wir allein im All? Die Abschätzung der Wahrscheinlichkeit für Leben im All ist eine simple Multikation, die der Astronom Frank Drake als erster so klar formulierte (links im Bild). Die Bedingungen für Leben sind: Der gesunde Menschenverstand kann es sich nicht vorstellen, dass all diese zahllosen Welten, die so prachtvoll sind wie unsere eigene oder gar noch viel schöner, nicht von ähnlichen oder gar besseren Lebewesen bewohnt werden. (Giordano Bruno, ermordet 1600) (Frank Drake und seine Formel, 20. Jh.) Foto aus Internet 27 1. ein sonnenähnlicher Stern (R*), weil heißere Sterne durch ihren starken Sternwind eine Planetenatmosphäre stärker beeinträchtigen würden und auch vielleicht nicht lange genug leben würden. Kühlere Sterne gäben nicht genug Energie für Pflanzen mit Photosynthese, die wiederum Voraussetzung sind für tierisches Leben. Außerdem bieten nur sonnenähnliche Sterne stabile Lebensbedingungen über lange Zeit. 2. ein Planet (fP) in der habitablen Zone (ne) um diesen Stern, weil es außerhalb dieser Zone zu warm oder zu kalt ist. 19 3. Wenn sich das Leben entwickelt (fl), sollte es auch a) Menschen hervorbringen (fi), die sich nicht nur in antiker Kultur befinden, sondern b) Technik erfinden (fc), die es für uns aus großer Entfernung bemerkbar macht. In Carl Sagans Roman „Contact“ bspw. Empfängt ein fremde Kultur Radiosignale von der Erde, was aus dem alten Ägypten also nicht möglich gewesen wäre. Falls wir mit diesem anderen Leben wirklich in Kontakt treten wollten, dann muss sowohl unsere als auch deren Technikkultur lange genug andauern (L), dass man Signale austauschen kann. Ein „Brief“ zu den nächsten Fixsternen ist aber selbst mit dem schnellsten Postboten der Welt, dem Licht, einige zehn oder einige hundert Jahre unterwegs. Die Antwort bekämen also erst die Kindern oder Enkel des Absenders. Die Chance für anderes Leben im All ist also recht gut, die Chance für unseren Kontakt mit anderem Leben ist jedoch nach augenblicklichem Forschungsstand verschwindend gering. 28 Was steht in den Sternen? Altbabylonisches Weltbild: Der Mensch auf flacher Erde im Zentrum des kugelförmigen Sternhimmels. Dieser ist umgeben von der „Weltseele“. Die Astrologie, die Kunst aus den Sternen etwas über uns Menschen zu lesen, hat bereits Johannes Kepler als „närrisches Töchterlein“ der Wissenschaft von den Gestirnen, der Astronomie, bezeichnet. Für ein Horoskop werden in eine Skizze wie unten berechnete Planetenpositionen eingetragen, die nicht unbedingt mit denen am Himmel übereinstimmen, weil sie nach einem antiken Weltbild ausgerechnet werden. Nicht nur die Frage nach Leben im All beschäftigt die Menschen seit Urzeiten, sondern auch eher spirituelle Fragen nach Gottheiten, die die Gestirne lenken und uns damit eventuell Zeichen geben: Verraten die Gestirne uns die Zukunft oder geben sie uns Handlungshinweise? Die Astrologie entstand im altbabylonischen Weltbild, in dem außerhalb der Sternhimmelsphäre eine gottähnliche Weltenseele wohnte. Man stellte sich vor, dass bei der Geburt eines Menschen sich seine Seele von der Weltseele ablöst und auf die Erde (im Zentrum) kommt. Dabei muss sie natürlich um die anderen Planeten Slalom laufen, weshalb deren Stellung auf den Weg der Seele Einfluss nimmt und mithin auf den Charakter des Menschen, der gerade geboren wird. Anfangs glaubte man, dass man aus der Stellung der Gestirne zur Geburt eines Herrschers irdische Orakel aussprechen könnte, da dessen Charakter und Schicksal ausschlaggebend für ein ganzes Volk oder sogar mehrere Völker ist. Als im alten Rom das Bürgertum mehr Einfluss erlangte, hielten sich immer mehr Menschen für bedeutsam genug, um ihr Schicksal von den Sternen aufgezeigt zu bekommen. Obgleich das Weltbild des alten Babylon und seine Weltseele mittlerweile überholt war und die Naturphilosophie längst andere Modelle geschaffen hatte, befriedigte doch der Wunsch der Menschen nach Berechenbarkeit der Zukunft das natürliche Sicherheitsbedürfnis. Die Sonne und die Planeten laufen nicht quer über den Himmel, sondern in einem bestimmten Bereich, dem so genannten Tierkreis oder Zodiakus. Steht die Sonne bspw. im Steinbock (1. Februar), dann können wir ihn nicht sehen, weil er am hellen Taghimmel steht und der Bereich zwischen Widder und Jungfrau am Nachthimmel ist (hier grau). Am 5. Juli und 30. September hingegen steht der Steinbock am Nachthimmel. (Steinbock-Geburtstage sind übrigens im Januar, was ein Rechenartefakt aus dem veralteten Weltbild ist: zu antiker Zeit stand die Sonne im Januar im Steinbock, nicht erst im Februar.) 30 Was steht in den Sternen? Was sind Planeten und Sterne in der Astrologie? Ein Planet ist in der Astrologie ein Man kann es bedauern oder sich darüber freuen, aber die Gestirne können uns also per Astrologie keine Tipps für das Himmelsobjekt, das vor den Sternen zwischenmenschliche Leben geben. Unser Schicksal hängt wandert. Daher kommt auch die vom griechischen von sozialen Bedingungen ab, von unserem Charakter und Bezeichnung planetos, der Umherirrende. von irdischen Gegebenheiten, von Zufällen, Unfällen und anderen Unberechenbarkeiten. Daher kann aus dem regelmäßigen Lauf der Gestirne, von dem vieles nur Die Sterne verändern nämlich ihre Scheineffekte aufgrund der Erddrehung und Bewegung der Position zueinander am Himmel fast Planeten um die Sonne sind, nichts abgelesen werden gar nicht und heißen daher Fixsterne. außer physikalischer Parameter wie Umlaufzeit, Nur aufgrund dessen konnte man feste 49 Sonnenentfernung (Keplersche Gesetze), Masse dieser Sternbilder definieren wie "Königin Himmelskörper... Cassiopeia" oder "Große Bärin". Auch die Konstellation der Planeten zum Geburtszeitpunkt eines Menschen ist nicht determinierend für seinen Lebensweg: Gravitative Anziehungskräfte eines entbindenden Arztes sind bspw. deutlich größer als die der fernen Planeten und auch andere Einflüsse sind nicht beobachtet worden. Also ist es hier nicht so, dass wir keine Erklärung für „irgendwelche Effekte zwischen Himmel und Erde“ hätten, sondern wir können auch den der behaupteten Effekt nicht Grafik hab ich mal gemacht, Rechte hat aber Kosmos-Verlag nachweisen. (Himmelsatlas) Die 12 Sternzeichen der Astrologie sind Abschnitte des Tierkreises und stimmen heute fast gar nicht mehr überein mit den gleichnamigen zwölf der 88 Sternbilder, die den ganzen Himmel abdecken. Foto aus Internet Woher kommen die Sternbilder? Die Sternbilder sind künstliche oder künstlerische Gruppierungen der Sterne. So, wie sie zufällig am Himmel zusammenstehen, wollten früher Reisende damit navigieren. Seien es die Seefahrer, die sich auf hoher See ohne Land in Sichtweite nicht verirren wollten oder Nomaden in der Sahara, die sich an den Sternen orientierten: Man suchte jedenfalls nach Mustern, die man leicht wiedererkennen kann. Daher hat sich jede Kultur eigene Sternbilder ausgedacht. Manche haben nur punktuell markante Gruppen wie den Sternhaufen der Plejaden benannt oder einen Bereich von Sternen zur Stundenzählung, wie z.B. die Dekansterne der Ägypter z.B. Da man im antiken Griechenland erstmalig den ganzen Himmel systematisch mit Figuren darstellte, verwenden wir diese Nomenklaturtradition noch heute. 32 Welche Einflüsse hat der Mond auf die Erde? Mond in unseren Kulturen Aufgrund seines auffälligen Lichtwechsels hat der Erdtrabant Einzug in unser kulturelles Leben gehalten: Seinen Zyklus assoziierte man stets mit dem irdischen Werden und Vergehen. Das Wiedererscheinen der jungen Sichel nach der Unsichtbarkeit galt als Wiedergeburt und wurde daher als Monatsbeginn gefeiert bzw. als "neuer Mond" (Neumond). Weil die Beobachtung der jungen Sichel sehr mühsam ist und der genaue Zeitpunkt auch nicht jeden Monat gleich, legte die moderne, religionsunabhängige Astronomie fest, dass man als Neumond die stets unbeobachtbare Mondposition exakt neben der Sonne sei. Die Sichel steht natürlich weiterhin als Symbol für den Islam und in der arabischen Welt als Roter Halbmond für medizinische Hilfe wie bei uns das Rote Kreuz. Der jüdische und muslimische Kalender sind reine Mondkalender, weshalb in diesen Kulturen Feste wie der Fastenmonat Ramadan durch alle Jahreszeiten wandern. Im Christentum ist nur das Osterfest an den Mond gekoppelt: Ostersonntag ist der Sonntag nach dem ersten Vollmond nach der Frühjahrstag- und Nachtgleiche. Noch größer ist der Einfluss des Mondes auf das Leben im Wasser, denn hier wird auch die gravitative Anziehungskraft des Erdtrabanten wirksam: Da der Mond die Gezeiten verursacht und auch in Verbindung mit der Sonne den Tidenhub bestimmt, wirkt sich die Mondphase insbesondere in Küstennähe ganz unmittelbar auf die Lebensbedingungen aus. Was allerdings im Gegensatz zu fernen Sternen sehr wohl einen Einfluss auf Lebewesen aller Art hat, sind Licht und Wärme. Im Sommer gedeihen mehr Pflanzen als im Winter und es gibt auch Pflanzenarten, die nur bei Vollmond blühen. Manche Tiere und Menschen werden unruhiger bei hellem Vollmondlicht (wenn der Mond hoch am wolkenfreien Himmel steht) und auch Pflanzensamen und -keime gehen u.U. schneller auf, wenn sie auch nachts Licht empfangen. Bei unseren zahlreichen künstlichen Lichtquellen kann man das heute sehr leicht beobachten. Als Taktgeber haben sich die Menschen den Mond schon frühzeitig zu Nutze gemacht. So fand er auch als Symbol Einfluss in unsere Kulturen. Gezeiten werden durch die Sonne folgendermaßen verstärkt oder geschwächt: Bei Vollmond und Neumond ziehen Sonne und Mond in die gleiche Richtung, so dass der Flutberg größer ist als sonst. Bei Halbmond wirken Sonne und Mond einander entgegen und minimieren die Flutberghöhe. 33 34 Welche Einflüsse hat der Mond auf die Erde? Der Mond bewegt sich um die Erde und wird dabei ständig von der Sonne beleuchtet. In der obigen Abbildung sieht man von oben auf das System und erkennt, dass tatsächlich immer die Hälfte des Mondes beleuchtet ist (äußerer Kreis). Da wir normalerweise aber nicht von außen, sondern von der Erde (im Zentrum) den Mond anschauen, können wir immer nur einen Teil des kugelförmigen Körpes sehen – wie bei Äpfeln in einer Kiste. Von diesem sichtbaren Teil, nämlich dem Teil innerhalb des Bahnkreises, ist während des Umlaufs ein unterschiedlicher Anteil beleuchet. Die jeweilige Phasengestalt ist im inneren Kreis abgebildet. Ein Krater auf dem Mond (Kreislein) wäre z.B. stets auf der uns zu gewandeten Seite. Ob wir ihn sehen können, hängt aber davon ab, ob er gerade im Sonnenschein liegt. Das Sternchen am Mond soll eine Stelle markieren, die von der Erde aus stets unsichtbar ist, weil der Mond gebunden rotiert. Das heißt, dass seine Umlaufzeit seiner Rotationsdauer entspricht, denn beides dauert einen Monat. Unser Trabant umläuft beständig den Erdenball und ist so wendig, dass er uns stets zeigt das Gesicht; den Hinterkopf sehen wir nicht. Als Gott den lieben Mond erschuf, gab er ihm folgenden Beruf: Beim Zu- als auch beim Abnehmen sich deutschen Lesern zu bequemen Ein A formierend und ein Z dass keiner viel zu denken hätt'. (Christian Morgenstern) Der gute Mond wiegt mit Bedacht sein weises Haupt in stiller Nacht. Mal zeigt er uns das rechte Ohr, dann kommt das linke mal hervor. beide Bilder von Axel Martin & Bernd Koch, Quittiert's Geschehn mit leichtem Nicken, so könn' wir Kinn und Stirn erblicken. Darum im Lauf der Zeit man kennt, mehr als die Hälft', sechzig Prozent. . (Dalena) 36 Wie entstehen Finsternisse? Bei einer Mondfinsternis wird der Mond gar nicht wirklich verdeckt, also unsichtbar, sondern nur etwas dunkler. Wenn der Mond auf der Vollmondposition steht, kann er von der Sonne nur dann angeleuchtet werden, wenn die Erde nicht im Weg ist und ihm also Schatten spendet. Normalerweise geht er etwas oberhalb oder unterhalb des Erdschattens entlang, so dass er als Vollmond angeleuchtet wird. Mitunter kommt es aber vor, dass er während der Vollmondposition gerade seinen Bahnknoten passiert, also den Schnittpunkt mit der Erdbahnebene. Dann trifft das Licht der Sonne ihn natürlich nicht mehr direkt, so wie wenn man im Schatten eines Hauses steht. Die Erde hat aber keine scharfe Kante wie ein Haus, sondern sie ist von einer Atmosphäre umgeben. In der Luft wird das Licht gebrochen: das blaue Licht gelangt so zu uns nach innen und gibt dem Himmel seine Farbe. Das rote Licht wird nach außen gelenkt und kann auch zum Mond gelangen, der deshalb im Erdschatten orange bis kupferfarben am Himmel leuchtet. Das Licht ist natürlich viel schwächer als das vom Vollmond und daher sieht man beim partiell verfinsterten Mond diese Farbe noch nicht: der helle Teil des Mondes überstrahlt den dunkleren dermaßen, dass unsere Farbwahrnehmung in diesem Bereich noch nicht funktioniert, sondern wir den schattigen Teil nur als Kontrast dunkel bzw. gar nicht sehen. 37 Finsternisse in der Geschichte Mondfinsternisse sind in der Geschichte zwar beobachtet worden, aber recht wenig überliefert: Für den naiven Beobachter verfärbt sich ja nur der Vollmond. Von so manchen Kulturen wurde die rote Farbe mit Blut in Verbindung gebracht. Dramatischere Ereignisse sind totale Sonnenfinsternisse, die allerdings auch pro Ort seltener vorkommen. Wenn das belebende Tagesgestirn plötzlich für einige Minuten nicht mehr strahlt, galt das bei allen Naturvölkern als furchteinflößend. Viele Religionen beschäftigen sich damit, dies mythologisch zu interpretieren und das Wesen, das die Sonne "verschluckt" zu vertreiben - und dafür wollte man sie auch vorhersagen können. In China wurden sogar einmal zwei Astronomen geköpft, weil sie eine solche Finsternis nicht korrekt vorhergesagt hatten. Im Laufe der Nacht bewegt sich der Mond nicht nur am Himmel von Ost nach West, sondern außerdem unter den Sternen weiter. Darum verläuft eine Finsternis wie unten abgebildet in mehreren Phasen: Erst tritt er in den Halbschatten ein, dann in den Kernschatten. Die Halbschattenphase ist für uns nicht wahrnehmbar, da dabei die Helligkeitsabnahme zu schwach ist. Foto aus Internet Wie entstehen Finsternisse? Sonnenbeobachtung mit Teleskopen und Feldstechern muss immer mit Spezialfiltern erfolgen, damit man nicht erblindet! Eine Sonnenfinsternis kann nur dann eintreten, wenn der Mond zwischen Sonne und Erde steht. Dann kann es nämlich passieren, dass sein Schattenkegel die Erde trifft. Weil der Mond ungefähr nur ein Drittel so groß ist wie die Erde, ist sein Schatten natürlich auch viel kleiner als diese und kann nicht die ganze Erde auf ein Mal einhüllen. Wenn man sich aber außerhalb eines (Kern)schattens befindet, kann man die Sonne noch sehen. Unser Stern ist allerdings dermaßen hell, dass bereits jedes kleine Stück ausreicht, unser normales Helligkeitsempfinden zu überlasten. Wir sehen sogar noch bei einer ganz schmalen Sichel einer partiellen Finsternis keine Veränderung unserer Wahrnehmung. Erleben wir eine totale Sonnenfinsternis, dann wird es ca 10 min vor der Totalität merklich „dämmerig“ und wir spüren, dass die Temperatur sinkt, weil natürlich auch weniger Wärme zu uns kommt. Der Mondschatten ist jedoch nur ca. 150 km breit, d.h. der Streifen auf der Erde, auf dem die Finsternis total zu sehen ist, ist sehr schmal. Für den Rest des Globus ist die Finsternis gar nicht oder nur partiell zu sehen. Bei einer partiellen Sonnenfinsternis sehen und fühlen wir zwar keine Veränderung im Tageslicht. Allerdings ändern sich die Schatten von Bäumen: Die kleinen Abstände im Blätterwerk wirken als Lochkamera und projizieren die Sonnenbildchen dann nicht mehr als Kreise, sondern als Sicheln. Foto: Axel Mellinger, 1999 mit Analogon ersetzbar, wenn Verlag eigenes hat 40 Wie steht die Erde im Raum? Die Erde führt zwei Hauptbewegungen Bewegungen aus: sie dreht sich um eine eigene Achse und diese schräge Erdachse umläuft einmal pro Jahr die Sonne (siehe nächste Seite). Aufgrund der Drehung der Erde um eine Achse durch ihren Nord- und Südpol, wird es auf der Erde Tag und Nacht. Diese Umdrehungsdauer von einem Tag teilen wir in 24 gleichlange Einheiten, die wir Stunden nennen. Tagsüber lässt sich diese Drehung der Erde ganz leicht verfolgen, wenn wir beobachten, wie die Sonne von ihrem Aufgangspunkt in östlicher Richtung zum westlichen Horizont läuft. Sonnenuhren nutzen diese Scheinbewegung zur Stundenzählung. Weil die Erde auf ihrer Bahn aber nicht immer gleich schnell ist, ergibt sich übrigens eine jahreszeitabhängige Abweichung der Sonnenuhr von der funkgesteuerten Armbanduhrzeit. Diese so genannte Zeitgleichung kann bis zu 20 min betragen: Nur vielmal im Jahr zeigt also die Sonnenuhr minutengenau die Uhrzeit; an allen anderen 361 Tagen geht sie bis zu 20 min vor oder nach. Foto des Nordhimmels bei stehender Kamera, ca. 40 min belichtet. Deutlich erkennbar ist die Spur, die die Sterne durch die Erddrehung ziehen. Relativ zu den Kakteen haben nach einer Stunde also alle Sterne ihre Position geändert – außer dem Polarstern, der ungefähr im Mittelpunkt der Bewegung steht. 41 Die Sonnenuhr vor den Römischen Bädern im Potsdamer Park Sanssouci ist eine Kuriosität: Auf dem verwitterten Stein mit Friedrich-Wilhelm-Insignien sind mehr als 20 Zifferblätter angebracht! Darunter sind neben den typischen Süd-, Ost und Westsonnenuhren auch mehrere Nordsonnenuhren. Weil sich die Erde auch nachts dreht und die Sonne ja auch irgendwie von ihrem westlichen Untergangspunkt zum östlichen Aufgangspunkt bewegen muss, dreht sich auch nachts der Sternhimmel scheinbar um uns herum. Am Mond sieht man leicht, dass er wandert, aber auch die Sterne gehen natürlich auf- und unter. Der Nordpol des Himmels wird in unserem Zeitalter durch einen Stern markiert, den wir Nordstern oder Polarstern nennen. Das ist purer Zufall, denn bspw. zur Blütezeit des alten Ägyptens gar keinen Polarstern und am Südhimmel gibt es auch heute keinen. Daher ist der Nordstern heute für uns etwas besonderes, obgleich er bei Weitem nicht der hellste des Sternhimmels ist: Schon sechs der sieben Sterne im Großen Wagen sind heller als der Polarstern – aber kein anderer steht fest die ganze Nacht über dem gleichen Punkt der Landschaft. Wenngleich der Polarstern (wie man sieht) nicht exakt am Pol steht, so ist doch seine Abweichung mit einem Grad geringer als die der Kompassnadel, die sich im Magnetfeld der Erde ausrichtet. Die Nordspitze des Kompass weist bspw. in den Norden Canadas, weshalb deren Missweisung ortsabhängig zwischen 3° und gar 180° liegen kann. 42 Wie steht die Erde im Raum? Die Drehachse der Erde ist gegen ihre Bahnebene um die Sonne geneigt. Das bedeutet aus geometrischen Gründen, dass nur einer der beiden Drehpole Sonnenlicht erhalten kann; der andere Pol liegt in der Nacht. Während die Erde um die Sonne läuft, kehrt sich dieses Verhältnis im Jahreslauf um: Während im Juni der Nordpol beleuchtet ist, hat im Dezember der Südpol Sonnenschein. Der Polartag und die Polarnacht wechseln polwärts der Polarkreise also nur einmal jährlich. In diesen Regionen der Erde sehen wir also im jeweiligen Sommer die Mitternachtssonne. Im Winter sähen wir genau an den Polen die Sterne niemals auf- und untergehen; sie kreisen nur parallel zum Horizont. Während also in den gemäßigten Breiten jahreszeitenabhängig verschiedene Sternbilder am Himmel stehen – z.B. sehen wir auf der Nordhalbkkugel im Winter den Orion in südlichen Richtungen, im Sommer Leier, Schwan und Adler – sind es an den Polen immer die gleichen. Foto aus Internet 43 PK Polarkreise, ab denen die Sonne mindestens einen Tag pro Jahr nicht untergeht. WK Wendekreise, innerhalb derer die Sonne zweimal pro Jahr im Zenit steht. 0° Äquator der Erde Der äquatornahe Bereich der Erde unterliegt einem sehr regelmäßigen Takt, bei dem alle zwölf Stunden die Sonne auf- oder untergeht. Daraus resultieren die tropischen Klimate. Die Sonne läuft aber wegen der Neigung der Erdachse nicht genau über dem Äquator, sondern steht mal nördlich und mal südlich von ihm: je nachdem, ob sie gerade den Nordpol oder den Südpol beleuchtet. Ihre beiden Extrempunkte sind der Wendekreis des Steinbocks im Süden und der Wendekreis des Krebses im Norden. Zur Mittsommernacht im Juni (astronomisch: Solstitium) steht die Sonne also im Wendekreis des Krebses und mithin über der entsprechenden Region der Erde mittags im Zenit. Nördlich dieser Wendekreisregion (bspw. in Europa) erreicht sie den Zenit, also den Scheitelpunkt genau über uns, aber niemals. Rund um den Globus ist der Wendekreis gekennzeichnet durch Wüsten, die mit der tropischen Passatzirkulation erklärbar sind. Sternhimmel auf der Südhalbkugel Auf der Nordhalbkugel der Erde sehen wir die Südpolregion des Himmels nicht, weil uns die Erde im Weg ist. Je weiter wir nach Süden reisen, desto mehr vom südlichen Sternhimmel erscheint überm Horizont und sobald wir den Äquator überschritten haben, sehen wir keinen Polarstern mehr. Darum mussten die Navigatoren zu Zeiten der großen Seefahrten neue Sternbilder definieren, die sie nach Erfindungen ihrer Zeit benannten und nicht nach Gestalten der griechischen Mythologie. 44 Wo sind wir im Sonnensystem? Auf der Erde kann man aus dem Weltraum nicht nur Land von Wasser und von Wolken unterscheiden: In Afrika sieht man z.B. auch, dass die Sahara gelberen Sand hat als die Namib und Kalahari, deren Erde rötlicher ist. Analoges sehen wir auf anderen Planeten und Monden im Teleskop. Grafik aus Poster erstellt 45 Die Position der Erde im Sonnensystem ist ziemlich weit vorn: An dritter Stelle umkreist der blaue Planet die Sonne, in einer durchschnittlichen Entfernung von 149,6 Millionen Kilometern und als erster Planet mit einem Mond. Der Erdmond hat ungefähr ein Drittel des Radius seines Planeten und 10% von dessen Masse, was beides sehr viel ist im Vergleich zu anderen Monden und ihren Planeten. Darum spricht man selten auch vom „Doppelplaneten“. Merkur und Venus haben hingegen gar keinen Mond, Mars hat zwei kleine kartoffelförmige Begleiter, die Monde Phobos und Deimos, die wir erst in großen Teleskopen sehen können. Venus hat ungefähr die Größe der Erde. Da sie deutlich näher an der Sonne ist, ist die Einstrahlung größer. Ein starker Treibhauseffekt in der Atmosphäre sorgt für eine gleichmäßig heiße Oberflächentemperaturen von über 400 °C. Es gibt also keine Jahreszeiten auf der Venus und auch kein Wasser, da dieses längst verdampft wäre. Die Atmosphäre ist undurchsichtig, so dass wir von der Erde aus nicht die Oberfläche sehen, sondern nur die weißen Wolken, die sie verdecken. Aus diesen Gründen ist Venus so hell an unserem Himmel, dass sie oft bereits in der hellblauen Dämmerung oder sogar am Tag beobachtet wird. Merkur ist als sonnennächster Planet ebenfalls nur in der Dämmerung sichtbar. In den gemäßigten Breiten ist es sehr schwer, ihn zu sehen, weil er sich ja nur wenig von der Sonne entfernt (maximal 40°), so dass er meist noch im Hellen untergeht. Er ist aber nicht ganz so hell wie die Venus, da er viel kleiner ist als sie. Außerdem hat er keine weißen Wolken, sondern eine Gesteinskruste und ist weiter von uns entfernt. Insofern ist freie Sicht zum Horizont unabdingbar, um diesen Planeten zu beobachten. Mars ist etwa halb so groß wie die Erde und hat eine ähnlich geneigte Rotationsachse. Da er nur eine dünne Atmosphäre halten kann, sehen wir bereits im Amateurteleskop die kupferroten Sandwüsten der Oberfläche und die weißen Polkappen. Am Himmel erscheint er schon für das bloße Auge orange bis rötlich, was ihm im Altertum die Benennung nach dem Kriegsgott einbrachte. Seine Helligkeit übertrifft meist die der hellsten Sterne, schwankt aber stark in Abhängigkeit von seiner Entfernung zur Erde. 46 Wo steht die Erde im Raum? Jupiter und Saturn sind die zwei größten Planeten im Sonnensystem: Jupiter ist ca. zehnmal so groß wie die Erde. Beide haben ein großes Heer von jeweils über 50 Monden, von denen manche so groß sind wie Planeten: der größte Mond des Sonnensystems ist der Jupitermond Ganymed, der nur wenig kleiner ist als Mars. Der größte Saturnmond, Titan, wartet mit einer undurchsichtigen, dichten Atmosphäre auf – als einziger im Sonnensystem. Im Teleskop besticht Saturn durch sein prächtiges Ringsystem, einem Gürtel aus Staub und Eisteilchen, der durch einige kleine Monde in Form gehalten wird. Auch Jupiter hat einen dünnen Ring, der aber erst mit Raumsonden nachgewiesen wurde und nicht für irdische Teleskope sichtbar ist. Stattdessen verfolgen Hobbyastronomen die Schattenspiele der vier großen Jupitermonde: Mal tauchen sie in den Schatten ihres Planeten, mal sieht man einen Mondschatten über die Jupiterscheibe wandern. Damit wurde übrigens durch Ole Rømer die Lichtgeschwindigkeit gemessen. Foto aus Internet Foto aus Internet Uranus und Neptun sind ungefähr viermal so groß wie die Erde und erscheinen auf Fotos bläulich bis türkis. Für das bloße Augen ist Neptun gar nicht erkennbar und Uranus liegt an der Rezeptionsschwelle unserer Augen. Daher sind sie beide im Altertum nicht gekannt worden, sondern erst im teleskopischen Zeitalter aufgefunden worden. Uranus hat ein sehr ausgedehntes Ringsystem, das man von der Erde aus bei der Beobachtung von Sternbedeckungen fand. Neptuns Ringe sind ähnlich unscheinbar wie die des Jupiter. Auch diese beiden Gasplaneten verfügen über zahlreiche Monde. Da ständig neue Monde der Gasriesen entdeckt werden, informiert über den aktuellen Stand derzeit wie Webseite: www.nineplanets.org eines ehemaligen NASA-Mitarbeiters. Neptun ist der letzte große Planet im Sonnensystem, alle Transneptune werden nicht mehr als Planeten bezeichnet. Planetenwege Alle Darstellungen auf diesen Seiten können nicht alle Maßstäbe gleichzeitig berücksichtigen: Entweder skaliert man die Planetengrößen richtig oder ihre Entfernungen. Letzteres ist aber schier unmöglich, da entweder das innere Sonnensystem nicht aufgelöst wäre oder das äußere außerhalb der Seite läge. Wollten wir dann auch noch die Radien der Planeten im gleichen Maßstab zeichnen, dann wären sie nur im Mikroskop sichtbar. Darum gibt es in zahlreichen Stadt- und Kurparks so genannte "Planetenwege", bei denen man die Entfernung von der Sonne bis ins äußere Sonnensystem abwandern kann. Passiert man eine Planetenbahn, ist sie durch ein "Steinmanderl" in Gestalt eines Modells des Planeten im gleichen Maßstab markiert. 48 Wie bewegen sich die Planeten? Seit Johannes Keplers genauer Auswertung der MarsBeobachtungsdaten des Tycho Brahe wissen wir, dass die Planeten nicht buchstäblich um die Sonne kreisen. Vielmehr bewegen sie sich auf Ellipsenbahnen, wobei die Sonne in deren einem Brennpunkt steht und nicht im Mittelpunkt. Für die meisten großen Planeten sind diese Ellipsen zwar fast schon Kreise, aber weil sich dadurch trotzdem die Entfernung der Sonne während einer Umlaufdauer ändert, variiert auch ihre Anziehungskraft und damit die Geschwindigkeit der Planeten im Lauf des „Jahres“. Umlaufzeiten im Sonnensystem sind um so kürzer, je weiter ein Objekt an der Sonne ist. Die Ursache dafür ist nicht nur die kürzere Bahn, die ein sonnennaher Planet hat, sondern auch seine Geschwindigkeit. Aus dem Gravitationsgesetz ableitbar ist das dritte Keplersche Gesetz, nach dem sich ein Objekt schneller bewegt, je näher es an der Sonne ist. Die Erde ist also schneller als der Mars und alle Riesenplaneten und sie ist langsamer als Venus und Merkur, der als schnellster nur 88 Erdentage (drei Monate) für einen Umlauf benötigt. Während die Erde ca. 365,25 Tage braucht, was wir ein Jahr nennen, braucht Neptun als langsamster ungefähr 165 mal so lange. Kepler II: die markierten Fläxhen sind gleich groß, wenn die Bahnabschnitte in gleicher Zeit zurückgelegt werden. Aufgrund ihres Umlaufs um die Sonne werden die äußeren Planeten einmal pro Erdjahr von der Erde überholt. Dabei kehrt sich scheinbar am Himmel ihre Bewegungsrichtung um, so wie wenn ein Radfahrer einen Fußgänger überholt. Weil die Planetenbahnen gegeneinander geneigt sind, wird diese „Vorwärts- und Rückwärtsbewegung“ vor dem Sternbilderhintergrund in eine Schleife aufgeweitet. Stehen beide nebeneinander scheint der andere jeweils kurz stillzustehen. Da in diesem Augenblick der Planet an unserem Himmel der Sonne gegenüber steht, heißt die Stellung Opposition: Der Planet ist dann die ganze Nacht durch sichtbar, weil er mit Sonnenuntergang auf- und mit Sonnenaufgang untergeht. Foto: Verena Tiessen Zeichnung: irgendeine Schule wenn Verlag selbst hat: gut, sonst neu malen Marsschleife. Oben: animiert am Planetariumshimmel unten: zugrundeliegende geometrische Betrachtung des Überholmanövers Kepler III: T²/ a³ = konst. 49 50 Wie bewegen sich die Planeten? Mm F= f r² 51 Heimliche Begleiter Zweiter Erdmond? In einem der fünf Lagrange-Punkte von der Erde und ihrem Mond gibt es eine dünne Staubwolke, die zwar wegen ihrer geringen Substanz kaum beobachtbar ist, aber stabil sein soll. Sie ist sozusagen der zweite natürliche Satellit der Erde. Bei großen Jupitermonden gibt es an manchen Lagrangepunkte Ansammlungen von kleineren Feldsbrocken. Da sie sich auf der gleichen Bahn wie dieser Mond und in festem Abstand von diesem bewegen, nennt man sie Trojaner. Wenige Jahrzehnte, nachdem Kepler seine Gesetze empirisch gefunden hatte, fand Isaac Newton den Grund für ihre Gültigkeit: Es gibt im Universum ein allgemein gültiges Gesetz der Massenanziehung. Jede Masse zieht jede andere Masse an – und zwar mit einer Kraft, die mit der Entfernung der beiden Partner quadratisch abnimmt. Ist also ein Planet doppelt so weit von der Sonne entfernt wie ein anderer, dann ist die Anziehungskraft der Sonne sogar viermal geringer! Alle Bahnen in konzentrischen Kraftfeldern wie diesem sind Kegelschnitte. Im allgemeinen Fall müssen also geschlossene Bahnen Ellipsen sein und offene Bahnen wie die der Kometen sind Parabeln oder Hyperbeln. Auf der Abbildung der äußeren Bahnen auf S. 47 erkennt man eine transneptunische Bahn, die die Neptunbahn schneidet. Das ist nicht selten und dennoch gibt es kaum Zusammenstöße von Planeten. Das liegt daran, dass die beteiligten Himmelskörper in solchen Fällen meist in Resonanzen gefangen sind: Während einer der Partner eine bestimmte Anzahl von n Umläufen ausführt, absolviert der andere auch eine exakte ganze Anzahl von m Umläufen. Haben sie sich also beim ersten Mal nicht getroffen, dann wird es auch niemals passieren, weil nach diesen n bzw m Umläufen die Ausgangsituation wieder hergestellt ist. Neptun und Pluto befinden sich z.B. in einer 3:2 Resonanz, bei vielen Kuiperbelt-Objekten sind es 3:5 oder andere Zahlenverhältnisse. Andere Kuriositäten der Gravitation sind die so genannten Lagrange-Punkte. Das sind kräftefreie Punkte in der Beziehung zweier Himmelskörper, in denen oft kleinere Himmelskörper gefangen werden. Die Ursache ist, dass sich an diesen Punkten die Anziehungskräfte der beiden größeren die Waage halten. 52 Was sind die großen und kleinen Brocken im All? Foto aus Internet Ida und ihr Mond Daktyl Der Raum zwischen den Planeten ist nirgends leer; überall gibt es ein staubiges interplanetares Medium. Davon abgesehen, gibt es im Sonnensystem kleinere und größere Fels- und Eisbrocken in allen Größen und Gestalten. Sie sind nicht groß genug, um Planeten genannt zu werden, aber viele von ihnen bewegen sich auf ähnlichen Keplerbahnen wie diese. Ein großes Feld dieser Planetoide (grch.: Planetchen) befindet sich in der großen Lücke zwischen Mars und Jupiter. Ihr Größenspektum ist derart weit, dass einige von diesen Kleinplaneten sogar Monde haben könnten, wie man im 20. Jahrhundert bei Vorbeiflügen von Raumsonden entdeckte. Beobachten kann man diese kleinen Körper von der Erde aus nur im Teleskop und daher hat man den ersten von ihnen auch erst 1801 entdeckt. Da die Kleinen Planeten von der Erde aus nur als kleine Lichtpünktchen gesehen werden, nannte man sie zuerst fälschlich Asteroiden (grch.: Sternchen) – eine Bezeichnung, die sich im angelsächsischen Sprachraum durchgesetzt hat. 53 Rotiert ein Planetoid, dann wird in Folge der Rotation um sein Massenzentrum immer ein unterschiedlicher Anteil der Fläche beleuchtet. Folglich sehen wir, wie diese Lichtpünktchen rhythmisch ihre Helligkeit ändern und können aus solchen Rotationskurven auf die Form des Objektes schließen. Starben die Dinosaurier durch einen Meteoriten? Im Golf von Mexico wurden Hinweise darauf gefunden, dass dieses Wasserbecken durch einen kosmischen Impakt vor 65 Millionen Jahren entstanden ist. Zu diesem Zeitpunkt setzte auf der Erde ein großes Artensteben ein, dem auch die Dinosaurier zum Opfer fielen. Der Impakt war dermaßen gewaltig, dass sehr viel Staub in die Hochatmosphäre gelangte, so dass deren Durchlässigkeit für sehr lange Zeit reduziert war. Folglich sanken am Boden die Temperaturen, starben oder verkümmerten Pflanzen, welche die Nahrung der Pflanzenfresser waren. Als deren Bestände also zurückgingen, fanden auch die Fleischfresser keine Nahrung mehr und die Kette des Ökosystems raffte viele Arten dahin. Derart große Impakte sind allerdings sehr selten, da es nicht viele mögliche Objekte dafür gibt. Das innere Sonnensystem ist in den 4,5 Milliarden Jahren seines Bestehens gut davon befreit worden und was aus dem äußeren Sonnensystem kommt, wird wohl oft von Jupiter oder den anderen großen Planeten eingefangen. 54 Was sind die großen und kleinen Brocken im All? Foto aus Internet Eine Schnuppe ist ursprünglich die ausglühende Dochtspitze einer Kerze. Die mitteleuropäische Legende, dass man sich etwas wünschen dürfe, wenn man eine Sternschnupppe sieht, ist sehr alt. Vermutlich kommt er daher, dass man Sternschnuppen nicht vorhersagen kann und sie außerdem sehr schnell sind. Schafft man es also, in diesem Augenblick trotz der Überraschung einen Wunsch zu denken, dann ist der Wunsch derart groß, dass er wirklich in Erfüllung geht – entweder weil man selbst hart dafür arbeitet und/oder weil andere von diesem Wunsch wissen und zu ihm verhelfen, jedenfalls aber nicht wegen der Sternschnuppe. Sie ist nur ein Maß für die Stärke des Wunsches. In anderen Kulturen hat man andere Vorstellungen damit verknüpft. Viele naive Kulturen dachten, dass bei einem solchen Ereignis tatsächlich Sterne vom Himmel fallen. In der arabischen Nomadenkultur, wo man aufgrund von Karawanen mitunter monatelang keinen Kontakt zur Heimat hatte, symbolisiert dies den Tod einer bedeutenden Person, also eines nahen Verwandten, guten Freundes oder wichtigen Politikers. 55 Kleinstkörperchen, die ungefähr so groß wie Staubkörner oder maximal Kieselsteinchen sind, fliegen überall zwischen den Planeten herum. Während die Erde auf ihrer normalen Bahn um die Sonne läuft, sammelt sie fortwährend solche kleinen Teilchen ein, die dann mit 30 bis 70 km/s durch die Atmosphäre sausen. Nur die allerkleinsten Teilchen bemerkt man nicht; die größeren verursachen Leuchtspuren in der Luft. In der Hochatmosphäre wächst die Reibung mit der Luft, die dortigen Moleküle werden ionisiert und wenn das kosmische Körperchen bereits weitergeflogen ist, rekombinieren die Atome und geben die Energie als Licht frei. Diese Erscheinung nennen wir landläufig Sternschnuppe oder in der Fachsprache Meteor (von grch. „meteoros“, zwischen – nämlich zwischen Himmel und Erde). Entsprechend heißen diese Teilchen vor der Kollision mit der Erde im interplanetaren Medium Meteoroide. Diese können wir aber nicht sehen – auch bei der Sternschnuppe glüht ja die Luft, der Eindringling selbst ist bei seiner Distanz von mehr als 10000 km viel zu klein für uns. Normalerweise verglüht das Körperchen in der Luft, doch wenn es sehr, sehr groß ist (größer als 100 kg Ausgangsmasse), kann ein Relikt zu Boden fallen. Es müsste schon ein größerer Brocken sein, damit der Meteorit, der die Erdoberfläche erreicht, einen Krater schlägt. Das passierte im jüngeren Sonnensystem häufiger, so dass es auf der Erde zahlreiche Narben gibt: kreisrunde Becken wie das Nördlinger Ries in Deutschland, der Barringer-Krater in Arizona oder kreisrunde Seen überall auf der Erde zeugen von früheren Einschlägen. Bringt dichter „Nebel“ Glück? Sternschnuppenströme, von denen besonders die Perseiden im August berühmt sind, kommen zustande, wenn die interplanetaren Staubwolken längs der Erdbahn gerade besonders viele Teilchen aufweisen, also besonders dicht sind. Das ist z.B. immer dann der Fall, wenn die Erde eine Kometenbahn kreuzt. 56 Was haben Kometen mit uns zu tun? Kometen sind Objekte aus dem fernen Sonnensystem. Es gibt zahlreiche periodische Kometen, die alle paar Jahre, Jahrzehnte oder Jahrhunderte wiederkehren. Das prominenteste Beispiel ist wohl der Halley'sche Komet, an dem der britische Astronom Edmond Halley erstmalig die Natur dieser Himmelskörper nachgewiesen hat. Er hatte das Newtonsche Gravitationsgesetz auf den Kometen angewandt, von dem er wusste, dass er 1531 und 1607 beobachtet worden war und stellte fest, dass es dasselbe Objekt sein könnte wie der von ihm selbst 1682 beobachtete Komet. Damit sagte er ein erneutes Erscheinen des Kometen für das Jahr 1759 voraus. Doch bei einer Umlaufzeit von 76 Jahren sind zwei Beobachtungen leider zu langfristig für ein Menschenleben, so dass Herr Halley seinen Triumph gar nicht mehr erleben konnte. Dafür wurde der Komet posthum nach ihm benannt und sein Erscheinen konnte in der Geschichte bis weit vor Christi Geburt zurückverfolgt werden. Hale-Bopp Foto aus Internet Foto aus Internet Die meisten Kometen sind jedoch nicht regelmäßig, sondern tauchen nur einmal plötzlich auf, drehen einen Bogen um die Sonne und kehren dann in die Ferne zurück. Meistens entdeckt man sie erst recht kurzfristig, d.h. mit einem Vorlauf von wenigen Wochen oder Monaten, bevor sie bei uns sind, weil sie erst hier in Sonnennähe den prächtigen Schweif entwickeln: Die gefrorenen Gase, aus denen sie bestehen, schmelzen und reißen beim Verdampfen den Staub mit, so dass sich ein Doppelschweif bildet. Nur den Staubschweif sehen wir gut mit dem bloßen Auge, wenn er im Sonnenlicht glitzert. Niemand hat je beobachtet, woher die Kometen kommen, aber man vermutet ein Reservoir dieser „kosmischen Schneebälle“ an der Grenze des Sonnensystems. Es wurde von dem niederländischen Astronomen Oort postuliert und daher Oortsche Wolke genannt. 57 58 So hätte man wohl das Ereignis aus einem Flugzeug gesehen, wenn es sie damals schon gegeben hätte. [Grafik: Sky&Telescope] Was haben Kometen mit uns zu tun? Vor Halley konnte man Kometen oft nicht richtig deuten. In der Antike hatte Aristoteles sie „zwischen Himmel und Erde“ angesiedelt, weil sie ohne Erdverbindung frei am Himmel stehen und gleichzeitig aber vorübergehende Erscheinungen sind, also nicht ewig wie die Sterne. Fortan waren sie also innerhalb der Mondbahn gedacht worden oder sogar als Wettererscheinungen angesehen worden. Erst der letzte große vorteleskopische Astronom Tycho Brahe hat in seiner Prager Zeit nachgewiesen, dass Kometen weiter entfernt sein müssen als der Mond. 61 Selten kann ein Komet sogar mit dem bloßen Auge am Taghimmel gesehen werden. Solche Erscheinungen oder auch auffällige Kometen, deren Schweif nachts über den halben Himmel reicht, flößten vielen Unwissenden Angst ein: sie hielten es für ein Zeichen Gottes – entweder ein gutes oder ein schlechtes. 59 Was war das Tunguska-Ereignis? Im Juni 1908 ereignete sich über Sibirien ein seltsamer Feuerball. Da dort fast niemand wohnt, gibt es fast keine Augenzeugen und zur damaligen Zeit wurden Nachrichten auch sehr langsam übertragen. Es dauerte also sehr lange bis die Kunde nach Moskau gelangte und sich von dort die Experten auf den Weg machten. Ob es einen Krater gibt, ist bis heute nicht sicher. Vieles spricht dafür, dass dieses seltsame Ereignis durch einen Kometen hervorgerufen worden sein könnte, der in die Erdatmosphäre eindrang. Da Kometen zum Großteil aus gefrorenem Gas bestehen, wäre in diesem Fall der äußere Teil explosionsartig sublimiert. Die Druckwelle dieser Explosion hat den Bäumen direkt darunter die Kronen genommen und in einiger Entfernung von diesem Zentrum die Stämme radial gefällt. Genau das hat man beobachtet. In dieser Form hielten Kometen auch in der bildenden Kunst Einzug: als Glücks- oder Unheilsbringer für Kriege wie im Teppich von Bayeux bis hin zum „Schweifstern von Bethlehem“, oblgeich dieser gewiss kein Komet war, sondern eine Planetenkonjunktion. Istimirant Stella: Auf dem mittelalterlichen Wandteppich von Bayeux in Nordfrankreich wird das Erscheinen des Halleyschen Kometen bei der Eroberung Englands dokumentiert. Den Normannen unter Wilhelm dem Eroberer hat er offenbar in der Schlacht Glück gebracht; ihre englischen Gegner haben das gewiss anders empfunden. 60 Wie misst man Entfernungen im All? Dass die Kometen über so viele Jahrhunderte zu erdnah angesiedelt wurden, zeigt, dass Entfernungsbestimmung im All sehr schwierig ist. Wir sehen die Gestirne nebeneinander wie einen Film auf einer Leinwand und wissen auf den ersten Blick nicht, wie weit sie entfernt sind. In der Tat war das auch eines der größten Probleme im Altertum: damals konnte man oft nur relative Entfernungen abschätzen und nicht die genauen Entfernungen bestimmen. Dennoch kann man im Sonnensystem beobachten, dass z.B. der Mond oder andere Planeten Ferneres bedecken, so dass man sieht, welches Gestirn uns näher ist. Mit dem dritten Keplerschen Gesetz kann man auch aus der Geschwindigkeit eines Planeten auf seine Entfernung vom Gravizentrum, der Sonne schließen. Mond bedeckte Saturn, also ist der Mond näher an der Erde. Die Entfernung der Fixsterne war sehr lange unbekannt. Bis Kant war man sogar der Meinung, dass sie womöglich alle in derselben Entfernung angesiedelt sein könnten. Doch dann gelang 1838 dem Astronomen F. W. Bessel durch hochgenaue Astrometrie eine erste Parallaxenbestimmung, d.h. eine Beobachtung der Hintergrundverschiebung des nahen Fixsterns 61Cygni infolge der jahreszeit-variablen Erdstellung zur Sonne. Im Sommer steht die Erde in der Abb. rechts auf der oberen Position und wir sehen den lilafarbenen Stern unter der Sternkette; im Winter schauen wir von der unteren Position und sehen ihn über der Sternkette. Der halbe Änderungswinkel α gibt über den Sinus zusammen mit dem Abstand Erde-Sonne die Entfernung d des Sterns. 61 62 Hier Skizze zu Standardkerzen Eine recht triviale Idee ist, für die photometrische Entfernungsbestimmung Standardkerzen zu benutzen. Wenn alle Sterne gleich hell wären, könnte man davon ausgehen, dass ein schächerer Stern weiter entfernt ist als ein hellerer. Das Problem an der Realisierung dieser Idee ist, dass a) die Sterne bei weitem nicht gleich hell sind und b) man auch in der Regel nicht weiß, was die absolute Helligkeit eines Sterns ist. Von dieser Regel gibt es aber glücklicherweise Ausnahmen: Es gibt wenige besondere Sterntypen, die ihre absolute Helligkeit aufgrund ihrer Physik verraten – sie können als Standardkerzen benutzt werden. Die zwei Typen sind: 1. delta-Cepheiden, also Sterne, die wie der Stern delta im Sternbild Cepheus (neben der berühmteren Cassiopeia) ihre Helligkeit verändern. Unter den vielen Typen veränderlicher Sterne zeichnet es die delta-Cepheiden aus, dass man von der Periode des Lichtwechsels auf die absolute Leuchtkraft schließen kann. Wie misst man Entfernungen im All? Für kosmologische Distanzen, in denen auch mit den besten Teleskopen keine Sterne mehr auflösbar sind, haben wir kein normiertes Entfernungsmaß mehr. Seitdem Edwin Hubble die allgemeinen Galaxienflucht entdeckte, weiß man, dass das gesamte Universum expandiert. Zwischen der Geschwindigkeit v einer Galaxie und ihrer Entfernung r besteht ein linearer Zusammenhang: v = H r (Hubble-Gesetz) Nachdem die Hubblekonstante H aber nicht genau bekannt ist und möglicherweise fast auch evolutionär veränderlich ist, hat man sich angewöhnt nur noch die Geschwindigkeit anzugeben. Auch diese ist aber nicht in gewöhnlichen Einheiten wie km/h bestimmbar, sondern wird in Rotverschiebung gemessen: Über den visuellen Dopplereffekt ist die Rotverschiebung des Spektrums mit der Geschwindigkeit der Lichtquelle verknüpft. Dopplereffekt heißt Frequenzänderung 2. Supernovae vom Typ Ia. Normalerweise sind Supernovae der Abschluss eines Sternlebens und mithin unterschiedlich hell und langanhaltend, weil die Sterne zuvor unterschiedlich massereich waren. In seltenen Fällen kennt man aber die Ausgangsmasse sehr genau, nämlich wenn der Stern zuvor bereits eine Sternleiche war: Wenn in einem Binärsystem ein Stern bereits zuende entwickelt ist und der andere sich später zum Roten Riesen aufbläht, kann es vorkommen, dass der Weiße Zwerg vom Riesen Materie absaugt. Überschreitet er dann seine kritische Masse, wird er erneut explodieren – und zwar als Supernova, deren Masse genau der kritischen Masse von 1,4 Sonnenmassen entspricht. Finden wir also einen delta-Cepheiden oder eine Supernova Ia in einer fernen Galaxie oder in einem Sternhaufen, verraten Sterne mit normierter Helligkeit die Entfernung ihres 63 diese Systems. f ' = f 1−v² /c² Foto aus Internet: Lehreronline.de 64 Was sind Galaxien? Im fernen Universum sehen wir keine einzelnen Sterne mehr. Dass wir dort dennoch überall Lichtinseln in der Dunkelheit beobachten, liegt daran, dass die Sterne sich zu Gruppen zusammenfinden – bzw. genau genommen in Gruppen geboren werden. Solch große Ansammlungen von Sternen, die gravitativ aneinander gebunden sind, nennen wir Galaxie. Dieses Wort leitet sich vom griechischen Wort für Milch ab, weil wir unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße als milchiges Band am Nachthimmel sehen. Da man in der Antike das Phänomen nicht deuten konnte, stellte man es sich als Strom von Göttermilch vor. Erst Immanuel Kant hatte die zündende richtige Idee zur Struktur der Milchstraße, die in der Fachsprache auch „die Galaxis“ heißt. Er dachte, dass die Milliarden von Sternen alle in einer scheibenartigen Struktur angeordnet sind. Weil auch unsere Sonne zu dieser Scheibe gehört, sehen wir längs der Scheibenebene die Sterne am Himmel dermaßen dicht, Foto: Axel Mellinger dass sie ohne Teleskop als leuchtende Wolke erscheinen. Offensichtlich ist die Scheibe zum Zentrum hin etwas dicker und verjüngt sich zu den Rändern. 65 Erst Anfang des 20. Jahrhunderts fand man heraus, dass unsere Galaxis eine Spiralstruktur hat, wie man sie bei anderen Galaxien im Teleskop sieht. Das kann man aber nur durch Entfernungsbestimmungen nachweisen und nicht direkt beobachten, da wir in einem der Spiralarme sitzen und unsere Galaxis von innen anschauen – nicht von außen wie die anderen Galaxien. Es ist also, als wären wir ein Tröpfchen klarer Suppe in einem großen, tiefen Suppenteller und schauten uns um. Alle Sterne, die wir mit dem bloßen Auge sehen können, gehören in die Milchstraße. Diejenigen, die nicht in dem Band selbst sind, gehören in unseren Spiralarm und sind in diesem „über“ oder „unter“ uns. Die Grafik zeigt links die Ansicht der Galaxis von außen: markiert ist die Position der Sonne. Rechts ist dargestellt, warum wir längs der Scheibenebene (waagerechter Doppelkegel) mehr Sterne sehen als senkrecht zu ihr. diese Skizzen können Sie besser (Beschriftung rein: die Kegel sind die Blickrichtungen) Die Spiralarme sind Dichtewellen einer Galaxie, also Gebieten, in denen das interstellare Medium (ISM) dichter ist als sonst. Deshalb können sich dort Sterne bilden, die wiederum das ISM anleuchten und bei ihrem Tod z.B. in Gestalt von Supernovae wiederum Sterngeburten induzieren. Wenn in einem Gebiet aber das Gas des ISMs aufgebraucht ist, dann sind andere Gebiete wiederum dichter und die Lage des Spiralarms verschiebt sich. Weil in ihnen die Sterne geboren werden, leuchten die Spiralarme, während ihre „toten“ Zwischenräume dunkel sind. Nicht alle Galaxien haben solch eine Spiralstruktur! Andere Galaxien sind elliptisch oder kugelförmig, wie das Beispiel unten zeigt: Beim Whirlpool (links) hat die Spirale einen elliptischen Zwerg als Begleiter. 66 Was sind Galaxien? Bildverzerrung durch Gravitation und Lichtverstärkung 67 Kosmologische Schwarze Löcher In Galaxienzentren müssen große Zentralmassen dafür sorgen, dass die Sterne nicht ausbüchsen, sondern in dieser Anordnung bleiben. Die Größe dieser Zentralmasse übersteigt naturgemäß die Masse eines Sterns deutlich und wird folglich durch ein exotischeres Objekt gewährleistet: ein Schwarzes Loch. Auch im Zentrum unserer Milchstraße wohnt ein Schwarzes Loch, das sogar mehrmals so groß wie unser Sonnensystem ist. Wie man sieht, ist das für uns überhaupt nicht gefährlich, sondern eher lebenbedingend: Nichts wird von ihm angesaugt, sondern die Sonne und ihre Geschwister werden lediglich auf geordnete Bahnen ums galaktische Zentrum gezwungen. Derart große Schwarze Löcher haben übrigens nicht unbedingt hohe Dichten: Wenn man annimmt, die Masse sei im Schwarzschildradius homogen verschmiert, erhält man für supermassive Schwarze Löcher ungefähr die Dichte von Chlor oder sogar nur von Luft. Die Abbildung zeigt einen Galaxienhaufen gelber Galaxien. Hinter diesem liegt eine jüngere blaue Galaxie, die wir eigentlich nicht sehen könnten. Weil aber der gelbe Haufen als Gravitationslinse wirkt und das Licht der blauen ablenkt, erscheint ihr Licht für uns in verzerrten Bögen, deren Gesamthelligkeit sogar größer ist als wenn wir die Galaxie direkt sehen könnten. So können wir mit Gravitationslinsen das junge Universum beobachten und auch Objekte sehen, deren Licht andernfalls zu schwach wäre. Wenn das Licht den Vordergrundhaufen umläuft, dann sind die Wege „linksherum“ und „rechtsherum“ in der Regel verschieden lang. Daher sind die Bilder derselben Hintergrundgalaxie „links“ und „rechts“ vom Haufen zeitlich nicht synchron: So, wie uns das erste Bild die Galaxie heute zeigt, zeigt das andere Bild sie vielleicht einige Monate später. Aus der Differenz dieser Lichtlaufzeiten können wir ebenfalls Entfernungen bestimmen und Rückschlüsse ziehen auf die dortige Struktur des Alls. Wenn das eine Bild beispielsweise Absorptionslinie aufweist, die in dem anderen Bild fehlen, dann muss das Licht auf dem einen Weg durch eine intergalaktische Gaswolke gelaufen sein. Im ganz fernen Universum können wir mitunter auch Galaxien nicht mehr als flächige Objekte auflösen. Stattdessen sehen wir nur ihren hellen Kern, da die Scheibe inaktiv oder schwach ist. Wenn Materie in das zentrale Schwarze Loch spiralisiert, leuchtet sie kurz vorher aufgrund der hohen Reibung sehr hell auf. Insofern strahlt die Kernregion solcher Galaxien und sieht für uns daher punktförmig aus wie ein Stern. Daher haben derlei Objekte den Namen „quasistellar“ erhalten, aus dem das Kunstwort Quasar wurde. Natürlich sind Quasare exzellente Kandidaten als Gravitationslinsen. 68 Foto aus Internet verfremdet Was war der Urknall? Im Zuge des Streits um das Wesen der Galaxien, also weil man wissen wollte, ob sie wirklich ferne Sternensysteme sind oder neblige Teile unserer Galaxis, maß man zu Beginn des 20. Jahrhunderts systematisch die Entfernungen dieser Objekte. Bei der Analyse der Galaxienspektren stellte Edwin Hubble fest, dass alle Galaxien von der Milchstraße weg driften – und zwar desto schneller, je weiter sie entfernt sind. Das lässt übrigens keinen Schluss auf eine zentrale Stellung der Milchstraße im Universum zu; vielmehr hat das Universum gar keinen Mittelpunkt, sondern jeder Punkt entfernt sich von jedem anderen. Diesen Vorgang nennt man Expansion des Universums, d.h. es dehnt sich der physikalische Raum und alle Längenmaßstäbe aus. Wenn aber heute alles auseinander fliegt, dann liegt der Schluss nahe, dass es zu einem früheren Zeitpunkt näher beieinander war. Das junge Universum war also kleiner als das jetzige. Populärwissenschaftlich vergleicht man dies oft mit einem Luftballon, der aufgeblasen wird. Hat der Ballon eine gepunktete Oberfläche, dann sieht man dort, wie sich jeder Punkt von jedem anderen entfernt. Folglich ist nur die Haut des Ballons das Modell des Weltraums, das Innere des Ballons ist die Vergangenheit, weil die Haut dort vorm Aufblasen war. Das Äußere ist die Zukunft, weil er sich dorthin noch ausdehnen kann, wenn er weiter aufgeblasen wird. Innen und Außen gehören also nicht zum Universum(raum) dazu! 69 Wir lassen also von den tatsächlichen drei Raumdimensionen eine weg, damit es anschaulich wird. Die Ballonhaut zeigt uns den Raum als Fläche, die sich in die dritte Raumdimension ausdehnt. Das aber ist leider irreführend: Das Universum dehnt sich eben nicht in eine vierte Raumdimension aus, sondern in sich selbst: So wie ein Gummiband, das man auseinander zieht. Inspiriert durch den Gedanken, dass das Universum dereinst beliebig klein gewesen sein könnte, denkt man es sich als einen mathematischen Punkt, der irgendwann plötzlich explodierte. Wenngleich dieser Punkt physikalisch nicht existierte und der Vorgang auch nicht mit gewöhnlichen Explosionen vergleichbar ist, hat sich aus dem amerikanischen „Big Bang“ die Bezeichnung „Urknall“ für diese Geburtsgeschichte des Universums eingebürgert. Anfangs war die Materie im jungen Universum derart dicht und heiß, dass man nicht hindurch schauen konnte; so wie man auch durch die Sonne nicht hindurchschauen kann, obgleich sie aus Gas ist. Die große Dichte und mithin große Temperatur drückte das Universum sehr schnell auseinander, was man inflationäre 71 Expansion nennt. Erst nach ca. 400 000 Jahren fingen die Atome die Elektronen ein und hatten sich hinreichend weit abgekühlt, dass das Universum transparent wurde. Dieser „Augenblick“ kurz bevor Transparenz eintrat, also als das gesamte junge Universum noch undurchsichtig glühte wie eine Sternoberfläche, beobachten wir heute, wenn wir sehr weit weg schauen. Weil die damals gleißend helle, sehr energiereiche Strahlung heute aber stark rotverschoben ist (optischer Dopplereffekt), liegt ihre 64 Wellenlänge heute im Radiobereich. Sie wurde daher von der Erde aus 1965 durch die amerikanischen Radioastronomen Penzias und Wilson gefunden und zuerst als lästige Störung auszurotten versucht. Dann fanden sie allerdings heraus, dass es sich um das „Echo des Urknalls“ handelt, das aus allen Richtungen des Himmels gleich stark ist. 1978 erhielten sie dafür den Nobelpreis. In den 1990ern vermaßen Satelliten wie COBE und WMAP diese Hintergrundstrahlung im Detail und fanden, dass sie entgegen der bisherigen Beobachtung doch bereits winzigen Schwankungen unterliegt. Das waren wohl die Keime der Strukturbildung. Foto aus Internet 70 NASA, d.h. frei für educational purpose Was war der Urknall? Eine der größten Fragen der Kosmologie ist also, Vermutungen über die Zukunft des Universum anzustellen. Man hofft, dies aus der Beobachtung des bekannten Universums berechnen zu können, wobei allerdings die kosmologischen Weltbilder je nach Beobachtungsstand gewissen Trends unterliegen. Nachdem das Universum durchsichtig wurde, dauerte es weitere 350 Millionen Jahre bis sich aus dem heißen, jedoch abkühlenden Gasgemisch erste Sterne bilden konnten. Diese gruppierten sich zu Sternhaufen, Sternansammlungen zu Galaxien. Nachdem die erste Sterngeneration teilweise bereits abgelebt hatte, konnte sich aus den in ihnen ausgebrüteten Materialien (Staub) um Sterne der zweiten Generation auch Planeten bilden. Unsere Sonne ist ein Stern der dritten Generation, so dass bei der Entstehung unseres Sonnensystems vor etwa 4,5 Milliarden Jahren bereits genug Material zur Bildung mehrerer Gesteinsplaneten mit sauerstoff-, CO2 und stickstoffhaltigen Atmosphären zur Verfügung stand. Da es im ganz frühen Universum diese Elemente noch nicht gegeben hat, ist die Suche nach Leben dort so unmöglich wie sinnlos. Für Projekte wie SETI genügt es also vollkommen, sich auf das raumzeitlich nahe Universum zu beschränken. 71 Manche Forschungsgruppen glauben, dass sich das Universum in alle Ewigkeit ausdehnen wird. Andere meinen, dass die Gravitation vielleicht diese Expansion aufhalten könnte, falls das Universum genug Masse enthält. Die alles entscheidende Frage ist, wieviel Dunkle Energie und Dunkle Materie im Universum vorhanden ist. Man meint damit nicht die nichtleuchtende Materie wie Planeten und dunkles ISM, sondern eine bis dato fast ungekannte Form von Energie und Materie, die nicht sichtbar ist. Lange Zeit konzentrierte man sich zu ihrer Erforschung auf die Neutrinoforschung. Doch als man bei diesen Elementarteilchen eine sehr kleine Masse, die aber doch größer als null ist, nachgewiesen hatte, ergaben Forschungen um den Jahrtausendwechsel, dass ca. 96 % des Universums eine noch unbekannte dunkle Form haben muss. gescannt und verfremdet aus P.M. Magazin / 2007 d.i. wirklich die allerbeste Grafik, die ich zum Thema je gesehen habe vielleicht kann man das abzeichnen?/ nachmachen? Falls das Universum irgendwann wieder kollabiert, könnte es auch nach dem Kollaps zu einem Quasipunkt wieder „explodieren“, also einen erneuten Urknall erleben. Dieses Modell des pulsierenden Universums mündet in die Vorstellung, dass es vielleicht sogar tatsächlich mehrere derartige Gebilde geben könnte, die in dem „fluktuierenden Quantenvakuum“ des Ursprungs werden und vergehen und vielleicht sogar aneinander verbunden sein könnten. Derartige „Multiversumtheorien“ sind aber reine Spekulation und entziehen sich auch der Überprüfbarkeit. 72 Wie sich das Universum entwickelt, hängt also empfindlich von mysteriösen Parametern ab, die man „dunkel“ nennt. Dunkle Materie soll ungefähr 22 % der Masse des Universums ausmachen und man hofft, Teilchen aus diesem ominösen Stoff in den modersten Teilchenbeschleunigern der Erde tatsächlich herstellen zu können. Ein größeres Rätsel ist die Dunkle Energie, die ca. 74 % des Universums ausmacht. Sie soll eine Gegengravitation sein, die also das Universum auseinandertreibt und erklären würde, warum es sich aktuell wieder rascher als früher ausdehnt. Im Gespräch ist dies seit langem und möglicherweise durch Einsteins umstrittene „kosmologische Konstante“ bereits in den Gleichungen gefasst. Von dieser Konstante war man sich aber nie sicher, ob sie eventuell null ist und mithin überflüssig. Irdisches Leben = Gold von den Sternen Die moderne Kosmologie lehrt uns also nach dem kopernikanischen Paradigmenwechsel erneut unsere einzigartige Natur: Dass wir nicht der Mittelpunkt der Welt sind, darüber tröstet die moderne Physik hinweg, weil das Weltall keinen Mittelpunkt hat. Des Weiteren konstatiert sie unsere exotische Besonderheit, weil der Stoff, aus dem wir sind a) erst in Sternen ausgebrütet werden musste und b) daher wirklich nur ein Spurenelement im Universum ist, eine kostbare Rarität! Kann man in der Zeit reisen? Zeitreisen in die Vergangenheit dürfen nicht möglich sein, weil sie die Vergangenheit und damit auch die Gegenwart verändern würde. Schlimmstenfalls könnte dies dazu führen, dass die Zeitreise gar nicht stattfindet - bspw. wenn der Reisende seine eigene Geburt verhindert. Derlei Zeitreisen würden also stets Kausalitätsprobleme verursachen. Reiste jemand andererseits in die Zukunft, dann könnte er also keinesfalls zurückkehren, weil die Rückkehr eine Reise in die Vergangenheit wäre. Echte Zeitreisen sollten wir also besser der Science-Fiction und Utopie überlassen, wo sie den sonstigen Zaubereien einen technischeren Touch geben können. 73 Was verbindet Raum und Zeit? Grafik aus Internet (Schülerprojekt, also wohl frei verfügbar) Dunkle Materie Sichtbares Dunkle Energie Die Allgemeine Relativitätstheorie (ART), die Albert Einstein zehn Jahre nach der Speziellen, also 1915 veröffentlichte, ist eine Gravitationstheorie, die die Newtonsche Formel ergänzt. Mit ihr verstehen wir die Trajektorien von allen bewegten Dingen in Schwerefeldern (einschließlich Licht!) als geradestmögliche Laufbahnen in einem gekrümmten Raum. Diese Linien nennt man allgemein Geodäten. Licht und Probemassen laufen also gerade und erscheinen uns nur abgelenkt, weil große Massen den Raum krümmen und sich Probemassen und Lichtstrahlen auf Geraden des Potenzialtopfes bewegen. (Abb. oben) Mit diesem Modell erklärt man sehr anschaulich, dass die Anziehungskraft in der Nähe von massereichen Objekten sehr viel stärker ist als von massearmen. Die durch unseren Alltag inspirierte Erfahrung suggeriert uns sofort, dass ein Ankömmling umso schneller in den Topf fällt, je steiler dessen Flanken sind, also je größer die Masse im Zentrum ist. Wie bei dem Luftballon müssen wir auch wieder vorsichtig sein mit der Anschauung, denn was wir hier „sehen“, ist ein zweidimensionales Modell eines dreidimensionalen Kraftfeldes: In der Höhe kann hier z.B. die umgekehrte Feldstärke aufgetragen sein, aber jedenfalls nicht die dritte Raumdimension: Die Masse krümmt zwar den Raum wirklich, aber in sich selbst und nicht wie ein Ball ein flaches Gummituch in die dritte Raumdimension biegt. 74 Foto aus Internet Was verbindet Raum und Zeit? Was auf den vorigen Seiten vorgestellt wurde, haben wir über das entfernte Universum gelernt, ohne dass wir direkt dorthin fliegen konnten. In der Tat reisen unsere Raumschiffe nur sehr langsam, so dass die ältesten gerade dabei sind, das Sonnensystem zu verlassen. Die anderen Fixsterne sind vorläufig unerreichbar. Selbst das Licht braucht bis zum nächsten Stern, Proxima Centauri, mehr als 4 Jahre. Könnten wir also mit Lichtgeschwindigkeit reisen, würde eine retour-Fahrt zu den nächsten Fixsternen mindestens eine, in den meisten Fällen mehrere Dekaden dauern – also ein ganzes Menschenleben. Hinzu kommt, dass es gemäß der Speziellen Relativitätstheorie für massebehaftete Dinge wie Menschen und Raumschiffe nicht möglich ist, die Vakuumlichtgeschwindigkeit c zu erreichen – was die Reisedauer erheblich vergrößern würde. Falls wir also nicht irgendeine „Abkürzung“ durch einen Hyperraum, eine Hyperzeit oder sonstige Dimensionen finden, ist es also unwahrscheinlich, dass wir jemals zu den fernen Sternen reisen werden. aus Internet Copyright: Salvadore Dalí ;-) Eine Astronautin, die im Alter von ca. 20 Jahren die Erde verlässt und zehn Jahre lang mit Lichtgeschwindigkeit durchs All reisen würde, wäre tatsächlich um nur zehn Jahre gealtert, wenngleich ihre Zwilllingsschwester unter Schwerkraft ein ganzes Berufsleben gelebt hat. Sie wird sie als alte Frau antreffen. In der Tat verändert sich die Zeit in beschleunigten Systemen: Sowohl in Gravitationsfeldern als auch in schnell reisenden Raumschiffen geht sie langsamer. Das ist kein technisches Problem von bestimmten Uhren, sondern es ist die physikalische Dimension, die sich verändert. Mit Flugzeug-Experimenten hat man dies nachgewiesen: Die Gravitationsfeldstärke nimmt mit dem Abstand zum Massenzentrum quadratisch ab. Folglich gibt es bereits einen Gangunterschied der Uhren auf dem Erdboden und in einer Höhe von 10 000 km, in der typische Flugzeuge unterwegs sind. Durch den Vergleich zweier exakt synchroner Atomuhren, von denen eine für lange Zeit in dieser Höhe geflogen wurde, während die andere am Boden ruhte, hat man diesen Effekt tatsächlich nachgewiesen. Diese Abhängigkeit der Zeit vom Gravitationsfeld hat sogar für die moderne Alltagstechnik Folgen: Sie muss z.B. einberechnet werden bei der satellitengesteuerten Positionsbestimmung mit GPS und ähnlichen Systemen. Während die Zeit gedehnt wird, werden Längen bei hoher Geschwindigkeit verkürzt. Beide Effekte zusammen bewirken, dass wir um die Ecke sehen könnten: die Objekte erschienen gedreht. 75 Foto aus Internet Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen am Nachthimmel. Durch Projektionen und die endliche Lichtlaufzeit, sind also Begriffe wie „gleichzeitig“ und „nebeneinander“ relativ: Was wir nebeneinander sehen oder gleichzeitig empfinden, ist an anderem Ort des Alls gar nicht gleichzeitig und auch nicht nebeneinander: Die beiden Stimmungsfotos wurden von Hobbyastronomen aufgenommen: Sie zeigen einerseits das gleichzeitige Nebeneinanderstehen verschiedener Zeitpunkte für unser Auge. Andererseits ist es am Himmel sogar möglich, dass zwei Objekte nebeneinanderstehen, die in der naiv aufgezählten Reihenfolge in verschiedener Richtung liegen: Saturn im äußeren Sonnensystem, Venus im inneren. Ist es nicht wirklich faszinierend, wenn man sich bewusst macht, was wir da am Nachthimmel sehen?! Foto aus Internet Bereits mit handelsüblichen „Kaufhausteleskopen“ kann man den Nachthimmel genauer beobachten. Man kann Krater auf dem Mond sehen, den Ring des Saturn, mindestens die vier hellsten Jupitermonde sowie zahlreiche Gasnebel und Galaxien. Ähnlich wie jeder Naturbeobachtung kann man sich daran erfreuen, aber der Blick durchs Teleskop allein oder auch das Erstellen schöner Fotografien ist natürlich keine astronomische Forschung. Wenngleich auch die Hobbyastronomie in den reichen Industriestaaten mittlerweile immer größere Teleskope zur Verfügung hat, um die Wunder des Sternhimmels zu schauen und wenngleich die große Anzahl der Hobbyastronomen gerade bei denjenigen Beobachtungen hilft, die systematisch und flächendeckend erfolgen müssen – so ist es doch die Aufgabe der Forschung, die somit gewonnenen Daten auszuwerten und mit unserem mathematischen Weltbild in Einklang zu bringen. Die wirkliche Forschung geschieht daher längst nicht mehr hauptsächlich am Teleskop, sondern an Computern, Schreibtischen oder Tafeln in wissenschaftlichen Instituten. Foto aus Internet 78 Foto aus Internet: APoD Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen am Nachthimmel. Manches Licht, das uns von den Quasaren und Galaxien erreicht, war Milliarden von Jahren unterwegs. Daher könnte man ihre Entfernung auch in Millliarden Lichtjahren ausdrücken. Ein Lichtjahr ist also die Strecke, die das Licht innerhalb eines Jahres zurücklegt. Wenn also die Andromeda-Galaxie 2.2 Millionen Lichtjahre entfernt ist, dann sehen wir sie in einem Zustand, als es auf der Erde noch keine Menschen gab, gerade die letzte Eiszeit wütete und Mammuts auch die subtropischen Regionen bevölkerten. Wie diese Galaxie heute aussieht, können wir noch nicht wissen, aber da alle Vorgänge im Kosmos auf deutlich längeren Zeitskalen passieren als auf der Erde, hat sich dort wahrscheinlich nicht viel verändert. Je weiter wir in die Ferne schauen, desto weiter sehen wir auch in die Vergangenheit. Quasare sehen wir vielleicht sogar in einem Zustand vor der Entstehung der Sonne und noch ältere Objekte sogar in einem Zustand älter als die Galaxis. Folgerichtig sehen wir irgendwann – wenn wir nur weit genug schauen – einen Zustand kurz nach der Geburt des Universums. Insofern können wir tatsächlich beobachten, wie das frühe Universum aussah. In der Astronomie ist es also mit dem Blick durchs Teleskop so, als würde die Paläonthologie beim Blick durch ihr Mikroskop die Dinosaurier herumlaufen sehen. Im Gegensatz zum normalen Studium der Geschichte der Menschheit oder der Erde kann man also die Geschichte des Universums tatsächlich und lebhaft beobachten, weil das Licht eine endliche Laufzeit hat. Der Preis dafür ist, dass wir das ferne Universum nicht zum heutigen Zeitpunkt und mithin aktuellen Zustand sehen können. 79 An unserem Himmel stehen also nicht nur viele verschiedene Objekte des Raumes nebeneinander, sondern auch verschiedene Zeitalter. Lernen mit dem Auge, Denken mit dem Hirn! Genauso wie man Suppe nicht mit einer Gabel essen möchte, sollte man auch das Denken besser dem Gehirn überlassen, als es mit dem Auge zu versuchen. Wenngleich die Astronomie fast all ihr Wissen aus Bildern hat, also mit dem Auge lernt, so ist doch die Theoriebildung und mithin das Verstehen nur mit dem Gehirn möglich. Insofern dienen alle sprachlichen und gezeichneten Bilder in Büchern wie diesem zwar der Anschauung und der Präsentation astronomischer Modelle. Man darf aber auf keinen Fall allein mit diesen Bildern weiterdenken. Bilder veranschaulichen stets nur Teilaspekte und können fast nie die gesamte Realität auf einmal abbilden, weil diese viel komplizierter ist als unsere vereinfachenden Sehgewohnheiten. Zu sehr beliebten populären und rein spekulativen Fehlschlüssen führen insbesondere die abstrakten Geometrien der Kosmologie. Will man aber eigene Weltbilder ersinnen, sollte man sich ein Beispiel an A. Einstein nehmen, der für die ART zuerst jahrelang Mathematik lernen musste. Dieses Büchlein fasst also nur den Kenntnisstand zusammen und gibt einen Ausblick auf offene Fragen für künftige Forschung. 80 Impressum Susanne M. Hoffmann Autorin: Susanne M Hoffmann Im Internationalen Jahr der Astronomie 2009 Hrsg.: VEGA e.V. internet-Publikation