Der Fischotter Vortragsdossier des WWF Schweiz © Sanchez & Lope / WWF-Canon Steckbrief Der Fischotter ist ein Fleisch fressendes Säugetier und gehört zur Familie der Marder. Seine nächsten Verwandten sind der Dachs, das Hermelin, der Iltis, das Mauswiesel und der Marder. Das Männchen wird bis zu 130 Zentimeter lang und wiegt 6 bis 12 Kilogramm. Das Weibchen ist 20 Zentimeter kleiner und nur 5 bis 8 Kilogramm schwer. Der Fischotter ist ans Leben im Wasser angepasst: Sein Körper ist schlank und geschmeidig, die Beine kurz, aber kräftig. An den Pfoten hat er Schwimmhäute zwischen den Zehen. Beim Tauchen verschliesst der Fischotter seine Nasenlöcher und die Ohren mit einer Hautfalte. Zudem kann er unter Wasser genau so gut sehen wie an Land. Sein dichtes Fell besteht aus zwei Haararten: Direkt auf der Haut wachsen kurze und sehr dichte Wollhaare; bis zu 50 000 auf einem Quadratzentimeter (beim Menschen sind es etwa 120 pro Quadratzentimeter). Sie umhüllen den Körper mit einer wärmenden Luftschicht. Die längeren Deckhaare sind eingefettet und deshalb wasserdicht. © Wild Wonders of Europe /Widstrand / WWF Fischotter können bis zu 8 Minuten unter Wasser bleiben und einem Beutetier nachjagen. Lebensraum Der Fischotter ist in der Schweiz ausgestorben. In Europa kommt er vor allem in den östlichen Ländern, aber auch in Spanien und Portugal, an der Atlantikküste Frankreichs, in Irland, Schottland sowie in Teilen Skandinaviens. Kleinere Fischottergruppen gibt es auch in anderen europäischen Ländern. Der Fischotter lebt an Uferböschungen in einem Bau. Da Otter nicht gerne graben, suchen sie sich verlassene Baue von Bibern, Füchsen oder Dachsen. Am wohlsten fühlt er sich an Uferabschnitten, die dicht mit Sträuchern und Büschen bewachsen sind, damit er sich verstecken kann. Das Wasser, wo der Fischotter haust, muss sauber sein und es müssen viele Tiere darin schwimmen, die dem Fischotter schmecken. Das Weibchen braucht einen Uferabschnitt von etwa 20 Kilometern Länge als Revier, das Männchen etwa 40 Kilometer. Verhalten Fischotter untereinander Fischotter sind Einzelgänger, Männchen und Weibchen treffen sich nur zur Paarung. Männliche Fischotter gehen sich aus dem Weg, ihre Reviere überschneiden sich nur am Rand. Bei seinen Wanderungen über Land hält sich der Fischotter immer wieder an die gleichen Wege. Diese markiert jeder Otter mit kleinen Kothaufen, die er an Stellen anbringt, die ande- re Otter gut sehen können. Er parfümiert die Häufchen mit einer süsslich riechenden Flüssigkeit aus seinen Duftdrüsen am Hinterteil. Diese Duftmarken zeigen allen Artgenossen an, dass das Gebiet besetzt ist. Fischotter sind vor allem während der Dämmerung und in der Nacht aktiv. Nahrungssuche Der Speiseplan eines Fischotters ist vielseitig. Er frisst am liebsten Fisch, hat aber auch nichts gegen Krebse, Frösche, Vögel, Insekten, Mäuse und Ratten. Er erbeutet vor allem kranke und schwache Tiere und sorgt so dafür, dass sich keine Tierart zu stark vermehrt. Früher glaubte man, der Otter fresse pro Tag so viele Kilo Fisch, wie er wiege. Das ist falsch: Ein Fischotter braucht pro Tag nur etwa ein Kilogramm Nahrung. Paarung und Aufzucht Fischotter können sich das ganze Jahr fortpflanzen. Die meisten Jungen kommen aber in den Monaten Februar, März und Juli zur Welt. Die Fischotter-Mutter bringt nach einer Tragzeit von 60 Tagen zwei bis vier Junge zur Welt. Die neugeborenen Otter sind blind, haben keine Zähne und wiegen etwa 100 Gramm. Sie bleiben im Nest und werden gesäugt. Erst nach zwei Monaten bekommen sie feste Nahrung. Nach drei Monaten gehen die kleinen Fischotter das erste Mal ins Wasser. Sie sind noch wasserscheu, häufig muss die Mutter die Kleinen ins Wasser schubsen. Schon nach wenigen Tagen können sie aber perfekt schwimmen. Jagen ist schwieriger als Schwimmen: Fast ein Jahr kümmert sich das Otterweibchen deshalb um seine Jungen und bildet sie zu flinken Jägern aus. Danach suchen sich die jungen Otter ein eigenes Revier. Fischotter und Mensch Der Fischotter wurde früher wegen seines wertvollen Pelzes gejagt. Doch erst als die Menschen ihn als «Fischräuber» ansahen, wurde es richtig gefährlich: Der Fischotter wurde gnadenlos gejagt und an vielen Orten ausgerottet. Heute ist er überall in Europa geschützt. Heute drohen dafür andere Gefahren: Viele Flüsse und Seen haben verbaute Ufer. Der Otter hat zu wenig Platz. Doch auch an unverbauten Ufern ist es nicht sicher, dass der Fischotter überleben kann: Das Wasser ist verschmutzt. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Umweltgift PCB (das ist die Abkürzung für Polychlorierte Biphenyle), ein chemischer Stoff, der zum Weichmachen von Plastik verwendet wird. Dieser Stoff baut sich in der Natur nur sehr langsam ab. Wenn er ins Wasser gelangt, kommt er in die Pflanzen, von dort in die Fische und von den Fischen in den Körper des Fischotters, der dadurch vergiftet wird. Die Otterweibchen können unfruchtbar werden oder Junge mit Missbildungen zur Welt bringen. Fischotter in der Schweiz Bis vor 100 Jahren lebte der Fischotter in fast allen Gewässern der Schweiz. Ab 1889 gab es ein Gesetz, das den Fischotter, den Reiher und andere Tiere ausrotten wollte. Man glaubte, dass sie zu viele Fische frassen und so der Fischerei schadeten. Pro Jahr wurden bis zu 120 Fischotter umgebracht. 1952 gab es so wenige Fischotter in der Schweiz, dass sie geschützt wurden. Man schätzt, dass es damals noch etwa 100 Otter gab. 1975 wurden vier Fischotterpaare im Schwarzwassergraben (Kanton Bern) ausgesetzt, die aber spurlos verschwanden. 1989 wurden zum letzten Mal Spuren am Neuenburgersee gefunden, seit 1990 gilt der Fischotter in der Schweiz als ausgestorben. 2004 und 2005 wurde plötzlich wieder ein Fischotter am Neuenburgersee gesichtet. Fachleute vermuten, dass das Tier eingewandert ist oder heimlich ausgesetzt wurde. Der Fischotter kann in der Schweiz erst wieder in der Wildnis leben, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind: In den Gewässern müssen viele Fische sein und wenig Umweltgifte: Obwohl PCB vor 30 Jahren in der Schweiz verboten wurden, belasten sie das Wasser noch immer. Fischotter brauchen lebendige Gewässer mit Ufern, an denen viele verschiedene Tiere leben können und sie Verstecke finden. Die Gewässer müssen zusammenhängen, damit sich die Otter ausbreiten können. Die Fischzüchter müssen den Otter akzeptieren und nicht als Gefahr sehen. Fischotter und WWF Der WWF will, dass der Fischotter wieder in die Schweiz zurückkehren kann. Er hat deshalb untersucht, wo in der Schweiz geeignete Lebensräume vorhanden sind. Gut geeignet sind der Neuenburger- und der Murtensee. Der WWF will grosse Gewässerabschnitte wieder naturnah gestalten, damit der Fischotter von sich aus in die Schweiz zurückkehrt. Dazu braucht er sauberes Wasser, genügend Platz und genug Futter. Nicht nur Flüsse und Bäche wurden in den letzten Jahrzehnten stark verbaut, sondern auch viele Schilfgürtel und Auenlandschaften zerstört. Der WWF setzt sich dafür ein, dass der Lebensraum für alle Wasserlebewesen verbessert wird, zum Beispiel mit Projekten an der Rhone, der Linth und am Alpenrhein. Er setzt sich zudem für gute Gesetze ein, welche die Umwelt schützen, und kümmert sich darum, dass sie auch eingehalten werden. Ausserdem gibt es das Projekt Riverwatch. Freiwillige beobachten einen Fluss- oder Bachabschnitt und setzen sich zusammen mit dem WWF dafür ein, dass das Gewässer nicht verbaut wird, oder dass z.B. die Gemeinde das verbaute Ufer wieder naturnah gestaltet. © Sanchez & Lope / WWF-Canon Weitere Informationen WWF (2012): Panda Club 2/12: Bach. Bestellen kannst du beim WWF Schweiz per Telefon, Post oder E-Mail. Die Adresse findest du rechts unten. Die Lieferfrist beträgt etwa eine Woche. Wo kein Preis angegeben ist, kannst du pro Broschüre jeweils ein Exemplar gratis bestellen. Internet www.wwf.ch/fischotter Seite des WWF Schweiz über Fischotter. www.wwf.ch/riverwatch Das WWF-Projekt zum Schutz der Schweizer Gewässer. www.prolutra.ch Steckbrief und viele Infos. www.kora.ch/pdf Umfangreiches Dossier. Bücher Zürcher Tierschutz (2004): Infokampagne 10/04. Der Wassermarder kommt. Ist die Schweiz fischottertauglich? Pott, E. (2005): Ravensburger Tierlexikon von A–Z. Ravensburg: Ravensburger Verlag. Andreas Steinig (2007): Bei den Fischottern, Sauerländer Verlag. www.fischotter.de Seite mit FischotterSteckbrief und Film. WWF Schweiz Hohlstrasse 110 8010 Zürich Telefon 044 297 21 21 Fax 044 297 21 00 E-Mail: [email protected] www.wwf.ch WWF Schweiz 2012 Beim WWF erhältlich