kalter staub im Blick von Planck ein exoplanet mit kometenschweif

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Blick in die Forschung: Nachrichten
E
in neues Infrarotbild,
Staub enthält. Die Aufnahme
aufgenommen mit dem
wurde farbkodiert, wodurch
Satelliten Planck der Europäi­
sich unterschiedlich warme
schen Raumfahrtbehörde
Regio­nen besser erkennen
ESA zeigt große und lange
lassen. Weiße bis rosafarbene
Staubfilamente, die unser
Töne zeigen Staub, der meh­
Milchstraßensys­tem durch­
rere zehn Kelvin über dem
ziehen. Im Infraroten lässt
absoluten Nullpunkt »warm«
sich die Wärmestrahlung des
ist, während die dunkelsten
kalten, nur wenige Kelvin
Regio­nen für eine Temperatur
Über rund 55 Grad erstreckt sich dieses Bild des Infrarothimmels. Es
warmen Staubes erfassen. Die
von nur zwölf Kelvin (–261
ist ein Komposit aus Messungen bei 540, 350 und 100 Mikrometer
hier sichtbaren Strukturen
Grad Celsius) stehen.
Wellenlänge.
sind bis zu 500 Lichtjahre von
uns entfernt.
Galaktisches
Zentrum
Die Staubfilamente stehen
im Zusammenhang mit der
Milchstraßenebene, wobei sich
den, ist bislang nicht geklärt.
produkt von Planck, denn die
im unteren Bereich des
der wärmere Staub näher an
Auf Gas und Staub in unserer
Hauptaufgabe dieses Satelliten
Bildes ist die Ebene unseres
der Ebene befindet. Wodurch
Galaxis wirken vielfältige Kräf­
ist die vollständige Durch­
Milchstraßensystems, die
diese Strukturen entstehen,
te ein, darunter die sich durch
musterung des kosmischen
größere Mengen an kühlem
die auch »Zirrus« genannt wer­
die Rotation der Milchstraße
Hintergrunds. Ende Juni 2010
ändernde Schwerkraft oder
konnte er seine erste Himmels­
auch Magnetfelder. Zudem
kartierung abschließen.
Der rosafarbene Streifen
ESA und das HFI Consortium / IRAS
Kalter Staub im Blick von Planck
beeinflussen die Strahlung
Planck erfasst den gesam­ten
und die Winde massereicher
Himmel mit einer höheren
Sterne Auswirkungen auf das
Temperaturauflösung als seine
Damit Schüler aktiv mit den Inhalten dieses Beitrags arbeiten
interstellare Medium und
Vorgänger-Satelliten COBE und
können, stehen didaktische Materialien auf unserer Internet­
WMap und liefert dabei auch
seite www.wissenschaft-schulen.de zur freien Verfügung:
dessen Verteilung.
Das Bild erstreckt sich über
Diesmal geht es darum, das Unsichtbare sichtbar zu machen
eine Breite von rund 55 Grad
Himmelskarte. Für diese Karte
– Infrarotastronomie. Unser Projekt »Wissenschaft in die
am Himmel längs der Ebene
muss aber die Wärmestrahlung
Schulen!« führen wir in Zusammenarbeit mit der Landesaka­
unseres Milchstraßensystems,
von Vordergrundobjekten sehr
demie für Lehrerfortbildung in Bad Wildbad und dem Haus
das galaktische Zentrum im
präzise erfasst werden, damit
der Astronomie in Heidelberg durch.
Sternbild Schütze ist markiert.
sich diese Störeffekte vom
Endprodukt abziehen lassen.
Dieses Bild ist eine Art Abfall­
eine räumlich höher aufgelös­te
Ein Exoplanet mit Kometenschweif
S
chon seit Längerem ist der Exopla­
net HD 209458b bekannt, der 153
Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild
Pegasus sein sonnenähnliches Zentralge­
stirn in nur 3,5 Tagen umrundet. Er war
einer der ersten Exoplaneten, der mit der
Transitmethode entdeckt wurde, und wird
NASA / ESA / G. Bacon (STScI)
seitdem intensiv untersucht. Bei seinen
Umläufen um den Stern zieht der Planet
von uns aus gesehen in regelmäßigen
Abständen vor seinem Zentralgestirn
vorüber. Dadurch wird die Helligkeit von
HD 209458 um etwa 1,5 Prozent reduziert.
Wegen der großen Nähe zu seinem Stern
12
September 2010
Sterne und Weltraum
heizt sich die Oberfläche des Exoplaneten
auf rund 1100 Grad Celsius auf. Er gehört
Kepler findet Unmengen erdgroßer Planeten
zur Klasse der »heißen Jupiter«, da er etwa
die Masse des größten Planeten unseres
Sonnensystems aufweist.
N
och vor der ersten offiziellen Veröffentlichung
Wegen der hohen Temperaturen des
drang eine sensationelle Information an die
Exoplaneten vermuteten die Astronomen
Öffentlichkeit: Dimitar Sasselow, Astronom der NASA
schon seit Langem, dass dieser und
andere heiße Jupiter größere Mengen an
und einer der Chefwissenschaftler der Kepler-Mission,
Gas verlieren könnten, die dann ins All
verkündete in einem Vortrag, dass in den Kepler-Daten
entweichen. Nun gelang es Forschern um
Hinweise auf mehr als hundert erdgroße Planeten ge­
Jeffrey Linsky an der University of Colo­
funden wurden.
Origins Spectrograph« (COS) an Bord des
Während auf der Kepler-Homepage der NASA die
NASA
rado in Boulder, mit Hilfe des »Cosmic
offizielle Zahl der von Kepler gefundenen Exoplaneten
Weltraumteleskops Hubble nachzuwei­
immer noch bei fünf steht, wurde Mitte Juni 2010 bekannt, dass in den ersten
sen, dass der Exoplanet HD 209458b in
drei Monaten der Mission rund 700 Exoplaneten-Kandidaten entdeckt wurden.
der Tat Materie verliert, die sich hinter
Davon gelten 270 nach Ansicht des Wissenschaftlerteams der Kepler-Mission als
ihm wie ein Kometenschweif vom Stern
glaubhaft. In der zugehörigen Vorveröffentlichung ist dabei die Rede von »nep­
abgewandt erstreckt.
tungroßen Planeten und kleiner«.
Nun ist noch vor der ersten offiziellen Pressemitteilung durchgesickert, dass
Genaue Auswertungen der Licht­
kurven seiner Transits ergaben, dass
der bei Weitem größte Teil dieser 270 möglichen Planeten erdähnliche Größe be­
der Exoplanet von einer ausgedehnten
sitzt, nämlich rund 140. Das wirft alle bisherigen Statistiken über den Haufen, die
Atmosphäre umgeben ist, welche im
eine Vielzahl heißer Jupiter enthalten. Heiße Jupiter sind von ihrer Größe und
ultravioletten Licht die Helligkeit des
Masse her jupiterähnliche Himmelskörper, die ihr Zentralgestirn in geringem
Sterns um bis zu acht Prozent reduziert.
Abstand umkreisen. Auch die jetzt genannten annähernd erdgroßen Planeten
COS entdeckte in dieser Atmosphäre
umkreisen ihre Sterne vermutlich in sehr geringem Abstand.
In einem Vortrag in Oxford, England, präsentierte Dimitar Sasselow, Professor
Kohlenstoff und Silizium. Dies ist ein
Hinweis darauf, dass der Stern seinen
für Astronomie am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, am 21. Juli
Begleiter derart stark aufheizt, dass sogar
2010 im Rahmen der alljährlich stattfindenden Konferenz TED (Technology, En­
schwere Elemente aus dessen tieferen
tertainment, Design) diese sensationellen Zahlen.
Die Größenverteilung der Planeten unseres Sonnensys­tems ähnelt sehr der­
Schichten durch Konvektionsströmungen
an die Oberfläche befördert werden und
jenigen der 270 Kepler-Planeten. Demnach wäre unser Sonnensys­tem absoluter
schließlich vom Planeten entweichen.
Durchschnitt, und erdähnliche Planeten wären weitaus häufiger als aus den
Aus den COS-Daten ließ sich außerdem
ableiten, dass sich das den Planeten
bisherigen Entdeckungen hervorging. Darin dominieren Gasriesen von Jupiter­
größe, die sich mit den bisherigen Messverfahren am ehesten nachweisen lassen.
Sasselow rechnet anhand dieser neuen Statistik die Anzahl erdgroßer Pla­
verlassende Material nicht überall mit
der gleichen Geschwindigkeit bewegt. Die
neten allein in unserer Galaxis hoch auf sagenhafte 100 Millionen Exemplare!
höchsten Geschwindigkeiten betragen
Das heißt: Rund jeder tausendste Stern unseres Milchstraßensystems besitzt
zehn Kilometer pro Sekunde. Dieses Gas
einen erdgroßen Planeten. Damit ist allerdings noch keinerlei Aussage verknüpft,
wird mit hoher Wahrscheinlichkeit vom
ob und in welcher Weise sich diese Welten für Leben eignen.
Sternwind von HD 209458 aufgenommen
Axel M. Quetz, Tilmann Althaus
und zu einem langen Gasschweif aus­
einandergezogen, ganz ähnlich wie bei
Anzahl der Planeten
SuW-Grafik
8
s1
bi
5
Erdradien
15
bi
s1
s9
9
4
bi
s4
bi
2
s2
bi
0
0
8
s1
5
15
Erdradien
bi
s1
s9
bi
bi
0
9
HD 209458b einen langen Gasschweif bei
bi
0
Wie ein Komet zieht der »heiße Jupiter«
Sonnensystem: 8 Planeten
2
50
4
schweif ausbildet.
s4
ob der Planet dabei einen langen Gas­
100
bi
diesen Daten nicht eindeutig entnehmen,
6
4
2
HD 209458b gegeben, allerdings ließ sich
150
s2
Hinweise auf entweichendes Gas von
Kepler-Daten: 270 Planeten
200
Anzahl der Planeten
einem Kometen.
Bereits im Jahre 2003 hatte es
seinen Umläufen um sein Zentralgestirn
mit sich (künstlerische Darstellung). Der
Erdgroße Exoplaneten dominieren die Ergebnisse des Weltraumteleskops Kepler
Exoplanet umrundet seinen Stern in nur (links). Rund 140 von ihnen sind maximal zwei Erddurchmesser groß. Die Form des
3,5 Tagen und ist an der Oberfläche rund
Histogramms ähnelt verblüffend gut demjenigen unseres Sonnensystems (rechts).
1100 Grad Celsius heiß.
www.astronomie-heute.de
September 2010
13
Im südlichen Sternbild Segel
Supernovae explodieren. Die
befindet sich die Sternentste-
dabei freigesetzte Strahlung
hungregion Gum 19. Der mas-
und die Stoßwellen der Ex­
sereiche, veränderliche Stern
plosionswolke dürften einen
V391 Velorum nahe der Bildmit-
großen Teil der Gas- und
te regt das ihn umgebende Gas
Staubwolke von Gum 19 aus­
zum Leuchten an. Die Aufnahme ist ein Falschfarbenkompo-
einanderblasen.
Die Supernova-Stoßwellen
sit aus drei Infrarotbildern, die
wirken aber nicht nur zer­
bei unterschiedlichen Wellen-
störerisch, sondern können
längen entstanden.
auch Teile des Nebels zu­
sammenschieben und dabei
komprimieren. Schließlich
kollabieren dann Teile der
Gas-und Staubwolken unter
ihrer eigenen Schwerkraft, so
1,6 Bogenminuten
dass weitere Sterne geboren
ESO
5 Lichtjahre
werden. Derzeit bilden sich
vor allem im bräunlich er­
scheinenden Teil von Gum 19
Junge Sterne im Sternbild Segel
links von V391 Velorum neue
Sterne, von denen einige un­
und 22 000 Lichtjahre
R
Sicht. Die Aufnahme entstand
dern. Gleichzeitig wächst die
von uns entfernt im
mit der Infrarotkamera SOFI
Helligkeit des Sterns an. Die
südlichen Sternbild Segel,
am 3,5-Meter-New-Technolo­
ausgeworfenen Gasmassen
region Gum 19 erhielt ihre
lateinisch Vela, befindet sich
gy-Telescope der Europäischen
verändern deutlich die
Bezeichnung nach dem aus­
die Sternentstehungsregion
Südsternwarte ESO auf dem
Zusammensetzung von Gum
tralischen Astrophysiker Colin
Gum 19. In dieser Ansamm­
19 und auch dessen Lichtaus­
S. Gum, der Mitte der 1950er
lung aus Gas und Staub
Berg La Silla in Chile.
V391 Velorum strahlt nicht
sendung.
Jahre als Erster den südlichen
bilden sich derzeit zahlreiche
so gleichförmig wie unsere
neue Sterne. Einer von ihnen
Sonne. In unvorhersehbaren
haben nur eine geringe
beln durchmusterte. Gum 19
ist besonders massereich
Abständen kommt es auf
Lebenserwartung von etwa
war der 19. Eintrag in seinem
ausgefallen, es handelt sich
dem Stern zu Ausbrüchen,
zehn Millionen Jahren, bevor
1955 erschienenen Katalog,
um den veränderlichen
die dabei große Mengen an
sie sich zu Roten Riesen
der insgesamt 85 Objekte
Stern V391 Velorum, der in
Gas in die Umgebung schleu­
aufblähen und schließlich als
auflistet.
Sterne wie V391 Velorum
serer Sonne ähneln werden.
Die Sternentstehungs­
Himmel nach Emissionsne­
einem bläulich-weißen Licht
leuchtet.
An seiner Oberfläche ist
dieser Stern rund 30 000
Grad heiß, so dass er einen
Großteil seiner Strahlungsleis­
tung im ultravioletten Licht
»Sterne und Weltraum«-Gewinnspiel
M
it etwas Glück können Sie eines von fünf Exemplaren des
Buchs »Zauber der Sterne« gewinnen, freundlicherweise
zur Verfügung gestellt vom Kosmos-Verlag, Stuttgart.
abgibt. Diese energiereiche
Senden Sie die Ziffern der Fragen und den jeweils
Strahlung regt die den Stern
zugehörigen Buchstaben der richtigen Lösung bis zum
umgebenden Gasmassen zum
15. September 2010 per E-Mail mit der Betreffzeile »Rosetta« an:
Leuchten im infraroten und
[email protected]
sichtbaren Licht an. Im sicht­
baren Licht leuchten derartige
Emissionsnebel in einem
markant rötlichen Licht, der
Frage 1: Die Raumsonde
Frage 2: Das Landegerät von
Frage 3: Die Raumsonde
H-alpha-Strahlung.
Rosetta fliegt zu einem
Rosetta heißt
Rosetta wird gesteuert aus
a) Planeten
a) Roland
a) Houston
Falschfarbenaufnahme in drei
b) Mond
b) Philae
b) Kourou
unterschiedlichen infraroten
c) Kometen
c) Phobos
c) Darmstadt
Das Bild oben ist eine
Wellenlängen. Im Infraroten
ist es möglich, ins Innere von
Gum 19 hineinzusehen, im
sichtbaren Licht verdecken
Teilnahmebedingungen: Alle »Sterne und Weltraum«-Leser, die bis
zum 15. September 2010 die richtigen Lösungen an die genannte
E-Mail-Adresse senden, nehmen an der Verlosung teil. Bitte dabei
unbedingt die Postanschrift angeben. Maßgebend ist der Tag des
Eingangs. Ausgeschlossen von der Teilnahme sind die Mitarbeiter
der Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH und deren
Angehörige. Die Preise sind wie beschrieben. Ein Tausch der Ge­
winne, eine Auszahlung in bar oder in Sachwerten ist nicht möglich.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mit der Teilnahme am Gewinn­
spiel erkennt der Einsender diese Teilnahmebedingungen an.
dichte dunkle Staubwolken die
14
September 2010
Sterne und Weltraum
www.astronomie-heute.de
September 2010
15
Jahrestagung der Astronomischen Gesellschaft in Bonn
om 13. bis 17. September 2010
V
larer Planeten sowie ein öffentlicher
findet in Bonn die Jahrestagung
Abendvortrag des Heidelberger Astro­
der Astronomischen Gesellschaft (AG)
physikers Matthias Bartelmann zum
THE COSMOS AT HIGH RESOLUTION
statt, die Wissenschaftler aus aller Welt
Thema »Stand und Perspektiven der
Annual Meeting of the
Astronomische Gesellschaft
zusammenbringt. In diesem Jahr steht
Kosmologie«.
Bonn 13-17 September 2010
die Tagung unter dem Titel »Zooming
Neben den zahlreichen wissen­
in – The Cosmos at High Resolution«.
schaftlichen Präsentationen bietet die
Ein Schwerpunktthema werden
Tagung auch Workshops zur Didaktik
zukünftige Teleskope mit hoher
der Astronomie und zur Lehrerfort­
Winkelauflösung in unterschiedlichen
bildung. Interessenten melden sich an
Spektralbereichen sein, beispielsweise
bei Andreas Schulz, Tel.: 0221 4704651,
das geplante Square Kilometer Array
[email protected].
für Radiowellenlängen, das im Bau
Weiterhin gibt es erstmals ein
befindliche Interferometer ALMA
Meeting zum Thema »Public Outreach
für den Submillimeterbereich, das
in der Astronomie«. Informationen
geplante optische Riesenteleskop E-ELT
dazu findet man unter www.mpia.de/
mit 42 Meter Spiegeldurchmesser sowie
homes/jaeger/index.htm. Kontaktper­
das satellitengestützte Gravitations­
son ist der Pressesprecher der AG,
wellenobservatorium LISA.
Klaus Jäger, [email protected],
Zu den Highlights der Tagung
gehören die Verleihung der Karl-
ZOOMING IN
Tel.: 06221 528-379.
Die Jahrestagung der AG wird vom
Schwarzschild-Medaille der AG an den
Argelander-Institut für Astronomie ge­
Genfer Forscher Michel Mayor für die
meinsam mit dem Max-Planck-Institut
Entdeckung und Erforschung extraso­
für Radioastronomie in Bonn veranstal­
SOC:
F.Bertoldi
S.Britzen
A.Burkert
R.-J.Dettmar
E.Grebel
M.Kramer
P.Kroupa
M.Steinmetz
A.Zensus
www.astro.uni-bonn.de/AG2010
+49-228-736789
Image credit: Oliver Volke & Rychard Bouwens
SOC:
Frank Bertoldi, Bonn (co-chair)
tet.Silke
Über Einzelheiten
des Programms
Britzen, Bonn
Andreasdie
Burkert,
informiert
WebsiteMünchen
www.astro.
Ralf-Jürgen Dettmar, Bochum
uni-bonn.de/AG2010.
Kontakt:
Eva Grebel, Heidelberg Frank
Michael
Bonn fbertoldi@
Bertoldi,
Tel.:Kramer,
0228 73-6789,
Pavel
Kroupa,
Bonn
astro.uni-bonn.de und Silke Britzen,
Matthias Steinmetz, Potsdam
[email protected]
Anton Zensus, Bonn (co-chair)
Kometeneinschlag auf Neptun vor 200 Jahren?
I
n den letzten anderthalb
selbst bildeten sich große
Sonnensystemforschung in
nur mit einer externen Quelle
Jahrzehnten wurden die
dunkle Flecken, die für mehrere
Katlenburg-Lindau und für
erklären, denn normalerweise
Monate Bestand hatten.
Wegen der großen Häu­
extraterrestrische Physik in
sollte die CO-Konzentration in
drei Einschlägen von Objekten
Garching die Atmosphäre des
Stratosphäre und Troposphäre
auf dem Riesenplaneten
figkeit solcher Einschläge auf
äußersten Planeten Neptun
gleich sein oder nach oben hin
Jupiter. Besonders spektakulär
Jupiter liegt es nahe, auch bei
im Infraroten im Wellenlän­
abnehmen.
waren die in Reihe erfolgenden
den anderen drei Gasplaneten
genbereich von 51 bis 220
Einschläge der mehr als ein
Ähnliches zu vermuten.
Mikrometern.
Dutzend Bruchstücke des
Mit Hilfe des Instruments
Kometen Shoemaker-Levy-9 im
PACS (Photodetector Array
Spektrum von Neptun, der für
vatorium, dass auf Neptun
Jahre 1994. Damals ließen sich
Camera and Spectrometer)
Herschel wie eine Punktquelle
ein Komet einschlug. Dabei
Feuerbälle beobachten, die weit
des Weltraumteleskops Kepler
erscheint, deutliche Absorp­
explodierte der eisige Kern des
über den Horizont des Planeten
untersuchten Forscher der
tionsbanden von Methan,
Kometen beim rasanten Ein­
aufstiegen, und auf Jupiter
Max-Planck-Institute für
Wasser, Deuteriumwasserstoff
tritt in die Atmosphäre und
und Kohlenmonoxid (CO).
verdampfte vollständig. Das
Interessanterweise zeigte
im überwiegend aus Wassereis
das CO eine ungewöhnliche
bestehenden Kometenkern
Verteilung in der Atmosphäre
enthaltene Kohlenmonoxid
Die US-Raumsonde Voyager
des Gasplaneten. In der oberen
wurde dabei frei und verteilte
2 lichtete dieses Porträt des
Schicht der Neptungashülle,
sich binnen weniger Jahre pla­
äußersten Planeten Neptun im
der Stratosphäre, war das CO
netenweit in der Stratosphäre.
August 1989 beim Anflug auf
stärker konzentriert als in der
Aus der derzeitigen Verteilung
den Gasriesen ab. Die blaue Far-
darunterliegenden Troposphä­
schließen die Forscher, dass
be entsteht bei der Absorption
re. Eine derartige Anreiche­
Neptun vor rund 200 Jahren
des Sonnenlichts durch Methan
rung von CO in der Hochatmo­
unsanften Besuch aus dem All
in der Atmosphäre.
sphäre von Neptun lässt sich
empfing.
NASA-JPL
Forscher Zeuge von mindestens
16
September 2010
Dabei zeigten sich im
Daher vermutet das
Forscherteam um Emmanuel
Lellouch am Pariser Obser­
Sterne und Weltraum
www.astronomie-heute.de
September 2010
17
kurz & bündig
SWIFT von Strahlenausbruch geblendet
Ein Quasar als Linse
Der Quasar SDSS J0013+1523 wirkt
durch seine große Masse als Gravita­
tionslinse und erzeugt dabei zwei Bilder
einer weit hinter ihm liegenden Hinter­
grundgalaxie. Es ist der erste Quasar,
bei dem ein Gravitationslinseneffekt
nachgewiesen wurde.
Stern verlässt das
­Milchstraßensystem
Dem Stern HE 0437-5439 steht ein
einsames Schicksal bevor: Durch einen
dichten Vorbeiflug am Zentrum unserer
Galaxis wurde er so stark beschleunigt,
dass er mit 715 Kilometer pro Sekunde
in das intergalaktische All davonfliegt.
Cassini-Mission geht in die
zweite Verlängerung
Die »Equinox-Mission« der US-Raum­
sonde Cassini ist zu Ende. Am 1. Juli
2010 begann der neue Abschnitt der
Vor-Ort-Erkundung des Ringplaneten
und seiner Monde, die »Cassini Solstice
Mission«. Bis September 2017 soll die
Sonde Saturn umrunden, um schließlich
in den Ringplaneten zu stürzen.
Monsterstern entdeckt
In der Großen Magellanschen Wolke
stießen Astronomen im Tarantelnebel
auf einen Stern mit 265 Sonnenmassen.
R 136a1 überbietet damit den bishe­
rigen Grenzwert von 150 Sonnenmas­
sen deutlich.
W
elch eine Überra­
in allen Richtungen im
UVOT misst ultraviolettes
schung: Das NASA-
Kosmos auf.
und sichtbares Licht.
SWIFT verrichtete am
schiedene Ursachen für
lenausbrüche beginnen
21. Juni 2010 wie üblich
sie in Betracht: Ein extrem
mit einem kurzen Blitz
seinen Dienst in der
massereicher Stern, der als
aus Gamma- und Rönt­
Erdumlaufbahn, als un­
»Hypernova« explodiert,
genstrahlung; danach
vermittelt ein gewaltiger
könnte einen derartigen
folgt ein energieärmeres
Strahlungsausbruch eines
Energieausstoß verursa­
»Nachleuchten« im ultra­
seiner Mess­instrumente
chen, oder kollidierende
violetten und sichtbaren
blendete, das Röntgente­
Neutronensterne, oder
Licht. Interessanterweise
leskop XRT. Obwohl der
noch viel exotischere Phä­
folgte auf den extremen
Satellit SWIFT speziell für
nomene. Was genau dort
Röntgenstrahlenausbruch
die Untersuchung von en­
draußen vor Milliarden
vom 21. Juni nur ein
ergiereichen Strahlungs­
Jahren geschah, ist nach
schwaches Nachleuchten
ausbrüchen entwickelt
wie vor unbekannt.
im sichtbaren Licht, das
Weltraumobservatorium
wurde, war es diesmal zu
Forscher ziehen ver­
Um dieses Rätsel zu
Typische Gammastrah­
aber recht lange anhielt.
viel: Die Software für die
lösen, schickte die NASA
Datenanalyse stürzte ab.
im November 2004 den
die mittlere Helligkeit des
Gammastrahlenaus­
Die Forscher schätzten
Satelliten SWIFT in eine
Ausbruchs ab, indem sie
brüche sind wohl die
Erdumlaufbahn. Seine
das Licht auswerteten, das
stärksten Explosionen, die
Aufgabe ist es, möglichst
rund um das überbelichte­
es im Universum gibt. Sie
viele Gammastrahlenaus­
te Zentrum der Aufnahme
gehören zu den leucht­
brüche aufzuspüren und
registriert wurde. So
kräftigsten Ereignissen
zu analysieren. An Bord
stellten die Wissenschaft­
im gesamten Universum.
sind drei Instrumente: Das
ler im Nachhinein fest,
Innerhalb weniger Sekun­
Burst Alert Telescope (BAT)
dass kurzfristig 143 000
den setzen sie so viel Ener­
überwacht ein Sechstel
Photonen pro Sekunde auf
gie frei wie die Sonne in
des Himmels gleichzeitig.
den Detektor eingeprasselt
vielen Milliarden Jahren
Wird ein Gammastrah­
waren – 140-mal intensiver
und bilden damit für kur­
lenausbruch registriert,
als die stärkste bekannte
ze Zeit das weitaus hellste
nehmen die anderen
kontinuierliche Röntgen­
Objekt am »Gammahim­
beiden Teleskope ihre
quelle, ein Neutronenstern
mel«. Sie sind Milliarden
Arbeit auf: XRT misst die
in nur 10 000 Lichtjahren
von Lichtjahren von uns
Röntgenstrahlung, die von
Entfernung zur Erde.
entfernt und tauchen
der Quelle ausgeht, und
Manuela Kuhar
Himmelsdurchmusterung
von WISE erfolgreich
Das im Dezember 2009 gestartete
Weltraumteleskop Wide-field Infrared
Survey Explorer (WISE) beendete
am 17. Juli 2010 seine erste vollstän­
dige Durchmus­terung des gesamten
Infrarothimmels. Im Mai 2011 sollen
den Astronomen etwa 80 Prozent der
Messdaten zugänglich gemacht werden,
der Rest folgt kurze Zeit später.
Dieses Bild des NASASatelliten SWIFT des extrem
starken Gammastrahlenausbruchs vom 21. Juni
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NASA / Swift / Stefan Immler
2010 setzt sich aus zwei
Weitere aktuelle Meldungen
aus Astronomie und Raumfahrt
finden Sie auf
Aufnahmen bei verschiedenen Röntgen-Wellenlängen zusammen. Das
Strahlenmuster entstand
durch die Überlastung des
Detektors.
18
September 2010
Sterne und Weltraum
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September 2010
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