Blick in die Forschung: Nachrichten E in neues Infrarotbild, Staub enthält. Die Aufnahme aufgenommen mit dem wurde farbkodiert, wodurch Satelliten Planck der Europäi­ sich unterschiedlich warme schen Raumfahrtbehörde Regio­nen besser erkennen ESA zeigt große und lange lassen. Weiße bis rosafarbene Staubfilamente, die unser Töne zeigen Staub, der meh­ Milchstraßensys­tem durch­ rere zehn Kelvin über dem ziehen. Im Infraroten lässt absoluten Nullpunkt »warm« sich die Wärmestrahlung des ist, während die dunkelsten kalten, nur wenige Kelvin Regio­nen für eine Temperatur Über rund 55 Grad erstreckt sich dieses Bild des Infrarothimmels. Es warmen Staubes erfassen. Die von nur zwölf Kelvin (–261 ist ein Komposit aus Messungen bei 540, 350 und 100 Mikrometer hier sichtbaren Strukturen Grad Celsius) stehen. Wellenlänge. sind bis zu 500 Lichtjahre von uns entfernt. Galaktisches Zentrum Die Staubfilamente stehen im Zusammenhang mit der Milchstraßenebene, wobei sich den, ist bislang nicht geklärt. produkt von Planck, denn die im unteren Bereich des der wärmere Staub näher an Auf Gas und Staub in unserer Hauptaufgabe dieses Satelliten Bildes ist die Ebene unseres der Ebene befindet. Wodurch Galaxis wirken vielfältige Kräf­ ist die vollständige Durch­ Milchstraßensystems, die diese Strukturen entstehen, te ein, darunter die sich durch musterung des kosmischen größere Mengen an kühlem die auch »Zirrus« genannt wer­ die Rotation der Milchstraße Hintergrunds. Ende Juni 2010 ändernde Schwerkraft oder konnte er seine erste Himmels­ auch Magnetfelder. Zudem kartierung abschließen. Der rosafarbene Streifen ESA und das HFI Consortium / IRAS Kalter Staub im Blick von Planck beeinflussen die Strahlung Planck erfasst den gesam­ten und die Winde massereicher Himmel mit einer höheren Sterne Auswirkungen auf das Temperaturauflösung als seine Damit Schüler aktiv mit den Inhalten dieses Beitrags arbeiten interstellare Medium und Vorgänger-Satelliten COBE und können, stehen didaktische Materialien auf unserer Internet­ WMap und liefert dabei auch seite www.wissenschaft-schulen.de zur freien Verfügung: dessen Verteilung. Das Bild erstreckt sich über Diesmal geht es darum, das Unsichtbare sichtbar zu machen eine Breite von rund 55 Grad Himmelskarte. Für diese Karte – Infrarotastronomie. Unser Projekt »Wissenschaft in die am Himmel längs der Ebene muss aber die Wärmestrahlung Schulen!« führen wir in Zusammenarbeit mit der Landesaka­ unseres Milchstraßensystems, von Vordergrundobjekten sehr demie für Lehrerfortbildung in Bad Wildbad und dem Haus das galaktische Zentrum im präzise erfasst werden, damit der Astronomie in Heidelberg durch. Sternbild Schütze ist markiert. sich diese Störeffekte vom Endprodukt abziehen lassen. Dieses Bild ist eine Art Abfall­ eine räumlich höher aufgelös­te Ein Exoplanet mit Kometenschweif S chon seit Längerem ist der Exopla­ net HD 209458b bekannt, der 153 Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild Pegasus sein sonnenähnliches Zentralge­ stirn in nur 3,5 Tagen umrundet. Er war einer der ersten Exoplaneten, der mit der Transitmethode entdeckt wurde, und wird NASA / ESA / G. Bacon (STScI) seitdem intensiv untersucht. Bei seinen Umläufen um den Stern zieht der Planet von uns aus gesehen in regelmäßigen Abständen vor seinem Zentralgestirn vorüber. Dadurch wird die Helligkeit von HD 209458 um etwa 1,5 Prozent reduziert. Wegen der großen Nähe zu seinem Stern 12 September 2010 Sterne und Weltraum heizt sich die Oberfläche des Exoplaneten auf rund 1100 Grad Celsius auf. Er gehört Kepler findet Unmengen erdgroßer Planeten zur Klasse der »heißen Jupiter«, da er etwa die Masse des größten Planeten unseres Sonnensystems aufweist. N och vor der ersten offiziellen Veröffentlichung Wegen der hohen Temperaturen des drang eine sensationelle Information an die Exoplaneten vermuteten die Astronomen Öffentlichkeit: Dimitar Sasselow, Astronom der NASA schon seit Langem, dass dieser und andere heiße Jupiter größere Mengen an und einer der Chefwissenschaftler der Kepler-Mission, Gas verlieren könnten, die dann ins All verkündete in einem Vortrag, dass in den Kepler-Daten entweichen. Nun gelang es Forschern um Hinweise auf mehr als hundert erdgroße Planeten ge­ Jeffrey Linsky an der University of Colo­ funden wurden. Origins Spectrograph« (COS) an Bord des Während auf der Kepler-Homepage der NASA die NASA rado in Boulder, mit Hilfe des »Cosmic offizielle Zahl der von Kepler gefundenen Exoplaneten Weltraumteleskops Hubble nachzuwei­ immer noch bei fünf steht, wurde Mitte Juni 2010 bekannt, dass in den ersten sen, dass der Exoplanet HD 209458b in drei Monaten der Mission rund 700 Exoplaneten-Kandidaten entdeckt wurden. der Tat Materie verliert, die sich hinter Davon gelten 270 nach Ansicht des Wissenschaftlerteams der Kepler-Mission als ihm wie ein Kometenschweif vom Stern glaubhaft. In der zugehörigen Vorveröffentlichung ist dabei die Rede von »nep­ abgewandt erstreckt. tungroßen Planeten und kleiner«. Nun ist noch vor der ersten offiziellen Pressemitteilung durchgesickert, dass Genaue Auswertungen der Licht­ kurven seiner Transits ergaben, dass der bei Weitem größte Teil dieser 270 möglichen Planeten erdähnliche Größe be­ der Exoplanet von einer ausgedehnten sitzt, nämlich rund 140. Das wirft alle bisherigen Statistiken über den Haufen, die Atmosphäre umgeben ist, welche im eine Vielzahl heißer Jupiter enthalten. Heiße Jupiter sind von ihrer Größe und ultravioletten Licht die Helligkeit des Masse her jupiterähnliche Himmelskörper, die ihr Zentralgestirn in geringem Sterns um bis zu acht Prozent reduziert. Abstand umkreisen. Auch die jetzt genannten annähernd erdgroßen Planeten COS entdeckte in dieser Atmosphäre umkreisen ihre Sterne vermutlich in sehr geringem Abstand. In einem Vortrag in Oxford, England, präsentierte Dimitar Sasselow, Professor Kohlenstoff und Silizium. Dies ist ein Hinweis darauf, dass der Stern seinen für Astronomie am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, am 21. Juli Begleiter derart stark aufheizt, dass sogar 2010 im Rahmen der alljährlich stattfindenden Konferenz TED (Technology, En­ schwere Elemente aus dessen tieferen tertainment, Design) diese sensationellen Zahlen. Die Größenverteilung der Planeten unseres Sonnensys­tems ähnelt sehr der­ Schichten durch Konvektionsströmungen an die Oberfläche befördert werden und jenigen der 270 Kepler-Planeten. Demnach wäre unser Sonnensys­tem absoluter schließlich vom Planeten entweichen. Durchschnitt, und erdähnliche Planeten wären weitaus häufiger als aus den Aus den COS-Daten ließ sich außerdem ableiten, dass sich das den Planeten bisherigen Entdeckungen hervorging. Darin dominieren Gasriesen von Jupiter­ größe, die sich mit den bisherigen Messverfahren am ehesten nachweisen lassen. Sasselow rechnet anhand dieser neuen Statistik die Anzahl erdgroßer Pla­ verlassende Material nicht überall mit der gleichen Geschwindigkeit bewegt. Die neten allein in unserer Galaxis hoch auf sagenhafte 100 Millionen Exemplare! höchsten Geschwindigkeiten betragen Das heißt: Rund jeder tausendste Stern unseres Milchstraßensystems besitzt zehn Kilometer pro Sekunde. Dieses Gas einen erdgroßen Planeten. Damit ist allerdings noch keinerlei Aussage verknüpft, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit vom ob und in welcher Weise sich diese Welten für Leben eignen. Sternwind von HD 209458 aufgenommen Axel M. Quetz, Tilmann Althaus und zu einem langen Gasschweif aus­ einandergezogen, ganz ähnlich wie bei Anzahl der Planeten SuW-Grafik 8 s1 bi 5 Erdradien 15 bi s1 s9 9 4 bi s4 bi 2 s2 bi 0 0 8 s1 5 15 Erdradien bi s1 s9 bi bi 0 9 HD 209458b einen langen Gasschweif bei bi 0 Wie ein Komet zieht der »heiße Jupiter« Sonnensystem: 8 Planeten 2 50 4 schweif ausbildet. s4 ob der Planet dabei einen langen Gas­ 100 bi diesen Daten nicht eindeutig entnehmen, 6 4 2 HD 209458b gegeben, allerdings ließ sich 150 s2 Hinweise auf entweichendes Gas von Kepler-Daten: 270 Planeten 200 Anzahl der Planeten einem Kometen. Bereits im Jahre 2003 hatte es seinen Umläufen um sein Zentralgestirn mit sich (künstlerische Darstellung). Der Erdgroße Exoplaneten dominieren die Ergebnisse des Weltraumteleskops Kepler Exoplanet umrundet seinen Stern in nur (links). Rund 140 von ihnen sind maximal zwei Erddurchmesser groß. Die Form des 3,5 Tagen und ist an der Oberfläche rund Histogramms ähnelt verblüffend gut demjenigen unseres Sonnensystems (rechts). 1100 Grad Celsius heiß. www.astronomie-heute.de September 2010 13 Im südlichen Sternbild Segel Supernovae explodieren. Die befindet sich die Sternentste- dabei freigesetzte Strahlung hungregion Gum 19. Der mas- und die Stoßwellen der Ex­ sereiche, veränderliche Stern plosionswolke dürften einen V391 Velorum nahe der Bildmit- großen Teil der Gas- und te regt das ihn umgebende Gas Staubwolke von Gum 19 aus­ zum Leuchten an. Die Aufnahme ist ein Falschfarbenkompo- einanderblasen. Die Supernova-Stoßwellen sit aus drei Infrarotbildern, die wirken aber nicht nur zer­ bei unterschiedlichen Wellen- störerisch, sondern können längen entstanden. auch Teile des Nebels zu­ sammenschieben und dabei komprimieren. Schließlich kollabieren dann Teile der Gas-und Staubwolken unter ihrer eigenen Schwerkraft, so 1,6 Bogenminuten dass weitere Sterne geboren ESO 5 Lichtjahre werden. Derzeit bilden sich vor allem im bräunlich er­ scheinenden Teil von Gum 19 Junge Sterne im Sternbild Segel links von V391 Velorum neue Sterne, von denen einige un­ und 22 000 Lichtjahre R Sicht. Die Aufnahme entstand dern. Gleichzeitig wächst die von uns entfernt im mit der Infrarotkamera SOFI Helligkeit des Sterns an. Die südlichen Sternbild Segel, am 3,5-Meter-New-Technolo­ ausgeworfenen Gasmassen region Gum 19 erhielt ihre lateinisch Vela, befindet sich gy-Telescope der Europäischen verändern deutlich die Bezeichnung nach dem aus­ die Sternentstehungsregion Südsternwarte ESO auf dem Zusammensetzung von Gum tralischen Astrophysiker Colin Gum 19. In dieser Ansamm­ 19 und auch dessen Lichtaus­ S. Gum, der Mitte der 1950er lung aus Gas und Staub Berg La Silla in Chile. V391 Velorum strahlt nicht sendung. Jahre als Erster den südlichen bilden sich derzeit zahlreiche so gleichförmig wie unsere neue Sterne. Einer von ihnen Sonne. In unvorhersehbaren haben nur eine geringe beln durchmusterte. Gum 19 ist besonders massereich Abständen kommt es auf Lebenserwartung von etwa war der 19. Eintrag in seinem ausgefallen, es handelt sich dem Stern zu Ausbrüchen, zehn Millionen Jahren, bevor 1955 erschienenen Katalog, um den veränderlichen die dabei große Mengen an sie sich zu Roten Riesen der insgesamt 85 Objekte Stern V391 Velorum, der in Gas in die Umgebung schleu­ aufblähen und schließlich als auflistet. Sterne wie V391 Velorum serer Sonne ähneln werden. Die Sternentstehungs­ Himmel nach Emissionsne­ einem bläulich-weißen Licht leuchtet. An seiner Oberfläche ist dieser Stern rund 30 000 Grad heiß, so dass er einen Großteil seiner Strahlungsleis­ tung im ultravioletten Licht »Sterne und Weltraum«-Gewinnspiel M it etwas Glück können Sie eines von fünf Exemplaren des Buchs »Zauber der Sterne« gewinnen, freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Kosmos-Verlag, Stuttgart. abgibt. Diese energiereiche Senden Sie die Ziffern der Fragen und den jeweils Strahlung regt die den Stern zugehörigen Buchstaben der richtigen Lösung bis zum umgebenden Gasmassen zum 15. September 2010 per E-Mail mit der Betreffzeile »Rosetta« an: Leuchten im infraroten und [email protected] sichtbaren Licht an. Im sicht­ baren Licht leuchten derartige Emissionsnebel in einem markant rötlichen Licht, der Frage 1: Die Raumsonde Frage 2: Das Landegerät von Frage 3: Die Raumsonde H-alpha-Strahlung. Rosetta fliegt zu einem Rosetta heißt Rosetta wird gesteuert aus a) Planeten a) Roland a) Houston Falschfarbenaufnahme in drei b) Mond b) Philae b) Kourou unterschiedlichen infraroten c) Kometen c) Phobos c) Darmstadt Das Bild oben ist eine Wellenlängen. Im Infraroten ist es möglich, ins Innere von Gum 19 hineinzusehen, im sichtbaren Licht verdecken Teilnahmebedingungen: Alle »Sterne und Weltraum«-Leser, die bis zum 15. September 2010 die richtigen Lösungen an die genannte E-Mail-Adresse senden, nehmen an der Verlosung teil. Bitte dabei unbedingt die Postanschrift angeben. Maßgebend ist der Tag des Eingangs. Ausgeschlossen von der Teilnahme sind die Mitarbeiter der Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH und deren Angehörige. Die Preise sind wie beschrieben. Ein Tausch der Ge­ winne, eine Auszahlung in bar oder in Sachwerten ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mit der Teilnahme am Gewinn­ spiel erkennt der Einsender diese Teilnahmebedingungen an. dichte dunkle Staubwolken die 14 September 2010 Sterne und Weltraum www.astronomie-heute.de September 2010 15 Jahrestagung der Astronomischen Gesellschaft in Bonn om 13. bis 17. September 2010 V larer Planeten sowie ein öffentlicher findet in Bonn die Jahrestagung Abendvortrag des Heidelberger Astro­ der Astronomischen Gesellschaft (AG) physikers Matthias Bartelmann zum THE COSMOS AT HIGH RESOLUTION statt, die Wissenschaftler aus aller Welt Thema »Stand und Perspektiven der Annual Meeting of the Astronomische Gesellschaft zusammenbringt. In diesem Jahr steht Kosmologie«. Bonn 13-17 September 2010 die Tagung unter dem Titel »Zooming Neben den zahlreichen wissen­ in – The Cosmos at High Resolution«. schaftlichen Präsentationen bietet die Ein Schwerpunktthema werden Tagung auch Workshops zur Didaktik zukünftige Teleskope mit hoher der Astronomie und zur Lehrerfort­ Winkelauflösung in unterschiedlichen bildung. Interessenten melden sich an Spektralbereichen sein, beispielsweise bei Andreas Schulz, Tel.: 0221 4704651, das geplante Square Kilometer Array [email protected]. für Radiowellenlängen, das im Bau Weiterhin gibt es erstmals ein befindliche Interferometer ALMA Meeting zum Thema »Public Outreach für den Submillimeterbereich, das in der Astronomie«. Informationen geplante optische Riesenteleskop E-ELT dazu findet man unter www.mpia.de/ mit 42 Meter Spiegeldurchmesser sowie homes/jaeger/index.htm. Kontaktper­ das satellitengestützte Gravitations­ son ist der Pressesprecher der AG, wellenobservatorium LISA. Klaus Jäger, [email protected], Zu den Highlights der Tagung gehören die Verleihung der Karl- ZOOMING IN Tel.: 06221 528-379. Die Jahrestagung der AG wird vom Schwarzschild-Medaille der AG an den Argelander-Institut für Astronomie ge­ Genfer Forscher Michel Mayor für die meinsam mit dem Max-Planck-Institut Entdeckung und Erforschung extraso­ für Radioastronomie in Bonn veranstal­ SOC: F.Bertoldi S.Britzen A.Burkert R.-J.Dettmar E.Grebel M.Kramer P.Kroupa M.Steinmetz A.Zensus www.astro.uni-bonn.de/AG2010 +49-228-736789 Image credit: Oliver Volke & Rychard Bouwens SOC: Frank Bertoldi, Bonn (co-chair) tet.Silke Über Einzelheiten des Programms Britzen, Bonn Andreasdie Burkert, informiert WebsiteMünchen www.astro. Ralf-Jürgen Dettmar, Bochum uni-bonn.de/AG2010. Kontakt: Eva Grebel, Heidelberg Frank Michael Bonn fbertoldi@ Bertoldi, Tel.:Kramer, 0228 73-6789, Pavel Kroupa, Bonn astro.uni-bonn.de und Silke Britzen, Matthias Steinmetz, Potsdam [email protected] Anton Zensus, Bonn (co-chair) Kometeneinschlag auf Neptun vor 200 Jahren? I n den letzten anderthalb selbst bildeten sich große Sonnensystemforschung in nur mit einer externen Quelle Jahrzehnten wurden die dunkle Flecken, die für mehrere Katlenburg-Lindau und für erklären, denn normalerweise Monate Bestand hatten. Wegen der großen Häu­ extraterrestrische Physik in sollte die CO-Konzentration in drei Einschlägen von Objekten Garching die Atmosphäre des Stratosphäre und Troposphäre auf dem Riesenplaneten figkeit solcher Einschläge auf äußersten Planeten Neptun gleich sein oder nach oben hin Jupiter. Besonders spektakulär Jupiter liegt es nahe, auch bei im Infraroten im Wellenlän­ abnehmen. waren die in Reihe erfolgenden den anderen drei Gasplaneten genbereich von 51 bis 220 Einschläge der mehr als ein Ähnliches zu vermuten. Mikrometern. Dutzend Bruchstücke des Mit Hilfe des Instruments Kometen Shoemaker-Levy-9 im PACS (Photodetector Array Spektrum von Neptun, der für vatorium, dass auf Neptun Jahre 1994. Damals ließen sich Camera and Spectrometer) Herschel wie eine Punktquelle ein Komet einschlug. Dabei Feuerbälle beobachten, die weit des Weltraumteleskops Kepler erscheint, deutliche Absorp­ explodierte der eisige Kern des über den Horizont des Planeten untersuchten Forscher der tionsbanden von Methan, Kometen beim rasanten Ein­ aufstiegen, und auf Jupiter Max-Planck-Institute für Wasser, Deuteriumwasserstoff tritt in die Atmosphäre und und Kohlenmonoxid (CO). verdampfte vollständig. Das Interessanterweise zeigte im überwiegend aus Wassereis das CO eine ungewöhnliche bestehenden Kometenkern Verteilung in der Atmosphäre enthaltene Kohlenmonoxid Die US-Raumsonde Voyager des Gasplaneten. In der oberen wurde dabei frei und verteilte 2 lichtete dieses Porträt des Schicht der Neptungashülle, sich binnen weniger Jahre pla­ äußersten Planeten Neptun im der Stratosphäre, war das CO netenweit in der Stratosphäre. August 1989 beim Anflug auf stärker konzentriert als in der Aus der derzeitigen Verteilung den Gasriesen ab. Die blaue Far- darunterliegenden Troposphä­ schließen die Forscher, dass be entsteht bei der Absorption re. Eine derartige Anreiche­ Neptun vor rund 200 Jahren des Sonnenlichts durch Methan rung von CO in der Hochatmo­ unsanften Besuch aus dem All in der Atmosphäre. sphäre von Neptun lässt sich empfing. NASA-JPL Forscher Zeuge von mindestens 16 September 2010 Dabei zeigten sich im Daher vermutet das Forscherteam um Emmanuel Lellouch am Pariser Obser­ Sterne und Weltraum www.astronomie-heute.de September 2010 17 kurz & bündig SWIFT von Strahlenausbruch geblendet Ein Quasar als Linse Der Quasar SDSS J0013+1523 wirkt durch seine große Masse als Gravita­ tionslinse und erzeugt dabei zwei Bilder einer weit hinter ihm liegenden Hinter­ grundgalaxie. Es ist der erste Quasar, bei dem ein Gravitationslinseneffekt nachgewiesen wurde. Stern verlässt das ­Milchstraßensystem Dem Stern HE 0437-5439 steht ein einsames Schicksal bevor: Durch einen dichten Vorbeiflug am Zentrum unserer Galaxis wurde er so stark beschleunigt, dass er mit 715 Kilometer pro Sekunde in das intergalaktische All davonfliegt. Cassini-Mission geht in die zweite Verlängerung Die »Equinox-Mission« der US-Raum­ sonde Cassini ist zu Ende. Am 1. Juli 2010 begann der neue Abschnitt der Vor-Ort-Erkundung des Ringplaneten und seiner Monde, die »Cassini Solstice Mission«. Bis September 2017 soll die Sonde Saturn umrunden, um schließlich in den Ringplaneten zu stürzen. Monsterstern entdeckt In der Großen Magellanschen Wolke stießen Astronomen im Tarantelnebel auf einen Stern mit 265 Sonnenmassen. R 136a1 überbietet damit den bishe­ rigen Grenzwert von 150 Sonnenmas­ sen deutlich. W elch eine Überra­ in allen Richtungen im UVOT misst ultraviolettes schung: Das NASA- Kosmos auf. und sichtbares Licht. SWIFT verrichtete am schiedene Ursachen für lenausbrüche beginnen 21. Juni 2010 wie üblich sie in Betracht: Ein extrem mit einem kurzen Blitz seinen Dienst in der massereicher Stern, der als aus Gamma- und Rönt­ Erdumlaufbahn, als un­ »Hypernova« explodiert, genstrahlung; danach vermittelt ein gewaltiger könnte einen derartigen folgt ein energieärmeres Strahlungsausbruch eines Energieausstoß verursa­ »Nachleuchten« im ultra­ seiner Mess­instrumente chen, oder kollidierende violetten und sichtbaren blendete, das Röntgente­ Neutronensterne, oder Licht. Interessanterweise leskop XRT. Obwohl der noch viel exotischere Phä­ folgte auf den extremen Satellit SWIFT speziell für nomene. Was genau dort Röntgenstrahlenausbruch die Untersuchung von en­ draußen vor Milliarden vom 21. Juni nur ein ergiereichen Strahlungs­ Jahren geschah, ist nach schwaches Nachleuchten ausbrüchen entwickelt wie vor unbekannt. im sichtbaren Licht, das Weltraumobservatorium wurde, war es diesmal zu Forscher ziehen ver­ Um dieses Rätsel zu Typische Gammastrah­ aber recht lange anhielt. viel: Die Software für die lösen, schickte die NASA Datenanalyse stürzte ab. im November 2004 den die mittlere Helligkeit des Gammastrahlenaus­ Die Forscher schätzten Satelliten SWIFT in eine Ausbruchs ab, indem sie brüche sind wohl die Erdumlaufbahn. Seine das Licht auswerteten, das stärksten Explosionen, die Aufgabe ist es, möglichst rund um das überbelichte­ es im Universum gibt. Sie viele Gammastrahlenaus­ te Zentrum der Aufnahme gehören zu den leucht­ brüche aufzuspüren und registriert wurde. So kräftigsten Ereignissen zu analysieren. An Bord stellten die Wissenschaft­ im gesamten Universum. sind drei Instrumente: Das ler im Nachhinein fest, Innerhalb weniger Sekun­ Burst Alert Telescope (BAT) dass kurzfristig 143 000 den setzen sie so viel Ener­ überwacht ein Sechstel Photonen pro Sekunde auf gie frei wie die Sonne in des Himmels gleichzeitig. den Detektor eingeprasselt vielen Milliarden Jahren Wird ein Gammastrah­ waren – 140-mal intensiver und bilden damit für kur­ lenausbruch registriert, als die stärkste bekannte ze Zeit das weitaus hellste nehmen die anderen kontinuierliche Röntgen­ Objekt am »Gammahim­ beiden Teleskope ihre quelle, ein Neutronenstern mel«. Sie sind Milliarden Arbeit auf: XRT misst die in nur 10 000 Lichtjahren von Lichtjahren von uns Röntgenstrahlung, die von Entfernung zur Erde. entfernt und tauchen der Quelle ausgeht, und Manuela Kuhar Himmelsdurchmusterung von WISE erfolgreich Das im Dezember 2009 gestartete Weltraumteleskop Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE) beendete am 17. Juli 2010 seine erste vollstän­ dige Durchmus­terung des gesamten Infrarothimmels. Im Mai 2011 sollen den Astronomen etwa 80 Prozent der Messdaten zugänglich gemacht werden, der Rest folgt kurze Zeit später. Dieses Bild des NASASatelliten SWIFT des extrem starken Gammastrahlenausbruchs vom 21. Juni www.astronomie-heute.de NASA / Swift / Stefan Immler 2010 setzt sich aus zwei Weitere aktuelle Meldungen aus Astronomie und Raumfahrt finden Sie auf Aufnahmen bei verschiedenen Röntgen-Wellenlängen zusammen. Das Strahlenmuster entstand durch die Überlastung des Detektors. 18 September 2010 Sterne und Weltraum www.astronomie-heute.de September 2010 19