Eschentriebsterben 1. 2. 3. 4. 5. 6. Krankheitsbild Krankheitsverbreitung Krankheitsursachen Beispiele möglicher Krankheitsentwicklungen Weitere Einschätzungen / Erkenntnisse zum ETS Handlungsempfehlungen Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt Eschen-Triebsterben (ETS) 1. Krankheitsbild (a) - Absterben junger Triebe (hellbraun, violettbraun), - ggf. vorzeitiger Blattfall, - Verbuschen der Bäume (bei mehrj. Befall) Abteilung Waldschutz Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (b) - an dünnen Stämmchen: lang gestreckte Rindennekrosen (toter Seitenzweig im Zentrum), - später: krebsartige Verdickungen, - darunter liegendes Holz ist braun verfärbt Abteilung Waldschutz Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt ETS in Jungbestand (Einbeck-Stroit) Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt Vom Pilz frisch infizierte Blätter und (rechts) in Hauptspross vorgedrungene Infektion Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (a) und (b) vor allem in Jungwüchsen, Stangenhölzern, aber: (c) Triebsterben zunehmend auch an älteren Eschen Abteilung Waldschutz Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (Altesche gefällt) Abteilung Waldschutz Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt 2. Krankheitsverbreitung (in Europa) • Seit 1990er Jahren aus Baltikum und Polen kommend, schnell nach Skandinavien und Deutschland ausgebreitet • Seit 2002 Schäden in Dtl. (zuerst Meck.Vorp.), Österreich, Schweiz Abteilung Waldschutz (Karte: Schumacher, JKI, 2009) Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt Eschentriebsterben im Gebiet der NW-FVA (Stand: Okt. 2012) - ETS hat sich in letzten Jahren in SH, NI, ST, HE schnell ausgebreitet, - lokal erhebliche Schäden, - „aggressiver“ Befallsverlauf. Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt 3. Krankheitsursachen • Pilz Hymenoscyphus pseudoalbidus / Chalara fraxinea ist der Verursacher / Erreger • 2006 Erstbeschreibung aus Polen • 2007 Erstnachweis in Deutschland (Foto: Schumacher, JKI) • Erregernachweis über die Nebenfruchtform Chalara fraxinea (Foto: Schumacher, JKI) Abteilung Waldschutz Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt Hymenoscyphus albidus Weißes Stengelbecherchen Hymenoscyphus pseudoalbidus Falsches Weißes Stengelbecherchen • Der Erreger ! • Nicht der Erreger ! (H. p. = Hauptfruchtform) • an abgefallenen, letztjährigen • an abgefallenen, letztjährigen Blattstielen von Esche (Aug-Okt.) Blattstielen von Esche (ab Frühsommer) • weit verbreitet in Europa • sich ausbreitend in Europa, seit 150 Jahren bekannt !!! Herkunft Nordasien ? • Saprobiontisch • Parasitisch bis saprobiontisch, pathogen! • Infektion über Sporen der Hauptfruchtform • Windverbreitung der Sporen, kein Vektor! Die Arten sind morphologisch schwer zu unterscheiden (→ DNA) Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt Hymenoscyphus pseudoalbidus (Hauptfruchtform) an abgefallenen, letztjährigen Blattstielen von Esche (bis 3 mm) http://www.helotiales.nl/Species/Hymenoscyphus_albidus.html Abteilung Waldschutz Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt 4. Beispiele möglicher Krankheitsentwicklungen: a) Beobachtete Neuanpflanzung (Einbeck-Stroit) b) Alteschen, allgemein c) Beobachtete Alteschen (Glücksburg) Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt a) Beobachtungen in 2009er Eschen-Neuanpflanzung (Stroit) in unmittelbarer Nähe eines ETS-infizierten Jungwuchses Eschentriebsterben / Chalara fraxinea : Infektions- und Absterberate (N = 157 Eschen) in Neuanpflanzung Stroit aus 2009 (infizierter Eschen-Jungwuchs in unmittelbarer Nähe) % 98 100 99 90 80 80 70 60 50 43 40 30 17 20 10 0 0 2010 2011 infiziert 2012 2010 2011 abgestorben Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt 2012 Krankheitsverlauf 1. Etwas reduzierte Belaubung, noch keine typischen ETSTriebschädigungen (spätere „Stufe 1“, siehe Schadstufen bei Alteschen) Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt 2. Krone von außen her aufgelichtet, beginnende ETS-Symptome, (spätere „Stufe 2-3“) Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt 3. „Zurücktrocknen“ der Krone von außen nach innen, viele Totäste, büschelige Restbelaubung, typische ETS-Symptome, beginnender Befall rindenbrütender Käfer (Eschenbastkäfer) und Holz abbauender Schwächeparasiten (Hallimasch) (spätere „Stufe 4“) Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt 4. Baum abgestorben oder absterbend, stärkerer Befall rindenbrütender Käfer und Holz abbauender Schwächeparasiten (Hallimasch) (spätere „Stufe 5“) Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt Folgeerscheinungen an stark geschädigten Alteschen • Befall mit Eschenbastkäfern (Hylesinus ssp.) Bunter Eschenbastkäfer Hylesinus fraxini = Leperisinus varius • Befall mit holzzersetzten Pilzen: Hallimasch ! sowie: Lackporlinge, Eschenbaumschwamm, Zottiger Schillerporling, Riesenporling, Vielgestaltige Holzkeule, Brandkrustenpilz … • Absterben stark befallener Eschen Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt Bonituren von Alteschen in Glücksburg (2009-2012) Vergleich der ETS-Stufen an Alteschen über die Jahre 2009-2012 30 25 Anzahl Bäume 20 Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 15 Stufe 4 Stufe 5 10 5 0 2009 2009 (n= 60) 2010 2010 2012 2012 Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt Infos und FAQ‘s zu ETS • Weitere Zunahme der Erkrankung ist wahrscheinlich (Windverbreitung !). • Verbreitung mit infizierter Baumschulware ist möglich. • (Verbreitung der Erkrankung mit Holzprodukten?). • Eschen aller Altersklassen und auf allen Standorten betroffen. • Eschen auf Nass-Standorten und im Dichtstand wahrscheinlich stärker gefährdet. • Reinbestände sind stärker betroffen als Mischbestände. • Zeitraum zwischen erfolgter Pilzinfektion und sichtbar werdenden Rindennekrosen kann durchaus mehrere Monate betragen. Abteilung Waldschutz Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt Infos und FAQ‘s zu ETS • sichtbare Rindennekrosen zeigen nur einen Teil der tatsächlichen Schädigung an, Schäden / Befall im Holz ist wesentlich größer. • jüngere Bäume neigen zu Zwieselbildung und Verbuschung. • Sehr stark geschädigte Bäume können absterben. • Auf geschädigten Flächen sind in jedem Jahr Triebe mit frischem Neubefall zu finden. • Auf allen Flächen kommen auch nahezu symptomfreie (±resistente ?) Eschen vor. • Existenz der Esche ist durch ETS nicht gefährdet. Abteilung Waldschutz Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt Handlungsempfehlungen • Direkte Bekämpfung des ETS (z. B. mit Fungiziden) ist nicht möglich. • Rückschnitt befallener Pflanzenteile macht keinen Sinn (Infektionsweg führt zu jährlicher Neuinfektion). • Gesunde Eschen auf jeden Fall im Bestand erhalten. • Derzeit keine Neubegründung von Eschen-Kulturen. • Nachbesserungen in geschädigten Eschenkulturen mit Alternativbaumarten. • Bei Durchforstungen nur mäßig eingreifen, bevorzugt stark befallene Eschen entnehmen. • Mischbaumarten bei Durchforstungen fördern. • Bei fortschreitendem Krankheitsverlauf in Altbeständen auf Sicherheitsrisiko achten (Holzernte, Verkehrssicherheit) Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt Handlungsempfehlungen für Alteschen (siehe WS-Info 7 / 2009) • Schadstufen-Einteilung an Alteschen vornehmen (Stufen 0 bis 5) • Ab Stufe 4 kritisch, da in der Folge Besiedlung mit Eschenbastkäfern und Hallimaschbefall • rechtzeitige Fällung ! Dr. Gitta Langer Nordwestdeutsche 24 Forstliche Versuchsanstalt Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Gesunde Esche Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt