Nordkaper

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Kurzinfo
Stand: Mai 2003
Nordkaper
(engl. Northern right whale; lat. Eubalaena glacialis und Eubalaena japonica)
Steckbrief
Verbreitung
Die Nordkaper waren die erste Großwalart, die
kommerziell bejagt wurde. Die Kopfrumpflänge
des Nordkapers beträgt elf bis 18 Meter, das Gewicht 30 bis 80 Tonnen. Auffällig sind sogenannte
„Mützen“ („bonnets“, „callosities“) am Kopf, deren Größe und Form von Wal zu Wal so verschieden sind, dass sie dem Beobachter als individuelles Erkennungszeichen dienen. Diese Wale
haben keine Zähne, sondern bis zu zwei Meter
lange Barten, die sie beim Schwimmen als Sieb
benutzen, um Meeres-Mikroorganismen (vorwiegend Plankton und Krill) als Nahrung aus dem
Meer zu filtern. Die Nordkaper werden etwa 30
Jahre alt und vermehren sich nur langsam. Trächtige Nordkaper-Weibchen wandern in den Wintermonaten, zur Paarungs- und Kalbezeit, in südliche
Gewässer.
Die Nordkaper leben nur in gemäßigten Zonen und
Polarregionen der nördlichen Hemisphäre. Neben
anderen Gebieten im westlichen Nordatlantik ist
die „Bay of Fundy“, vor Kanada und der USA,
einer der Hauptnahrungsplätze, Kalbegründe und
„Kinderstuben“ der atlantischen Restpopulation. In
dem östlichen Nordpazifik existiert noch ein wichtiges Vorkommen im Ochotskischen Meer. Die
einzigen Feinde der Nordkaper sind der Mensch
und der Schwertwal.
Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen
gibt es drei Arten der Gattung Eubalaena, die zu
den Glattwalen (Balaenidae) gehören:
Der Nordkaper unterteilt sich in
Eubalaena glacialis (eu balaene = guter, richtiger Wal; glacialis = Eis-), der im westlichen
und östlichen Nordatlantik lebt
Eubalaena japonica, der im westlichen, und
östlichen Nordpazifik lebt
Der Südkaper, Eubalaena australis, lebt in der
südlichen Hemisphäre.
Nordkap ohne Nordkaper: Von den derzeit lebenden 13 Großwalarten der Erde sind die Nordkaper die am stärksten vom Aussterben bedrohten
Walarten und gehören zu den am stärksten bedrohten großen Säugetierarten der Welt. Derzeit leben
kaum mehr als 1.000 Tiere weltweit. Im westlichen Nordatlantik umfasst die Population nur etwa
300 bis 350 Wale, die an der Ostküste Kanadas
und der USA vorkommen. In diesem Gebiet lebt
die vielleicht einzige überlebensfähige Population.
Waljagd auf den „Richtigen Wal“: Bevor der
kommerzielle Walfang die Wale dezimierte, betrug
die weltweite Population aller Glattwale etwa
80.000 Tiere, und man fand sie vor der Küste jedes
Kontinents. Die einst weit verbreiteten Glattwale
des nördlichen Atlantiks waren zu Zehntausenden
die begehrten ersten Ziele der gewerblichen Walfänger, weil sie sich langsam bewegten, große
Mengen Tran, Speck und das längste Fischbein
lieferten. Sie brachten hohe Gewinne, trieben nach
der Tötung auf dem Meer und konnten bequem
Nordkaper
Stand: Mai 2003
eingeholt werden. „Right Whales“ – die „richtigen“ Wale zum Jagen – wurden sie deshalb genannt und fast bis zur Ausrottung verfolgt. Nur
wenige hundert Nordkaper haben die rücksichtslose Bejagung überlebt.
Obwohl die Jagd auf die Tiere bereits seit 1935
weltweit verboten ist, haben sich die Bestände in
den letzten 65 Jahren nicht erholt. Sie nehmen
wahrscheinlich sogar jedes Jahr weiter ab. Die
Nordkaper im westlichen Nordatlantik leben an
einer der am stärksten befahrenen, von der "Internationalen Schifffahrtsorganisation“ (IMO) sogar
vorgeschriebenen Schiffsrouten der Welt. Um die
Walart besser zu schützen, wurde diese Schifffahrtsroute auch auf Drängen des WWF im Jahr
2002 verlegt. Immer wieder kommt es z.B. in der
kanadischen „Bay of Fundy“ zu Zusammenstößen
der Tiere mit Schiffen. Mehr als 90 Prozent der
nicht-natürlichen Todesfälle der Nordkaper-Wale
gehen auf solche Kollisionen zurück. Weitere Todesursachen sind große Fischernetze und Fischereigeräte, in denen sich die Tiere verfangen und
verenden.
Besonders alarmierend ist es, dass sich die Nordkaper kaum fortpflanzen. Die Weibchen gebären
etwa alle drei bis vier Jahre, aber nach Schätzungen des WWF sind nur noch etwa 70 weibliche
Nordkaper fortpflanzungsfähig. Im Jahr 1999 wurden noch vier Waljunge gesichtet, im Jahr 2000
blieb es bei der Sichtung von nur einem Waljungen. Die Ursachen für die geringe Fortpflanzung
sind vermutlich die Meeresverschmutzung, ein
schlechter Gesundheitszustand oder Unterernährung. Womöglich ist aber auch die Population der Nordkaper schon so klein, dass sie durch
Inzucht nicht mehr überlebens- und fortpflanzungsfähig ist. Zwischen Dezember 2000 und
Januar 2001 wurden immerhin wieder 14 Nordkaper-Kälber in den Gewässern vor Georgia und
Florida an der Ost-Küste der USA gesichtet.
Gegenwärtige Lage gemäß CITES
und IWC
Die Internationale Walfangkommission (IWC) verbietet seit 1986 die kommerzielle Jagd auf alle
Arten. Außerdem sind der gesamte südliche Ozean
um die Antarktis und der Indische Ozean Walschutzgebiet, in denen Walfang grundsätzlich verboten ist.
Zur Zeit sind alle 13 Großwalarten, einschließlich
der Minkwale auf Anhang I von CITES (dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen) gelistet
und damit vom internationalen Handel ausgenommen. Anträge Japans, den Handel mit Minkwalund Brydeswalprodukten wieder zuzulassen wurden bei der CITES-Konferenz im November 2002
mit großer Mehrheit abgelehnt.
Position für die IWC
Der WWF fordert Japan auf, den Walfang zu angeblich wissenschaftlichen Zwecken auf Minkwale
und auch andere Großwalarten einzustellen. Der
WWF fordert Japan und Norwegen auf, ihre Walfangaktivitäten wieder der Kontrolle der IWC zu
unterstellen. Norwegen soll seinen Widerspruch
gegen das Moratorium zurückziehen.
Ziele des WWF
Das wichtigste Ziel des WWF ist die Verringerung
der Todesrate der Nordkaper durch Schiffszusammenstöße und durch das Verfangen in Fischernetzen.
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Daher fordert der WWF:
die Einschränkungen der Schifffahrt und Verlegung der Schiffsrouten im Verbreitungsgebiet der Nordkaper vor den Küsten der USA
und Kanadas, z.B. der "Bay of Fundy", sowie
eine verbesserte Schulung der Schiffsbesatzungen.
die Einschränkung der gewerblichen Fischerei
auf solche Netze, in denen sich die Wale nicht
verfangen können.
die Schaffung eines übergreifenden Systems
von Schutzgebieten (schiffsfreie Zonen), das
alle großen Kalbegründe und Nahrungsplätze
der Nordkaper umfasst.
die regelmäßige Erfassung der Bestandsgröße
und Forschung an den Todesursachen und an
den Ursachen für die geringe Fortpflanzungsfähigkeit der Nordkaper im Nordpazifik durch
die Internationale Walfangkommission (IWC).
die Erstellung zusätzlicher Studien über die
Lebensräume der Nordkaper im westlichen
und mittleren Nordpazifik, um ihre Überlebensfähigkeit zu bestimmen.
Studien über den Einfluss von Meeresverschmutzung auf die Wale
Entwicklung und Durchführung von Schutzmaßnahmen für Walbestände
Finanzierung und Unterstützung von Beobachtungsprogrammen
Der WWF begrüßt, dass die „Internationale
Schifffahrtsorganisation“ (IMO) 1998 ein Schiffsmeldesystem vorgeschrieben hat, bei dem Schiffe,
die in Nordkaper-Lebensräume vor der Küste der
USA und Kanadas eindringen, der Küstenwache
ihre Position und Route melden müssen. Sie erhalten dann Informationen, wo kürzlich Wale gesichtet wurden und wie Zusammenstöße vermieden
werden können.
WWF Projekte
Der WWF fördert Projekte, die dem Schutz der
Wale dienen, wie zum Beispiel:
Feldforschung
Förderung von Walschutzgebieten
Analyse und Entwicklung von Ausgleichszahlungen, um den Beifang von Walen zu vermindern
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