Pflege und Zucht von Pseudotropheus species affinis zebra von Peter Schoenen (D 5107) Meine Pseudotropheus spec. affin zebra, auch orangeblauer MaulbrÜter genannt, waren etwa vier zentimeter groß als ich sie bekam. Bei guter und abwechslungsreicher Fütterung, bei der großer wert auf pflanzliche Kost und Fleisch gelegt wurde, wuchsen die Fische bald zu einer stattlichen Größe heran. Der Körper der Männchen leuchtet hellblau, fast schon weißlich. Etwa acht bis neun senkrechte Streifen verlaufen andeutungsweise über den Körper. Die Anale trägt zehn Eiflecke. Davon sind sieben weiß-gelb und drei am äußersten Rand orange-gelb. Die Dorsale trägt im hinteren Teil zwölt Eiflecke. Dazu ist sie im hinteren Teil leicht orangefarben umsäumt. Die Caudal ist intensiv orange gesäumt und trägt eine große Anzahl kleiner bis mittelgroßer Perlf lecke. Bei den weiblichen Fischen besitzt die Anale bis zu zehn kleine Eiflecke, die gelblich gefärbt sind. Die Dorsale trägt eine vielzahl orangefarbener kleiner Punkte. wenn sich die Männchen nicht wohlfühlen, ändert sich die Farbe von hellblauweiß in blaugrau. Diese Farbänderung tritt auch dann auf, wenn ein Männchen sein Revier verliert. lmmer wieder konnte ich beobachten, daB die beiden Männchen die weibchen anbalzten. Dazu präsentierten sie den weibchen ihre Anale mit den Eiflecken und ,,zitterten" heftig. Dabei schwammen sie langsam zu ihrer Höhle und versuchten so die weibchen anzulocken. Kam ein Männchen dem anderen zu nahe, brach dieses dieBalz ab und griff das andere Männchen an. Beide standen sich dann frontal gegenüber Dabei leuchteten die Farben kräftig. Dann packten sich die beiden mii den Mäulern, und ein kräftiger Maulkampf begann. sie schoben sich hin und her. Dieses Maulzerren dauerte nie sehr lange. sobald die beiden sich lösten, schwamm jeder der Fische wieder zu seiner Höhle und fing an den sand wegzubaggern. Bald schimmerte die Bodenplatte durch, und vor der Höhle türmte sich ein gut zehn zentimeter hoher Sandberg. Die Höhle war innen sehr geräumig, der Eingang eng. Anbalzen und Sandbaggern zogen sich schon über mehrere Tage hin. Nach einem Wasserwechsel von etwa 50% schaffte es ein Männchen, ein Weib- chen in seine Höhle zu locken Die Fische laichten am Abend in der Zeit zwischen 19 und 20.30 Uhr ab. Hierbei präsentierte das Männchen dem Weibchen seine Anale und legte sich schräg vor dieses. Die Anale war weit gespreizt und wurde wie eine Schleppe über den Sand gezogen. Das Weibchen DCG-Info 7 (21 1976: 27-30 27 schwamm unmittelbar hinter der Anale her. Zuerst drehte das Männchen einen halben Kreis, das Weibchen folgie. Dann wurde gewechselt, das Weibchen schwamm vor, das Männchen nach. Die Fische drehten etwa zwei bis drei Kreise. Nach jedem Kreis schwoll die Genitalöffnung des Weibchens deutlich an. Das Weibchen laichte in Schüben von zwei bis drei Eiern, die es sofort ins Maul nahm. Die Eier waren relativ groß und von heller Farbe. Nach jedem Laichakt verließ das Männchen die Höhle und vertrieb die in der Nähe befindlichen Fische. Auch das Weibchen verließ oft die Höhle und schwamm durchs Becken. lmmer wieder lockte das Männchen das Weibchen in bekannter Weise zur Höhle. Oft genug schwamm auch das Weibchen zuerst in die Höhle zurück, das Männchen folgte. ln der Höhle teilte das Männchen oft sehr starke Schwanzschläge gegen den Körper des Weibchens aus, so daß dieses regelrecht weggeschleudert wurde. Gegen Ende der Ablaichphase legte das Weibchen pro Laichschub nur noch ein Ei ab, nahm dieses sofort auf und schwamm hinter der Anale des Männchens her. Später,,pickte" es im Sand der Umgebung, wo die Eier gelegen hatten, als wollte es etwas aufnehmen. Auch Fremdkörper wurden aufgenommen, sofort aber wieder ausgespuckt. Während ich die Fische beobachtete, nahm das Weibchen 16 Eier auf. Es verschwand mit gefülltem Kehlsack zwischen den Steinen. Erst am späten Abend kam es wieder hervor. Kräftig kauend zog es durchs Becken; ständig schichtete es die Eier im Maul um. Die ersten Tage nach dem Ablaichen fraß das Weibchen nicht. Dann jedoch nahm es vorsichtig etwas Futter aut, und unter heftigem Kauen verspeiste es Trockenfutter, Mückenlarven und Tubifex. lch hoffte, daß keine Eier auf diese Weise mit verschwanden. Nach 161/z Tagen entließ das Weibchen ganz plötzlich die Jungfische im Gesellschaftsbecken direkt hinter der Frontscheibe Die etwa fünf Millimeter großen Jungfische stoben sofort auseinander und versteckten sich zwischen kleinen Steinen und Ritzen im Holz. Einige blieben dicht über dem Boden nahe der Frontscheibe stehen. Die,,Mutter" wollte einige der Jungfische aufnehmen und schwamm auf diese zu. Die Kleinen wollten aber ihre gerade erhaltene Freiheit nicht wieder mit der Enge des mütterlichen Maules eintauschen und flohen. Jetzt mußte ich eingreifen. lch hatte meine liebe Not, die Jungtische mit dem Netz herauszufangen und so vor den ewig hungrigen Beckeninsassen zu schützen. lnnerhalb einer Stunde schaffte ich es, 15 Jungfische in den sicheren Ablaichkasten zu befördern. @ ,.**, rrr .,r^' ,r-.0 28 Diese Art besitzt einen ausgeprägten Sexual-Dichromatismus. Dieser zeigt sich bei den Jungfischen bereits vom Schlüpfen an. Die männlichen Fische sind schwarzblau, die weiblichen hellorange und fast durchsichtig. Magen und Wirbelsäule sind sehr gut zu sehen. Die Jungen fraßen sofort Artemia und gediehen kräftig. Besonders die weiblichen Fische nahmen bei diesem Futter an Farbintensität zu. Von den 15 Jungfischen waren neun orange und sechs blau. Es ist besonders wichtig die Jungfische regelrecht ,,im Futter stehen" zu lassen. Man sollte mindestens zweimal täglich, besser jedoch öfters, füttern. Was man in den ersten Tagen versäumt, kann man später nicht mehr gutmachen. Außer Artemia nehmen die Jungfische auch fein zerriebenes Trockenfutter an; sehr gerne auch pflanzliche Kost lm Alter von 14 Tagen waren sie schon zwölf Millimeter lang. Das Wachstum ging bei mehrmaliger täglicher Fütterung gut voran. Ab einer Länge von 16 mm fütterte ich zusätzlich auch feinst zerschnittenes Rindfleisch, Rinderherz und rote Mückenlarven. Die Fische wurden jetzt in einen größeren Ablaichkasten, vier Liter, übersiedelt. Dieser wurde zusätzlich noch leicht belüftet und täglich gereinigt. Wöchentlich habe ich die Fische gemessen, um ihr Wachstum festzustellen. Durchschnittlich wuchsen sie etwa drei Millimeter pro Woche. lm Alter von ca. 80 Tagen waren sie gut 45 mm lang. Zwischenzeitlich trug aber ein anderes Weibchen Eier im Maul. Wieder hatten die Fische nach einem gut 500/oigen Wasserwechsel abgelaicht. ln der Literatur wird von einer Zeitigungsdauer von 22 bis 24f agen geschrieben. ln der Praxis sieht es oft genug etwas anders aus. Natürlich spielen die Hälterungsbedingungen eine große Rolle. Bei einer Temperatur von 28 bis 29" C ist die Zeitigungsdauer wesentlich kürzer als bel einer Temperatur von 25o C. Weibchen, die Jungfische tragen und im Gesellschaftsbecken gehalten werden, tragen, bedingt durch die anfallenden Störungen, weitaus länger. Wird das Weibchen, nachdem es die Eier aufgenommen hat, in ein separates Becken gesetzt, kürzt das Wegfallen des Feindfaktors die Tragedauer um einige Tage ab. Warum das Weibchen die Jungen auch im Gesellschaftsbecken schon nach 16 Tagen freigelassen hatte, weiß ich nicht. Bei der zweiten Zucht wollte ich wissen, wie lange das Weibchen die Jungen im Maul halten kann. Dazu sollte das Weibchen während der ganzen Zeit im Gesellschaftsbecken bleiben. Mir war klar, daß ich mit dem Verlust der Jungfische zu rechnen hatte. Nun trug das Weibchen die Jungfische 26 Tage. Wie erwartet fand ich kaum einen der Jungfische wieder. Erst Tage später sah ich @ **", trl ,r^, ,r-.o 29 zwei der Jungen (orange) in einer Nische auftauchen. Mehrere Versuche diese herauszufangen schlugen fehl. Erst 14 Tage später tauchte nur noch ein Jungfisch auf. Diesen konnte ich anläßlich einer Dekorationsänderung herausfangen. Nach 57 Tagen hatte er eine Länge von 26 mm. Abschließend sei gesagt, daß P. spec. affin. zebra ein sehr interessanter und schöner Fisch ist. Er braucht große, geräumige Becken mit vielen Versteckmöglichkeiten. Nach meiner Erfahrung ist dieser Fisch relativ friedlich, auch anderen Fischen gegenüber. Diese Art wird gut zwölf, rnaximal 15 cm lang. Man sollte sie deshalb nicht zu kleinen Fischen vergesellschaften. Anmerkungen der Redoklion : Der Begriff ,,Pseudotropheus species affinis zebra" für den ,,Bright Blue" oder für den ,,Roten Zebra" taucht immer wieder auf. Wenn man diesen Begriff so verwenden will, muß man in einer morphologischen Arbeit einen Unterschied zu Pseudotropheus zebra herausgearbeitet und be- wiesen haben. Dies ist bisher nicht geschehen. Wenn wir als Aquarianer die ,,Rote Form des P. zebra" als solche ansprechen wollen, bleiben uns nur zwei Möglichkeiten: 1. Pseudotropheus zebra (Roter Zebra) 2. Pseudotropheus zebra (Rote Form) Alles andere ist unrichtig. Zur Einteitung der Cichlidae (Pisces, Perciformes) von Heinrich Scheuermann (D 1005) Als weitere Reaktion auf den Aufsatz von Paulo in DCG-Info 6 (5) 1975: 59-66 erschien in der DCG-Info 6 (12) 1975:202-207 ein Aufsatz von Wolfgang Staeck, der die Berichtigungen an Paulos Arbeit durch die Nennung vieler Beispielsarten recht anschaulich gestaltete. Auf Seite 203 im ersten Absatz wird jedoch Crenicoro fllomentoso als Höhlenbrüter angesprochen, was nicht unwidersprochen bleiben kann. DCG-lnfo 7 (2) 1976: 27-30 30