Wahlen 2010 – der Countdown läuft Dem Friedensvertrag (CPA) zufolge sollten die Wahlen ursprünglich im Juli 2009 stattfinden, als ein Meilenstein in der Übergangsperiode, die mit dem Unabhängigkeitsvotum im Südsudan 2011 enden soll. Ausländische Beobachter des Friedensprozesses waren und sind davon überzeugt, die Wahlen würden der extremen Zentralisierung der Macht, die seit langem ein Antrieb des Konfliktes im Sudan ist, entgegenwirken und so der gesamten sudanesischen Bevölkerung Teilhabe sichern, um an dem Friedensprozess mitzuwirken. Probleme ergaben sich besonders durch die von der Zentralregierung durchzuführende Volkszählung als Vorbereitung zu den Wahlen. Der Konflikt in Darfur, unklare Grenzziehungen zwischen Nord und Süd, der Status der im Nord-Sudan lebenden Süd-Sudanesen, das alleinige Verwenden der arabischen Sprache und das Fehlen von Fragen im Zensus nach Ethnizität und Religion waren Hauptpunkte, die den Prozess verzögerten. Zusätzlich ergaben sich während der Zählung Probleme: starker Regen, Sicherheitsprobleme und gewalttätige Ausschreitungen, in denen auch ZensusMaterial zerstoert wurde, behinderten den Prozess. Erst eine Woche nach Zählungsbeginn wurden Sicherheitskräfte eingesetzt, um ein erfolgreiches Durchführen der Volkszählung zu unterstützen. Außerdem fehlten adäquate logistische Mittel; zB mussten Zähler Haushalte, die zum Teil 20 km voneinander entfernt lagen, zu Fuss erreichen. Internationales Hilfspersonal schätzte, dass in Anbetracht all dieser Probleme nur etwa 60 Prozent der Bevölkerung tatsächlich ausgezählt worden sind. Die Ergebnisse des Zensus, die im Mai 2009 veröffetnlicht wurden, sind ein wichtiger Faktor für ein gerechtes Teilen von politischem Einfluss und Wohlstand im Land. Laut der Volkszählung leben 21% der Bevoelkerung im Südsudan – südsudanesische Funktionäre bestanden jedoch darauf, dass die Bevölkerung Süd-Sudans ein Drittel der Gesamtbevölkerung ausmache. Aufgrund dieser und anderer Verzögerungen konnten die Vorbereitungen für die Wahlen nicht rechtzeitig abgeschlossen werden und wurden daher auf April 2010 verschoben. Die letzten demokratischen Wahlen wurden vor 24 Jahren, in 1986 abgehalten, als die Umma Partei unter Sadiq al-Mehdi gewann. Dieser wurde jedoch 1989 durch den derzeitigen Präsidenten Bashir gestürzt. Erneute freie Wahlen im Sudan wären also ein Meilenstein im Demokratisierungsprozess des Landes. Seit August 2009 wird von schärferem Vorgehen gegen Redefreiheit seitens der Regierung berichtet. Besonders öffentliche Diskussionen und Vorbereitungen für die Wahlen seien unter Beschuss. Im Oktober unterschrieben Anführer von 28 politischen Parteien die Juba Erklärung, in der gefordert wird, dass das sudanesische Parlament bis zum 30. November verschiedene Gesetze verabschieden müsse, die darauf abzielen sollen, ein angemessenes Umfeld für die Wahlen zu schaffen. worden war, nahm nicht teil. Die Sudanesen konnten sich seit Anfang November in die Wählerlisten eintragen lassen. Offiziell endete die Registrierung, sie wurde aber um einige Tage verlängert. Angaben der Regierung zufolge hatten sich ca. 75% der Bevölkerung registrieren lassen. UNAMID meldete aus Darfur, dass sich z.B. im Flüchtlingslager ZamZamCamp ein großer Anteil hat registrieren lassen, während allgemein angenommen wird, dass ist vielen anderen Lagern die Registrierung nur teilweise erfolgt ist. Der offizielle Zeitplan für die Wahlen sah vor, dass die Nominierung der Kandidaten am 23.01.2010 abgeschlossen sein musste und die Bekanntgabe am 26.01. erfolgen sollte. Das internationale Sekretariat von Amnesty International in London hat dazu mitgeteilt: Nominations for Presidential candidacy were extended until 27 January. The candidates are Omar al-Bashir (National Congress Party), Abdullah Deng Nhial (Popular Congress Party), Yasir Arman (Sudan Peoples Liberation Movement), Sadeq Al-Mahdi (Umma Party), Mubarak Al-Fahdi (Umma Reform and Renewal Party), Hatim Al-Sur (Democratic Unionist Party), Mohamed Ibrahim Nugud (Sudanese Communist Party), Abdel Aziz Khalid (Sudan Alliance Forces), Kamil Al-Tayib Idriss (Independent), and Ahmed Goha (Independent). The Presidency of Southern Sudan will be contested by Salva Kiir of the SPLM and Lam Akol of SPLM – DC. The National Electoral Commission rejected three candidates for allegedly not fulfilling the candidacy requirements. The three candidates were Fatima Abdel Mahmood (Sudan Social Democratic Union), Abdallahi Ali Ibrahim (Independent), and Munir Sheik AlDeen (New National Democratic Party). Die EU will ihre bisher größte Beobachter-Mission zu den Wahlen im Sudan schicken. 130 Beobachter, die von einem noch nicht genannten EUParlamentsmitglied angeführt werden, sollen Ende Februar in das nordostafrikanische Land reisen, wie ein Sprecher von EU-Außenministerin Catherine Ashton am 5. Februar in Brüssel sagte. Kampagnen für die Wahl finden vom 13.03. – 09.04.2010 statt. Stimmabgabe, Auszählung der Stimmabgabe sind vom 11. – 18. Apil vorgesehen. Die Wahl soll über die Präsidentschaft und die Legislative des gesamten Landes (Nord und Süd), des Südsudan und einzelner Staaten und Staatsgruppen entscheiden. In einem Land, in dem viele Buerger noch nie gewählt haben, kann die Komplexitaet einer solch grossen Wahl auf viele verwirrend wirken. Ausserdem sind viele skeptisch in Bezug auf möglichen Missbrauch sowie auf die logistischen Herausforderungen, die die Wahl stellt. Es steht viel auf dem Spiel. Sollten die Wahlen am Ende Glaubwürdigkeit missen vermissen lassen, könnte dies starke negative Auswirkungen auf den weiteren Verlauf des CPA haben. Denn zweifelhafte Wahlergebnisse, die im schlimmsten Fall grossflächige politische Gewalt entfachen, könnten der Auftakt zu einem neuen militärischen Konflikt sein. Amnesty International Sudan Koordinationsgruppe