Wenn unschöne Flecken die Schale zieren

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BWagrar 26 . 2016
OBSTBAU
Wenn unschöne Flecken die
Apfelschale zieren...
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Arbeitskalender Obstbau
im Juli
Im Ladenregal lassen sich nur einwandfreie Früchte verkaufen. Äpfel mit schwarzen Flecken auf der Schale sind nicht absetzbar. Gerade in Jahren mit feucht-warmer Witterung im Sommer wächst die Gefahr im Ökoanbau für eine Infektion mit
der Regenfleckenkrankheit.
I
m Bodenseegebiet sind ab etwa Mitte Juli
die ersten Symptome der Regenfleckenkrankeit (RFK) auf den Äpfeln zu finden:
schwarze, verwaschene Flecken, die sich im
Laufe des Sommers langsam über die gesamte
Fruchtschale ausdehnen. Dieser „Schmutz“,
in Wirklichkeit das Pilzmycel des Erregers,
lässt sich mit etwas Mühe abreiben. Bei hellschaligen Sorten sind die Symptome besonders gut zu sehen. Spätreifende Sorten sind
anfälliger, da sich hier die Krankheit über einen längeren Zeitraum aufbauen kann. Große
Infektionsgefahr besteht bei andauernd
feucht-warmer Witterung. Der Schaden tritt
in Form von Qualitätsminderung durch ver-

schmutzte Früchte auf, die Blatt- und Fruchtentwicklung wird nicht beeinträchtigt.
Im integrierten Anbau sind die Regenflecken nahezu bedeutungslos, da sie bei den
regelmäßig durchgeführten Schorfspritzungen mit bekämpft werden. Bei schorfresistenten Sorten führten extensive Spritzfolgen im
biologischen Anbau zu einem vermehrten
Auftreten dieser Krankheit. Im Streuobstanbau ist diese Krankheit häufig anzutreffen.
Drei bis vier bedeutende Erreger
Über 80 Arten von Erregern der Regenfleckenkrankheit sind bekannt. Von praktischer
Bedeutung in Deutschland sind lediglich drei
bis vier Arten. Dies ergab ein Monitoring am
Bodensee und an der Niederelbe auf je zehn
Praxisbetrieben. Haupterreger in beiden Regionen ist der Pilz Peltaster cerophilis, die
Gattung Microcyclosporella tritt lediglich
sporadisch auf. Cyphellophora sessilis tritt
häufig und zum Teil dominant am Bodensee
auf, an der Niederelbe weniger. Alle weiteren
gefundenen Erreger der Regenfleckenkrankheit sind zurzeit nicht praxisrelevant.
Symptome und Schaden: Von der Regenfleckenkrankheit befallen werden nur die Früchte, Blätter und Triebe zeigen keine Symptome.
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PRODUKTION + TECHNIK
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Auf den Äpfeln entstehen grünlich-schwarze,
unregelmäßig verwaschene Fleckchen, die im
Laufe des Sommers ineinander übergehen und
zum Teil die gesamte Fruchtschale bedecken.
Häufig kommt es auch zur „Tränen-Bildung“,
das heißt einzelne Flecken laufen in einer Spur
die Fruchtschale hinunter. Der Belag kann
durch kräftiges Abreiben entfernt werden. Die
Fruchtentwicklung wird durch einen Befall
nicht eingeschränkt. Schaden entsteht dennoch durch eine verminderte Fruchtqualität
infolge „schmutzig“ erscheinender Äpfel, die
am Markt nicht angenommen werden.
Überwinterung auf Wildpflanzen
Die Lebensweise der Erreger ist noch nicht
ausreichend erforscht. Die Überwinterung erfolgt auf wildwachsenden Pflanzen wie Weide, Esche oder Brombeere. Von diesen Pflanzen gehen Primärinfektionen aus. Auch verbleibende Fruchtmumien in der Anlage können eine Infektionsquelle sein. Infektionsgefahr besteht bei feucht-warmer Witterung.
Schattige Lagen, aber auch Gebiete mit häufigem Morgentau sind besonders gefährdet.
Infektionen sind ab Anfang Juni bis in den
Herbst hinein möglich. Die Sekundärinfektionen werden durch Konidien verursacht, die
über Niederschläge auf weitere sich entwickelnde Früchte transportiert werden. Etwa
drei bis vier Wochen nach erfolgter Infektion
werden die ersten Symptome sichtbar. Die Pilze leben oberflächlich in der Wachsschicht
der Äpfel, sie dringen nicht in die Fruchtschale ein. | Dr. Ulrich Mayr, KOB Bavendorf n
IM FOKUS
Vorbeugen – bekämpfen
Vorbeugend gegen die Regenfleckenkrankheit,
die auch als Fliegenschmutz- oder Rußfleckenkrankheit bekannt ist, sollten alle Maßnahmen
ergriffen werden, die Licht und Luft in die Baumkrone bringen. Dies fördert das schnelle Abtrocknen der Bäume und senkt damit das Risiko
einer Infektion, da die pilzlichen Erreger sich im
feuchten Milieu schneller vermehren. Ein hoher
Bewuchs im Baumstreifen staut die Nässe und
wirkt daher befallsfördernd. Auch sollten Fruchtmumien im Winter entfernt werden. In Freilandversuchen kristallisierten sich Kumar (formuliertes Kaliumhydrogencarbonat) und Curatio
(Schwefelkalk) als wirksamste Präparate zur Bekämpfung der unansehnlichen Regenflecken heraus. Bei beiden Präparaten konnte die Wirkung
zudem durch die gezielte Behandlung auf das
noch nasse Blatt im Vergleich zur Behandlung
auf das trockene Blatt verbessert werden. n
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Schwarze, verwaschene Flecken, die sich den Sommer über auf die gesamte Fruchtschale ausdehnen, sind Symptome eines Befalls mit der Regenfleckenkrankheit, die vor allem im Ökoanbau von Bedeutung ist. In feucht-warmen Jahren ist die Infektionsgefahr besonders hoch. | Foto: Mayr
28.06.2016 15:46:56
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