WAZ-INTERVIEW DER WOCHE : Ach, so schmeckt das

Werbung
WAZ-INTERVIEW DER WOCHE
: Ach, so schmeckt das!
Oberhausen, 23.04.2010
Gesunde Ernährung stand an der Robert-Koch-Schule schon immer auf dem Stundenplan. Ehrensache,
dass sich die städtische Gemeinschaftsgrundschule für das Schulobstprogramm der EU beworben hat.
Seit März bekommen die 272 Kinder täglich eine kostenlose Portion Obst und Gemüse.
Mit Schulleiterin Rita Bartnick sprach Rusen Tayfur über Obstmuffel und Aha-Erlebnisse.
Wie funktioniert das Schulobstprogramm?
Bartnick: Wir mussten uns beim Land bewerben und ein Konzept einreichen darüber, inwieweit gesunde
Ernährung bei uns schon ein Thema ist.
Und was stand drin?
Bartnick: Dass wir auch vorher schon immer dafür gesorgt haben, dass die Kinder täglich Obst und Gemüse
bekommen, beim Mittagessen im Offenen Ganztag und bei unseren gemeinsamen Frühstücken, die wir häufig
haben. Und im Sachunterricht lernen die Kinder, was gesundes Essen ist.
Oberhausen ist mit 12 beteiligten Schulen Spitzenreiter in NRW. Wie erklären Sie sich das?
Bartnick: Ich hoffe, das liegt daran, dass alle viel Wert darauf legen, dass die Kinder ein gesundes
Schulfrühstück bekommen. Einige Schulen haben ja auch engen Kontakt zueinander, vielleicht haben sie sich ja
gemeinsam beworben.
Was essen die Kinder denn sonst so am Vormittag?
Bartnick: Es gibt immer Kinder, die Obst und Gemüse mitbringen, aber es gibt auch immer welche, die gar
nichts dabei haben. Wir wollen, dass alle Kinder die Gelegenheit haben, Obst- und Gemüsesorten
kennenzulernen. Manches haben die ja noch nie gesehen. Zum Beispiel Kiwis oder Pflaumen. Einige Kinder
haben das noch nie probiert. Und wenn die gemeinsam essen, dann probieren sie das wenigstens mal, auch wenn
sie vorher gesagt haben, das mag ich nicht. Ein Kind hat mal gesagt: Ach, so schmeckt Birne, das wusste ich gar
nicht. Der Geschmack ändert sich ja auch mit der Zeit. Kinder, die es gewohnt sind, eine Milchschnitte
mitzubekommen, finden Obst zunächst sauer, aber nach einer Zeit schmeckt es ihnen.
Ist das neuerdings so, dass Kinder ohne gefrühstückt zu haben oder ohne Pausenbrot in die Schule kommen?
Bartnick: Das hat es immer schon gegeben. Und wir hatten vorher auch schon immer etwas da für diese Kinder,
Butterkekse zum Beispiel. Wir achten auch darauf, dass die Kinder zumindest Milch oder Kakao trinken.
Sozialhilfeempfänger und Hartz-4-Familien bekommen das ja kostenlos.
Ist gesunde Ernährung nicht eher Aufgabe der Familie?
Bartnick: Eigentlich schon. Aber vielleicht schafft man ja über die Kinder ein anderes Bewusstsein bei den
Eltern. Die essen ja manchmal nur Fast Food und wenn die dann mitbekommen, dass die Kinder im Unterricht
über gesundes Essen sprechen, machen sie sich vielleicht auch Gedanken.
Wie reagieren die Eltern auf das Schulobst-Programm?
Bartnick: Sie sind total begeistert. Es haben so viele Mütter ihre Hilfe angeboten, dass jetzt jeden Morgen drei
von ihnen kommen, um das Obst und Gemüse in kleine Stücke zu schneiden. Pro Kind werden hundert Gramm
geliefert und für die Lehrer auch – damit wir mit gutem Beispiel vorangehen.
Herunterladen