vom 18.08.1998, 00:00 Uhr Karl Merkatz: Personality-Show mit seinen Glanzrollen BILD Utl.: "So bin ich" Austriaka und Australisches im November im Ronacher Wien (APA) - Mit seinen besten Rollen - vom "Mundl" und dem "Bockerer" zum Milchman Tevje aus "Anatevka" - mit denen Karl Merkatz sich in die Ehrengalerie der Volksschauspieler eingereiht hat, wird der "echte Wiener" im Herbst eine Personality-Show gestalten, die vom 21. November bis 6. November im Etablissement Ronacher zu sehen ist. Unter dem Titel "So bin ich" wird neben den Erfolgsrollen des Karl Merkatz auch der "private" Merkatz zum Vorschein kommen, der Australien-süchtige Austriake, der sooft es geht, in die grenzenlosen Weiten dieses Kontinents eintaucht und von dort für seine Show eine Gruppe von vier Aborigines mitbringt. Neben Nestroy und Raimund, (auf das Hobellied des Valentin kann der passionierte Hobby-Tischler Merkatz natürlich nicht verzichten), sind es der französische mittelalterliche Vagantendichter Francois Villon und Franz Kafka, denen Merkatz immer wieder Vortragsabende gewidmet hat, die einen wesentlichen Teil des Abends bilden, bei denen auch Wiener Lieder und Ausschnitte aus seinen Musical-Erfolgen zu hören sind. Der "Mundl" und der "Bockerer" freilich werden mit Ausschnitten aus dem ORF-Archiv dokumentiert. Die Inszenierung des Abends übernimmt Regisseur Dietmar Pflegerl, Intendant des Klagenfurter Stadttheaters, mit dem Karl Merkatz oft und erfolgreich zusammengearbeitet hat (u.a. in "Bockerer" und "Anatevka"). Mit auf der Bühne werden auch Merkatz" Tochter, die Schauspielerin Josefine Merkatz, stehen sowie Dagmar Hellberg, seine Partnerin im "Mann von La Mancha". Herwig Gratzer wird das Orchester der Vereinigten Bühnen Wien leiten. Daß die Personality-Show mit Karl Merkatz in seinen besten Rollen nur kaum mehr als zwei Wochen im Ronacher gespielt wird, führt der Indendant der Vereinigten Bühnen Wien, Rudi Klausnitzer, auf Merkatz" vielfältige künstlerische Pläne zurück. Sobald sich aber aber die Möglichkeit einer Wiederaufnahme des Programms, "vielleicht auch an anderen Plätzen" ergibt, will er diese auch ergreifen. Zu den Rollen, die Merkatz zu seinen besten Rollen noch hinzufügen möchte, nannte er bei der Präsentation des Programms am Montag im Ronacher Lessings "Nathan, der Weise": "Aber so weise bin ich noch nicht, da muß ich noch ein bisserl warten". (Schluß) ge/hs APA265 1998-08-17/13:10 "Aus dem entschwundenen lieben alten Wien": Bilder von Blaschke BILD Utl.: Von 18. August bis 27. September in der Volkshalle des Wiener Rathauses Wien (APA) - Unter dem Titel "Aus dem entschwundenen lieben alten Wien" sind von 18. August bis 27. September in der Volkshalle des Wiener Rathauses bisher unbekannte Arbeiten des ebenso unbekannten Wasserfarbenmalers Karl Blaschke zu sehen. Sie stammen aus einem Mappenwerk, das Blaschke anlegte und in dem er die bauliche Entwicklung Wiens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dokumentierte, die vor allem durch den im Jahr 1857 von Kaiser Franz Joseph verfügten Abbruch der Stadtmauern und den Bau der Ringstraße gekennzeichnet waren - als Wien "zur Großstadt demoliert" wurde. Die in der Schau gezeigten Bilder entstammen einem sechsbändigen Mappenwerk, das Blaschke um 1910 anlegte. Das Konvolut besteht aus 496 Bögen mit insgesamt 1.132 Bildern. Als Vorlage für seine Arbeiten dienten dem Dokumentaristen des verschwindenden alten Wiens vor illustrierte Zeitungsausschnitte, Fotografien, Kunstdrucke und Korrespondenzkarten, die er liebevoll sammelte, kolorierte und collagierte. Blaschkes Wien-Bild ist geprägt von demolierten Gebäuden, Straßen und Plätzen. Akribisch dokumentiert er den Wandel zu einer modernen Großstadt und gibt dabei einen umfassenden Einblick in das Leben einer Stadt und seiner Menschen in der Gründerzeit und bis zur Jahrhundertwende. Manche der abgerissenen Häuser lassen sich heute nur noch über dieses Album nachweisen. Viele der aus zeitgenössischen Zeitungsauschnitten herausgelösten und kolorierten Bilder verraten aber auch, daß die Wiener bis heute jedes Stückerl Alt-Wien, das weichen mußte, betrauert haben und daß in den Zeitungen die Demolierungsankündigungen wie Partezetteln erschienen, in denen noch einmal die Geschichte des entschwundenen Gebäudes resumiert wurde. Und so manche der Domolierungsopfer werden bis heute betrauert. (Schluß) rez/ge/hs APA223 1998-08-17/12:27 Skurriles Relikt: Ein Doppeladler aus tausenden Käfern Utl.: Wiener Prater und Insektenhandlung lieferten "Arbeitsmaterial" für einen kunstsinnigen k.u.k. Major Graz (APA) - Ein skurriles Relikt aus der Donaumonarchie ist inim Scheifling (Obersteiermark) aufgetaucht: Tausende kleine, säuberlich präparierte, bunt schillernde Käfer ergeben in ihrer Gesamtheit auf einem Quadratmeter den k.u.k. Doppeladler. Unter den über 3.000 im Bild des Wappentiers enthaltenen Käferarten finden sich insbesonders solche, die für die Auwälder charakteristisch sind und heute den noch zur Jahrhundertwende vorhandenen immensen Artenreichtum dieses Lebensraumes dokumentieren, erklärt der Grazer Entomologe Lorenz Neuhäuser-Happe, der die tierischen Bestandteile unter die Lupe genommen und der Herkunft des kuriosen Artefaktes nachgespürt hat. "Die Geschichten, die sich um das Bild des Doppeladlers ranken, sind so schillernd und bunt wie das Mosaik selbst", so der Käferforscher: So soll der k.u.k. Major Leopold Gröbl während seines Dienstes selbst in den Donauauen des Wiener Praters die vielen Käfer für das Bild gefunden, aber angeblich auch seine Kompanie zum Sammeln abkommandiert habe. In der Tat, so Neuhäuser-Happe, habe er in dem Mosaik Käferarten gefunden, die in ihrer Mehrzahl in Wien und Umgebung vorgekommen sind. Die "exotischen Exemplare" wie einige Schwarzkäfer- und Bockkäferarten sowie die Inspiration zu diesem außergewöhnlichen "Zeitvertreib" wird sich der Wiener Major jedoch in seiner unmittelbaren Wohnumgebung geholt haben: In der unter Entomologen berühmten, seit über 100 Jahren bestehenden Insektenhandlung des Dr. Albert Winkler, die nur zwei Minuten von seiner Wohnung in der Plenargasse entfernt liegt, vermutet der Biologe. Zahlreiche Exemplare des Siebenpunktmarienkäfers lassen die Adlerkrone golden schimmern, die Flügelspitzen werden von Mai- und Junikäfern gebildet. Eine Reihe des Rosenkäfers Cetonia aurate verleiht dem Schwert des Wappentieres stählernen Glanz. Das "Gemeine Spargelhähnchen" (Criocergis asparagi), verschiedene Rüsselkäfer wie der "Dickmaulrüssler" oder der dunkelgrüne "Gelbrandrüssler" finden sich aber ebenso wie die "Spanische Fliege" (Lytta vesicatoria) und weitere Vertreter von rund 60 Käfergattungen und -Arten. Neben dem Doppeladler-Bild hätte der k.u.k. Major auch noch eine Stadtansicht von Wien (inklusive Riesenrad, Stephansdom und dahinterliegendem Wienerwald gestaltet - die Spuren dieses Bildes verloren sich jedoch mit dem Tod seiner Witwe in den sechziger Jahren. (Schluß) ha/wg APA126 1998-08-17/10:43 Theater mit beschränkter Haftung feiert 15jähriges Bestehen Utl.: Zum Jubiläum dichter Spielplan mit Ur- und Erstaufführungen Wien (APA) - Das Theater mit beschränkter Haftung (Theater m.b.H.) feiert sein 15jähriges Bestehen als freie Theatergruppe in Wien. In der Jubiläumssaison stehen u.a. der Veranstaltungsblock "Stürmische Zeiten - Brecht, Bronnen, Lukacs" sowie die Uraufführung des Stückes "He stumbled" von Howard Barker auf dem Programm. Die erste Hälfte der Saison 1998/99 dominiert der Veranstaltungsblock "Stürmische Zeiten Brecht, Bronnen, Lukacs". Das erste Stück, das im Rahmen dieses Blocks aufgeführt wird, ist die deutschsprachige Erstaufführung von "His Master's Voice" des ungarischen Autors Istvan Eörsi, der sich darin theatralisch mit dem Denker Georg Lukacs auseinandersetzt. Es folgen "Der Cascadeur" des österreichischen Autors Wilhelm Pellert -ein Stück um die schillernde Figur des österreichischen Dramatikers Arnolt Bronnen -und Paul Guldas musikalisch-lyrischer BrechtAbend "Er wachte auf und ward geschändet". Von Jänner bis Juli 1999 stehen dann unter dem Motto "Grenzüberschreitungen - Ein Kontrastprogramm" drei brandneue Stücke auf dem Programm. Den Auftakt macht die deutschsprachige Erstaufführung der Komödie "Flieg, Oberst, Flieg!" von Christo Bojtschev, die in Großbritannien mit dem "International New Playwriting Award" 1997 ausgezeichnet wurde. Es folgen die österreichische Erstaufführung der Tragikkomödie "Das Pulverfass. Der Reigen der Gewalt" des jungen mazedonischen Autors Dejan Dukovski und die Uraufführung von "He stumbled" von Howard Barker. Das Theater m.b.H. besteht seit 1983 und hat sich in seiner Spielplangestaltung ganz der Gegenwartsdramatik verschrieben. Die Autoren kommen aus Österreich, der BRD, der ehemaligen DDR, Großbritannien, Italien, Spanien, Serbien, Kroatien und Rußland. Unter den bisher rund 40 Produktionen finden sich mehrere Uraufführungen sowie zahlreiche österreichische bzw. deutschsprachige Erstaufführungen. Nähere Informationen und die genauen Premierentermine für die kommende Spielzeit sind unter der Wiener Telefonnummer 523 18 33-5 erhältlich. (Schluß) fxi/hs APA106 1998-0817/10:16 Künstlerhaus zeigt "The Flatfiles" Utl.: Kooperation mit Pierogi 2000 - von 26. August bis 20. September Wien (APA) - Das Wiener Künstlerhaus zeigt vom 26. August bis 20. September in der Passagegalerie die Ausstellung "The Flatfiles". In der Schau, die in Kooperation mit Pierogi 2000 verwirklicht wird, präsentieren Künstler Mappen mit ihren Arbeiten (Fotografien, Zeichnungen und Collagen), deren Werte jeweils zwischen 50 und 1.000 Dollar (628 Schilling bis 12.553 Schilling) liegen. Insgesamt sind 175 Mappen mit über 1.000 Arbeiten zu sehen. Pierogi 2000 ist nach dem "Raum der Kunst" aus Graz der zweite "artist space", den das Künstlerhaus 1998 in die Passagegalerie einlädt. Angesiedelt im New Yorker Stadtteil Brooklyn, ist Pierogi 2000 des amerikanischen Künstlers Joe Amrhein eine Mischung aus Atelier, Austellung und Büro. Amrheins "Grundstock", die sogenannten "Flat Files", spiegeln dessen Galeriephilosophie wider: kein Kuratieren, sondern die Möglichkeit, nach einem völlig offenen Prinzip mit möglichst geringen Kosten und minimalem Raumeinsatz ein Maximum an Künstlern zu extrem günstigen Preisen zeigen und anbieten zu können. Von anfangs 20 Künstlern mit 20 Mappen auf inzwischen über 300 Künstler angewachsen, sind die "Flatfiles" nun auf Wanderschaft. (Schluß) fxi/rez/hs APA102 199808-17/10:11 Ende einer Wiener "Republik" - "Kugelmugel" zieht nach Bregenz BILD Utl.: Edwin Lipburger: "Die haben mich hier kaltgestellt" Wien (APA) - Edwin Lipburger will Wien verlassen. Mitnehmen wird er nicht nur sein kugelrundes Haus, sondern gleich seine ganze "Republik". Ziel der Reise soll Vorarlberg sein. Von dort zog der Künstler vor rund 30 Jahren aus, um die Idee "Kugelmugel" in die Welt hinauszutragen. Anfang der siebziger Jahre siedelte sich Lipburger mit seinem Kugelhaus in Katzelsdorf/NÖ an. Der damalige Kulturstadtrat Helmut Zilk holte ihn - nach heftigen Auseinandersetzungen mit den niederösterreichischen Behörden - 1982 mitsamt seinem Kunstwerk nach Wien in den Prater. Jetzt hat Lipburger auch von der Bundeshauptstadt "die Nase voll". Unterstützung für seine Umzugspläne findet er im Vorarlberger Landesstatthalter Hans Peter Bischof. "Ich habe die 'Kugelmugel'-Idee am Bodensee geboren. Jetzt soll sie dorthin zurückkommen", freut sich der als "Behördenschreck" bekannte Vorarlberger. Als neuen Standort für sein Kugelhaus wünscht er sich das Fahnenrondell beim Bregenzer Hafen. Den derzeit in Wien nicht nur bei Passanten für Unmut sorgende Stacheldrahtverbau rund um sein Grundstück im Prater soll es in Vorarlberg nicht mehr geben. "Ein Checkpoint an der Grenze zur Republik 'Kugelmugel' wird aber sicher wieder eingerichtet", so Lipburger. Als Grund für seine "Flucht" aus Wien nennt Lipburger die Probleme mit der Stadt: "Die haben mich hier kaltgestellt. Ich hatte kein Wasser und keinen Strom." Außerdem habe ihm die Gemeinde einen Hauptmietvertrag für das 64 Quadratmeter große Grundstück versprochen. "Bekommen habe ich aber nur einen Untermietvertrag." Das Ergebnis: Nach jahrelangem Streitereien und zahlreichen Prozessen wollte der Künstler und "Kugelmugel-Präsident" bereits aufgeben und das Haus "musealisieren". Vorher aber schrieb er noch an den Vorarlberger Landesstatthalter. Und siehe da, der reagierte positiv. "Der Wunsch Lipburgers, in Vorarlberg einen Standplatz für sein Kugelhaus zu bekommen, wird von mir geteilt", bestätigt der Politiker im Gespräch mit der APA. Erst kürzlich habe er die Republik "Kugelmugel" im Wiener Prater besucht. "Ich habe es schade gefunden, daß dieses Kunstwerk zwischen Achterbahn und Riesenrad untergebracht ist. Dieses Haus hat sich einen interessanteren Standort verdient", meint Bischof. Auch er könnte sich einen Platz am Bregenzer Bodenseeufer vorstellen. Gespräche mit der Gemeinde habe es diesbezüglich aber noch nicht gegeben. Für den Politiker ist "Kugelmugel" nicht nur ein Kunstwerk: "Es ist ein Monument des Geistes der 68er, das ich gerne wieder im Ländle hätte." Obwohl Lipburger auch in Vorarlberg hinsichtlich seiner Streitqualitäten kein unbeschriebenes Blatt ist, ist die "Durchsetzungswahrscheinlichkeit" für Bischof "relativ hoch". Die Heimatgemeinde Lauterach bei Bregenz kommt für ihn als Standort aber nicht in Frage. Dort hat sich Lipburger in den vergangenen Jahren mit seinem "Alternativen Rathaus" auf politischer Ebene alles andere als Freunde geschaffen. "Ich möchte nicht, daß alte Streitereien wieder aufkommen", so der Landespolitiker. Festzustehen scheint derzeit nur, daß - wenn alles gut geht - die Republik "Kugelmugel" in Wien bald der Vergangenheit angehören wird. Schon in den nächsten Tagen oder Wochen soll mit dem Abbau des Hauses begonnen werden. In seine Einzelteile zerlegt werde es von oben bis unten gründlich renoviert und dann nach Bregenz transportiert. Die Wiedereröffnung in der Heimat wünscht sich Lipburger zu Silvester 1999. "Dann schließt sich der Kreis, und die Wiener werden erst sehen, was sie an mir gehabt haben." (Schluß) sma/wh/wg APA012 1998-08-17/03:00