Handel mit Holzwerkstoffen Regional stark verankert, Synergien in der Gruppe nutzend Interview mit Daniel Pfirter, VR-Delegierter und Inhaber der Woodpecker Holding AG, Basel Die Woodpecker Holding umfasst sechs Grosshändler für Holzwerkstoffe, die über die Holding Synergien beim Einkauf, im Marketing, bei der IT-Infrastruktur und in der Schulung erzielen. Die Gruppe beschäftigt rund 150 Mitarbeitende an verschiedenen Standorten in der Deutschen Schweiz. Zu den grossen Herausforderungen zählen neben der dezentralen Organisation die Umsetzung eines einheitlichen Pricing-Systems, der Aufbau eines gemeinsamen Webshops und die permanente Weiterentwicklung und Optimierung der Abläufe. Der VR-Delegierte Daniel Pfirter erklärt im Interview, welcher Veränderungsprozess sich im Grosshandel mit Holzwerkstoffen abzeichnet. Herr Pfirter, erklären Sie doch Ihre nicht ganz einfache Firmenstruktur! Das klingt komplizierter, als es wirklich ist! Zu den Unternehmen der Woodpecker Holding AG, die seit über 80 Jahren im Handel mit hochwertigen Holzwerkstoffen tätig sind, gehören die sechs rechtlich selbständigen Firmen HWS Frauenfeld AG, HWS Gfeller AG, HWS Reiden AG, HWS Notter AG, HWS Dünner AG, HWS Britsch AG sowie die drei Geschäftsbereiche FSS Furnierund Schnittholz Dämmstoffe und Schweiz, Banag Werner Bodenbeläge. Lack Die Holding, die vor zehn Jahren gegründet wurde, ist Daniel Pfirter, VR-Delegierter der Woodpecker Holding eigentlich nur das Gefäss, in welchem die Betriebe zusammengefasst sind. Die Holding übernimmt bestimmte Aufgaben, vor allem Serviceleistungen im Bereich Marketing, Gruppeneinkauf, Sortimentierung, Schulung, IT und Organisation. Mit vier Personen im Operation Center in Bremgarten wird die Gruppe geführt und werden die Geschäftsleiter unterstützt. Wo werden die Produkte, mit denen Sie handeln, eingesetzt? Unsere regional tätigen Firmen beliefern vorwiegend Schreinereien und Holzbauer, aber auch Bodenleger, Gipser, Fassadenbauer, Metallbauer, Gartenbaubetriebe und Baugeschäfte. Die meisten unserer Produkte gehen in den Innenausbau. Als verarbeitetes Produkt findet man diese dann als Möbel, in Küchen, als Wand- und Deckenverkleidungen oder als Fussboden sowie unsere Fassadenplatten an vielen Bauten, bei denen Wert auf eine moderne Fassadengestaltung gelegt wird. Mediengespräch Handel Schweiz 21. Mai 2014, WOODPECKER HOLDING AG – Holzhandel 1 Aber auch in modernen Zügen und als Boden auf Lastwagenbrücken werden Holzplatten verwendet! Sie sehen, Holz ist ein vielfältig einsetzbares, modernes Material, das sich grosser Beliebtheit erfreut. Mit den neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen ist der Einsatz von Holz auch im mehrstöckigen Wohnungsbau immer beliebter, da mit modernsten Fertigungstechniken die Holzbauer ganze Elemente fixfertig auf den Bau bringen können, was präzises, Altholz war schon einmal verbaut, ist mindestens 120 Jahre alt und kann individuell ausgesucht werden. schnelles und rationelles Bauen ermöglicht. Das ist die Zukunft im Bau! Woher beziehen Sie Ihre Produkte? In der Schweiz gibt es noch je einen grossen Spanplatten- und Faserplattenhersteller, alle anderen sind verschwunden! Die meisten Holzwerkstoffe kommen heute aus Europa. Nebst den traditionellen Ländern wie Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien und den skandinavischen Ländern, kommt immer wie mehr Material auch aus Osteuropa. Das heisst aus Russland, der Ukraine, den Baltischen Staaten, aber auch aus den Gebieten des ehemaligen Jugoslawien. Spürbar ist die Zunahme an Produkten aus China, da sind wir aber sehr vorsichtig. Wichtig für uns ist, dass das Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern kommt. In Europa ist das mittlerweile eine Selbstverständlichkeit und auch die meisten Produkte aus Übersee erfüllen diese Kriterien. An der Zunahme der Lieferantenländer ist spürbar, dass dieser globale Einkauf eine neue Herausforderung geworden ist. Die Beschaffung wird komplizierter, die Lieferzeiten werden länger, die Bezugsmengen grösser und die Mitarbeiter sind mehr und mehr mit Fremdsprachen konfrontiert. Das macht es aber auch zusätzlich spannend. Wo sehen Sie denn die Vorteile der globalen Beschaffung? Die Vielfältigkeit der Produktepalette hat dadurch massiv zugenommen. Sicher gibt es auch preislich mehr Möglichkeiten. Länder, die früher fast als einzige ein Produkt hergestellt haben, wie Finnland mit dem Sperrholz, sind heute mit Herstellern aus Russland und den baltischen Staaten im Wettbewerb und dadurch preislich auch flexibler geworden. Wobei der Preis nur einer der entscheidenden Faktoren ist. Wohl ist die Auswahl an Lieferanten grösser geworden, das heisst aber nicht unbedingt, dass diese auch qualitativ unseren Ansprüchen genügen. Das Einhalten von Lieferzeiten, Preisabmachungen und Qualitätssicherung ist für viele Anbieter aus dem Osten immer noch keine Selbstverständlichkeit und häufig sind diese Lieferanten auch nicht die verlässlichsten. Mediengespräch Handel Schweiz 21. Mai 2014, WOODPECKER HOLDING AG – Holzhandel 2 Was ist heute anders im Handel? Der moderne Grosshandelsbetrieb hat sich gegenüber früher vom reinen Warenvermittler zum Problemlöser, vom Händler zum integralen Dienstleister (alles aus einer Hand) und vom Warenverteiler zum Logistiker entwickelt. Wir veredeln, liefern just in time, entsorgen. Die Abgrenzung zwischen Herstellern, Grosshandel und Detailhandel war früher klar. Heute verschwimmen diese Grenzen. Die Industrie geht teils direkt an den Markt. Grosshändler werden zu «quasi-Herstellern» und lassen Produkte nach ihrer Spezifikation fertigen, die als Eigenmarke verkauft werden. Oder Grosshändler verkaufen direkt an Private und werden so zu Detailhändlern. Dies auch als Reaktion darauf, dass die Baumärkte mittlerweile aktiv den Handwerker angehen. Welche Bedeutung hat der Holz-Grosshandel in der Schweiz? Der Holz-Grosshandel beschäftigt in der Schweiz rund 3‘000 Mitarbeiter (die gesamte Holzwirtschaft in der Schweiz 80‘000 Mitarbeiter) und besteht aus maximal 150 Betrieben. Davon sind rund 80 Betriebe – Holz- und Holzwerkstoffhändler sowie einige wenige Furnierhändler – im Verband Holzwerkstoffe Schweiz (HWS) zusammengeschlossen mit ungefähr 1‘800 Beschäftigten. Die dem Verband angeschlossenen Firmen decken rund 90% des Unternehmen Marktes sind Baumaterialhandel, punktuell zwei ab. auch da Ca. 20 Mitglied im verschmelzen Branchen. Über die Mitgliedschaft des Verbandes HWS sind alle Betriebe auch Mitglied des VSIG, Handel Schweiz. Der Jahresumsatz des Holz- Grosshandels bewegt sich zwischen 1,2 bis 1,5 Milliarden Franken. Wie sieht die Struktur des HolzDas Lager für Gipsplatten für den Innenausbau von Neubauten. Grosshandels in der Schweiz aus? Der Holzgrosshandel ist mehrheitlich im KMU-Sektor anzusiedeln. Wohl haben wir drei grössere Unternehmensgruppen im Holz- und Holzwerkstoff-Grosshandel, zu denen auch wir gehören. Die überwiegende Mehrheit der Mitglieder bewegt sich im Bereich von 20 bis 50 Mitarbeitern. Es sind häufig inhabergeführte Betriebe, die meisten werden schon in der zweiten, dritten oder sogar vierten Generation geleitet. Welchen Herausforderungen steht der Holz-Grosshandel heute gegenüber? Wir sind heute in einem globalen Wettbewerb. Durch das Internet findet man unsere Produkte in ganz Europa und es ist ein Leichtes, das Material irgendwo anzufragen und Preise zu vergleichen. Wir sind heute gefordert, die Hersteller in ihren Vertriebsstrukturen genau zu beobachten. Es gibt vereinzelt immer noch Hersteller, welche versuchen, ihre Produkte in der Schweiz teurer zu verkaufen als in Mediengespräch Handel Schweiz 21. Mai 2014, WOODPECKER HOLDING AG – Holzhandel 3 anderen Märkten. Dies mit der Begründung der höheren Kaufkraft oder mit dem kleineren Marktvolumen! Argumente, die unakzeptabel sind in einem globalisierten Markt. Wir sind tagtäglich gefordert, die Preise auf dem europäischen Markt zu kontrollieren und da sind wir sehr aktiv! Unsere Kunden wollen einen fairen Preis für unsere Produkte und kein «Aufgeld Schweiz» bezahlen. Zudem haben wir auch mit Rahmenbedingungen zu kämpfen, die bei uns vieles verteuern. So zum Beispiel gesetzliche Auflagen (Brandschutz, Arbeitssicherheit), hohe Löhne und Sozialleistungen sowie teure Landpreise, was die Erstellung der nötigen Infrastruktur kostspielig macht. Gerade unsere Branche braucht viel Platz für die Lagerung der Produkte. Da spielt es schon eine entscheidende 2 Rolle, ob das Land CHF 300.-/m kostet oder vom Staat als Wirtschaftsförderung zur Nutzung unentgeltlich zur Verfügung gestellt wird, wie das teilweise in unserem nördlichen Nachbarland zwecks Arbeitsplatzsicherung vorkommt. Das sind dann wettbewerbsverzerrende Rahmenbedingungen, die wir über Effizienzsteigerung, grösseres Engagement und sehr gute schnelle, Dienstleistungen fehlerfreie Kundenschulungen, wie Lieferung, Bearbeitungs-Service kompensieren. Zählt wirklich nur der Preis, wie es leider immer häufiger vorkommt, dann wird es schwierig. Gerade bei Aufträgen, die die öffentliche Hand vergibt, ist es schon erstaunlich, wie diese Vergabe Holzwerkstoffe zuschneiden – auch das gehört heute zum Handel. funktioniert. Da Handwerkerkunden verlieren unsere wegen wenigen Franken einen Grossauftrag ins Ausland… Was kann man da machen? Wir selbst müssen wie gesagt einfach besser sein. Das sind wir meistens auch! Wir sind es gewohnt, auch Klein- und Kleinstlieferungen anzubieten. Grosse Mengen zu verschieben ist ein Leichtes. Kleine Mengen rechtzeitig und komplett innert weniger Stunden bereitzustellen und zu liefern, wird dann schon schwieriger. Aber das bietet unsere Branche. Der Dienstleistungsgrad ist generell sehr hoch, auch was kompetente Beratung anbelangt. Auf politischer Ebene ist die heutige Vergabepraxis bei der öffentlichen Hand zu hinterfragen. «Swissness» figuriert unter ferner liefen, es zählt nur der Preis, und man ist häufig nicht fähig, Äpfel mit Äpfeln zu vergleichen. Hier müsste ein generelles Umdenken stattfinden, denn auch bei uns hat das Motto «Geiz ist geil» Einzug gehalten. Den politischen Gremien muss klar gemacht werden – auch eine Aufgabe von Handel Schweiz –, dass zu den Schweizer KMU Sorge getragen werden soll und nicht nur für Grosskonzerne gute Rahmenbedingungen geschaffen werden. Mediengespräch Handel Schweiz 21. Mai 2014, WOODPECKER HOLDING AG – Holzhandel 4 Wie probieren Sie sich von Ihrer Konkurrenz zu unterscheiden? Die Produkte sind heute meistens austauschbar, über diese wird eine wirkliche Differenzierung schwierig. Wir bieten spezielle Produkte im Bodenbereich, Altholz, dekorative Platten, Sperrholz etc. an, die nicht an jeder Strassenecke zu finden sind. Mit einer ganzheitlichen Beratung probieren wir uns abzuheben und haben darum viel Geld in unsere Expo Legno-Ausstellungen gesteckt. Alle unserer Firmen verfügen über solche Wohnbau-Ausstellungen für hochwertige Produkte, die wir in Anwendungsbeispielen zeigen. Die momentan grösste Ausstellung befindet sich in Landquart bei der 2 Holzwerkstoffe Gfeller AG. Dort zeigen wir auf 1‘200 m alle neuen Trends mit Holzprodukten. Das Personal ist speziell geschult, hat teilweise sogar eine Ausbildung in Innenarchitektur und kann die Kunden ganzheitlich beraten. Interessierte Kunden vermitteln wir dann an unsere Handwerksbetriebe. So tragen wir dazu bei, dass der Auftrag an einen lokalen Handwerker geht und die Wertschöpfung in der Region bleibt. An den grösseren Standorten verfügen wir mittlerweile über Bearbeitungs- zentren. Dort bieten wir nebst dem klassischen Holzzuschnitt auch komplette Plattenbearbeitung an mit Bohrungen, Ausschnitten usw. Alles 2 In Landquart finden Interessierte auf 1‘200 m alle neuen Trends mit Holzprodukten. sauber etikettiert und nummeriert, ganz wie es der Handwerkerkunde wünscht. Zudem verfügt jede Firma über einen Handwerker-Shop. Dort gibt es die nötigen Utensilien wie Leime, Türgriffe, Sockelleisten, Maschinen – zum Kaufen oder Mieten –, Werkzeug und bald auch Bekleidung für die Berufsgruppen Schreiner und Holzbau! Wie sehen Sie Ihre Branche in ein paar Jahren? Das ist eine ganz schwierige Frage! Auf der einen Seite sehe ich, wie es für die kleineren Betriebe immer schwieriger wird. Wie schon angesprochen, die gesetzlichen Rahmenbedingungen und der administrative Aufwand nehmen von Jahr zu Jahr zu und werden zur Belastung. Um dies zu bewältigen, hilft sicher eine gewisse Grösse. Es ist auch zu sehen, dass viele Firmen Probleme mit der Nachfolge haben. Wer will noch den ganzen Aufwand und das Risiko auf sich nehmen und als Unternehmer eine Firma leiten? Diese Entwicklung verfolge ich mit Kummer, denn die Schweiz lebt von gut geführten, mittelständischen Betrieben. Mediengespräch Handel Schweiz 21. Mai 2014, WOODPECKER HOLDING AG – Holzhandel 5 Ich bin aber sicher, dass gerade in unserer Branche auch kleinere Firmen, die gut geführt sind, mit ihrer Kundennähe und Serviceleistungen weiterhin ihre Daseinsberechtigung haben, denn Holz ist voll im Trend! Daniel Pfirter leitet als VR-Delegierter die Geschicke der Woodpecker Holding AG. Über die Holding können Synergien beim gemeinsamen Einkauf, beim Marketing, bei der Sortimentierung und bei der Ausbildung oder bei der IT-Infrastruktur realisiert werden; ausserdem bieten die sechs Firmen ein Vollsortiment an Holzwerkstoffen an. Jede Firma ist jedoch rechtlich selbständig, hat innerhalb der Gruppe ein hohes Mass an Eigenständigkeit und ist in ihrer Region stark verankert. An den sechs Standorten werden 140 erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. www.woodpeckerholding.ch Mediengespräch Handel Schweiz 21. Mai 2014, WOODPECKER HOLDING AG – Holzhandel 6