Die Strafanstalten in Fuhlsbüttel Die ersten Gebäude der Justizvollzugsanstalten in Fuhlsbüttel sind fast 125 Jahre alt. 1869 wurde – damals weit außerhalb der Stadt – mit dem Bau eines gewaltigen Gefängniskomplexes begonnen. 1879 wurde das Gefängnis für Männer fertiggestellt (kreuzförmiger Grundriss, auf der Skizze mit A gekennzeichnet). 1891 wurde ein Gefängnis für Frauen errichtet (E-förmiger Grundriss, auf der Skizze mit B gekennzeichnet). 1892 erfolgte die Fertigstellung eines Gefängnisses für Jugendliche (L-förmiger Grundriss, auf der Skizze mit C gekennzeichnet). 1906 wurde schließlich das Zuchthausgebäude errichtet (sternförmiger Grundriss, auf der Skizze mit D gekennzeichnet). Die Gebäude galten bereits Ende der 20er Jahre für den damaligen Strafvollzug als veraltet. 1933 stand Fuhlsbüttel weitgehend leer und erste Gebäude waren bereits abgerissen. Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren, wurde der weitere Abriss sofort gestoppt; wenige Monate später war dieser Strafanstaltskomplex wieder voll belegt. Nach Kriegsende wurde die Anlage weiter für den Vollzug genutzt. Für die Justizvollzugsanstalt im ehemaligen Zuchthausgebäude ist „Santa Fu“ ein in Hamburg gebräuchlicher Name geworden. Heute werden die Fuhlsbütteler Gefängnisgebäude von den Justizvollzugsanstalten Suhrenkamp, Am Hasenberge und Nesselstraße genutzt. Die Strafanstalten Fuhlsbüttel im Nationalsozialismus Die Strafanstalten Fuhlsbüttel wurden ab April 1933 zu einem Hauptort nationalsozialistischer Verfolgung durch Hamburger Polizei, Justiz, SA und SS: – Ab April 1933 wurden politische Häftlinge der Polizei als „Schutzhaftgefangene“ gemeinsam mit Strafgefangenen im Werkhaus und Zuchthaus untergebracht (Gebäude D). – Am 4. September 1933 wurde das „Konzentrationslager Fuhlsbüttel“ gegründet und dafür das ehemalige Frauengefängnis und das Jugendgefängnis genutzt (Gebäude B und C). – Im August 1934 erfolgte die Erweiterung des Konzentrationslagers um eine Frauenabteilung im ehemaligen Jugendgefängnis (Gebäude C). – 1936 wurde dieses Konzentrationslager in „Polizeigefängnis“ umbenannt, ohne dass sich an den menschenverachtenden Haftbedingungen etwas änderte. Es existierte bis Kriegsende. – Das Zuchthaus (Gebäude D) und das Gefängnis (Gebäude A) waren in der gesamten Zeit des Nationalsozialismus überfüllt – auch mit Tausenden politischen Regimegegnern, die durch Strafgerichte abgeurteilt wurden, darunter sehr viele Ausländer. – Von Oktober 1944 bis Februar 1945 war im Zuchthaus Fuhlsbüttel (Gebäude D) auch ein Außenlager des KZ Neuengamme untergebracht, in dem ca. 1500 Häftlinge inhaftiert waren.