Newsletter 40 „Das Wildbienenhotel und seine Bewohner“ Referat mit Bildern von Amiet Felix, Dr. h. c., Biologe, 26. August 2012 Zu Beginn der Veranstaltung stellt René Stebler den ca. 30 Anwesenden den Referenten, Herrn Felix Amiet, vor. Er beschreibt ihn als unermüdlichen Insektenforscher und als einen der wichtigsten Bienen- und Wespenspezialisten der Schweiz. Vor allem die artenreichen Wildbienen faszinieren ihn. Von ihm erarbeitete Bestimmungsschlüssel geben Auskunft über deren Bau und Aussehen, sowie über deren Verbreitungsgebiet. Herr Amiet zeigt uns in der Folge Bilder von verschiedenen in der Schweiz lebenden Wildbienenarten. Etwa 620 verschiedene Arten kommen in der Schweiz vor, z.B. Mauer-, Löcher-, Blattschneider-, Sand-, Masken-, Furchenbienen und viele mehr. Nur schon diese Namen verraten die enorme Vielfalt in Gestalt und Aussehen. In Mitteleuropa gibt es Bienen in allen Grössen von 3 bis 5 mm bis Hummelgrösse. Es gibt schwarz, braun und rot gefärbte, gelb-schwarz gebänderte, pelzige und vollständig unbehaarte Arten. Erdbiene (Andrena nycthemera) Große Wollbiene (Anthidium manicatum) Weiter erklärt er, dass nur die gemeine Honigbiene grosse Völker bildet mit Arbeiterinnen, Königinnen und Drohnen, und dass deren Völker auch überwintern. Eine soziale Lebensweise haben nebst den Honigbienen nur noch Hummeln. Die meisten Wildbienen leben solitär. Deren Weibchen, auch Königinnen genannt, bauen ihre Nester allein und versorgen die Brutzellen ohne Mithilfe von Artgenossinnen. Im Gegensatz zu den Honigbienen überwintern hier nur die Königinnen. Gleich nach der Paarung beginnen diese mit dem Nestbau. Sie bauen an verschiedensten Orten, in verschiedensten Materialien wie Holz, Erde, Sandstein, Stängeln von Stroh, Schilf, Bambus und Holunder Brutzellen, die sie mit Proviant bestehend aus Pollen und Nektar füllen. Dann legen sie Eier und verschliessen die Zellen. Aus den Eiern schlüpfen nach wenigen Tagen Larven, die den Nahrungsvorrat verzehren. Es folgt die Puppenzeit und im folgenden Frühjahr die Verwandlung zum geflügelten Insekt. Frühlings-Pelzbiene (Anthophora plumipes) Wespenbiene (Nomada ruficornis) Bei einigen Bienenarten schlüpfen die Männchen einige Tage vor den Weibchen. Entsprechend ist die Reihenfolge im Innern linearer mehrzelliger Nester. Hinten befinden sich die Zellen der Weibchen, vorne die der Männchen. Dies ist möglich, weil das Weibchen das Geschlecht der Nachkommen bei der Eiablage bestimmen kann. Werden die Eier durch Spermien aus der Samenblase der Königin befruchtet, entwickeln sich Weibchen, andernfalls Männchen. Es gibt Brutparasiten wie Kuckucksbienen und Schlupfwespen, die auf bestimmte Wirtsbienenarten angewiesen sind, um sich fortpflanzen zu können. Sie schmuggeln ihre Eier in deren Nester oder legen sie mittels eines Legestachels direkt in die Larven der Wirtsbiene. Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis) Stahlblaue Mauerbiene (Osmia caerulesc.) Für ihre eigene Ernährung und diejenige ihrer Larven sind Bienen auf ein grosses, vielfältiges Angebot an Blüten angewiesen. Sie sind wichtige Bestäuber von Wildpflanzen, aber auch von Obstbäumen und Sträuchern. Zudem benötigen sie für den Bau ihrer Nester geeignete Kleinstrukturen, die nahe bei den Nahrungsplätzen liegen müssten. Wildbienenhotel (Beat und Adrian Knuchel, Bätterkinden) Mit einfachen Mitteln kann das Nistplatzangebot im Siedlungsraum erhöht werden. Auf Totholz angewiesene Arten können Laubholzblöcke mit 5 bis 10 cm tiefen Bohrlöchern von 3 bis 10 mm Durchmesser angeboten werden. Die Löcher sollten quer zum Holzverlauf angebracht werden. Wie bereits oben erwähnt, können auch Stroh, Schilf und Bambusröhrchen die Wohnungsnot der Wildbienen lindern helfen. Wildbienen sind wärme- und trockenheitsliebend und deshalb nur bei Sonnenschein und entsprechend hohen Temperaturen aktiv. Die genannten Nisthilfen sollten deshalb gut besonnt und regengeschützt sein und in südöstlicher bis südwestlicher Lage platziert werden. Am meisten geholfen ist ihnen jedoch mit Gärten, wo man der Natur möglichst freien Lauf lässt, mit viel Grün, das von vielen bunten, einheimischen Blütenpflanzen durchsetzt ist. Wo man auch mal etwas stehen lässt (Stängel) und nicht allzu sehr auf Ordnung bedacht ist. Unsere vielerorts ausgeräumten Landschaften mit ihren Monokulturen dürften den vielen hochspezialisierten Bienen wenig hilfreich sein. François Quinche Die Abbildungen von Wildbienen stammen von der Website www.wildbienen.de (WildbienenDownLoads, erlaubt für private Zwecke). Die Abbildung des Bienenhotels ist von René Stebler.