Vergleich der Wirksamkeit von zwei ACE-Hemmern Untersuchung zur Wirksamkeit und Verträglichkeit von Ramipril im Vergleich zu Captopril bei der Herzinsuffizienz des Hundes Hofmann, S. (1997) Dissertation, Tierärztliche Hochschule, Hannover Die ACE-Hemmer haben mittlerweile einen festen Platz in der Therapie der chronischen Herzinsuffizienz des Hundes eingenommen. Besonders Captopril hat sich in verschiedenen Studien und im klinischen Einsatz beim Hund als wirksam erwiesen. In dieser Studie von Hofmann (1997) wurde die Wirksamkeit des bewährten ACE-Hemmers Captopril mit dem ACE-Hemmer der neueren Generation Ramipril verglichen. Vergleich der ACE-Hemmer Captopril und Ramipril Struktur Captopril war der erste ACE-Hemmer, der auch oral verabreicht werden konnte. Er wurde 1977 eingeführt und enthält eine Sulfhydryl-Gruppe. Die Sulfhydryl-Gruppe wird für verschiedene Nebenwirkungen wie gastrointestinale Störungen, Husten, Neutropenie und Proteinurie verantwortliche gemacht. Ramipril gehört als ACEHemmer der zweiten Generation zu den ACE-Hemmern, die frei von SulfhydrylGruppen sind. Resorption Die Resorptionsrate von Captopril liegt bei 75%. Wird Captopril mit dem Futter verabreicht, sinkt die Resorptionsrate auf 40%. Ramipril hat beim Hund eine Resorptionsrate von etwa 45%, die nicht durch die Futteraufnahme beeinflusst wird. Maximale Plasmakonzentrationen von Ramipril werden zwischen 0,25 und 1 Stunde nach Applikation erreicht. Metabolisierung Während Captopril selbst die bereits wirksame Substanz darstellt, entsteht beim Ramipril erst durch Esterspaltung der wirksame Metabolit „Ramiprilat“. Die Metabolisierung von Ramipril findet fast vollständig in der Leber statt. Dies hat zur Folge, dass bei eingeschränkter Leberfunktion die Umwandlung von Ramipril in den aktiven Metaboliten reduziert sein kann. Die Halbwertszeit von Captopril beträgt beim Hund 2,8 Stunden, die hemmende Wirkung auf das Angiotensin-Konversionsenzym bleibt für ca. 8 Stunden bestehen. 03/2004 www.intervet.de 1/4 Vergleich der Wirksamkeit von zwei ACE-Hemmern Die effektive Plasma-Halbwertszeit von Ramipril beträgt beim Hund ca. 11-16 Stunden. Die lange Halbwertszeit von Ramipril erklärt sich durch die lange Haftung von Ramiprilat an dem Enzym (ACE) und die geringe Hemmkonstante, mit der schon bei niedrigen Dosen eine Hemmung des Enzyms (ACE) erreicht wird. Elimination Captopril wird renal eliminiert. Ramipril wird dagegen beim Hund zu über 80% biliär eliminiert. Dies führt zu einer guten Nierenverträglichkeit von Ramipril bzw. einer sicheren Anwendung bei Patienten mit eingeschränkter renaler Clearance. Untersuchung zur Wirksamkeit und Verträglichkeit In die oben genannte Studie (Hofmann 1997) wurden 90 an chronischer Herzinsuffizienz erkrankte Hunde aufgenommen. Die Hunde wurden entsprechend ihrer klinischen Symptomatik bei der Erstuntersuchung unmittelbar vor Therapiebeginn in vier Dekompensationsgrade (DG I-IV) eingeteilt. Von den 90 Hunden wurden 32 ausschließlich mit Captopril und 45 ausschließlich mit Ramipril behandelt. Bei Hunden mit dilatativen Ventrikelverhältnissen und/oder myokardialer Hypokontraktilität wurde Captopril (n=4) bzw. Ramipril (n=9) in Kombination mit einem Herzglykosid eingesetzt. Zur Ermittlung der Therapieerfolge wurden Kontrolluntersuchungen nach 2 und 6 Wochen sowie nach 7 Monaten durchgeführt. Dabei handelte es sich jeweils um eine Allgemeinuntersuchung und um eine spezielle kardiologische Untersuchung mit Röntgen, EKG und Echokardiographie sowie Blut- und Harnuntersuchungen. Als Therapieerfolg wurde eine Verbesserung von Dekompensationsgrad III (DG III) oder DG II auf DG I oder von DG IV auf mindestens DG II bewertet. Entsprechend dieser Definitionen wurde die Wirksamkeit der angewendeten Medikamente bewertet. Die aus anderen Untersuchungen übernommene Dosierungsempfehlung für Captopril konnte bestätigt werden. Da sich die Gabe von Ramipril in der vorgegebenen Dosierung einmal täglich in einigen Fällen als nicht ausreichend erwies, wurde die Dosis bei 13 Hunden erhöht. 03/2004 www.intervet.de 2/4 Vergleich der Wirksamkeit von zwei ACE-Hemmern Untersuchungsergebnisse Von den ausschließlich mit Captopril behandelten Hunden (n=32) konnten 26 abschließend beurteilt werden. Von diesen Tieren zeigten 15 (58%) ein positives und 11 ein negatives Therapieergebnis. In der mit Ramipril therapierten Gruppe (n=45) wiesen bei der abschließenden Beurteilung von 36 Hunden 25 (69%) ein positives und 11 ein negatives Therapieergebnis auf. Die Ergebnisse der Ramipril-Gruppe erscheinen zwar positiver, statistisch betrachtet, ließ sich zwischen den beiden Gruppen aber kein Unterschied sichern. Aufgrund der Untersuchungsergebnisse wurde die Wirksamkeit von Captopril und Ramipril bei der Behandlung der chronischen Herzinsuffizienz des Hundes als gleichwertig beurteilt. Beide Medikamente zeigten außerdem nur geringe Nebenwirkungen. Allerdings bietet Ramipril wegen seines längeren Applikationsintervalls den deutlichen Vorteil, dass es im Gegensatz zu Captopril nur einmal pro Tag verabreicht werden muss. Dies bedeutet für den Hundebesitzer, gegenüber der dreimal täglichen Gabe von Captopril, eine erhebliche Erleichterung in der Behandlung seines Tieres. Dies trägt vermutlich auch zu einer konsequenteren Therapie durch den Tierhalter bei. Außerdem erleichtert der geringere Wirkstoffgehalt in der kleinsten Darreichungsform von Ramipril die Behandlung kleinere Hunde erheblich gegenüber Captopril. 03/2004 www.intervet.de 3/4