Verein Wiener Kammeroper, Einschau in die Gebarung der Jahre

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KA I - 7/10-1/00
KA I - 7/10-1/01
Die Wiener Kammeroper hatte im Jahr 1999 bei ihren 79 Vorstellungen in der
Spielstätte am Fleischmarkt 17.870 Besucher und damit bei einem Platzangebot von
312 Sitzplätzen im Durchschnitt 226 Besucher je Vorstellung. Dazu kamen noch
9.303 Besucher der Sommerspiele in Schönbrunn.
Im Jahr 2000 fanden 77 Vorstellungen mit 19.064 Besuchern statt, im Schönbrunner
Schlosstheater hatten 21 Aufführungen insgesamt 6.113 Besucher.
Infolge getroffener Einsparungsmaßnahmen konnte der Verein Wiener Kammeroper
das negative Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit im Vergleich zum Vorjahr
zwar halbieren, die Eigenkapitalausstattung ist durch vorzutragende Verluste der Vorjahre bzw. durch zu dotierende Rückstellungen weiterhin negativ.
Sowohl 1999 als auch im Jahr 2000 erhielt der Verein Subventionen der Stadt Wien für
den laufenden Betrieb, für Sonderproduktionen und für Investitionen. Ein Teil wurde
widmungsgemäß verwendet, ein größerer Teil, nämlich jener, der für Investitionen
vorgesehen war, war jedoch rückgestellt worden. Das Kontrollamt empfahl hiezu, über
die Rückstellung in einem angemessenen Zeitraum zu disponieren.
1. Aktivitäten der Jahre 1999 und 2000
1.1 Das Jahr 1999 begann mit der Aufführung der "Fledermaus" von J. Strauß. Es
fanden fünf Vorstellungen im Haus am Fleischmarkt statt, die von 1.283 Menschen
besucht wurden. Daran anschließend ging die Wiener Kammeroper mit dieser Operette
auf eine Japan-Tournee, wobei in mehreren japanischen Städten - darunter in Tokyo,
Nagoya und Maebashi - Vorstellungen stattgefunden haben.
Im Haus am Fleischmarkt wurde während dieser Zeit die Kinderoper "Brundibár" von
Hans Krása, die das Schicksal jüdischer Kinder behandelt und von Kindern in den
Jahren 1943/44 mehr als 50-mal im Konzentrationslager Theresienstadt aufgeführt
wurde, gespielt. Dieses Werk wurde in der Wiener Kammeroper zehnmal gegeben und
von 2.277 Personen (hauptsächlich Kindern) besucht. Daran anschließend wurde
-2-
I. Strawinskys "The Rake's Progress" 18-mal aufgeführt. Diese Vorstellungen wurden
von 3.232 Menschen besucht.
Danach folgte C.W. Glucks "Die Pilger von Mekka", die sowohl in der nationalen als
auch in der internationalen Kulturszene Interesse und anerkennende Rezensionen
ausgelöst hatten. Zum ersten Mal stand eine Frau am Dirigentenpult der Wiener
Kammeroper. Auch von diesem Werk gab es 18 Vorstellungen, die von 3.657 Leuten
gesehen wurden.
Der Herbst des Jahres begann mit dem Einakterabend von G. Puccini/M. Ravel
"Gianni Schicchi/L'Heure Espagnol". Davon gab es 15 Vorstellungen, für die sich
4.014 Besucher interessierten. Danach fand zum Ausklang des Strauß-Jahres die
Operette "Eine Nacht in Venedig" 13-mal statt. Diese Vorstellungen wurden von
3.407 Menschen besucht.
Mit diesen insgesamt 79 Vorstellungen erreichte die Wiener Kammeroper in ihrer Spielstätte am Fleischmarkt 17.870 Menschen und damit eine durchschnittliche Besucherzahl von rd. 226 Personen je Vorstellung. Das gesamte Platzangebot je Vorstellung
betrug 312 Sitzplätze.
In den Sommerspielen 1999 zeigte die Wiener Kammeroper im Schönbrunner Schlosstheater 14 Aufführungen von Mozarts "Cosi fan tutte", die von 4.294 Besuchern
gesehen wurden, und an 16 Abenden "Die Fledermaus" mit insgesamt 5.009 Besuchern. Im Durchschnitt verzeichneten diese Aufführungen rd. 310 Zuhörer, wobei das
gesamte Platzangebot pro Vorstellung 359 Sitzplätze umfasste.
Zusätzlich zu diesem umfangreichen Vorstellungsprogramm wurde vom Verein Wiener
Kammeroper der 18. Internationale Hans Gabor Belvedere Gesangswettbewerb durchgeführt, zu dem sich an die 3.000 Sängerinnen und Sänger gemeldet hatten. Vorauswahlen fanden in 40 Städten in Europa, Nord- und Südamerika, Asien, Afrika und
Australien statt. Siegerin wurde die polnische Sopranistin Anna Lorenc. Der 2. Platz
wurde geteilt zwischen den Sopranistinnen Tina Schlenker aus Deutschland und
-3-
Caterina Celia Costea aus Rumänien. Der 3. Preis ging an den südafrikanischen Tenor
Jannie Moolman. Das Finale wurde im Wiener Raimundtheater abgehalten.
Weiters fanden vier Lieder- und Arienabende junger Künstler am Fleischmarkt sowie
vier Einführungsmatineen zu den jeweiligen Premieren statt.
In der nachstehenden Tabelle wurden für die einzelnen Produktionen des Jahres 1999
die Auslastung (welche die Anzahl der verkauften Karten in Relation zum Gesamtplatzangebot beinhaltet), die Erlöse aus dem Kartenverkauf und deren Anteil am Massettenwert dargestellt:
Spielstätte/
Produktion
Auslastung
in %
Erlöse aus dem
Kartenverkauf
in EUR
Anteil der
Kartenerlöse am
Massetenwert
in %
Spielstätte Fleischmarkt
Fledermaus
Brundibár
Rakes's Progress
Pilger von Mekka
G.Schicchi/L'Heure
Nacht in Venedig
73,8
51,4
46,1
53,5
75,8
76,2
11.030,94
40.130,11
30.694,89
36.737,77
53.562,26
55.723,35
29,8
81,3
23,1
27,6
44,9
52,4
Spielstätte Schlosstheater
Cosi fan tutte
Fledermaus
77,1
84,0
140.434,44
160.496,50
57,4
64,7
Die obige Tabelle wies unter der Spielstätte am Fleischmarkt für die Produktion "Die
Fledermaus", "The Rake's Progress" und "Die Pilger von Mekka" - im Vergleich zu den
Kennzahlen der übrigen Aufführungen - nur sehr geringe Anteile der Kartenerlöse am
Massettenwert auf, wobei die dazugehörigen Prozentsätze der Platzauslastungen der
zwei letztgenannten Produktionen einen Teil dieser Abweichungen erklären. Die
Aufführungen der "Fledermaus" in der Spielstätte am Fleischmarkt erreichten jedoch
auch mit einer Platzauslastung von 73,8 % nur Erlöse aus den Kartenverkäufen in Höhe
von 29,8 % des Massettenwertes.
-4-
Vom Kontrollamt zu diesen Abweichungen befragt, führte die Direktion der Wiener
Kammeroper aus, dass sich Anfang Herbst 1999 herausgestellt hätte, dass die
damalige Kassenbedienstete - die lt. den Kassenaufzeichnungen besonders viele
Karten "an Pensionisten" verbilligt abgegeben hatte - höchstwahrscheinlich in einer
Reihe von Fällen Vollpreiskarten verkauft, jedoch nur die Beträge für ermäßigte Karten
an die Kassa abgeführt haben dürfte.
Dies würde gemäß der Direktion der Wiener Kammeroper auch die auf Grund der
Auslastungszahlen tatsächlich nicht nachvollziehbare Einnahmenentwicklung erklären.
Am 24. September 1999 wurde die betreffende Mitarbeiterin suspendiert und wegen
Verdacht des Betruges angezeigt. Das anhängige Gerichtsverfahren war zum Zeitpunkt
der Einschau des Kontrollamtes noch nicht abgeschlossen.
Wie das Kontrollamt weiters feststellte, hat die Direktion der Wiener Kammeroper diese
Vorfälle zum Anlass genommen, den Kartenverkauf mit Beginn der Saison 2001/2002
auf ein EDV-gestütztes System umzustellen.
Zusätzlich zu dieser bereits erfolgten Verbesserung der Gebarungssicherheit empfahl
das Kontrollamt, das EDV-System auch für betriebssteuernde Maßnahmen zu
verwenden und unterjährig anhand von Kennzahlen die Entwicklung der Auslastung
und der Einnahmen zu verfolgen. Was das anhängige Gerichtsverfahren betraf, wurde
darauf hingewiesen, dass im Falle eines Schuldspruches die in den Jahresabschlüssen
ausgewiesene Forderung gegenüber der suspendierten Mitarbeiterin zivilgerichtlich
geltend zu machen wäre.
Stellungnahme des Vereins Wiener Kammeroper:
Zur Empfehlung, das EDV-Kartenverkaufssystem auch für betriebssteuernde Maßnahmen zu verwenden und unterjährig anhand von Kennzahlen die Entwicklung der Auslastung und der
Einnahmen zu verfolgen, wird angemerkt, dass dieses EDV-System bereits für die genannten Zwecke genutzt wird.
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Betreffend des anhängigen Gerichtsverfahrens und der Feststellung, dass im Falle eines Schuldspruches die in den Jahresabschlüssen ausgewiesene Forderung gegenüber der suspendierten
Mitarbeiterin zivilgerichtlich geltend zu machen wäre, wird mitgeteilt, dass sich der Verein Wiener Kammeroper - um zusätzliche
Prozesskosten zu sparen - bereits zivilgerichtlich, dem Strafverfahren angeschlossen hat.
1.2 Zu Beginn des Jahres 2000 fanden vier Vorstellungen der J. Strauß-Operette "Eine
Nacht in Venedig" statt, die von insgesamt 1.029 Personen besucht wurden. Darauf
folgte die Uraufführung von J. Müller-Wielands "Das Märchen der 672. Nacht", ein
Kompositionsauftrag der Wiener Kammeroper an den jungen Hamburger Komponisten.
Vor jeder Vorstellung gab es Werkeinführungsabende, die dem Publikum die Grundidee
und Geschichte des Werkes erläuterten. Von dieser modernen Oper fanden
13 Vorstellungen statt, die von 2.453 Menschen gesehen wurden. C.W. Glucks
"Orpheus und Eurydike" wurde 16-mal gezeigt und von 4.831 Personen besucht.
Danach wurden von der Mozart-Oper "Cosi fan tutte" 16 Vorstellungen gespielt, für die
sich 4.326 Menschen interessierten. Der Herbst begann mit P. Hofbauers Alt Wiener
Singspiel "Ewig schad' um uns - Raimund, Nestroy und die Wiener", einer
Co-Produktion mit dem Wiener Metropol, welche in der Kammeroper 20-mal gezeigt
wurde und 4.424 Besucher aufwies. Mit dieser Produktion sollte der Wesenskern des
Wiener Volkstheaters illustriert werden. Zum Ende des Jahres 2000 gab man die
E. Eysler-Operette "Die gold'ne Meisterin" an acht Abenden, die von insgesamt
2.001 Personen besucht wurden.
Insgesamt fanden im Jahr 2000 im Haus am Fleischmarkt 77 Vorstellungen statt, die
19.064 Besucher hatten, was einen Durchschnitt von rd. 248 Zuhörer je Vorstellung
ergab.
In den Sommermonaten 2000 spielte die Wiener Kammeroper im Schönbrunner
Schlosstheater 21 Aufführungen von "Eine Nacht in Venedig", die insgesamt 6.113 Besucher bzw. im Durchschnitt rd. 291 Personen je Vorstellung verzeichnen konnten.
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Zum 19. Internationalen Hans Gabor Belvedere Gesangswettbewerb meldeten sich
wieder an die 3.000 Sängerinnen und Sänger. Die Vorauswahlen fanden diesmal in
42 Städten in allen fünf Erdteilen statt. Der 1. Preis ging an den jungen deutschen
Kontratenor Matthias Rexroth, der 2. an die Mezzosopranistin Viktoria Vizin aus Ungarn
und der 3. an die österreichische Mezzosopranistin Adrineh Simonian. Das Finale fand
diesmal im Großen Festsaal des Wiener Rathauses statt.
Es gab auch in diesem Jahr im Haus am Fleischmarkt wieder vier Lieder- und Arienabende junger Künstler und eine Meisterklasse mit Frau Kammersängerin Hilde Zadek
sowie Einführungsmatineen zu den Premieren. In einer neuen Serie "Konzerte für alle"
wurde dem Publikum zweimal ein Querschnitt von Lesungen und Konzerten geboten.
In der nachstehenden Tabelle wurden für die einzelnen Produktionen des Jahres 2000
die Auslastung, die Erlöse aus dem Kartenverkauf und deren Anteil am Massettenwert
dargestellt:
Spielstätte/
Produktion
Auslastung
in %
Erlöse
aus dem
Kartenverkauf
in EUR
Anteil der
Kartenerlöse am
Massettenwert
in %
Spielstätte Fleischmarkt
Nacht in Venedig
Das Märchen ...
Orpheus
Cosi fan tutte
Ewig schad' um uns
Gold'ne Meisterin
79,7
53,1
88,5
80,0
64,3
69,4
16.964,28
22.939,25
56.893,91
52.916,46
60.521,24
33.453,55
53,3
32,9
44,7
41,6
35,1
46,3
Spielstätte Schlosstheater
Nacht in Venedig
80,7
150.873,69
71,6
Die Tabelle zeigte, dass im Jahr 2000 die Anteile der Kartenerlöse am Massettenwert
mit der jeweiligen prozentuellen Platzauslastung korrelierten und bei allen Produktionen
bzw. bei der Co-Produktion mit dem Wiener Metropol z.T. deutlich über 30 % lagen. Im
-7-
Gegensatz dazu hatten im Jahr 1999 noch drei der insgesamt acht Produktionen
diesbezüglich Anteile von unter 30 % aufgewiesen.
Dem Kontrollamt gegenüber wurde von der Direktion der Wiener Kammeroper diese
positive Entwicklung damit begründet, dass mit der Neubesetzung der Kassierstelle und
einer effizienten Kontrolle sichergestellt worden sei, dass alle Einnahmen auch
ordnungsgemäß verrechnet wurden.
2. Jahresabschlüsse 1999 und 2000
Die vom Verein Wiener Kammeroper erstellten Jahresabschlüsse erhielten am
29. Mai 2000 für das Jahr 1999 und am 4. Mai 2001 für das Jahr 2000 nach Prüfung
durch den bestellten Wirtschaftsprüfer jeweils den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk. Für das Jahr 1999 wurde der Vorstand in der Generalversammlung des
Vereines am 15. Dezember 2000 entlastet, für das Geschäftsjahr 2000 erfolgte dies in
der Generalversammlung am 12. Dezember 2001.
Anhand wichtiger Positionen der Jahresabschlüsse ergab sich folgendes Bild:
Aufwendungen
davon Personalaufwand
Leistungserlöse
Betriebsförderungen
Sonstige betriebliche Erträge
Ergebnis der gewöhnlichen
Geschäftstätigkeit
Außerordentliche Erträge
Jahresgewinn/-verlust
Rückstellung Theaterrenovierung
Eigenkapital
1999
in EUR
3.398.341,22
1.707.919,39
956.312,73
1.663.446,22
263.267,01
2000
in EUR
2.372.333,52
1.141.442,40
616.357,26
1.510.047,02
25.435,49
- 365.981,16
690.391,92
324.410,77
218.018,50
- 722.413,74
- 188.276,09
145.345,67
- 42.930,42
354.025,71
- 765.344,16
2.1 Die bezughabenden Geschäftsfälle waren nachvollziehbar belegt. Zu den größeren
Abweichungen der ausgewiesenen Positionen stellte das Kontrollamt Folgendes fest:
-8-
2.1.1 Im Jahr 2000 gingen die Aufwendungen gegenüber 1999 um 1.026.007,70 EUR
zurück, da einerseits 1999 auch die Aufwendungen der Japan-Tournee in dieser
Position enthalten waren und andererseits die mit Sommer 1999 neu eingesetzte
Direktion bemüht war, Einsparungsmaßnahmen zu setzen. So wurde der Personalstand
der Vereines von 27 Personen, wovon sechs als Teilzeitbeschäftigte angestellt waren,
im Jahr 2000 auf 24 Personen - fünf davon Teilzeitbeschäftigte - reduziert. Eine weitere
Einsparungsmaßnahme der neuen Direktion war die Reduktion der Produktionen im
Schlosstheater Schönbrunn von zwei im Sommer 1999 auf eine im Sommer 2000.
Weiters trug zu der ausgewiesenen Reduktion der Aufwendungen bei, dass im
Jahr 2000 um elf Aufführungen weniger gezeigt wurden als im Jahr davor.
2.1.2 Diese geringere Vorstellungsanzahl und die im Jahresergebnis 2000 nicht mehr
enthaltenen Einnahmen der Japan-Tournee erklärten auch die Verringerung der
Leistungserlöse im Jahr 2000.
2.1.3
Die um 237.831,52 EUR höheren sonstigen betrieblichen Erträge
des
Jahres 1999 resultierten hauptsächlich aus der in diesem Jahr erfolgten Auflösung der
Rückstellungen für das Orchester für Steuern und Sozialversicherungsbeiträge, da
diesbezüglich keine Nachforderungen mehr zu erwarten waren.
2.1.4 Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit konnte durch die beschriebenen Einsparungsmaßnahmen von - 365.981,16 EUR im Jahr 1999 um
177.705,07 EUR auf - 188.276,09 EUR im Jahr 2000 verbessert werden.
2.1.5 Der im Jahr 1999 unter der Teilposition "Außerordentliche Erträge" ausgewiesene
Betrag in Höhe von 690.391,92 EUR setzte sich aus den mit Beschluss des Gemeinderates vom 2. Juni 1999, Pr.Z. 173/99-M07, genehmigten Subventionszahlungen für
Investitionen, für die Sommerbespielung im Schlosstheater Schönbrunn, für die
Produktion und Aufführung einer Kinderoper und einem weiteren Zuschuss für den
laufenden Betrieb zusammen. Die Bedeckung dieser Subventionszahlungen, die
maßgeblich zum positiven Gesamtergebnis 1999 des Vereines beitrugen, erfolgte durch
Umwidmung des entsprechenden Teilbetrages aus der für das Openairfestival "Mozart
-9-
in Schönbrunn" vorgesehenen Subvention. Dieses wurde seit 1992 von der Wiener
Kammeroper in der Römischen Ruine im Schlosspark von Schönbrunn veranstaltet und
musste 1999 aus baulichen Gründen eingestellt werden.
Mit Schreiben vom 9. Juni 1999 verständigte die Magistratsabteilung 7 - Kultur den
Verein Wiener Kammeroper vom oben genannten Förderungsbeschluss, führte an,
dass die einzelnen Subventionsbeträge als Höchstbeträge zu verstehen seien und
ersuchte daher auch um Übermittlung einer detaillierten Kalkulation, aus der der
tatsächliche Bedarf hervorgehen sollte. Die entsprechende Kalkulation wurde von der
Wiener Kammeroper mit 23. Juni 1999 im Ausmaß des in Aussicht gestellten Höchstbetrages vorgelegt. Die Magistratsabteilung 7 überwies daraufhin am 29. Juli 1999 den
Gesamtbetrag in Höhe von 690.391,92 EUR.
Bei der Einschau in die diesbezüglichen Unterlagen stellte das Kontrollamt die
widmungsgemäße Verwendung der Zuschüsse für die Sommerbespielung im Schlosstheater Schönbrunn, für die Produktion und Aufführung einer Kinderoper und für den
laufenden Betrieb fest.
Was den Investitionszuschuss in Höhe von 252.901,46 EUR betraf, wurden im
Jahr 1999 für diverse bauliche Herstellungen und Sanierungen sowie den Ankauf eines
Cembalos insgesamt 34.882,96 EUR widmungsgemäß verwendet, der restliche Betrag
in Höhe von 218.018,50 EUR wurde als Rückstellung in die Bilanz des Vereines Wiener
Kammeroper aufgenommen.
Im Jahr 2000 war in der Teilposition "Außerordentliche Erträge" ein weiterer Investitionszuschuss der Stadt Wien in Höhe von 145.345,67 EUR - welcher vom Gemeinderat am 17. Dezember 1999, Pr.Z. 322/99-M07, genehmigt worden war - ausgewiesen.
Da auch im Jahr 2000 von der Wiener Kammeroper nur ein Teilbetrag von insgesamt
9.338,46 EUR für Investitionszwecke verwendet wurde, betrugen die insgesamt
rückgestellten Beträge für die Theaterrenovierung mit Stand 31. Dezember 2000 bereits
354.025,71 EUR. Das Kontrollamt empfahl in diesem Zusammenhang, über den
angeführten Betrag in einem angemessenen Zeitraum zu disponieren.
- 10 -
In der Zwischenzeit wurde ein Antrag an die Magistratsabteilung 7
auf Umwidmung von 218.018,50 EUR gestellt. Von dem restlichen
Betrag werden laufende Investitionen finanziert und mit der
Magistratsabteilung 7 abgerechnet.
2.1.6 Die in den vorliegenden Jahresabschlüssen ausgewiesene Eigenkapitalausstattung des Vereines Wiener Kammeroper ist durch die vorzutragenden Verluste
der Vorjahre bzw. die Unterdeckung der gemäß den Rechnungslegungsvorschriften
aufzunehmenden Rückstellungen negativ. Auf Grund der genannten Einsparungsmaßnahmen im Produktions- und Verwaltungsbereich, der positiven Entwicklung der
Einnahmen und durch - im Vergleich zu den Vorjahren - höhere Subventionen konnte in
den betrachteten zwei Jahren das ausgewiesene negative Eigenkapital von
- 1.046.824,50 EUR am Beginn des Jahres 1999 um insgesamt 281.480,34 EUR auf
- 765.344,16 EUR zum 31. Dezember 2000 verringert werden.
Trotz dieser positiven Entwicklung und der Festlegung in den Vereinsstatuten, dass die
Mitglieder zur Deckung heranzuziehen seien, falls bei Auflösung des Vereines die
Verbindlichkeiten das Vermögen überstiegen, erschien dem Kontrollamt - in Analogie
zur diesbezüglichen Bestimmung des Handelsgesetzbuches - der Hinweis durch den
Wirtschaftsprüfer, dass ein Reorganisationsbedarf bestünde, wünschenswert.
Was das Negativkapital betrifft, wird dem Wirtschaftsprüfer die
Empfehlung des Kontrollamtes weitergegeben werden.
3. Einschau in drei Produktionen der Jahre 1999 und 2000
Die über eine stichprobenweise Prüfung hinausgehende Einschau in die Kalkulationen,
Vereinbarungen und Abrechnungsunterlagen des Jahres 1999 und 2000 betraf "The
Rake's Progress", den Einakterabend "Gianni Schicchi"/"L'Heure Espagnol" und das
Alt-Wiener Singspiel "Ewig schad' um uns", eine Co-Produktion mit dem Wiener
Metropol.
- 11 -
3.1 Für die Strawinsky-Produktion konnten dem Kontrollamt keine Kalkulationen
vorgelegt werden, da lt. Aussage der neuen Direktion der im Sommer des Jahres 1999
ausgeschiedene Intendant keine diesbezüglichen Unterlagen übergeben hatte.
Dazu war anzumerken, dass vom Vorstand des Vereines die Aufkündigung des Vertrages mit dem damaligen Intendanten der Wiener Kammeroper auf Grund von künstlerischen, wirtschaftlichen und personalpolitischen Auffassungsunterschieden erfolgt
war, und mit 17. Juni 1999 eine neue Direktorin der Wiener Kammeroper bestellt wurde.
Die tatsächlichen Kosten für die Produktion und Aufführung der Oper "The Rake's
Progress" betrugen 198.017,94 EUR und waren nachvollziehbar belegt.
Die dieser Produktion zugeordneten Erlöse beliefen sich jedoch nur auf insgesamt
41.123,42 EUR, was eine diesbezügliche Eigendeckungsquote von 20,8 % ergab.
Bezüglich der Vollständigkeit dieser Erlöse aus den Kartenverkäufen wird auf die
Ausführungen in Pkt 1.1 und die diesbezügliche Schadenersatzforderung hingewiesen.
3.2 Die Produktion der Einakter "Gianni Schicchi"/"L'Heure Espagnol" hatte am
26. Oktober 1999 Premiere.
Die Gegenüberstellung der Kalkulation mit den tatsächlichen Zahlen lt. Abrechnung
zeigte folgendes Bild:
Kalkulation
in EUR
45.387,82
10.900,93
9.447,47
6.540,56
88.782,58
161.059,35
Abrechnung
in EUR
45.351,48
20.388,95
13.570,72
12.836,68
112.109,13
21.168,96
225.425,93
Summe Einnahmen
54.213,93
Anmerkung: Rundungsdifferenzen wurden nicht ausgeglichen.
58.701,33
Orchester
Bühnenbild/Requisite/Licht
Ausstattung
Honorare
Personalaufwand
Sonstiges
Summe Ausgaben
- 12 -
Aus der obigen Aufstellung ist zu entnehmen, dass die Umsetzung dieser Produktion
um 64.366,58 EUR bzw. 40 % mehr an Ausgaben erforderte und 4.487,40 EUR bzw.
rd. 8 % mehr an Einnahmen erbrachte als ursprünglich vorgesehen waren und die
ausgewiesenen Ausgaben eine Eigendeckungsquote von nur 26 % hatten.
Die Direktion der Wiener Kammeroper führte dazu aus, dass vom ehemaligen
Intendanten die Oper "Der Liebestrank" von G. Donizetti als Eröffnungsproduktion für
den Herbst 1999 geplant gewesen wäre. Da in diesem Herbst jedoch auch die Wiener
Volksoper eine Neuinszenierung des "Liebestranks" auf dem Spielplan hatte, habe sich
die neue Direktion dazu entschlossen, an Stelle des "Liebestranks" die beiden Einakter
von G. Puccini und M. Ravel als Eröffnungsproduktion der neuen Spielzeit anzubieten.
Nachdem aber schon Vorarbeiten für den "Liebestrank" geleistet worden waren, seien
die diesbezüglichen Aufwendungen der tatsächlich aufgeführten Produktion zugerechnet worden.
Dazu merkte das Kontrollamt an, dass im Sinne einer transparenten Abrechnung zur
Darstellung des Erfolges der einzelnen Produktionen auch Aufwendungen für letztendlich nicht ausgeführte Vorhaben als solche gesondert auszuweisen wären.
Sollte in Zukunft dieser Fall - wider Erwarten - eintreten, werden
die Aufwendungen getrennt erfasst werden.
Was die vom Kontrollamt in der obigen Aufstellung unter der Teilposition "Sonstiges"
zusammengefassten Ausgaben für Werbung, Tantiemen, diverse Gebühren usw.
betraf, wurde empfohlen, bei künftigen Produktionen auch diese - zur Erreichung einer
vollständigen Kalkulation und damit zur Abschätzung der erforderlichen Mittel - in die
Kalkulation aufzunehmen.
Der Empfehlung des Kontrollamtes wird nachgekommen werden.
3.3 Die Uraufführung/Premiere von "Ewig schad' um uns" fand am 26. Oktober 2000 in
der Wiener Kammeroper statt. Die für diese Co-Produktion und die Aufführungen in der
- 13 -
Wiener Kammeroper aufgelaufenen Kosten in Höhe von 202.945,37 EUR waren - auch
was die Trennung der von den beiden Produktionspartnern zu tragenden Aufwendungen betraf - nachvollziehbar belegt. Die ebenfalls ordnungsgemäß nachgewiesenen Erlöse der Wiener Kammeroper beliefen sich auf 81.958,61 EUR und
ergaben eine Eigendeckungsquote von 40,4 %.
Die Gegenüberstellung der Kalkulation mit den tatsächlichen Zahlen lt. Abrechnung
zeigte folgendes Bild:
Kalkulation
in EUR
25.995,07
14.897,93
20.348,39
17.441,48
91.323,93
170.006,81
Abrechnung
in EUR
22.423,20
14.357,63
7.261,23
30.987,70
116.395,09
11.520,52
202.945,37
Summe Einnahmen
82.192,98
Anmerkung: Rundungsdifferenzen wurden nicht ausgeglichen.
81.958,61
Orchester
Bühnenbild/Requisite/Licht
Ausstattung
Honorare
Personalaufwand
Sonstiges
Summe Ausgaben
Die Durchführung dieser Produktion verursachte - bei geringer als erwarteten Einnahmen um 32.938,56 EUR bzw. 19,4 % - höhere Ausgaben als in der Kalkulation
vorgesehen waren.
Dazu erklärte die Direktion der Wiener Kammeroper, dass unter der Position
"Ausstattung" zwar ursprünglich als erforderlich angesehene Ausgaben für Umbauten
usw. tatsächlich nur in geringerem Ausmaß als geplant nötig gewesen seien,
andererseits aber - weil die Planung bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt erfolgt
war - in den Positionen "Honorare" und "Personalaufwand" massive Überschreitungen
der geplanten Ausgaben eintraten. Vor allem seien die Ausgaben für das Textbuch und
die Regie unterschätzt worden. Hinzu kamen weiters die Ausgaben für die
Choreographie - die zur Zeit der Planerstellung gar nicht vorgesehen gewesen
war - und die Tatsache, dass letztendlich 14 statt der ursprünglich geplanten acht
- 14 -
Darsteller aus der Sicht der Wiener Kammeroper für eine erfolgreiche Umsetzung
dieser Produktion erforderlich gewesen seien. Weiters wären auch bei dieser
Co-Produktion die Ausgaben für Werbung, Tantiemen, diverse Gebühren usw., nicht in
der Kalkulation berücksichtigt, bei der Abrechnung jedoch verursachungsgemäß
zugeordnet worden.
Das Kontrollamt verkannte auch bei dieser Produktion nicht die grundsätzlichen
Bemühungen der neuen Direktion der Wiener Kammeroper, bei den Produktionen und
Aufführungen einerseits realistische Planungen vorzulegen und andererseits erforderliche Einsparungsmaßnahmen umzusetzen. Diese Bemühungen verstärkend, wurde
jedoch für zukünftige Produktionen angeregt, auf die Einhaltung der unter Berücksichtigung der finanziellen Möglichkeiten erfolgten Planung stärkeres Augenmerk zu
legen. In diesem Sinne wurde die Empfehlung wiederholt, die vom Kontrollamt in der
Position "Sonstiges" zusammengefassten Ausgaben (für Werbung, Tantiemen, diverse
Gebühren usw.) in künftigen Planungen ebenfalls entsprechend zu berücksichtigen.
Auf die Einhaltung der unter Berücksichtigung der finanziellen
Möglichkeiten erfolgten Planung wird bereits stärkeres Augenmerk
gelegt.
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