Geistliche Musik zur Abendstunde / 21.10

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Laudate Dominum
Geistliche Musik zur Abenstunde
Im Herbst veranstaltet der Münsterchor Rottweil ein Konzert, das der A-capella Chorliteratur aus
Renaissance, Barock und Romantik gewidmet ist.
Es handelt sich bei annähernd sämtlichen Werken um Bibel-Vertonungen, zumeist
Psalmvertonungen.
Um den Werken etwas näherzukommen, wollen wir kurz die Lebensläufe der Komponisten
vorstellen:
Teil 1: Alte Meister
Gregor Aichinger wurde 1564 in Regensburg geboren und war als Sängerknabe in München,
wo er Schüler von Orlando di Lasso war. Ab 1580 war er Musiker in Augsburg, wechselte zum
katholischen Glauben, beschäftigte sich neben der Musik auch mit der Philosophie und wurde
wahrscheinlich um 1600 in Rom zum Priester geweiht.
Seine Dienstherren, die Fuggers gewährten ihm mehrmals Urlaub, so dass er nach Italien
reisen konnte. Dort war er einer der ersten Schüler von Giovanni Gabrieli und setzte in seinen
Werken die Venezianische Mehrchörigkeit ein.
Aichinger starb 1621 in Augsburg.
Jacobus Gallus ist der älteste Komponist unserer Werke. Er wurde 1550 im heutigen
Slowenien, in Ribnica geboren. Mit 15 kam er nach Österreich und war später als Musiker in
Böhmen, Mähern und Schlesien tätig. 1580 war Gallus Kapellmeister in Olmütz und wurde 1586
Kantor in Prag, wo er 1591 starb.
Gallus hinterließ mit 374 Kompositionen ein großes Werk. Sein Schwerpunkt lag in der
Kirchenmusik. In seiner Musik versuchte er, niederländische und venezianische Einflüsse zu
verbinden.
Heinrich Schütz ist wohl der uns bekannteste Komponist vor Bach. Schütz wurde 1585 in
Thüringen geboren. Sein Musikalisches Talent wurde durch den Landgrafen Moritz von HessenKassel entdeckt, der ihn studieren ließ und ihm ein Stipendium für einen Aufenthalt in Venedig
ermöglichte.
So wurde Schütz Schüler von Giovanni Gabrieli, der ihn musikalisch stark prägte und Schütz
auf seinem Totenbett einen Ring vermachte.
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Das Leben Schütz`s war sehr vom Dreißigjährigen Krieg und von Pestepidemien geprägt, was
sich auch sehr in seiner Musik ausdrückte. Ab 1619 war Schütz Hofkapellmeister in Dresden.
In dieser Zeit komponierte er seine große Zyklen, 1619 Psalmen Davids, 1635 musikalische
Exequien, 1636/39 Kleine geistliche Konzerte Teile I und II, 1648 Geistliche Chormusik, 1650
Symphoniae Sacrae. 1656 trat Schütz in den Ruhestand.
In seiner Heimatstadt Weißenfels verbrachte Schütz seinen Lebensabend, war jedoch weiter
musikalisch sehr produktiv und starb mit 87 Jahren im Jahr 1672.
Johann Pachelbel ist der “jüngste” aus dem Reigen der alten Meister. Er wurde 1653
in Nürnberg geboren. Seine Musikalität fiel schon früh auf. Er besuchte das lutherische
Gymnasium Poeticum in Regensburg und wechselte 1673 nach Wien.
1677 wechselte er nach Eisenach, 1678 nach Erfurt und war an beiden Stellen eng mit der
Familie Bach verbunden. Nach kurzen Aufenthalten in Stuttgart 1690 und Gotha ging Pachelbel
wieder in seine Heimatstadt Nürnberg zurück, wo er 1706 mit 52 Jahren starb.
Pachelbel ist einer der wichtigsten Komponisten der süddeutschen Orgeltradition und hatte
keinen unwichtigen Einfluss auf das Schaffen von Johann Sebastian Bach.
Teil 2: Chorwerke der Romantik, Abendsegen
Franz Schubert wurde 1797 in Wien in eine Lehrerfamilie hineingeboren. Nach einer eigenen
kurzen Lehrerlaufbahn entschied er sich 1817 für den Beruf als freischaffender Musiker.
Allerdings war ihm zu seinen Lebzeiten kein großer Erfolg beschieden. Geschätzt war er jedoch
innerhalb seines Freundeskreis, welche ihn finanziell regelmäßig unterstützten.
Schubert machte sich vor allem einen Namen als Lied- und Kammermusik-Komponist. Seine
Lieder haben Maßstäbe gesetzt und waren Modell für die Gattung bis in die heutige Zeit.
Seine großen symphonischen Werke bekam Schubert jedoch selten oder sogar nie zu Gehör.
Erst viele Jahre nach seinem Tod wurden diese Werke entdeckt und sind heute Standardwerke
der Konzertsäle.
Die geistliche Musik spielte im Leben Schuberts nur eine Randerscheinung. Neben seinen 6
Messen, in welchen Schubert manche Textpassagen wegließ gibt es einige Chorstücke, die
durch ihren innigen Charakter auffallen. Diese Innigkeit dieser Werke ist der Grund, warum
diese Werke bis heute noch häufig aufgeführt werden.
1828 starb Schubert im Alter von erst 31 Jahren.
Felix Mendelssohn-Bartholdy entstammte einer vornehmen, emanzipierten jüdischen Berliner
Familie. Seine musikalische Begabung wurde früh entdeckt und durch seine Familie gefördert.
Mendelssohn-Bartholdy erhielt eine sehr umfassende Allgemeinausbildung und pflegte in seiner
Jugend in engem Kontakt zum alten Goethe.
Seine enge Verbindung zur Kirchenmusik bekam Mendelssohn-Bartholdy durch die intensive
Auseinandersetzung zur Musik Johann Sebastian Bachs. Er entdeckte dessen MatthäusPassion und übernahm viele Elemente des Barocks in seine Kompositionen. Eine weitere
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Motivation zur Komposition von geistlicher Musik war seine Ehe mit Cecile Jeanrenauld, die aus
einer französischen Pastorenfamilie entstammte.
Höhepunkte seines musikalischen Schaffens sind die Oratorien Paulus und Elias. Das
Oratorium Christus blieb unvollendet.
Neben dem Chorwerk sind heute noch seine Kammermusik und sein symphonisches Schaffens
fester Bestandteile der Konzertsäle.
1847 starb Mendelssohn-Bartholdy in Leipzig im Alter von erst 38 Jahren.
Joseph Gabriel Rheinberger wurde 1839 in Vaduz (Liechtenstein) geboren und kam mit
12 Jahren nach München, wo er sein ganzes weiteres Leben wohnte. Rheinberger war in
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Hauptvertreter der katholischen Kirchenmusik,
komponierte 12 Messen, Motetten, 3 Requien und 2 Stabat Mater.
Als Kompositionslehrer am Münchner Konservatorium hatte er einen prägenden Einfluss auf
eine ganze Komponistengeneration. Rheinberger verstand es, in seinen Kompositionen alte
Satztechniken mit romantischer Empfindung zu verknüpfen
Nach Jahren des Vergessens werden heute auch seine Kammermusik und sein symphonisches
Werk häufiger aufgeführt.
Rheinberger starb 1901 in München.
Patrick Mink, 11.06.2012
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