imjanuar 2 0 1 7 - Stadt St.Gallen

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Epiphyten
Mistelkaktus
Urnenpflanze
Dischidia major
Standort: Orchideenhaus
Mistel
Mistel
Viscum album
Standort: Abteilungen Europa und Biologie
Die einheimische Mistel gehört zur Minderheit jener Epiphyten, die ihre Trägerpflanzen
anzapfen können. Bedenken wir, wie
schwierig die Versorgung der Pflanzen an
ihren luftigen Standorten mit Wasser und
Nährsalzen ist, erstaunt es, dass nicht mehr
Epiphyten von dieser Möglichkeit Gebrauch
machen. Auch die Misteln sind keine Vollschmarotzer. Dank ihren grünen Blättern
können sie die Kohlehydrate zu ihrer Ernährung selber produzieren.- Eine weitere
Schwierigkeit aller Epiphyten ist die Ausbreitung ihrer Samen zu den ungewöhnlichen
Standorten. Dazu hat die Mistel eine geniale
Lösung gefunden: Der Same im Innern der
weissen Beere ist von einer klebrigen Masse umgeben, die den Nahrung suchenden
Vögeln den Schnabel verklebt. Folglich
wetzen sie ihre Schnäbel an Ästen und
Stämmen ab, wobei Samen haften bleiben.
Selbstverständlich verbreiten sich die Samen
auch als Darmwanderer. Durch die weisse
Fruchtwand gelangt viel Licht zum Keimling
im Samen, sodass er bereits in der Frucht
ergrünen und Fotosynthese betreiben kann.
Tillandsie
Mistelkaktus
Pseudorhipsalis ramulosa
Standort: Orchideenhaus
In der rund 1900 Arten umfassenden Familie
der Kakteengewächse existiert eine starke
Minderheit, die epiphytisch in Regenwäldern
Urnenpflanze
Das Leben in Baumkronen, wo höchstens
Moospolster wachsen oder sich in Astgabeln etwas Rohhumus bildet, ist hart.
Nachvollziehbar also, dass die Epiphyten
Strategien entwickelt haben, ihr Leben an
den Extremstandorten zu verbessern. Die
Urnenpflanze schafft dies mit tütenförmigen Blättern, in denen sich Wasser und von
nistenden Ameisen herbeigetragenes organisches Material ansammelt, das zu
Kompost verrottet. In diese Urnenblätter
wachsen Teile der sprossbürtigen Wurzeln.
So erweckt das philippinische Hundsgiftgewächs den Anschein, als wachse es in unzähligen Töpfen. Auch jene Blätter, der
nicht zu Urnen geformt sind, helfen mit
Wasser speicherndem Gewebe mit, die
Lebensbedingungen der Pflanze zu verbessern. Mit Erfolg – oft sind ganze Baumkronen von der Urnenpflanze durchwoben.
Tillandsie
Tillandsia ionantha
Standort: Terrasse im Tropenhaus
Mit über 550 Arten ist die Gattung Tillandsia die grösste innerhalb der rein amerikanischen Bromeliengewächse. Ihre Wurzeln
sind nur noch dazu da, die Pflanze an Felsen und in Baumkronen zu verankern. Die
Wasseraufnahme besorgen die Blätter. Zu
diesem Zweck sind sie über und über mit
speziellen Saugschuppen besetzt. An ihren
Sonderstandorten ist der Aufgabentausch
von den Wurzeln zu den Blättern zweckmässig, da die Blätter dank grösserer Fläche mehr Wasser auffangen können. Wie
bei allen Tillandsien werden die behaarten
Samen der mittelamerikanischen Art vom
Wind verbreitet. Einmal festgesetzte Mutterrosetten sterben erst ab, wenn sie zahlreiche Tochterrosetten gebildet haben.
IM JANUAR 2017
Epiphyten sind Pflanzen, die auf anderen
Pflanzen leben. Wenn wir an Algen, Moose oder Flechten denken, ist diese Lebensweise absolut alltäglich, auch in
unseren Breiten. Schliesslich ist es das
Bestreben aller Lebewesen, alle nur erdenklichen Bereiche als Lebensräume zu
erschliessen. Sind es aber Gefässpflanzen, die auf Gehölzen (d.h. anderen Gefässpflanzen) leben, dann erachten wir
dies als weniger alltäglich. Die grosse
Mehrheit der Epiphyten raubt ihren Trägern bloss Licht weg, sind also keine
Schmarotzer. Es gibt aber Ausnahmen.
Die epiphytische Lebensweise bietet vor
allem niederwüchsigen Pflanzen der Regenwälder Vorteile. Dort bilden sich so
dichte Kronendächer, dass nur wenig
Licht zum Waldboden gelangt. Zudem
schädigen abfallende Blätter und dürre
Äste die bodennahe Flora. Durch Verlegung des Lebensraumes in die Baumkronen entfliehen die Pflanzen diesem
Ungemach. Die Wasser- und Nährstoffversorgung bieten aber Schwierigkeiten.
lebt. Dieser Wechsel von den Trocken- in
die Feuchtgebiete ist ihnen anzusehen. Die
Wasser speichernden (= sukkulenten)
Sprossachsen sind weder dornig noch zylinderförmig, sondern blattartig geformt. So
ist es zu erklären, dass an den Rändern der
vermeintlichen Blätter Blüten und Früchte
erscheinen. Von den Form und Färbung her
gleichen die weissen Beeren so sehr jenen
der Mistel, dass der Umgangsname Mistelkaktus entstanden ist. Tatsächlich brachten
angelsächsische Seefahrer fruchtende
Zweige des südamerikanischen Kaktus in
der Weihnachtszeit als Mistelersatz auf ihre
Schiffe. Mitunter wurde der Epiphyt so von
Vögeln in Tropengebieten anderer Kontinente verbreitet.
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