Epiphyten Mistelkaktus Urnenpflanze Dischidia major Standort: Orchideenhaus Mistel Mistel Viscum album Standort: Abteilungen Europa und Biologie Die einheimische Mistel gehört zur Minderheit jener Epiphyten, die ihre Trägerpflanzen anzapfen können. Bedenken wir, wie schwierig die Versorgung der Pflanzen an ihren luftigen Standorten mit Wasser und Nährsalzen ist, erstaunt es, dass nicht mehr Epiphyten von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. Auch die Misteln sind keine Vollschmarotzer. Dank ihren grünen Blättern können sie die Kohlehydrate zu ihrer Ernährung selber produzieren.- Eine weitere Schwierigkeit aller Epiphyten ist die Ausbreitung ihrer Samen zu den ungewöhnlichen Standorten. Dazu hat die Mistel eine geniale Lösung gefunden: Der Same im Innern der weissen Beere ist von einer klebrigen Masse umgeben, die den Nahrung suchenden Vögeln den Schnabel verklebt. Folglich wetzen sie ihre Schnäbel an Ästen und Stämmen ab, wobei Samen haften bleiben. Selbstverständlich verbreiten sich die Samen auch als Darmwanderer. Durch die weisse Fruchtwand gelangt viel Licht zum Keimling im Samen, sodass er bereits in der Frucht ergrünen und Fotosynthese betreiben kann. Tillandsie Mistelkaktus Pseudorhipsalis ramulosa Standort: Orchideenhaus In der rund 1900 Arten umfassenden Familie der Kakteengewächse existiert eine starke Minderheit, die epiphytisch in Regenwäldern Urnenpflanze Das Leben in Baumkronen, wo höchstens Moospolster wachsen oder sich in Astgabeln etwas Rohhumus bildet, ist hart. Nachvollziehbar also, dass die Epiphyten Strategien entwickelt haben, ihr Leben an den Extremstandorten zu verbessern. Die Urnenpflanze schafft dies mit tütenförmigen Blättern, in denen sich Wasser und von nistenden Ameisen herbeigetragenes organisches Material ansammelt, das zu Kompost verrottet. In diese Urnenblätter wachsen Teile der sprossbürtigen Wurzeln. So erweckt das philippinische Hundsgiftgewächs den Anschein, als wachse es in unzähligen Töpfen. Auch jene Blätter, der nicht zu Urnen geformt sind, helfen mit Wasser speicherndem Gewebe mit, die Lebensbedingungen der Pflanze zu verbessern. Mit Erfolg – oft sind ganze Baumkronen von der Urnenpflanze durchwoben. Tillandsie Tillandsia ionantha Standort: Terrasse im Tropenhaus Mit über 550 Arten ist die Gattung Tillandsia die grösste innerhalb der rein amerikanischen Bromeliengewächse. Ihre Wurzeln sind nur noch dazu da, die Pflanze an Felsen und in Baumkronen zu verankern. Die Wasseraufnahme besorgen die Blätter. Zu diesem Zweck sind sie über und über mit speziellen Saugschuppen besetzt. An ihren Sonderstandorten ist der Aufgabentausch von den Wurzeln zu den Blättern zweckmässig, da die Blätter dank grösserer Fläche mehr Wasser auffangen können. Wie bei allen Tillandsien werden die behaarten Samen der mittelamerikanischen Art vom Wind verbreitet. Einmal festgesetzte Mutterrosetten sterben erst ab, wenn sie zahlreiche Tochterrosetten gebildet haben. IM JANUAR 2017 Epiphyten sind Pflanzen, die auf anderen Pflanzen leben. Wenn wir an Algen, Moose oder Flechten denken, ist diese Lebensweise absolut alltäglich, auch in unseren Breiten. Schliesslich ist es das Bestreben aller Lebewesen, alle nur erdenklichen Bereiche als Lebensräume zu erschliessen. Sind es aber Gefässpflanzen, die auf Gehölzen (d.h. anderen Gefässpflanzen) leben, dann erachten wir dies als weniger alltäglich. Die grosse Mehrheit der Epiphyten raubt ihren Trägern bloss Licht weg, sind also keine Schmarotzer. Es gibt aber Ausnahmen. Die epiphytische Lebensweise bietet vor allem niederwüchsigen Pflanzen der Regenwälder Vorteile. Dort bilden sich so dichte Kronendächer, dass nur wenig Licht zum Waldboden gelangt. Zudem schädigen abfallende Blätter und dürre Äste die bodennahe Flora. Durch Verlegung des Lebensraumes in die Baumkronen entfliehen die Pflanzen diesem Ungemach. Die Wasser- und Nährstoffversorgung bieten aber Schwierigkeiten. lebt. Dieser Wechsel von den Trocken- in die Feuchtgebiete ist ihnen anzusehen. Die Wasser speichernden (= sukkulenten) Sprossachsen sind weder dornig noch zylinderförmig, sondern blattartig geformt. So ist es zu erklären, dass an den Rändern der vermeintlichen Blätter Blüten und Früchte erscheinen. Von den Form und Färbung her gleichen die weissen Beeren so sehr jenen der Mistel, dass der Umgangsname Mistelkaktus entstanden ist. Tatsächlich brachten angelsächsische Seefahrer fruchtende Zweige des südamerikanischen Kaktus in der Weihnachtszeit als Mistelersatz auf ihre Schiffe. Mitunter wurde der Epiphyt so von Vögeln in Tropengebieten anderer Kontinente verbreitet.