Altstadt-Charme in neuer Frische

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Bürgerhaus mit mittelalterlichen Wurzeln
Kaufleute, Weber und Henker
Vom Wohn- zum Geschäftshaus
Der Ort, an dem heute das Haus «Zur Tanne» steht, war
Mehr als ein Jahrhundert später, im Jahr 1862, wurde im Rah-
wohl schon im Mittelalter bebaut. Das Haus, das sich heute
men einer Fassadenerneuerung die heute noch bestehende
an der Metzggasse 3 befindet, wurde Mitte des 17. Jahrhun-
Ladenfront mit einer spätklassizistischen Eingangstür er-
derts für die bürgerliche Mittelschicht erstellt. Wie über­
stellt. Bald darauf liessen die damaligen Besitzer Geschäfts-
liefert, wohnten darin unter anderem Kaufleute, Küfer und
und Lagerräumlichkeiten einbauen. Damit verlor das Haus
Wollweber, aber auch Mitglieder der Familie des Scharfrich-
seinen bisherigen Charakter eines kleinbürgerlichen Wohn-
ters Hans Conrad Sulzer.
hauses und war von nun an ein Geschäftswohnhaus. Ende
Nach dem Bau des Hauses wechselte dieses häufig die
des 19. Jahrhunderts wurde schliesslich das Hintergebäude
Besitzer, was meistens auch mit Umbauten verbunden war.
aufgestockt und der Verbindungsgang zwischen Vorder- und
Grössere bauliche Veränderungen sind aus dem 18. und
Hinterhaus erstellt.
19. Jahrhundert dokumentiert. Wie ein Gutachten ergeben
Im 20. Jahrhundert wurde am Haus «Zur Tanne» nur
hat, wurde der heutige Dachstock 1743 erstellt – es ist zu
wenig umgebaut oder renoviert. Als 2003 das Baugesuch für
vermuten, dass das bis dahin dreigeschossige Gebäude
eine Renovation eingegeben wurde, präsentierte sich die
dann auf die heutige Höhe von vier Geschossen aufgestockt
Bausubstanz deshalb in relativ schlechtem Zustand. Vor der
wurde. Ebenfalls im 18. Jahrhundert wurde das damals zwei-
Renovation wurde das Gebäude vertraglich unter Schutz ge-
geschossige Hinterhaus gebaut und mit einer Laube mit
stellt.
Denkmalpflege und Baukultur
Altstadt-Charme in neuer Frische
Wohn- und Geschäftshaus «Zur Tanne», Metzggasse 3
Renovation 2005
dem Vorderhaus verbunden, wobei die Laube auch die Aborte enthielt.
Stadtvedute von 1648
Nutzen für die Eigentümerin / den Eigentümer
Kennwerte Gebäude in CHF
und die Bewohnerinnen / Bewohner
Baukosten / Gebäudevolumen, BKP 2 / GV
1 114
— Nachhaltige Erneuerung der historischen Bausubstanz
Baukosten / Geschossfläche BKP 2 / GF
2 560
dank dem Einbau moderner Infrastruktur (Bad, Küche,
Baukosten / Hauptnutzfläche BKP 2 / HNF
3 477
Heizung)
Baukosten / Hauptnutzfläche BKP 1–5 / HNF
3 765
— Attraktive und einmalige Wohnatmosphäre
— Weitgehend historische Baumaterialien und Bau­tech­
niken mit baubiologischer Qualität
— Bauweise mit geringem Energieverbrauch: Die dichte
Stadtmodell von 1810
Bebauung in der Altstadt hat tiefe Grundrisse mit
kleinen Aussenfassaden zur Folge
Metzggasse um 1910
Architektur Ruedi Zehnder, eidg. dipl. Baubiologe / Bauökologe, Zehnder Kuhn Architekten, Winterthur
Bauleitung Ralph Künzler, Baubiologe und Spezialist für Lehmbau, Winterthur Denkmalpflegerische Bau­begleitung Reto Bieli, Denkmalpflege der Stadt Winterthur
Bezugsquelle Amt für Städtebau Winterthur, Postfach, 8402 Winterthur, 052 267 54 62,
www.staedtebau.winterthur.ch, April 2010
Fotos: Christian Schwager, Archiv Landbote
Fassade, Zustand um 1980
Das Mitte des 17. Jahrhunderts erbaute Haus «Zur Tanne» ist ein für die
Winterthurer Altstadt typisches Zeilenhaus, dessen Geschichte bis ins Mittel­
alter zurückreicht. Charakteristisch ist insbesondere die Raumstruktur mit
gassenseitiger Stube, Alkoven im mittleren Teil und einer hofseitigen Kammer.
Bei der Renovation im Jahr 2005 wurde auf diese historische Struktur Rück­sicht genommen und gleichzeitig der Wohnkomfort den heutigen Bedürfnissen
angepasst. Trotz des schlechten baulichen Vorzustands des Hauses ist die
Reno­vation vollauf gelungen.
Bürgerhaus mit mittelalterlichen Wurzeln
Kaufleute, Weber und Henker
Vom Wohn- zum Geschäftshaus
Der Ort, an dem heute das Haus «Zur Tanne» steht, war
Mehr als ein Jahrhundert später, im Jahr 1862, wurde im Rah-
wohl schon im Mittelalter bebaut. Das Haus, das sich heute
men einer Fassadenerneuerung die heute noch bestehende
an der Metzggasse 3 befindet, wurde Mitte des 17. Jahrhun-
Ladenfront mit einer spätklassizistischen Eingangstür er-
derts für die bürgerliche Mittelschicht erstellt. Wie über­
stellt. Bald darauf liessen die damaligen Besitzer Geschäfts-
liefert, wohnten darin unter anderem Kaufleute, Küfer und
und Lagerräumlichkeiten einbauen. Damit verlor das Haus
Wollweber, aber auch Mitglieder der Familie des Scharfrich-
seinen bisherigen Charakter eines kleinbürgerlichen Wohn-
ters Hans Conrad Sulzer.
hauses und war von nun an ein Geschäftswohnhaus. Ende
Nach dem Bau des Hauses wechselte dieses häufig die
des 19. Jahrhunderts wurde schliesslich das Hintergebäude
Besitzer, was meistens auch mit Umbauten verbunden war.
aufgestockt und der Verbindungsgang zwischen Vorder- und
Grössere bauliche Veränderungen sind aus dem 18. und
Hinterhaus erstellt.
19. Jahrhundert dokumentiert. Wie ein Gutachten ergeben
Im 20. Jahrhundert wurde am Haus «Zur Tanne» nur
hat, wurde der heutige Dachstock 1743 erstellt – es ist zu
wenig umgebaut oder renoviert. Als 2003 das Baugesuch für
vermuten, dass das bis dahin dreigeschossige Gebäude
eine Renovation eingegeben wurde, präsentierte sich die
dann auf die heutige Höhe von vier Geschossen aufgestockt
Bausubstanz deshalb in relativ schlechtem Zustand. Vor der
wurde. Ebenfalls im 18. Jahrhundert wurde das damals zwei-
Renovation wurde das Gebäude vertraglich unter Schutz ge-
geschossige Hinterhaus gebaut und mit einer Laube mit
stellt.
Denkmalpflege und Baukultur
Altstadt-Charme in neuer Frische
Wohn- und Geschäftshaus «Zur Tanne», Metzggasse 3
Renovation 2005
dem Vorderhaus verbunden, wobei die Laube auch die Aborte enthielt.
Stadtvedute von 1648
Nutzen für die Eigentümerin / den Eigentümer
Kennwerte Gebäude in CHF
und die Bewohnerinnen / Bewohner
Baukosten / Gebäudevolumen, BKP 2 / GV
1 114
— Nachhaltige Erneuerung der historischen Bausubstanz
Baukosten / Geschossfläche BKP 2 / GF
2 560
dank dem Einbau moderner Infrastruktur (Bad, Küche,
Baukosten / Hauptnutzfläche BKP 2 / HNF
3 477
Heizung)
Baukosten / Hauptnutzfläche BKP 1–5 / HNF
3 765
— Attraktive und einmalige Wohnatmosphäre
— Weitgehend historische Baumaterialien und Bau­tech­
niken mit baubiologischer Qualität
— Bauweise mit geringem Energieverbrauch: Die dichte
Stadtmodell von 1810
Bebauung in der Altstadt hat tiefe Grundrisse mit
kleinen Aussenfassaden zur Folge
Metzggasse um 1910
Architektur Ruedi Zehnder, eidg. dipl. Baubiologe / Bauökologe, Zehnder Kuhn Architekten, Winterthur
Bauleitung Ralph Künzler, Baubiologe und Spezialist für Lehmbau, Winterthur Denkmalpflegerische Bau­begleitung Reto Bieli, Denkmalpflege der Stadt Winterthur
Bezugsquelle Amt für Städtebau Winterthur, Postfach, 8402 Winterthur, 052 267 54 62,
www.staedtebau.winterthur.ch, April 2010
Fotos: Christian Schwager, Archiv Landbote
Fassade, Zustand um 1980
Das Mitte des 17. Jahrhunderts erbaute Haus «Zur Tanne» ist ein für die
Winterthurer Altstadt typisches Zeilenhaus, dessen Geschichte bis ins Mittel­
alter zurückreicht. Charakteristisch ist insbesondere die Raumstruktur mit
gassenseitiger Stube, Alkoven im mittleren Teil und einer hofseitigen Kammer.
Bei der Renovation im Jahr 2005 wurde auf diese historische Struktur Rück­sicht genommen und gleichzeitig der Wohnkomfort den heutigen Bedürfnissen
angepasst. Trotz des schlechten baulichen Vorzustands des Hauses ist die
Reno­vation vollauf gelungen.
Den historischen Charakter erhalten
Sanfte Eingriffe
stehen gelassen wurden; im 1. Stock baute man gar einen
Um den historischen Charakter des Hauses zu erhalten,
alten Winterthurer Ofen ein, wie einst einer an dieser Stelle
wurde möglichst zurückhaltend in die Substanz einge­
gestanden hatte. Mit natürlichen Materialien wie Sumpf-
griffen. Voraussetzung dazu war, dass die ursprüngliche
kalk und Ölfarbe wurde bei der Renovation Rücksicht auf die
Nutzung als Wohn- und Geschäftshaus beibehalten wurde.
historische Bauweise des Hauses genommen.
1
4
5
Dadurch konnte in den Wohnungen die räumliche Grundstruktur mit gassenseitiger Stube, den Alkoven und hofsei­
Niedriger Wärmeverlust
tiger Kammer erhalten bleiben. Ebenfalls unverändert blieb
In Zurückhaltung üben konnte man sich bei den Mass­
die Einteilung der Wohnungen, dass also weiterhin Geschoss-
nahmen zur Wärmeisolation. Dies ist dem lang gezogenen
wohnungen bestehen – mit einer Ausnahme: Das Dachge-
Grundriss des Zeilenhauses zu verdanken: Direkt verbun-
schoss wurde zu einer Maisonette-Wohnung ausgebaut.
den mit den zwei Nachbarhäusern hat das Haus «Zur Tanne»
Trotz dem Ziel der sanften Renovation waren aufgrund
nur wenige Aussenwände, über die Energie verloren gehen
der schlecht erhaltenen Bausubstanz einige grös­sere Ein-
könnte. Deshalb waren grössere Massnahmen zur Wärme-
griffe, vor allem im statischen Bereich, nötig. Neu erstellt
dämmung nur beim Hausdach und der Kellerdecke nötig.
6
4
wurde im Hof der moderne Zwischenbau aus Holz, der für
die Wohnungen Aussenräume zur Verfügung stellt. Auch
die Haustechnik wurde erneuert, wobei aber die alten Öfen
2
3
4
2. DG
1. DG
Küche
3. OG
Dachterrasse Nachbar
Küche
Terrasse
2. OG
Zimmer
Geschlossener Laubengang
Balkon
Küche
1. OG
Zimmer
Terrasse
Küche
EG
Personal / Lager
Ladenlokal
Ladenlokal
Ladenlokal
UG
Hofgebäude
Innenhof
4 Wand- und Deckenmalereien
6 Wohnräume
Im Hof wurde anstelle des bestehenden Zwischenhauses ein
Während der Renovation wurden mehrere Inschriften sowie
Die spezielle Wohnatmosphäre in historischen Altstadt­
Neubau erstellt. Der moderne Holzbau bietet einen vielfäl­
eine Deckenmalerei restauriert. Der Sternenhimmel, der die
häusern ist auf dem Wohnungsmarkt gesucht. Schräge, ge-
tigen Aussenraum für die Wohnungen. Alle ausser der Dach-
Decke des Erdgeschosses ziert, war während der Vorunter-
flickte und gealterte Oberflächen sowie verwinkelte, klein-
wohnung verfügen über eine Terrasse oder einen Balkon.
suchung des Hauses entdeckt worden. Die Gipsplatte, die
teilige Räume erzeugen eine gemütliche Stimmung, die mit
die Malerei aus der Entstehungszeit des Hauses verdeckte,
der sanften Renovation erhalten werden konnte.
Eingang
Keller / Lager
Gebäudeschnitt
1 Hofteil
Hauptgebäude
2 Fassaden und Fenster
wurde entfernt und die Malerei sorgfältig restauriert. Die
Die Fassaden im Hofbereich wurden entweder mit Holz ver-
religiösen Inschriften im Parterre und im 1. Obergeschoss
7 Schallschutz
schalt oder mit Kalkputzen versehen. Die Fenster sind teil-
wurden wiederhergestellt, wobei man nicht alle vollständig
Ein zeitgemässer Schallschutz ist für die Vermietbarkeit der
weise erneuert worden; bestehende Einfachverglasungen
restaurierte, da einige zu stark zerstört waren. Eine nur
Wohnungen ein zentrales Kriterium. Eine Schallisolation
wurden durch Aufdopplungen an die heutigen Bedürfnisse
noch fragmentarisch vorhandene Inschrift wurde übermalt.
wie bei einem Neubau zu erreichen, ist mit historischen
angepasst.
Geschlossene Laube
Ofen
Zimmer
Terrasse
Zimmer
Treppe
Stube
Metzggasse
Küche
5 Statik
lich. Mit drei Massnahmen konnten die Tritt- und Luftschall-
3 Nasszellen
Aufgrund des baulichen Zustandes der Holztragkonstruk-
eigenschaften der Decke jedoch stark verbessert werden:
Zur Anpassung des Wohnkomforts an heutige Standards
tion mussten vornehmlich im Alkovenbereich statische
— Einbringen von Masse (Lehmbauplatten und Kalkbeton)
wurden in allen Wohnungen eine Dusche und eine Toilette
Eingriffe vorgenommen werden. Im Erdgeschoss wurde zur
— Schallabsorbierung durch Schafwolle
eingebaut. Dafür eigneten sich die ehemaligen Schlafräume
Aufnahme der Lasten eine Holmen-Konstruktion eingebaut.
— Bauteiltrennung durch frei schwingende Decken
im Alkovenbereich.
Grundriss 1. Obergeschoss
Neue Einbauten
Fassaden und Deckenkonstruktion jedoch praktisch unmög­
Tannenriemenboden geölt
auf 1–3 Lagen alter Holzbretter
Gras- / Hanf-Dämmung
Lehmbauplatte
Schafwolle
Fermacelldecke
7 Deckenaufbau 2. OG–3. OG
Kalkbeton geölt auf Ölpapier
Bohlenbretter
Schafwolle
Neben den baulichen Massnahmen bringt die Raumanordnung eine gewisse Lärmentlastung für die Bewohner: Die
Fermacell- oder Holzdecke
Schlafräume der Geschosswohnungen wurden mög­lichst
7 Deckenaufbau EG–1. OG
übereinander angeordnet und gehen auf den Hof hinaus.
Den historischen Charakter erhalten
Sanfte Eingriffe
stehen gelassen wurden; im 1. Stock baute man gar einen
Um den historischen Charakter des Hauses zu erhalten,
alten Winterthurer Ofen ein, wie einst einer an dieser Stelle
wurde möglichst zurückhaltend in die Substanz einge­
gestanden hatte. Mit natürlichen Materialien wie Sumpf-
griffen. Voraussetzung dazu war, dass die ursprüngliche
kalk und Ölfarbe wurde bei der Renovation Rücksicht auf die
Nutzung als Wohn- und Geschäftshaus beibehalten wurde.
historische Bauweise des Hauses genommen.
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Dadurch konnte in den Wohnungen die räumliche Grundstruktur mit gassenseitiger Stube, den Alkoven und hofsei­
Niedriger Wärmeverlust
tiger Kammer erhalten bleiben. Ebenfalls unverändert blieb
In Zurückhaltung üben konnte man sich bei den Mass­
die Einteilung der Wohnungen, dass also weiterhin Geschoss-
nahmen zur Wärmeisolation. Dies ist dem lang gezogenen
wohnungen bestehen – mit einer Ausnahme: Das Dachge-
Grundriss des Zeilenhauses zu verdanken: Direkt verbun-
schoss wurde zu einer Maisonette-Wohnung ausgebaut.
den mit den zwei Nachbarhäusern hat das Haus «Zur Tanne»
Trotz dem Ziel der sanften Renovation waren aufgrund
nur wenige Aussenwände, über die Energie verloren gehen
der schlecht erhaltenen Bausubstanz einige grös­sere Ein-
könnte. Deshalb waren grössere Massnahmen zur Wärme-
griffe, vor allem im statischen Bereich, nötig. Neu erstellt
dämmung nur beim Hausdach und der Kellerdecke nötig.
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wurde im Hof der moderne Zwischenbau aus Holz, der für
die Wohnungen Aussenräume zur Verfügung stellt. Auch
die Haustechnik wurde erneuert, wobei aber die alten Öfen
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2. DG
1. DG
Küche
3. OG
Dachterrasse Nachbar
Küche
Terrasse
2. OG
Zimmer
Geschlossener Laubengang
Balkon
Küche
1. OG
Zimmer
Terrasse
Küche
EG
Personal / Lager
Ladenlokal
Ladenlokal
Ladenlokal
UG
Hofgebäude
Innenhof
4 Wand- und Deckenmalereien
6 Wohnräume
Im Hof wurde anstelle des bestehenden Zwischenhauses ein
Während der Renovation wurden mehrere Inschriften sowie
Die spezielle Wohnatmosphäre in historischen Altstadt­
Neubau erstellt. Der moderne Holzbau bietet einen vielfäl­
eine Deckenmalerei restauriert. Der Sternenhimmel, der die
häusern ist auf dem Wohnungsmarkt gesucht. Schräge, ge-
tigen Aussenraum für die Wohnungen. Alle ausser der Dach-
Decke des Erdgeschosses ziert, war während der Vorunter-
flickte und gealterte Oberflächen sowie verwinkelte, klein-
wohnung verfügen über eine Terrasse oder einen Balkon.
suchung des Hauses entdeckt worden. Die Gipsplatte, die
teilige Räume erzeugen eine gemütliche Stimmung, die mit
die Malerei aus der Entstehungszeit des Hauses verdeckte,
der sanften Renovation erhalten werden konnte.
Eingang
Keller / Lager
Gebäudeschnitt
1 Hofteil
Hauptgebäude
2 Fassaden und Fenster
wurde entfernt und die Malerei sorgfältig restauriert. Die
Die Fassaden im Hofbereich wurden entweder mit Holz ver-
religiösen Inschriften im Parterre und im 1. Obergeschoss
7 Schallschutz
schalt oder mit Kalkputzen versehen. Die Fenster sind teil-
wurden wiederhergestellt, wobei man nicht alle vollständig
Ein zeitgemässer Schallschutz ist für die Vermietbarkeit der
weise erneuert worden; bestehende Einfachverglasungen
restaurierte, da einige zu stark zerstört waren. Eine nur
Wohnungen ein zentrales Kriterium. Eine Schallisolation
wurden durch Aufdopplungen an die heutigen Bedürfnisse
noch fragmentarisch vorhandene Inschrift wurde übermalt.
wie bei einem Neubau zu erreichen, ist mit historischen
angepasst.
Geschlossene Laube
Ofen
Zimmer
Terrasse
Zimmer
Treppe
Stube
Metzggasse
Küche
5 Statik
lich. Mit drei Massnahmen konnten die Tritt- und Luftschall-
3 Nasszellen
Aufgrund des baulichen Zustandes der Holztragkonstruk-
eigenschaften der Decke jedoch stark verbessert werden:
Zur Anpassung des Wohnkomforts an heutige Standards
tion mussten vornehmlich im Alkovenbereich statische
— Einbringen von Masse (Lehmbauplatten und Kalkbeton)
wurden in allen Wohnungen eine Dusche und eine Toilette
Eingriffe vorgenommen werden. Im Erdgeschoss wurde zur
— Schallabsorbierung durch Schafwolle
eingebaut. Dafür eigneten sich die ehemaligen Schlafräume
Aufnahme der Lasten eine Holmen-Konstruktion eingebaut.
— Bauteiltrennung durch frei schwingende Decken
im Alkovenbereich.
Grundriss 1. Obergeschoss
Neue Einbauten
Fassaden und Deckenkonstruktion jedoch praktisch unmög­
Tannenriemenboden geölt
auf 1–3 Lagen alter Holzbretter
Gras- / Hanf-Dämmung
Lehmbauplatte
Schafwolle
Fermacelldecke
7 Deckenaufbau 2. OG–3. OG
Kalkbeton geölt auf Ölpapier
Bohlenbretter
Schafwolle
Neben den baulichen Massnahmen bringt die Raumanordnung eine gewisse Lärmentlastung für die Bewohner: Die
Fermacell- oder Holzdecke
Schlafräume der Geschosswohnungen wurden mög­lichst
7 Deckenaufbau EG–1. OG
übereinander angeordnet und gehen auf den Hof hinaus.
Den historischen Charakter erhalten
Sanfte Eingriffe
stehen gelassen wurden; im 1. Stock baute man gar einen
Um den historischen Charakter des Hauses zu erhalten,
alten Winterthurer Ofen ein, wie einst einer an dieser Stelle
wurde möglichst zurückhaltend in die Substanz einge­
gestanden hatte. Mit natürlichen Materialien wie Sumpf-
griffen. Voraussetzung dazu war, dass die ursprüngliche
kalk und Ölfarbe wurde bei der Renovation Rücksicht auf die
Nutzung als Wohn- und Geschäftshaus beibehalten wurde.
historische Bauweise des Hauses genommen.
1
4
5
Dadurch konnte in den Wohnungen die räumliche Grundstruktur mit gassenseitiger Stube, den Alkoven und hofsei­
Niedriger Wärmeverlust
tiger Kammer erhalten bleiben. Ebenfalls unverändert blieb
In Zurückhaltung üben konnte man sich bei den Mass­
die Einteilung der Wohnungen, dass also weiterhin Geschoss-
nahmen zur Wärmeisolation. Dies ist dem lang gezogenen
wohnungen bestehen – mit einer Ausnahme: Das Dachge-
Grundriss des Zeilenhauses zu verdanken: Direkt verbun-
schoss wurde zu einer Maisonette-Wohnung ausgebaut.
den mit den zwei Nachbarhäusern hat das Haus «Zur Tanne»
Trotz dem Ziel der sanften Renovation waren aufgrund
nur wenige Aussenwände, über die Energie verloren gehen
der schlecht erhaltenen Bausubstanz einige grös­sere Ein-
könnte. Deshalb waren grössere Massnahmen zur Wärme-
griffe, vor allem im statischen Bereich, nötig. Neu erstellt
dämmung nur beim Hausdach und der Kellerdecke nötig.
6
4
wurde im Hof der moderne Zwischenbau aus Holz, der für
die Wohnungen Aussenräume zur Verfügung stellt. Auch
die Haustechnik wurde erneuert, wobei aber die alten Öfen
2
3
4
2. DG
1. DG
Küche
3. OG
Dachterrasse Nachbar
Küche
Terrasse
2. OG
Zimmer
Geschlossener Laubengang
Balkon
Küche
1. OG
Zimmer
Terrasse
Küche
EG
Personal / Lager
Ladenlokal
Ladenlokal
Ladenlokal
UG
Hofgebäude
Innenhof
4 Wand- und Deckenmalereien
6 Wohnräume
Im Hof wurde anstelle des bestehenden Zwischenhauses ein
Während der Renovation wurden mehrere Inschriften sowie
Die spezielle Wohnatmosphäre in historischen Altstadt­
Neubau erstellt. Der moderne Holzbau bietet einen vielfäl­
eine Deckenmalerei restauriert. Der Sternenhimmel, der die
häusern ist auf dem Wohnungsmarkt gesucht. Schräge, ge-
tigen Aussenraum für die Wohnungen. Alle ausser der Dach-
Decke des Erdgeschosses ziert, war während der Vorunter-
flickte und gealterte Oberflächen sowie verwinkelte, klein-
wohnung verfügen über eine Terrasse oder einen Balkon.
suchung des Hauses entdeckt worden. Die Gipsplatte, die
teilige Räume erzeugen eine gemütliche Stimmung, die mit
die Malerei aus der Entstehungszeit des Hauses verdeckte,
der sanften Renovation erhalten werden konnte.
Eingang
Keller / Lager
Gebäudeschnitt
1 Hofteil
Hauptgebäude
2 Fassaden und Fenster
wurde entfernt und die Malerei sorgfältig restauriert. Die
Die Fassaden im Hofbereich wurden entweder mit Holz ver-
religiösen Inschriften im Parterre und im 1. Obergeschoss
7 Schallschutz
schalt oder mit Kalkputzen versehen. Die Fenster sind teil-
wurden wiederhergestellt, wobei man nicht alle vollständig
Ein zeitgemässer Schallschutz ist für die Vermietbarkeit der
weise erneuert worden; bestehende Einfachverglasungen
restaurierte, da einige zu stark zerstört waren. Eine nur
Wohnungen ein zentrales Kriterium. Eine Schallisolation
wurden durch Aufdopplungen an die heutigen Bedürfnisse
noch fragmentarisch vorhandene Inschrift wurde übermalt.
wie bei einem Neubau zu erreichen, ist mit historischen
angepasst.
Geschlossene Laube
Ofen
Zimmer
Terrasse
Zimmer
Treppe
Stube
Metzggasse
Küche
5 Statik
lich. Mit drei Massnahmen konnten die Tritt- und Luftschall-
3 Nasszellen
Aufgrund des baulichen Zustandes der Holztragkonstruk-
eigenschaften der Decke jedoch stark verbessert werden:
Zur Anpassung des Wohnkomforts an heutige Standards
tion mussten vornehmlich im Alkovenbereich statische
— Einbringen von Masse (Lehmbauplatten und Kalkbeton)
wurden in allen Wohnungen eine Dusche und eine Toilette
Eingriffe vorgenommen werden. Im Erdgeschoss wurde zur
— Schallabsorbierung durch Schafwolle
eingebaut. Dafür eigneten sich die ehemaligen Schlafräume
Aufnahme der Lasten eine Holmen-Konstruktion eingebaut.
— Bauteiltrennung durch frei schwingende Decken
im Alkovenbereich.
Grundriss 1. Obergeschoss
Neue Einbauten
Fassaden und Deckenkonstruktion jedoch praktisch unmög­
Tannenriemenboden geölt
auf 1–3 Lagen alter Holzbretter
Gras- / Hanf-Dämmung
Lehmbauplatte
Schafwolle
Fermacelldecke
7 Deckenaufbau 2. OG–3. OG
Kalkbeton geölt auf Ölpapier
Bohlenbretter
Schafwolle
Neben den baulichen Massnahmen bringt die Raumanordnung eine gewisse Lärmentlastung für die Bewohner: Die
Fermacell- oder Holzdecke
Schlafräume der Geschosswohnungen wurden mög­lichst
7 Deckenaufbau EG–1. OG
übereinander angeordnet und gehen auf den Hof hinaus.
Bürgerhaus mit mittelalterlichen Wurzeln
Kaufleute, Weber und Henker
Vom Wohn- zum Geschäftshaus
Der Ort, an dem heute das Haus «Zur Tanne» steht, war
Mehr als ein Jahrhundert später, im Jahr 1862, wurde im Rah-
wohl schon im Mittelalter bebaut. Das Haus, das sich heute
men einer Fassadenerneuerung die heute noch bestehende
an der Metzggasse 3 befindet, wurde Mitte des 17. Jahrhun-
Ladenfront mit einer spätklassizistischen Eingangstür er-
derts für die bürgerliche Mittelschicht erstellt. Wie über­
stellt. Bald darauf liessen die damaligen Besitzer Geschäfts-
liefert, wohnten darin unter anderem Kaufleute, Küfer und
und Lagerräumlichkeiten einbauen. Damit verlor das Haus
Wollweber, aber auch Mitglieder der Familie des Scharfrich-
seinen bisherigen Charakter eines kleinbürgerlichen Wohn-
ters Hans Conrad Sulzer.
hauses und war von nun an ein Geschäftswohnhaus. Ende
Nach dem Bau des Hauses wechselte dieses häufig die
des 19. Jahrhunderts wurde schliesslich das Hintergebäude
Besitzer, was meistens auch mit Umbauten verbunden war.
aufgestockt und der Verbindungsgang zwischen Vorder- und
Grössere bauliche Veränderungen sind aus dem 18. und
Hinterhaus erstellt.
19. Jahrhundert dokumentiert. Wie ein Gutachten ergeben
Im 20. Jahrhundert wurde am Haus «Zur Tanne» nur
hat, wurde der heutige Dachstock 1743 erstellt – es ist zu
wenig umgebaut oder renoviert. Als 2003 das Baugesuch für
vermuten, dass das bis dahin dreigeschossige Gebäude
eine Renovation eingegeben wurde, präsentierte sich die
dann auf die heutige Höhe von vier Geschossen aufgestockt
Bausubstanz deshalb in relativ schlechtem Zustand. Vor der
wurde. Ebenfalls im 18. Jahrhundert wurde das damals zwei-
Renovation wurde das Gebäude vertraglich unter Schutz ge-
geschossige Hinterhaus gebaut und mit einer Laube mit
stellt.
Denkmalpflege und Baukultur
Altstadt-Charme in neuer Frische
Wohn- und Geschäftshaus «Zur Tanne», Metzggasse 3
Renovation 2005
dem Vorderhaus verbunden, wobei die Laube auch die Aborte enthielt.
Stadtvedute von 1648
Nutzen für die Eigentümerin / den Eigentümer
Kennwerte Gebäude in CHF
und die Bewohnerinnen / Bewohner
Baukosten / Gebäudevolumen, BKP 2 / GV
1 114
— Nachhaltige Erneuerung der historischen Bausubstanz
Baukosten / Geschossfläche BKP 2 / GF
2 560
dank dem Einbau moderner Infrastruktur (Bad, Küche,
Baukosten / Hauptnutzfläche BKP 2 / HNF
3 477
Heizung)
Baukosten / Hauptnutzfläche BKP 1–5 / HNF
3 765
— Attraktive und einmalige Wohnatmosphäre
— Weitgehend historische Baumaterialien und Bau­tech­
niken mit baubiologischer Qualität
— Bauweise mit geringem Energieverbrauch: Die dichte
Stadtmodell von 1810
Bebauung in der Altstadt hat tiefe Grundrisse mit
kleinen Aussenfassaden zur Folge
Metzggasse um 1910
Architektur Ruedi Zehnder, eidg. dipl. Baubiologe / Bauökologe, Zehnder Kuhn Architekten, Winterthur
Bauleitung Ralph Künzler, Baubiologe und Spezialist für Lehmbau, Winterthur Denkmalpflegerische Bau­begleitung Reto Bieli, Denkmalpflege der Stadt Winterthur
Bezugsquelle Amt für Städtebau Winterthur, Postfach, 8402 Winterthur, 052 267 54 62,
www.staedtebau.winterthur.ch, April 2010
Fotos: Christian Schwager, Archiv Landbote
Fassade, Zustand um 1980
Das Mitte des 17. Jahrhunderts erbaute Haus «Zur Tanne» ist ein für die
Winterthurer Altstadt typisches Zeilenhaus, dessen Geschichte bis ins Mittel­
alter zurückreicht. Charakteristisch ist insbesondere die Raumstruktur mit
gassenseitiger Stube, Alkoven im mittleren Teil und einer hofseitigen Kammer.
Bei der Renovation im Jahr 2005 wurde auf diese historische Struktur Rück­sicht genommen und gleichzeitig der Wohnkomfort den heutigen Bedürfnissen
angepasst. Trotz des schlechten baulichen Vorzustands des Hauses ist die
Reno­vation vollauf gelungen.
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