Struktur und Material FS15 HSLU Technik & Architektur Dozent: Ivo Thalmann Studierender: Sandro Schmid 09. Juli 2015 AUSGANGSLAGE STAHL THESENBLATT 2 STRUKTUR Im Stahlbau können grosse Spannweiten mit relativ filigraner Konstruktion ausgeführt werden. Der Stahlbau ist prädestiniert für den Skelettbau. Auch ist Stahl im Verhalten auf Zug- und Druckkräfte sehr ausgeglichen. Bei einem Gebäude mit einem einseitig, weit auskragendem Dach kommen diese Eigenschaften von Zug und Druck zur Anwendung. Bei einer gerichteten Skelettstruktur (siehe Abb. 01) stellt sich die Frage der horizontalen Gebäudeaussteifung. Die Herausforderung besteht darin, den Vorteil des Skelettbaus mit dem flexiblen Grundriss zu erhalten. So soll die Aussteifung möglichst über die Dachkonstruktion aufgenommen werden. THESE RECHERCHE Abb. 01 Strukturmodell Foto «DIE HORIZONTALE AUSSTEIFUNG EINER HALLE KANN HAUPTSÄCHLICH DURCH DAS DACH AUFGENOMMEN WERDEN, DAMIT BLEIBT DER RAUM FLEXIBEL UND WIRD NUR VON EINZELNEN STÜTZEN DEFINIERT.» Stadion Letzigrund, Zürich Ovale Dachform aus 32 Vollwandbindern, die je von einer Druck- und einer Zugstütze getragen werden, da das Dach bis zu 34 Meter auskragend ist. Die Stützen sind unten eingespannt und verjüngen sich nach oben. Abb. 02 Letzigrund Dachstützen Das Dach wird durch ein sekundäres Traggerüst ausgesteift (siehe Abb. 03), die Verbindungen sind geschraubt. Die geschlossene, ovale Form wirkt sich auch positiv auf die Aussteifung aus. Foto: EWA, swissprofessionals Abb. 03 Schnitt und Aufsicht der Dachkonstr. Neue Nationalgalerie, Berlin Das Dach ist quadratisch und besteht aus 1.8m hohen Rahmenträger. Es wird auf 8 Stützen, je 2 pro Seite, gelenkig gelagert. Die Stützen sind unten eingespannt und haben einen biegesteifen Querschnitt (siehe Abb. 05 Skizze). Die 38 Rahmenträger, je 19 in eine Richtung, wurden vor Ort zu Kastenträger mit einem Deckblech als oberen Abschluss zusammengeschweisst. Abb. 05 Stützenanordnung und -querschnitt Abb. 04 Neue Nationalgalerie Foto: Fritz Geller-Grimm, 2006 Gemeinsamkeiten der beiden Objekte: Beide untersuchten Objekte sind geprägt von einer starken und ausgesteiften Dachkonstruktion, die es zulässt die Primärkonstruktion nur auf Stützen zu lagern, die im Boden eingespannt sind. Durch die schwere Konstruktion sind auch massive Stützenquerschnitte erforderlich die die vertikalen Lasten aufnehmen. Diese Stützen können durch ihre hohe Biegesteifigkeit auch die horizontalen Kräfte in den Untergrund abtragen, ohne dass ein aussteifender Kern oder Wandscheiben nötig sind. Grundsatz: freie Grundrissgestaltung Ein Prinzip von Le Corbusier war bereits die Anwendung von Stützen um einen freien Grundriss zu erhalten und damit das Gebäude abgehoben wird. Dies ist bei der Villa Savoye klar veranschaulicht (siehe Abb. 06). Jedoch konnte nicht vollständig auf aussteifende Wandscheiben verzichtet werden. Das Ziel, eine freie Grundrissgestaltung zu haben um die gewünschte Flexibilität zu erreichen, wurde erfüllt. Abb. 06 Villa Savoye, Le Corbusier Foto: m-louis, 2010 FAZIT Es ist möglich, dass das Dach die horizontalen Lasten aufnehmen und gleichmässig auf die Stützen verteilen kann. Die primären Träger die durch eine sekundäre Konstruktion ergänzt werden, machen das Dach zu einer biegesteifen Scheibe. Die Horizontalen Kräfte müssen jedoch in den Untergrund gelangen, somit ist nicht nur das Dach entscheidend, sondern auch die Stützen. Die Stütze müssen eine genügende Biegesteifigkeit aufweisen, und entweder unten oder oben eingespannt sein. Dadurch ist ein massiver Querschnitt nötig (vgl. Skizzen Abb. 07). Trotz den gross dimensionierten Stützen wirken sie als Einheit mit dem Gebäude immer noch als filigran. Den Zwischenraum der Stützen kann frei und flexibel genutzt werden. Der Verhinderung der Torsion gilt besonderer Beachtung. EINFLUSS IM ENTWURFSPROJEKT Abb. 07 Fazit Oben: Eingespannte Stütze Mitte: Bsp. Stützenquerschnitt Unten: Aussteifung vom Dach Das Kastendach im Entwurfsprojekt ist in sich biegesteif und verteilt die Kräfte gleichmässig auf die Stützen. Die Druckstützen sind unten eingespannt, das Dach liegt gelenkig darauf. Die Zugstützen ziehen das Dach ins Gleichgewicht, sie müssen gut im Boden verankert werden. Die Aussteifung vom Dach zu einer biegesteifen Scheibe, war im Projekt lange Zeit eine Herausforderung. Durch die Integrierung der «sekundären» in die primäre Struktur gelang eine einheitliche und klare Lösung. Abb. 08 Kräfteverlauf Projekt