1 3. Vakzinen Vakzinen Vakzinen enthalten einen kleinen Stück des Erregers oder den ganzen Erreger (in einer inaktivierten, oder attenuierten - also abgeschwächten) Form, und werden zur Impfung benutzt. Andere antivirale und antibakterielle Substanzen basieren auf andere Prinzipien. FOLIE 1 Edward Jenner war ein englischer Landarzt, der die moderne Schutzimpfung gegen Pocken entwickelte. Jenner nutzte die landläufige Meinung, dass Melkerinnen, die sich mit Kuhpocken infiziert hatten, gewöhnlich nicht an den eigentlichen Pocken erkrankten. Im Mai 1796 unternahm er einen Versuch, indem er den Jungen James Phipps mit Kuhpocken- oder Vacciniaviren impfte, die er einer Kuhpockenpustel entnommen hatte. Der Junge erwies sich später als immun gegen gewöhnliche Pocken. Jenner bezeichnete sein Verfahren als „vaccination“ (dt. Vakzination, von lateinisch vacca = „die Kuh“). Dieser Begriff steht im Englischen heute immer noch für die Schutzimpfung einer gesunden Person mit abgeschwächten Krankheitserregern. Im Rahmen eines weltweiten Vakzinationsprogrammes ist die Eradikation von Pocken von der ganzen Welt gelungen. Gefrorene Pockenstämme werden heute offiziell noch in zwei Orten (World Health of Organization, Atlanta, USA; Novosibisrk, Russland) aufbewahrt. Die Methode von Jenner basiert also auf die Verwendung einer lebendigen Vakzine. In diesem Fall ist es kein attenuiertes Virus, sondern ein verwandter Virenstamm. FOLIE 2 Als Immunisierung wird das Einbringen eines Immunogens in den Körper eines höheren Tieres oder des Menschen bezeichnet, das eine Immunreaktion auslösen soll. Wenn dies zu dem Zweck geschieht, das Immunsystem mit Krankheitserregern in Kontakt zu bringen, damit es anschließend vor einer Infektionskrankheit geschützt ist, wird die Immunisierung als Impfung bezeichnet. Man unterscheidet eine aktive von einer passiven Immunisierung. (1) Im Fall der passiven Immunisierung werden dem Körper spezifische Antikörper zugeführt (Heilimpfung). Der Körper muss diese nicht selbst bilden. Zuerst werden Bakterien in einer Nährlösung gezüchtet, dadurch sammeln sich Bakterientoxine an. Diese werden aus der Lösung herausgefiltert und anschließend Pferden eingespritzt. Die Pferde bilden in ihrem Blut Antikörper. Aus dem Blut der Tiere wird das Serum mit Antikörpern gewonnen, danach wird das Heilserum dem Patienten injiziert. Der Vorteil besteht in einer schnelleren Wirkung. Dagegen ist der Nachteil, dass der Schutz nur so lange andauert, wie die Antikörper noch nicht abgebaut sind. Passive Immunisierung wird meist eingesetzt, wenn die Zeit für eine aktive Immunisierung nicht ausreicht. (2) Bei einer aktiven Immunisierung (Schutzimpfung) wird der Erreger, gegen den der Patient geimpft wird, in abgeschwächter Form eingeimpft, sodass der Körper/das Immunsystem selbst Antikörper produziert, um den Erreger zu bekämpfen. Der Körper bildet Gedächtniszellen, die bewirken, dass bei einem möglichen Eintritt des Erregers nach dieser Impfung der Körper immun ist, da er sich an den Fremdstoff erinnern kann. Die in den Körper eingeführten Antigene werden von den T- und B-Lymphozyten erkannt. Die aus den TZellen freigesetzte Cytokine aktivieren die B-Lymphozyten und die Makrophagen. Auf die Wirkung der Cytokine beginnt die B-Zelle sich zu teilen und zu lang lebenden B-Gedächtniszellen und Plasmazellen zu differenzieren. Die Plasmazellen exkretieren die Immunoglobuline, die die B-Mutterzellen auf ihren Oberflächen trugen. Nach der Erkennung des Antigens, Aktivierung und Differenzierung (zentrale Phase) ist der dritte Schritt der Immunantwort die Entfernung der antigentragenden Moleküle/Zellen (Effektorphase). Neben den humoralen (Antikörper) und zellulären (zytotoxische T-Lymphozyten) Komponenten der spezifischen Immunantwort nehmen an der Verteidigung auch nicht-spezifische Verteidigungsmechanismen (Komplementsystem, Phagozyten) teil. Bei der Vorbeugung von viralen Infektionen nehmen vor allem die spezifischen Antikörper, und bei der Heilung die spezifischen zytotoxischen T-Lymphozyten (CD8+ T-Zellen) teil. FOLIE 3 Inaktivierte Vakzinen (abgetötete Vakzinen) Bei dieser Art der Vakzinierung benutzt man den mit Hitze oder Formalin inaktivierten Erreger für Immunisierung. Dies ist möglich, weil die Proteine des Erregers die Fähigkeit haben, eine Immunantwort auszulösen. Inaktivierte Vakzinen benutzt man z.B. gegen Poliovirus (Kinderlähmung) und Influenzaviren. FOLIE 4 Lebendige Vakzinen; attenuierte (abgeschwächte) Viren Die abgeschwächten Erreger werden in Laboratorien hergestellt, so, dass z.B. die Viren vielmal auf einer Zellkultur vermehrt werden. Als Ergebnis der vielen Vermehrungszyklen adaptiert sich der Erreger zu den Umständen im Laboratorium, ihre Virulenz wird bedeutend niedriger. Die lebendigen Vakzinen sind fähig, sich im Organismus zu vermehren, sie verursachen aber keine Krankheit. Ihr Vorteil gegenüber Grundanforderung Boldogkői Zsolt © Seite 1 2 3. Vakzinen abgetöteten Vakzinen ist, das sie eine mehr effiziente Schutz leisten, ihr Nachteil ist aber die höhere Risiko, besonders im Fall von Personen mit einem abgeschwächten Immunsystem. Solche Vakzinen werden z.B. gegen Windpocken (Varicella-Zoster Virus) und Mumps benutzt. Die REKOMBINANTEN VAKZINEN werden mit Hilfe der rekombinanten Gentechnologie hergestellt. Die DNA-Vakzinen sind meisstens Gene von Pathogenen, die wir direkt in die Zielgeweben einschleusen, wo sie in den Zellen exprimiert werden und eine Immunantwort auslösen. Auch die Untereinheit-Vakzinen werden mit molekularbiologischen Techniken hergestellt, diese sind meisstens Peptide. Eine bedeutende Gruppe der rekombinanten Vakzinen sind die auf Virus basierenden Vakzinen. In diesem Fall dienen die Viren als Vektoren für Transfer der Gene vom Erreger ins Organismus. Eine andere, auf Virus basierende Strategie ist, wenn wir das Virus mit genetischen Methoden avirulent machen (in unserem Beispiel das Influenzavirus). FOLIE 5, 6 Auf rekombinanten Viren basierende Vakzinen Das Adenovirus ist ein idealer Vektor für den Einbau von Genen und Verwendung als Vakzine. Bei der Eradikation des Tollwutvirus hat die Verwendung von einem attenuierten Stamm des Vakziniavirus (Kuhpocken) als Vektor eine wichtige Rolle gespielt. Das G-Protein-kodierende Gen des Tollwutvirus wurde ins Genom des Vakziniavirus eingebaut. Man hat dann damit nicht direkt die Menschen vakziniert, sondern Fleisch damit infiziert und in den Wäldern ausgelegt, wo die Füchse, die bekannt als Reservoir des Tollwutvirus sind, daraus gegessen haben und dadurch immunisiert worden sind. FOLIE 7 EXTRA ANFORDERUNG Rekombinante Vakzinen – gegen Vogelinfluenzavirus Die Gefahr des Vogelinfluenzavirus ist, dass es sich zu einem Menschenpathogen umwandeln kann. Dies kann durch Mutationen erfolgen, aber viel häufiger werden im Fall einer Doppelinfektion von humanem Influenza und Vogelinfluenza die genetischen Materiale der Viren ausgetauscht. Das Vererbungsmaterial der Influenzaviren ist RNA, welche 8 Fragmente bildet. Die RNA-Moleküle kodieren für 1-2 Gene. Die zwei wichtigsten viralen Antigene sind das Hämagglutinin (HA) und die Neuraminidase (NA), welche bei der Adsorption (HA) und Freisetzung (NA) der Viren Rollen spielen. Im Fall der rekombinanten Influenzavakzine man hat das HA-kodierende Gen des virulenten Virus so verändert, damit es nicht effizient an der Oberfläche der Wirtszellen binden kann. Das mutante HAkodierende Gen und das normale NA-kodierende Gen des virulenten Virus wurden in Plasmide eingebaut, ebenso, wie 6 andere Segmente von einem nicht virulenten Influenzastamm (aus der viralen RNA wurde erstmal natürlich cDNA gemacht). Die Einführung der 8 DNA-Fragmente in Zellen ergab ein neues, rekombinantes Virus. FOLIE 8, 9 EXTRA ANFORDERUNG DNA-Vakzinen Direkte Injektion von einem proteinkodierenden DNA-Stück des Erregers in den Körper. Die DNA gelangt ins Cytoplasma der Zelle, dann in den Zellkern, wo es in mRNA umgeschrieben wird. Nach ihrer Translation wird das Antigen auf der Zelloberfläche präsentiert oder sekretiert, dann werden die Antigen-präsentierenden Zellen (APC) es auf ihrer Oberfläche präsentieren. Die weiteren Schritte der Immunantwort sind auf der Folie 9 gezeigt. FOLIE 10 EXTRA ANFORDERUNG Die Untereinheit-Vakzinen enthalten nicht den ganzen Erreger, sonder nur einen Teil des Erregers, meisstens das Komponent, welches die stärkste Immunantwort auslöst. Peptidvakzinen, welche ein einziges Epitop mit starkem Immunogenität enthalten, sind immer mehr populär. Der Vorteil der Untereinheit-Vakzinen gegenüber den kompletten Vakzinen ist die Zuverlässigkeit, der Nachteil ist aber ihre Fähigkeit, nur eine niedrigere Immunantwort auslösen zu können. FOLIE 11 EXTRA ANFORDERUNG Toxoid Vakzinen Das von dem Erreger sekretierte Toxin wird inaktiviert (mit Hitze oder Formalin), und dann für Immunisierung benutz. Die Verteidigung gegen Tetanus und Diphterie basiert auf solche Vakzinen. (Wenn das Toxin des im Boden lebenden Bakteriums Clostridium tetani ins Blut gelangt, verursacht es Muskelkrämpfe.) FOLIE 12 EXTRA ANFORDERUNG Essbare Vakzinen werden in GMOs der dritten Generation hergestellt. Diese Technologie steckt noch in den Kinderschuhen. Das Hauptproblem ist, dass die von Pflanzen produzierten Vakzinen auch durch das Verdauungssystem eine Immunantwort auslösen sollen. Essbare Vakzinen produziert von Kartoffeln, Bananen und Tomaten sind in der experimentellen Phase. FOLIE 13 EXTRA ANFORDERUNG Vakzinieren mit Mücken Mücken können als bewegungsfähige Injektionsnadel betrachtet werden. Wir können rekombinante Insekten herstellen, Grundanforderung Boldogkői Zsolt © Seite 2 3 3. Vakzinen welche im Speichel irgendein Protein oder Peptid antigenischer Natur sekretieren. Mücken, die Vakzine gegen die Krankheit Leishmaniasis (verursacht von einem Einzeller) produzieren, wurden schon hergestellt, es gibt aber noch kein Erlaubnis für ihre Freisetzung in die Natur. Die Expression von Vakzinen gegen Malaria in Malaria-resistenten Mücken wäre eine interessante Möglichkeit. Die Zeit ist aber noch nicht gekommen, wo diese Techniken gesellschaftlich und rechtlich akzeptiert sind. Grundanforderung Boldogkői Zsolt © Seite 3