Quelle: Anita Laser Reuterswärd, NFA WISSEN IN BESTFORM Positivkennzeichnung in Schweden – das Keyhole-Modell Schweden gehörte zu den ersten Ländern, die sich Gedanken darüber gemacht haben, wie man Lebensmittel so kennzeichnen kann, dass Verbraucherinnen und Verbraucher gesündere von weniger gesunden Produkten unterscheiden können. Schon 1989 führte die zentrale staatliche Behörde für Ernährung und Trinkwasser, die National Food Administration (NFA) das grüne Schlüsselloch ein. Das Schlüsselloch-Symbol steht für eine Kombination aus Ernährungspyramide als Basis und Ernährungskreis an der Spitze. Es kennzeichnet Lebensmittel, die fettarm, zuckerarm, salzarm und ballaststoffreich sind. Gut 2000 Produkte sind damit ausgezeichnet. mendations“ herangezogen. Seit 1992 dürfen auch Fertigprodukte und Restaurants unter bestimmten Bedingungen das SchlüssellochSymbol verwenden. Nährstoffanforderungen für einige Produktgruppen Produktgruppe Nährstoffanforderungen Quelle: NFA Magermilch maximaler Fettgehalt: und andere fettarme Milch 0,5 g/100 g Produktgruppen und Vergabekriterien Lebensmittel, die das Schlüsselloch-Symbol tragen, enthalten weniger Fett, Zucker und Salz, weisen günstigere Fettmuster auf und enthalten mehr Ballaststoffe als andere Produkte ihrer Kategorie. Produkte, die generell nicht als gesund gelten, dürfen das Symbol nicht tragen. Für 26 Produktgruppen wurden Vergabekriterien entwickelt. Dazu gehören Milch und Milchprodukte, vegetarische Gerichte ohne Süßungsmittel, Margarine und Aufstriche, Fleisch und Fleischgerichte, Fisch und Fischgerichte, Speisefette und Speisefettzubereitungen, Fertiggerichte (z. B. Pizza, Suppen oder Pasteten), Pasta, Früchte und Beerenfrüchte, Gemüse, Kartoffeln und Getreideprodukte wie Brot, Frühstückscerealien und Mehl. Die Anforderungen sind je nach Produktgruppe unterschiedlich. So darf ein Aufstrich mehr Fett enthalten als Milch. Denn ein Anteil von 40 % Fett ist für einen Aufstrich wenig, für ein Milchprodukt aber sehr viel. Als Basis für die Produktanforderungen wurden die nordischen Ernährungsempfehlungen „Nordic Nutrition Recom- © aid infodienst 2008 unbehandeltes Fleisch (Muskelgewebe) von Rindern, Schweinen, Schafen, Geflügel, Wild (zerkleinern und tiefkühlen sind zulässig) maximaler Fettgehalt von 10 g/100 g weiches Brot und Backmischung zu der nur Wasser und Hefe hinzugefügt werden muss maximaler Fettgehalt von 7 g/100 g, maximaler Mono- und Disaccharidgehalt von 10 g/100 g maximaler Natriumgehalt von 600 mg/100 g Mindestballaststoffgehalt von 4,5 g/1000 kcal (1,9 g/100 kcal) Pasta Mindestballaststoffgehalt 4,5 g/1000 kcal Frühstückscerealien und Müsli maximaler Fettgehalt von 7 g/100 g, maximaler Mono- und Disaccharidgehalt von 13 g/100 g, maximaler Natriumgehal von 500 mg/100 g, Mindestballaststoffgehalt von 4,5 g/1000 kJ (1,9 g/100 kcal) Positivkennzeichnung in Schweden – das Keyhole-Modell Junk-Food und Lebensmittel für Kleinkinder ausgenommen Lebensmittel für Kinder unter drei Jahren sind von der Kennzeichnung ausgenommen. Auch die Produktgruppe Öl kann bisher nicht mit dem Symbol gekennzeichnet werden. 2005 wurde auch Eiscreme wegen des zu hohen Zuckergehaltes von der Kennzeichnung ausgeschlossen. Anders als zum Beispiel bei dem niederländischen Modell wird eine Kennzeichnung von Süßwaren und Knabberartikeln mit dem Schlüsselloch von der NFA kategorisch abgelehnt. Als Begründung heißt es, diese Produkte seien zu kalorienhaltig und zu fett- und zuckerreich, sie leisten daher keinen Beitrag zu einer gesunden Ernährung. Wer kann mitmachen? Weltweit kann jedes Unternehmen seine Produkte mit dem Symbol kennzeichnen. Die Teilnahme ist kostenlos und für alle Unternehmen offen. Lizenzen werden nicht vergeben. Die Verantwortung dafür, dass die Produkte den Anforderungen der National Food Administration entsprechen, liegt bei den Herstellern. Die Einhaltung der Anforderungen wird durch die lokalen Gesundheitsbehörden überwacht. Nichts für Senioren und Schwerstarbeiter Produkte mit dem Schlüsselloch tragen zu einer gesunden Ernährung von gesunden Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern bei. Allerdings kann es für manche Bevölkerungsgruppen besser sein, auf Produkte zu verzichten, die das Label tragen. Nachteilig kann zum Beispiel der geringere Energiegehalt für Personen sein, die aus physiologischen Gründen auf energiereiche Lebensmittel angewiesen sind. Dazu gehören Senioren, die Probleme mit Untergewicht haben, Personen mit bestimmten Krankheiten oder Schwerstarbeiter. Ein grundsätzliches Problem bei der Kennzeichnung von einzelnen Produkten ist, dass ein Lebensmittel allein nicht gesund oder ungesund ist. Darauf weist auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, DGE, hin. Es kommt immer darauf an, wie die gesamte Ernährung aussieht. Die NFA verabschiedete daher im Jahr 2004 in Zusammenarbeit mit anderen Behörden, Schulen, Wirtschaft, Wissenschaft und Organisationen einen Nationalen Aktionsplan für gesundes Ernährungsverhalten und mehr Bewegung. Ampel hat nicht überzeugt Das britische Ampelmodell hat die Schweden nicht überzeugt. Dr. Anita Laser Reuterswärd von der NFA, meint dazu: Für den Verbraucher ist es schwierig, sich schnell für die gesündeste Variante zu entscheiden, wenn ein Produkt aus mehreren grünen, orangenen und roten Punkten besteht. Mit dem Schlüsselloch-Symbol ist das einfacher. Alle Produkte, die das Schlüsselloch tragen, wurden von der NFA als gesund bewertet. Der Verbraucher muss nicht mehr selber abwägen für welche gute Alternative er sich entscheidet. Außerdem, betont Reuterswärd, wurde für jede Produktkategorie ein eigenes Nährstoffprofil erstellt. Das ist bei der Ampelkennzeichnung anders, dort gelten einheitliche Kriterien für alle Lebensmittel. Die schwedischen Vergabekriterien werden derzeit an die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse angepasst. Text: Anne Probst, Bonn Redaktion: Gesa Maschkowski, aid Quellen und Links: Informationen der schwedischen NFA zum Schlüssellochmodell: http://www.slv.se/templates/SLV_Page.aspx?id=12220 &epslanguage=EN-GB Präsentation über das Schlüsselloch: www.efsa.eu.int/EFSA/DocumentSet/Presentation_ health%20claims_Anita%20Laser.pdf © aid infodienst 2008 WISSEN IN BESTFORM Über den aid infodienst Verbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft e.V. Ob Landwirtschaft, Lebensmittel oder Ernährung: Der aid infodienst bereitet Informationen aus Wissenschaft und Praxis verständlich auf, informiert umfassend, schnell und das seit mehr als 50 Jahren. Der aid infodienst ist ein gemeinnütziger Verein, der mit öffentlichen Mitteln gefördert wird. Er kann daher frei von Werbung und kommerziellen Interessen arbeiten. Mehr unter www.aid.de