Quelle Seite Ressort Ostthüringer Zeitung vom 09. 04. 2008 0 Schmölln und Umgebung Fasch im Schatten von Bach und Telemann Zerbster Hofkomponist wäre um ein Haar Thomaskantor in Leipzig geworden Zerbst (dpa). Um ein Haar wäre Fasch Thomaskantor in Leipzig geworden statt Bach. Doch Johann Friedrich Fasch (1688-1758) entschied sich dann 1722 doch für die Stelle als Hofkapellmeister von Anhalt-Zerbst im heutigen SachsenAnhalt. So wurde Johann Sebastian Bach (1685-1750) Thomaskantor. Fasch durfte dafür die Hochzeits- Serenata für die Anhalt-Zerbster Prinzessin Sophie Auguste Friederike komponieren, die den Großfürsten Peter von Russland heiratete und später Zarin Katharina II. wurde. Dennoch geriet Fasch nach seinem Tod schnell in Vergessenheit - im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen Bach, Händel und Telemann. In diesem Jahr jährt sich sein Todestag zum 250. Mal. Im Zeichen dieses Jubiläums stehen von morgen an die 10. Internationalen Fasch-Festtage in Zerbst. Zeit seines Lebens hat Fasch nicht auf internationalem Parkett agiert, auch deshalb sind seine Kompositionen relativ schnell in Vergessenheit geraten, berichtet Wolfgang Hirschmann, Professor für Historische Musikwissenschaft an der Martin-Luther-Universität in Halle. Geboren wird der spätere Hofkomponist in Buttelstedt bei Weimar. Als Neunjähriger singt er als Kirchenmusiker in Suhl, einige Jahre später bei den berühmten Thomanern. Nach einem Theologie- und Jura-Studium in Leipzig schreibt Fasch für Herzog Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz mehrere Opern, etwa Lucius Verus und Die getreue Dido. Mit Mitte 20 wird er Violinist beim Karneval in Bayreuth und komponiert dort die Oper Die königliche Schäferin Margeris. Nach kurzen Engagements als Stadtschreiber und Organist in Greiz und Komponist für einen Grafen in Prag entscheidet er sich für die Stelle des Hofkapellmeisters in Zerbst. Dort hat Fasch von Anfang an ein straffes Pensum: Er vertont einen Kirchenkantatenzyklus, eine Passion sowie Serenaten und verfasst Instrumentalkompositionen zu den fürstlichen Feierlichkeiten. Er hat sehr originell komponiert und war seiner Zeit voraus, sagt Hirschmann. So habe er im Gegensatz zu Bach und Telemann auch eine Sinfonie verfasst. Sein Schaffen weist stärker in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts. 250 Jahre nach Faschs Tod ist nur jedes vierte seiner etwa 300 Werke erschlos- sen. Viele schlummern noch in Archiven in Zerbst, Dresden, Dessau, Berlin und Darmstadt, sagt der Kulturamtsleiter von Zerbst, Andreas Dittmann. Die 1991 in Zerbst gegründete Internationale Fasch-Gesellschaft holt die Kompositionen wieder ans Licht. Zu den FaschFesttagen gibt es stets eine Reihe von Erstaufführungen. Zum Eröffnungskonzert der 10. FaschFesttage führt das Händelfestspielorchester der Staatskapelle Halle erstmals Serenaten und Instrumentalwerke von Fasch auf, unter der Leitung von Howard Arman. Das Orchester Les Amis de Philippe von Ludger Rmy bringt in der Marienkirche Dessau Concerti und Ouvertüren erstmals zu Gehör. Seit Wochen ausverkauft ist das Abschlusskonzert mit den Thomanern, die Kantaten, Motetten und Psalmen erstaufführen. Auch eine Uraufführung gibt es: Steffen Schleiermacher hat eine Fasch-Fanfare geschaffen. © 2008 PMG Presse-Monitor GmbH 1