Landeskrankenhaus Gmunden

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zement + beton 2_11 | Wohnen auf Zeit
Landeskrankenhaus Gmunden
Konzeption für gesundheitsförderndes Bauen beim Zubau
Architektur | fasch&fuchs.ZT-gmbh
Text | DI Karin Tschavgova, fasch&fuchs.
Bilder | © Michael Sprachmann
Pläne | © fasch&fuchs.ZT-gmbh, © werkraum wien
Die Erweiterung des Landeskrankenhauses Gmunden strahlt eine gelassene
Heiterkeit aus, die vergessen lässt, dass man in einer Akutgeriatrie mit Tagesklinik
gelandet ist. Aufenthaltszonen mit Wohnzimmercharakter und vor den großzügig
verglasten Krankenzimmern gedeckte Balkone mit Sitzbänken schaffen Behaglichkeit und spielen mit einem traditionellen regionalen Bauelement.
Karin Tschavgova
Im Wettbewerb war ein Stadtparavent konzipiert, der straßenseitig den Krankenhauskomplex mit den Neubaumaßnahmen im Erdgeschoß integriert und dann
in den zweigeschoßigen Ambulanz- und Dienstzimmerkomplex übergeht. Diese
Umfassung schloss sich mit den südöstlich orientierten Geriatriestationen an
den Verwaltungs- bzw. Intensivbau im Süden an. Mit diesem Gestus wurde
das unruhige Erscheinungsbild des Bestandes befriedet und zugleich dem
Areal Intimsphäre zugestanden. Der bestehende Naturpark im Südwesten
blieb von allen Baumaßnahmen unberührt und der geschützte Baumbestand
respektiert. Eine artifizielle Parklandschaft erstreckt sich sanft gewellt vor den
Geriatriestationen im Osten. Ambulanz und Tagesklinik werden grüne Lungen
vorgelagert.
In Weiterführung des Grundgedankens des Bestandes werden alle Pflegestationen an beruhigten Grünzonen situiert. Die Ambulanzbereiche sind im
Erdgeschoß angeordnet. Eine Lärmbelastung durch Pkw-Verkehr wird vom
Pflegebereich ferngehalten und der Wirtschaftshof als zentrale Anlieferungszone ausgebildet.
Die Lage der Pkw-Stellflächen bleibt am östlichen Areal. Zwei Parkdecks
bieten die erforderlichen Stellplätze, die begrünte Garagendecke erweitert
die Naturzone des Areals und definiert einen eigenen Geriatriegarten.
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Schnitt
Lageplan
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Eine neue Magistrale führt Besucher,
Patienten und Personal aus der Garage
in den Kern des Ambulanzbereiches.
Am Schnittpunkt des bestehenden
Zuganges sowie der neuen Magistrale
liegt der zentrale Verteiler zu allen
Ambulanzbereichen.
Das Dach des Parkdecks wurde in Ortbeton ausgeführt – der interessanteste
Betonbauteil des Gebäudes. Die Stützen
werden als Schleuderbetonstützen, teilweise mit integrierten Fallrohren gefertigt.
Die leicht geneigten Deckenfelder dieser
Pilzdecke werden vor Ort betoniert.
Das Dach trägt hohe Lasten aus der
Begrünung, die Deckenstärke beträgt
32 cm. Die Aussteifung übernehmen
Scheiben entlang des Stiegenhauses
und der Durchfahrt.
Energiekonzept
Energie- und damit klimaschonendes
Bauen erfüllt zwei essenzielle Forderungen der Gesellschaft:
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• SchonungderRessourcen und
Reduktion der problematischen
CO2-Emission
• nachweislicheGesundheitsförderung
durch Planen mit der Sonne
Internationale Studien über gesundheitsförderndes Bauen und das Recht auf
Tageslicht, frische Luft und sauberes
Wasser belegen die Notwendigkeit, von
konservativen Bauweisen ohne Berücksichtigung der gesundheitsfördernden
Wirkung des Sonnenlichts abzurücken.
Die Stützen werden als
Schleuderbetonstützen,
teilweise mit integrierten
Fallrohren gefertigt.
Die leicht geneigten Deckenfelder dieser Pilzdecke
werden vor Ort betoniert.
Die Forderung zeitgemäßer Medizin für
bewohnte Gebäude lautet:
1. So viel natürliches Licht wie möglich
2. So viel natürliche Belüftung wie möglich
3. So viele natürliche Baustoffe wie möglich
Ohne komplexe funktionale Zusammenhänge in der Spitalsplanung außer Acht
zu lassen, ist Folgendes wesentliche
Planungsgrundlage:
• Ausrichtungnach„Sonnenhimmelsrichtungen“ – Osten oder Süden,
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mit gleichzeitiger Beachtung geeigneter Sonnenschutzmaßnahmen (individuell einstellbar), um sommerlicher
Überhitzung vorzubeugen.
• AnordnungderGebäudenach
Lärmschutzaspekten, d. h. Funktionsbaukörpermit„öffentlichem Charakter“ und vorwiegender Tagesnutzung,
schirmt„private“Ruhezonen–
Patiententrakte – vom Straßenlärm
ab.
• DenPatientenzimmerndirekt vorge­
lagerte Balkone ermöglichen selbst
nicht gehfähigen Patienten schnellen
Kontakt zu Natur und Witterung.
Dem individuellen Anspruch auf Luft
und Belüftung wird durch großflächig
öffenbare Fassadenelemente entsprochen.
Während der Bauphase – im Hintergrund ein bereits
betonierter Deckenteil mit Oberlichtöffnung
© fasch&fuchs.
Parkgarage
• Einezweite„Klimahülle“stelltinLowtech-Bauweise einen Klimapuffer dar.
• NaturräumemitblühendenBäumen
sind den Patientenzimmern direkt
vorgelagert. Die Ausbildung der
Fassade muss auf einen direkten
Blickkontakt aus dem Krankenbett
in den Naturraum konzipiert sein
(niedrige Parapete). Schutz- und
Schamanspruch des Patienten ist
durch individuelle Maßnahmen
gewährleistet.
Statisches Konzept lt. Wettbewerb von werkraum wien:
Das Parkhaus wird mittels Flachdecken über einem sehr wirtschaftlichen Punktraster von 7.50 m x 7.80 m in
Elementbauweise realisiert. Das Dach erhält hohe Lasten aus der Begrünung. Diese Aufgabe wird mittels eines
Faltdaches aus Fertigteilen in hervorragender Weise bewältigt. Die Bepflanzung mit höheren Gewächsen erfolgt
inden„Mulden“desDaches,indenenauch,stützennahe,derHumushöherist.
• Die innere Organisation der Baukörper
ermöglicht auch bei klassischen
Spitals-Mittelgangerschließungen
Orientierung und Außenkontakt.
Die Nutzung der ohnehin zur Verfügung
stehenden Elemente Licht und Sonne
bringt Nutzern und Patienten lebensfördernde Grundlagen für Arbeit und
Aufenthalt in Spitälern. Diese spiegeln
sich in kürzerer Aufenthaltsdauer,
geringeren Krankenständen des
Personals und geringeren Betriebskosten wider.
© werkraum wien
Der Bauteil Akutgeriatrie wurde in Ortbetonbauweise mittels Flachdecken (22 cm stark, Beton C 30/37)
realisiert. Die Aussteifung übernehmen Scheiben entlang des Stiegenhauses und der Durchfahrt.
Projektdaten:
Autoren:
Bauherr: OÖ Gesundheits- und Spitals-AG | Architektur: fasch&fuchs.ZT-gmbh | Projektpartner:
Lukas Schumacher | Statik: Heintzel & Partner Tragwerksplanung | Örtliche Bauaufsicht: Fichtner
Bauconsulting | Haustechnik: Wagner + Partner ZT. GmbH | Bauphysik: Dr. Pfeiler GmbH | Baufirma:
Arge Kieninger GmbH + Bilfinger Berger BaugesmbH | Fertigteilspannbetondecken: Peikko Austria |
Landschaftsplanung: idealice Landschaftsarchitektur | Wettbewerb: 2005 – 1. Preis | Planung: 2005–
2009 | Fertigstellung: 08/2009 | Bruttogrundfläche: 31.682,75 m2 | Bruttorauminhalt: 113.284 m3 |
Errichtungskosten: 47,5 Mio. Euro
architekten | fasch&fuchs.ZT-gmbh
hemma fasch und jakob fuchs
www.faschundfuchs.com
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DI Karin Tschavgova
www.architektouren-graz.at
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