Stolpersteine in Gedenken an ermordete Kinder

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Stolpersteinverlegung in Gedenken an Heinke
Hoffmann und Antje Hinrichs
Am 2. Dezember 2015 verlegte Gunter Demnig in Gedenken an die durch EuthanasieUntersuchungen in der Kinderfachabteilung des Krankenhauses Hamburg – Rothenburgsort
ermordeten Kinder zwei Stolpersteine in Meldorf.
An Heinke Hoffmann erinnert ein Stolperstein in der Österstraße
6, vor der Wohnstätte unserer Stiftung. Warum dort? Heinke
wurde am 22.12.1939 im Meldorfer Krankenhaus, d.h. den
heutigen Räumlichkeiten unserer Wohnstätte, geboren. Heinke
wohnte mit ihren Eltern in Burg. Ihr Vater war
Handwerksmeister. Sie hatte einen sog. Wasserkopf und wurde
dem Reichsausschuss gemeldet. Die Tätigkeit des
Reichsausschusses zur wissenschaftlichen Erfassung erb- und
anlagebedingter schwerer Leiden, war auf die Tötung von
Säuglingen und Kleinkindern mit schweren Behinderungen gerichtet, die bei ihren Eltern
lebten.
Sie sollten bis zum Alter von 3 Jahren gemeldet, erfasst und in geeigneten Einrichtungen
beobachtet werden, bis eine Entscheidung getroffen wurde, ob sie weiterleben durften oder
getötet werden sollten. Im Oktober 1941 wurde Heinke im Krankenhaus HamburgRothenburgsort „behandelt“. Aus dem Rückenmarkskanal dieses nicht mal 2 Jahre alten
Mädchens wurde die körpereigene Flüssigkeit abgelassen und eine Luftfüllung
vorgenommen. Heinke verstarb in Folge dieser gefährlichen Untersuchung am 7. November
1941. Sie wurde ein Jahr und zehn Monate alt.
Der zweite Stolperstein erinnert an Antje Hinrichs. Antje Hinrichs
wurde am 16.01.1940 in Hamburg geboren. Nach der Zerstörung der
elterlichen Wohnung bei einem Feuersturm durch die Alliierten im Juli
1943 fand die Mutter mit Antje und ihren beiden Geschwistern in der
Meldorfer Grabenstraße 4 Unterkunft.
Antje hatte eine geistige Behinderung. Sie entwickelte sich
langsamer als andere Kinder. Sie spielte gerne, hatte ein
freundliches, umgängliches Wesen, kannte ihren Namen, ihre
Umgebung.
Quelle: Staatsarchiv Hamburg
Der Meldorfer Arzt Hans Behrends wies die inzwischen fast 4-jährige Antje zur Beobachtung
in die „Alsterdorfer Anstalten“ ein. Verfügt vom Reichsausschuss wurde sie am 28.06.1944 –
wie auch Heinke – in das Kinder-krankenhaus Rothenburgsort verlegt. In der Folgezeit
wechselte sie zwischen den „Alterdorfer Anstalten“ und dem Krankenhaus hin und her, da
noch nicht fest stand, wie weiter mit ihr verfahren werden sollte. Infolge einer Hausinfektion
erkrankte sie an Scharlach. Trotz ihrer akuten Infektion wurden an Antje weitere quälende
Untersuchungen durchgeführt.
Am 27. Oktober 1944 wurde Antje durch eine Luminalspritze ermordet. Sie wurde vier Jahre
und zehn Monate alt.
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Ein Stolperstein in der Grabenstraße 4 – vor dem Geschäft und mit Zustimmung von Familie
Jannsen – erinnert an Antje Hinrichs.
Was über die kurze Lebensgeschichte beider Kinder bekannt
ist, beruht auf Recherchen der Biographieforscherin Hildegard
Thevs sowie Nachforschungen in hiesigen Archiven.
Zur Vertiefung empfehlen wir die „Biographische Spurensuche
– Stolpersteine in Hamburg Rothenburgsort“ von Hildegard
Thevs, ISBN: 978-3-929728-43-9, das bei der Landeszentrale
für politische Bildung für 3€ erworben werden kann.
Sie sind herzlich eingeladen, die Stolpersteine zu besuchen –
und weitere Menschen auf die Geschichte der Kinder aufmerksam zu machen. Lassen Sie
uns wach bleiben, in der Diskussion um gesellschaftliche Werte, Leistungsmaßstäbe und
ihre Bewertung!
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