Traudel Lindauer: »Vergissmeinnicht« Preisverleihung mit Agnete Bauer-Ratzel (von links), Birgit Werner, Traudel Lindauer, Mäzenin Elke G. Oschmann, Kirsten Plank und Prof. Ulrike Rosenbach. GEA-FOTOS: STRÖHLE Nadja Recknagel: »Wesen« Kirsten Plank: »Kassiopeia« (Halsschmuck) Simone Fezer: »Auswüchse« Objekt aus Glas und Draht von Birgit Werner Gedok – Künstlerinnenvereinigung zeichnet im Rahmen ihrer Bundestagung in Reutlingen Angewandte Kunst aus Große Nähe zur Bildenden Kunst VON CHRISTOPH B. STRÖHLE REUTLINGEN. Einen überraschend experimentellen Charakter, was Material, Technik und Funktion angeht, haben die Exponate, die derzeit in der Städtischen Galerie in der Reutlinger Eberhardstraße zu sehen sind. Sie stammen von 27 Mitgliedern der Künstlerinnen- und Kunstförderergemeinschaft Gedok, die sich um den »Gedok FormART 2015 Klaus Oschmann Preis« beworben haben. »Oft überlappen sich die Ansätze von Angewandter Kunst und Bildender Kunst so stark, dass das eine mit dem anderen verschmilzt«, betonte die Präsidentin des Gedok-Bundesverbands Prof. Ulrike Rosenbach am Freitagabend anlässlich der Preisverleihung im kleinen Saal der Reutlinger Stadthalle. Der mit 6 000 Euro ausgestattete Preis für Angewandte Kunst (hinzu kommen 4 000 Euro für den Ausstellungskatalog) ging zu gleichen Teilen an Traudel Lindauer (Gedok Bonn), Birgit Werner (Gedok Stuttgart) und Kirsten Plank (Gedok München). Überreicht wurden die Auszeichnungen von der Preisstifterin Elke G. Oschmann. Vernissage und Preisverleihung waren Bestandteil der Gedok-Bundestagung in Reutlingen, die am Sonntag zu Ende ging. Es war die zweite Tagung dieser Art – die erste war im Jahr 2000 – in der Achalmstadt. Ein Kleid aus Vergissmeinnicht Oberbürgermeisterin Barbara Bosch sprach in ihrem Grußwort den Künstlerinnen und Kunstförderern aus dem ganzen Bundesgebiet Mut zu. »Wenn man auf männertypische Branchen und Gesellschaftsbereiche schaut, dann wissen wir, dass man einen langen Atem braucht, damit die Dinge sich nach vorn entwickeln«, sagte sie. »Wenn es Ihnen ein Trost ist: Das ist in meiner eigenen Branche – Oberbürgermeisterinnen – noch schwieriger als bei vielem.« Für die Zukunft bleibe viel zu tun. Bosch erinnerte daran, dass die Gedok Reutlingen seit ihrer Gründung im Jahr 1951 das kulturelle Leben in Stadt und Region »ganz entscheidend mitprägt«, etwa mit Jahresausstellungen, Atelierbesuchen, Werkstattgesprächen, Kunstfahrten, Lesungen, Konzerten oder Symposien. Agnete Bauer-Ratzel, erste Vorsitzende der Gedok Reutlingen, begrüßte besonders auch die anwesenden Mitglieder des Reutlinger Gemeinderats. »Sie sind wichtig«, sagte sie, »denn der Gemeinderat entscheidet letztendlich über das Wohl und Wehe, die Höhe oder Tiefe des städtischen Kunstetats.« Nähere Ausführungen dazu machte BauerRatzel nicht, doch ging ihr Dank an die Städtische Galerie als Ausstellungskooperationspartner. In ihrer Laudatio hob Barbara Hattrup, Bundesfachbeirätin für Angewandte Kunst im Vorstand der Gedok, auf den Einfallsreichtum der ausgezeichneten Art-Designerinnen ab. Traudel Lindauer, Jahrgang 1942, gelernte Modedesignerin, hat Vergissmeinnichtpflanzen gepresst und zwischen zwei Plexiglasscheiben fixiert. Ein wunderbar luftiges, nicht tragbares Kleid ist so entstanden. Birgit Werner, Jahrgang 1966, ursprünglich als Glasdesignerin ausgebildet, nimmt Gebrauchsgegenstände wie Telefon, Bügeleisen oder Zitronenpresse als plastische Vorlagen für durchsichtige, aus Glas und Draht hergestellte Skulpturen. Die Arbeiten sind mundgeblasen. Kirsten Plank, Jahrgang 1974, ist ausgebildete Goldschmiedin. Ihren Halsschmuck aus Bronze und Pigmenten »Kassiopeia« kann man zusammengefaltet auch an der Wand präsentieren. Eine Kette, die sie am Veranstaltungstag trug, lässt sich auf dem Tisch zu einer Stadt im Miniaturformat arrangieren. 84 Einreichungen für den Preis gab es. Die Gedok hat bundesweit etwa 2 800 Mitglieder, rund 400 im Bereich Angwandte Kunst. (GEA)