ERASMUS Semester 2012 in Oslo Als ich die Nachricht erhielt, dass

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ERASMUS Semester 2012 in Oslo
Als ich die Nachricht erhielt, dass ich mein Auslandssemester im Herbst 2012 in Oslo
verbringen könnte, kamen viele Fragen auf. Die beiden wichtigsten waren: „Kann ich mir fünf
Monate in Norwegen tatsächlich leisten“ und „Ist ein Auslandssemester im nichtenglischsprachigen Raum überhaupt sinnvoll für mein Studium?“ Aus heutiger Perspektive
bleibt zu sagen, dass ein Semester in Norwegen durchaus einen Angriff auf eventuelle
Ersparnisse bedeutet und dass das großteils hervorragende Englisch der Norweger und die
extreme Konzentration von „international students“ in den Studentenwohnheimen großartige
Bedingungen darstellen, sein Englisch zu verbessern.
Da der finanzielle Aspekt wohl auch für die meisten zukünftigen ERASMUS Studenten
besonders relevant sein dürfte, möchte ich hierzu ins Detail gehen. Bereits die Monatsmiete in
Kringsjå (neben Sogn das wohl günstigste und am stärksten auf international students
ausgelegte Wohnheim) betrug umgerechnet ca. 450 Euro. Die Monatskarte für die
öffentlichen Verkehrsmittel zum Studententarif liegt bei weiteren ca. 50 Euro. Die laufenden
Kosten in Norwegen waren damit also bei ca. 500 Euro, denen 170 Euro monatliche
ERASMUS Förderung gegenüberstanden. Auch für Lebensmittel muss deutlich mehr Geld
einkalkuliert werden, als in Deutschland. Insgesamt belaufen sich die durchschnittlichen
Lebenshaltungskosten in Norwegen wohl auf 800-1000 Euro im Monat. Ich persönlich habe
hierfür den Großteil meiner Ersparnisse aufgebraucht und bereue nichts, da die Austauschzeit
mein Leben unfassbar positiv geprägt hat.
Wie bereits angesprochen, gibt es mit Sogn und Kringsjå zwei Wohnheime in Oslo, in denen
überwiegend ausländische Studenten untergebracht werden. Ich empfehle jedem, sich für
diese beiden Wohnheime zu bewerben, da man dort am schnellsten viele internationals
kennen lernt und somit recht selbstverständlich Englisch gesprochen wird. Da alle
Austauschstudenten im Prinzip dieselbe Ausgangssituation haben und man in Sogn und
Kringsjå Gemeinschaftsküchen teilt, lernt man wirklich schnell Leute kennen. Beide
Wohnheime haben ihre Vorzüge. Kringsjå liegt ein wenig weiter außerhalb als Sogn, bietet
jedoch gerade deshalb tolle Möglichkeiten für Sportler und Wanderlustige. Direkt neben
Kringsjå befindet sich die Sporthochschule Oslo mit umfangreichem Leistungszentrum, das
unter anderem eine Vielzahl von Fußballplätzen mit Kunst- wie Naturrasen, ein Kunsteisfeld
und einen Leichtathletikring bietet. Die Fußballplätze und die Eisfläche dürfen zwischen den
offiziellen Belegzeiten frei genutzt werden, wodurch ich persönlich in den Genuss kam, zwei
Mal die Woche in internationalem Kreise Eishockey zu spielen. Auch Fußball wurde von den
internationals regelmäßig gespielt. Ebenfalls zu erwähnen ist Sognsvann, welcher ca. fünf
Gehminuten von Kringsjå entfernt liegt. Sognsvann ist ein wunderschöner See, um den herum
eine 3km lange Joggingstrecke führt. Des Weiteren können von hier aus viele Wanderrouten
gestartet werden und die Lichtverschmutzung ist um den See herum gering genug, um bei
entsprechenden Umständen die Nordlichter zu sehen.
Sogn hingegen liegt ein wenig näher am Zentrum und bei der Universität als Kringsjå,
allerdings sind die eigentlichen Wohnungen ca. 10 Gehminuten von der nächsten TbaneStation entfernt. Diese Station wird von drei Linien bedient, worin ein weiterer Vorteil
gegenüber Kringsjå liegt (nur eine Linie, was einen 15-Minuten-Rhythmus bedeutet).
Die Wohnbedingungen selbst sind in beiden Wohnheimen sehr ähnlich. Hauptunterschied ist,
dass in Kringsjå jeweils zwei Leute ein Bad und sieben Leute eine Küche teilen während sich
in Sogn sieben Personen sowohl Küche als auch Bad teilen.
Die Stadt Oslo ist mit gut 600.000 Einwohnern für eine Hauptstadt eher überschaubar und hat
ihren Charme klar in der Verbindung von Großstadt und ländlichem Flair. Geht man zu einem
der vielen guten Ausblickspunkte in und um Oslo, erkennt man wie viele Grünflächen es gibt.
Einen kleinen Ausflug wert ist hierbei definitiv Vettakollen, eine Lichtung auf einem der
höchsten Hügel um Oslo, von wo aus man einen phantastischen Blick über die Stadt und auf
den Fjord hat. Diesen Punkt erreicht man mit der Tbane (Station Vettakollen) und einem
Fußweg von 20-30 Minuten.
Wie bereits angesprochen bietet Oslo gute Bedingungen für Sportbegeisterte. Eine
Semestermitgliedschaft für Studenten in den vier Fitnessstudios des dortigen Studentenwerks
„sio“ kostet umgerechnet ca. 110 Euro. Domus Athletica, das Größte der vier Studios befindet
sich ganz in der Nähe vom Wohnheim Sogn und auch auf dem Campus, Blindern, ist ein
weiteres Studio. In beiden kann man neben Krafttraining auch an Kursen teilnehmen und
Sportarten wie Volleyball, Floorball, Basketball usw. ausüben. Im Domus Athletica ist
zusätzlich ein Hallenbad enthalten.
Tipps zu den alltäglichen Einkäufen gibt es ebenfalls. Fleisch und Milchprodukte sind im
Allgemeinen sehr teuer in Norwegen. Freitags und samstags gibt es allerdings in der überall
auffindbaren Supermarktkette „Kiwi“ jede Woche eine Sorte Fleisch zu erschwinglichen
Preisen. Viel Geld kann man des Weiteren sparen, wenn man mit der Tbane die Reise in die
Innenstadt bis zur Station Grønland auf sich nimmt, um dort frisches Obst und Gemüse viel
günstiger zu erstehen, als im Supermarkt. Auch Brot und einige östliche Spezialitäten sind
dort relativ günstig zu bekommen.
Für Reiselustige ist Oslo definitiv ein gutes Pflaster. Es gibt Fernbusse in fast alle größeren
skandinavischen Städte, so habe ich persönlich Kurztrips nach Stockholm und Göteborg
gemacht, während ich nach Kopenhagen mit dem Schiff gekommen bin. Der Flughafen
Rygge wird von Ryan Air bedient und Flüge nach Polen und Berlin sind fast permanent für
unter 20 Euro zu finden. Sehr zu empfehlen ist die Website www.drungli.com. Hier gibt man
nur den Abflugort und ein Wunschdatum ein und bekommt die günstigsten Reiseziele für den
entsprechenden Zeitraum serviert. Dies ist eine tolle Möglichkeit, etwas von Europa zu sehen
und gleichzeitig die Gelegenheit, zollfrei einzukaufen. Gerade in Bezug auf Genussmittel wie
Tabak und Alkohol lohnt sich dies definitiv. Das günstigste Bier in einem norwegischen
Supermarkt kostet umgerechnet ca. drei Euro pro halbem Liter. Nicht ganz günstig sind die
Inlandsflüge in den hohen Norden, dennoch kann ich auch aus meiner Erfahrung von der
Reise nach Tromsø (Retourticket ca. 150 Euro) jedem Oslo-Austauschstudenten nur raten,
diese Gelegenheit zu ergreifen. Dort habe ich beim Hundeschlittenfahren die Nordlichter
gesehen, eine andere Gruppe Bekannter von mir hat zusätzlich noch Wale in freier Wildbahn
beobachten können und die Fjordlandschaft um Tromsø herum ist ohnehin atemberaubend.
Auch die exotischen Tageslichtverhältnisse so weit im Norden sind eine besondere Erfahrung,
als ich Ende November in Tromsø war, gab es noch ca. 2,5 Stunden Tageslicht. Hierbei kann
ich übrigens Entwarnung für Oslo selbst geben, hier war der Unterschied zu Deutschland
zwar bemerken, aber wirklich nur geringfügig (Tromsø liegt ca. 1600km nördlich von Oslo).
Ich hoffe, dass dieser Bericht einige Fragen beantworten kann, die bei grundsätzlich
Interessierten aufkommen dürften und ich wünsche allen, die in der Zukunft noch ihren Weg
nach Oslo finden, dass sie eine annähernd so tolle Zeit haben, wie ich sie hatte.
Max Thürl
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