Einleitung - Bildungsportal Sachsen

Werbung
Inhaltsverzeichnis
Einleitung ................................................................................................................................... 3
1. Körperhaltung ........................................................................................................................ 4
2. Bewegungsraum ..................................................................................................................... 4
3. Dirigentische Bewegung ........................................................................................................ 4
3.1. Anlaufphase..................................................................................................................... 4
3.2. Fixierpunkt ...................................................................................................................... 5
3.3. Rückfederung .................................................................................................................. 5
4. Grundbilder ............................................................................................................................ 5
5. Vorbereitungsbewegung und Einsatz..................................................................................... 9
5.1. Bereitschaftsstellung ....................................................................................................... 9
5.2. Vorbereitungsbewegung ................................................................................................. 9
5.3. Anwendung ..................................................................................................................... 9
5.3.1. Einsatz auf der metrischen Einheit .......................................................................... 9
5.3.2.
Einsatz innerhalb der metrischen Einheiten ....................................................... 9
5.3.3.
Schlussbemerkungen........................................................................................ 10
6. Abschluss ......................................................................................................................... 10
6.1. Teile der Abschlussbewegung ................................................................................. 10
6.1.1.
Haltephase ........................................................................................................ 11
6.1.2.
Vorbereitungsbewegung zur Schlussstellung .................................................. 11
6.1.3.
Abschlussstellung ............................................................................................ 11
6.2. Anwendung .............................................................................................................. 11
6.3. Differenzierungen der Abschlussbewegung ................................................................. 12
6.3.1. Abschlüsse im Verlauf des Stückes ....................................................................... 12
5.3.2.
Abschlüsse am Ende des Stückes .................................................................... 12
6.4. Fermaten .................................................................................................................. 13
6.4.2. Fermaten mit nachfolgendem Phrasierungseinschnitt ........................................... 14
6.4.3. Fermaten ohne nachfolgendem Phrasierungseinschnitt ......................................... 14
7. Unterteilungen.................................................................................................................. 14
7.1. Einfache Unterteilung .............................................................................................. 15
7.2. Doppelte Unterteilung .............................................................................................. 15
7.3. Einfache und doppelte Unterteilung als Kombination ............................................. 15
7.4. Takteinteilungsmöglichkeiten .................................................................................. 16
8. Zusammenfassungen und Teilzusammenfassungen ........................................................ 16
8.1. Zusammenfassungen ................................................................................................ 16
8.2. Teilzusammenfassungen ............................................................................................... 17
9. weitere Differenzierung des Dirigierbildes ...................................................................... 18
9.1. Halt im Fixierpunkt .................................................................................................. 18
10.
Arbeit mit einer Partitur ............................................................................................... 18
10.1. Notation von Chorsätzen a - cappella ...................................................................... 19
10.2. Notation von Chorsätzen mit Solisten und instrumentaler Begleitung .................... 19
10.3. Orchesterpartitur ......................................................................................................... 19
10.4. Einzeichnungen ........................................................................................................ 20
10.5. Aneignung einer Partitur .......................................................................................... 21
11. Der Kanon .......................................................................................................................... 22
11.1 Historisches zum Kanon .............................................................................................. 22
11.2. Einteilungsmöglichkeiten und Bestimmungsmomente des Kanons ........................ 23
11.3. Dirigieren von Kanons ................................................................................................ 25
11.3.1. Schlussvarianten .............................................................................................. 25
11.3.2. Dirigat von Kanonabschlüssen......................................................................... 26
1
12.
Hinweise zur Probenmethodik ..................................................................................... 26
13. Grundlagen für die Bewertung von Prüfungsleistungen .................................................... 29
2
Einleitung
Die Ausbildung in den Disziplinen Chor- und Ensembleleitung hat das Ziel, die zukünftigen Musikerzieher mit dem Wissen und Können auszurüsten, das sie befähigt:
 den Klassengesang im Rahmen des Musikunterrichts entsprechend den Lehrplananforderungen zu leiten, ihn ständig zu verbessern, dabei die Singefähigkeit der Schüler zu entwickeln
und verantwortungsbewusst zu ihrer gesunden stimmlichen Entwicklung beizutragen
 vokale und instrumentale Musiziergruppen künstlerisch zu beraten und anzuleiten
Folgende Mindestanforderungen an Kenntnissen und Fähigkeiten der Studierenden werden am
Ende der Ausbildung im Fach Chor- und Ensembleleitung verlangt:
 Der Student muss in der für ihn günstigsten Stimmlage richtig und musikalisch fehlerfrei vorsingen können, er kann sich selbständig korrigieren
 Er kann Stimmbildungsübungen sinnvoll auswählen, sie demonstrieren und mit ihnen arbeiten. Er kann grobe stimmliche Fehlleistungen der Chorsänger diagnostizieren und korrigieren
 Bei der Einstudierung mehrstimmiger Kompositionen ist der Student in der Lage, auftretende
tonal-melodische, harmonische, metrisch-rhythmische und textliche Fehler zu erkennen und
zu beheben
 Er muss in der Probe die Stimmgabel sicher benutzen können, auch wenn der Chor beim Singen detoniert
 Der Student beherrscht die dirigentischen Grundlagen. Er kann sich bei auftretenden Fehlern
selbständig korrigieren und bemüht sich um Gestaltungsansätze
3
1. Körperhaltung
Die Körperhaltung eines Dirigenten beim Dirigieren ist gekennzeichnet durch:
 leichte Schrittstellung
 Körpergewicht auf den Fußballen
 Wirbelsäulenstreckhaltung
 aufrechten Oberkörper
 unverspannte Schultern
 Blick zum Chor.
Eür die Bereitschaftsstellung die vor der Vorbereitungsbewegung erfolgt, gilt weiterhin:
 Arme und Hände aus physiologischer Ruhehaltung nach vorn, die Bewegung erfolgt nur aus
dem Schultergelenk
 Hände befinden sich etwa in Höhe des Zwerchfells, Ellenbogen sind beim Blick nach vorn in
den Augenwinkeln noch zu sehen.
2. Bewegungsraum
Der Bewegungsraum der Hände gleicht einer vorgestellten Halbkugel, die vor dem Körper des
Dirigenten gedacht ist und deren äußere Maße in der Regel die Gürtellinie nicht unter- und die
Augenhöhe nicht überschreiten. Der Mittelpunkt dieser gedachten Halbkugel ist das Bewegungszentrum.
Die sinnvolle Ausnutzung des Bewegungsraumes ist eine wesentliche Voraussetzung zur wirkungsvollen und differenzierbaren Dirigierbewegung. Er sollte zur Gestaltung eines spannungsvollen und intensiven Dirigats in seiner Gesamtheit genutzt werden.
Differenzierungen der Dirigierbewegung sind durch den bewussten Einsatz von Oberarm-, Ellenbogen-, Hand- und Fingergelenken möglich.
3. Dirigentische Bewegung
Die dirigentische Bewegung besteht aus 3 Phasen:
a)Anlaufphase (Weg zum Fixierpunkt)
b)Fixierpunkt (FP)
c)Rückfederung (Weg vom Fixierpunkt weg)
3.1.
Anlaufphase
Die Anlaufphase ist der Weg zum Fixierpunkt.
Je nach Ausdrucksforderung kann die Anlaufphase
 lang, kurz,
 schnell, langsam,
 beschleunigend, verzögernd ausgeführt werden.
Sie kann auch entfallen.
4
3.2. Fixierpunkt
Der Fixierpunkt ist der Punkt im Dirigat, an dem die Zählzeit gilt. Gleichzeitig beginnt oder endet in ihm eine metrische Einheit. Je nach Charakter des Stückes kann der Fixierpunkt sehr
weich bis sehr hart dirigiert werden.
Es gibt folgende Möglichkeiten, Fixierpunkte zu bilden:
Eine metrische Einheit ist die Größe, in der eine dirigentische Bewegung in der Folge Fixierpunkt -Rückfederung - Anlaufphase - Fixierpunkt ausgeführt wird. In vielen Fällen entspricht die
metrische Einheit einer Zählzeit im Takt.
3.3. Rückfederung
Die Rückfederung ist der Weg vom Fixierpunkt weg. Sie kann, ebenso wie die Anlaufphase
 lang, kurz,
 schnell, langsam,
 beschleunigend, verzögernd ausgeführt werden.
Sie kann auch entfallen.
4. Grundbilder
Grundbilder sind sinnvolle Verbindungen von dirigentischen Bewegungen. Jede Zählzeit eines
Taktes erhält dabei eine dirigentische Bewegung. Sie sind nach der Anzahl der Fixierpunkte eines Taktes nummeriert, die Buchstaben bei den Grundbildern 5 und 7 zeigen unterschiedliche
Betonungsvarianten.
Mit den römischen Ziffern werden die unterschiedlichen Dirigierebenen bezeichnet.
Für die Ausführung von Dirigierbildern gilt grundsätzlich:
betonte Zählzeit
unbetonte Zählzeit
=
=
langer Weg
kurzer Weg
5
die erste Zählzeit
die letzte Zählzeit
betonte Zählzeit
=
=
=
geht immer senkrecht nach unten
geht immer nach oben
Richtungsänderung

Die Hauptbetonung eines Taktes (1) bekommt prinzipiell die tiefste Stelle eines Dirigierbildes zugewiesen (Ebene I).
 Die metrische Einheit vor der Hauptbetonung bekommt die höchste Dirigierebene
(Ebene III).
 Nach einer betonten Zählzeit folgen mindestens eine , höchstens aber zwei unbetonte
Zählzeiten.
 Alle anderen metrischen Einheiten befinden sich auf der Dirigierebene II und sind in ihrer
Höhe differenziert.
Folgende Dirigierbilder werden von Frischmuth / Fredrich empfohlen. Hier wird deutlich, dass
die metrische Einheit genau in der Spitze der Bewegung gilt. Kurt Thomas arbeitet mit Verdickungen in den Bildern, hier ist nicht klar definiert, wann die metrische Einheit gilt.
Ericsons Dirigierbilder sehen anders aus, als die von Frischmuth und Fredrich, beim Dirigieren
wird aber sehr schnell deutlich, dass genau die gleichen Bewegungsabläufe stattfinden.
(Hinweis: Es empfiehlt sich. bei der Beschäftigung mit den Grundbildern in folgender Reihenfolge vorzugehen: Grundbild 3; 4; 2; 1; 6; 5; 7 )
6
7
Ericsson „choral conducting“
8
5. Vorbereitungsbewegung und Einsatz
Der Einsatz ist die Reaktion des Chores auf die Vorbereitungsbewegung des Dirigenten. Die
Vorbereitungsbewegung erfolgt am Anfang des Stückes aus der Bereitschaftsstellung.
5.1. Bereitschaftsstellung
Sie wurde bereits im Kapitel „1. Körperhaltung“ beschrieben.
Bereitschaftsstellung und Bewegung dorthin lassen bereits durch die entsprechende Mimik des
Chorleiters auf den Charakter des folgenden Stückes schließen.
Sie bereitet den Sänger spannungsmäßig auf das Werk vor und stellt ihn innerlich darauf ein.
Gleichzeitig ist sie eine Ruhe- und Konzentrationsphase.
Erklärungen, Hinweise, Ermahnungen und überflüssige Bewegungen sind zu vermeiden.
Mit der Vorbereitungsbewegung sollte erst begonnen werden, wenn durch den Chor der Charakter des zu interpretierenden Werkes geboten wird. Auch die Zuhörer sollten in eine gewisse
Spannung versetzt sein.
5.2. Vorbereitungsbewegung
Sie ist eine Absprungbewegung aus der Bereitschaftsstellung.
Sie beginnt in der metrischen Einheit vor Beginn des Stückes und sollte folgende Komponenten
enthalten:
Metrum
Charakter des Stückes
Lautstärke
Anlaut
Atemimpuls
5.3. Anwendung
5.3.1. Einsatz auf der metrischen Einheit
5.3.2. Einsatz innerhalb der metrischen Einheiten
In vielen Liedern kommt es vor, dass der Einsatz nicht im Fixierpunkt der festgelegten metrischen Einheit erfolgt, sondern innerhalb dieser. Ganz besonders häufig tritt das bei Liedern auf,
die im 4/4-Takt notiert sind, aber alla breve ausgeführt werden. Das ist z.B. oft bei deutschen
Volksliedern der Fall.
Folgendes Vorgehen ist empfehlenswert:
 Festlegen der metrischen Einheit (muss nicht mit der Zählzeit übereinstimmen)
 Festlegen des Dirigierbildes
 Festlegen. in welchem Fixierpunkt die Vorbereitungsbewegung beginnt
 Dirigieren
Es ist darauf zu achten, dass sich die für die Vorbereitungsbewegung zur Verfügung stehende
Zeit verkürzt, die Vorbereitungsbewegung muss also äußerst präzise erfolgen. Der Einsatz des
Chores liegt vor dem nächsten Fixierpunkt.
9
Zur Erleichterung besonders schnell auszuführender Vorbereitungsbewegungen dieser Struktur
ist es möglich, eine weitere metrische Einheit als passive Vorbereitung mit einer kleinen Bewegung vorzugeben. Damit wird erreicht, dass das Metrum genau erfasst wird. Im letzten Beispiel
würde also die 1 vorgezählt und durch eine kleine präzise Bewegung aus dem Handgelenk (eventuell nur eines Armes) sichtbar gemacht. Diese geht dann im Fixierpunkt der 2 in die aktive Vorbereitungsbewegung über, die auch den nötigen Atemimpuls bekommt. Dieser darf keinesfalls
schon auf der informativen metrischen Einheit gegeben werden, da das der Vorbereitungsbewegung gleichkäme und der Chor einsetzen würde.
Eine weitere Möglichkeit, die besonders bei 3er Strukturen Anwendung findet und ebenfalls für
schnell auszuführende Einsätze anwendbar ist, ist die, in einen Fixierpunkt "hineinzufallen". In
diesen Fall wird also nicht mit dem Fixierpunkt der ersten metrischen Einheit begonnen. Es erfolgt eine informative Bewegung als Anlaufphase zum Fixierpunkt. Die Vorbereitungsbewegung
wird dann, wie beschrieben, ausgeführt.
5.3.3. Schlussbemerkungen
Mit dem unter 5. dargestellten Modell für Vorbereitungsbewegungen können alle Liedanfänge
der vorhandenen Literatur dirigiert werden. Darüber hinaus ist es damit möglich, sämtliche Einsätze innerhalb eines Stückes sowie alle anderen notwendigen Impulse zu dirigieren. Im Stück
entfällt in der Regel die Bereitschaftsstellung. Der Dirigent gibt alle Impulse (mit Ausnahme
bestimmter "subito-Effekte" im Fixierpunkt der vorhergehenden metrischen Einheit. Das gilt für
Einsätze in verschiedenen Stimmen oder für den gesamten Chor genauso wie für Atemzäsuren
oder bestimmte Phrasierungen. dynamische Impulse oder Veränderungen in Charakter des Stückes. Lieder können oft in verschiedenartigen Tempi dirigiert werden. Für den Chorleiter wird in
diesem Zusammenhang bedeutsam. die dem gemäß seiner Interpretationsabsicht gewählten
Tempo entsprechende metrische Einheit genau zu bestimmen und hiervon die Art der Vorbereitungsbewegung exakt abzuleiten. Die Nichtbeachtung der Reihenfolge:
Tempowahl - Bestimmung der metrischen Einheit - Festlegung der Vorbereitungsbewegung führt
meist zu unüberlegten und dadurch unexakten Einsätzen.
6.
Abschluss
Die Abschlussbewegung wird sowohl am Ende eines Stückes als auch im Stück selbst angewandt. Das nachfolgend erläuterte Prinzip der Abschlüsse gilt auch für die im Kapitel 9 behandelte weitere Differenzierung der Dirigierbewegung durch rhythmusabhängiges Dirigat.
Die Abschlussbewegung des Dirigenten ist in ihrer Ausführung davon abhängig, ob sie am Ende
eines Stückes oder in Stück ausgeführt wird, Trifft letzteres zu, unterscheidet man nochmals zwischen einem Phrasierungseinschnitt (beispielsweise bei einer Atemzäsur) und einer nachfolgenden Pause.
6.1.
Teile der Abschlussbewegung
Die Abschlussbewegung umfasst eine metrische Einheit. Sie beginnt und endet jeweils in einem
Fixierpunkt und besteht aus folgenden Teilen:
10
1
2
3
.
Haltephase im FP des Schlussakkordes
Vorbereitungsbewegung (entspricht einer metr. Einheit)
Abschlussstellung im Fixierpunkt
6.1.1. Haltephase
Die Haltephase wird dann notwendig. wenn der betreffende Schlusston länger als die gewählte
metrische Einheit ist. Sie entfällt dann, wenn der Notenwert des Schlusstones genauso groß oder
kleiner als die gewählte metrische Einheit ist. In diesem Fall geht das Dirigat sofort in die Vorbereitungsbewegung zur Abschlussstellung über. Er kann auch im Fixierpunkt oder der Rückfederung enden.
6.1.2. Vorbereitungsbewegung zur Schlussstellung
Die Vorbereitungsbewegung entspricht einer vollen metrischen Einheit und erhält den Charakter
der Schlusswendung. Entscheidend ist ein eindeutiger Impuls, der ohne Umwege zur Abschlussstellung führt. Dynamische Veränderungen innerhalb eines Schlusstons werden ebenso in den
Charakter der Vorbereitungsbewegung einbezogen wie Ritardandi oder Accelerandi.
6.1.3. Abschlussstellung
Die Abschlussstellung gibt den Schlusspunkt der Abschlussbewegung an. Sie ist abhängig vom
Abschlusslaut. Ist das Stück beendet oder folgt eine längere Pause (z.B. am Strophen-ende), so ist
es notwendig, in dieser Abschlussstellung einige Zeit zu verbleiben, um die Spannung des Stückes ausklingen zu lassen. Die Abschlussstellung entfällt bei Phrasierungseinschnitten.
6.2.
Anwendung
Folgendes Vorgehen wird empfohlen:




Festlegen, in welchem FP die Abschlussstellung erfolgt
Festlegen, in welchem FP die Abschlussbewegung beginnt
Festlegen, ob und wann die Haltephase eingenommen werden kann
Dirigieren der Abschlussbewegung
11
6.3. Differenzierungen der Abschlussbewegung
6.3.1. Abschlüsse im Verlauf des Stückes
6.3.1.1. Abschlüsse mit nachfolgender Pause
Diese Form findet sehr häufig Anwendung bei Strophenliedern, wenn zwischen zwei Strophen
eine größere Pause entstehen soll.
Die Abschlussbewegung wird unter den genannten Bedingungen (6.1.) ausgeführt. Danach bleibt
der Dirigent in der Bereitschaftsstellung und gibt eine metr. Einheit vor Ende der Pause die neue
Vorbereitungsbewegung.
6.3.1.2. Abschlüsse mit nachfolgendem Phrasierungseinschnitt
Diese Form ist prinzipiell vor Atemzäsuren im Stück anwendbar, wenn der Abschluss die entsprechende Bedeutung erlangen soll (z.B. Explosivlaute) Sie wird aber ebenso in Strophenliedern
dann benötigt. wenn zwischen den Strophen keine Pause, sondern nur eine Atemzäsur entstehen
soll.
Die Abschlussbewegung wird unter den genannten Bedingungen (6.1.) ausgeführt. Es entfällt die
Abschlussstellung am Schluss, statt dessen wird an diese Stelle der Beginn der neuen Vorbereitungsbewegung mit Atemimpuls gesetzt.
Bei diesen Differenzierungen wird oftmals nur die linke Hand verwendet. Die rechte Hand dirigiert das Metrum weiter.
5.3.2. Abschlüsse am Ende des Stückes
Die Abschlüsse von Liedern und Chorwerken enden auf Konsonanten und Vokale. Insbesondere
wird bei den Konsonanten u.a. zwischen Explosivlauten (p, t, k, b, d, g) und Klingern unterschieden, die im Abschluss weit differenzierter zu dirigieren sind, als es nach dem bisher behandelten
Schema möglich ist.
Folgende Differenzierungen werden dem gerecht:
1.
Stehende Bewegung
Sie findet bei Explosivlauten (p, t, k, b, d, g) Anwendung. Der Laut ist im Moment seines Entstehens verklungen. Demzufolge bleibt die Dirigierbewegung stehen, sie bricht ab.
2.
Gefederte Bewegung
Sie findet bei allen anderen, außer den Explosivlauten, Anwendung und ist unterschiedlich intensiv. Grundprinzip ist hierbei, dass beim Erreichen der Abschlussstellung nachgefedert wird. Damit bekommt der Schlusslaut Entfaltungsmöglichkeit.
Um der angedeuteten Möglichkeit der Verlängerung des Schlusslautes zu entsprechen, wird folgende Differenzierung getroffen:
1.
einfache Bewegung
Sie entspricht dem bisher behandelten Modell. Die Länge des Schlusslautes und dessen Intensität
werden im Probenprozess geübt und bedürfen keiner dirigentischen Nuancierung.
12
2.
Doppelte Bewegung
Hier wird dem Abschlusslaut eine relativ lange Zeit eingeräumt. Es wird eine zweite Abschlussbewegung nötig. Das ist nur bei Klingern möglich.
Jede Abschlussbewegung kann nun entsprechend der oben dargestellten Möglichkeiten differenziert dirigiert werden. Folgende Varianten sind denkbar:
1.
gefedert / einfach
2.
stehend / einfach
3.
gefedert / doppelt
4.
stehend / doppelt
6.4.
Fermaten
Fermaten sind Stellen im Notentext, bei denen die entsprechende Note nach Belieben gehalten
werden kann. Über die Länge der Fermate entscheiden das Stück und die Interpretationsabsicht
des Dirigenten.
Das Metrum wird für die Zeit ihres Klanges außer Kraft gesetzt. In der Probenmethodik kommt
dem sicheren Beherrschen der Fermaten eine nicht geringe Bedeutung zu, werden doch viele
Stellen, an denen Klänge korrigiert , Intonationsübungen gearbeitet werden, auf Fermaten gesungen. Man unterscheidet drei Möglichkeiten der Fermatenbildung, wobei diese sich generell durch
die Verbindung mit den nachfolgenden Notenwerten unterscheiden:
1.
2.
3.
Fermate mit nachfolgender Pause vor neuem Einsatz
Fermate mit nachfolgendem Phrasierungseinschnitt
Fermate ohne nachfolgenden Phrasierungseinschnitt
Fermaten werden so abgeschlossen wie Notenwerte, die länger als eine metrische Einheit sind
(vgl. 6.1.). Entscheidend für das saubere Dirigat von Fermaten ist die eindeutige Vorbereitungsbewegung. Obwohl während der Haltephase das Metrum außer Kraft gesetzt ist, wird die Vorbereitungsbewegung zum Abschluss wieder im Metrum oder in entsprechend geforderten agogischen Veränderungen dirigiert.6.4.1. Fermaten mit nachfolgender Pause vor neuem Einsatz
13
6.4.2. Fermaten mit nachfolgendem Phrasierungseinschnitt
Mendelssohn: Zum Abendsegen
6.4.3. Fermaten ohne nachfolgendem Phrasierungseinschnitt
Wangenheim: Die Vogelhochzeit
Diese Variante entspricht den oben beschriebenen Probensituationen. Nach der Haltephase wird
in einer langsamen und ruhigen Bewegung der FP verlassen. Mit der Anlaufphase zur nächsten
Zählzeit wird das Dirigat wieder aktiv und bewirkt den Wechsel auf den nächsten Ton.
Der Chorleiter muss darauf achten, dass beim Übergang nicht geatmet wird. Er darf vor allem
nicht selbst atmen, sondern sollte vielmehr durch eine unterstützende Körperbewegung die Bindung zeigen.
7.
Unterteilungen
Es gibt Musikstücke, die aufgrund ihres langsamen Tempos nicht mehr mit den uns bekannten
Grundbildern dirigiert werden können, da die Zeitdauer für eine Anlaufphase, den Fixierpunkt
und die Rückfederung zu lang ist. Ebenso gibt es Probensituationen, in denen der Chor eine bestimmte Stelle im Studiertempo üben muss, um die Intonation oder musikalische Verläufe exakt
zu klären.
Die dirigentische Möglichkeit. die sich dem Chorleiter in solchen Situationen bietet, bezeichnen
wir als Unterteilung. Sie basiert darauf, dass die nächst kleinere metrische Einheit gewählt und
angewendet wird. Die unterteilte Nebenzählzeit bekommt dabei ebenso wie die Hauptzählzeit
14
eine vollständige Dirigierbewegung (Anlaufphase, Fixierpunkt und Rückfederung). Diese Form
der Unterteilung nennt man deshalb auch vollständige Unterteilung. Haupt- und Nebenzählzeit
werden dadurch unterschieden, dass die Nebenzählzeit den insgesamt kleineren Weg zugewiesen
bekommt.
Man unterscheidet bei den vollständigen Unterteilungen zwischen einfacher und doppelter Unterteilung.
7.1.
Einfache Unterteilung
Das Grundprinzip besteht darin, dass die Hauptzählzeit einmal unterteilt wird.
7.2.
Doppelte Unterteilung
Das Grundprinzip besteht darin, dass die Hauptzählzeit zweimal unterteilt wird. Damit ist es
möglich, Dreiergruppierungen (Triolen bzw. Strukturen des 6er-Taktes) zu dirigieren.
7.3.
Einfache und doppelte Unterteilung als Kombination
Beide Möglichkeiten der Unterteilung können kombiniert werden. Bei den Grundbildern 5 und 7
wurde das bereits in gewissem Sinne praktiziert:
15
7.4.
Takteinteilungsmöglichkeiten
Auf der Grundlage des Prinzips der einfachen und doppelte Unterteilung einer Zählzeit lassen
sich alle üblichen Taktstrukturen europäischer Musik einteilen. Entsprechend der unterschiedlichen Betonung der Zählzeiten in zeitgenössischer Musik bei alten Meistern, in Volksliedern und
Volkstänzen - auch anderer Völker - gelten folgende Grundprinzipien:
1.
2.
Einer betonten Zählzeit folgt mindestens eine unbetonte Zählzeit;
einer betonten Zählzeit folgen höchstens zwei unbetonte Zählzeiten.
Für das Festlegen und Üben eines entsprechenden Dirigierbildes gilt nun:
1.
Bestimmung der Betonung eines Taktes (meist zugleich der Textschwerpunkt)
2.
Anzahl der Betonungen gibt das zugrunde liegende Dirigierbild 1 - 7
3.
Festlegen der Zählzeiten
4.
Festlegen, ob nach einer betonten Zählzeit eine einfache oder doppelte Unterteilung
möglich ist.
5.
langsames Dirigieren des Bildes unter der Beachtung der Regel:
Betonung = langer Weg
Zu Beginn des Kapitels 7 wurde der Begriff "vollständige Unterteilung" eingeführt.
Aus Gründen der Vollständigkeit sei darauf verwiesen, dass auch andere Formen der Unterteilung möglich sind. Diese Formen werden als angedeutete Unterteilungen bezeichnet. Sie basieren auf Prinzip des Stehen Bleibens im Fixierpunkt und dem Wegfall von Anlaufphase bzw.
Rückfederung.
Weiterhin gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Unterteilungen mittels Hand- oder Fingergelenk
anzudeuten, wenn es die musikalische Situation erfordert.
8.
Zusammenfassungen und Teilzusammenfassungen
8.1.
Zusammenfassungen
In der Praxis begegnen uns Stücke, deren Tempo so schnell ist, dass eine exakte Ausführung des
Grundbildes nicht mehr möglich ist.
Deshalb müssen die entsprechenden metrischen Einheiten müssen größer gewählt werden, das
heißt, es werden mehrere Zählzeiten auf einer metrischen Einheit und damit einer dirigentischen
Bewegung zusammengefasst.
Als typische Beispiele für Zusammenfassungen können schnelle Walzer, die zwar im 3/4-Takt
stehen, aber generell im 1er-Bild dirigiert, und zahlreiche deutsche Volkslieder, die im 4/4-Takt
stehen, aber im ,,alle breve" dirigiert werden, genannt werden. Es gibt folgende Zusammenfassungen:
Zusammenfassung 1: -
entspricht dem Grundbild 1
Anwendung: schnelle 2, schnelle 3, sehr schnelle 4
Durch die zunehmende Anzahl der unbetonten Zählzeiten wird die Rückfederung jeweils größer
und langsamer.
Zusammenfassung 2: -
entspricht Grundbild 2
16
Anwendung: schnelle 4, schnelle 5, schnelle 6
Bei schnellen 5 ist darauf zu achten, dass die Rückfederungen der zwei dirigentischen Bewegungen unterschiedlich lang sein müssen!
Zusammenfassung 3: -
entspricht Grundbild 3
Anwendung: schnelle 7, schnelle 8 (bei entsprechender Takteinteilung), schnelle 9
Zusammenfassung 4: -
entspricht Grundbild 4
Anwendung: schnelle 8, schnelle 9 schnelle 10, schnelle 11, schnelle 12
Zusammenfassung 5: -
entspricht Grundbild 5
Anwendung: schnelle 10, schnelle 11, schnelle 12
Zusammenfassung 6: -
entspricht Grundbild 6
Anwendung: schnelle 12 und höhere Taktarten
8.2. Teilzusammenfassungen
Teilzusammenfassungen sind Dirigierbilder, die dann angewendet werden, wenn das Tempo eines Stückes so beschaffen ist, dass Grundbilder nicht mehr, Zusammenfassungen aber noch nicht
dirigiert werden können.
Das Dirigieren von Teilzusammenfassungen ist grundsätzlich nur in Taktarten mit Dreiergruppierungen möglich.
Das Prinzip besteht darin, dass zwei Zählzeiten der Dreiergruppierung zu einer dirigentischen
Bewegung zusammengefasst werden. Die einzelne Zählzeit wird ausdirigiert. Sie wird häufig nur
im Hand- oder Fingergelenk ausgeführt.
17
9.
weitere Differenzierung des Dirigierbildes
Die bisher behandelten Grundlagen der Dirigiertechnik versetzen uns in die Lage, ein beliebiges
Musikstück dirigieren zu können. Es ist uns möglich Einsätze, Dirigierbilder und Abschlüsse
exakt zu dirigieren, Das folgende Kapital zeigt auf der Grundlage dieser bisherigen Fertigkeiten
Möglichkeiten auf; weitere, den musikalischen Gegebenheiten Rechnung tragend Nuancierungen, in das Dirigierbild einzubeziehen. Dabei konzentrieren wir uns auf eine Auswahl der zahlreich vorhandenen und zunehmend individuell Züge annehmenden Varianten.
Die unten beschriebenen Modifikationen des Dirigierbildes dienen der genaueren dirigentischen
Darstellung bestimmter typischer Situationen, sind nicht Selbstzweck.
9.1.
Halt im Fixierpunkt
Nach dem bereits im Punkt 7.1.1. dargestellten Prinzip des Haltens im Fixierpunkt bei Notentwerten, die länger als eine metrische Einheit sind, lassen sich eine ganze Reihe wesentlicher
rhythmischer Differenzierungen dirigieren. Zur Erinnerung noch einmal das Verfahren:
Beim Erklingen von Notenwerten, die größer als das dirigierte Metrum sind, kann das Dirigat in
der entsprechenden Zählzeit unterbrochen werden. In der metrischen Einheit vor dem ende des
langen Notenwertes wird das Dirigat in der entsprechenden Zählzeit wieder aufgenommen.
Dieses Verfahren erhöht generell die präzise Ausführung eines bestimmten Rhythmus'. Es ist
allerdings klug auszuwählen, an welchen Stellen das Dirigat sinnvoll präzisiert werden soll.
Es ist weiterhin möglich, das rhythmusabhängige Dirigat nur in der linken Hand auszuführen,,
während die rechte Hand das Grundbild des Stückes dirigiert. Werden einzelne Instrumente oder
ein Orchester mit verwendet, ist dies ohnehin die übliche Dirigierpraxis.
10.
Arbeit mit einer Partitur
Aus den ,,Kalendersprüchen für den Chorerzieher":
„Lies oft in Partituren. Versuche, sie zu hören, ehe du sie durchspielst.“
„Lies den Text und singe die Melodie. Singe dann alle anderen Stimmführungen. Spiele sie nicht
nur auf dem Klavier, dort sind die Schwierigkeiten für den Sänger nicht vorgezeichnet.“
„Spiele danach die Partitur recht oft. Höre dich in sie hinein. Du sollst sie mit Leben erfüllen.
Strebe nach vollendeter Klangvorstellung und Interpretation. Gib nicht nach, ehe du die Partitur
mit allen Stimmführungen, in Rhythmik, Tonbildung, Dynamik, Sprache und als Dirigent beherrschst“
„Beginne dirigentische Übungen jedoch erst, nachdem du eine ideale Klangvorstellung vom
Werk besitzt.“
„Du kannst nur dirigieren, was du hörst.“
„Du sollst die Partitur im Kopf, nicht den Kopf in der Partitur haben. Lerne sie auswendig. Inwendig ist nach besser als auswendig.“ (Kalendersprüche, 1975)
Eine Partitur ist die Aufzeichnung aller Stimmen in einer über-sichtlichen Schichtung. Dabei
stehen gleichzeitig erklingende Töne prinzipiell untereinander, so dass der entsprechende Akkord
auf die einzelnen Stimmen verteilt ist.
18
Die Entstehung von Partituren als Aufzeichnungsweise geht auf das 16. Jahrhundert zurück.
Durchgesetzt haben sie sich aber erst vollständig im 18. Jahrhundert. Zuvor war die Notation
einzelner Stimmen ohne entsprechende Zusammenfassung üblich. Die Leitung des Musizierens
ging vom Cembalo aus (Generalbassnotierung).
10.1.
Notation von Chorsätzen a - cappella
Die Notation von Chorsätzen als Partitur richtet sich nach der Anzahl und der Höhe der beteiligten Stimmen. Die höchste Stimme bekommt dabei prinzipiell den höchsten Platz zugeordnet.
Sind einzelne Stimmen nochmals geteilt, so können Differenzierungen vorgenommen werden. Je
nach Übersichtlichkeit der Stimmen wird die geteilte Stimme in einem oder in zwei Systemen
notiert. Erfolgt die Notation in einem System, so sind die Notenhälse der oberen Stimme immer
nach oben, die der unteren Stimme immer nach unten zu notieren.
In übersichtlichen homophonen oder leichteren polyphonen Sätzen ist es üblich, die Partitur in
zwei Systemen anzulegen:
Der Tenor hat im Gegensatz zu anderen Stimmen zwei Notationsmöglichkeiten. Er kann im oktavierenden Violinschlüssel („ottava“) oder im Bassschlüssel notiert werden. Zu beachten ist
dabei, dass der Tenor eine Oktave tiefer klingt, als notiert.
Doppelchörige Chorwerke werden als zwei Chöre untereinander notiert:
10.2.
Notation von Chorsätzen mit Solisten und instrumentaler Begleitung
Die im vorangegangenen Punkt aufgestellten Regeln gelten weiter. Die Zuordnung verschiedener
Instrumente erfolgt nach dem Ordnungsprinzip der Orchesterpartitur. Es gilt folgende Reihenfolge:
1.
2.
3.
4.
5.
Solistische Instrumente (außer Bassinstrumente)
Gesangssoli
Chorstimmen
Klavier oder andere Tasteninstrumente
Bassinstrumente
Falls es die Übersichtlichkeit erlaubt, können die Gesangsoli auch direkt in der dazugehörigen
Chorstimme notiert werden.
10.3. Orchesterpartitur
Die Anordnung der Stimmen richtet sich nach den einzelnen Instrumentengruppen. Innerhalb der
Gruppen entscheidet wieder die Stimmlage der Instrumente über deren Platz in der Partitur. Folgende Notierung ist in Varianten üblich:
Holzbläser
Flöten
Pikkoloflöte
Oboen
Klarinetten
Fagotte
19
Kontrafagott
Blechbläser
Hörner
Trompeten
Posaunen
Tuba
Schlaginstrumente
Pauken
kleine / große Trommel etc.
Harfe
hohe und mittlere
Streichinstrumente
Violinen 1
Violinen II
Violen
Solostimmen
Gesangsstimmen
Chorstimmen
tiefe Streichinstrumente
Violoncelli
Kontrabässe
Wesentlich ist, dass die Reihenfolge der Notation auch für den Fall, dass nur einige Instrumente
vorhanden sind, nach obigem Schema bestehen bleibt.
10.4.
Einzeichnungen
Die Partitur enthält alle wichtigen, zur Interpretation notwendigen Informationen über des zu
musizierende Musikstück. Für jeden Interpreten kommt es bei der Aufbereitung der Partitur darauf an, seine Interpretationsvorstellungen durch Einzeichnungen im Notenbild festzuhalten. Dies
bezieht sich vor allem auf seine Vorstellungen zur Phrasierung, Dynamik und Agogik, aber ebenso auf des Sichtbarmachen komplizierter Stellen für die Umsetzung der Partitur in der Probenarbeit.
Diese Eintragungen sind als Arbeitshilfen wichtig, da sie Grundlage für den gesamten künstlerischen Prozess von der Probenarbeit bis zur Aufführung bilden. Wichtige allgemeingültige Zeichen sollten darüber hinaus auch als Eintragung in den Einzelstimmen der Chorsänger realisiert
sein.
Folgendes System erweist sich als günstig:
gewähltes Metrum
Notenwert (doppelt unterstrichen)
Atemzeichen
20
,
Schnappatem, kurzer Absatz im Melodiebogen,
Trennung von einzelnen Wörtern/ Silben
Bindebogen, Phrasierung allgemein und Zeichen für das Durchsingen von Phrasen
Zeichen für Intonationsschwerpunkte
schneller werden
langsamer werden
langsamer werden bis zum Ende der Phrase
plötzlich schnell
plötzlich langsam
Neben diesen allgemein üblichen Zeichen kommen noch weitere Hervorhebungen ganz bestimmter musikalischer Sachverhalte vor, die individuell geprägt sind. Geht man davon aus, dass der
Chorleiter die Partitur übersichtlich gestalten muss, so ist in jedem Fall zu empfehlen, nur die
wichtigsten zusätzlichen Informationen einzutragen, um ein Höchstmaß an Übersichtlichkeit zu
wahren.
Besonders für Anfänger empfiehlt es sich, die führende Stimme in polyphonen Sätzen hervorzuheben und Einsätze deutlich sichtbar zu machen. Es ist möglich, die erforderliche Vorbereitungsbewegung zu markieren. Bedingung ist, dass man seiner Schreibweise unbedingt treu bleibt, um
Verwirrungen zu vermeiden.
Weitere Aufmerksamkeit gebührt dem Text. Hier ist es möglich, Textschwerpunkte zu unterstreichen und einzelne wichtige Laute, die phonetisch oft falsch behandelt werden, einzurahmen.
Jede Partitur ist ein individuelles Arbeitsmittel des Chorleiters zur Realisierung seiner Interpretationsabsicht. Dies sollte demzufolge auf die individuelle Arbeitsweise aufbereitet sein und ist
somit nicht ohne weiteres auf einen anderen Interpreten übertragbar.
10.5.
Aneignung einer Partitur
Bereits vor Beginn des Einstudierungsprozesses ist die Partitur des zu interpretierenden Werkes
sicher zu beherrschen. Der Chorleiter muss geistig und handwerklich über dem Werk stehen und
darf nicht selbst mit der Einstudierung beginnen, während er das Werk seinen Sängern beibringt.
21
Zur Aneignung der Partitur werden folgende Schritte empfohlen:
1.
Verschaffen eines allgemeinen Überblicks über des Werk
Text, Entstehung, inhaltliche Schwerpunkte, Stimmenanzahl und -umfang, Anforderungen an den Sänger, Notwendigkeit von Solisten oder Instrumentalisten, Einordnung
2.
Lernen der Stimmen
sängerische Beherrschung der Einzelstimmen
dabei: Singen der Stimmen ohne Klavier
(Die Schwierigkeiten, denen der Sänger gegenübersteht, werden deutlich, wenn man selbst die
einzelnen Stimmen für sich singt. Fehler, die man selbst macht, sind mit Sicherheit Fehler, die
sich im Chor wiederholen.)
Einzeichnungen in Einzelstimmen
3.
-
Aufbereitung der Partitur
Verfolgen der Stimmführung, Einzeichnen der Einsätze,
Spielen der Partitur nach folgenden Prinzipien:
Notengetreues Spiel, Erfassen aller Stimmen im Partiturspiel
Aufbereitung komplizierter Stellen
z.B. Transponieren von Stimmen oder des Satzes. Ableitung bestimmter Probenschritte
4.
-
Erlernen des Dirigates
der Einzelstimmen
der Stimmgruppen
des ganzen Chorsatzes
5.
Aus- und inwendiges Beherrschen der Partitur
(mit dem Probenprozess).
11. Der Kanon
Im Kanon begegnen wir einer der Musizierformen, die in allen Chören gepflegt wird. Das exakte
Beherrschen aller dirigentischen Elemente ist beim Dirigieren von Kanons unbedingte Voraussetzung.
11.1 Historisches zum Kanon
Der Kanon ist eine der ältesten bekannten Musizierformen. Der erste überlieferte Kanon ist um
1250 entstanden. Es ist der sechsstimmige Doppelkanon „Summer is acoming in“
Die Entwicklung des Kanons erfolgte im engen Zusammenhang mit der Jagd und der Darstellung
von Jagdszenen. Die französische Bezeichnung für Jagd „chasse“ weist ebenso wie die italienische „caccia“ auf diesen Zusammenhang hin. Es erfolgte eine sinnbildliche Beziehung zwischen
dem Verfolgen des Wildes bei der Jagd und dem Verfolgen der Stimmen beim Kanon.
Das im Kanon enthaltene Fugenprinzip (fuga = Flucht) ist gleichfalls auf diesen Ursprung zurückzuführen. Im Laufe der Entwicklung wurde aufgrund der Komprimiertheit eines musikalischen Gedankens der Kanon immer mehr zu einem Zeichen hohen kompositorischen Könnens,
so dass von allen Komponisten überliefert sind.
Auf zahlreichen Portraits bedeutender Musiker war es üblich, einen Kanon, der künstlerische
Meisterschaft des Komponisten darstellen sollte, abzubilden. Oftmals fehlen dabei die Anwei22
sungen für das Musizieren des Kanons (Stimmenanzahl, Einsatzabstand usw.), so dass der Betrachter das Prinzip des Kanons selbst herausfinden musste. Diese Form wird „Rätselkanon“ bezeichnet. Die Mehrzahl der heute gesungenen Kanons stammt aus dem 19. Jahrhundert. Neben
der Anknüpfung an die Darstellung der künstlerischen Meisterschaft erscheint hier mehr und
mehr die Funktion des Geselligen Singens, die sich auch in unseren Tagen erhalten hat.
Einen ausgezeichneten Einblick in die Möglichkeiten des Musizierens von Kanons geben die
verschiedenen Sammlungen.
11.2.
Einteilungsmöglichkeiten und Bestimmungsmomente des Kanons
Folgende Bestimmungsmomente kennzeichnen einen Kanon:
1.
Stimmenanzahl
2.
Einsatzabstand
3.
Einsatzintervall
Die meisten Kanons sind Primkanons, das heißt, die Comesstimmen folgen dem Dux auf
der gleichen Tonhöhe. Es ist aber ebenso möglich, Sekund-, Terz- und Quartkanons usw.
zu komponieren. In dem Fall folgen die Comesstimmen im jeweils angegebenen Intervall.
4.
Bewegungsrichtung des Comes




Hier unterscheiden wir zwischen folgenden Möglichkeiten:
Comes folgt dem Dux in gleicher Richtung
Umkehrkanon (Spiegelkanon oder Gegenkanon)
Comes wird auf der Mittelachse des Notensystems gespiegelt
Krebskanon
bringt den Comes von hinten beginnend rückwärts
Spiegelkrebskanon
Dieser ergibt sich aus der Verbindung zwischen Umkehrkanon und Krebskanon.
Folgende Einteilungsformen der Kanons sind üblich:
 Symmetrische und asymmetrische Kanons
Beim symmetrischen Kanon sind die Einsatzabstände der einzelnen Stimmen gleichmäßig über den gesamten Kanon verteilt, sie folgen nach der jeweils gleichen Anzahl von
Takten.
Beim asymmetrischen Kanon finden wir die Einsätze nur am Anfang des Kanons.
Beispiele:
Symmetrischer Kanon:
23
Assymetrischer Kanon:
 Strenge und gemischte Kanons
Bei strengen Kanons wird nur der Dux notiert. Der Comes ergibt sich aus der notengetreuen Wiederholung des Dux mit dem entsprechenden Einsatzabstand, Einsatzintervall
und Bewegungsrichtung.
Es wird zwischen folgenden Möglichkeiten unterschieden:
 Zirkelkanon:
Kanon, der nach Ablauf immer wieder von vorn beginnt.
 Spiralkanon:
Zirkelkanon, bei dem der Dux einen Ton höher anfängt, als er endet. Die Stimmen
„schrauben“ sich nach oben.
 Rätselkanon:
Einsatzintervall und -abstand sind nicht angegeben, sondern müssen selbst gefunden werden.
 Kanons mit mehreren Kanonmelodien (Quodlibets)
24
11.3. Dirigieren von Kanons
Bei der klanglichen Entfaltung von Kanons handelt es sich stets um polyphone Sätze, die demzufolge ebenso dirigiert werden. Dieses wurde in den vorangegangenen Kapiteln ausführlich besprochen, deshalb wird hier darauf verzichtet.
Schwieriger hingegen ist der Abschluss eines Kanons, da durch die Polyphonie jede Stimme verschiedene Textzeilen singt und durch unmissverständliche Bewegungen des Chorleiters angezeigt werden muss, dass ein gemeinsamer, gut klingender Schluss organisiert wird.
11.3.1. Schlussvarianten
Es gibt prinzipiell drei Schlussvarianten, die unterschieden werden müssen:
1. Schlussvariante auf Fermaten:
Diese Schlussvariante ist sicher die häufigste. In der Kanonnotation ist der entsprechende
durch eine Stimme zu haltende Abschlusston mit einer Fermate notiert. Die jeweilige
Stimme singt diesen Abschlusston bis die anderen Stimmen ebenfalls ihren eigenen Abschlusston erreicht haben, dann wird der Akkord im Sinne einer Fermate gehalten und
gemeinsam abgeschlossen.
2. Schlussvariante mit ,,Auslaufen" der Stimmen:
Hier handelt es sich zumeist um asymmetrische Kanons, deren Stimmeinsätze dicht
nacheinander liegen. Beim Abschluss dieser Kanons ist es neben dem oben beschriebenen Schluss möglich, auf dem letzten Ton des Kanons auszuhalten, bis alle Stimmen diesen Ton erreicht haben. Danach kann eine für alle bestimmte Abschlussbewegung gegeben werden. Eine weitere Variante besteht darin, die Stimmen nacheinander nach Erreichen des Schlusstons abschließen zu lassen, so dass eine Stimme am Schluss übrig bleibt.
3. Schlussvariante mit komponiertem Abschluss:
Die Besonderheit dieser Abschlussvariante besteht darin, dass die Schlusswendung durch
eine spezielle Anweisung (dal segno oder Klammer) in einen gesondert komponierten
Schluss gesprungen wird, der dann in einem gemeinsamen Schlussakkord endet.
25
11.3.2. Dirigat von Kanonabschlüssen
Kanonabschlüsse können nicht willkürlich gewählt werden, da die einzelnen Stimmen möglichst
den Schlusston erhalten sollen, der ihrer Stimmlage entspricht. Außerdem ist es aus Gründen der
Satztechnik ungünstig, mit einem Akkord zu enden, bei dem beispielsweise ein Terz- oder
Quintbass auftritt. Es wird angestrebt, dass, wenn alle erforderlichen Töne vorhanden sind, ein
Akkord in weiter Lage erklingt.
Die Reihenfolge des Einsatzes der Stimmen richtet sich nach dem Schlussakkord.
Man geht folgendermaßen vor:
1. Die durch die Fermate gekennzeichneten Töne werden als Akkord möglichst in weiter Lage
aufgeschrieben. Dabei wird die vorhandene Chorbesetzung berücksichtigt.
2. Diesem Akkord werden die einzelnen Stimmgruppen des Chores zugeordnet.
3. Es wird festgelegt, in welcher Reihenfolge die Stimmen einsetzen müssen, um den angestrebten Akkord zu erhalten.
12.
Hinweise zur Probenmethodik
Allgemeine probenmethodische Maßnahmen
Diese Methoden zählen sozusagen zur Grundausstattung, sie kommen unabhängig von bestimmten Stücken in nahezu jeder Chorprobe vor.
 Vorsingen – Nachsingen
 Mitsingen (als kurzzeitige Hilfe)
 Mitspielen einer Stimme, des Satzes, harmonischer Hilfen am Klavier
 Singen auf Silbe („du“; „dü“)
 langsames Übungstempo (bei sehr langsamen Stücken schneller)
 Kombinieren von Stimmen in allen Variationen (Mittelstimmen nur im Ausnahmefall
kombinieren); bewährt hat sich: Harmoniestimme + Melodiestimme, Füllstimmen dazu
 alle singen eine Stimme gemeinsam (bei in allen Stimmen wiederkehrenden Motiven)
 Fermaten an wichtigen oder schwierigen Stellen (Aushören)
 Im Metrum singen
 Text, Rhythmus sprechen
 Anweisungen auch während des Singens reinsprechen
 bei häufiger Wiederholung besonders hoher oder tiefer Stellen oktavieren
 „ Verfremdung“ schwieriger Stellen
 Übernehmen der Gliederung des Chorsatzes für die Probenarbeit (meist 2- bzw. 4taktige Phrasen)
 Klare Zielangaben mit anschließender Kontrolle und Bewertung
 Sichtbarmachen der Forderungen im Dirigat
Erarbeitung des Notentextes
Setzt die Analyse des Satzes voraus und dient dazu, auf möglichst schnellstem Weg die
Grundkriterien (Töne, Rhythmus) zu erarbeiten. Kann je nach Qualität des Chores sehr unterschiedlich ausfallen, vom mehrmaligen Vor- und Nachsingen (-spielen) einzelner Stimmen
bis zum Vom-Blatt-Singen des gesamten Satzes.
26
Alle nun folgenden probenmethodischen Maßnahmen wird man nur selten völlig isoliert bearbeiten. In einer abwechslungsreichen Probe fließen sie ineinander (so beeinflusst z.B. die
Stimmtechnik die Intonation oder der Text die Artikulation). Der Einfachheit und Übersichtlichkeit halber sind sie hier unter verschiedenen Überschriften aufgelistet.
Intonation
Intonationsübungen werden sinnvollerweise auf Tonsilbe durchgeführt, damit man durch den
Text nicht abgelenkt ist, aber auch, um eine trübe Intonation durch schwierige Vokale zu
vermeiden.
 harmonisch geprägter Satz, wichtig für die Intonation ist das Bewusstsein dafür, welchen Akkordton man gerade singt (Grundton, Terz, Quinte)
 Kombination von Stimmen mit
- häufig gleichen Tönen
- einfachen Intervallen (Oktaven, Quinten)
- aber auch: Dissonanzen begreiflich machen
- Übernahmetönen
Eine Stimme kann sich dann intonatorisch an einer anderen orientieren (aufeinander Hören ist
wichtig).
Bewusstsein für die Intervalle innerhalb einer Linie (wie ist z.B. ein Ganzton genau zu intonieren), auch innerhalb von Linien harmonisch denken, häufig wiederkehrende Töne als
„Vergleichstöne“ in Erinnerung halten, bei längeren Tonleitern oder chromatische Linien
Rahmenintervalle klarmachen
auf dem Klavier Akkorde oder einzelne Töne (z.B. den Grundton eines häufig wiederkehrenden Akkordes) als Orientierung liegen lassen (Besser: einzelne Orientierungstöne können
auch in einer Chorstimme gehalten werden)
Stimmtechnik
Allgemein wichtig ist, ein Gespür für problematische Töne zu bekommen. Dabei haben die
unterschiedlichen Stimmgruppen oft unterschiedliche Schwierigkeiten. Sprünge zunächst auf
Silbe, legato, langsam, der obere Ton ist im unteren bereits vorhanden, genau beobachten,
was sich in Mund und Kiefer umstellen muss (darf nicht zu viel sein), lockerer Unterkiefer,
lockere Zunge, Töne auf einer Ebene denken, mögliche Vorbereitung ist eine akkordische
Einsingübung auf verschiedenen Vokalen
Text
Die Aussprache des Textes spielt naturgemäß bei fremdsprachlichen Stücken eine wichtigere
Rolle (Wenn möglich sollte ein Muttersprachler den fremdsprachlichen Text erarbeiten).
Aber auch im Deutschen gibt es zahlreiche Fehlerquellen bei Vokalen und Konsonanten, z.B.
durch Dialekte.
Grundlage der korrekten Aussprache ist hier die deutsche Hochlautung (Wörterbuch der deutschen Aussprache)
- Sprachliche Feintrennung, vor allem dann nötig, wenn an Wortübergängen zwei Vokale
aufeinander folgen (z.B. darf aus „wie anders“ nicht „wianders“ werden). Gleiches gilt, wenn
ein Vokal einem Konsonanten folgt (Klassisches Beispiel aus der Motette „Jesu, mein Freude“ von Bach: aus „Weicht, ihr Trauergeister“ wird „Weichtier Trauergeister“).
- Intensität und Zeitpunkt der Konsonanten, vor allem bei Klingern („immer“)
27
- Inhalt des Textes als Interpretationshilfe klarmachen
- Betonungen, Intensität der Konsonanten und Klinger, Absprachen, Zusammenziehen oder
nicht (z.B. „klingt durch“ ein oder zwei „t“). Wichtig: Konsonanten im allgemeinen vor der
Zeit (Vokal auf der Zeit).
Wichtig: der Chor ist der Vortragende des Textes, wie ein Schauspieler, er transportiert den
Text zum Hörer; dabei zwei wichtige Aspekt: was sagt der Text selbst (literarische Vorlage)
und in wie weit hat der Komponist mit seiner Vertonung bereits Textinterpretation betrieben?
Interpretatorische Ansätze
Dieser Bereich ist am schwierigsten zu definieren. Einerseits ist die Interpretation von sehr
vielen Faktoren abhängig, z.B. von der Epoche, in der das Werk entstanden ist (Stichwort
Historische Aufführungspraxis), der Größe des Chores, der Größe und Akustik des Aufführungsraumes. Andererseits kann hier vieles (innerhalb der Grenzen des Notentextes und des
„guten Geschmacks“) individuell variieren.
Artikulation
Bei der Artikulation ist es sinnvoll, zunächst das Betonungsschema des Textes und des Taktes zu untersuchen und der Interpretation zugrunde zu legen (Reimschema, Versmaß). Dies
kann durchaus zu unterschiedlichen Möglichkeiten führen.
Phrasierung
Verdeutlichen größerer Sinnzusammenhänge, Zielpunkte setzen, Abschnitte klären. Wichtige
Orientierung sind oft Satzzeichen (dies kann in verschiedenen Strophen zu sehr unterschiedlicher Phrasierung führen).
Geklärt werden muss auch die Behandlung von Phrasenübergängen: bewusste Zäsur mit oder
ohne Atem (dabei gemeinsames Rhythmusempfinden für das Weitergehen), Feintrennung
oder Bindung. Vor allem bei Kommas muss trotz Zäsur weitergedacht werden, sonst bricht
die Phrase zu stark ab.
Dynamik und Tempo
Beide sind in vielen Fällen natürlich vorgegeben. Gerade bei der Dynamik ist aber auf die
genaue Einhaltung zu achten. Wichtig ist auch die Einteilung bei größeren crescendi oder
decrescendi. Hier ist man oft zu schnell zu laut bzw. zu leise. Beim Tempo sind Übergänge
und ritardandi zu klären.
Anfänge, Schlüsse
Qualität der Auftakte, Bewusstsein des Atems, gemeinsames Einatmen, Vorbereiten der Tonhöhe und des Vokals, an Schlüssen nicht einfach aufhören, den Klang weiterdenken
Klang
Das Phänomen des Klanges ist besonders schwierig zu beschreiben. Obwohl es wichtige
Grundkriterien für den Klang gibt (z.B. die Homogenität des Chorklanges), ist es doch gerade
bei sehr guten Chöre schwer zu beschreiben, warum der Klang so ist, wie er ist. Durch das
nahezu unbegrenzte Klangfarbenspektrum lassen sich, gerade in Verbindung mit dem Text,
28
sehr viele mögliche Varianten erzeugen. Gearbeitet werden muss auf jeden Fall an der einheitlichen Vokalfärbung, dem bewussten Formen der Vokale und Konsonanten (hier werden
vor allem die Klinger m, n, l, ... oft vernachlässigt), der Homogenität des Chorklanges (sowohl innerhalb der Einzelstimmen als auch im Ensemble) und der dynamischen Balance der
Einzelstimmen im Chorklang. Dabei sollten andererseits bestimmte Klangcharaktere einzelner Stimmgruppen nicht völlig verloren gehen (z.B. warmer Klang im Alt, heller Klang im
Tenor).
Charakter
Ein bestimmter Grundcharakter ist meist durch den Textinhalt, das Tempo und oft auch durch
die Taktart (z.B. tänzerischer 3er-Takt) vorgegeben. Vor allem bei mehrstrophigen Liedern
oder längeren Stücken mit unterschiedlichen Abschnitten ist es aber wichtig, den einzelnen
Strophen bzw. Teilen einen spezifischen Charakter zu geben. Dies geschieht vor allem durch
Textbehandlung und Dynamik.
Wichtigster Maßstab für die Probenarbeit ist das genaue Hören und die ständige Reaktion auf
das, was der Chor macht.
Bei den ersten Proben ist es sinnvoll, sich zur Orientierung einen Probenplan zu machen. Dabei ist es allerdings wichtig, nicht starr an diesem Plan festzuhalten, wenn z.B. etwas unerwartet leichter oder schwerer geht. Für die gesamte Probenarbeit ist das sängerische Beherrschen der einzelnen Stimmen von entscheidender Bedeutung (natürlich auf dem jeweiligen
sängerischen Stand).
Quelle: Internet (Andreas Schneidewind), ergänzt durch Prof. C. Seibt
13. Grundlagen für die Bewertung von Prüfungsleistungen
im Fach „Leitung vokaler und Instrumentaler Ensembles“
a) Inhalt und Benotung:
Die LAPO I für den Freistaat Sachsen in der Fassung vom 13.März 2007 legt die inhaltlichen
Anforderungen und die Benotungen für die Prüfung „Leitung vokaler und instrumentaler Ensembles“ fest:
 „ §80
(...)
3. in der Leitung vokaler und instrumentaler Ensembles: Erarbeitung eines mehrstimmigen
Chor- sowie eines mehrstimmigen Instrumentalwerkes, Sichtbarmachen der angestrebten Interpretation.
(...)
c) die Leitung vokaler und Instrumentaler Ensembles mit einer Prüfungsdauer von 30 Minuten. “
 „ §15
Die Leistungen in allen Prüfungen sind nach der folgenden Notenskala zu bewerten:
sehr gut (1,0)
spricht
gut (2,0)
=
eine Leistung, die den Anforderungen im besonderen Maße ent-
=
eine Leistung, die den Anforderungen voll entspricht
29
befriedigend (3,0)
spricht
ausreichend (4,0)
=
eine Leistung, die im Allgemeinen den Anforderungen ent-
=
mangelhaft (5,0)
=
eine Leistung, die zwar Mängel aufweist, aber im Ganzen den
Anforderungen noch entspricht
eine Leistung, die den Anforderungen nicht entspricht, jedoch
erkennen lässt, dass die notwendigen Grundkenntnisse vorhanden sind und die Mängel in absehbarer Zeit behoben werden
können
[Zwischennoten in Form von halben Noten werden vergeben.(...)
Für Zwischennoten sind folgende Bezeichnungen zu verwenden:
sehr gut bis gut
(1,5)
gut bis befriedigend
(2,5)
befriedigend bis ausreichend
(3,5)
mangelhaft bis ausreichend
(4,5)
b) praktische Durchführung:
In der Fachrichtung Schulmusik der Hochschule für Musik und Theater Leipzig wird dies wie
folgt umgesetzt:
Die fachpraktische Abschlussprüfung Chorleitung wird in der Regel im Übungschor in Form
einer Probe durchgeführt. Die Schwierigkeit des jeweiligen Prüfungsstückes orientiert sich in
der Regel an schulrelevanter Literatur.
c) Bewertungs-Kriterien:
Die Bewertung der Prüfung erfolgt auf Grundlage der am Prüfungstag erbrachen Leistung,
unter Berücksichtigung folgender Aspekte:
 Persönlichkeit
- Werkeinführung und –vermittlung
- Ausstrahlung und Probenatmosphäre
- Motivationsarbeit
- sprachlicher Stil und Umgang
 Methodik der Probenarbeit
- Konzeption/Aufbau der Probe
- Reaktion auf die Leistung des Ensembles und Hilfestellungen
(methodische, gesangliche, rhythmische, stimmbildnerische, sprachbildliche, gestische…)
- klare Ansagen zur geprobten Stelle, zum jeweiligen Probenschritt
- Tonangabe, auch mit Stimmgabel
- sinnvoller Einsatz des Klaviers
- aussagekräftiges, intonationssicheres Vorsingen einzelner Passagen
- qualitative Entwicklung im Verlauf der Probe
 musikalische Kommunikation/Dirigat
- Umsetzung von musikalischen/klanglichen Vorstellungen in Dirigat, Körpersprache, Mimik
- Gestische Hilfestellungen, Dirigiertechnik
- atmosphärische oder (körper-)sprachliche Kommunikation mit dem Ensemble
 Gestaltung/Interpretation
30
- differenziertes Erfassen von Stil, Tempo, Klanglichkeit und Ausdruck des Werkes
- Erkennen von Text-Musik-Bezügen
- Hörbarmachen von nachvollziehbaren Interpretationsansätzen in Teilen des Werkes
Quellen:
Kurt Thomas: Lehrbuch der Chorleitung
Breitkopf & Härtel Leipzig und Wiesbaden
Autorenkollektiv: Handbuch der Chorleitung
Hofmeister Verlag Leipzig
Martin Behrmann: Chorleitung Bd.I
Hänssler Verlag Neuhausen-Stuttgart
Walther Lipphardt. Vorwort zu "Gesellige Zeit" Erster Teil
Bärenreiter-Verlag Kassel und Basel
Rudolf Ewerhart: Vorwort zu "Hodie Christus natus est" Breitkopf & Härtel Leipzig und Wiesbaden
31
Herunterladen